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Unter den ersten Besuchen, die ich machte, waren die bei den Schwestern Emilie und Karoline. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen, wurde mit Karolinens Mann bekannt gemacht und aufgefordert, mich an den Freitag Abenden, wo sie regelmäßig ihre Freunde bei sich sahen, einzufinden. Ich nahm das natürlich an und trat nun in diesen, mir bisher fremden Kreis ein. Ich sah Mazzini wieder, der alle seine Abende in diesem Hause verbrachte, und wurde von ihm in der herzlichsten Weise begrüßt. Bald wurde ich dort heimisch; es war da ein gemütlicher ungezwungener Ton, der nichts mehr von der englischen ungeselligen Steifheit an sich hatte. Ganz natürlich und ohne es zu wollen, beherrschte Mazzini diesen kleinen Kreis, wie es die Superiorität eines bedeutenden Menschen immer tun wird unter Menschen, die sie willig anerkennen und sich ihr freudig hingeben. Aber es war ein großer Unterschied zwischen dem natürlichen Herrschertum einer überlegenen Persönlichkeit und dem anspruchsvollen Auftreten Kossuths, wie ich es bei einer früheren Gelegenheit beschrieben habe. Im Gegenteil, niemand, der ihn nicht kannte, konnte ahnen, daß es der berühmte Agitator war, wenn die Türe sich geräuschlos ein wenig öffnete und eine schmale, feine Männergestalt im einfachen schwarzen, meist bis oben zugeknöpften Überrock, fast schüchtern in das Zimmer glitt. Nur wenn er seinen gewöhnlichen Platz vor dem Kamin, fast immer stehend, einnahm, wenn, ganz von selbst, der Kreis sich um ihn bildete, er zu sprechen anfing und das dunkle Auge erglänzte, dann fühlte man, daß man sich in der Gegenwart eines ungewöhnlichen Menschen befinde. Wir hatten gleich viele bedeutende Diskussionen zusammen, nicht sowohl auf dem religiösen Gebiet, das er nie wieder so eingehend berührte wie jenes erstemal, aber nach verschiedenen Seiten hin. So hatte ich schon öfter von seiner entschiednen Opposition gegen den Sozialismus gehört, und daß er z. B. ein absoluter Gegner Louis Blancs sei. Ich brachte ihn auf dies Thema. Er erhitzte sich leicht im Sprechen gegen eine Theorie, die für ihn abgetan und in seinen Gedanken gerichtet war. Viele Menschen nannten ihn deshalb intolerant; so sagte mir Mrs. Carlyle einmal, sie fände, er sei so intolerant geworden – früher sei er nicht so gewesen. Ich verstand ihn bald besser und sah ein, daß seine scheinbare Heftigkeit nichts anderes war, als die Ungeduld eines in seinen Theorien fertigen Menschen, der keine Zeit mehr hat, das für ihn Abgetane zu wiederholen, weil es ihn drängt, für sein Ideal tätig zu sein. Bei einer solchen Diskussion sagte er mir einmal wörtlich: »Ich greife nur den sozialistischen Sektarianismus an, den Fourierismus, Ikarianismus usw.; alle diese Theorien, die als Prinzip der Regeneration ausschließlich die Befriedigung der Begierden, das materielle Interesse und ähnliches hinstellen. Ich habe schon zwanzigmal den Unterschied festgestellt, den ich stets zwischen der sozialen Idee, die auch ich habe, und den Lösungen der sozialistischen Sekten mache. Jedoch fällt es mir nicht ein, zu verlangen, daß man der Unabhängigkeit des Gedankens, in der Art, das soziale oder philosophische Problem zu betrachten, entsagen solle. Was ich möchte, wäre, daß wir alle uns vereinigen könnten auf dem Boden der Tat. Eine gewisse Anzahl Wahrheiten sind schon für uns alle erobert; ich meine, wir sollten uns bemühen, diese praktisch darzustellen, indem wir uns im übrigen unsere Freiheit bewahren. Wir könnten den Weg, bis zu einem gewissen Punkt, zusammengehen und uns nachher trennen. Wir sollten uns verständigen, um gemeinsam gegen den gemeinsamen Feind zu arbeiten, indem wir uns unsere Unabhängigkeit vorbehielten für den organischen Teil, der folgen muß.« Er erzählte mir dann viel von seinem praktischen Sozialismus während der kurzen Zeit seines Triumvirats in Rom; wie er sogar dazu gekommen sei, dem Räuberunwesen beinah ein völliges Ende zu machen, indem er überall verkünden ließ, daß, wer entschlossen sei, ein ordentliches, arbeitsames Leben zu führen, eine bürgerliche Anstellung und ehrenhafte Beschäftigung finden werde. Er versicherte, daß sich eine Menge Leute eingefunden hätten, die aus Vagabunden ordentliche Leute geworden wären. Überhaupt waren seine Erzählungen aus jener Zeit äußerst anziehend. Ich glaube, daß sein praktischer Idealismus bei der tiefen Kenntnis, die er von seinem Volke hatte, dessen edelste Verkörperung er selbst war, etwas Dauerndes hätte schaffen können. Allein die Reaktion war noch zu stark, und leider verleitete ihn eben auch sein Idealismus, zu glauben, daß in Frankreich der Republikanismus eine Wahrheit geworden sei, wie es in ihm und in einer großen Anzahl seiner Römer war. Es war dies auch eine wunde Stelle, an die man nicht gern bei ihm rührte. Doch sagte er mir einmal: »Ich hielt es nicht für möglich, daß französische Republikaner die römische Republik stürzen wollen könnten, und so hielt ich Garibaldi von energischerer Verfolgung der Franzosen zurück.«
