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Der uns von Bürger Weston gehaltene Vortrag hätte in einer Nuss-Schale Raum finden können.
Alle seine Ausführungen liefen auf folgendes hinaus: Wenn die Arbeiterklasse die Klasse der Kapitalisten zwingt, 5 sh statt 4 in Gestalt von Geldlohn zu zahlen, so würde der Kapitalist dafür in Gestalt von Waren einen Wert von 4 statt 5 sh zurückgeben. Die Arbeiterklasse würde das mit 5 sh zu bezahlen haben, was sie vor der Lohnsteigerung für 4 sh kaufte. Aber warum ist dies der Fall? Warum gibt der Kapitalist im Austausch für 5 sh nur einen Wert von 4 sh zurück? Weil der Lohnbetrag fix ist. Warum ist er aber zu einem Warenwert von 4 sh fixiert? Warum nicht zu 3 oder 2 sh oder einer beliebigen anderen Summe? Ist die Grenze des Lohnbetrags durch ein ökonomisches Gesetz bestimmt, das gleich unabhängig ist vom Willen des Kapitalisten wie vom Willen des Arbeiters, so hätte Bürger Weston zunächst einmal dies Gesetz aussprechen und nachweisen müssen. Er wäre dann aber auch den Beweis schuldig gewesen, dass der in jedem gegebenen Zeitpunkt faktisch gezahlte Lohnbetrag immer exakt dem notwendigen Lohnbetrag entspricht und niemals davon abweicht. Andrerseits, beruht die gegebene Grenze des Lohnbetrags auf dem bloßen Willen des Kapitalisten oder den Grenzen seiner Habgier, so ist sie willkürlich. Sie ist aller Notwendigkeit bar. Sie kann durch den Willen des Kapitalisten und kann daher auch gegen seinen Willen geändert werden.
Bürger Weston illustrierte euch diese Theorie damit, dass, wenn eine Schüssel ein bestimmtes Quantum Suppe zur Speisung einer bestimmten Anzahl von Personen enthalte ein Breiterwerden der Löffel kein Größerwerden des Quantums Suppe bewirke. Er muss mir schon gestatten, diese Illustration recht ausgelöffelt zu finden. Sie erinnerte mich einigermaßen an das Gleichnis, zu dem Menenius Agrippa seine Zuflucht nahm. Als die römischen Plebejer gegen die römischen Patrizier in den Streik, traten, erzählte ihnen der Patrizier Agrippa, dass der patrizische Wanst die plebejischen Glieder des Staatskörpers mit Nahrung versehe. Agrippa blieb den Beweis schuldig, wie jemand die Glieder eines Mannes mit Nahrung versieht, indem er den Wanst eines anderen füllt. Bürger Weston für sein Teil hat vergessen, dass die Schüssel, woraus die Arbeiter essen, mit dem ganzen Produkt der nationalen Arbeit gefüllt ist und dass, wenn irgend etwas die Arbeiter hindert, mehr aus der Schüssel herauszuholen, es weder die Enge der Schüssel noch die Dürftigkeit ihres Inhalts ist, sondern einzig und allein die Kleinheit ihrer Löffel.
Durch welchen Kunstgriff ist der Kapitalist imstande, für 5 Schilling einen 4-Schilling-Wert zuruckzugeben? Durch die Erhöhung des Preises der von ihm verkauften Ware. Hängt denn nun aber das Steigen, ja überhaupt der Wechsel der Warenpreise, hängen etwa die Warenpreise selbst vom bloßen Willen des Kapitalisten ab? Oder sind nicht vielmehr bestimmte Umstände erforderlich, um diesen Willen wirksam zu machen? Wenn nicht, so werden die Auf- und Abbewegungen, die unaufhörlichen Fluktuationen der Marktpreise zu einem unlösbaren Rätsel.
Sobald wir unterstellen, dass keinerlei Wechsel stattgefunden, weder in der Produktivkraft der Arbeit noch im Umfang des Kapitals und der angewandten Arbeit, noch im Wert des Geldes, worin die Werte der Produkte geschätzt werden, sondern nur ein Wechsel in der Lohnrate, wie könnte diese Lohnsteigerung die Warenpreise beeinflussen? Doch nur, indem sie das bestehende Verhältnis zwischen der Nachfrage nach diesen Waren und ihrem Angebot beeinflusst.
