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I.
Zustimmende Besprechungen

a) Wissenschaftl. Beil. zur Germania vom 8. August 1901.

Die vorliegende Abhandlung hat einen Sturm der Entrüstung unter unseren Emanzipierten und ihren Freunden erregt, für die sie ja allerdings sehr unangenehme Dinge enthält. Ursprünglich war der Aufsatz nur für medizinische Kreise bestimmt und in der »Sammlung zwangloser Abhandlungen aus dem Gebiete der Nerven- und Geisteskrankheiten« erschienen. Erst die dritte Auflage bildet nun eine selbständige Broschüre, wohl weil der Verfasser in einem sehr langen Vorworte eine Reihe von Mißverständnissen aufzuklären und durch neue Beiträge das Verständnis für das, was er eigentlich will, zu erleichtern versucht. Aber es wird ihm nichts helfen, das wird er auch von vornherein gewußt haben – er hat es gewagt, in unserer Zeit der »Frauenbildung« und des »Frauenrechts« Dinge öffentlich zu sagen und noch dazu zu begründen, die zwar an sich gar nicht mal neu sind, die jedem jeden Tag von neuem bewiesen werden, aber – – . Man kann darüber streiten, ob die Bezeichnung » Schwachsinn des Weibes« und noch dazu mit dem Beiworte » physiologisch« besonders gut gewählt ist, doch welch anderen Ausdruck sollte Möbius brauchen für das, was er sagen wollte! Er verwahrt sich selbst gegen die Bezeichnung »geistige Inferiorität«, da sie einen verächtlichen Beigeschmack habe, was dem Verfasser völlig fern liegt. Er wollte nur einen treffenden Ausdruck für die »geistige« Schwäche des Weibes, nicht die krankhafte, sondern die in seinem Wesen als Weib liegende geistige Schwäche – immer natürlich im Vergleiche mit den geistigen Fähigkeiten des Mannes – finden, und da war ja wohl kein anderer zur Hand. – Die, im Vergleiche mit dem Manne geringere geistige Begabung des Weibes ist das Thema des Verfassers und darin liegt meines Erachtens sein Fehler, insofern wenigstens die Abhandlung den Anspruch einer rein wissenschaftlichen macht. Das Weib ist ein menschliches Wesen für sich, es hat nicht allein einen anderen Körper für sich, es hat anderen Zweck, andere Aufgaben und daher auch andere Eigenschaften, geistige und seelische, als der Mann. Es ist von wissenschaftlichem Interesse, das Wesen des Weibes nach seiner geistigen und seelischen Eigentümlichkeit zu erforschen, wie der Körper des Weibes eine gesonderte medizinische Betrachtung erfordert. Diese Erforschung ist ja seit den ältesten Zeiten häufig ein Gegenstand philosophischen Denkens gewesen, aber das Resultat war doch durchweg ein ungerechtes, selbst wenn man nicht gerade Schopenhauer nennt, und zwar immer, weil der Mann als naheliegende und bequeme Vergleichsperson benutzt wurde. So bekommen alle Abhandlungen über das Weib etwas Polemisches, Unwissenschaftliches, es sind Streitschriften, die entweder den persönlichen Gefühlen und Erfahrungen der Verf. Luft machen oder sich gegen einen allgemeinen Übelstand richten, wie das die Streitschrift von Möbius tut. Die moderne Frauenbewegung hat schon viele Frauen auf dem Gewissen, sie macht mit Unterstützung ritterlicher Phantasten entschiedene Fortschritte und fängt sogar schon an, ganz armseligen Weiberhirnen, die auch als Männer zu nichts berufen sein würden, den Kopf zu verdrehen. Da spricht Möbius in seiner Abhandlung zur rechten Zeit ein energisches Wort, das hoffentlich nicht ganz erfolglos sein wird. Leider geht die Schrift zu oft über den Rahmen des Objektiven hinaus, und es wäre für den Erfolg besser gewesen, Möbius hätte seiner Vorliebe für geistreiche Paradoxe, die seine sonstigen Schriften so sehr auszeichnen, hier weniger freien Lauf gelassen, um verletzende und aufreizende Aussprüche zu vermeiden. Dergleichen wird sich wohl nie ganz vermeiden lassen, so lange Männer über das Weib Studien anstellen. Leider hat uns ebensowenig, wie die Vergangenheit, die moderne weibliche Geisteselite aller Nationen bis heute einen weiblichen Philosophen geschenkt, der uns über das innerste Wesen des Weibes authentischen Aufschluß gegeben hätte. Im Gegenteil, die Vorkämpferinnen der heutigen Frauenbewegung scheinen sich bezüglich ihres eigenen Geschlechts in einem bedauerlichen Irrtum zu befinden. Denn trotz allen Redens und Sträubens und selbst Wütens, wie es weibliche Kritiker gegen Möbius getan, bleibt es einfache Wahrheit, daß das Weib mit seinen körperlichen und geistigen Fähigkeiten nicht im stande ist, die wissenschaftlichen Berufe des Mannes auszuüben, und daß ein widernatürliches Eindringen in diese Berufe zur Verkümmerung der weiblichen Eigenschaften und Zwecke führen muß. Daran ändert nichts, daß es zu allen Zeiten und auch heute eine große Anzahl geistig hervorragender Frauen und eine Unzahl ganz dummer Männer gegeben hat und gibt – diese vollkommen gleichgültige Tatsache wird einem immer wieder als erschütternde Neuigkeit mitgeteilt. Neuerdings wird mit Vorliebe der Faktor der Erblichkeit ins Feld geführt: die Weiber seien durch die jahrtausendelange Unterdrückung und absichtliche Dummhaltung geistig verkümmert, erst die kommenden Generationen würden mit zunehmender Frauenbildung Weiber mit gleichwertigen Männerhirnen hervorbringen. Die Vertreterinnen dieser naiven Anschauung wollen scheinbar glauben machen, daß die Weiber nur durch Parthenogonesis entstehen. Endlich ist es Spiegelfechterei, wenn da behauptet wird, der Mann sei das Hindernis für die höhere Entwickelung des Weibes, Befreiung vom Manne müsse das Losungswort sein. O nein! Das Kind und die Mutter sind das Hindernis und – werden es bleiben. Das menschliche Geschlecht müßte verkümmern mit der Zweckuntauglichkeit des Weibes, die seiner Hirnausbildung unweigerlich folgt, ut figurae demonstrant. Dann sind die Nationen am beklagenswertesten, deren Frauen am meisten auf den Schwindel hereingefallen sind.