Als Neujahr herannahte, bat mich Mazzini, ihm eine illustrierte Ausgabe der Nibelungen zu besorgen, die er der Freundin Karoline als Neujahrsgabe schenken wolle. Ich fand beim deutschen Buchhändler nichts vorrätig als eine Ausgabe mit den Illustrationen von Schnorr, doch wurde mir versprochen, in acht Tagen noch eine andere, mir unbekannte zur Auswahl zu bringen. Ich schrieb dies Mazzini, er antwortete mir:
»Ich werde die Woche warten. Ich habe die gebundene Ausgabe nicht eher nötig, als bis am Silvesterabend. Ich glaube aber, ich werde die gebundene Ausgabe von Schnorr nehmen. Wenn man aber die beiden sehen könnte, wäre es besser.
Ach ja, wir werden noch von dem ›armen heiligen Deutschland‹ sprechen, so viel Sie wollen. Nur hat Deutschland ein großes Unrecht, das Sie nicht auslöschen können. Nämlich: auch gar nichts von dem einfachen revolutionären Axiom zu verstehen, daß der Sieg nur die Folge der Konzentration aller möglichen Kräfte auf einen Punkt sein kann. Für Deutschland ist eine Initiative unmöglich, die Initiative ist aber möglich für Italien. Das sollte genügen, wenn die Frage in einem europäischen Sinn verstanden würde, damit das ganze patriotische Deutschland sich mit uns und für uns erklärte. Wir suchen die initiative Tat; wir werden sie suchen, bis sie gelungen ist. Ich bin der einzige, der es tut – warum der einzige?
Ich sammle jetzt Fonds unter uns, vermittelst Subskriptionen von 200 Franken. Glauben Sie, daß wir nur vierzig deutsche Unterschriften haben würden? Nein! Das ist das größte Argument, das ich gegen Deutschland habe. Diese Tatsache beweist, daß Deutschland den Gedanken haben kann, aber daß die Tat, die Inkarnation des Gedankens in die Handlung, ihm nicht eigen sind. Deshalb bleibt es hinter seinen Pflichten und seiner Mission zurück. Das ist alles, was ich gegen Deutschland zu sagen habe. Sie sollen mich bei der ersten Gelegenheit widerlegen, wenn Sie es können.
Ich bin geblieben, was ich war; jene sind nicht geblieben, was sie waren.
Ihr Freund J. Mazzini.«
Ich trat zu dieser Zeit einem Lesezirkel bei, den die Familien, die den engeren Kreis dort bildeten, unter Mazzinis Leitung und Auswahl eingerichtet hatten. Es handelte sich natürlich nur um französische und englische Literatur, da die meisten Teilhaber des Zirkels nicht deutsch verstanden. Mazzini las es, sprach es auch ein wenig und hatte große Sympathie für deutsche Poesie und Philosophie trotz des Vorwurfs wegen Mangel an Tatkraft, den er den deutschen Revolutionären oft, wie in obigem Briefe, machte. Goethe, besonders den Faust, liebte er außerordentlich, und er sagte mir einmal, daß, wenn er nicht Italiener wäre, er am liebsten ein Deutscher sein wollte. Die Auswahl der Bücher war vortrefflich und brachte, außer den besten Revüen beider Sprachen, nur ernste Werke wie Tocqueville, Volabelle, Carlyle usw. – Mazzini hatte mir die Bücher zuzuschicken, da ich ihm zunächst auf der Linie in die Stadt wohnte, an deren äußerstem Ende er war. Dies gab mehreremal wöchentlich Veranlassung zu Sendungen, die mir von einem vertrauten Italiener überreicht wurden und die sehr häufig von einem Billet, das sich auf ein oder das andere Vorgefallene oder Besprochene bezog, begleitet wurden.
Auf diese Weise lernte ich auch durch kleine, aber höchst bedeutsame Züge die tiefe Güte und das unendliche Zartgefühl kennen, die die Grundzüge seines Charakters bildeten und die bei einem, der so viel in Verschwörungen und in Beziehungen lebte, die das Herz hart und fühllos machen, doppelt rührend waren. Wie sehr er, dem man vorwarf, daß er den politischen Mord predige, davor zurückscheute, irgend jemand zu verletzen, oder nur eine Mißstimmung zu veranlassen, zeigte mir, unter tausend anderen Beweisen, nachfolgendes Billet. Ich erhielt es am Morgen nach einem Zusammensein, wo er mich mit Hinneigung zu Kommunismus, Atheismus usw. geneckt hatte; es begleitete eine mir versprochene Schrift:
»Meine liebe Freundin!