Es ist sehr richtig, dass die Arbeiterklasse, als Ganzes betrachtet, ihr Einkommen in Lebensmitteln verausgabt und verausgaben muss. Eine allgemeine Steigerung der Lohnrate würde daher eine Zunahme der Nachfrage nach Lebensmitteln und folglich eine Steigerung ihrer Marktpreise hervorrufen. Die Kapitalisten, die diese Lebensmittel produzieren, würden für den gestiegenen Lohn mit steigenden Marktpreisen für ihre Waren entschädigt. Wie aber die anderen Kapitalisten, die nicht Lebensmittel produzieren? Und ihr müsst nicht glauben, dass das eine Handvoll ist Wenn ihr bedenkt, dass 2/3 des nationalen Produkts von 1/5 der Bevölkerung – oder sogar nur von einem Siebtel, wie kürzlich ein Mitglied des Unterhauses erklärte konsumiert werden, so begreift ihr, welch bedeutender Teil des nationalen Produkts in Gestalt von Luxusartikeln produziert oder gegen Luxusartikel ausgetauscht und welche Unmenge selbst von den Lebensmitteln auf Lakaien, Pferde, Katzen usw. verschwendet werden muss, eine Verschwendung, von der wir aus Erfahrung wissen, dass ihr mit steigenden Lebensmittelpreisen immer bedeutendere Einschränkungen auferlegt werden.
Wie wäre nun die Stellung der Kapitalisten, die nicht Lebensmittel produzieren? Für das der allgemeinen Lohnsteigerung geschuldete Fallen der Profitrate könnten sie sich nicht durch eine Steigerung des Preises ihrer Waren schadlos halten, weil die Nachfrage nach diesen Waren nicht gewachsen wäre. Ihr Einkommen wäre geschmälert; und von diesem geschmälerten Einkommen hätten sie mehr zu zahlen für die gleiche Menge im Preise gestiegener Lebensmittel. Aber das wäre noch nicht alles. Da ihr Einkommen vermindert, würden sie weniger auf Luxusartikel zu verausgaben haben, und so würde ihre wechselseitige Nachfrage für ihre respektiven Waren abnehmen. Infolge dieser Abnahme würden die Preise ihrer Waren fallen. Daher würde in diesen Industriezweigen die Profitrate fallen, und zwar nicht bloß im einfachen Verhältnis zu der allgemeinen Steigerung der Lohnrate, sondern im kombinierten Verhältnis zu der allgemeinen Lohnsteigerung, der Preissteigerung der Lebensmittel und dem Preisfall der Luxusartikel.
Welche Folgen hätte diese Differenz in den Profitraten für die in den verschiedenen Industriezweigen angewandten Kapitalien? Nun, dieselben, die gewöhnlich stattfinden, wenn aus irgendeinem Grund die Durchschnittsprofitrate in den verschiedenen Produktionssphären sich ändert. Kapital und Arbeit würden von den weniger gewinnbringenden nach den mehr gewinnbringenden Produktionszweigen abfließen; und dieser Abfluss würde so lange fortdauern, bis das Angebot in der einen Abteilung der Industrie im Verhältnis zu der gewachsenen Nachfrage gestiegen und in den anderen Abteilungen entsprechend der verminderten Nachfrage gesunken wäre. Sobald diese Änderung eingetreten wäre, wäre die allgemeine Profitrate in den verschiedenen Zweigen wieder ausgeglichen. Da der ganze Umschwung ursprünglich herrührte von einem bloßen Wechsel im Verhältnis der Nachfrage nach und dem Angebot von verschiedenen Waren, so würde mit dem Aufhören der Ursache die Wirkung aufhören, und die Preise würden auf ihr vorheriges Niveau und ins Gleichgewicht zurückkehren. Das Fallen der Profitrate, statt auf einige Industriezweige beschränkt zu bleiben, wäre infolge der Lohnsteigerung allgemein geworden. Entsprechend unserer Unterstellung hätte eine Änderung weder in der Produktivkraft der Arbeit stattgefunden noch im Gesamtbetrag der Produktion, wohl aber härte dieser gegebene Betrag der Produktion seine Form geändert. Ein größerer Teil des Produkts existierte in Gestalt von Lebensmitteln, ein kleinerer in Gestalt von Luxusartikeln, oder, was dasselbe, ein geringerer Teil würde für ausländische Luxusartikel eingetauscht und in seiner ursprünglichen Form verzehrt, oder, was wieder auf dasselbe hinauskommt, ein größerer Teil des heimischen Produkts würde für ausländische Lebensmittel statt für Luxusartikel eingetauscht. Die allgemeine Steigerung der Lohnrate würde daher nach einer vorübergehenden Störung in den Marktpreisen nur ein allgemeines Sinken der Profitrate zur Folge haben, ohne dass die Warenpreise auf die Dauer verändert wären.