Man werfe nicht ein, daß bei der Überzahl der Mädchen doch nicht alle heiraten und diesen daher nur die gelehrten Berufe übrig bleiben, um sich Brot und Existenz zu schaffen. Nun, die Mädchen, die sich selbst durchschlagen müssen, werden wohl nie dazu die gelehrten Berufe ergreifen, und es wäre ein dankbares Feld für die Frauenbestrebungen, diesen neue Bahnen zu weisen und sie zu unterstützen. Wäre es nicht ein dankbares Feld für die moderne Frau, einen energischen Kampf zu beginnen gegen die erniedrigenden Standesvorurteile, die die »Dame« – nämlich die nichtstuende – so himmelhoch erhebt über die Arbeiterin ihres Geschlechts; ich meine nicht einmal Fabrikarbeiterin! Aber dann müßte die moderne Frau solchen Kampf bei sich selbst anfangen, bei ihrem Benehmen, in ihrem eigenen Hause und z. B. schon ihr Dienstmädchen achten, die im stande ist und den Willen hat, sich selbst ihr Brot zu verdienen. Auch hierin werden sich die Zeiten ändern, aber an dieser Änderung wird die Frauenbewegung keinen Anteil haben.

Gerade in diesen Tagen erschien eine Statistik über die zirka 340 weiblichen Studenten der Berliner Universität im Sommer 1901 aus weiblicher Feder. Den Berufen der Väter war nachgeforscht. Die Damen stammten sämtlich aus gut situierten Familien, die es »eigentlich nicht nötig haben.«

Es ist merkwürdig, daß eine so alltägliche Erfahrung, wie sie Möbius des näheren bespricht, bei ihrer öffentlichen Erörterung so viel Gegnerschaft finden kann. Gewiß liegt es zum Teil an den von mir eben erwähnten Umständen. Aber Kritiken, wie sie Möbius erfahren hat, liest man selbst bei den grüßten literarischen Fehden nicht – aus männlicher Feder. Im Anhange hat der Verfasser mehrere gegnerische Kritiken veröffentlicht, darunter etliche weibliche, wahrscheinlich, wenn er es auch halb leugnet, als willkommenen Beweis für seine Behauptung; jedenfalls sind sie eine glückliche Ergänzung.

Die inhaltreiche Abhandlung verdient ihres guten Zweckes wegen die weiteste Verbreitung. Die Männer mögen sie cum grano salis genießen, von den Frauen empfehle ich sie nur den ganz klugen; die werden ihr Recht geben.

b) Die Heilkunde. II. Jahrgang, Nr. 9. 1901.

Der Titel der Schrift sagt deutlich ihren Inhalt. Ob Möbius Recht hat, das Weib als physiologisch schwachsinnig zu bezeichnen, kann wohl niemand besser beurteilen, als der ärztliche Praktiker, der als Hausarzt und Familienratgeber alle jene Beziehungen kennen lernt, die in der Ehe so recht den Gegensatz zwischen Mann und Weib zur Anschauung bringen. Und ist er gar selbst Ehegatte, dann spricht eigene Erfahrung auch mit ein Wort zu Gunsten der Anschauung von Möbius. Darum versäume es kein praktischer Arzt, die Broschüre zu lesen, sie wird ihm Belehrung und Aufklärung über so manche dunkle Punkte geben, in denen er als Hausarzt Rat schaffen soll.

Man braucht weder Anhänger noch Gegner des Frauenberufes zu sein, um den Worten Möbius' Beifall zu zollen – vielleicht werden erstere, die Frauenrechtler, erst recht die Konsequenz aus der Erkenntnis des physiologischen Schwachsinns beim Weibe ziehen: Es gibt Berufe, die gerade deshalb für die Frau passen und die sich die Männer nur widerrechtlich angeeignet haben. Von anderen Berufen kann es immer nur heißen: Die Frauen weg! Hierzu gehört auch der Beruf des Arztes, nicht etwa, weil die weiblichen Geistesfähigkeiten zur Erlernung der Medizin nicht ausreichen (sie reichen hierzu aus, bekräftigt Möbius), nicht etwa, weil die Frauen die ärztliche Handfertigkeit sich nicht aneignen könnten (sie werden so manchen männlichen Arzt darin übertreffen), sondern vor allem, weil sie die intellektuelle Sphäre des ärztlichen Berufes nicht auszufüllen vermögen. Ob die Frau als Forscher irgend etwas zu leisten im stande sein könnte, muß man füglich bezweifeln, denn in allen Berufen, die bisher den Frauen offen standen, wurden sie stets von den Männern übertroffen. Man kennt weder einen weiblichen Beethoven, noch einen weiblichen Goethe oder Rubens. Aber selbst auf dem Gebiete der Kleidermacherkunst und der Küche waren immer nur Männer maßgebend.

c) Reichs-Medicinal-Anzeiger, XXVI Nr. 2 vom 18.1.01.

