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Aphorismen.

Über Religion.

Gott ist wie ein Monarch, der mehrere Völker in seinem Reiche hat. Alle bringen ihm ihren Tribut, und jedes spricht zu ihm in seiner Sprache, seiner Religion.

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Wenn die Unsterblichkeit der Seele ein Irrtum sein sollte, würde es mir schmerzlich sein, nicht daran glauben zu dürfen. Ich gestehe, daß ich nicht so bescheiden bin wie die Gottesleugner. Ich weiß nicht, wie sie denken, aber meinesteils möchte ich die Vorstellung von meiner Unsterblichkeit nicht gegen eine ephemere Glückseligkeit eintauschen. Es befriedigt mich tief, mich so unsterblich zu glauben, wie Gott selbst ist. Unabhängig von den hohen Gedanken, geben mir die metaphysischen Ideen eine sehr starke Hoffnung auf meine ewige Glückseligkeit, und auf diese Hoffnung möchte ich nicht verzichten.

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Frömmelei ist der Glaube, daß man besser ist als andere Menschen.

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Die Frömmelei findet, um Übles zu tun, Gründe, die ein einfacher anständiger Mensch nicht finden könnte.

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Die Geistlichen – Fürstenschmeichler, wenn sie nicht ihre Tyrannen sein können.

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Der Glauben an falsche Wunder kommt aus unserem Hochmut, der uns glauben läßt, wir seien hinreichend wichtige Geschöpfe, daß das höchste Wesen für uns die ganze Natur umwerfe. Das läßt uns auch unser Volk, unsere Stadt, unser Heer als von der Gottheit am meisten geliebt erscheinen. So wollen wir also, daß Gott ein parteiliches Wesen sei, das sich unaufhörlich für ein Geschöpf gegen ein anderes erklärt und in dieser Art Krieg sich gefällt. Wir verlangen, daß er an unsern Streitereien ebenso lebhaft teilnimmt wie wir, und daß er in jedem Augenblick Dinge tut, welche die ganze Natur lahm legen würden.

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Drei Dinge sind unglaublich unter dem Unglaublichen: der reine Mechanismus der Tiere, der passive Gehorsam und die Unfehlbarkeit des Papstes.

Von den Jesuiten.

Wenn die Jesuiten vor Luther und Calvin gekommen wären, wären sie die Herren der Welt gewesen.

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Ich habe Furcht vor den Jesuiten. Wenn ich einen der Großen der Erde kränke, so wird er mich vergessen und ich werde ihn vergessen; oder ich ziehe in eine andere Provinz, in ein anderes Reich. Aber wenn ich die Jesuiten in Rom kränke, finde ich sie in Paris wieder, überall umgeben sie mich. Die Gewohnheit, die sie haben, sich ununterbrochen zu schreiben, hält ihre Feindschaften lebendig.

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Um eine große Täuschung zu bezeichnen, sagen die Engländer: das ist jesuitisch falsch.

Verschiedenes.

Die Engländer sind beschäftigt; sie haben nicht die Zeit, höflich zu sein. Die Franzosen sind gut zu leiden, sie teilen sich gern mit, sind abwechslungsreich, geben sich offen in ihren Reden, gehen spazieren, marschieren, laufen und eilen immer vorwärts, bis sie auf die Nase gefallen sind.

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Gern lesen heißt, die Stunden der Langweile, die nun einmal niemand im Leben erspart bleiben, gegen köstliche Stunden eintauschen.

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Unglückliche Lage der Menschen! Kaum ist der Geist zu seiner vollen Reife gelangt, so fängt der Körper an, schwach zu werden.

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Ein Mann, der gut schreibt, schreibt nicht, wie man schreibt, sondern wie er schreibt, und oft, wenn er schlecht spricht, schreibt er gut.

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So definiere ich das Talent: eine Gabe, die uns Gott im geheimen gegeben hat, und die wir offenbaren, ohne es zu wissen.

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Die großen Herren haben Vergnügen, das Volk hat Freude.

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Ich sagte einmal zu einem Menschen: »Pfui doch! Sie haben so niedrige Gesinnungen wie ein vornehmer Herr!«

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Herr X. ist so sanft, daß ich eine Raupe zu sehen meine, die Seide spinnt.

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Wenn man hinter dem Geist dreinläuft, erwischt man die Dummheit.