Hier das Verlangte, obgleich ich glaube, daß Sie es nicht werden brauchen können.
Eine Benachrichtigung: Nehmen Sie niemals meine Scherze über T . . ., über Kommunismus, Atheismus usw. im Ernst. Ich kenne Sie jetzt; ich schätze und achte Sie, wie Sie es verdienen. Es ist möglich, daß Sie sich intellektuell zuweilen verirren, wie ich, wie alle Welt es tut. Aber Sie haben zu viel Poesie in der Seele, um Atheistin, Kommunistin, Feuerbachianerin zu sein. Ich scherze zuweilen als ein Zeichen der Freundschaft, weil ich viel Bitterkeit auf dem Herzen habe und in ein absolutes Schweigen verfallen würde, wenn ich nicht scherzte. Verzeihen Sie mir und glauben Sie mich
Ihren Freund
Joseph Mazzini.«
Unter den Italienern, die den Kreis bei Karolinen besuchten, und zu denen insbesondere Saffi und Quadrio gehörten, hatte ich immer zu meinem Erstaunen Felice Orsini vermißt, bis ich erfuhr, daß er mit Mazzini gespannt und völlig außer allem Verkehr sei. Ich hatte ihn seit jenem ersten Winter im Herzenschen Haus nicht wieder gesehen und hatte nur dann und wann gehört, daß er meist nicht in London sei, daß er Vorlesungen in mehreren Städten Englands halte usw. – Um so erschütternder wirkte nun die Nachricht des Attentats in der Rue Lepelletier in Paris, sein Mißlingen und die Gefangennahme Orsinis. Auch Mazzini war tief erschüttert. Er wußte, daß die Welt ihn der Mitverschworenschaft für schuldig erklären würde und daß es eine neue Veranlassung sein würde, Steine auf ihn zu werfen. Aber das war es gewiß nicht, was sein edles Herz am meisten bewegte. Ihn schmerzte das unabweisbare Schicksal, das Orsini drohte, trotzdem er nicht mit ihm übereinstimmte. Es ist sicher, daß Mazzini nicht den Charakter des politischen Verschwörers à tout prix hatte, sondern daß ihm das Mittel der Konspiration ein durch die Umstände aufgedrungenes, seiner tiefhumanen Natur widerstrebendes war, das er nur ergriff, um der Erreichung eines ihm vorschwebenden höheren Zieles willen. Mit tiefem, angstvollem Anteil verfolgte man den Gang des Prozesses. Man hoffte immer noch, daß Napoleon möglicherweise das Leben Orsinis schonen würde. Man war hingerissen von Bewunderung über die Haltung Orsinis, der, seinem Charakter treu, nicht einen Augenblick seinen Mut, seine stolze Standhaftigkeit verlor.
Die Aufregung in England war furchtbar. Die anmaßende Sprache, die offenbaren Drohungen, die von jenseits des Kanals, besonders von Seiten der französischen Militärs herübertönten, reizten die nationale Empfindlichkeit auf den höchsten Grad. Die kecke Forderung: das stolze Vorrecht britischer Freiheit, das Asylrecht auf diesem meerumgürteten Boden aufzugeben, empörte den sonst so ruhigen Insulaner. Mit gerechtem Selbstgefühl sah er aus der vornehmen Sicherheit seiner Institutionen, die jede Meinung gewähren lassen, wenn sie nicht tatsächlich gegen das Gesetz verstößt, hinüber auf die fieberhafte, von Eitelkeit gespornte Unruhe derer, die sich an der geheimen Wunde ihrer Ehre getroffen fühlten und, wie das zu gehn pflegt, desto mehr schrieen, um die Schmach, Sklaven zu sein, zu verdecken. Daß jeder Brite (bis auf einen, Lord Palmerston nämlich, der wieder einmal Minister war und wie immer über den Kanal hinüber liebäugelte) entschlossen war, bis zum äußersten in der Verteidigung der nationalen Freiheiten zu gehen, bewies der kriegerische Eifer, der sich der sonst so friedliebenden Nation bemächtigte. Sogar Frauen fingen an, Schießübungen zu machen, und es war ganz ernstlich die Rede davon, daß sich ein weibliches Bataillon bei einer etwa nötig werdenden Küstenverteidigung bilden würde. Die Emigration war natürlich in keiner geringeren Aufregung, denn es handelte sich für sie um Sein und Nichtsein.