In dieser sehr interessanten Arbeit weist der bekannte Verfasser in höchst genialer Weise nach, daß das Weib sowohl karger mit Geistesgaben versehen ist, als der Mann, als auch, daß es diese auch viel rascher wieder einbüßt als letzterer. Verf. hebt zunächst hervor, wie schwierig die Begriffsbestimmung des Schwachsinns erscheint, wie zwischen der Dummheit und den leichten Formen des Schwachsinns kein wesentlicher Unterschied sei, daß es nicht nur einen pathologischen, sondern auch einen physiologischen Schwachsinn gibt und dieser ebenso wie ersterer sich annähernd sicher feststellen läßt, wenn man dabei nicht die Menschen in Betracht zieht sondern nur bestimmte Menschenarten, von bestimmtem Alter, bestimmtem. Geschlecht etc., d. h. der Schwachsinn ist eine Relation und schwachsinnig schlechtweg kann nur bedeuten: im Vergleiche mit Seinesgleichen. Verf. zeigt nun, wie auch anatomisch das Gehirn des Weibes in einzelnen Teilen und Windungen in der Entwickelung zurückgeblieben ist, ein Unterschied gegenüber dem männlichen Geschlechte, der schon bei der Geburt besteht. Ebenso sind die geistigen Eigenschaften, die an sich dieselben sind, bei beiden Geschlechtern von verschiedener Größe. Wenn auch die Sinne nicht wesentlich verschieden sind, vielleicht beim Weibe nur stärkere Reize zur Erregung erforderlich sind, so ist der Unterschied doch sehr wesentlich auf der motorischen Seite, in Bezug auf Kraft und Geschicklichkeit. Es wird nun nachgewiesen, wie beim Weibe der Instinkt eine größere Rolle spielt als beim Manne, wie aber der Instinkt das Weib tierähnlicher, unselbständig macht, sicher und heiter, und einen Mangel an Kritik daraus hervorgehen läßt, wie ihre Moral nur Gefühlsmoral ist, oder unbewußtes Rechttun, während die Begriffsmoral ihnen unzugänglich bleibt und die Reflexion sie nur schlechter macht, wobei sehr deutlich die Heftigkeit der Affekte und die Unfähigkeit der Selbstbeherrschung zu Tage tritt. Weiter wird dann nachgewiesen, wie auch die intellektuellen Fertigkeiten geringer sind. Wenn auch Verständnis und Gedächtnis gut erscheinen, so tritt hier doch bei allen Leistungen das persönliche Interesse in den Vordergrund, ein wirklich tiefer begründetes Interesse ist nur ausnahmsweise vorhanden. So ist eine geistige Sterilität die Regel und für die Wissenschaft ist eine Bereicherung durch das Weib nicht zu erwarten. Verf. glaubt, daß die Eigenschaften des Weibes und sein ganzes Wesen teleologisch am leichtesten begriffen werden und führt dies genauer aus, wobei er zu dem Schlusse kommt, daß der physiologische Schwachsinn beim Weibe nicht nur ein physiologisches Faktum, sondern direkt ein physiologisches Postulat sei. Verfasser geht noch auf die Bestrebungen der Vertreter der Frauenemanzipation, auf die Feministen ein und betont endlich die Notwendigkeit, daß unsere Gesetzgebung auf den physiologischen Schwachsinn des Weibes Rücksicht zu nehmen habe, und beide Punkte führt er in höchst interessanter und lehrreicher Weise aus. Auch bei der Besprechung des 2. Abschnittes, worin nachgewiesen wird, daß das Weib die erlangten Geistesgaben rascher wieder einbüßt, glaubt der Verf., daß es am besten sei, die Sache teleologisch zu fassen, und führt hier in genialer Weise durch, wie sich überall nach bestimmter Zeit der Verfall deutlich geltend macht. Je höher ein Wesen steht, um so später wird es reif, und schon dadurch, daß die Natur den Mann später reif werden läßt, als das Weib, hat sie ihn nach Verf. bevorzugt und gezeigt, daß sie höher mit ihm hinaus wollte. Noch viel größer wird die Begünstigung des Mannes dadurch, daß er die einmal erlangte Fähigkeit fast bis zum Lebensende behalten darf, das frühreife Weib hat durchgängig dagegen nur 30 Jahre, in denen es vollständig ist, und dann spielt das Klimakterium bei dem Weibe noch eine Schlußrolle. Aber der einfache Schwachsinn der Jahre läßt glücklicherweise die wahrhaft guten Eigenschaften des Weibes unverändert, die mütterliche Gesinnung bleibt und trotz aller Einfältigkeit kann ein altes Weib einen Schatz von Zärtlichkeit in sich bergen. Zum Schluß kommt der Verf. noch darauf zu sprechen, wie sich der erworbene physiologische Schwachsinn des Weibes kund gibt und dies schildert er in durchaus klarer und anregender Weise und hebt dabei noch hervor, wie es doch sehr schwierig sein kann, den physiologischen gegen den pathologischen Schwachsinn abzugrenzen und wie man sich dabei nicht allein auf die klinische Prüfung verlassen darf, sondern auf die ganze Lebensgeschichte zurückgehen, die Beobachtung nach den Verhältnissen des wirklichen Lebens vornehmen muß.

Wulff, Oldenburg.

Reichs-Medicinal-Anzeiger, Leipzig, 20.6.1902.

Nach Fichtes Meinung wäre ein Buch, welches sofort nach dem Drucke sachgemäß gewürdigt werden kann, des Druckes unwert. Dies trifft im vorliegenden Falle insofern nicht ganz zu, als die Mehrzahl der zuständigen Beurteiler über die Bedeutung des Werks nach dessen Erscheinen alsbald einig wurde. In den seitdem verflossenen 2½ Jahren festigte sich dieses Urteil, und man darf wohl jetzt unbedenklich aussprechen, daß sich der Verfasser durch diese Veröffentlichung den Klassikern der Medizin aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts beigesellt hat. Anspruchslos, wie die früheren, tritt die vorliegende Auflage auf den Büchermarkt: keine Angabe über das erreichte »9. oder 20. Tausend« und keinerlei Mitteilung über eine in Aussicht stehende kroatische oder portugiesische Übersetzung. Für das Bedeutende bildet ein Unterlassen des Ausklingelns die beste Empfehlung. – Betreffs des Inhalts genügt der Hinweis auf die ausführlichen Besprechungen in Nr. 2 dieses »Anzeigers« vom 18. Januar 1901 (26. Jahrgang, Seite 24) und in Nr. 18 vom 30. August desselben Jahres (ebenda S. 352). Sachliche Ausstellungen zu machen, bietet sich trotz zahlreich beigebrachter Einzelheiten kaum Anlaß. Erst auf der 68. Seite fiel dem Berichterstatter ein unzutreffender Ausspruch auf, nämlich bei Besprechung der Unterbringung unversorgter Weiber: »Ein wirklicher Fortschritt zum Bessern wäre das Zurückgreifen auf den Klostergedanken. Die radikale Bekämpfung des Kloster-Wesens war und ist eine der größten Torheiten der Reformation und des Liberalismus«. Bisher handelte es sich bei dem buddhistischen und christlichen Klosterwesen vorwiegend um Männer. Die dem Verfasser vorschwebenden Vereinigungen zu hilfreichen oder wissenschaftlichen Zwecken unter strammer, einheitlicher Leitung können nicht als Klöster gelten, wenn sie – was als selbstverständlich vom Verfasser angenommen wird – zwar drei Klostergelübde (Gehorsam, geschlechtliche Enthaltung, Besitzlosigkeit), nicht aber beschauliches Leben, Kirchendienst und vor allem unwiderrufliche, lebenslängliche Verpflichtung verlangen. – Aber auch hier handelt es sich wesentlich nur um das irrig gebrauchte Wort »Kloster« oder vielleicht um eine Verwechselung mit kommunistischen Bestrebungen, wie solche zu Erwerbszwecken in den Vereinigten Staaten Nordamerikas zum Teil mit bestem Erfolge verwirklicht wurden.

