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Ansbach, 20. September 1828.
.... Doch lieber zu dem armen Nürnberger Findling, dem guten Kaspar Hauser, an dem ich fortwährend amtlich und außeramtlich den innigsten Anteil nehme. Manches ist bei dieser noch nie erhörten Begebenheit ein Rätsel, wird es auch wohl vielleicht, aller vereinten Bemühungen der Gerichts- und Polizeibehörden ungeachtet, immer bleiben; wenigstens waren bisher alle Versuche, dem Orte der Greueltat und ihrem Urheber auf die Spur zu kommen, ohne allen Erfolg. Aber das ist unbezweifelt: die Tat ist geschehen, und in Kaspar Hauser sehen wir einen 17- bis 18jährigen Wundermenschen, wie ihn die Welt noch nie gesehen, einen Menschen, der seit seiner frühesten Kindheit gleichsam begraben, zuerst vor ungefähr 6 Monaten zum ersten Male die Sonne gesehen und die Erfahrung gemacht hat, daß es außer ihm und dem Ungeheuer, das ihn mit Wasser und Brot auffütterte, noch andere Menschen auf dieser Erde gibt. Er konnte, als man ihn zuerst in Nürnberg traf, nur wenige Worte sprechen und hatte von den alltäglichsten Erscheinungen der Natur nicht die allermindeste Vorstellung, wie er z.B. in die Flamme der Lichter griff, die Nähe oder Entfernung der Gegenstände nicht zu unterscheiden wußte. Belebtes und Unbelebtes miteinander verwechselte, vielmehr diesen Unterschied ebenso wenig als die Verschiedenheit der Geschlechter kannte usw. Nur mit großer Mühe konnte er vor sich hin tappen und zwar die Hände, aber die Finger einzeln nur höchst unbehilflich, gebrauchen. Das Sonnenlicht verletzte ihn; der Geruch der zartesten Blumen, z.B. der Rose, war ihm nicht nur höchst widerlich, sondern macht ihm auch große Schmerzen. Als er zuerst die Regimentsmusik aus der Ferne hörte, war er vor Entzücken außer sich; in der Nähe war sie ihm schmerzlich. Er konnte nur Wasser und Brot genießen; jedes andere Getränk, selbst Milch, und das kleinste bißchen Fleisch erregten ihm nicht bloß Ekel und Grausen, sondern auch Fieber. Auch noch jetzt genießt er weder Fleisch, noch Gemüse, noch Obst. Als ich ihn vor zwei Monaten in Nürnberg besuchte, hatte er noch nicht den Mond, nicht den Sternenhimmel gesehen, wußte nicht, was der Winter sei, konnte nicht begreifen und wollte nicht glauben, daß er jemals kleiner gewesen als er jetzt ist und hatte – was auch noch jetzt der Fall – keinen Sinn für die Schönheit einer Landschaft und der Natur überhaupt. Einzelne Blumen gefielen ihm, z.B. die Rose, wie er denn überhaupt die rote Farbe vor allem vorzieht, aber nächst Schwarz war ihm alles Grün zuwider, und er freute sich daher sehr auf den Winter, als ich ihm sagte: dann werde er diese Landschaft vor seinem Fenster nicht mehr grün, aber sehr oft und lange ganz weiß sehen wie da die Wände seines Zimmers. Was das heißt, Pflanzen wachsen, hat er vor noch nicht langer Zeit erst dadurch gelernt, daß man Bohnen und andere Samen ihn in die Töpfe setzen ließ und dann auf ihre Entwicklung aufmerksam machte; vorher betrachtete er alle Pflanzen als menschliche Kunstprodukte und wunderte sich, wie es doch möglich sei, daß die Menschen so viele Blumen machten, so viele Blätter auf den Bäumen