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Balthasar Springers Meerfahrt

1505-06.

Mit unermüdlicher Ausdauer und bewundernswertem Wagemut immer weiter an der afrikanischen Westküste nach Süden tastend, hatten die Portugiesen gegen Ende des 15. Jahrhunderts das »Kap der Stürme«, von dem weitschauenden König Johann II. »Kap der Hoffnung« genannt, erreicht und den Seeweg zu den vielbegehrten und mit Gold aufgewogenen Erzeugnissen Indiens gefunden. Damit verschob sich allmählich der Schwerpunkt des europäisch-morgenländischen Handels vom östlichen Mittelmeer nach dem atlantischen Gestade Europas, eine Änderung, die nur auf Kosten der bisherigen Vermittler indischer Gewürze und Kostbarkeiten, der Araber und der Venetianer, vor sich gehen konnte. Auch die großen deutschen Handelshäuser, vornehmlich die »königlichen« Kaufleute in Augsburg und Nürnberg, die an zweiter Stelle an dem Gewinn des venetianischen Handels mit Indiens Produkten teilnahmen, wurden von der Anbahnung des neuen Handelsweges betroffen und suchten diesen schnell entschlossen ihrem Vorteil dienstbar zu machen.

Es ist erstaunlich, mit welchem Weitblick, welcher Entschiedenheit und Opferwilligkeit diese Kaufherren, voran die Welser, die neue Sachlage erkannten und erfaßten. Durch Verträge mit der Krone Portugals wußten sie sich Handelsvorteile zu verschaffen, wie sie kaum ein portugiesischer Untertan zugestanden erhielt. Sehr wertvoll war für sie u. a. das Vorrecht, einen eigenen Handelsmakler ( corretor) in Lissabon zu halten; in dieser Eigenschaft waren geschickt und erfolgreich tätig um 1500 Simon Seitz und später Lukas Rem. Sie suchten aber auch unmittelbar aus der neuen Handelsstraße Gewinn zu ziehen, indem sie zu diesem Zwecke kapitalkräftige Gesellschaften gründeten und das Recht erwirkten, im Kielwasser der portugiesischen Kriegsschiffe zu Handelszwecken nach Indien zu segeln.

So finden wir bereits 7 Jahre nach Vasco de Gamas Landung in Indien bei der Flotte von 14 größeren Schiffen und 6 Karavellen, die am 25. März 1505 unter dem Befehl des kühnen Almeida den Hafen von Belem bei Lissabon zur Fahrt nach Ostindien verließ, drei solcher deutschen Schiffe, den Hieronymus, den Raphael und den Leonhard. Diese Schiffe waren vertragsmäßig mit Portugiesen bemannt, doch befanden sich auf ihnen als Vertreter der deutschen Handelsgesellschaften auch zwei Deutsche, nämlich auf dem »Raphael« Hans Mayr und auf dem »Leonhard« Balthasar Springer. Gewöhnlich Balthasar Sprenger genannt. Nach Franz Schulzes trefflicher Abhandlung »Balthasar Springers Indienfahrt 1505/06«, Straßburg 1902, ist die richtige Namensform Springer. Von beiden liegen Beschreibungen der 2½ Jahre währenden Fahrt vor. Springer, von dessen Lebensumständen wir sonst weiter nichts wissen, als daß er zu Vils in Tirol geboren ist, hat seinen Bericht bereits 1509 veröffentlicht; er lautete, in lesbare Form gebracht, fast unverkürzt folgendermaßen:

Die Meerfahrt und Erfahrung neuer Schiffung und Wege zu vielen unerkannten Inseln und Königreichen, von dem großmächtigen portugiesischen König Emanuel erforscht, funden, bestritten und eingenommen; auch wunderbarliche Streitordnung, Leben, Wesen, Handlung und Wunderwerke des Volks und der darinnen Wohnenden findest du in diesem Büchlein wahrhaftiglich beschrieben und abkonterfeit, wie ich, Balthasar Springer, solches selbst in kurzvergangenen Zeiten gesehen und erfahren habe.

Gedruckt anno 1509.

Im Namen der heiligen unteilbaren Dreifaltigkeit ... will ich, Balthasar Springer aus Vils, die wunderbarlichen neuerfundenen Lande, Königreiche, Inseln und Gegenden samt ihren inwohnenden Menschen, Tieren und wachsenden Früchten, wie ich sie zu Wasser und auf dem Lande mit andern Geschickten des großmächtigsten Königs zu Portugal und der fürtrefflichen Kaufherren, der Fugger, Welser, Hochstetter, Hirschvogel, derer im Hofe (Imhofe) und anderer ihrer Gesellschaften erstritten und mit Macht bezwungen helfen, erfahren und gesehen habe.

Es war Mittwoch, 15. Januar 1505, als wir zu Antorf Antwerpen. A. d. H. uns einschifften nach Lissabon, um nach Kalikut zu segeln mit Gottes Hilfe. Und eine Meile von Lissabon bei Rostal Rastello, das heutige Belem. A. d. H. haben wir die Schiffe mit Speise, Geschütz und anderer Notdurft gerüstet und versehen bis auf den 25. Tag des März, dem Tage der Verkündung Mariä, in den Osterfeiertagen. An demselben Tage sind wir ... angesegelt gegen Indien, wohin wir bei 4000 Meilen zu fahren hatten. Und nachdem wir uns im Schiff eingerichtet hatten und hinauszufahren begannen, kam ein wunderbarlicher, grausamlicher [grauenhaft aussehender] Fisch bei Rostal aus dem hohen Meer in den Hafen – das ist die Pforte des Meeres oder der Staden, da man hereinschifft, anfährt und auslädt – der war in der Größe eines jungen Knaben von 17 Jahren, pechschwarz, und hat nur auf seinem Rücken Fischfedern [Flossen]. Er blies erschrecklich das Meer über Mannshöhe in die Luft.

