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Durch die beiden früheren Auflagen des Bürgercapitains glaubte der Verfasser dem Verlangen hiesiger Leser genugsam entsprochen zu haben und wagte es nicht zu erwarten, daß auch noch eine dritte Auflage nöthig werden würde. Die nicht unbedeutende Theilnahme jedoch, deren sich dieses Werkchen auch im Auslande zu erfreuen hatte vervielfältigte die Nachfragen nach demselben so sehr, daß sie unmittelbar die Veranlassung zu gegenwärtiger dritten Auflage gab. Diese unterscheidet sich im wesentlichen nur wenig von den früheren. Einige Erläuterungen und Verbesserungen sind da, wo sie nöthig waren angebracht; Zusätze in dem Lustspiele selbst haben nur solche Statt gefunden, die sich bei den verschiedenen Aufführungen auf hiesiger Bühne als passend bewährt haben.
So möge denn die dritte Wiedergeburt dieses Sittengemäldes durch ihren erneuerten IV Eingang in die Lesewelt, dazu beitragen, den immermehr in Abnahme kommenden originellen habitus des Frankfurters im Bilde aufzubewahren.
Frankfurt a. M., den 3. Decbr. 1828.
Der Verfasser.
Von dem gegenwärtigen Lustspiele ist eine zweite Auflage nöthig geworden. Der Verfasser desselben ist jedoch ebensoweit davon entfernt, dieß als die Folge eines besonderen Werthes zu betrachten, als ihn einzelne, dagegen laut gewordene Stimmen von dem gänzlichen Unwerthe desselben überzeugen können. Das erstere nimmt er überall nicht als einen untrüglichen Maßstab der Vorzüglichkeit an, und das letztere compensirt sich ihm hinreichend durch den ausgesprochenen Beifall achtungswerther Männer.
Erfreulich aber mußte ihm die Art seyn, wie dieses Lustspiel von dem Publikum aufgenommen wurde, welches es zunächst berührte, indem ihn diese am besten von einem Vorwurfe gereinigt hat, der ihm, wenn er auf ihm gelastet, sehr drückend hätte seyn müssen.
Mißverstehend oder übelwollend hatten ihm nämlich Manche die Absicht unterlegt, als hätte er durch dieses Stück, wenn auch nicht Einzelne, VI doch eine bestimmte Klasse von Einwohnern seiner Vaterstadt lächerlich machen wollen. Narren giebt es, zum Glück der Lustspieldichter, leider in allen Ständen genug, wer aber eine ganze Klasse von Bürgern für lächerlich halten könnte, wäre selbst ein Narr, und schlecht obendrein, wenn er eine solche so darzustellen sich bemühte.
Daß der Verfasser die handelnden Personen vorzugsweise aus der Einen Klasse, die man beleidigt zu seyn glaubte, genommen hat, hat seinen guten Grund darin, daß in ihr sich die Originalität eines Frankfurter Bürgers von altem Schrot und Korn, in Sprache, Denk- und Handlungsweise noch jetzt am reinsten ausspricht. Jenes kräftige Gefühl für Recht und Unrecht, die Liebe zur Unabhängigkeit, der Sinn für bürgerliche Ordnung und Thätigkeit, kurz alle jene Tugenden, welche den frühern Reichsstädter so vorzüglich auszeichneten, sollten sie sich in den engen, beschränkten, oft selbst kleinlichen Verhältnissen, in denen er sich bewegte, auch zuweilen seltsam genug ausgenommen haben, – sind, zum Ruhme eben dieser Klasse, in ihr noch weit häufiger zu finden als in denen, welche über oder unter ihr stehen. Die komischen mitunter derben Züge, welche in Verbindung mit VII jenen Vorzügen vorkommen, können aber, wenigstens im heutigen Lustspiele, nur bei den mittlern Klassen mit Erfolg gebraucht werden; bei den übrigen wird das Komische nur allzuhäufig durch Mitleid erdrückt, bei den untern durch Mitleid mit dem Spaß im Elend, bei den höhern durch Mitleid mit dem Spaß in seichter Flachheit: eins wie das andere muß ein freies, fröhliches Lachen nothwendig verbittern.