Als Wunsch für die voraussichtlich zahlreichen künftigen Auflagen sei dem Verlage eine die Brauchbarkeit erhöhende Ausstattung mit Inhaltsverzeichnis und alphabetischem Register empfohlen, auch wäre eine Datirung der mit Recht aufgenommenen Vorreden der früheren Auflagen erwünscht, dagegen Streichung einzelner Anführungen bei einem Buche solcher Bedeutung künftig zu meiden. Die Abkürzung: M. a. W. auf Seite 13 und 29 wird ohne Erläuterung manchem Leser dunkel bleiben, wenigstens ging es dem. Berichterstatter so.

Helbig, Serkowitz.

d) Centralblatt für Nervenheilkunde, 1902.

P. J. Möbius' Schrift »Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes« hat großes Aufsehen erregt und viele Leser gefunden. Sie liegt bereits in vierter Auflage vor. Diese ist viel reichhaltiger als die ersten beiden. (Referat: Dieses Centralblatt 1900, S. 368). Möbius hat den neuen Auflagen Erläuterungen beigefügt, in denen er in seiner bekannten freimütigen Art zur Kritik Stellung nimmt und manche Vorwürfe mit gutem Erfolg widerlegt. Er hat dann anhangsweise eine Reihe von Kritiken, die ihm über seine Schrift zugingen, veröffentlicht und damit recht klug gehandelt. Denn in der Tat: wenn etwas geeignet ist, seine Ausführungen über das geistige Wesen des Weibes zu stützen, so sind es manche dieser Kritiken, die seine Schrift (namentlich auch im Lager der Emanzipierten) veranlaßt hat. Man lese z. B. die albernen und leidenschaftlich-gehässigen Redensarten, mit denen ein bekanntes Haupt der modernen Frauenbewegung ( Hedwig Dohm) die Schrift abzutun glaubt, und man wird sehen und fühlen, wie recht er mit seiner Bekämpfung dieser Emanzipierten, sowie der männlichen Feministen hat.

Doz. Dr. Gaupp.

e) Schlesische Ärzte-Correspondenz, IV. Jahrgang, Nr. 15, 28. April 1901.

Die Broschüre regt in vielen Punkten zum Widerspruch an und hat speziell in Frauenkreisen Erbitterung hervorgerufen, hauptsächlich deshalb weil in ihr die erzieherische Tätigkeit und Befähigung des Weibes und gewisse Gemüts- und Charaktereigenschaften, durch welche das Weib den Mann überragt, ohne besondere Würdigung nur nebenbei erwähnt werden. In dem Vorwort zur zweiten Auflage verwahrt sich der Verfasser gegen den Vorwurf, seine Abhandlung sei eine Streitschrift gegen das weibliche Geschlecht. Er verkenne durchaus nicht die Berechtigung der Frauenemanzipation, soweit sie die Beschaffung von Erwerb für in sozialer Not befindliche Frauen bezwecke. Aber diese Bestrebungen dürfen im Interesse der Volkswohlfahrt und besonders der kommenden Generation nicht aus dem Auge verlieren, daß nach dem Willen der Natur das Weib den Beruf habe, Mutter zu sein, und daß unter der modernen Forcierung der Gehirnarbeit das weibliche Gehirn eher und schwerer leide als das männliche. In seiner Abhandlung trägt der Verfasser ein großes Beweismaterial dafür zusammen, daß das Weib in der Entwicklungsfähigkeit des Intellektes dem Manne gegenüber minderwertig sei. Er ist im Gegensatz zu den »Feministen« der Überzeugung, daß weder durch Gesetz noch durch Erziehung sich die Unterschiede des Geschlechts in geistiger Beziehung ausgleichen werden. »Mütterliche Liebe und Treue will die Natur vom Weibe. Die ewige Weisheit stellt nicht neben den Mann noch einen Mann mit einem Uterus, sondern das Weib, dem sie alles zu seinem edlen Berufe Nötige gab, dem sie aber die männliche Geisteskraft versagte.«

Der Verfasser trägt eine Reihe noch nicht ganz sicher erwiesener Behauptungen zu apodictisch vor und ist an manchen Stellen in seiner Kritik zu scharf. Er ist z. B. zu pessimistisch hinsichtlich der Entwicklungsfähigkeit des Weibes auf geistigem Gebiete. Es bleibt doch noch abzuwarten, ob nicht durch bessere Schulung der Urteilskraft und durch anderweitige zweckmäßige und dabei maßvolle Reform des Mädchenschulunterrichts der Grad des physiologischen Schwachsinnes des Weibes sich ohne Gefährdung des Gehirns wesentlich verringern ließe, und ob nicht durch eine Erweiterung und Vertiefung der geistigen Interessen das Weib der ihm frühzeitiger drohenden »geistigen Myopie« vorbeugen könnte und sich länger wie bisher die geistige Frische bewahren würde.

Diese Mängel sind nicht geeignet, die Vorzüge der Abhandlung zu verdunkeln. Es spricht zu uns ein ernster und erfahrener und um die Wissenschaft sehr verdienter Arzt, der uns ausdrücklich versichert (s. o.) nicht provozieren zu wollen und der gewiß keinen Gefallen daran findet, auf einem besonders extremen Standpunkt zu stehen. Er erblickt in der »Vermännlichung« des weiblichen Gehirns ein Unglück für die Gesundheit und die Fortentwicklung des Volkes, und seine eindringliche Warnung muß uns zu ernstem Nachdenken anregen. Gerade an uns Ärzte richtet Möbius den Appell im Interesse des menschlichen Geschlechtes, hier zu raten und zu warnen.