Wollte man mir einwenden, ich hätte in dieser Beweisführung angenommen, dass der ganze zuschüssige Arbeitslohn auf Lebensmittel verausgabt werde, so antworte ich, dass ich die günstigste Annahme für die Ansicht des Bürgers Weston unterstellt habe. Würde der zuschüssige Arbeitslohn auf Artikel verausgabt, die früher nicht in den Konsum der Arbeiter eingingen, so bedürfte der reale Zuwachs ihrer Kaufkraft keines Beweises. Da diese Zunahme der Kaufkraft sich jedoch nur aus einer Erhöhung des Arbeitslohns herleitet, so muss sie exakt der Abnahme der Kaufkraft der Kapitalisten entsprechen. Die Gesamtnachfrage nach Waren würde daher nicht zunehmen wohl aber wäre in den Bestandteilen dieser Nachfrage eine wechselseitige Änderung eingetreten. Die zunehmende Nachfrage auf der einen Seite würde wettgemacht von der abnehmenden Nachfrage auf der anderen Seite. Indem so die Gesamtnachfrage unverändert bliebe, könnte keinerlei Veränderung in den Marktpreisen der Waren stattfinden.
Ihr seid also vor dies Dilemma gestellt: Entweder wird der zuschüssige Arbeitslohn gleichmäßig auf alle Konsumtionsartikel verausgabt – dann muss die Ausdehnung der Nachfrage auf selten der Arbeiterklasse aufgewogen werden durch die Einschränkung der Nachfrage auf seiten der Kapitalistenklasse-, oder der zuschüssige Arbeitslohn wird nur auf einige Artikel verausgabt, deren Marktpreise vorübergehend steigen werden. Dann wird das nachfolgende Steigen der Profitrate in den einen und, das nachfolgende Fallen der Profitrate in den anderen Industriezweigen einen Wechsel in der Distribution von Kapital und Arbeit hervorrufen, so lange bis das Angebot entsprechend der gestiegenen Nachfrage in der einen Abteilung der Industrie gesteigert und entsprechend der verminderten Nachfrage in den anderen gesenkt wird. Unter der einen Voraussetzung wird keine Änderung in den Warenpreisen eintreten. Unter der anderen Voraussetzung werden die Tauschwerte der Waren nach einigen Schwankungen der Marktpreise auf das frühere Niveau zurückkehren. Unter beiden Voraussetzungen wird das allgemeine Steigen der Lohnrate in letzter Instanz zu nichts anderem führen als zu einem allgemeinen Fallen der Profitrate.