ausschnitten und wozu? – Kaspar ist übrigens ein Mensch von den herrlichsten Naturanlagen, begabt mit der schnellsten Fassungskraft und einem bewundernswürdigen Gedächtnis. Seinen Durst nach Wissen, um alles das nachzuholen, wovon ihm »der, bei dem er gewesen«, nichts gesagt, äußert er immer auf eine wahrhaft rührende Weise. Was er nur immer sieht, davon will er die Erklärung, und hängt diese von Begriffen ab, die ihm noch fremd sind, so sagt er traurig: »auch das noch lernen; auch davon hat der, bei dem ich gewesen, nichts gesagt.« Seine Fortschritte sind außerordentlich; wozu andere Monate oder Jahre brauchen, lernt er in Tagen. Gegenwärtig ist er schon so weit, daß kaum noch interessante psychologische Betrachtungen an ihm zu machen sind. Er spricht schon vollkommen verständlich und zusammenhängend, nur konstruiert er oft noch die Sätze wie ein Kind; seine Handschrift ist fest, beinahe schön, und vor einigen Tagen erhielt meine älteste Tochter, die ihn zu Nürnberg besucht und dann beschenkt hatte, einen recht artigen Brief von ihm. Ganz für sich selbst fing er zu zeichnen an und machte darin bald ebenfalls bewundernswürdige Fortschritte. Sieht er eine Kunst oder Fertigkeit üben, die ihn interessiert, sogleich will er sie lernen, läßt sich zeigen, wie man es macht, ahmt es in einem oder einigen Tagen schon bis zu einer gewissen Vollkommenheit nach, gibt es aber, sobald er es gelernt hat, wieder auf. Überhaupt ist es merkwürdig, daß ihn nicht sowohl die Gegenstände des Lernens interessieren, als das Lernen selbst, das seine einzige Leidenschaft ist. Was kaum erklärbar, ist die erstaunliche Liebe zur Reinlichkeit und Ordnung, die er gleich nach seinem Erscheinen in Nürnberg äußerte, obgleich sein Leib mit einer Haut von vieljährigem Schmutz überzogen war.
Alle die unzähligen Dinge, womit ihn die Nürnberger beschenkt hatten, Spielsachen, Kleidungsstücke usw. standen in seinem Zimmerchen auf das schönste symmetrisch geordnet da, als ich ihn besuchte, jedes Papierchen, das auf dem Boden lag, war ihm zuwider und wurde sorgfältig aufgehoben; an seinen oder eines andern Kleidern bemerkte er jeden Schmutzfleck, jedes Stäubchen. Die Nürnberger haben ihn mit allem Nötigen, sogar mit vielem Überflüssigen, mit neumodischen Fracks, Westen usw. versehen, und nun glaubt man in ihm, wenn er ausgeht, einen halben Petit-maitre vor sich zu haben. – In sittlicher Beziehung ist Kaspar Hauser eine lebendige Widerlegung des Lehrsatzes von der Erbsünde. Die reinste Unschuld und Herzensgüte zeigte sich in allem seinen Tun und Reden, obgleich er von Recht und Unrecht, Gut und Böse nicht die allermindeste Vorstellung hatte. Vor Menschen hatte er durchaus keine Furcht oder nur Schüchternheit; alle waren ihm gut und alle hielt er für schön. Als ich ihm unter anderm meinen Unwillen gegen den Bösewicht äußerte, der ihn so lange gefangen gehalten, wies er mich strafend zurecht: »der, bei dem er gewesen«, sei nicht bös, sondern sein Vater – so nannte er damals, als ich ihn besuchte, jeden Menschen, dessen Aufsicht er übergeben war – der ihm zu essen und trinken gegeben. Erst seit ungefähr zwei Monaten scheint es ihm klar geworden zu sein, daß