Freund (Breslau).

f) Frankfurter Schulzeitung, Frankfurt a. M., 1. November 1902.

Unter »physiologischem Schwachsinn« versteht M., der bekannte Leipziger Nervenarzt, die geistige Inferiorität einer Menschengruppe im Vergleiche mit anderen Gruppen. Er sucht nachzuweisen, daß ebenso, wie das weibliche Gehirn kleiner und einfacher als das männliche ist, auch der weibliche Geist unter dem männlichen steht und daß die Natur aus höheren Absichten dem Weibe die Geisteskraft des Mannes versagt hat. Weil das Kind jahrelang in hohem Grade hilfsbedürftig bleibt, mußte der Unterschied zwischen den Geschlechtern beim Menschen viel größer sein, als bei den oberen Tieren. Das Weib soll vor allem Mutter sein, es war aber unmöglich, energische Gehirntätigkeit und vollausgebildete Mutterfähigkeiten in einem Individuum zu vereinigen. Diese werden geschädigt, sobald das Gehirn zu männlichen Leistungen getrieben wird.

»Von der Parteien Gunst und Haß verwirrt, schwankt sein Charakterbild in der Geschichte« kann man auch von dem Verfasser sagen, den das schwächere Geschlecht, welches bekanntlich ebenso stark im – Lieben wie im Hassen ist, in die Hölle verdammt hat: Es sind starke Übertreibungen, die sich M. in seinem Buche zu schulden kommen läßt. Aber man darf das Eine dabei nicht vergessen – den Zweck des Buches, die Absichten des Verfassers. Er will kein Weiberfeind sein und ist auch keiner. Wer M. als den gemütvollen Menschen und als den geistreichen feinsinnigen Schriftsteller aus persönlichem Umgange und aus seinen zahlreichen Werken her kennt, wird mehr in seinen inhaltsreichen Betrachtungen über Weibergemüt und Weibergeist finden, als ein Pamphlet gegen die Frauen. Es ist eine auf Erfahrung begründete Warnung eines guten Arztes an jene Frauen, die ohne körperliches und geistiges Rüstzeug sich in den Kampf mit dem Manne stürzen wollen und zwar auf allen Gebieten des wirtschaftlichen, des politischen, des geistigen Lebens! – Wer von solchen Gesichtspunkten aus den bösen Möbius studiert, wird nicht ohne Belehrung das Buch aus der Hand legen und die vierte Auflage besonders zu schätzen wissen, da hier in einem Anhange die weiblichen Widersacher des Leipziger Gelehrten zu Worte kommen! – Da werden Weiber zu Hyänen ...

Dr. L.

g) Nord und Süd, Februar 1901, Heft 287.

Die verschiedene, mehrfach recht absprechende Beurteilung, welche die vorliegende Arbeit erfahren, hat den Verfasser veranlaßt, in einem trefflichen Vorwort zur 2. Auflage seinen Standpunkt zu dem von ihm behandelten Thema näher zu präzisieren. Wenn er zunächst dagegen Front macht, daß man ihn als Weiberfeind bezeichnet und in seiner Abhandlung eine Streitschrift gegen das weibliche Geschlecht erblickt hat, so kann man ihm nur Recht geben. In Wahrheit führt er, wie er hervorhebt, »die Sache des weiblichen Geschlechts gegen seine Schädiger und streitet gegen den blutlosen Intellektualismus, gegen den mißverstehenden Liberalismus, der auf eine öde Gleichmacherei hinausläuft.« Als die eigentlichen Weiberfeinde bezeichnet er mit Fug und Recht die »Feministen«, die den Unterschied der Geschlechter aufheben möchten. Vielleicht hat gerade die Bezeichnung »Schwachsinn des Weibes« die Gemüter besonders erregt und wäre es angezeigter gewesen, »Schwachsinn« einfach durch »Schwäche« zu ersetzen, zumal das Weib sowohl in geistiger als auch in körperlicher Hinsicht dem Manne unterlegen ist und man daher schon immer vom »schwachen« und »starken« Geschlecht spricht. Wenn der Verfasser sich darüber beklagt, daß viele ihm wohl mündlich oder schriftlich zugestimmt haben, dies öffentlich zu tun aber niemand den Mut gehabt hat, so möge er eine Widerlegung dieser letzten Annahme in diesem Referat finden. – Wer übrigens unbefangen und ohne Vorurteil die vorliegende Schrift liest, wird der interessanten Darlegung des Verfassers, die auf wissenschaftlicher Grundlage (S. 15) basiert, seine Zustimmung nicht versagen können. »Dem wirklichen weiblichen Talente soll die Bahn frei bleiben, jede Massendressur ist aber als unnütz zu verwerfen«. – Soll das Weib das sein, wozu es die Natur bestimmt hat, dann darf es nicht mit dem Manne wetteifern. Der Verfasser hat sehr recht, wenn er die Ärzte auffordert, sich eine klare Vorstellung von dem weiblichen Gehirn- oder Geisteszustande zu verschaffen und alles zu tun, was in ihren Kräften steht, um im Interesse des menschlichen Geschlechts die widernatürlichen Bestrebungen der Feministen zu bekämpfen. Handelt es sich doch um die Gesundheit des Volkes, die durch die Verkehrtheit der »modernen Frau« gefährdet wird. Was soll man aber dazu sagen, wenn wie es in der Neuzeit geschehen ist, die Erlangung des Doktorhutes seitens einer jungen Dame in den Zeitungen als ein besonderes Ereignis gepriesen wird. Man kann da doch nur mitleidig der vielen weiblichen Wesen gedenken, die bei dem Wettlauf mit dem männlichen Geschlecht infolge von Bleichsucht und hochgradiger Nervosität unterliegen. Von der Natur ist die Aufgabe, die das Weib zu erfüllen hat, streng vorgezeichnet, und gegen die Naturgesetze wird der Mensch vergeblich Sturm laufen. – Es ist nur, zu wünschen, daß die in dieser wichtigen sozialen Frage der Aufklärung dienende Schrift die weiteste Verbreitung finden möchte.