Um eure Einbildungskraft anzuregen, ersuchte euch Bürger Weston, die Schwierigkeiten zu bedenken, die eine allgemeine Steigerung der englischen Landarbeiterlöhne von 9 auf 18 sh hervorrufen würde. Bedenkt, rief er, die ungeheure Steigerung der Nachfrage nach Lebensmitteln und die nachfolgende furchtbare Steigerung ihrer Preise! Nun wisst ihr ja alle, dass der Durchschnittslohn der amerikanischen Landarbeiter sich auf mehr als das Doppelte von dem der englischen beläuft, obgleich die Preise landwirtschaftlicher Produkte in den Vereinigten Staaten niedriger sind als im Vereinigten Königreich, obgleich in den Vereinigten Staaten das gesamte Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit das gleiche ist wie in England und obgleich der jährliche Betrag der Produktion in den Vereinigten Staaten viel geringer ist als in England. Warum läutet unser Freund dann die Sturmglocke? Einfach, um uns von der wirklichen Frage abzubringen. Eine plötzliche Lohnsteigerung von 9 auf 18 sh wäre eine plötzliche Steigerung von 100%. Nun, wir debattieren ja gar nicht die Frage, ob die allgemeine Lohnrate in England plötzlich um 100% erhöht werden könnte. Wir haben überhaupt nichts zu tun mit der Größe der Steigerung, welche in jedem praktischen Fall von den gegebenen Umständen abhängen und Ihnen angepasst sein muss. Wir haben nur zu untersuchen, wie eine allgemeine Steigerung der Lohnrate wirkt, selbst wenn sie sich nur auf 1 Prozent beläuft.
Ich lasse die von Freund Weston erfundene Steigerung von 100% auf sich beruhen und mache euch auf die wirkliche Lohnsteigerung aufmerksam, die in Großbritannien von 1849 bis 1859 stattfand.
Euch allen ist die bekannt, oder vielmehr die Zehneinhalbstundenbill, die seit 1848 in Kraft ist. Dies war eine der größten ökonomischen Veränderungen, die unter unseren Augen vorgegangen. Es war das eine plötzliche und unfreiwillige Lohnsteigerung nicht etwa in einigen lokalen Geschäftszweigen, sondern in den führenden Industriezweigen, durch die England den Weltmarkt beherrscht. Sie brachte eine Lohnsteigerung unter ausnehmend ungünstigen Umständen. Dr. Ure, Professor Senior und all die anderen offiziellen ökonomischen Wortführer der Bourgeoisie bewiesen – und ich muss sagen, mit viel durchschlagenderen Gründen als Freund Weston -, dass sie die Totenglocke der englischen Industrie läuten werde. Sie bewiesen, dass sie nicht bloß auf eine gewöhnliche Lohnsteigerung hinauslaufe, sondern auf eine durch die Abnahme des Quantums der angewandten Arbeit veranlasste und darauf gegründete Lohnsteigerung. Sie behaupteten, dass die 12. Stunde, die man dem Kapitalisten wegnehmen wolle, gerade die einzige Stunde sei, woraus er seinen Profit herleite. Sie drohten mit Abnahme der Akkumulation, Steigerung der Preise, Verlust der Märkte, Schrumpfung der Produktion, daher entspringendem Rückschlag auf die Löhne und schließlichem Ruin. In der Tat erklärten sie Maximilien Robespierres Gesetze über das Maximum für eine Lappalie im Vergleich damit; und in gewissem Sinn hatten sie recht. Schön, was war das Resultat? Steigerung des Geldlohns der Fabrikarbeiter trotz der Verkürzung des Arbeitstags, große Zunahme der Zahl der beschäftigten Fabrikarbeiter, anhaltendes Fallen der Preise ihrer Produkte, wunderbare Entwicklung der Produktivkraft ihrer Arbeit, unerhört fortschreitende Ausdehnung der Märkte für ihre Waren. Zu Manchester, 1861 auf der Tagung der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft, hörte ich selber Herrn Newman eingestehen, dass er, Dr. Ure, Senior und alle anderen offiziellen Leuchten der ökonomischen Wissenschaft sich geirrt hätten, während der Instinkt des Volks recht behalten habe. Ich nenne Herrn W. Newman – nicht Professor Francis Newman -, weil er eine hervorragende Stellung in der ökonomischen Wissenschaft einnimmt als Mitarbeiter und Herausgeber von Herrn Thomas Tookes »History of Prices«, diesem prächtigen Werk, das die Geschichte der Preise von 1793 bis 1856 verfolgt. Wenn Freund Westons fixe Idee von einem fixen Lohnbetrag, einem fixen Betrag der Produktion, einem fixen Grad der Produktivkraft den Arbeit, einem fixen und immerwährenden Willen der Kapitalisten und alle seine übrige Fixität und Finalität richtig wären, so wären Professor Seniors traurige Voraussagen richtig gewesen, und unrecht hätte Robert Owen gehabt, der bereits 1816 eine allgemeine Beschränkung des Arbeitstags für den ersten vorbereitenden Schnitt zur Befreiung der Arbeiterklasse erklärte und sie, dem landläufigen Vorurteil praktisch zum Trotz, auf eigne Faust in seinen Baumwollspinnerei zu New Lanark durchführte.