Nun kam der Monat März. Ich war an einem Abend mit Friedrich und Charlotte zusammen bei dem jüngeren Bruder Friedrichs, der sich als Arzt etabliert hatte und uns ein kleines Einweihungsfest seiner neuen Wohnung gab. Wir waren ganz fröhlich, als plötzlich in der Straße Ausrufer sich hören ließen, die, wie in London üblich, besonders gedruckte Zettel ausbieten, wenn der Telegraph abends noch ein wichtiges Ereignis verkündet hat. Wir hörten nur den Namen: Orsini. Einer der Herren stürzte hinaus und brachte das Blatt herein, dessen Inhalt uns alle mit Schaudern füllte: an dem Tage war, in der Morgenfrühe, das Haupt Orsinis, dieses schöne, stolze Haupt, auf der Guillotine vor la Roquette gefallen.
Zu sagen, wie mich diese Nachricht ergriff, wäre unmöglich. Zum zweitenmal erlebte ich es, daß ein Mensch, der durch viele bedeutende Eigenschaften ein warmes, menschliches Interesse einzuflößen berechtigt war, den gewaltsamen Tod des Verbrechers starb. Wenn der natürliche Tod von Menschen, die uns nahe standen, die Wunde schlägt, die weder der religiöse Glaube, noch die philosophische Resignation zu bannen oder zu heilen vermögen, so haben wir darüber doch nur mit jenem Fatum zu rechten, das mit eiserner Hand seine unwiderruflichen Dekrete über unseren Häuptern vollzieht. In solchen Fällen aber, die, scheinbar wenigstens, in das Bereich der menschlichen Willkür fallen, wo das Fatum nur in Gestalt der dunklen Mächte erscheint, die im Innern des Menschen das tragische Schicksal vorbereiten, das sich im Zusammenstoß mit den äußeren Verhältnissen erfüllt – da empört sich das Herz gegen das Verhängnis, da möchte man eingreifen und retten. Ich hatte keine Zeit, in den ersten Tagen nach dem Ereignis zu Kinkels zu gehen, hatte aber an Johanna Geschäftliches zu schreiben und schrieb ihr dabei auch über meine Empfindungen bei Orsinis Tod. Sie antwortete mir auf das Geschäftliche und fügte hinzu:
»Auch ich bin tief erschüttert von Orsinis Schicksal, und Tag und Nacht kommt dieser große Mensch mir nicht aus den Gedanken. Möge er ewig im Liede der freien Seelen fortleben.«
Die Aufregung in England wuchs indes fort. Englische Untertanen, der Mitwissenschaft verdächtigt, wurden im Ausland gefangen genommen, so unter anderen in Genua Miß Jessie White und Mr. Hodge, ein intimer Freund Orsinis, dem er die Sorge für eine seiner Töchter in seinem merkwürdigen Testament übertragen hatte. Beide wurden zwar aus Mangel an Beweisen freigegeben, doch war es Öl in das Feuer englischer Entrüstung. Die unverschämte Sprache und die Drohungen der französischen Presse dauerten fort. Nun kam die Gefangennahme des Franzosen Bernard, von französischer Seite der unmittelbaren Mitwissenschaft an dem Orsinischen Komplott angeklagt. Die Aufregung war zum höchsten Gipfel gestiegen, als die Verhandlungen des Prozesses herannahten. Alles drängte nach Old Baily, dem alten Gerichtshof in der City, der schon so manches tränenvolle Ereignis hat verhandeln sehen, schon so manches »Schuldig« sprechen hören.
Ich war fest entschlossen, es koste was es wolle, den Verhandlungen beizuwohnen. Am Morgen, wo sie ihren Anfang nehmen sollten, begab ich mich früh um acht Uhr in die City, in den alten düsteren Gerichtshof, und fragte einen der am Eingang befindlichen Gerichtsdiener, ob und wie ich hinein könne. Zuerst wollte er von nichts hören, sagte, es sei kein Platz für Frauen usw. Dann, als ich ihm meine Karte gab mit dem Bescheid, er solle sie in den Gerichtssaal Herrn Ashurst, einem der geachtetsten Advokaten, bringen, der würde mir schon einen Platz verschaffen, da wurde er etwas nachgiebiger und meinte, oben auf der Zuschauergalerie sei die letzte Bank für Damen frei. Ich ließ mich hinführen; es war ein schlechter Platz, von dem man weder den Angeklagten sehn noch gut hören konnte. Ich ließ daher nicht nach, bis er mir einen Platz in den vordersten Reihen eingeräumt hatte, wo ich gerade auf die Bank der Angeklagten hinunter sah und den ganzen Gerichtshof vollständig überschaute.
