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Unglück ist auch gut.
Lessing
Ich habe das nur für diejenigen geschrieben, die sehr viel gelitten haben; für die Erniedrigten und Gedemütigten; für die Elenden und Heimatlosen; für die Armen, die verzweifelt die Strassen ablaufen, um einen Retter zu suchen; für die schwärmerischen Narren, die das Leben für ein schönes Märchen halten und die auf ein Wunder warten; für die Toren, die ihr Glück von einem Lotterielos erhoffen; für die brotlosen Künstler, die sich den Luxus des Stolzes leisten; für die weltentrückten Dichter, die, wie die Nachtigallen, die Sorge ihrer Ernährung dem lieben Gott überlassen; für die Erfinder, die am Morgen eine Welt aufgebaut haben, um sie am Abend zertrümmert zu sehen; für die edlen Denker, die sich den Dornenkranz des Nachruhmes auf die Stirne pressen, indes sie am Hungertuche nagen – kurz für alle Don Quixotes, die um ihre heiligen Illusionen kämpfen und die die böse Erbschaft des Gefühls mit sich herumschleppen; eine Erbschaft, die an keiner Bank Zinsen trägt.
Vor allem spreche ich aber zu denen, die auf dem Schlachtfelde des täglichen Lebens zu Krüppeln geschlagen worden sind und die sich nun wie angeschossene Tiere in ihre Höhle zurückziehen, um dort einsam den Tod zu erwarten oder, was noch schlimmer ist, um vollkommen enttäuscht und vollkommen verbittert, vollkommen verzweifelt und vollkommen hoffnungslos dahinzuleben, Ahasver gleich, der nie sterben und nie erlöst werden kann.
Ich spreche zu denen, die zuweilen so wund heimkommen, dass ihr ganzer Körper aufgerissen zu sein scheint – ein vollständiges Bluten – und dass sie das Gefühl haben, wenn nun jemand käme und sie anrührte oder auch nur anspräche, würde Schmutz in ihre Wunde geraten und sie müssten dann unweigerlich sterben.
Eine unendlich grosse Not legt manchmal ihre schweren Hände auf uns, so dass wir kaum Atem bekommen, und wenn wir dann still dasitzen wie zu Stein gewordene Figuren, die gleichsam marmorne Tränen weinen, hören wir doch, wie das Herz in unserer Brust schreit und wie hilflos es schluchzt. Unser Schicksal wuchtet dann so schwer auf uns, dass wir uns nicht getrauen, es durch Tränen zu entweihen. Oder auch eine gewisse Scham vor uns selber sorgt dafür, dass unsere Augen trocken bleiben, obwohl Tränen viel Böses aus unserem Leben fortspülen und unsere Seele reinwaschen könnten. Aber man kann in solchen Stunden nicht weinen. Und es tut tausendmal mehr weh, wenn uns dieser Trost versagt bleibt und wenn wir mannhaft an uns halten und stumm ins Leere schauen, während unsere Seele, von einer entsetzlichen Qual geängstigt, zusammenschrumpft und so kleinlaut und still ist, dass man kaum mehr weiss, ob sie noch in einem ist. Stundenlang kämpft man mit allen Mächten des Himmels und der Hölle, und es ist ein fortwährendes Ringen in uns. Ein Ringen ohne Ende, das nicht müde werden will, obwohl alles Gute und. Hoffnungsvolle, das wir ersehnen, alles Lichte und Schöpferische, das uns aufrecht hält, längst am Boden liegt, geknebelt und besiegt, ohnmächtig und erloschen. Wir sind eigentlich zu Ende, und nur der Andere in uns sieht mit einer schwachen Neugierde zu, wie der Zufall entscheiden wird: ob wir zum Gift greifen werden oder zum Strick, zur Kugel oder zum Dolch.
