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Vierter Teil.
Du weißt ja, wie Verwandte sind

Na, weiß Gott, s is schön, wenn man wieder zu Hause is. Wie is alles gegangen, Muttchen? Sag mal, wie hat Deine Bremse funktioniert? Das is schön.

Was? Ja, klar, ich bin ziemlich sicher, daß Walt mir das Darlehen geben wird. Aber Du weißt ja, wie Verwandte sind. Ich konnte sehen, daß er ganz wild drauf war, n Darlehen auf Grund einer Sicherheit, wie ich sie ihm geben kann, unterzubringen, aber er hat natürlich versucht, so zu tun, als ob er nicht recht wollte, und ich hab nen ganzen Abend rumsitzen und mir anhören müssen, wie seine Frau und er gequatscht haben.

Herrgott, was redet die Frau zusammen, und weißt Du, Walt is auch nicht viel besser. Er hat mir durchaus alles von ner Angelpartie erzählen müssen, die er gemacht hat, und das hat mich natürlich gar nicht interessiert –

Und komisch – weißt Du, einen so neugierigen Menschen wie Walt hab ich noch nie gesehen, aber Du weißt ja, wie Verwandte sind. Mein Gott, was hat er alles gefragt, und die Andeutungen, die er gemacht hat! Er hat wissen wollen, ob wir zwei, Du und ich, ob wir uns schon mal gestritten haben oder nicht –

Also, Du brauchst bloß ein Beispiel zu nehmen. Ich hab zufällig irgend was von Jackie gesagt, und da fragt er doch: »Erlaubt Dir Muttchen, daß Du ihn im Hause hältst?«

Na, ich hab ihn nur angesehen, und dann hab ich gesagt, n bißchen kühl: »Muttchen und ich, wir sind beide der Ansicht, daß das Haus kein Aufenthaltsort für nen Hund is, schon wegen ihm selber, und daß ers viel besser hat, wo er is, draußen in ner Hundehütte bei der Garage.«

Und über eine Sache bin ich beinahe wild geworden. Er hat mich gefragt: »Sag mal, bei den vielen Reisen, die Du nach New York machst, hast Du Dir da nie was Nettes fürs Herz aufgezwickt?«

Also, ich hab ihn bloß angesehen, ganz ruhig, und dann hab ich gesagt: »Walt«, hab ich gesagt, »ich hab nie einsehen können, daß ein Mann, der mit der nettesten kleinen Frau verheiratet is, die Gott geschaffen hat, es notwendig haben soll, andere Frauen auch nur anzuschauen. Ein solcher Mensch«, hab ich gesagt, »muß natürlich alles Schöne, was er in sich hat, für die eine Frau aufheben, die ihm versprochen hat, sein Schicksal zu teilen und ihn glücklich zu machen.«

Und Du kannst Dir auch merken, daß ich das Walt gesagt hab – Du machst doch manchmal so Andeutungen, ob ich nicht Mädels zum Dinner einlade, wenn ich in New York bin.

Und was ich Walt wegen Jackie gesagt hab, der Deibel soll mich holen, wenn ich einsehen kann, warum Du auch nicht ein einziges Mal die Katze in die Küche sperren und Jackie ins Haus lassen kannst. Aber worauf ich hinaus will: ich wollte, Du hättest dabei sein und zuhören können, wie ich mit Walt über Dich gesprochen hab. Wenn Du wüßtest, wie manche Männer über ihre Weiber klatschen –

Aber lassen wir das. Ich will Dir bloß von der Fahrt erzählen.

Ich hab den Zug richtig bekommen, s waren noch drei Minuten Zeit, und hab im Speisewagen gegessen – s Essen war gar nicht so schlecht – ich weiß noch, ich hatte Gemüsesuppe und Brathuhn mit Bratkartoffeln und nachher Mais und n Stück Apfelkuchen mit Schlagsahne – hör mal, Du müßtest doch mal den lettischen Trampel dazu kriegen, daß sie mal ihre faulen Arme in Bewegung setzt und n bißchen Schlagsahne für uns macht – mein Gott, was glaubt denn das Mädel, wofür wir ihr fünfundsechzig gute Dollars im Monat zahlen! – und dann bin ich in den Clubwagen rübergegangen und hab mich niedergesetzt, um ne Zigarre zu rauchen, und dabei bin ich mit einem Herren ins Gespräch gekommen, und der hatte ein Buch gelesen über »Mikrobenjäger« und hat mir ne ganze Menge über Bazillen und Bakterien erzählt.

Hast Du gewußt, daß Bakterien sich mit ner Geschwindigkeit von – ich glaube, s sind zehntausend in der Stunde – nee, eine Million in der Stunde is es, wenn ich mich recht erinner; auf jeden Fall vermehren sie sich mit ner Geschwindigkeit, daß Du einfach platt sein würdest, und weißt Du, das is die Erklärung für ne Menge Krankheiten.

Ja, mit dem Herren bin ich ins Gespräch gekommen, er is Rechtsanwalt, glaub ich, und wie er erzählt hat, daß er aus Brainerd, Minnesota, is, da hab ich ihn gefragt, ob er nicht zufällig Alec Duplex aus Saint Cloud, Minnesota, kennt – Du weißt doch noch, der Herr, den wir in Kalifornien kennengelernt haben – und schließlich stellt sich tatsächlich raus, daß der Herr n Vetter zweiten Grades von Alec is. Das is doch allerhand!

»Na«, hab ich da zu ihm gesagt, »die Welt is doch ziemlich klein, nicht?«

Ja, und so gegen neun Uhr dachte ich, ich könnt in die Klappe kriechen und versuchen zu schlafen – obwohl, das is ne komische Sache mit mir; ich weiß nicht, ob ich Dirs schon gesagt hab, die erste Nacht kann ich im Schlafwagen kaum schlafen; aber ich dachte mir, ich kann mich hinlegen und s probieren, und dann zeigt sich, daß der Porter mein Bett schon gemacht hat und so steig ich aus meinen Kleidern raus und zieh die Uhr auf und kriech ins Bett –

Aber ich will nicht alle Einzelheiten von der Fahrt erzählen – s war weiter nichts besonders Interessantes außer dem merkwürdigen Zufall mit dem Herrn, Mr. McLough hat er geheißen, der n Vetter von Alec Duplex is, aber weißt Du, eines muß ich doch noch erzählen:

Morgens beim Frühstück dacht ich mir, ich könnt doch mal n paar Buchweizenkuchen essen, und da sag ich zum Kellner: »Na, ich möcht mal n paar Buchweizenkuchen haben«, sag ich, »mit Sirup.«

»Bedaure, der Herr, wir haben heute leider keine Buchweizenkuchen«, sagt er.

»Sie haben keine Buchweizenkuchen?« sage ich.

»Nein, heute früh sind keine Buchweizenkuchen da«, sagt er, »aber wir haben Maiskuchen.«

»Na«, sage ich zu ihm, »wenn Sie keine Buchweizenkuchen haben –«


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