Und in schnellem Hinsegeln erreichten wir die Küste zu Portugal auf den 26. März. An diesem Tage erschienen der angezeigten Fische viel um unser Schiff in und bei dem Hafen und schwammen herzu. Und auf den andern Tag, den 27. März, schossen die Schiffsleute einen unbekannten, seltsamen Fisch an der spanischen Küste, den sie ein Dütschin nannten. Der war eines Mannes Länge, an Gestalt einem Schwein gleich, ungefähr vier Gulden bei uns wert, und es hat der Fisch wie ein Eber am hintern Teil seines Leibes ein groß Geschröt und vorn an seinem Mund einen Schnabel, gleich einem Vogel, doch von breiterer Form, und in seinem Maul hat er viel kleiner scharfer Zähne. Mit diesem Fisch wurden in einem Tag hundertsechsundzwanzig Menschen gespeist, und ich habe selbst davon gegessen. Vermutlich handelte es sich in beiden Fällen um eine Delphinart, den Braunfisch. A. d. H.

Auf Freitag nach unserer lieben Frau Verkündungstag, den 28. März, fuhren wir in der Nacht mit unsern Schiffen zwischen zwei Inseln und liegt die eine von der andern sechzig Meilen, und fängt da das Mohrenland an, und sie heißt Kanaria und liegt 180 Meilen von Lissabon. Die andere heißt Ilamander [Ila Madeira] und liegt 150 Meilen von Lissabon und mehr als die Hälfte sind in diesen Landen und Inseln Mohren. Auf den letzten Tag des März sahen und fanden wir in der Meeresflut neun Inseln, hoch von Gebirg und weit und breit von Landen, von Kanaria nacheinander liegen. Die Kanarischen Inseln. A. d. H. In diesen Inseln verkaufen die Christen die Sklaven. Und es sind diese Inseln ein Königreich, dem König von Spanien zugehörig. Wir waren zu der Zeit 201 Meilen Weges von Lissabon bis in diese Gegenden mit Gottes Hilfe gesegelt.

Auf den dritten Tag des April, das war St. Ambrosiustag, kamen wir zur Küste von Guinea. Da fuhren wir längs der Mohren oder Schwarzen Land in einer Entfernung von zwölf oder fünfzehn Meilen hin. Da sahen wir denselben Abend und den Tag darauf viel großer grausamer Walfische, einen immer länger als den andern. Auf den sechsten Tag fuhren wir zu Schiff ans Land nach dem Kap Verde; da fingen wir viel und mancherlei Fisch mit der Angel, als das Schiff im Lauf war. Auf den 7. April fuhren wir auf das Kap Ferre zu in der Mohren Land hinein und warfen unsern Anker aus, drei Meilen von einem Markt, genannt Bessaghiche. Bessaghichi, die Hauptstadt der Bissagosinseln. A. d. H. Dort wohnt der König der Mohren. Das Volk hat hohle Bäume, auf denen sie fahren, um zu fischen. Ihrer vier fuhren mit zwei solcher Schifflein zu uns und redeten gut in portugiesischer Sprache mit uns, so daß wir einander in allen Verhandlungen

siehe Bildunterschrift

Frau aus Guinea, aus Balthasar Springers Meerfahrt 1509.

wohl verstanden. Wir sahen auch in diesem Königreich und diesen Inseln wunderbar schamlose Menschen beiderlei Geschlechts untereinander wie die wilden Tiere; etliche bedecken allein die Scham, die anderen laufen nackend herum, ganzschwarz, wie man sie bei uns Mohren nennt. Dort hebt auch der Mohren Land an. Ihre Wohnungen und Häuser gleichen den Hütten, die bei uns zu Lande die armen Leute über die Backöfen machen; diese Häuser können die Einwohner nach ihrem Willen dahin tragen, wo sie Lust haben zu wohnen. In diesen Landen und Inseln sind überflüssig viel Vieh, klein und feist von Leibe. Es werden in dem Königreich viele Käse gemacht, und es wächst an viel Enden guter Zucker. Dazu findet man dort viel wilder Menschen und sonst mancherlei Abenteuer; insbesondere erscheint dort viel Goldes, davon der portugiesische König seine goldenen Münzen schlagen und münzen läßt, aber die Inselbewohner selbst können das Gold nicht verarbeiten.

Dieses Volk gebraucht und nimmt gar kein Geld, sondern allein seltsam abenteuerliche Dinge wie Spiegel, Messingringe, lange blaue Kristallen Vielleicht die vielgenannten Aggriperlen aus Glas oder Stein, die als Schmuck und Wertgegenstand dienten. A. d. H. und dergleichen mancherlei, was ihnen seltsam ist und ihnen dahin gebracht wird. Da geben sie Ware um Ware und was sie haben und bei ihnen wächst, Stück für Stück nach ihrer Liebe und ziemlicher Achtung dieser Dinge. Der Wuchs der Bäume ist außerordentlich groß. Und erstreckt sich dieses Land der genannten Inseln tausendvierhundert Meilen.

Auf den elften Tag des April sandte der König seinen Sohn zu unserm Schiff, damit er mit seinen Hofleuten und Dienern große Ehre antue, was von uns nur als Narretei und spöttisch aufgefaßt wurde. Da lagen wir acht Tage vor dem Land im Hafen mit 19 Schiffen. Auf den vierzehnten Tag des April segelten wir hinaus acht Meilen weiter. Da lag die Flotte der obersten Kapitäne, und wir fanden darunter etliche, die mit uns zu Rostal hatten ausfahren wollen, und es brach unser Rad durch den Zusammenstoß mit andern Schiffen, die wider uns fuhren, also daß wir fünfhundert Meilen allein und nicht mit der Flotte fuhren bis auf die nun folgende Zeit.

Auf den 15. April segelten wir mit der ganzen Flotte aus von der Schwarzen oder Mohren Land bis auf den großen Golf, der tausendvierhundert Meilen breit ist bis zum Kap der Guten Hoffnung, und von dem Königreich Bissagos sind neun, zehn Meilen in das Land hinein. Da ist ein ander groß Königreich viel hundert Meilen lang und heißt König von Guinea und ist ein böses Land von Leuten und fauler Luft. Und als wir an das Kap Verde kamen, da liegt ein runder Fels oder Berg, der ist sehr hoch und wohnt niemand darauf. Um den Berg sind große Bäume, wohl vier Klafter dick, und haben Blätter gleich dem Nußbaum und tragen Frucht gleich den Kürbissen. Offenbar meint Springer den Boabab oder Affenbrotbaum. A. d. H.

