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Die Frau des Menächmus I. (des Epidamniers). Kehrwisch.
Die Frau. Ich soll in einer Ehe länger bleiben, wo
Der Mann entwendet, was im Haus zu finden ist,
Und seiner Dirne zuschleppt?
Kehrwisch. Ei, so schweige doch!
Du sollst ihn alsbald auf der That ertappen. Komm!
Den Mantel, den er heute dir fortnahm von Haus,
Trug er, betrunken und bekränzt, zum Sticker hin.
Da, sieh den Kranz noch, den er trug!
(auf den an der Erde liegenden Kranz deutend) Belüg' ich dich?
Hier ist er hingegangen, wenn du seine Spur
Verfolgen willst. Ah! Wie gerufen, kommt er dort,
Nur ohne Mantel.
Die Frau. Was beginn' ich nun mit ihm?
Kehrwisch. Thu, wie gewöhnlich: schilt ihn aus!
Die Frau. Das denk' ich auch.
Kehrwisch. Hier tritt herüber! Fass' ihn aus dem Hinterhalt.
(sie treten auf die Seite.)
Menächmus I. Die Frau. Kehrwisch.
Menächmus I. Wie herrscht doch so gar allgemein, uns zur Last nur,Diese ganze Ausführung über das Clientenwesen ist so durchaus römisch, daß hier wenig oder gar nichts Griechisches zu Grunde liegen kann, und es abermals einen Beweis liefert, wie frei Plautus seinen gräcisirenden Stoff verarbeitete, oder ihn wohl bis auf die griechelnden Namen ganz römisch gestaltete. Köpke.
Der unsinn'ge Brauch! Wenn im Staat Einer Einfluß
Und Macht hat und hoch steht, so hat er die Grille:
Er wünscht eine recht große Zahl von Clienten.
Ob sie gut oder schlecht sind, nach dem fragt kein Mensch.
Ob sie reich oder arm, das allein wird gefragt,
Sei der Ruf, wie er will.
Und ist Einer arm, aber ehrlich, er gilt doch
Für unnüz; ein Schelm, ist er reich, steht in Anseh'n.
Wer nach Recht, Billigkeit und Gesez nirgend fragt,
Der ist seinem Schuzherrn zur Qual nur,
Läugnet ab, was man ihm anvertraut;
Stets nach Raub und Streit verlangend,
Ist Trug seine Losung.
Durch Meineid und Wucher
Erwarb er sich Reichthum; auf Zank steht sein Sinn nur.
Belangt man ihn, so muß zugleich mit ihm der Schuzherr vor Gericht,
Muß seinen Schüzling, was er auch verbrochen, selbst vertheidigen,
Es sei vor dem Volk, vor dem Prätor, dem Richter.
Wie mir heut auch ein Client zu schaffen machte, der mich anhielt,
Der mich festhielt, daß ich nicht zu thun vermochte, was ich wollte.
Als der lange wüste Kampf vor dem Aedil sich abgesponnen,
Kam ich auch zum Wort, und drehte, zwickte hin und her die Sache.
Weder mehr noch minder sprach ich, als es noth war, daß es endlich
Nur zur Bürgschaft käm' im Streite. Nun, und der? Stellt einen Bürgen.
Offenbarer sah ich nie noch einen Menschen überwiesen.
Aller Frevel nannten ihn drei sehr gewiegte Zeugen schuldig.
Daß ihn Gott verdamme, der mir heute so den Tag verdorben,
Mich zugleich, daß ich das Forum heute sah mit meinen Augen!
Ich hab' ein Mittagsmahl bestellt; ich weiß, die Freundin wartet mein;
Sobald nur loszukommen war, bin ich vom Markte weggeeilt.
Nun wird sie, glaub' ich, böse sein auf mich; doch wird der Mantel sie
Versöhnen, den ich meiner Frau heut abgeführt, ihr zugeführt.
Kehrwisch. (zu der Frau)
Was meinst du?