Es war das erstemal, daß ich einen solchen sah, und ich konnte mich eines Lächelns nicht enthalten über die Allongeperücken der Richter und das altväterliche Kostüm, obwohl ich mir gestehen mußte, daß es einen gewissen feierlichen Eindruck machte und dem ganzen Anblick eine Art von Würde gab. Bald aber wurde mein ganzes Interesse in Anspruch genommen, als der bleiche Angeklagte auf seinem Platze erschien und das Zeugenverhör begann. Wenn etwas von vornherein geeignet gewesen wäre, unparteiische Richter für die Angeklagten einzunehmen, so wäre es das Erscheinen der französischen Zeugen gewesen, deren eine große Menge vorhanden waren. Sie trugen alle, ohne Ausnahme, den Stempel solcher Gemeinheit, solcher offenbaren Absichtlichkeit, daß man nicht verkennen konnte, wie sie gedungene Werkzeuge waren, und die Beschuldiger entschuldigten den Angeklagten mehr als alles andere. Besonders war ein Mann darunter, Roger mit Namen, der sich bei der Anklage sehr eifrig bewiesen hatte, den man offenkundig als besoldeten französischen Spion kannte. Dieser Mann hatte sich Haar und Bart dermaßen nach dem Vorbild des damaligen Oberhaupts von Frankreich gemodelt, daß sein Äußeres beinah eine vollständige Ähnlichkeit mit ihm erlangt hatte, wie denn dies überhaupt zu der Zeit in einer gewissen Schicht der französischen unteren Beamtenwelt Mode geworden war und einen überaus widerwärtigen Typus erzeugt hatte, der eine grausame Ironie auf das kaiserliche Frankreich war. Der offene Stempel der Niederträchtigkeit, den dieser Mann an der Stirn trug, wurde ein gewichtiges Argument in der Rede des Verteidigers Bernards, als die Verhandlungen beendigt waren und nach dem Anklagepunkte des Oberrichters, James, einer der geschicktesten Advokaten Londons, für Bernard das Wort ergriff. Mit klopfendem Herzen sah ich den Advokaten sich erheben. Sein Äußeres erinnerte an die Bilder von Mirabeau, und seine volltönende Stimme schallte laut und vernehmlich durch den ganzen Raum, in dem Geschworene und Publikum nun in atemloser Spannung lauschten. Die Rede war ein Meisterstück energischer Logik, beißenden Spottes und des stolzesten Patriotismus, der in der Sache seines Klienten zugleich die hohen Vorzüge englischer Freiheit und Unabhängigkeit verteidigte. Jenen Roger nannte er gar nicht anders als den Spion Roger, um mit dieser Ironie zu zeigen, welcher Art die Leute waren, die man gegen Bernard ins Feld geschickt hatte. Der Lord Oberrichter rief ihn deshalb zur Ordnung. Darauf entschuldigte er sich, daß er den Spion Spion genannt habe, da er nicht gewußt habe, daß es nicht erlaubt sei, einen Spion Spion zu nennen, indem er so das verpönte Wort wohl zehnmal hintereinander wiederholte und erst recht aufmerksam darauf machte. Ganz besonders kam ihm das gereizte Nationalgefühl der Engländer zu Hilfe, an das er sich in glänzender Weise wandte, indem er sie aufforderte, das heilige Asylrecht zu schützen, das nur dem auf strafbarer Tat Ertappten entzogen werden könne, so daß alles bei Beendigung seiner Rede in einen kaum zu bewältigenden Beifallssturm losbrach. Die Geschwornen zogen sich zurück, und wenn auch bereits eine leise Hoffnung das Herz schwellte, so war es doch ein verhängnisschwerer Augenblick der Erwartung. Meine Blicke hingen an dem Angeklagten, der mit männlicher Ruhe und Fassung die für ihn so ernste Stunde erlebte. Endlich kehrten die Geschwornen zurück, und im Saal ward es still wie im Grab. Als aber der Obmann der Geschwornen vortrat und das »Nichtschuldig« aussprach, da brach im Saale selbst und draußen, wo der dichtgedrängten Menschenmenge, die Old Baily umlagerte, das Verdikt blitzschnell verkündet ward, ein solcher Jubel los, daß die festen Mauern erzitterten. Ganz unbekannte Menschen drückten mir die Hände zum Zeichen der Freude, und ein alter Mann sagte mir mit Tränen in den Augen: »Welch ein glorreicher Tag für England!« –
Mazzini hatte mich gebeten, am Abend nach Beendigung des Prozesses zu Karolinen zu kommen und ihnen Bericht zu erstatten. Natürlich wußten sie bereits den glücklichen Ausgang, als ich hinkam, denn die Nachricht hatte sich mit Blitzesschnelle durch das ungeheure London verbreitet und überall einen Ausbruch patriotischen Jubels veranlaßt. Ich mußte alles bis aufs kleinste erzählen, und obgleich Mazzini keine persönliche Sympathie für Bernard hatte, so freute er sich doch des Ausgangs von Herzen. Karolinens Mann – Mr. Stanfield – sagte: »Nun gottlob! Nun sind wir auch Lord Palmerston los, denn der ist nun für immer unmöglich geworden.« In der Tat mußte er nach einem Monstre-Meeting im Hyde-Park, das eine Demonstration gegen ihn war, seinen Abschied nehmen. Aber Stanfields Hoffnung ging doch nicht in Erfüllung, denn ein Jahr darauf war er wieder Minister. Mazzini bat mich, ihm einen Bericht über die fünf Tage des Prozesses für sein italienisches Journal, »Dio e il Popolo«, zu schreiben. Schon früher hatte ich, auf seinen Wunsch, einen Artikel über deutsche Zustände für dasselbe Journal geschrieben, den er sehr gelobt hatte. Ich schrieb in französischer Sprache, da mir damals die italienische noch nicht geläufig war, und Mazzini sorgte für die Übersetzung. Als ich den verlangten Bericht fertig hatte, schickte ich ihn an Mazzini. Er schrieb mir darauf:
»Liebe Freundin!