Auf dem vorgenannten Golfe segelten wir unter der Sonne und dem Mond Springer will damit wohl sagen, daß die Gestirne im Zenit standen. A. d. H. so fern dahin, daß wir den Polarstern oder den Wagen nicht mehr sehen konnten und den Südpol alsbald ins Gesicht empfingen. Auf dem Meere ist viel Wunders von Fischen und besonders sind im Golf viel kleine weiße Fische, die haben Flügel, gleicherweise wie die Fledermäuse, und fliegen in großen Haufen auf gleich andern Vögeln. Wir segelten auch so weit aufs Meer hinaus, daß wir weder Fisch noch sonst welche Geschöpfe mehr fanden, und war es wie eine Wildnis und Einöde.

Danach segelten wir wieder auf das Kap der Guten Hoffnung zu, denn wir waren davongesegelt wohl tausend und vierhundert Meilen. Und als wir wiederkamen auf siebenhundert Meilen vom Kap – es war im Juni – da war es so kalt wie in unsern Ländern um Weihnachten, und im Golf kamen so große Schlagregen und Winde, unerhört und unerwartet, also daß sie wohl die Schiffe umstoßen, so man sich nicht beizeiten vorsieht.

Wir fuhren weiter und kamen mit 300 Meilen nicht zum Kap, so daß wir lange nicht wußten, wo wir waren, bis daß wir passiert hatten, Doch wohl das Kap. Die Stelle ist unklar. A. d. H. und fuhren noch viel hundert Meilen, so daß wir nicht merken konnten, in welcher Gegend des Meeres oder Landes wir wären, so tief waren wir im Meere. Doch sahen wir nach langweiligem [langdauerndem] Segeln Walfische, die waren fast groß und über die Maßen lang, dazu andere Fische, die auch grauslich lang und schmal waren und segelten also vom Kap Verde wohl fünfzehn Wochen, daß wir weder Land noch Sand sahen.

Von Bissagos bis zum Kap der Guten Hoffnung fängt ein ander Land an, in dem sind auch Schwarze oder Mohren, und die Einwohner dieser Lande sind ein halb wildes Volk, und wenn du zu ihnen kommst, geben sie dir wohl einen Ochsen oder ein Schaf um eine kleine Schale oder ein Messer. Es sind viel Tier und viel Vieh im selben Land, und nimmt das Volk daselbst auch kein Geld und geht alles nackt; nur die Scham bedecken sie mit hölzernen oder ledernen Scheiden und binden den jungen Knaben ihre Schwänzlein über sich. Es ist sonst ein lustig Land mit guten Wassern und wohlriechenden Kräutern und ist so gar voll Sands, daß Männer und Frauen unten auf breitem Leder beinahe wie auf großen Pantoffeln gehen. Etliche haben auch Kleider von Tierfellen um sich hängen gleicher Art, wie man in unsern Landen kurze Mäntel trägt. Viele haben auch ihre Haare mit Gummi und Pech aufgerichtet und zur Höflichkeit und Zier viele und köstliche Edelsteine darein gehängt und befestigt. Sie haben eine schnelle, seltsam wunderliche Sprache, und ist ihre Wohnung unter der Erde. Die Beschreibung weist auf die Hottentotten mit ihren seltsamen Schnalzlauten.

Nach obenstehender Beschreibung sahen wir in der fünfzehnten Woche auf den 19. Juli viel ungeheuerliche Fische und über zwei Stunden darauf erspähten wir ein Land zwischen Sofala und Mosambik. Der »Leonhard« hatte das Kap in so weiter Entfernung umsegelt, daß die Mannschaft seiner nicht ansichtig wurde. A. d. H. Aber wir segelten zur Zeit noch an kein Land, sondern fuhren weiter. Da ist eine andere Insel, die liegt von da hundertfünfzig Meilen am Land hin und heißt die Hauptstadt darin Kiloa. Kiloa etwa unter 9° s. Br. in Deutsch-Ostafrika. Das ist ein Königreich der Heiden. Auf den 22. Juli faßten wir Anker vor der Stadt Kiloa, und auf den 23. des Monats fuhren wir mit allen Booten in den Hafen vor des Königs Haus und begehrten von ihm zu wissen, ob er uns Frieden oder Tribut geben wollte. Aber wir konnten keinen Frieden haben, sondern sie wollten mit uns kriegen und war kein anderes Vorgehen möglich.

So fuhren wir am 24. desselben Monats mit ganzer Macht mit acht Schiffen wohl gewaffnet auf einmal ganz unerwartet morgens früh zur Stadt, schossen etliche Heiden zu Tod und plünderten gleich darauf die Stadt und fanden viel Reichtum mit Gold, Silber, Perlen, Edelgestein und kostbarlicher Kleidung und fingen denselben Tag alsbald an, ein Schloß zu bauen. Und auf den 27. Juli da war der König, sobald wir die Stadt eingenommen hatten, mit einer großen Zahl Heiden davongeflohen.

Da machte der Hauptmann einen andern König mit großen Herrlichkeiten und Ehren und krönte ihn mit einer Krone, wie einem König gebührt, und gab ihm das Königreich mit allen Rechten, doch sollte er dem König von Portugal treu und hold sein und ihm mit seinem ganzen Königreich allezeit untertäniglich gehorsam sein.

Auf den 4. August kam der rechte König, den wir vormals vom Land vertrieben hatten, wiederum ins Land, und als er erfuhr, daß ein anderer König erwählt und befestigt war, den er dann wohl leiden mochte und lieb hatte, denn er hatte ihn von Kind auf bei ihm gehabt und erzogen, da wollte er nicht wieder begehren, König zu werden, dem eingesetzten König auch keinen Eintrag in seiner Regierung tun, sondern er begehrte, daß aus ihm ein Herzog gemacht werde. Dies ward ihm auch von dem neuen König und allem Volk gewährt, und er wurde mit großen Ehren und Herrlichkeiten im Beisein von Fürsten und Herren zu einem Herzoge gemacht, befestigt und mit Land und Leuten wiederum begabt und eingesetzt. Und auf den 6. August schickten wir uns all wiederum zu Schiff und stießen von Land und segelten hinweg nach Mombassa.

In diesem Land sind seltsam abenteuerliche Schafe, haben breite kurze Schwänze; darin tragen sie ihr Unschlitt und haben sonst in ihrem Leib gar kein Unschlitt. Die Fettschwanzschafe. Die Kühe sind klein und feist und auf dem Rücken aufrecht. Das buckelige Sangarind. Die Hirsche im Land sind wie die Ziegen und so groß wie Pferde. Auch ist viel Felds darin mit Früchten von Bohnen und Erbsen. Es wachsen auch Palmitenbaum Kokospalmen. darin, davon hat das Volk Wein, Essig, Öl, Wasser, Nuß, Honig, Zucker usw., und sie haben von diesem Baum wohl sechzehnerlei Frucht und andere wunderbarliche Dinge, die mir alle zu offenbaren verdrießlich wäre und zu lange Weile brauchte.