Die Frau. Was ich meine? Daß ich schlimm mit einem schlimmen Mann
Gefahren.
Kehrwisch. Hast du, was er sprach, verstanden?
Die Frau. Wohl!
Menächmus I. Am klügsten ist's,
Ich geh' hinein, dort ist mir's wohl.
Die Frau. Nein, halt; es soll dir übel sein!
Bei'm Himmel, schlechte Zinsen trägt dir, was du stahlst. So packt man dich!
Nicht wahr? Du meintest, solcherlei Schandthaten blieben unentdeckt?
Menächmus I. Was ist gescheh'n, Frau?
Die Frau. Fragst du mich?
Menächmus I. Nun, willst du, frag' ich diesen hier,
(auf Kehrwisch deutend)
Kehrwisch. (zu Menächmus, der seiner Frau liebkost)
Laß deine Streichelei'n! (zu der Frau)
Du fahre fort!
Menächmus I. (zu der Frau) Was bist du so betrübt?
Die Frau. Du mußt das wissen.
Kehrwisch. Ach, er weiß es auch; der Mensch verstellt sich nur.
Menächmus I. Was ist's?
Die Frau. Den Mantel –
Menächmus I. Mantel?
Die Frau. Nun, den Mantel hat – du wirst so blaß?
Menächmus I. Blaß? Keineswegs!
Kehrwisch. (bei Seite) Nur daß vielleicht der Mantel ihm Manschetten macht.»Nur daß vielleicht der Mantel ihm Manschetten macht.« Das Wortspiel mit »palla pallorem incutit« sollte hier wiedergegeben werden.
Ja, hätt'st du nur nicht ohne mich das Mahl verzehrt! –
(zu der Frau) Frisch auf den Mann!
Menächmus I. (zu Kehrwisch)
Du schweigst!
Kehrwisch. Ich schweige wahrlich nicht. (zu der Frau)
Ich soll nicht reden, winkt er mir.
Menächmus I. Dir zuzuwinken oder zuzunicken fiel mir niemals ein.
Die Frau. O Gott, ich bin ein armes Weib!
Menächmus I. Ein armes Weib du? Sage mir –
Kehrwisch. Welch kecker Mensch! Er läugnet uns, was wir mit eignen Augen seh'n.
Menächmus I. Bei Zeus und allen Göttern, Frau, beschwör' ich's, (ist dir das genug?)
Ich hab' ihm nicht gewinkt.
Kehrwisch. Sie glaubt's. Komm auf das Andre jezt zurück.
Menächmus I. Wohin zurück?
Kehrwisch. Zum Sticker, dächt' ich. Geh, und hole den Mantel her.
Menächmus I. Und welchen Mantel?
Die Frau. Ich bin still; er weiß ja nicht mehr, was er that.
Menächmus I. Hat sich ein Knecht vergangen? Sind Mägd' oder Knechte grob vielleicht?
Sprich doch! Es soll nicht ungestraft geschehen sein.
Kehrwisch. O leer Gewäsch!
Menächmus I. (zu der Frau)
Du bist so gar betrübt; und das gefällt mir nicht.
Kehrwisch. O leer Gewäsch.
Menächmus I. Auf einen Hausgenossen bist du wohl erboßt?
Kehrwisch. O leer Gewäsch!
Menächmus I. Wie? Oder bist du gar auf mich erzürnt?
Kehrwisch. Das ist kein leer Gewäsch.
Menächmus I. Bei'm Himmel, ich verbrach doch nichts.
Kehrwisch. Das ist nun wieder leer Gewäsch.
Menächmus I. (seine Frau streichelnd)
Lieb Weibchen, was bekümmert dich?
Kehrwisch. (zu der Frau) Wie schön und artig thut er dir!
Menächmus I. (zu Kehrwisch)
O laß mich doch in Ruhe! Sprech' ich denn mit dir?
Die Frau. (zu Menächmus) Weg mit der Hand!
