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Gott ist weit!
Hunger hält uns am Halse gepackt.
Umsonst, daß die Seele nach Hilfe schreit –
diese furchtbare Zeit
ist sorgenschwanger und freudennackt.
So gellts aus den Städten,
kriecht stöhnend die Gassen der Dörfer entlang,
die Kirchen sind voll, alle Messen und Metten
durchstürmt der Verzweiflung wilder Gesang,
und die Menschen sind lebensmüde, als hätten
sie alle vor sich einen Ölberggang.
Es rafft die Not im schwarzen Raum
der Nächte Tausende Darber zusammen,
und Sehnsucht nach Gott und Brot zeugt Flammen,
die wachsen zu einem Feuerbaum,
der Städte, Dörfer überglüht
und wie das Auge eines neuen Gottes sprüht.
Tausend Propheten gehen herum,
jeder hält ein Göttlein in Händen –
doch steinerner, eiserner Lärm macht sie stumm
oder läßt sie reden vor tauben Wänden;
wenige beugen den Rücken krumm
vor ihren Worten, die Lüge spenden.
Alle Herzen sind jammererfüllt;
auch die Reichen sind Bettler im tiefsten Grunde
der bangen Seele, die lumpenumhüllt,
sich sehnt nach der großen, heiligen Stunde
und in Angst erstickt, wenn hungernd aufbrüllt
der Riese Volk mit grollendem Munde.
Die Welt ist ein einziger Schrei und Ruf
nach Brot und neuem Gotteserkennen;
wer eine Minute ihr Tanz und Freude schuf,
den will sie jubelnd Erlöser nennen.
Erlöser sind viele, doch ihr verschattet Gesicht
birgt selber die brennende Sehnsucht nach Brot und Licht.
Sie sahen ein Fünkchen vom Lichte, das ewig strahlt,
aßen Mehl aus der Mühle, die ewig mahlt,
aber verblendet von ihrem göttlichen Glück,
zogen zu früh sie Augen und Hände zurück.
Nun stehen sie wieder im Dunkel und Hunger der Welt,
aus der es zum Himmel im klagenden Rhythmus gellt:
Gott ist weit!
Hunger hält uns am Halse gepackt.
Umsonst, daß die Seele nach Hilfe schreit –
diese furchtbare Zeit
ist sorgenschwanger und freudennackt.