er der Gegenstand einer Missetat gewesen, und er äußert seitdem die größte Furcht bei dem bloßen Gedanken an die Möglichkeit, seinem Kerkermeister wieder in die Hände zu fallen. Von Leidenschaften oder üblen Neigungen hat sich außer der nunmehr erwachten Eitelkeit noch nichts in ihm geäußert. – Daß die Idee von Gott dem Menschen nicht angeboren ist, sondern nur von außen entweder durch die Betrachtung der Natur oder durch Unterricht in uns kommt, zeigt sich an unserm Kaspar ebenfalls ganz deutlich. Wie es in diesem Augenblick in dieser Hinsicht mit ihm steht, weiß ich zwar nicht; aber vor nicht langer Zeit ließ sich noch nichts wahrnehmen, woraus sich hätte schließen lassen, daß er von Gott, von einem ersten Urheber der Natur, irgend eine Vorstellung in sich habe. Die Dogmatik und die Geistlichkeit hat man glücklicherweise bis jetzt noch von ihm entfernt zu halten gewußt. – Das Aussehen Kaspars ist gesund; indessen waren seine Nerven infolge der gewaltigen Eindrücke von der unendlichen Masse neuer Dinge, die auf einmal ununterbrochen durch alle Sinne auf ihn eindrangen, äußerst reizbar, so daß man für sein Leben einigermaßen besorgt sein konnte. Jetzt ist er durch sorgsame Pflege und die zarte, anständige Behandlung seines Pflegevaters und Erziehers, des Professor Daumer, dem er übergeben worden, außer Gefahr gestellt. Seit einiger Zeit zeigen sich an ihm die merkwürdigsten physiologischen Erscheinungen; er sieht, ohne Kakerlak zu sein, bei finsterer Nacht ebenso gut als bei Tag, unterscheidet auf weite Entfernung die Gegenstände durch den bloßen Geruch usw. Seine Physiognomie hat nichts Ausgezeichnetes, und besonders wenn er spricht, gerät die ganze linke Hälfte seines Gesichts in unangenehme Zuckungen, gleichwohl übt seine Gesichtsbildung durch die in ihr ausgeprägte Unschuld und Herzensgüte einen unwiderstehlichen Zauber. Wer ihm naht, gewinnt ihn sogleich lieb. Wer übrigens glauben wollte, Kaspar müsse sich in seiner dermaligen Lage, welche äußerlich durchaus nichts zu wünschen übrig läßt, besonders glücklich fühlen, würde sich sehr irren.
Er freut sich wohl abwechselnd über viele einzelne Dinge, wenn sie seine Sinne angenehm berühren oder seinem Heißhunger im Lernen Befriedigung gewähren, allein der Grundton seiner Gemütsstimmung ist eine stille Schwermut, die er, zumal jetzt, nicht selten in deutlichen Äußerungen zu erkennen gibt. – In der Geschichte seiner Gefangenhaltung und Transportierung nach Nürnberg ist manches unglaublich oder rätselhaft, gewiß auch manches unwahr. Diese Geschichte wurde ihm abgefragt zu einer Zeit, wo er fast gar keine Begriffe, keine Vorstellungen von der Natur und menschlichen Dingen, am wenigsten die gehörigen Worte dafür hatte, wo er also öfter in seinem verworrenen, dunklen Kauderwelsch etwas anderes sagte, als er sagen wollte oder der Fragende Spielraum genug hatte, seine eigenen Gedanken, Meinungen und Hypothesen den ihm gegebenen Antworten unterzulegen.Vgl. hierzu die in dem Abschnitt »Selbstzeugnisse« gegebenen »Selbstbiographien« Hausers, auf die diese Charakteristik Feuerbachs durchaus paßt. Außerdem aber habe ich Ursache zu glauben, daß der Barbar, in dessen