K.

h) Kreuz-Zeitung, Berlin, vom 25. Juni 1901.

Hätte der Verfasser nur einen weniger aufreizenden und weniger mißverständlichen Titel für seine sonst sehr beachtenswerte Broschüre gewählt! Er will doch im Grunde genommen nichts Anderes beweisen, als daß die ganze geistige Anlage des Weibes – seine Verteidigung dieses Wortes unterschreiben wir durchaus! – eine andere sei als des Mannes. Seine Verteidigung des Titels hat uns nicht überzeugt, während seine sachlichen Ausführungen sehr viel treffendes enthalten. Vor allem beachte man die ausführliche Vorrede zur dritten Auflage, in der sich der Verfasser ganz vortrefflich mit der modernen Frauenbewegung auseinandersetzt, » je gesunder der Mensch ist, um so entschiedener ist er Mann oder Weib« – ist ein ebenso wahres wie ernstes Wort für das Album unserer Frauenrechtler. Wie schön charakterisiert er das »Schwatzgenie« der Rahel Levin; wie recht hat er damit, daß es eine Unmöglichkeit sei anzunehmen, ein Weib könnte die Aufgabe erfüllen, die die Natur eben an zwei Geschlechter verteilt habe. Wir stimmen Ihm auch bei, daß die ganze öffentliche Bedeutung, die die Frauenbewegung gewonnen habe, sie dem Manne verdanke; »Macht der Mann damit Ernst, daß er von der unbedingten Freiheit des Weibes nichts wissen wolle, dann ist es aus mit der Frauenbewegung«. Dr. Möbius rühmt sich, in Wahrheit die Sache des weiblichen Geschlechts gegen seine Schädiger zu führen, zu streiten gegen den blutlosen Intellektualismus, gegen den mißverstehenden Liberalismus, der auf eine öde Gleichmacherei hinausläuft, die eigentlichen Weiberfeinde sind die Feministen, die den Unterschied der Geschlechter aufheben möchten. – Es ist eine scharfe, aber ehrliche Entrüstung, die die Feder des Verfassers führt. Daß er im Anhang die Entgegnungen einiger Heldinnen der modernen Frauenbewegung abgedruckt hat, ist eine sehr geschickte Taktik: einen besseren Beweis für seine Anführungen konnte es gar nicht geben, als diese phrasenhaften Ergüsse.

i) Hallesche Zeitung, vom 12. Juli 1901.

Unter »physiologischem Schwachsinn« versteht M. die geistige Inferiorität einer Menschengruppe im Vergleiche mit anderen Gruppen. Er sucht nachzuweisen, daß ebenso, wie das weibliche Gehirn kleiner und einfacher als das männliche ist, auch der weibliche Geist unter dem männlichen steht und daß die Natur aus höheren Absichten dem Weibe die Geisteskraft des Mannes versagt hat. Weil das Kind jahrelang in hohem Grade hilfsbedürftig bleibt, mußte der Unterschied zwischen den Geschlechtern beim Menschen viel größer sein als bei den oberen Tieren. Das Weib soll vor allem Mutter sein, es war aber unmöglich, energische Gehirntätigkeit und voll ausgebildete Mutterfähigkeiten in einem Individuum zu vereinigen. Die Mutter wird geschädigt, sobald das Gehirn zu männlichen Leistungen getrieben wird. Der 3. Auflage seines Aufsatzes hat der vielfach falsch verstandene Verfasser ein ausführliches Vorwort mitgegeben, das Erläuterungen bieten, Einwürfe abwehren und den Sinn der Sache verdeutlichen soll. Es handelt sich hier um den Kern der »Frauenfrage« und es ist der Mühe wert, den modernen Wahn, der die Gesundheit des Volkes bedroht, ernsthaft zu bekämpfen. Als Anhang erscheint eine Blütenlese gegnerischer Besprechungen und Zuschriften. Wen der Aufsatz nicht überzeugt hat, den werden diese darüber belehren, daß der Verfasser Recht hat. Dauert die freundliche Teilnahme an, so wird der Verfasser in späteren Auflagen noch manches nachzutragen haben, das den Feministen übel klingt.

k) Der Litterat. Zeitschrift für moderne Kunst und Litteratur. »Braunschweig«.

Wenn man den Anstrengungen zusieht, welche heute die Weiber machen, um Gleichberechtigung mit den Männern zu erkämpfen, so kann man sich eines Bedauerns nicht erwehren. Es ist dem weiblichen Geschlechte gelungen, sich im Laufe der Zeit in alle möglichen Fächer hineinzudrängen. Sie dürfen Universität besuchen, sind Malerinnen, Bildhauerinnen, Musikerinnen (oder Tonkünstlerinnen wie sie sagen), Dichterinnen. Sie werden für Arbeiten verwendet, die früher ausschließlich von Männern versehen wurden. Trotz alledem hat sich das Weib nicht die Anerkennung verschaffen können, die ihm gebühren würde, wenn es imstande wäre, den Männern gleichzuschätzende Arbeit zu liefern. Im Gegenteil, dem größten Teil der Männer will die Stellung des modernen Weibes als wenig berechtigt erscheinen. Der Kampf tobt nur noch heißer.

Man muß hier vorerst unterscheiden. Ein großer Teil des weiblichen Geschlechtes kümmert sich absolut nicht um das hier in Frage Stehende. Die zu diesem Teile gehörigen Weiber leben in einer Weise dahin, die man nur billigen kann, ist sie doch von der Natur so bestimmt. Wenn die Mädchen aus der Schule entlassen sind, so befassen sie sich mit der einen oder anderen Arbeit, lassen sich, wenn die betreffenden Jahre gekommen sind, heiraten und verbringen, je nach Qualität der Gatten, in mehr oder weniger glücklicher Ehe ihr Leben. Es sind die sogenannten guten Hausfrauen, die in Pflichterfüllung und Sorge um die Erziehung und das Wohl ihrer Kinder ihr Ideal erblicken. Unser Aufsatz nun beschäftigt sich hauptsächlich mit dem andern Teile.