Das Komische erregt Lachen, und ist insofern lächerlich; was aber lächerlich macht ist Narrheit, und keineswegs zum Lachen. Es gab nun freilich eine Zeit, worin man eines jeden Menschen verkehrtes Streben, eines jeden Menschen Thorheit auf der Bühne lächerlich machen durfte, und dieß war gewiß die schönste Zeit der Komödie; seitdem man aber von diesem odiosen Privileg, lächerlich gemacht zu werden, Einzelne ausgenommen hat, und so lange man fortfährt dieses zu thun, sollte man im Grunde billiger Weise auch die noch übrigen Privilegirten schonen, und dem Publikum einstweilen nur komische, aber keine lächerliche Personen vorführen.
Wer in oder an sich etwas Komisches entdeckt, kann gewiß selbst recht herzlich darüber VIII lachen; über etwas aber, das ihn lächerlich machte, sicher nicht. Und aus diesem Grunde glaubt daher der Verfasser, wie oben gesagt, von dem bemeldeten Vorwurf dadurch am besten gereinigt worden zu seyn, daß das aus allen Klassen bestehende Publikum, bei den bereits öfters wiederholten Darstellungen seines Stücks auf der hiesigen Bühne, nur Beifall, aber keinen Aerger zu erkennen gegeben habe; für ihn eine ehrende Auszeichnung, die er zum großen Theile jedoch den vorzüglichen Leistungen der Darstellenden zu verdanken zu haben willig anerkennt.
Frankfurt a. M., den 4. Novbr. 1821.
Der Verfasser.
Es werd in der Weld viel Spas jetzt gemacht,
Drum war ich, Ihr Leut, uf aach ähn bedacht.
Er kimmt net von Minche, net von Berlin,
Aach net von Leipzig, net emol von Wien;
Bei uns in Frankfort do is er geheckt,
Drum glab ich Ihr Borjer, daß er Eich schmeckt.
Spas versteht er, des wähs ich recht gut;
Lacht iwer mein, er mecht kän behs Blut.
Es sagt schond e Remer vor Dausend Jahr,
– ridendo castigat mores
Des häßt uf Deitsch ganz Sonneklar:
Lacht net blos, denkt aach iwer den Zores.
Drum hoff ich net, daß äner iwel nimmt,
Wann im Komedi zum Vorschein er kimmt:
Offezier, Ferschte, Kaiser un Judde,
Derke, Heide, Kabbezinerkutte –
Korzum des ganze Menschliche Lewe,
Muß Stoff un Nahrung dem Lustspiel ja gewe.
Seegt äner er hätt sein Sach net doher,
Se sagt em, das er e Liener wehr;
Des Wahre scheppt jeder aus der Natur, X
Er gibt em dann noch e anner Muntur,
Seegt er dann er hets selbersch erdacht,
Glabts net, er hot wos weiß Eich gemacht,
Kän Dichter dicht so aus dem Kopp eraus,
Wann was Lewendiges er will schasse,
Unner die Mensche muß er enaus,
Dann schafft er aach Mensche – kän Affe.
Derft mer net mehr die Mensche kopire,
Was blieb dann noch iwrig ufzefihre?
Langweilig mißts ums Theater stehn; –
Mer mißt dann ins Hundskomedi gehn.
Des is mein Ansicht von dere Sach,
Es giebt noch e feiner, des wähs ich aach.
Es werd aach e mancher Dummkopp sage,
Der het kenne was Gescheidersch mache.
E Gescheider werd's halte vor Bosse,
Die Fräd will ich em herzlich gern losse.
Mir thut er den greßte Gefalle dermit,
Duht er aach lache, so lach ich noch mit.
Em annern werd die Sproch net gefalle,
Des kennt awer nor e Auswärtiger seyn;
Dann ze Frankfort redde So mer alle,
Gros, klän – ähner wie der anner so fein.
's Hochdeitsch is net de Frankforter ihr Sach,
Es reddes manche, es is aach dernach,
Un selbst im Casino kimmt die Woor net vor, XI
Liewer Franzeesch – net wohr?
Fregt dann e Mann, der uf Weld sich versteht,
Wie hot er, odder was hot er geredt?
Es redd jo e jeder nach seinem Schnawwel,
Der Preiß seegt die Jabel – mir die Gawwel,
Der Franzos seegt Serviett – un mir Salvet.
Es redd jo käner wie's geschriwe steht.