Auf den 9. August in der Nacht hatten wir groß Angst und Sorg, daß auf uns ein ander fremd Schiff oder zwei laufen sollten; wir waren hart am Meeresgestade, weshalb die Sorge um so größer war. Es begegneten uns elf Schiffe, aber Gott der Allmächtige behütete uns und versah uns mit seiner göttlichen Gnade, daß wir von all den Schiffen ohne Schaden davonkamen. Auf den 13. des Monats kamen wir mit dreizehn Schiffen in den Hafen von Mombassa. Das Volk dieser Gegend war unser Feind. Das Land hat gar einen schönen Hafen oder Anfahrt, und auf einer Stelle des Stadens hatten sie ein unsäglich starkes Bollwerk gebaut, daraus sie uns mit Schüssen sehr leidig zusetzten, aber durch Vorsehung Christi Jesu, unseres Seligmachers, konnten sie uns nichts antun, sondern wir machten sie mit ihrer Habe aus dem Bollwerk bis zur Stadt flüchtig.

Nun war eine Feste von der Stadt hinaus auf einem Felsen gebaut. Dort segelten wir sofort hin, da fanden wir nicht viel Feinde drin. Wir legten uns davor und schossen mit großem Ernst darein und vertrieben unsere Feinde.

Auf den 14. August nachmittags fuhren wir an die Stadt; da schossen sie mit Bogen und Büchsen und warfen mit Steinen grauslich nach uns und verdarben uns viel Volk. Es war aber alles unnütz. Wir schossen an zwei Orten Feuer in die Stadt und verbrannten ihnen viele Häuser. Und ehe wir das taten, trieben sie zwei Elefanten vor uns hin und her trutzig zum Verdruß. Auch fanden wir drei Kameltiere in der Stadt und davor im Felde. Die Stadt war sehr stark und mit engen Gassen, die zu gewinnen nicht wohl möglich war. Aber mit Anrufung und Hilfe Gottes des Allmächtigen griffen wir unseren Feind in der Stadt mit zwei Haufen trostlich an und bestritten ihn am 15. August ernstlich mit Sturm, und als wir in die engen Straßen und Gassen der Stadt kamen, wo keiner dem andern wohl weichen mochte, drangen wir mit Gewalt unerschrocken durch. Da warfen die Mohren und Heiden so unmenschlich gegen und auf uns heraus, daß wir, wo es nicht sonderlich Gottes Wille gewesen, unmöglich in der Stadt hätten bleiben mögen. Aber durch Gottes Verhängnis und Vorsehung blieb mancher Heide tot, und von den Unsern wurden nicht mehr als zwei um ihr Leben gebracht. Wir eroberten und behielten die Stadt mit Frohlockung und Danksagung Gott des Allmächtigen. Als wir nun unsere Ordnung in der Stadt geschickt und uns bereitet hatten zu plündern, wurden wir gewahr, daß der König sich aus der Stadt getan hätte und mit unzähligem Volk der Mohren und Heiden gesammelt und sich gestärkt hätte. Da sahen wir uns mit Ernst vor, daß wir nicht übereilt und wieder aus der Stadt gedrängt würden. Wir richteten gegen sie eine Warte ein zur Übersicht über die Straßen, damit wir nicht durch die Feinde überfallen würden, und fingen an zu plündern und fanden so groß Gut, daß es mir unmöglich ist, alles zu offenbaren.

Von der Zerstörung Mombassas hatte der Herrscher von Mombassa dem Sultan von Melinde, mit dem er früher in feindlichem Verhältnisse gestanden hatte, zum Zwecke eines Bündnisantrags in einem besonderen Schreiben mitgeteilt. Georg Mayr gibt den Inhalt dieses Schreibens (vgl. Kunstmann, Die Fahrt der ersten Deutschen nach dem portugiesischen Indien, München 1861) folgendermaßen an: »Gott erhalte dich Syd Ala (Ali), Ich mache dir zu wissen, daß ein großer Herr mit Feuersverheerung gekommen ist. Unsere Stadt hat er mit solcher Macht und Grausamkeit betreten, daß er niemand das Leben schenkte, weder Mann noch Weib, jung noch alt, selbst den Kindern nicht, so klein sie auch waren. Seiner Wut konnte man nur durch die Flucht entgehen. Man tötete und verbrannte nicht nur die Menschen, selbst die Vögel des Himmels wurden zu Boden geworfen. Der Gestank der Leichen ist so groß in der Stadt, daß ich es nicht wage, sie zu betreten. Auch von der überaus reichen Beute, welche sie aus der Stadt wegnahmen, kann ich keine bestimmte Nachricht geben. Genehmige die Mitteilung dieser traurigen Neuigkeiten, um dich in Sicherheit zu setzen.«

Auf den 18. August rüsteten wir uns wieder, Hinwegzusegeln gegen ein Königreich, heißt Melinde, und als wir aus dem Hafen dahin segeln wollten, da kam das Schiff, darin ich fuhr, der Leonhard genannt, in große Not und durch das Ungestüm des Windes wurden wir an das Land geworfen mit solcher Wucht, daß wir das Ruder verloren, unser Schiff auf dem Grund stehen blieb und der Mast beschädigt wurde, daß keine andere Hilfe blieb als Gottes Beistand und Gnade. Und wir wurden von den andern Schiffen, die wir bei uns hatten, zur Herberg aufgenommen und behalten. Aber morgens früh trieb uns die Meeresströmung wiederum vor die Stadt. Das geschah auf den 19. August, und fingen alsbald die Zimmerleute an und machten uns ein anderes Ruder. Das war bereit auf den 22. August. Danach wandten wir das Schiff mit großer schwerer Arbeit aus dem Hafen in das Meer, und auf den 23. August gingen wir mit fünf Schiffen unter Segel.

