Alfred Lichtenstein
Gedichte
Alfred Lichtenstein

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Es war einmal

        Es war einmal, es war einmal
Ein fahrender Scholar.
Er hatte einen Wuschelkopf
Voll kupferrotem Haar.
Und bummelte sich durch die Welt
Und hatte keinen Pfennig Geld
Und war ein bettelarmer Tropf
Der fahrende Scholar.

Und alle Mädchen, die ihn sahn,
Den fahrende Scholar
Mit seinem dunklen Feuerblick
Und seinem Wuschelhaar.
Die schauten ihm verstohlen nach
Und mancher schier das Herze brach
Denn nie mehr kehrte er zurück,
Der fahrende Scholar.

So zog er nun, so zog er nun
Der fahrende Scholar.
Von Land zu Land, von Ort zu Ort,
Wo nur ein Wirtshaus war.
Er trank dort manchen Humpen Wein;
Doch das Bezahlen ließ er sein
Und schlich sich heimlich wieder fort
Der fahrende Scholar

Einst kommt er nun zu einem Dorf
Der fahrende Scholar
Da hatt' der Wirt ein Töchterlein,
Das etwas älter war. –
Er hat zerriss'ne Wanderschuh
Und durstig ist er noch dazu
Und mag wohl auch recht müde sein
Der fahrende Scholar.

Es schenkt ihm ein, den besten Wein
Dem fahrenden Scholar
Des Wirtes schlankes Töchterlein,
Das etwas älter war.
Er trinkt und trinkt und trinkt und trinkt
Bis er betrunken niedersinkt
Er soll nun nicht mehr lange sein
Ein fahrender Scholar.

Jetzt ist er Wirt zum gold'nen Lamm
Der fahrende Scholar
Ist aufgedunsen wie ein Schwamm
Es floh schon manches Jahr
Er ist so bleich und ist so fahl
Und grau ist jetzt sein Haar
Er brummt das Lied: Es war einmal
Ein fahrender Scholar.

Damit Euch nicht wie jenem da
Ein solches Schicksal winkt
Drum Leute, Leute hütet Euch,
Dass ihr nicht zuviel trinkt.
Drum Leute, Leute hütet Euch,
Dass ihr kein Mädchen minnt
Von dem es heißt: es war einmal
Ein wundeschönes Kind.

 


 


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