Ich danke Ihnen von Grund des Herzens für Ihren Bericht, den ich selbst übersetzt und abgeschickt habe.
Wie konnten Sie denken, daß ich etwas an Ihrer Auffassung der Verteidigungsrede von James geändert hätte? Sie halten mich also für recht intolerant?
Was Sie getan haben, entbindet Sie aber durchaus nicht von der zweiten deutschen Korrespondenz. Wenn Sie die deutschen Journale lesen, suchen Sie sich auf einige Tatsachen für Ihre Reflexionen zu stützen. Sie wissen, was die Korrespondenzen der politischen Journale sind. Ich möchte, daß es von Zeit zu Zeit ein Gesamtüberblick über den politischen Gang der Ereignisse in Deutschland, von der Höhe eines philosophischen Gedankens aus, würde. Könnten Sie nicht auch eine Stunde einem Überblick über die gegenwärtige politische deutsche Presse und ihre Tendenzen, gegenüber Frankreich, England und Rußland widmen?
Verzeihung für alle diese Anforderungen, aber Sie sind gut und der Sache ergeben; ich brauche und mißbrauche das.
Ihr Freund und Bruder
Joseph.«
Dies war jedoch nicht die einzige Tätigkeit, zu der er mich anfeuerte. Was ihm besonders am Herzen lag, das war die Organisation der Partei, zunächst die jeder Nationalität und dann aller zusammen als der europäischen Partei der Tat. Er ging von der allerdings gewiß sehr richtigen Idee aus, daß die Partei des Ultramontanismus und Despotismus eben ihrer festen Organisation und ihrem Zusammenhalten ihre immer noch so große Macht verdankte. Er hatte es sich daher zur Lebensaufgabe gestellt, von der anderen Seite eine gleiche, fast militärische Organisation und Schlagfertigkeit zustande zu bringen. Dabei aber wollte er, daß ein jeder, indem er den Ideen des Fortschritts, der Freiheit und Vernunft diene, von dem Bewußtsein durchdrungen sei, daß er damit nur seine Menschenpflicht erfülle. Vor allem aber lagen ihm hierbei die Arbeiter am Herzen. Ebenso wie er unausgesetzt, auch aus der Ferne, die Arbeiter seiner Heimat beeinflußte, um ihnen höhere sittliche Ideen und den Geist der Gemeinsamkeit beizubringen (Ideen, die weit verschieden waren von dem törichten Kommunismus und den ausschweifenden Nivellierungsgelüsten der damals schon beginnenden Internationale, da sie die Pflicht aller gegen alle obenan stellten) – ebenso wünschte er auch, daß man in andern Ländern ein Gleiches tue. Er fragte mich fortwährend, was in dieser Beziehung in Deutschland geschähe, und da die Zeit der großen Reaktion damals im Vaterland wenig hoffen ließ, so forderte er mich auf, zu versuchen, ob sich die vielen deutschen Arbeiter in London nicht zu einer Gesellschaft vereinigen ließen, in der man, statt der vielfältigen unklaren, halben Theorien, eine wahre, gesunde Anschauung von Bürgerpflicht und Gemeinwesen entwickeln könnte. Ich kannte einige der deutschen Arbeiter, unter denen denkende, tüchtige Menschen waren, und versprach Mazzini, einen Versuch zu machen. Als ich mit ihnen über die Sache sprach, fand ich sie alle bereit und der Idee geneigt. Dies schrieb ich an Mazzini und teilte ihm zugleich mit, daß ich für einige Wochen an das Meer gehen würde, weil ich traurig sei, um alles persönlichen und öffentlichen Leids willen, und mich in Einsamkeit und Naturschöne trösten müsse. Er antwortete:
»Sie sind traurig; ich bin auch traurig. Sie gehen an das Meer; ich möchte auch hingehen, aber ich kann nicht. Meine Arbeit ist die des Handwerkers, der nicht von der Maschine fort kann. Ich verdorre dabei, aber es muß sein. Hier schicke ich Ihnen einige Zeilen für Kossuth. Sie müssen seine Wohnung in Ventnor suchen. Jedermann wird sie Ihnen zeigen können; ich nenne Sie im Anfang des Briefes als meine Freundin.