In so grosser Seelennot sieht man natürlich das ganze Leben verzerrt, und wer je etwas Böses über Welt und Menschen gesagt hat, ist willkommen. Es ist die einzige armselige Freude, die einem bleibt: zu wissen, dass kein Unglück so gross ist, dass irgendwo nicht schon ein grösseres geschehen wäre, und dass kluge, unsterbliche Männer das Leben auch so entsetzlich qualvoll gefunden haben, wie wir. Man sieht die Menschheit ewig von den vier apokalyptischen Reitern bedroht, der Seuche und dem Hunger, dem Krieg und dem Tod. Durch Kriege und Seuchen, durch Religionen und Leidenschaften, durch Hunger und Liebe, durch Feuer und Wasser, Luft und Erde, durch den Wissensdurst und den Erwerbstrieb sind Millionen Menschen vor der Zeit hingerafft worden. Tyrannen und Gewalthaber haben das Recht mit Füssen getreten; Hunderttausende wurden dem Ehrgeiz Wahnsinniger geopfert, Städte wurden eingeäschert, Länder um einer Laune willen verwüstet; die Caligula und Nero, Torquemada und Napoleon erstehen zum Fluche der Menschheit in immer neuen Inkarnationen. Sie sind wie Vulkane, die plötzlich ihren Rachen öffnen und über Städte, Länder und hunderttausende Menschen Tod und Verderben speien. Wenig Lichtblicke ausgenommen, ist die Geschichte der Menschheit eine ungeheure Tragödie, in der Erbärmlichkeit und Niedertracht, Mord und Raub beständig wiederkehrende Motive sind. Wie viele hat man allein im Namen der Religion, also im Namen Gottes verbrannt und ertränkt, gesteinigt und erhängt, gefoltert und gerädert. Haben denn Salomo, Aeschylos, Firdusi und Schopenhauer nicht recht, wenn sie es als ein besonderes Glück preisen, nicht geboren zu sein?
Aber diejenigen, die dies Lied anstimmen, und die anderen, die es hören, haben nun das Unglück, geboren zu sein. Was tun? Das Ganze ist nichts als ein böser Traum, trösten die Inder und Shakespeare und Calderon.
Und andere kluge, unsterbliche Männer beweisen, dass die Welt voller Sonne ist und voll paradiesischer Harmonie und dass die ganze Geschichte sich nicht schöner abrollen könnte, als es geschieht.
Allein, es dreht sich hier nicht darum, Partei zu nehmen für die Pessimisten oder Optimisten. Die Geschichte der Menschheit ist umfangreich, und jede Partei kann für ihre Weltanschauung viele Bände mit Beweisen füllen. Welchen Standpunkt man einnimmt, hängt im letzten Grunde nicht von unserem freien Willen ab, sondern von unserem Temperament und unserer Erziehung, vom Grade unserer Furcht oder Hoffnung. Denn alle Philosophien sind nichts als subjektive Bekenntnisse; der eine sympathisiert mit Shaftesbury, der andere mit Schopenhauer. Es ist jedenfalls schwer für den Menschen, der nur ein Teil des Teils ist, das Ganze zu beurteilen. Weil die Ideale, die einem in der Jugend eingetrichtert worden sind, im Leben selten standhalten und es für die Meisten eine sehr peinliche Ueberraschung ist, zu erfahren, dass man für ein Dutzend Ideale noch keinen Dreier bekommt, und dass man für einen um so grösseren Narren gehalten wird, je mehr Ideale man hat, glaubt man natürlich ein Recht zu haben, dem lieben Gott eine schlechte Zensur geben zu dürfen. Mama hat uns von einem Schlaraffenland erzählt, und nun ist es gar nicht wahr, dass auch essbare Schweine auf der Strasse herumlaufen. Unser Leben rollt sich vielmehr in einem gleichmässigen Wechsel von Arbeit und Ruhe, von Glück und Unglück ab. Jeder hat schon einmal dem Leben geflucht, und jeder hat es schon einmal inbrünstig geliebt. Unsere Empfindungen steigen und fallen, unsere Stimmungen, unsere Urteile wechseln, unsere Leidenschaften machen uns hässlich und schön, bald schaffen sie, bald zerstören sie das Glück. Positiv ist, dass die Gewohnheit unser Leben allmählich einkreist, so sehr, dass der Gefangene endlich seinen Kerker liebgewinnt.
