Gottlieb Wilhelm Rabener
Satiren
Gottlieb Wilhelm Rabener

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Geheime Nachricht

von

D. Jonathan Swifts

letztem Willen.S. Neue Beytr. zum Vergn. des Verst. und Witzes 3 Band 4 St. 1746.

Mylord,

Ich bin zeither nicht im Stande gewesen, Ihnen die verlangte Nachricht von einigen besondern Umständen des swiftischen Testaments zu geben. Nunmehr habe ich Gelegenheit gefunden, von allem nähere Nachricht einzuziehen, und ich hoffe, Ihre Neugierigkeit dadurch befriedigen zu können.

Es ist allerdings wahr, daß unser Swift zwölftausend Pfund Sterlings zu Errichtung eines neuen Tollhauses ausgesetzt hat. Die Nachricht von diesem löblichen Vorhaben war schon vor seinem Tode bekannt; aber die meisten machten sich, wie auch Sie, Mylord, selbst gethan haben, unrichtige Begriffe von dieser mildreichen Stiftung. Sie glaubten, dieses Geld sey zur Verwahrung und zum Unterhalte physikalischer Narren bestimmt, welche klug seyn würden, wenn ihr Körper nicht ungesund, und ihr Geblüte nicht verderbt wäre: Allein, hierinnen betrog sich unsre ganze Stadt.

Swift, dessen Charakter Sie wohl gekannt haben müssen, beschäfftigte sich in seinem Leben niemals mit dieser Art leiblicher Narren, welche er vielmehr der Vorsorge des Magistrats, und den Händen der Aerzte und Barbierer überließ. Seine Bemühung war von einem viel weitern Umfange, und weit edler.

Die moralischen Narren lagen ihm am Herzen; Narren, welche oftmals bey gesundem Körper dennoch die gefährlichsten und ansteckendesten Krankheiten haben.

Seine Dienstfertigkeit erstreckte sich über ganz Großbritannien; und er hatte Lords und Schreiber in seiner Cur. Durch eine vieljährige Erfahrung war ihm bekannt, daß es mit der moralischen Narrheit eben die Beschaffenheit habe, wie mit dem Podagra, mit welchem vornehme Leute am meisten geplagt sind, Leute von geringerm Stande aber nur selten, oder doch wenigstens nicht heftig befallen werden.

Vor etlichen Jahren that man ihm so vortheilhafte Vorschläge, daß er sich zu Westmünster niederlassen, und seine Curen daselbst treiben sollte. Er hat es aber allemal auszuschlagen gesucht, weil er glaubte, er sey dieser weitläuftigen Arbeit nicht gewachsen, und die Menge der Narren sey daselbst viel zu zahlreich, als daß er sie in die Cur nehmen könnte. In Dublin gefiel es ihm am besten, weil daselbst gleich so viel Narren waren, als er bestreiten konnte. Indessen war er doch so billig, daß er Westmünster und London von Hause aus mit Recepten versorgte.

Er starb in seinem neun und achzigsten Jahre, und doch wünschte er sich selbst, noch etliche Jahre zu leben, weil er eben im Begriffe war, mit etlichen angesehenen Patienten eine wichtige Operation vorzunehmen. Die liebreiche Vorsorge gegen seine Mitbürger verließ ihn auf dem Todbette nicht. Simon Tuck, sein Beichtvater, den das Mädchen der Mylady Wedle und sein dicker Kopf zum Predigtamte berufen hatte, fragte ihn nur wenig Stunden vor seinem Tode: ob er freudig stürbe? Nicht recht freudig, antwortete ihm der sterbende Swift, ich wünschte mir wohl noch einige Zeit zu leben, da ich euch kenne, und weis, daß ihr meiner Cur vor andern bedürft.

Alle diese Umstände führe ich an, Ihnen, Mylord, zu zeigen, wie unrecht Sie gethan, daß sie geglaubt haben, Swift habe sein Tollhaus für hypochondrische Narren gestiftet. Seiner Vorsorge werden sich sowohl in Irrland, als Großbrittannien, ganz andre Narren zu erfreuen haben. Narren, welche sich dieses am wenigsten einbilden, und welchen eben Swift zu frühzeitig gestorben ist.

Sie können sich hiervon noch besser überzeugen, wenn ich Ihnen sage, daß sich Swift in seinem Testamente auf ein Codicill berufen hat, welches man versiegelt in seinem Pulte gefunden. Es enthält die Namen derjenigen Personen, welche Swift vor andern würdig hält, in seinem neuen Tollhause zu wohnen. Er hat das Parlament ersucht, sein Testament zur Vollziehung zu bringen. Man ist itzt damit beschäfftigt, und ich hoffe Ihnen, Mylord, einen Gefallen zu erzeigen, wenn ich hier das Codicill von Wort zu Wort einrücke.

Codicill.