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Meine Tochter sagte sehr hübsch: Schlechte Manieren tun nur das erstemal weh.

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Leider – zu kurz der Zwischenraum zwischen der Zeit, wo man zu jung, und der, wo man zu alt ist!

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Ich liebe die Bauern. Sie sind nicht gelehrt genug, um unlogisch zu denken.

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Die ewige Untätigkeit hätte man unter die Höllenstrafen setzen sollen. Es scheint mir aber im Gegenteil, daß man sie unter die Freuden des Paradieses gesetzt hat.

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X, der von den schönen Genies sprach, die in der großen Masse unentfaltet verloren gehen, sagte: Sie sind wie Kaufleute, die sterben, ohne auszupacken.

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Die Mehrzahl der Fürsten und Minister haben guten Willen, sie wissen nur nicht, wie sie es anfangen sollen.

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Ich habe immer beobachtet: um in der Welt Erfolg zu haben, muß man wie ein Narr aussehen, aber weise sein.

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Das Abendessen tötet die eine Hälfte von Paris, das Mittagessen die andre.

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Wenn man nur glücklich sein wollte, so wäre das eine leichte Sache. Aber man will immer glücklicher sein, als die andern, und das ist fast immer schwer, weil man die andern für glücklicher hält, als sie sind.

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Eine schöne Tat ist eine solche, die wahre Güte enthält und Kraft zur Ausführung verlangt.

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Die Mehrzahl der Menschen sind eher einer großen Tat fähig als einer guten.

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Erst geben die Werke dem Arbeiter Ansehen, dann der Arbeiter den Werken.

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Seinen Besitz muß man als seinen Sklaven ansehen, aber man darf seinen Sklaven nicht verlieren.

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Seine Enkel liebt man mehr als seine Söhne. Was man von seinen Söhnen zu erwarten hat, weiß man ungefähr ganz genau, aber bei seinen Enkeln hofft man noch und schmeichelt sich mit Erwartungen.

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Man beachte einmal: die Mehrzahl der Dinge, die uns Vergnügen machen, sind unvernünftig.

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Ich hörte den Kardinal Imperiali sagen: »Es gibt keinen Menschen, den das Glück nicht einmal wenigstens in seinem Leben besucht. Aber, wenn es ihn nicht zum Empfange gerichtet findet, kommt es zur Tür herein und fliegt zum Fenster wieder hinaus.«

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Die Unterschiede zwischen den Menschen sind zu geringfügig, um darauf eitel zu sein: die einen haben Gicht, die andern ein Steinleiden; die einen sterben, die andern werden sterben. Sie haben alle eine Seele während der ganzen Ewigkeit, und diese Seelen sind nur eine Viertelstunde lang verschieden, nämlich solange sie mit einem Körper verbunden sind.

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Die Werke, die nicht von Genius' Gnaden sind, beweisen nur das Gedächtnis oder die Geduld des Verfassers.

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Der Heroismus, der sich zur Sittlichkeit bekennt, rührt nur wenige. Es ist der Heroismus, der die Sittlichkeit zerstört, der uns auffällt und unsere Bewunderung erzeugt.

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Spott ist eine Rede zugunsten seines Geistes gegen sein gutes Herz.

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Leute, die wenig zu tun haben, sind große Schwätzer. Je weniger man denkt, um so mehr redet man. Darum sprechen die Frauen mehr als die Männer. Vor lauter Nichtstun haben sie nichts zu denken. Eine Nation, in der die Frauen den Ton angeben, ist eine redselige Nation.

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Um nichts lachen, und wichtige Dinge von einem Haus ins andere tragen, das nennt sich Weltkenntnis. Man würde diese Kenntnis zu verlieren fürchten, wenn man eine andere erwürbe.

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Scham steht aller Welt gut. Aber man muß es verstehen, sie zu überwinden, ohne sie je zu verlieren.

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Es gibt drei Gerichtshöfe, die fast niemals einig sind: den der Gesetze, den der Ehre und den der Religion.

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Ich entsinne mich, daß ich früher mal den Einfall hatte, zu zählen, wie oft ich eine kleine Klatschgeschichte hören würde, die sicher nicht wert war, erzählt noch behalten zu werden. Während der drei Wochen, wo sie die gebildete Welt beschäftigte, bekam ich sie zweihundertfünfundzwanzigmal zu hören, wovon ich sehr erbaut war.


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