Und der Schiffe waren elf, als wir die Stadt gewannen. Von diesen kamen zuerst zehn, und das elfte blieb eine Tagereise hinter uns in großer Not, wie vorher geschildert; dieses Schiff hieß Raphael. Den deutschen Kaufleuten gehörten drei Schiffe; das erste hieß Sankt Hieronymus, das andere Sankt Raphael und das dritte Sankt Leonhard. Diese drei Schiffe waren in allen Fährten und Streiten. Zum ersten hatte König Emanuel von Portugal nicht mehr als drei Schiffe, die sein eigen waren; für die andern waren die Kaufleute aus Lombardia Schiffherren.

Es sind von Kiloa bis Mombassa siebzig Meilen und von Mombassa sind fünfundzwanzig Meilen zu einer andern Stadt, heißt Melinde. Dies ist ein eigenes Königreich, und der König war unser günstiger Freund und hatte allezeit Krieg und Feindschaft gegen den König von Mombassa. Er tat unserm Volk große Ehre an. Sein Hauptmann segelte uns mit fünf Schiffen wohl fünf Meilen entgegen, da wir der Zeit nicht nach Melinda kamen. Der König war ganz wohl zufrieden, daß wir die vorgemeldete Stadt also geplündert, geschleift und verbrannt hätten; denn nach dem Plündern verbrannten wir, was vorher nicht verbrannt worden war, außer den gemauerten gewölbten Häusern, die so stark und wohl versorgt waren, daß wir sie nicht verbrennen mochten.

Auf den 23. August segelten wir weiter, es war am Abend des Tages Sankt Bartholomäi, und am nächsten Morgen kam ein anderes Schiff ungestüm gegen und auf uns hergelaufen, auf daß große Sorge war, wir würden verderben. Dazu brach ein Flügel von einem Anker ab, ehe wir voneinanderkamen. Als wir das ersahen, segelten wir lange am Lande hin und her.

Auf den 27. August gingen wir unter Segel, um über den großen Golf von Mekka Den Indisch-Arabischen Meerbusen. mit 14 Schiffen zu fahren, und sind 300 Meilen von Melinde bis nach Indien, und fuhren danach auf dem Golf bis auf den 12. September. Da ersahen wir wieder Land und ist daselbst die Gegend von Indien ein Königreich, genannt Kananor.

Auf den 13. September huben wir unsere Anker wieder und segelten zu einem Eiland, genannt Andschediva. Die menschenleere, jetzt ganz bedeutungslose kleine Gruppe der Andschediven. A. d. H. Da lagen wir 28 Tage. Da war ein schöner Hafen, und als wir dahinkamen, wohnte niemand auf dem Eiland. Wir bauten dort ein Schloß und besetzten das Land mit Leuten, denn es ist in ganz Indien kein Hafen, wo man sich vor Sturm behüten kann. Und wenn es in unserm Lande Winter ist, so ist es Sommer in Indien. Wir bauten auch auf dem Eiland eine Galere. Von dem Eiland nicht fern lagen starke Städte und Königreiche; dazu auf dem Gebirg starke Schlösser. Und ehe wir auf dem Golf des Meeres drei Tagereisen dem Lande zugesegelt waren, da fuhren im Meere viel Karpfen Jedenfalls andere Seefische. A. d. H. und Schlangen an den Schiffen hin und her.

In dieser Gegend ist ein Königreich und heißt der König von Onor, und in der Zeit, als wir also dalagen, kam ein Schiff mit viel Mohren und ziemlicher Zahl Rosse aus dem Meere mit Sturm in den Hafen; dem fuhren wir mit etlichen Booten und Büchsen entgegen mit dem Vorhaben, ihnen zuvorzukommen, daß sie das Land nicht erreichten und, von dem Wind geängstigt, an einen Felsen trieben, und Leute und Pferde, so darin wären, sich schwimmend retten müßten und jeder für sich seinen Vorteil suchte, um, so gut er könnte, ins Gebirge oder auf Felsen zu fliehen. Das Schiff zerstieß sich auch ganz und gar zu Stücken. Dies geschah alles in dem obengemeldeten Königreich, und das Volk des Königs und Landes behielten die verunglückten Menschen und Pferde nach ihrer Gewohnheit bei Schiffbrüchen, also daß wir selbst keinen Teil daran haben konnten.

Auf den 14. Oktober gingen wir wiederum unter Segel – es sind von Andschediva bis Onor 15 Meilen – und kamen auf den Abend des Lukastages 18. Oktober. A. d. H. hin, und sandte der Hauptmann zu dem König und ließ die Pferde fordern. Ihm antwortet der König, ihm wäre nichts davon bekannt. Und wollten wir zufrieden sein, so wollte er uns Speise und was er in seinem Land hätte, verkaufen, mitteilen und gut Freund mit uns sein. So uns aber das mißfiele und wir es nicht annehmen wollten, so wollte er unser und des Glücks warten; und er sammelt alsbald beieinander 8000 Mann zum Streiten. Auf den 18. Oktober kamen wir mit 18 Booten – das waren 800 Mann – bei Anbruch des Tages zur Stadt des Königs. Da sahen wir ein Land, darauf eine große Schar Volks, also daß der Haufen nicht zu zählen war, und standen alle in weißen Hemden ohne Wehr und wollten unseres Hauptmanns Willen gar nicht vollbringen. Der Hauptmann hieß uns unter sie schießen. Und sobald wir das Geschütz ausgehen ließen, stoben sie alle schnell hinweg. Kurz darauf erschienen sie wieder, um in großer Menge an derselben Stelle zum Streit gerüstet, mit schönen Schildern und Schwerten nach ihrer Landessitte gewappnet. Sie hatten auch in derselben Gegend am Gestade des Meeres viel köstlicher Schiffe. Wir warfen in ihre Häuser und Schiffe erschrecklich und ernstlich Feuer und begaben uns wiederum in unsere Boote und schossen unter sie. Aber auf dem Lande hatten wir nicht viel mit ihnen zu tun; sie achteten auch nicht sehr auf unser Schießen und standen keck gegen uns, also daß wir nicht viel Raubs von ihnen brachten.

Wir begaben uns wieder zu Schiff und segelten auf denselben Tag wiederum längs des Landes nach Kananor zu. Und auf den 22. Oktober kamen wir in eine Gegend; da fanden wir große Schätze und Handel von Perlen, Edelgestein, Ingwer und Zimt. Der König des Landes kam zu unserm Hauptmann und erwies ihm alle Freundschaft, verordnete und setzte ihn auch nach seinem Tode an seiner Statt zu einem König. Auf den 27. fuhren wir gegen Kotschin zu und auf den 28. Oktober – es war Simonis und Judä – segelten wir in derselben Nacht vor Kalkan [?] hin, und auf den 29. Oktober am Morgen folgten uns vier Schiffe voll, Sambuken Sambuken hießen die Fahrzeuge der dortigen Eingeborenen. A. d. H. von Kalikut.