Während ebenderselben Periode, in der die Einführung der Zehnstundenbill und die nachfolgende Lohnsteigerung vor sich ging, erfolgte in Großbritannien aus Gründen, die aufzuzählen hier nicht der Ort ist, eine allgemeine Steigerung der Landarbeiterlöhne.
Obgleich es für meinen unmittelbaren Zweck nicht erheischt ist, werde ich dennoch, um bei euch keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen, einige Vorbemerkungen machen.
Wenn ein Mann erst 2 sh Wochenlohn erhält und sein Lohn dann auf 4 sh steigt, so ist die Lohnrate um 100% gestiegen. Als Steigerung der Lohnrate ausgedrückt scheint dies eine großartige Sache, obgleich der faktische Lohnbetrag 4 sh die Woche, noch immer ein miserabel niedriger, ein Hungerlohn wäre. Ihr müsst euch daher von den groß klingenden Prozentzahlen der Rate des Arbeitslohns nicht beirren lassen. Ihr müsst immer fragen: Was war der ursprüngliche Betrag?
Ferner werdet ihr verstehen, dass, wenn 10 Mann je 2 sh die Woche, 5 Mann je 5 sh und 5 Mann je 11 sh wöchentlich erhielten, die 20 Mann zusammen 100 sh oder 5 Pfd. St. wöchentlich erhalten würden. Wenn nun eine sage zwanzigprozentige Steigerung der Gesamtsumme ihres Wochenlohns stattfände, so gäbe das eine Zunahme von 5 auf 6 Pfd. St. Zögen wir den Durchschnitt, so könnten wir sagen, dass die allgemeine Lohnrate um 20% gestiegen wäre, obgleich in Wirklichkeit der Arbeitslohn der 10 Mann unverändert geblieben, der der einen Gruppe von 5 Mann nur von 5 auf 6 sh per Mann und der der anderen von 5 Mann von insgesamt 55 auf 70 sh gestiegen wäre. Eine Hälfte der Leute hätte ihre Lage überhaupt nicht verbessert, 1/4 in kaum merklichem Grade, und nur 1/4 hätte sie wirklich verbessert. Indes, im Durchschnitt gerechnet, hätte der Gesamtbetrag jener 20 Mann um 20% zugenommen, und soweit das Gesamtkapital in Betracht kommt, das sie beschäftigt, und die Preise der Waren, die sie produzieren, würde es genau dasselbe sein, als hätten sie alle gleichmäßig an der durchschnittlichem Lohnsteigerung teilgenommen. Was nun den Fall mit der Landarbeit angeht, für die der Lohnstandard in den verschiedenen Grafschaften Englands und Schottlands sehr verschieden ist, so wirkte sich die Steigerung sehr ungleich auf ihn aus.
Endlich waren während der Periode, in der jene Lohnsteigerung stattfand, entgegenwirkende Einflüsse am Werk, wie z.B. die durch den Russischen Krieg hervorgerufenen neuen Steuern, die massenhafte Zerstörung der Wohnhäuser der Landarbeiten usw.
Nachdem ich soviel vorausgeschickt, komme ich nun zu der Feststellung, dass von 1849 bis 1859 die Durchschnittsrate der Landarbeiterlöhne Großbritanniens eine Steigerung von ungefähr 40% erfuhr. Ich könnte weitläufige Einzelheiten zum Beweis meiner Behauptung anführen, aber für vorliegenden Zweck betrachte ich es als ausreichend, auf den gewissenhaften und kritischen Vortrag hinzuweisen, den der verstorbene Herr John C. Morton 1860 über »The Forces used in Agriculture« in der Londoner Society of Arts hielt. Herr Morton führt statistische Angaben aus Quittungen und anderen authentischen Schriftstücken an, die er in 12 schottischen und 35 englischen Grafschaften bei ungefähr 100 dort ansässigen Pächtern gesammelt.