Warum denken Sie, daß ich nicht zufrieden sei? Ich bin vollkommen zufrieden mit allem, was Sie tun, mit allem, was Sie zu tun suchen. Ich halte Ihre Arbeit mit den Arbeitern für sehr wichtig. Wenn Sie mir sagen werden, daß Sie ein wenig Grund gewonnen haben und Sie es für gut halten, daß ich mich an sie wende, so werde ich es tun.
Adieu meine Freundin! Zweifeln Sie nie an meiner Achtung und Zuneigung, sie sind Ihnen sicher. Seien Sie stark und tapfer. Die endliche Krisis bereitet sich doch trotz allem.
Ihr Bruder
Joseph.«
In Ventnor traf ich Pulszkys, die lieben Freunde, mit denen ich immerfort in Verkehr war, die ich aber in London der ungeheuren Entfernung wegen, in der wir voneinander lebten, selten sah. Ich gab meinen Brief bei Kossuths ab und fing an, mich in der geliebten Meeresluft wieder etwas zu erholen. Wie sehr wünschte ich nun auch dem geplagten, verehrten Freund diese Erholung. Ich schrieb ihm und forderte ihn auf, zu kommen und sich einmal eine kurze Frist zu gönnen. Er ließ mich ziemlich lange auf Antwort warten; endlich schrieb er:
»Liebe Freundin!
Ich hätte Ihnen früher antworten sollen, aber ich war mit Arbeit überhäuft und auch ein wenig schlechter Laune. Nein, ich komme nicht auf die Insel. Es ist unmöglich, und es ist unnütz, darüber zu sprechen. Ich habe wohl Lust, mich irgendwo an das Meer hinzuflüchten, aber wenn ich es tue, geschieht es später und nicht auf der Insel Wight. Sie ist zu schön für mich. Wahrscheinlicher aber ist es, daß es bei der Lust bleibt, und daß ich nirgends hingehe. Wozu auch? Im Vergleich mit dem, was in mir vorgeht, bin ich noch gut genug, wo ich bin; traurig und finster, macht mich die schönste Landschaft wie die schönste Musik noch tausendmal finsterer. Wenn ich in dieser Stimmung bin, gibt mir alles Schöne einen wahren Krampf der Verzweiflung und ein Gefühl von Ermattung, das nicht gut ist.
Ich schicke Ihnen diese Zeilen durch eine teure und liebenswürdige Botin. Ich freue mich, daß sie zu Ihnen geht. Wenn sie ihr Kopfweh dort verliert, wenn Sie zusammen der Luft des Meeres, der Landschaft sich freuen, so ist das genug, damit ich der Insel Wight innig dankbar bleibe.
Sie haben ›Glauben und Zukunft‹ gelesen. Ist es nicht ein wenig mehr deutsch, als Sie geglaubt hätten?
Unsere Organisation in Italien geht vorwärts. Es wird doch noch wieder dort sein, glauben Sie mir, wo die Initiative unserer Sache ergriffen werden wird. Die Geldfrage ist immer die größte Schwierigkeit, aber ich verzweifle nicht, sie zu überwinden.
Adieu! Arbeiten Sie und denken Sie zuweilen an Ihren Freund
Joseph.«
Die Botin, die mir diesen Brief brachte, war niemand anders als Karoline, die eine der beiden Mazzini so innig befreundeten Schwestern, in deren Haus ich zwar nun schon viel aus- und eingegangen war, die mir bisher aber noch nie so nah getreten, noch nie so liebenswert erschienen war, wie ihre Schwester Emilie. In Ventnor bildete sich in der Ungeniertheit des Landlebens rasch ein intimerer Verkehr aus, und ich wurde überrascht von manchen Seiten dieser anmutigen Natur, die mir bisher entgangen waren, da im geselligen Verkehr ihres Hauses meine größte Aufmerksamkeit Mazzini zugewendet gewesen war. Ihre liebenswürdige Heiterkeit gab dem ungezwungenen Zusammensein des Landlebens einen großen Reiz und entzückte mich wahrhaft. Ich teilte Mazzini diese Empfindung mit, als ich ihm, besorgt wegen längeren Schweigens seinerseits und wegen eines neuen, von ihm herauszugebenden Journals, dessen erste Nummer ich nicht zur bestimmten Zeit erhalten hatte, schrieb.
Er antwortete: »Ich erhalte Ihren besorgten Brief. Sie haben recht, aber seien Sie nie argwöhnisch mit mir. Ich wechsle nicht, ich bin nicht launisch in meiner Zuneigung, und nichts mißfällt mir, wenn ich einmal Vertrauen in die Zuneigung anderer habe. Ich habe aber Zeiten, in denen es mir schwer wird zu schreiben, ausgenommen Geschäftliches: das ist, wenn ich traurig bin; ich mag nicht heucheln, wenn ich schreibe, und ich mag auch die andern nicht betrüben. Nun war ich eben traurig. Jetzt bin ich besser und ich bedaure mein Schweigen sehr.