Aber dies ist die Befreiung von aller Qual: man muss das Leiden aufsuchen und ihm nicht ausweichen, sich ihm stellen und mit ihm ringen und wie Jakob zum Engel sagen: Ich lasse dich nicht von hinnen, ehe du mich gesegnet hast. Und wenn man es besiegt hat, erlebt man plötzlich – wie im Märchen – dass dem Leiden nicht nur alle Schrecken genommen sind, sondern, dass sich alles verwandelt hat. Aus Sorge ist Klugheit geworden, aus Gefahr Mut, aus Pein Gewinn, aus Enttäuschung Weisheit, aus Elend Milde und aus Menschenhass wurde Menschenliebe. Und ist man erst da, dann ist man Herr aller Nöte.
So verstehe ich es, wenn Armut, Krankheit und Tod die drei Dinge waren, die den indischen Prinzen zur Erkenntnis der Welt brachten. Aus dem lebensdurstigen und lebenslustigen Manne wurde ein Entsagender, der die Eitelkeiten der Welt floh, wurde Buddha, der die Ueberwindung des Lebens lehrte. In seiner berühmten Predigt von Benares verkündigte er den fünf Mönchen: »Dies, ihr Mönche, ist die heilige Wahrheit vom Leiden, Tod ist Leiden, mit Unlieben vereint sein ist Leiden, von Lieben getrennt sein ist Leiden, nicht erlangen, was man begehrt, ist Leiden, kurz, das fünffache Haften (am Irdischen) ist Leiden. – Dies, ihr Mönche, ist die heilige Wahrheit von der Entstehung des Leidens: es ist der Durst (nach Sein), der von Wiedergeburt zu Wiedergeburt führt, samt Freude und Begier, der hier und dort seine Freude findet; der Durst nach Lüsten, der Durst nach Werden, der Durst nach Macht. – Dies, ihr Mönche, ist die heilige Wahrheit von der Aufhebung des Leidens: die Aufhebung des Durstes durch gänzliche Vernichtung des Begehrens, ihn fahren lassen, sich seiner entäussern, sich von ihm lösen, ihm keine Stätte gewähren. – Dies, ihr Mönche, ist die heilige Wahrheit von dem Wege zur Aufhebung des Leidens: es ist dieser heilige, achtteilige Pfad, der da heisst: rechtes Glauben, rechtes Entschliessen, rechtes Wort, rechte Tat, rechtes Leben, rechtes Streben, rechtes Gedenken, rechtes Sichversenken.«
Nicht das Glück, sondern das Leid veredelt und läutert. Darum ist nur der unglücklich, der das Unglück nicht kennt, sagt Daniel. Erst wenn Nöte und Schwierigkeiten an uns herantreten, wenn das Unglück uns ins Auge gefasst hat, erkennen wir unsere Schwächen und sehen, was wir wert sind. Wenn das Leben auf uns einhämmert, die wir biegsam sind, wie heisses Eisen, will es uns zu Stahl verhärten, damit wir unter den künftigen Schlägen nicht zerbrechen. Der Schmerz gehört überhaupt so notwendig zu uns, dass ein weit grösseres Grauen in uns lebt vor einem nie getrübten Glück (der Ring des Polykrates), als vor nie endender Not. Alle Völker opfern im Glück, um nicht den Neid der Götter und die Missgunst des Schicksals herauszufordern. Im Mittelalter wurden bei der Grundsteinlegung von Burgen, Stadtmauern, Brücken, Deichbauten noch Menschen geopfert oder Kinder lebendig eingemauert, um dem Bau Dauer und Glück zu verschaffen (Sage von der Burg Liebenstein). Noch 1841, als in Halle die Elisabethbrücke gebaut wurde, glaubte das Volk, man habe ein Kind zum Einmauern nötig. »Wenn ein Neubau halten soll, muss er ein Opfer haben.