Auf den 30. Oktober warfen wir unsere Anker vor Kotschin eine Meile vom Lande. Auf den 2. November fingen wir an, Pfeffer mit vier Schiffen zu laden, nämlich Leonhard, Raphael und India, India. Das vierte Schiff war die Conception, A. d. H. und nach Ladung dreier Schiffe segelten sie hin gen Kananor, wo wir mit dem Leonhard liegen blieben. Zur selben Zeit kam der König von Kotschin zu unserem Hauptmann heraus, und dieser gab ihm eine goldene Krone, die ihm der König von Portugal gesandt hatte.

Wir lagen alle geladen bis auf den 20. Tag genannten Monats, und auf den Christabend kamen wir gen Kananor und blieben da liegen bis auf St. Stephanstag. 26. Dezember. A. d. H. Da wurden wir genötigt, daß wir in zwei andere Schiffe ausladen mußten, in den Raphael und in die Conception. Diese zwei Schiffe nahmen uns mehr denn 2600 Zentner Pfeffers. Da blieben wir liegen, bis die Flut zu uns käme, mit fünf Schiffen bis auf den 2. Januar.

Da segelten sie im Namen Gottes gegen Portugal, und blieben wir allein vor Kananor liegen und unternahmen, andern Pfeffer und Spezerei zu laden, bis noch zwei Schiff zu uns kamen, die in Kotschin geladen hatten und mit uns gen Lissabon segeln sollten.

Auf den 21. Januar segelten wir im Namen der heiligen Dreifaltigkeit nach Portugal längs dem Lande hin bis Andschediva, und dazwischen ist ein Königreich, Batakalla, Badagara? A. d. H. das war uns feind.

Auf den 5. Februar segelten wir unter der Sonne hin im Golf von Mekka bis auf den 8. März. Da fanden wir Land und heißt die Insel Fastnacht. Vielleicht eine der Admiranten. A. d. H. Bei dieser Insel waren wir einhundertvierzig Meilen vom festen Land, und vierzig Meilen von derselben Insel liegt eine andere Insel, Sankt Christoph. Eine der Komoren. A. d. H. Da wächst Ingwer draus und ist sonst ein fruchtbar gut Land und ist viel Fleisch und andere Speise in derselben Insel; sie liegt hundert Meilen vom festen Land. Wir sahen das Eiland auf den 11. März. Da lagen wir zwei Tage und eine Nacht, ohne an die Insel kommen zu können, denn es kam ein ungestümer Wind, der warf uns nach dem festen Lande zu.

Auf den 14. März sahen wir festes Land 60 Meilen von Mosambik. Da fuhren wir längs dem Lande hin bis auf den 19. März. Da faßten wir Anker vor der Stadt Mosambik und machten unser Schiff rein und luden Wasser und Holz und lagen da bis auf den 14. April und schieden an diesem Tag von Mosambik nach dem Kap der Guten Hoffnung zu. Aber ehe wir zur Insel Mosambik gekommen waren, da fuhr die »Magdalene« fest, daß sie alle meinten, sie sollten dort nicht mehr abkommen. Und als wir in dem Hafen waren, da lud man die ganze Spezerei aus und setzte die Magdalene aufs Trockene und machte sie wieder ganz, denn sie hatte ein Leck bekommen. Wir fanden auch daselbst Speise genug, Hühner, Ziegen, Fische usw. Da versahen wir alle unsere Schiffe.

Danach segelten wir in Gottes Namen nach dem Kap der Guten Hoffnung und waren bald am Lande, bald auf hoher See und litten die Zeit viel Sturm und große Not. So war auch auf den 19. Mai großer Sturm; wir wurden von Winden in das Meer getrieben bis Abend zur Vesperzeit. Da schlug es mit großer Wucht über das Vorderkastell und brach das Vorderkastell und das große Segel entzwei. Und das Meer drang so in das Schiff, daß ein Mann bis an die Achseln im Wasser stand, auch war das Schiff auf der linken Seite ganz unter Wasser, also daß keine Hilfe da war anders als von Gott, den wir inniglich anriefen, uns zu Trost und zu Hilfe zu kommen, was auch geschah. Doch blieb das Schiff so lange, als einer ein Paternoster beten konnte, unter Wasser, daß es sich nicht herausschwingen konnte. Sie brachten aber doch mit Gottes Hilfe das Vorderteil herauf, daß es vor dem Wind lief und das ganze Schiff wieder herauskam. Und das Volk arbeitete und schüttete das Wasser aus mit zwei Pumpen Tag und Nacht ohne Unterlaß. Uns brach auch noch eine Pfefferkammer auf, also daß wir noch größer Not hatten, da wir nicht wohl zum Wasser kommen konnten. Da war großer kläglicher Jammer, erschrecklich zu sagen und hören, denn das Schiff und wir waren ganz verloren. Aber die Königin aller Barmherzigkeit und der heilige Sankt Jakob taten an uns groß Wunderzeichen. Wir wurden auch von großer schwerer Arbeit, die wir mit Ausschöpfen des Wassers mit den Pumpen taten, so geschwächt, daß man uns laben mußte mit Wein und Brot, wodurch wir uns wieder erholten. Auf den 20. Mai setzten wir wieder unser Segel und bereiteten uns, weiterzufahren.

Auf den 21. Mai fingen wir abermals an zu segeln und fuhren bis Mittag; da fanden wir die zwei Schiffe wieder im Sturm vor uns laufen und segelten fort auf 125 Meilen nach dem Kap zu, und auf dem Weg ging uns der Wind unter die Augen, daß wir nicht weiter kommen mochten. Dort fand sich eine Bucht, da lagen wir bis auf den 26. Mai und verloren daselbst zwei Anker. Aber auf den 24. Mai ging uns Wein und Speise ab, daß wir nicht mehr als Wasser und Brot im Schiff hatten. Auf den 1. Juni gingen wir zu Segel mit zwei Schiffen dem Kap zu, denn der oberste Hauptmann ließ auch zwei Anker, so daß er ins hohe Meer gehen mußte, und jetzt fanden wir ihn wieder.

