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Von zusammengesetzten Menschen.
Höhere Wissenschaftslehre

Die Politik, die Gesellschaftslehre, die Ehetheorie gehören in die höhere Wissenschaftslehre, wo von zusammengesetzten Menschen gehandelt wird.

 

Staat, Kirche, Ehe, Gesellschaft, Publikum

Staat, Kirche, Ehe, Gesellschaft, Publikum sind lauter Begriffe –die auf unsre eigentlich menschlichen Verhältnisse, das ist auf unsern Bestand in einer unendlichen Assoziation von Vernunftswesen, den eigentlichsten Bezug haben.

 

Notwendigkeit eines Papstes

Notwendigkeit eines Papstes und eines Concilii zur Regeneration von Europa.

Teleologie der Revolution.

Herstellung der Hierarchie.

Ehemalige große Welt am päpstlichen Hofe. Historische Ansicht des Protestantismus.

Magie einer Republik – überhaupt einer Staatsverbindung.

Notwendigkeit aller Staatsformen. Möglichkeit der Ausbildung jedes politischen Individui.

Annihilation des natürlichen Staatsrechts.

 

Gemeinschaft

Überall, wo mehrere Einheiten sind, müssen sie etwas von ihren Ansprüchen, ihrer Freiheit aufgeben. Es existiert sodann eine Gemeinschaft, Gattungsähnlichkeit der Ganzen überhaupt, z. B. eines Staats und einer Komposition.

Dreierlei Arten der Gemeinschaft

Dreierlei Arten der Gemeinschaft: 1. Wechseleinschluß (Kausalität), 2. Wechselausschluß (Substantialität), 3. Wechselein- und -ausschluß zugleich.

Das Assoziationswesen

Der Mensch ist unter den Tieren oder in der Natur, was Staat und Philosophie in ihren Verhältnissen sind: das Assoziationswesen.

Flucht des Gemeingeistes ist Tod.

Gesellschaftstrieb

Gesellschaftstrieb ist Organisationstrieb. Durch diese geistige Assimilation entsteht oft aus gemeinen Bestandteilen eine gute Gesellschaft um einen geistvollen Menschen her.

 

Menschenmassen

Stände

Das Volk ist eine Idee

Das Volk ist eine Idee. Wir sollen ein Volk werden. Ein vollkommener Mensch ist ein kleines Volk. Echte Popularität ist das höchste Ziel des Menschen.

Ein Volk ist, wie ein Kind, ein individuelles, pädagogisches Problem. Dieses und jenes Volk hat wie dies und jenes Kind ein vorzügliches Talent. Die andern müssen nicht über dies eine auszubilden vergessen werden. Ein Talent, isoliert in die Höhe geschossen, verwelkt frühzeitig, weil es ihm an Nahrung fehlt. Diese Nahrung können ihm nur die übrigen Talente gewähren. Die sämtlichen Talente machen gleichsam einen Körper aus. Wenn erst der Körper auf Kosten eines Gliedes leidet, so leidet nachher das Glied indirekt mit.

Was ist der Bauer?

 

Vom merkantilischen Geiste

Der Geschäftsmann

Der eigentliche Geschäftsmann hat weniger Kenntnisse und Fertigkeiten als historischen Geist und Bildung nötig.

Bewußtsein des Besitzes von äußerm und innerm Geld oder Vermögen. (Paarung von Enthusiasmus und Vernunft.)

Vom merkantilischen Geiste.

Der Handelsgeist ist der Geist der Welt. Er ist der großartige Geist schlechthin. Er setzt alles in Bewegung und verbindet alles. Er weckt Länder und Städte, Nationen und Kunstwerke. Er ist der Geist der Kultur, der Vervollkommnung des Menschengeschlechts. Der historische Handelsgeist, der sklavisch sich nach den gegebenen Bedürfnissen, nach den Umständen der Zeit und des Orts richtet, ist nur ein Bastard des echten, schaffenden Handelsgeistes.

Der edle Kaufmannsgeist

Der edle Kaufmannsgeist, der echte Großhandel, hat nur im Mittelalter und besonders zur Zeit der deutschen Hanse geblüht. Die Medicis, die Fugger waren Kaufleute, wie sie sein sollten. Unsere Kaufleute im ganzen, die größten nicht ausgenommen, sind nichts als Krämer.