In einer der ersten Nummern des Journals werde ich eine allgemeine Aufforderung machen hinsichtlich der Organisation der Partei.
Vergessen Sie nicht, mir einige deutsche Verleger oder sonstige Deutsche anzugeben, denen ich, wenn Sie glauben, daß sie es erhalten, ein Exemplar meiner ersten Nummer zuschicken könnte. Ich möchte, daß das Journal in Deutschland bekannt würde; es könnte ja auch sein, daß uns einige Abonnements von da zukämen. Wir brauchen sechshundert, um die Kosten zu decken. Die Empfänger riskieren nichts. Es ist natürlich, daß wir suchen, das Journal bekannt zu machen, und die einfache Zusendung hat nicht die Gefahren eines Briefes, der zeigen würde, daß man liiert ist.
Ich habe Ihren Brief über deutsche Verhältnisse abgeschickt. Er ist sehr interessant. Sie sind entzückt von Karoline; ich glaube es wohl, und es freut mich innigst. Sie hat sicher sehr viel Intelligenz und ein großes Teil geraden Sinns – eine Eigenschaft, die noch seltener ist als die Intelligenz. Ihr Herz ist gut; sie offenbart sich nicht leicht, aber sie ist wie das Meer: sie hat Perlen im Grund.
Ich werde an Kinkel schreiben, wie Sie mir geraten, wegen eines Beitrags zum Journal, aber ohne Hoffnung auf Erfolg. Ich könnte wohl Ruge bitten, aber was zum Teufel würde er mir schreiben? Ich fürchte seine Exzentrizität und seine Rachsucht gegen die Individuen. Was denken Sie davon? Würde er in solcher Weise schreiben, um nützlich zu sein? Sie können wohl denken, daß man es nicht abschlägt, einen Artikel von Ruge einzurücken, ohne sich einen Feind aus ihm zu machen.
Es sind uns sechzig italienische Abonnenten aus Alexandria in Ägypten zugekommen. Man schreibt mir von allen Seiten; es wäre wohl etwas zu tun zur Einigung der Partei, aber wirklich, ich kann nicht alles tun. Ich habe mich heute nicht vom Schreibtisch gerührt, ich habe den ganzen Tag geschrieben und ich habe nicht die Hälfte von dem getan, was ich tun sollte.
Adieu! Ihr Bruder
Joseph.«
Gleich in den ersten Tagen in Ventnor begegnete ich einem Landsmann, auch Flüchtling, den ich bisher nur einmal, ganz am Anfang meines Aufenthalts in London, dann nie wieder gesehen hatte, obgleich wir mehrere gemeinschaftliche Bekannte hatten. Dies war Lothar Bucher, der charaktervollste der preußischen Abgeordneten vom Jahre 48. Wenn man in der riesigen Weltstadt jahrelang leben konnte, ohne sich zu treffen, so war dies anders im kleinen Ventnor, wo der Strand alle zusammen führte, die sich dort aufhielten. Wir wurden miteinander bekannt, und ich lernte mit Freude und Interesse den feinen, klugen, tief unterrichteten Mann kennen, wenn ich auch anfänglich ein wenig Furcht vor seinem scharfen kritischen Verstand hatte, dem alles Phantastische, auf Intuition Gegründete, nicht auf positiven Tatsachen Beruhende ein Greuel war. Er gesellte sich Karolinen und mir häufig zu. Wir verbrachten manche heitere Stunde zusammen auf Spaziergängen und am Meer, besonders des Abends, wenn der Mond silbern über die gekräuselte Fläche schien und wir, am Ufer sitzend, oft bis spät in die Nacht hinein, bald ernst, bald heiter plauderten.
Ich schrieb an Mazzini über Bucher, daß ich ihn mehr für einen organisierenden Staatsmann, als für einen Revolutionär halte, daß aber gerade deshalb seine Mitwirkung beim neuen Journal sehr wünschenswert sei, und fragte, ob ich ihn nicht zur Mitarbeit auffordern sollte. Mazzini antwortete:
»Ja, ich kenne Bucher dem Namen nach und würde stolz sein, seine Hilfe zu haben. Er wird nach der ersten Nummer beurteilen können, ob er mir etwas schicken will. Ich möchte, daß das Journal die Frage der Nationalitäten vom Gesichtspunkt der zukünftigen Allianz und ihrer Notwendigkeit zum Siege aus behandelte. Die Organisation der Partei scheint mir gegenwärtig das zu lösende Problem für uns alle. An dem Tag, an dem wir alle organisiert sein werden wie eine Armee, an dem Tag, wo ein jeder, der jetzt vereinzelt, untätig bleibt, sein Kontingent an Geld, an Berichten, an Einfluß, an Reisen, an Propaganda der Ideen, hinzubringen wird, an dem Tage werden wir siegen. Es ist eine Schande, daß, wenn wir es können, wir es nicht tun. Das Journal kann dabei nützen, indem es die Ideen predigt und zeigt, daß wir eins sind.«