« Mit anderen Worten: Ohne Tribut an das Unglück gibt es kein Glück. Das ist auch der Sinn der Bräuche, die es erheischen, dass man sich selber im Glück gewaltsam Schaden zufüge, um grösseres Unglück von sich abzuhalten. Deshalb zerbricht man Gefässe auf Hochzeiten oder wenn man eine neue Stellung antritt (Dithmarschen). Bricht das Glas entzwei, das man von einem Neubau heruntergeworfen hat, so bringt es Glück; geht es nicht in Stücke, so bringt es Unglück (Schleswig). Geht ein Weib, nachdem es Mutter geworden, zum ersten Male über eine Brücke, so wirft sie Geld ins Wasser, damit der Wassergeist ihr Mutterglück nicht zerstöre (Böhmen). Allerorten bringt man Opfer im Glück, erlegt sich Gelübde auf, kasteit sich, fastet, um das Schicksal günstig zu stimmen. Man ist bange vor dem Glück und darf nicht davon sprechen, sonst schwindet es dahin, wie jene spukhaften Irrlichter, die einen Schatz anzeigen, und die man dadurch verscheucht, dass man von ihnen redet. Man verletzt die Menschen mit seinem Glück, und um es nicht ungetrübt zu gemessen, opfert man dem unbekannten Schicksal aus einer unbestimmten und unerklärbaren Angst heraus, als wolle man dadurch zum Ausdruck bringen, dass man das Glück nicht verdiene; als wolle man Busse tun für ein Unrecht, das man ohne Verschulden begangen hat. Man weint unwillkürlich im Glück, weil das Tiefste in uns die Nichtigkeit des Glückes kennt oder das Unglück erwartet. Mitten im höchsten Glück durchhasten uns Schauer des Todes.
Beständiges Glück ist unerträglich. Hinge der Himmel stets voller Geigen, würde man auch bald die Hölle vorziehen. Denn lange Genüsse werden schal; daher kommt es, dass man Feste nur ein paar Tage lang erträgt.
Wenn wir vom Schicksal alles erhalten, was wir von ihm fordern, erscheint es uns wertlos; mehr noch: man ist seelisch tot, wenn einem nichts mehr zu wünschen übrig bleibt. Der Misserfolg aber nötigt uns zur Selbstzucht und Selbstverleugnung. Misserfolg drückt zwar unser Selbstgefühl nieder, aber nach den Tagen der Niedergedrücktheit halten wir Umschau in uns, korrigieren unsere Fehler und gehen von neuem und umsichtiger ans Werk. Und aus der Bekämpfung des Missgeschickes erwächst uns grosse Freude. Denn der Erfolg ist ja nur die Summe zahlloser Niederlagen. Im Erfolg sind wir gern übermütig und ausgelassen, und Ausgelassenheit verwandelt sich bald in Niedergeschlagenheit. Es ist der natürliche Rückschlag. Glück und Erfüllung stumpfen ab und machen fett, aber nicht glücklich; Entsagung und Missgeschick erhalten aber jung und rege. Freiwillige Entbehrungen sind darum ein gutes Kräftigungsmittel, um die unfreiwilligen leicht zu ertragen. Die bitteren Fröste des Missgeschickes verhindern unsere Seele, geile Schösslinge zu treiben und machen die Luft frisch und gesund.
Der Mensch lässt sich nur in der höchsten Not erretten. Bevor wir das Sprungtuch benützen, müssen uns die Flammen schon hart bedrohen. Erst das Unvermeidliche zeigt uns, welche Kräfte und Möglichkeiten in uns schlummern. Erst in der Verzweiflung entfalten wir das Höchstmass unserer Kräfte und finden die tiefste Fülle unseres Tons. Der Schwan singt erst, wenn er stirbt. Kann das Märchen von dem Vogel, der aus der Asche gen Himmel auffliegt, einen anderen Sinn haben, als dass wir erst verbrennen müssen, ehe ein Phönix aus unserer Seele emporsteigen kann?
