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Ich fange mit der ersten unter den obgedachten Eigenschaften an, und behaupte, daß es gut ist, für freigebig zu gelten. Hingegen wird die Freigebigkeit, die du so ausübst, daß du nicht dafür giltst, schädlich sein. Denn wird sie nur recht tüchtig ausgeübt, und wie es recht ist, aber nicht recht bekannt, so vermeidet man damit nicht einmal den üblen Ruf des Gegentheils. Um den Namen eines Freigebigen unter den Menschen zu behaupten, muß man alle Art von Aufwand machen. Damit verzehrt ein Fürst Alles, was er hat, und wird zuletzt genöthigt, um den Namen des Freigebigen aufrecht zu halten, seine Unterthanen mit Auflagen zu beschweren, und alle Wege einzuschlagen, um Geld zu bekommen. Das macht ihn bei seinen Unterthanen verhaßt, und sobald er in Geldnoth geräth, wird er verächtlich. Seine Freigebigkeit hat Wenige bereichert, seine Verschwendung aber drückt Viele, und er kommt darüber bei der ersten Verlegenheit in Gefahr. Sieht er dies ein und will zurückziehen, so kommt er in den bösen Ruf der Filzigkeit. Da der Fürst also nicht auf solche Art freigebig sein darf, daß es in die Augen falle und bekannt werde, so muß er den Ruf des Geizes nicht fürchten. Mit der Zeit wird er schon wieder für freigebig gelten, wenn man sieht, daß bei seiner Sparsamkeit die gewöhnlichen Einkünfte zureichen; daß er die Kosten eines Krieges, womit er etwa überzogen wird, bestreiten kann, ohne die Unterthanen zu beschweren, so daß er am Ende freigebig gegen den großen Haufen ist, dem er das Seinige laßt, und geizig nur gegen die Wenigen, die nichts von ihm erhalten. Wir haben zu unsern Zeiten gesehen, daß nur diejenigen große Dinge ausrichteten, die für geizig galten; die Andern aber zu Grunde gingen. Papst Julius der Zweite hatte den Namen der Freigebigkeit durch das Betragen erworben, wodurch er sich auf den päpstlichen Stuhl schwang: nachdem er ihn bestiegen hatte, dachte er nicht mehr daran, um sich vielmehr nur zum Kriege gegen Frankreich vorzubereiten. Er hat auch wirklich so viele Kriege geführt, ohne außerordentliche Auflagen zu machen. Seine lange Sparsamkeit schaffte Rath zu allen ungewöhnlichen Ausgaben. Wenn der jetzige König von Spanien (Ferdinand der Katholische) für freigebig hätte gelten wollen, so hätte er nicht so viele Unternehmungen ausführen können. Ein Fürst, der solche Wirthschaft führt, daß er nicht nöthig hat seine Unterthanen auszuplündern, um sich zu vertheidigen, daß er nicht zu besorgen hat, arm und verachtet zu werden, daß er nicht in Gefahr geräth, aus Noth habsüchtig zu werden, darf nicht fürchten für geizig zu gelten: denn das ist eine Untugend, auf der die Sicherheit seiner Herrschaft beruht. Und wenn Jemand sagen sollte, daß Cäsar durch seine Freigebigkeit zur Herrschaft gelangt sei, und daß viele Andre durch diesen Ruf sich sehr hoch geschwungen haben, so antworte ich Folgendes: entweder du bist schon gemachter Fürst, oder auf dem Wege es zu werden. Im ersten Falle ist die Freigebigkeit nachtheilig, im zweiten ist es zwar nöthig, für freigebig zu gelten, und von der Art war Cäsar, der die Herrschaft von Rom zu erlangen strebte: hätte er aber länger gelebt, ohne diese Weise zu handeln abzulegen, so hätte er seine Herrschaft selbst zerstört. Auf die Antwort, daß viele freigebige Fürsten mittelst ihrer Kriegsheere große Dinge ausgerichtet haben, erwidere ich: der Fürst vergeudet entweder das Seinige und das Gut seiner Unterthanen, oder fremdes. Im ersten Falle sollte er sparsam sein; im zweiten muß er auf alle Weise den Namen der Freigebigkeit suchen; denn der Fürst, der mit einem Heere auszieht, welches vom Raube, Plünderung, Brandschatzung lebt, und fremdes Gut an sich bringt, muß wol freigebig sein: sonst fände er keine Soldaten, die mit ihm ausziehen. Wenn du nicht dein eignes oder deiner Unterthanen Gut vergeudest, so magst du wol freigebig sein, wie Cyrus, Cäsar und Alexander: fremdes Gut durchbringen, macht keinen schlechten Namen, sondern das Gegentheil. Nur die Verschwendung des eignen schadet. Keine Sache verzehrt sich selbst, so wie die Freigebigkeit. Indem du sie übst, verlierst du die Kraft dazu, und wirst entweder arm oder niederträchtig, oder um der Armuth zu entgehen, räuberisch und dadurch verhaßt. Unter allen Dingen, die ein Fürst vermeiden muß, steht oben an, verachtet und verhaßt zu sein, und die Freigebigkeit führt zu Beidem. Es ist daher weiser, sich als geizig verschreien zu lassen, was freilich einen schlechten Namen macht, jedoch ohne Haß zu erzeugen, als um des Rufes der Freigebigkeit willen als räuberisch berüchtigt und dabei verhaßt zu werden.