 

Der Mittelstand

»Überall fehlt's«

Überfluß und Armut, beide in einem Zustand der Schwäche, so wie hingegen der Mittelstand zwar beide in Dauerstärke übertrifft, aber seine ganze Dauer hindurch von einem der beiden Extreme oder gar von beiden zugleich despotisiert und gehudelt wird und der Überblick derselben nichts als Fristung einer kümmerlichen, mühseligen Existenz darbietet. Die Extreme leben nicht eigentlich, existieren nicht recht – d. h. in einem sehr geringen Grade der Existenz, weil sie nur weniges mit dem Extrem gemein haben; geringe Animation. Der Mittelstand existiert mehr – aber wie? unter welchen Gefahren? in welchem Reiche? wie bedroht? – in einem beständigen Zustande der Not; überall fehlt's.

 

Soldaten und Geistliche

Soldaten haben bunte Kleider, weil sie die Blüten des Staates sind, die weltlichen Enthusiasten, Oxyde.

Die Geistlichen sind reiner Kohlenstoff – durchaus brennlicher, lichtkonzentrierender, bindender Natur, wärmend und glühend. Große Verwandtschaft zum Sauerstoff.

 

Der vornehme Stand

Der vornehmere Stand kann durchgehends als das veredelte Bild des gemeinen Standes angesehen werden. Die genaue, wörtliche Vergleichung des Originals und der Bearbeitung ist sehr interessant und bietet Stoff zu artigen Bemerkungen. Neulich z. B. wie ich die »Luzinde« des Herrn Schlegels las, entdeckte ich einen unterhaltenden Zug: der Bauer bearbeitet den Mist mit der Mistgabel – der Gelehrte mit der Feder; die zwei Zinken der Gabel zeigen sich noch im gespaltenen Schnabel der Feder zierlich versteckt und leiten den Etymologen der Feder.

Der Vornehme vermehrt die Zentripetalkraft im geringeren.

Solange es noch Tapfre und Feige gibt, wird auch Adel sein. (Apologie des Erbadels, relativ.)

 

Fürsten

Ein Premierminister, ein Fürst, ein Direktor überhaupt hat nur Menschen- und Künstler-, Charakter- und Talentkenntnis nötig.

 

Repräsentanten des Genius der Menschheit

Fast immer hat man den Anführer, den ersten Beamten des Staats, mit dem Repräsentanten des Genies der Menschheit vermengt, der zur Einheit der Gesellschaft oder des Volks gehört. Im Staat ist alles Schauhandlung, das Leben des Volks ist Schauspiel; mithin muß auch der Geist des Volks sichtbar sein. Dieser sichtbare Geist kommt entweder, wie im tausendjährigen Reiche, ohne unser Zutun, oder er wird einstimmig durch ein lautes oder stilles Einverständnis gewählt.

Es ist eine unwidersprechliche Tatsache, daß die meisten Fürsten nicht eigentlich Fürsten, sondern gewöhnlich mehr oder minder eine Art Repräsentanten des Genius ihrer Zeit waren und die Regierung mehrenteils, wie billig, in subalternen Händen sich befand.

Ein vollkommner Repräsentant des Genius der Menschheit dürfte leicht der erste Priester und der Dichter κατ΄ ἐξοχήν sein.

Es gibt viel interessante hierhergehörige Züge aus der Geschichte, z. B.: In Indien ist an einigen Orten Feldherr und Priester getrennt gewesen und der Feldherr hat die zweite Rolle gespielt.

Der Priester muß uns nicht irre machen.

 

Dichter und Priester

Dichter und Priester waren im Anfang eins, und nur spätere Zeiten haben sie getrennt. Der echte Dichter ist aber immer Priester, so wie der echte Priester immer Dichter geblieben. Und sollte nicht die Zukunft den alten Zustand der Dinge wieder herbeiführen?

 

Polarisierung der Stände

Aus der Polarisierung der Stände mußte am Ende eine große Welt entstehn sowie ein Pöbel. Der Haß des Gemeinen führt zum Vornehmen, denn nur dies ist dem Gemeinen entgegengesetzt. Verbindung des Vornehmen und Gemeinen – man muß als gebildeter Mensch beides sein können, wenn und wie man will. So muß man als gebildeter Mensch überhaupt Körper und Seele, reizbar und sensibel nach Belieben sein können.

 

Auflösung der Ständeverfassung

Auflösung der Ständeverfassung muß dann notwendig werden, wenn wahrhafte Ungleichheit, Mißverhältnis und Ausartung der ursprünglichen Stände entstanden ist.

Dies kann auf mancherlei Art geschehen:

1. Wenn der Naturstand seine Bestimmung verläßt. 2. Wenn dies der Kunststand tut. 3. Wenn einer zu sehr anwächst oder sich vermindert. 4. Wenn die Wirksamkeit des einen und die Empfänglichkeit des andern nicht mehr proportioniert ist. 5. Wenn ein Teil eines Standes zu dem andern übergeht, ohne seine Rechte zu erhalten, et vice versa.