Diese Weiber rekrutieren sich hauptsächlich aus den vornehmeren Kreisen. Sie müssen – das ist selbstverständlich – auch etwas zu tun haben. Stuben reinigen, Kleider waschen, Essen kochen war ihr Metier nicht – hatten sie doch die höhere Töchterschule besucht und Klavierspielen gelernt – also mußten sie auf etwas anderes fallen. Dieses Andere war die Kunst und bald auch die Wissenschaft. Aus diesem anfänglich harmlosen Dilettieren hat sich mit der Zeit die moderne Frauenrechtlerin entwickelt. Ich will durchaus nicht bestreiten, daß bei einigen dieser emanzipationslustigen Weiber andere, edlere, idealere Motive mitspielten. doch verschwinden sie in der Menge.

Obwohl dies nun bereits verschiedene Jahrzehnte so fort geht und nennenswerte Erfolge bislang noch nicht erzielt worden sind, will das Weib seine Position nicht wieder aufgeben. Im Gegenteil, sie flöten auch heute noch: Wir können das auch, was Ihr Männer könnt, infolgedessen wollen wir es auch. Es ist abscheulich, uns eine untergeordnete Stellung anzuweisen. Gleichberechtigung des Geschlechtes muß auf jeden Fall eintreten. – Von Pflichten ist bekanntlich nie die Rede. – Wagt man es dann, schüchtern an dem Können zu zweifeln, so heißt es rasch: Wir hatten bislang noch nicht Zeit, unsere Talente ausreifen zu lassen. Diese Antwort, die man stets bekommt, ist durchaus unzutreffend. Wenn es auch wahr ist, daß die Weiber erst seit einigen Jahrzehnten auf geistigem Felde tätig sind, so müßte sich doch in dieser Zeit irgendwie ein Einfluß geltend gemacht haben, der geistige Arbeit rechtfertigte. Auch müßten einige wirkliche Größen herausgewachsen sein aus der Fülle, mit welcher die Weiber vertreten sind. Dies ist aber kaum der Fall. So lange es weibliche Schriftsteller gibt, ist die Literatur, im speziellen die Volksliteratur, nur gesunken. Die trivialen Machwerke der Marlitt, Heimburg, Eschstruth, Werner »Die Berliner Range« von Margarethe Michaelson (alias Ernst Georgy) ist wieder ein krasses Beispiel., auch der Viebig, sowie das ungeheure Gros der Tagesschriftstellerinnen sind fast allein schuld an der Geschmacksverirrung, an welcher heute das Volk leidet. Die paar wirklich begnadeten Talente, zu welchen vielleicht die Ritter und die Ebner-Eschenbach zu rechnen sind, wiegen den Schaden nicht auf, auch würden sie, vorausgesetzt, daß sie geniale Naturen wären, sich selbst Bahn brechen (Droste-Hülshoff etc.).

Auf anderem Gebiete ist es eher schlechter als besser. Wo sind die Komponistinnen, die Malerinnen, die Plastikerinnen, die durch ihre »Arbeiten« etwas zur Berechtigung des ungeheuren Apparates, den die Frauenrechtlerinnen in Szene gesetzt haben, beitragen können.

Ihre Kunstwerke sind höchstens bessere Dilettantensachen, selten Durchschnittsarbeit, nie mehr als diese. Jegliche Phantasie, das Kombinierungsvermögen fehlt ihnen. Wissenschaftlich hervorragend tätige Weiber gibt es auch nicht. Liest man ihre Schriften, so läßt man sich vielleicht im Anfange durch das (scheinbar) ungeheure Wissen düpieren, bemerkt aber bald, daß dieses Wissen oberflächlich ist. Sogenannte »Werke« schreiben ist den Weibern unmöglich; ich erinnere nur an Dr. Käthe Schumacher. Als Technikerin, als Erfinderin hat sich das Weib noch weniger hervorgetan. Wenn also die ganzen Resultate nicht imstande sind, die Notwendigkeit oder nur Nützlichkeit der weiblichen Arbeit zu beweisen, wenn im Gegenteil die Quintessenzen nur schädigende Einflüsse ans Licht fördern – nämlich Überproduktion, Fallen der Honorare, wertlosere Arbeit, – so ist es ohne Frage geboten, weibliche Mitarbeit auf geistigem Gebiete abzulehnen.

Jetzt ist ein Buch erschienen, welches wissenschaftlich nachzuweisen versucht – und wie ich gleich sagen will, mit gutem Erfolge, – daß das Weib physiologisch schwachsinnig ist und es ihm infolgedessen ganz unmöglich ist, geistig wertvoll zu schaffen. Das interessante Buch, welches den bekannten Neurologen P. J. Möbius zum Verfasser hat, ist im Verlage von Carl Marhold, Halle a. S., erschienen und führt den viel angegriffenen Titel: »Über den physiologischen Schwachsinn des » Weibes«.

[Es folgt eine Angabe des Inhalts.]

Das Buch ist überzeugend geschrieben, von Kleinigkeiten muß man absehen, es sind auch fast durchweg weibliche Kritiker, die sich hieran anklammern und dieses als Waffe gegen den Autor anwenden. Kein männlicher Leser wird zum Beispiel, wenn Möbius sagt, daß es gut sei, dem Weibe die Dummheit zu erhalten, daraus solche Folgerungen ziehen, wie die Weiber es getan haben, nämlich gänzliche Geistlosigkeit. Ein Weib kann ruhig »Hermann und Dorothea« oder »Frau Sorge« lesen, es ist deshalb doch dumm. – – –

Eins an der Schrift muß noch unbedingt gelobt werden, nämlich die Rücksichtslosigkeit, mit welcher der Verfasser vorgeht, die stellenweise brutal wirkende Offenheit, mit der Möbius schreibt. Unsere Gegnerinnen, welche mit der Zeit einsehen, daß sie Unrecht haben, werden immer erbitterter, und da ist es hohe Zeit, daß man ihnen rücksichtslos entgegentritt.