Nun war der Wind wieder so groß, daß wir wieder auf Gebot des Hauptmanns auf unsere Spur zurückkommen mußten nach Mosambik zu. Auf den 2. Juni hielten wir mit dem gemeinen Volk einen Rat, und war unser Vorhaben und Anschlag, daß wir wieder wenden und nach Portugal fahren wollten und nicht gen Mosambik. Aber der Wind war so groß und ungestüm im Meer, daß wir dahin bis auf den 3. Juni laufen lassen mußten, und auf denselben Tag gebot der oberste Hauptmann abermals unserem Hauptmann, Meister und Piloten auf Leib und Gut, sie sollten nicht anders von ihm segeln als nach Mosambik, wo der Inseln fünf beieinanderliegen. Also segelten wir mit ihm bis auf den 8. Juni. Da rief das Volk und der Faktor einstimmig unserm Hauptmann zu: Misericordi, Misericordi! und baten ihn um Gottes willen, daß er umwenden sollte nach Portugal zu, da es not täte. Es war auch keine Speise mehr im Schiff außer Brot für drei Monate und gar kein Trost und Zuversicht des Lebens. Denn wären wir nach Mosambik gekommen, so wären wir alle Hungers gestorben, auch Schiff und Gut verloren gewesen. Also auf denselben Tag, als die Sonne niederging, segelten wir wiederum vor der Bucht, wo wir die Anker ließen, und in der Nacht kam uns abermals der Wind unter die Augen, daß wir in dieselbe Bucht wiederum fahren mußten. Wir kamen dahin auf den 11. Juni und machten eine Prozession im Schiff, und heißt die Bucht Bai de Roque.

Auf den 13. Juni gingen wir wieder zu Segel und kamen auf den 15. Juni an eine andere Bucht, die heißt Bai de Allago; Delagoabai; nach Schulze jedoch die Algoabai. dort fingen wir viel Fisch. Und den 16. Juni gingen wir wieder zu Segel und danach auf den 18. kam uns der Wind wiederum unter die Augen, so daß wir abermals in dieselbe Bucht laufen mußten. Auf den 20. Juni setzten wir da die Boote aus, Wasser zu suchen. Da fanden wir Wassers genug, Ochsen, Kühe und Schafe, und verkauften uns die Mohren genug um ein wenig altes Eisen und wollten sonst nichts anderes haben. Dort versahen wir unsere Schiffe mit großer Menge Fleisch und Wassers. Auf den 26. kam wieder guter Wind. Da gingen wir zu Segel und taten unser Boot mit Wasser in unser Schiss und segelten mit Glück bis auf den ersten Juli. Da kamen wir nach Ugwado Sambraß. Die Bucht von S. Braz, die Mosselbai. A. d. H. Auf den andern Tag gingen wir wiederum zu Segel nach dem Kap zu. Da waren wir fünfzig Meilen von dannen und hatten guten, glückseligen Wind.

Auf den 6. Juli morgens, da sahen wir das Kap der Guten Hoffnung und segelten denselben Tag, daß wir es im Gesicht behielten. Doch war der Wind dieselbige Nacht und Tag nicht so gut, daß wir es dublieren möchten. Auf den 8. fuhren wir bei dem Kap vorbei im Namen Gottes in den großen Golf von Guinea und ist von da 1400 Meilen oder, wie etliche sagen, 1300 Meilen bis zu den Bissagosinseln. Es ist auch um das Kap etliche hundert Meilen in dieser Zeit so kalt, wie in unsern Landen um Weihnachten; die Tage sind kurz und die Nächte lang und ist der Winter in diesen Zeiten am allerhärtesten, wo in unserem Lande die beste Sommerszeit ist ...

Auf den 21. Juli sahen wir Land, und eine Insel ist wohl 1700 Meilen vom Kap der Guten Hoffnung, sie heißt Sankt Helena. Von derselben Zeit segelten wir bis auf den 15. August. Da sahen wir wieder Land, und sind daselbst neun Länder beieinander, Die Kapverdischen Inseln. A. d. H. deren Namen mir eigentlich unbekannt sind. Und heißt eine Insel daselbst Sankt Jakob und zwei andere Isle de May und Isle de Fuga.« S. Thiago, Maio und Fogo. A. d. H. Und ehe wir von der Insel Sankt Helena kamen, da liegt eine andere Insel wohl 200 Meilen weit, die heißt Ascension, und von den drei Inseln ist es 500 Meilen von Lissabon. Wir setzten unsere Anker vor Sankt Jakob und nahmen daselbst wieder Wasser, Fleisch und Holz, denn uns war wieder die Speise abgegangen, also daß wir nicht lange ohne Land bleiben konnten. Wir fanden auch daselbst viel Frucht und lagen da bis aus den 23. August ... Es wächst auch auf dieser Insel viel Baumwolle.

Und auf der Isle de May da werden die Siechen wieder gesund, wenn sie zwei oder drei Jahre darauf sind, oder sterben; und welche also gesund werden, die ziehen hernach wiederum, wohin sie wollen, und bleiben hinfür gesund ...

Auf den 8. September waren wir von den Inseln 60 Meilen. Da kam ein Sturmwind und trieb uns wieder hinter uns auf die Inseln, und hatten wir nicht mehr Brot im Schiff, man gab unser einem täglich nicht mehr als 6 Unzen [180 Gramm] Brot zu essen. Wir wurden im Schiff zu Rat, daß wir wiederum nach der Insel Sankt Jakob laufen wollten, und kamen auf den 13. September dahin und kauften Reis und Fleisch in die Schiffe und nahmen Wasser. Am 20. September gingen wir wieder zu Segel nach Portugal, und bald darnach wurde etliche Tage viel Volks krank und für und für je länger je mehr. Auf den 1. Oktober waren 20 Mann im Schiff krank und starben in der Zeit hin 123 Personen. Da segelten wir bis auf den 21. Oktober; da sahen wir die Insel Madeira. Auf den 22. Oktober setzten wir Anker aus und lagen da bis auf den 3. November. Da gingen wir wieder zu Segel nach Portugal und speisten vorher unser Schiff mit Wein und Brot ziemlicher Weise. Auf den 12. November sahen wir wiederum Land, das war Kap San Vincente und waren wir der Zeit von Lissabon 35 Meilen. Da segelten wir am Land entlang hin bis auf den 15. November und setzten Anker vor der Stadt Lissabon und hatten damit diese Reise im Namen Gottes vollbracht und geendet; dem sei Ehre und Glorie immer und ewiglich. Amen.