Wann ich mein Lustspiel het hochdeitsch gemacht
Gewiß, es het Niemand driwer gelacht.
Hot dann des Hochdeitsch e Privilegium,
Dumm Gezeug ze mache un ze schreiwe?
Beinah selt mer mehne es wehr so drum,
Von Spas wehr nix Guts mehr ufzetreiwe.
For Bosse un Speß baßt unser Sproch aach.
So gut wie e anner, des is kän Frag.
E Prebge dervon wehr uffzeweise;
Net genug kann ichs lowe un preise, –
Es is der ProrekterEin Schulgespräch in Frankfurter Mundart, das vor ohngefähr 26 Jahren von einem Primaner geschrieben worden: es ist voller Originalität und in seiner Art klassisch. Der Verfasser gesteht gerne, daß diese Kleinigkeit ihm die erste Idee zu gegenwärtiger Komödie gab. grad wie er war;
Des Ding bleibt noch scheen in hunnert Johr. XII
Der Bub dersch gemacht hot, was gilt die Wett,
Des war, Ihr kennts glawe, kän Dummkopp net,
In unsern Buwe stickt e brechtig Blut,
Zieht ersche besser, se wern se aach gut.
Drum Vätter un Mitter, baßt allezeit
Uf, uf der Kinner Spiel un Lustbarkeit
Dann wer die Sach vor änerlä helt,
Kennt net die Mensche, noch die Weld.
In de Spiele der Kinner do blinkt ihr Schenie,
Se seyn ihr prophetisch Bijegraphie;
Es hot gewiß meistens der Bunebart
In friher Jugend Saldatges gespielt,
Un sein Kamerade in ihrer Art,
Hawenen als Derann recht gefihlt.
Der Mozart hot als Kind von neun Johr,
Mer sellt beinah mehne, es wer net wohr,
Konzerte kombenirt, aus ägenem Plesir,
Se seyn besser, als manche Alte ihr.
Der Schiller war aach noch so halbwechsig,
Wie die Räuwer er hot zum Vorschein gebracht;
Es is manches drinn iwwerrechsig,
Doch wie gros wie erhawe is es gedacht!
Noch en Dichter nenn' ich Eich gern:
Es is der GeethéGöthe., mit Orde un Stern. XIII
Der zehlt wähs Gott for mehr als for Sechs,
Un is doch aach nor e hiesig Gewechs.
Uf'm Herschgrawe sieht mer noch des Haus
Wo er gebohrn is, – es sieht wie e annersch aus.
Es geht im Dag e mancher verbei,
Guckt enuff – un denkt nix derbei;
Dem war als Bub des Boppespiel sein Spas.
Er hots selbst gespielt. – Wer wisse will, was?
Der lese die Lehrjahrn un sein Lewe,
Die kenne am Beste Auskunft gewe.
Doch wie als Dichter der schond war gekreent,
Wer hette vor Zeit des wohl gemeent,
Mecht er aus dem Faust, dem Boppespiel,
E Dragedie voller Krafft un Gefihl.
Es duht aach in dem scheene Gedicht,
Manch scheen un trefflich Bildge vorkomme,
Dem mer ganz klar und deitlich ansicht,
Er hot's aus'm Frankforter Lewe genomme.
Es wärn noch der Jahre viele vergehn,
Eh e Frankforter widder so wos mecht.
Ach! die Verscht – wos seyn die so scheen!
O Weh! wos seyn Mein dergegen so schlecht.
Verscht wärn bey uns ziemlich viel jetzt gemacht
Un mit Reime sich Dag un Nacht geplagt,
Es deht awer Noth mer steckt an die Lichter,
Ze suche in dene Verscht die Dichter. XIV
Ich muß mich jetzt gehorschamst empfehle,
Kann mich mit Versch net länger mehr quele.
Es is emohl so e Brebge geweßt
Drum hoff' ich, daß er mit Nachsicht se leßt;
Ich bin jo kän Dichter von Profession,
Im Verschtmache hatt' ich nie Lection;
Es is nor so e Nervegeschefft,
Dervon mer sich wenig odder gar nix keft.
Mein Name brauch ich Eich net ze nenne,
Ich wähs, es duht mich doch e jeder kenne,
Doch so viel sag ich Eich noch ganz geschwind
Daß ich bin un bleib e Frankforter Kind.