 

Möglichkeit einer Universalrepublik

Die Basis aller ewigen Verbindung ist eine absolute Tendenz nach allen Richtungen. Darauf beruht die Macht der Hierarchie, der echten Maçonnerie und des unsichtbaren Bundes echter Denker. Hierin liegt die Möglichkeit einer Universalrepublik, welche die Römer bis zu den Kaisern zu realisieren begonnen hatten. Zuerst verließ August diese Basis, und Hadrian zerstörte sie ganz.

 

Nationen

Nationen oder Genien

In frühern Zeiten lebten nur Nationen – oder Genien. (Genius in der zweiten Potenz.) Die Alten müssen daher in Masse betrachtet werden.

Nationalkrankheiten

Auch Krankheiten können Beförderungsmittel der Mischung und Universalisierung der nähern Bestandteile der Menschheit (der Nationen und Rassen) werden – so sind z. B. die Pocken erst eine endemische und Nationalkrankheit gewesen usf. Dies ist sehr merkwürdig.

Deutschland

Unsre alte Nationalität war, wie mich dünkt, echt römisch. Natürlich, weil wir auf ebendem Wege wie die Römer entstanden; und so wäre der Name Römisches Reich wahrlich ein artiger, sinnreicher Zufall. Deutschland ist Rom als Land. Ein Land ist ein großer Ort mit seinen Gärten. Das Kapitol ließe sich vielleicht nach dem Gänsegeschrei vor den Galliern bestimmen. Die instinktartige Universalpolitik und Tendenz der Römer liegt auch im deutschen Volk. Das Beste, was die Franzosen in der Revolution gewonnen haben, ist eine Portion Deutschheit.

Deutschheit

Deutsche gibt es überall. Germanität ist so wenig wie Romanität, Gräzität oder Britannität auf einen besonderen Staat eingeschränkt; es sind allgemeine Menschencharaktere, die nur hier und da vorzüglich allgemein geworden. Deutschheit ist echte Popularität und darum ein Ideal.

Der Deutsche

Der Deutsche ist lange das Hänschen gewesen. Er dürfte aber wohl bald der Hans aller Hänse werden. Es geht ihm, wie es vielen dummen Kindern gehn soll: er wird leben und klug sein, wenn seine frühklugen Geschwister längst vermodert sind und er nun allein Herr im Hause ist.

Der Engländer

Jeder Engländer ist eine Insel.

Frankreich

Frankreich verficht einen weltlichen Protestantismus. Sollten auch weltliche Jesuiten nun entstehn, und die Geschichte der letzten Jahrhunderte erneuert werden?

Die ewigen Bünde

Wenn die ewigen Bünde sich darauf eingelassen hätten, für alle Kantons einerlei Verfassungsform zu bestimmen, sie wären längstens und um so schneller zerfallen, je genauer einförmig, je künstlicher organisiert sie gewesen wäre. Die Regel der Natur ist eine unendliche Mannigfaltigkeit in den Formen, Einheit in dem Prinzipium, welches alles umfaßt.

Orientalen

Größere Einfachheit – wenigere aber besser verteilte Massen der Natur, des Lebens und der Menschen im Orient. Die orientalischen Menschen, Lebensalter usw. unterscheiden sich sehr von den unsrigen.

 

Leben und Denken en masse

Über die menschliche Unsterblichkeit en masse. Über das Leben und Denken en masse. Gemeinschaft, Pluralism ist unser innerstes Wesen, und vielleicht hat jeder Mensch einen eigentümlichen Anteil an dem, was ich denke und tue, und so ich an den Gedanken anderer Menschen.

Sollten die Menschen nicht auch mehr wie Geld zirkulieren?

Menschheit ist eine humoristische Rolle.

Alle Menschen sind in einem perpetuierlichen Duell begriffen.

 

»Es ist mit dem Volke wie mit den Weibern«

Es ist mit dem Volke wie mit den Weibern. Es hat für alles Leidenschaft, was seine Aufmerksamkeit an sich zieht. Es sucht in diesem Gegenstande alles, denn es fühlt durch denselben sein unendliches Wesen in dunkler Ahndung. Je schwächer der Mensch, desto mächtiger, ahndungsvoller und behaglicher dünkt ihm ein leidenschaftlicher Zustand. Es ist ihm genug, daß er geweckt und gerührt wird – was ihn weckt und rührt, ist ihm einerlei – er ist noch nicht gebildet genug, um irgendeine Wahl zu treffen und die erregenden Gegenstände zuordnen und zu unterscheiden oder gar manchem seine Aufmerksamkeit und Teilnahme zu versagen.