Es gibt keinen nutzlosen Kampf; aus jedem Kampf ziehen wir eine Lehre, aus jeder Demütigung einen Trost. Das Böse, das wir erfahren, tut uns nur Gutes, denn es macht uns reicher. Ebenso wie die Seele immer reicher und grösser wird, je mehr sie sich an Mitmenschen verschwendet und verausgabt, ebenso wächst mit dem Leiden die Fähigkeit zu leiden. Und dass Schmerzen und Leiden nötig sind, um die Hindernisse zu überwinden, erhöht den Reiz des Zieles und befriedigt das Gelingen.
Selbst der Tod hat seine Offenbarungen; die grossen Schläge, die das Herz aufreissen, öffnen auch den Geist; zugleich mit dem Schmerz dringt auch das Licht in uns. Der Kummer umwölkt unsere Seele, aber wenn die Qual gross genug geworden ist, entlädt sich die Spannung in einem Gewitter und der Himmel in uns wird wieder klar.
Der Dichter oder Denker, der nicht auch vom Missgeschick zu singen und zu lehren weiss, hat mir nichts zu sagen. Die tragischen Dichter veredeln uns durch den Schmerz, den sie uns durch das Mitleiden bereiten; sie läutern unser Gefühl. Und doch ist Lust in diesem Schmerz. Der heilige Augustin drückt es so aus: »Wie kommt es – fragt er –»dass der Mensch beim Anblick trauriger und tragischer Szenen Schmerzempfindungen sucht, die er selbst niemals erleben möchte? Und doch will er sich als Zuschauer schmerzlich erregen lassen, da ihm der Schmerz ein Vergnügen bereitet. Ist das nicht bemitleidenswürdige Torheit? Denn je mehr jemand von solchen Leidenschaften beherrscht wird, desto mehr ergreifen sie ihn. Hat er selbst Schmerzen zu tragen, nennt man sie ›Leid›; erleidet er sie mit anderen, so nennt man sie ›Mitleid‹. Aber was soll das Mitleid, wo es sich nur um dargestellte Dichtungen handelt? Der Zuschauer wird ja nicht aufgefordert zu helfen; er wird nur zum Schauspiel des Schmerzes eingeladen, und je mehr Schmerz er empfindet, desto bedeutender dünkt ihn der Darsteller dieser Rolle. Werden jene Geschichten historischen oder erdichteten menschlichen Leides so dargestellt, dass der Zuschauer nicht vom Schmerz bewegt wird, so geht er verdriesslich und gelangweilt fort; wird er aber im hohen Grade schmerzlich ergriffen, so bleibt er gespannt sitzen und weint vor lauter Vergnügen.«
Der Mensch ist immer unbefriedigt und – das ist der Sinn der Kantischen Ethik – er soll es immer sein; das ist sein Glück und macht seine Grösse aus. Das ist auch die Grösse Goethes. Vielleicht hatte niemand ein erfolgreicheres Leben als Goethe, der bis zu seinem Tode Gesundheit, Ehre, Macht und Reichtum besass. Und dennoch kennt auch er das Brot, das man mit Tränen isst; dennoch musste auch er bekennen, dass er sich im Leben nicht fünf Wochen reinen Glückes erfreuen konnte. Es gibt kein Gelingen ohne Misslingen, keine Freude ohne Qual.
Stürzen wir in das Rauschen der Zeit,
Ins Rollen der Begebenheit!
Da mag denn Schmerz und Genuss,
Gelingen und Verdruss
Miteinander wechseln, wie es kann;
Nur rastlos betätigt sich der Mann.
drum:
Werd' ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! Du bist so schön!
Dann will ich gern zugrunde gehn.
Aber nie kommt dieser Augenblick. Nie kann das Ziel erreicht werden; das Weiterschreiten und Suchen bereitet Qual, ist aber auch Glück. Ohne diesen Stachel des Schmerzes würde eine Stockung in uns eintreten. Denn wäre der Mensch zufrieden, so würde er aufhören zu streben. Und in dem Augenblicke, wo wir uns selbst genügen, sind wir reif für den Tod.