Gemäß Freund Westons Ansicht, und wenn man damit die gleichzeitige Steigerung des Arbeitslohns der Fabrikarbeiter in Zusammenhang bringt, hätten die Preise der landwirtschaftlichen Produkte während den Periode von 1849 bis 1859 gewaltig steigen müssen. Was aber geschah faktisch? Trotz des Russischen Kriegs und der aufeinanderfolgenden ungünstigen Ernten von 1854 bis 1856 fiel der Durchschnittspreis des Weizens – der das wichtigste landwirtschaftliche Produkt Englands ist – von ungefähr 3 Pfd./St. per Quarter in den Jahren 1838 bis 1848 auf ungefähr 2 Pfd. /St. 10 sh per Quarter für die Jahre 1849 bis 1859. Das macht eine Abnahme des Weizenpreises von mehr als 16% in derselben Zeit, wo die Steigerung der Landarbeitenlöhne im Durchschnitt 40% betrug. Während derselben Periode, wenn wir ihn Ende mit ihrem Beginn, 1859 mit 1849 vergleichen, nahm der offizielle Pauperismus von 934419 auf 860470 ab, was eine Differenz von 73949 ausmacht. Ich gestehe, das ist eine sehr kleine Abnahme, die überdies in den folgenden Jahren wieder verloren ging, aber immerhin eine Abnahme.
Es kann gesagt werden, dass infolge der Abschaffung der Korngesetze die Einfuhr von ausländischem Korn in der Periode von 1849 bis 1859 sich mehr als verdoppelt hat, verglichen mit der Periode von 1838 bis 1848. Was folgt aber daraus? Von Bürger Westons Standpunkt würde man erwartet haben, dass diese plötzliche, gewaltige und anhaltend zunehmende Nachfrage auf den ausländischen Märkten die Preise der landwirtschaftlichen Produkte dort furchtbar hinaufgeschraubt haben müsste, da die Wirkung einer vergrößerten Nachfrage die gleiche bleibt, ob sie nun vom Ausland oder vom Inland kommt.
Was geschah faktisch? Mit Ausnahme einiger Jahre schlechten Ernten bildete das ruinöse Fallen des Kornpreises in dieser ganzen Periode das stehende Thema, worüber in Frankreich deklamiert wurde; die Amerikaner sahen sich immer und immer wieder genötigt, ihr überschüssiges Produkt zu verbrennen; und wenn wir Herrn Urquhart glauben sollen, so schürte Russland den Bürgerkrieg in den Vereinigten Staaten, weil seine landwirtschaftliche Ausfuhr auf den Kornmärkten Europas durch die Konkurrenz der Yankees geschmälert würde.
Auf ihre abstrakte Form reduziert, käme Bürger Westons Behauptung auf folgendes hinaus: Jede Steigerung der Nachfrage geht immer auf Basis eines gegebenen Betrags der Produktion von sich. Sie kann daher nie das Angebot der nachgefragten Artikel vergrößern, sondern nur ihre Geldpreise erhöhen. Nun lehrt aber die einfachste Beobachtung, dass eine vergrößerte Nachfrage in einigen Fällen die Marktpreise der Waren durchaus unverändert lasst, in anderen Fällen ein vorübergehendes Steigen der Marktpreise bewirkt, begleitet von vergrößertem Angebot und wiederum von einem Rückgang der Preise auf ihr ursprüngliches Niveau, ja, vielfach sogar darunter. Ob die Steigerung der Nachfrage aus zuschüssigem Arbeitslohn oder einen anderen Ursache entspringt, ändert nichts an den Bedingungen des Problems. Von Bürgern Westons Standpunkt war die allgemeine Erscheinung ebenso schwer zu erklären wie die unter den Ausnahmeumständen einer Lohnsteigerung eintretende Erscheinung. Seine Beweisführung stand daher in keinerlei Zusammenhang mit dem Gegenstand, den wir behandeln. Sie war nun den Ausdruck seiner Hilflosigkeit gegenüber den Gesetzen, wodurch eine Zunahme der Nachfrage, statt eine schließliche Steigerung der Marktpreise hervorzurufen, vielmehr eine Zunahme des Angebots herbeiführt.