Gewalt Hauser gewesen, ihm durch fürchterliche Drohungen über gewisse Punkte eine Lektion eingeprägt hat, welche hauptsächlich bezweckt, der Nachforschung nach dem Ort und dem Urheber der Tat den erforderlichen Leitfaden zu verstecken. Es ist wohl zu bemerken, daß Kaspar gegen alle Personen, denen er Achtung und Dankbarkeit schuldig zu sein glaubt, den unbedingtesten Gehorsam zu leisten pflegt. Erst wenn Kaspars Verstand vollkommen entwickelt und mit den nötigen sittlichen Begriffen ausgerüstet ist, wenn die Vorstellung von dem Bösewicht, mit dem er sein Lebenlang gleichsam nur eine Person ausmachte, allen Einfluß auf sein Gemüt verloren hat, und wenn er durch längere Erfahrung von der Überzeugung durchdrungen ist, daß er für immer unter einem Schutze steht, gegen welchen sein ehemaliger Herr nichts vermag, alsdann läßt sich hoffen, mehr und anderes von ihm zu erfahren, was vielleicht zum Ziele führt.Diese Ansicht ist später von Feuerbach als irrig aufgegeben. – Von der äußersten Wichtigkeit wäre es, wenn man von Anfang an ein umständliches Tagebuch über die vielen psychologischen und physiologischen Erscheinungen an Kaspar geführt hätte. Aber das fiel den Nürnberger Philistern nicht ein, ich selbst habe erst die Veranlassung dazu gegeben, daß die Bruchstücke jener merkwürdigen Erfahrungen nachträglich gesammelt werden. Überhaupt behandelten diese Nürnberger unseren Kaspar monatelang bloß als einen Gegenstand der Neugier; sein Pflegevater war ein Gefangenwärter; wie ein fremdes Tier wurde er in Gesellschaften und Wirtshäusern zur Schau herumgeführt, war den ganzen Tag der Schaulust der Neugierigen preisgegeben, mußte an sich beständig experimentieren lassen, indem man ihm z. B. Wein und anderes dergleichen, wovon man wußte, daß es seine Natur nicht vertragen konnte, heimlich in sein Wasser goß, und er stand so in der nahen Gefahr, in kurzer Zeit geistig und körperlich zugrunde gerichtet zu werden. Daran, daß man diesen Unglücklichen der Erziehung eines gebildeten Mannes ausschließend übergeben müsse, war von dem Herrn Bürgermeister, der in seiner öffentlichen, übrigens ganz ungeeigneten voreiligen Bekanntmachung so viel Humanität affektiert, gar nicht gedacht worden. Meine Reise nach Nürnberg gab erst der Sache eine andere Wendung, indem ich den ganzen Unfug, der mit Kaspar getrieben wurde, meinem würdigen Kollegen, dem Regierungspräsidenten Herrn v. Mieg anzeigte, diesen auf das Erforderliche aufmerksam machte und denselben veranlaßte, sogleich selbst nach Nürnberg zu reisen und sich mit eigenen Augen zu überzeugen. Hierauf erst wurde Kaspar dem Prof. Daumer übergeben, der ein sehr braver und einsichtsvoller Mann ist und, sowie seine Familie, ganz für diesen außerordentlichen Zögling lebt. Bald nach dem Eintritt in das friedliche Stilleben dieser Familie wurde Kaspar ernstlich krank, gewiß nur infolge der einfältigen unbesonnenen Behandlung, die er nach seiner Befreiung aus dem Kerker zu Nürnberg zu erleiden hatte. Sobald sich etwas mit Kaspar ereignet, was von einiger Bedeutung ist, werde ich es Ihnen, sofern es mitteilbar ist, sogleich zu schreiben nicht unterlassen ...
Ansbach, den 13. Oktober 1828.