Kehrwisch. Geschieht dir Recht! Nun halte noch einmal die Mahlzeit ohne mich!
Dann treibe trunken und bekränzt vor deinem Hause Spott mit mir!
Menächmus I. Gott weiß, ich speiste heute nicht, noch sezt' ich hier den Fuß herein.
Kehrwisch. Das sagst du?
Menächmus I. Ja, mit vollem Recht.
Kehrwisch. Nichts ist doch frecher, als der Mensch.
Ich habe dich doch eben vor dem Hause mit dem Blumenkranz
Gesehen, da du sagtest, daß mein Kopf nicht recht beisammen sei,
Und daß du mich nicht kennest, daß du hier zu Land ein Fremdling seist.
Menächmus I. Seit ich von dir gegangen, komm' ich eben erst nach Haus zurück.
Kehrwisch. Ich kenne dich; du dachtest, mich zu rächen, sei ich nicht der Mann.
Hab' Alles deiner Frau gesagt.
Menächmus I. Was sagtest du?
Kehrwisch. Ich weiß es nicht;
Befrage sie nur selbst.
Menächmus I. Was ist das, Frau? Was hat er dir erzählt?
Was ist's? Was schweigst du? Sage, was es ist.
Die Frau. Als wüßtest du von nichts,
So fragst du.
Menächmus I. Wenn ich's wüßte, traun, dann fragt' ich nicht.
Kehrwisch. O Bösewicht!
Wie der sich stellt! Du kannst es nicht verhehlen: Alles weiß sie schon;
Ich hab' es alles ihr erzählt.
Menächmus I. Und was denn?
Die Frau. Hast du keine Scham,
Und willst du selbst aus freien Stücken nicht gesteh'n, so höre denn:
Ich will dir sagen, was mich kränkt, und was mir dieser kundgethan:
Ein Mantel ward mir aus dem Haus entwandt.
Menächmus I. Entwandt ein Mantel mir?
Kehrwisch. (zu der Frau)
Sieh, wie der Schalk dich narren will!
(zu Menächmus) Ihr ward er, und nicht dir, entwandt.
Denn wahrlich, wär' er dir entwandt, so wär' er jezt in guter Hand.
Menächmus I. (zu Kehrwisch)
Ich habe nichts mit dir. (zu der Frau)
Du sprich!
Die Frau. Ein Mantel, sag' ich, kam mir fort
Menächmus I. Wer nahm ihn fort?
Die Frau. Der weiß es wohl am besten, der ihn abgeführt.
Menächmus I. Und wer ist das?
Die Frau. Ein Mensch, er heißt Menächmus.
Menächmus I. Das ist doch verrucht.
Wer wäre der Menächmus?
Die Frau. Du bist's.
Menächmus I. Ich?
Die Frau. Du.
Menächmus I. Wer beweist es?
Die Frau. Ich.
Kehrwisch. Und ich. Du hast dann deinem Schaz Erotion ihn zugeführt.
Menächmus I. Ich?
Kehrwisch. Du, du, sag' ich. Willst du, daß man einen Uhu hole, der
Dir ewig Dudu schreit in's Ohr? Denn wir, wir haben's endlich satt.
Menächmus I. Bei Zeus und allen Göttern, Frau, beschwör' ich's, (ist dir das genug?)
Ich hab' ihn nicht verschenkt.
Kehrwisch. Und wir beschwören, daß es Wahrheit ist.
Menächmus I. Ich hab' ihn, sag' ich, nicht verschenkt, nein, zum Gebrauch nur ihr gelieh'n.
Die Frau. Ich gebe nie dein Oberkleid noch deinen Mantel zum Gebrauch
Jemanden außer Haus. Der Frau kommt's zu, von ihrem Frauenzeug
Auswärts zu geben, wie der Mann das seine gibt. Gleich schaffe mir
Den Mantel heim!
Menächmus I. Ich schaffe dir ihn wieder.
Die Frau. Das ist gut für dich.