»Das Publikum ist eine geheimnisvolle Person«

Das Publikum ist eine unendlich große, mannigfache, interessante Person – eine geheimnisvolle Person von unendlichem Wert – der eigentliche, absolute Reiz des Darstellers.

Gegenstände der gesellschaftlichen Unterhaltung

»Nichts als Lokalereignisse«

Die Gegenstände, die in unsern Städten das gewöhnliche Interesse der Unterhaltung ausmachen, sind im Grunde nichts als Lokalereignisse. Der ziemlich gleiche Wohlstand, die gleiche Lage, die ähnliche Bildung, der gleiche gemäßigte Charakter bringen eine ziemliche Einförmigkeit zuwege. Wetter, Stadtneuigkeiten, ungewöhnliche Vorfälle, Zeitungen, Urteile und Erzählungen von bekannten Personen, Modeangelegenheiten und allenfalls einige Neuigkeiten aus der Residenz, Privatsachen und einige gesellschaftliche Scherze füllen die Gespräche. Große und allgemeine Verhältnisse beschäftigen niemand und erregen Langeweile.

Dies ist freilich besser in Republiken, wo der Staat die Hauptangelegenheit jeder Person ist und jeder sein Dasein und seine Bedürfnisse, seine Tätigkeit und seine Einsichten mit dem Dasein und den Bedürfnissen, der Tätigkeit und den Einsichten einer mächtigen, weitverbreiteten Gesellschaft verbunden, sein Leben an ein gewaltiges Leben geknüpft fühlt, so mit großen Gegenständen seine Phantasie und seinen Verstand ausweitet und übt und beinah' unwillkürlich sein enges Selbst über das ungeheure Ganze vergessen muß.

Mittel der Belebung

Die Gegenstände der gesellschaftlichen Unterhaltung sind nichts als Mittel der Belebung. Dies bestimmt ihre Wahl, ihren Wechsel, ihre Behandlung. Die Gesellschaft ist nichts als gemeinschaftliches Leben: eine unteilbare denkende und fühlende Person. Jeder Mensch ist eine kleine Gesellschaft.

Ein echter Klub

Ein echter Klub ist eine Mischung von Institut und Gesellschaft. Er hat einen Zweck wie das Institut; aber keinen bestimmten, sondern einen unbestimmten, freien: Humanität überhaupt. Aller Zweck ist ernsthaft; die Gesellschaft ist durchaus fröhlich.

Die absolute Gleichheit

Die absolute Gleichheit ist das höchste Kunststück, das Ideal, aber nicht natürlich. Von Natur sind die Menschen nur relativ gleich, welches die alte Ungleichheit ist; der Stärkere hat auch ein stärkeres Recht. Ebenfalls sind die Menschen von Natur nicht frei, sondern vielmehr mehr oder weniger gebunden.

Wenig Menschen sind Menschen; daher die Menschenrechte äußerst unschicklich, als wirklich vorhanden, aufgestellt werden.

Seid Menschen, so werden euch die Menschenrechte von selbst zufallen.

Die Majorität

Wo die Majorität entscheidet, herrscht die Kraft über die Form; umgekehrt, wo die Minorität die Oberhand hat.

Werkzeuge armieren den Menschen

Werkzeuge armieren den Menschen. Man kann wohl sagen, der Mensch versteht eine Welt hervorzubringen, es mangelt ihm nur am gehörigen Apparat, an der verhältnismäßigen Armatur seiner Sinneswerkzeuge. Der Anfang ist da. So liegt das Prinzip eines Kriegsschiffes in der Idee des Schiffbaumeisters, der durch Menschenhaufen und gehörige Werkzeuge und Materialien diesen Gedanken zu verkörpern vermag, indem er durch alles dieses sich gleichsam zu einer ungeheuren Maschine macht. So erforderte die Idee eines Augenblicks oft ungeheure Organe, ungeheure Massen von Materien, und der Mensch ist also, wo nicht actu, doch potentia Schöpfer.

Ob das Menschengeschlecht progrediendo geht?

Ob das Menschengeschlecht progrediendo geht, ist eine sonderbare, unbeantwortliche philosophische Frage. Warum fragt man nicht auch: Verändert sich das Menschengeschlecht? Diese Frage ist höher. Aus der Veränderung läßt sich erst ein Schluß auf die Verbesserung oder Verschlimmerung ziehn.

Nur wenn wir uns, als Menschen, mit andern Vernunftwesen vergleichen könnten, würden wir wissen, was wir eigentlich sind, auf welcher Stelle wir stehn.

Es ist ein starker Beweis, wie weit wir schon sind, daß wir so verächtlich von unsern Fortschritten, von unsrer Stufe denken.


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