Springer ergänzt seinen Reisebericht noch durch folgende mehr systematische Bemerkungen über die neuen von ihm erkundeten Lande:

In Sofala ist das Volk reich an Gold und nimmt auch kein Geld in demselbigen Land, sondern geben sie ihre Ware und Gut um gemalte Decken. Aus diesem arabischen Springer nennt die mit arabischen Siedelungen besetzte ostafrikanische Küste Arabien. Land ist der heiligen drei König einer geboren. Mombassa liegt hinter Mosambik und nach Kiloa wohl 50 Meilen und ist ein Königreich mit einer schön gebauten mächtigen Hauptstadt. Und danach liegt ein anderes Königreich 24 Meilen weit, Melinde genannt. Von Melinde über den Golf von Mekka hinüber ist es in der Breite 700 Meilen bis zu den Andschediven.

Dabei liegt eine andre Insel und ein Königreich, heißt Onor, und hebt daselbst Indien an. In dieser Gegend liegen viel andere Königreiche, deren Namen mir unkundig sind. Von dieser Insel ist es 50 Meilen nach Kananor. Und in demselben Land sind hinten große Berge, darauf und darum Pfeffer und noch andere Spezerei wächst, und vorn dem Meere zu ist es ein schönes Land, mit Palmitenbäumen wohl geziert. Und liegt Kalikut zwölf Meilen von da, und dazwischen liegt eine große Stadt, genannt Banranym, Banderana. A. d. H. und fünf Meilen von Kalikut liegt ein Staat Kanor.

Kotschin ist ein groß Königreich, davon einer der heiligen drei Könige gewesen ist, und wenn du in demselben Land bist, so gehst du unter den Palmitenbäumen und ist ein reich Königreich an Spezerei. Der Pfeffer wächst gleich der Weintraube und ist schön grün. Denn so pflücken sie ihn ab und dörren ihn auf einem Tuch an der Sonne. Er wird zeitig um Sankt Martinstag oder Weihnachten, denn um die selbige Zeit ist es in den Landen am heißesten und gleich dem hohen Sommer geachtet.

Das Königreich Kalkalon liegt zwischen Kotschin und Kollam, nämlich fünf Meilen von letztrem. Es ist ein reich Land von Edelgestein und Spezerei. Frauen und Männer der Gegend haben lange schwarze Haare und gehen nackend, außer daß sie die Scham mit Tüchern decken. Es gibt dort Leute von viererlei Geschlecht, nämlich Naïren, das sind Edelleute, Mugua, Bauern und Bramen Braminen? A. d. H. sind die Heiden. Diese haben den ganzen Kaufmannschatz in der Hand. Auch wohnen unter ihnen Juden.

Sie besitzen streitbare Waffen, ein Teil Handbogen, die andern runde Schilde und bloße Schwerter, zum Teil spitz, zum Teil vorn rund; etliche tragen Spießlein und gehen alle nackend zum Streit. Die Kaufleute von demselben Land haben alle weiße Hemden an und weiße Tücher um den Kopf gewickelt. In diesem Lande sind auch viel Türken, Araber. A. d. H. die ihre Kaufmannschaft zu Kananor treiben und haben in Indien viel Schiff; damit treiben sie ihre Gewerb nach Mekka und Kambeyen [?], auch nach anderen vorgemeldeten Landen und Inseln.

Und wann der König von Kotschin will in einem kleinen Schiff spazierenfahren, so sitzen seine Edelleute vorn und hinten im Schiff mit ihren Waffen und der König auf einer Bank unter ihnen mit verschränkten Füßen, und steht allweg einer vor ihm und hält ein rund Gedeck über ihm, daß er ihm Schatten macht, daß ihn die Sonne nicht brennt, und geht allweg einer an seiner Hand. Und so er spazieren will, so folgt ihm vor und nach sein Hofgesinde und Volk mit ihren Wappen und Waffen, Saiten- und andern Freudenspielen, Drommeten, Bogen, Hörnern, Schalmeien usw. mit großer Zahl und Frohlockung.

Malakka ist ein Königreich und liegt etliche hundert Meilen hinter Kollam. Und kommen aus diesem Lande Gewürznelken und Muskaten, denn dieses Gewürz wächst in Indien nicht. Der obgenannte König von Portugal hat suchen und erfahren lassen, ob nach diesen Landen mehr einwohnende Menschen sich halten; was aber erfunden und ihm davon offenbart ist, ist mir ganz unwissend und verborgen.

Ebenso hinter Kananor, Kalikut und Kotschin ist einer von den heiligen drei Königen. Und nach Kollam kommt ein großmächtiges Königreich, das heißt Arsinien. Wahrscheinlich ist das dort liegende Reich Narsinga gemeint; allerdings sind die hier gemachten, aus Hörensagen beruhenden Mitteilungen Springers, der, soweit er selbst Geschautes berichtet, zuverlässig ist, ganz unkritisch und haltlos. A. d. H. Und hat der König dort zwölf Könige täglich zu Hofe reitend, je einer reicher als der andere. Es liegt auch Sankt Thomas im selben Land begraben. Und von diesen Königreichen ist eins Persien genannt. Da hat auch einer der heiligen drei Könige darin gewohnt. Und ist ein edel Volk und beten Christum unsern Erlöser an. Derselbe König führt auch groß Krieg um Christi Glaubens willen wider die Ungläubigen und Heiden.

Malakka ist festes Land; dabei liegen zwei Inseln; da kommen Nägelein [Gewürznelken] und Nüsse [Muskatnüsse] her. Die eine Insel heißt Banda; darauf wachsen Nägelein und keine andere Spezerei, die andere Naguari, und wächst dort nichts als roter und weißer Sandel [Sandelholz] darin.

Die Meerfahrt Balthasar Springers, in einem geoffenbart, hat hier ihr End erlangt. Im Jahr nach Christi Geburt 1509.

siehe Bildunterschrift

Nach den Originalbildern aus »Warhafftig historia« von Hans Staden 1556. (Beispiel bildlicher ethnographischer Darstellungen aus dem 16. Jahrhundert.)


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