Dem Hefte sind Kritiken angehängt, welche zum großen Teil von weiblichen Federn herrühren und gegen den Aufsatz gerichtet sind. Diese Kritiken sind sehr interessant. Bei Hedwig Dohm z. B. merkt man es, wie sehr sie durch den Aufsatz getroffen ist. Sie selbst zeigt dabei natürlich gleich, wie wenig die Weiber befähigt sind, sachlich zu bleiben und klar zu widerlegen. Ihre Bemerkungen, wie: Der schöne, alte Herr Möbius, und die letzte Abteilung ihrer Kritik, welche den Untertitel: Wie erwerben deutsche gelehrte Herren à la Möbius ihre Kenntnisse der Frauennatur? führt und worin sie den lächerlichen Wunsch in Betreff der sieben Töchter ausspricht, sind geradezu widerwärtig und verekeln (mir wenigstens) die ganze Lektüre der Kritik. Ihre Gegenbeweise sind oberflächlich, wenig schlagend, alle zu widerlegen.

Hartmann.

l) Verlassene Wege, Tagebuchblätter von H. Hansjakob. Stuttgart 1902, p. 346 ff.

... Es gibt eben in der Gegend noch keine »Gehirndamen«, wie Dr. Möbius in Leipzig die studierten und emanzipierten Weibsleute nennt.

Dieser Dr. Möbius, eine in der medizinischen Welt wohlbekannte Autorität, hat ein Büchlein geschrieben, welches vom Standpunkte der Wissenschaft aus in Bezug auf die Emanzipation des Weibes das gleiche sagt, was der Pfarrer Hansjakob vom gesunden Menschenverstand aus schon oft behauptet hat, daß es nämlich ein für die ganze menschliche Gesellschaft schädlicher Unsinn sei, die Weiber zu allen männlichen Gehirnleistungen und Berufszweigen heranzuziehen.

Das Büchlein des Dr. Möbius handelt »Über den physiologischen (d. i. naturgemäßen) Schwachsinn des Weibes«. Der gelehrte Arzt weist darin nach, daß das Gehirn des Weibes gar nicht das Zeug habe zu besserer geistiger Arbeit, und zeigt alle Schäden, die daraus hervorgehen werden, wenn man Männergehirn im Weiberkopf pflanzen wolle. Er plädiert darum für die Niederreißung aller weiblichen höheren Schulen, und empfiehlt, für Mädchen nur Volksschulunterricht zu halten.

Mit Recht sagt Dr. Möbius, daß es die vielen Feministen, d. i. Weiberhelden unter den heutigen Männern seien, welche den Weibern die großen Rosinen in den Kopf setzen. Was ich von diesen Feministen halte, habe ich anderwärts schon gesagt.

Möbius weist nicht bloß wissenschaftlich den Schwachsinn der Weiber nach, er spricht auch noch von anderen Dingen im Sinne des Karthäusers von Freiburg. Er meint, die körperliche und geistige Schwäche des Weibes zeige sich auch darin, daß es sich nur mit der Zunge oder mit der Feder wehre durch Beschimpfungen, Verleumdungen und anonyme Briefe. »Die Zunge«, so schreibt er, »ist das Schwert der Weiber, denn ihre körperliche Schwäche hindert sie, mit der Faust zu fechten; ihre geistige Schwäche läßt sie auf Beweise verzichten, also bleibt nur die Fülle der Wörter.«

An einer anderen Stelle meint der gelehrte Arzt und Physiologe: »Nichts ist törichter, als dem Weibe das Lügen verbieten zu wollen. Verstellung, d. h. Lügen ist die natürliche und unentbehrliche Waffe des Weibes, auf die es gar nicht verzichten kann.«

Ich will aufhören, weiteres anzuführen; die Leserinnen könnten sonst glauben, ich wolle den Frieden wieder brechen. Nein, ich will nur den Beweis führen, daß nicht nur ungelehrte und ungeschlachte Leute wie unsereiner, sondern auch Zierden der Wissenschaften sich versündigen in der Wertschätzung weiblicher Leistungen und Eigenschaften.

Das Büchlein Möbius' aber möchte ich in jede »bessere« Familie wünschen und als zweite Bibel zur Lesung allen jenen weiblichen Wesen empfehlen, die nach »Bildung« und »Emanzipation« streben.

Möbius leugnet nicht, daß es auch Ausnahmen, d. h. nicht dem physiologischen Schwachsinn unterworfene »Damen« gebe. Das unterschreibe auch ich schon deswegen, weil die genialen Männer solche Mütter haben müssen. Nie wird ein genialer Mann eine dumme Gans, d. i. ein schwachsinniges Weib, zur Mutter gehabt haben. Auch wird diese geistvolle Mutter nie von einer an einem Weibergymnasium gebildeten Dame und noch viel weniger von einer Akademikerin abstammen. Solche Gehirndamen können höchstens die Mütter von Kaninchen und Hühnchen in Menschengestalt sein und werden.

*

Folgende Erwiderung auf eine gegnerische Schrift dürfte gleichfalls hierher gehören:

Nord und Süd, Dezemberheft, Bd. 119. Bibliographische Notizen: »Über den physiologischen Stumpfsinn des Mannes.« Von Max Freimann.

Schon aus der bloßen Überschrift des Buches kann man sofort den Schluß ziehen, daß es sich um eine Entgegnungsschrift auf das auch an dieser Stelle besprochene Buch des Dr. Möbius »über den physiologischen Schwachsinn des Weibes« handelt. Wer aber glaubt, eine auf wissenschaftlicher Basis ruhende, streng sachliche Entgegnung zu treffen, der wird sich arg enttäuscht fühlen. In einem derartigen Ton, wie ihn in dem vorliegenden Buche der Verfasser anzuschlagen beliebt hat, bewegen sich sonst wissenschaftliche Auseinandersetzungen nicht. Es muß daher hier auch auf eine eingehende Besprechung verzichtet werden. Zur Kennzeichnung der ganzen Art und Weise, wie der Verfasser bemüht ist, die Möbiussche Schrift verächtlich zu machen, sei erwähnt, daß sogar Stil und Grammatik in geradezu lächerlicher Weise bemängelt werden, und das schreibt ein Verfasser, der z. B. auf Seite 15 einen Satz konstruiert, der, sage und schreibe, 22 Zeilen lang ist.

Zieht der Verfasser im ersten Teil auf Dr. M. und die Ärzte in maßloser Weise los, so ergeht er sich im zweiten Teil in allerhand Schmähung und Verächtlichmachung des männlichen Geschlechts.

Der Ausspruch: »le ton fait la musique« bewährt sich hier in seiner ganzen Wahrheit. Für solche Musik aber muß doch gedankt werden.

K.


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