Denn wenn du nicht den Mantel schaffst, so darfst du mir nicht mehr in's Haus.
Jezt geh' ich.
Kehrwisch. (zu der Frau) Was wird mir dafür, daß ich dir diesen Dienst gethan?
Die Frau. Den werd' ich dir vergelten, wenn dir Etwas aus dem Hause kommt.
(sie geht ab.)
Kehrwisch. Das wird gewiß niemals gescheh'n; denn zum Verlieren hab' ich nichts.
Daß euch ein Gott verdamme, Mann und Frau! Ich eile nach dem Markt;
In diesem Hause, seh' ich wohl, ist meines Bleibens nimmermehr.
(er geht ab.)
Menächmus I. Da meint die Frau mir weh zu thun, wenn sie mich aus dem Hause sperrt,
Als ob man mich an keinem Ort einließe, wo's viel besser ist.
Mißfall' ich dir: nun, meinethalb! Gefall' ich doch Erotion:
Die sperrt mich nicht zum Haus hinaus, nein, sperrt mich lieber bei sich ein.
Jezt bitt' ich sie, den Mantel mir zu geben, den ich ihr geschenkt.
Ich kauf' ihr einen schönern. He! Ist nicht ein Pförtner um den Weg?
Frisch! Aufgemacht! Ruf' Einer mir Erotion vor die Thür heraus!
Erotion. Menächmus I.
Erotion. Wer sucht mich hier?
Menächmus I. Ein Mensch, der mehr sich selbst, als deine Reize, haßt.
Erotion. Freund, warum hier vor der Thüre? Komm hinein!
Menächmus I. Kind, warte doch!
Weißt du, was ich komme?
Erotion. Gelt; du willst dir gütlich thun bei mir.
Menächmus I. Nein, den Mantel möcht' ich wieder, den ich dir vorhin geschenkt.
Gib mir ihn zurück, ich bitte. Meiner Frau ward Alles kund,
Einen noch einmal so theuren Mantel kauf' ich dir dafür.
Erotion. Eben gab ich dir den Mantel, daß du ihn zum Sticker trügst,
Auch die Spange für den Goldschmid, um sie neu zu fertigen.
Menächmus I. Wie? Den Mantel und die Spange gabst du mir? Dein Leben nicht!
Seit ich ihn dir brachte, ging ich auf den Markt, und sehe dich
Nun zuerst, seit ich zurück bin.
Erotion. Ich verstehe, was du willst.
Um das Anvertraute mich zu bringen, wählst du diesen Weg.
Menächmus I. Nicht um dich darum zu bringen, fordr' ich ihn; ich sage dir:
Meine Frau erfuhr den Handel.
Erotion. Bat ich dich doch nicht darum.
Nein, du hast aus freien Stücken ihn gebracht, ihn mir geschenkt.
Jezt verlangst du ihn zurück. Gut! Nimm, behalt' ihn, brauch' ihn selbst;
Oder du und deine Liebste steckt zusammen euch hinein!
Doch von heut an trittst du niemals über meine Schwelle mehr,
Da du mich für meine Liebesdienste so zu höhnen wagst!
Wenn du fortan nicht bezahlst, ist deine Müh' um mich umsonst.
Schaffe dir ein andres Mädchen, daß du die zum Besten hast.
Menächmus I. Ach, du bist auch gar zu hizig! – Warte, bleibe, komm zurück!
(Erotion geht nach ihrem Hause, Menächmus folgt ihr einige Schritte, und steht wieder still.)
Erotion. (schon in der Thüre, blickt noch einmal um)
Wie? Du da noch? Wagst es noch, dich umzuseh'n nach mir? (sie geht in's Haus.)
Menächmus I. Sie ist
Fort, verschloß die Thüre. Nun bin ich der Ausgeschlossenste!
Nicht im Haus, nicht bei der Lieben, glaubt man mir ein Wörtchen mehr.
Will nur geh'n, mit Freunden mich berathen, was ich machen soll.
(ab.)