So gern ich Ihren und Tiedges Wünschen – unseren Kaspar betreffend – entsprechen möchte, so wenig wollen mir dieses wenigstens dermalen schon die Umstände gestatten. Schon meine amtliche Stellung erlaubt es mir nicht, einen Gegenstand, wie dieser es ist, vor dem Publikum zur Sprache zu bringen, da derselbe zu den strafrechtlichen Sachen gehört, welche zu meiner Jurisdiktion ressortieren, und wir hierüber den Schleier des Geheimnisses festzuhalten leider die Verbindlichkeit haben. Hauser ist zwar zugleich ein rein psychologisches Phänomen, indessen würde es schwer, wo nicht unmöglich sein, in dieser Beziehung von ihm zu sprechen, ohne zugleich das an ihm begangene Verbrechen, die Art, wie er gefangen gehalten und behandelt wurde usw., mit in die Betrachtung zu ziehen. Zudem habe ich der Neider und Feinde so viele, daß besonders ich alle Ursache habe, zumal bei solchen Dingen, mich hinter den Verschanzungen meines Amtes zu halten. Was aber die Hauptsache ist, so fehlt es mir ganz an den erforderlichen Materialien, um etwas Gediegenes, Befriedigendes zu liefern. Kaspar wurde in der ersten Zeit zwar von vielen Neugierigen gesehen, von manchen auch beobachtet, aber entweder nicht zusammenhängend oder nicht mit gehörigem Blick. Ein Tagebuch wurde gar nicht über ihn geführt; ich zuerst schlug Lärm darüber, daß man zu Nürnberg diese Erscheinung mit so brutaler Gleichgültigkeit behandle; dann war es aber größtenteils schon zu spät, wegen des raschen Ganges der geistigen Entwicklung dieses Menschen. Das einzige, was ich noch erwirken konnte, war, daß ich einzelne veranlaßte, dasjenige, was sie entweder selbst noch in ihrem Gedächtnisse hatten oder von andern glaubwürdigen Männern erführen, niederzuschreiben. An gehörige Zeitfolge, worauf doch so vieles ankommt, war nunmehr gar nicht zu denken. Was auf diese Weise bemerkt wurde, befindet sich bereits in verschiedenen Zeitschriften, z. B. Hesperus usw., gedruckt. Umständlicheres werden vielleicht noch die Professoren Daumer und Hermann (zu Nürnberg) über Kaspar bekannt machen, aber ich fürchte, daß die Hegelsche Philosophie dabei allzu laut das Wort führen möchte. Überhaupt gab mir bei diesem ganz einzigen Fall die Armseligkeit, Gemeinheit und selbst Inhumanität der meisten Menschen, von denen sich Besseres vermuten ließ, vielfache Gelegenheit zu Ärgernissen. Mein Brief, verehrte Freundin, wird nicht wohl mitteilbar sein, teils weil mein Name leicht mit ins Publikum gebracht werden könnte, teils weil er zu schlecht stilisiert und alles zu unordentlich, unzusammenhängend, wie es eben in die Feder kam, darin durcheinander geworfen ist, als daß er nicht sogar vor den Augen so nachsichtiger Freunde, wie Sie und Tiedge, der Entschuldigung bedürfte. – Der vornehme und gemeine Pöbel verschiedener Orte hält unsern Kaspar für eines vor mehreren Jahren zu München verstorbenen sehr reichen Grafen Sohn, welcher von einem andern sehr hochstehenden Grafen auf die Seite geschafft worden sei, um die Güter des ersten (in Betrag von einigen Millionen) an sein Haus zu bringen. In einem Artikel des Hesperus ist dieses sogar öffentlich gesagt, und das gräfliche Haus, das sich solchen Verbrechens schuldig gemacht habe, so bezeichnet, daß dasselbe, in Bayern wenigstens, mit Händen zu greifen ist. Mir aber – soweit ich die Geschichte jener Erbschaft und die Verhältnisse des angeblichen Vaters kenne – erscheint die ganze Erzählung als eine schändliche Verleumdung, ausgestreut von einem Erbschaftsprätendenten, welcher über die Succession in die Güter jenes Grafen mit ihrem dermaligen Besitzer in einen merkwürdigen Prozeß verwickelt war, welcher, wie ich glaube, vor einiger Zeit durch Vergleich erledigt worden sei. – Wenn einige Zeit noch verflossen ist, wird man wohl allerdings unsern Kaspar in Begleitung eine Reise machen lassen. Dermalen ist dieses noch darum nicht wohl tunlich, weil er allzu große Furcht äußert, sobald man sich mit ihm weit von Nürnberg entfernt. Was Tiedge über das Wiedererkennen des Wächters durch bloßen Geruch äußert, ist mir sehr wahrscheinlich. Neulich machte man mit Kaspar einen Spaziergang vor die Stadt. Als er in eine gewisse Gegend kam, klagte er über einen entsetzlichen Gestank und bat, daß man mit ihm umkehren möge. Es war der noch sehr weit entfernte Kirchhof, der auf Kaspar diesen Eindruck gemacht hatte. Möge dieser Brief Sie, Verehrteste, bei besserer Gesundheit treffen, als der Ihrige Sie verlassen hat ....