Ich Endesbezeichneter ordne mit reifem Vorbedachte, als meinen letzten Willen, daß mein Tollhaus mit nachbenannten Personen eingeweiht werden soll, weil sie dieser Wohlthat vor allen andern bedürftig sind:

Nicolaus Earring, mein Küster, würde es sehr übel nehmen, wenn ich ihn nicht zuerst nennte. Er besitzt so viel geistlichen Hochmuth, daß er verdiente, Lord Erzbischoff zu werden, und da er seine Verdienste um die Kirche am besten kennt, so verzweifelt er selbst noch nicht gänzlich an seinem höhern Glücke, es müßte ihm denn die Gräfinn Yarmouth zuwider seyn, welcher er Schuld giebt, daß sie ihm schon zweymal hinderlich gewesen, und den König George wider seine Person eingenommen habe. Wenn der Hof noch weiter fortfährt, unerkenntlich zu seyn; so ist er fast willens, sich zum Prätendenten zu schlagen. Er sagt seinen Freunden ins Ohr, daß er öfters an der Wahrheit seiner Religion zu zweifeln anfange, weil nach derselben unsre Geistlichen eine so unumschränkte Gewalt nicht hätten, als ihnen wohl von Rechtswegen zukäme, und weil man besonders aus den Küstern so gar wenig machte, die doch bey den Jacobiten in einem größern Ansehen stünden. Dem ungeachtet habe ich ihn bey seiner Religion in andern Punkten sehr eifrig gefunden. Er macht binnen einem Jahr weit mehr Ketzer, als Burnet in seinem ganzen Leben nicht gemacht hat. Den Glöckner an dem Kirchspiele zu St. James hält er für einen Quäcker, weil dieser ihm einmal begegnet ist, ohne den Hut vor ihm abzunehmen: und von unserm Bischoffe schwört er bey seiner Seele, daß er ein Jacobite sey, weil dieser ihn unlängst Nicolaus, und nicht Herr Nicolas, gerufen. Mit einem Worte, alle diejenigen hält er für ungläubig, die ihm auf einige Art zuwider sind, oder ihm nicht mit so vieler Ehrfurcht begegnen, als er bey seinem ehrwürdigen Küsteramte fodern zu können glaubt. Um deswillen verlange ich, daß er in mein Tollhaus kommen soll und um seinen rühmlichen Ehrgeiz recht zu befriedigen, soll Herr Niclas den Rang über alle andre Narren haben.

Der Lord Lavat verdient, sein Nachbar zu werden. Wenn die Ehrenstellen in der Welt nach Verdiensten ausgetheilet würden; so wäre Lord Lavat ein Kutscher. Er ist aber Lord, kraft seines Urältervaters, welcher auch Lord war. Er ist sehr beredt, wenn er auf die Tapferkeit und die Verdienste seiner Vorältern zu reden kömmt; und wen er für vernünftig halten soll, dessen Vorfahren müssen wenigstens zu Wilhelm Conquestors Zeiten schon hochgebohrne Fuchsjäger gewesen seyn. Aus dem Parlamente kömmt er allemal unzufrieden zurück, weil er, wie er vorgiebt, jederzeit überstimmt, und verhindert wird, seine heilsamen Rathschläge zum Besten des Vaterlandes geltend zu machen. Gleichwohl haben mich diejenigen, welche mit ihm im Parlament sitzen, versichern wollen, daß er seit dem Tode der Königinn Anna nicht ein Wort gesprochen, sondern zu allen Billen stillschweigend seine Einwilligung gegeben habe. So viel ist gewiß, man findet in den Parlamentsprotocollen nicht eine einzige Protestation, die er mit unterzeichnet hätte. Es erstreckt sich seine Staatskunst weiter nicht, als auf einen Strick Hunde. In der Verfassung andrer Länder ist er ganz unwissend. Ich bin selbst dabey gewesen, als in einer Gesellschaft von den Vorzügen der deutschen Reichsritterschaft gesprochen, und auf gut brittisch davon geurtheilet wurde. Lord Lavat, der uns lange zugehört hatte, machte dem ganzen Streite ein Ende. Ich, rief er, ich aber lobe mir die Herren Cantons! Denn die Cantons hielt er, nach seiner Erklärung, die er dabey machte, für eine alte adeliche Familie in Deutschland. Diese große Unwissenheit und Dummheit unsers Lords macht, daß ich befürchte, er sey im Stande, sich, bey der nächsten Gelegenheit, zu einer Bande misvergnügter Unterthanen zu schlagen, und in der Kirche und dem Regimente große Neuerungen zu unternehmen. Das Parlament wird also Sorge tragen, ihn in meinem Tollhause sorgfältig zu verwahren.

Da in Großbritannien die Vornehmsten des Reichs sich eine Ehre daraus machen, die Gelehrsamkeit emporzubringen, und die Werke des Witzes zu befördern; so sehe ich nicht, wie der Lord Pallbrow verlangen kann, länger unter ihnen so frey, wie bisher, herumzugehen. Das ist ihm nicht genug, daß er selbst unwissend, und weit dümmer ist, als sein Pachter. Er macht sich so gar eine Ehre daraus, in seiner Unwissenheit zu bleiben. Bey aller Gelegenheit verfolgt er die schönen Wissenschaften, und, wenn er recht gnädig ist, so spricht er nur verächtlich von ihnen. In öffentlichen Gesellschaften lärmt er wider die Gelehrten, und dennoch wird er, weil er jährlich zwanzig tausend Pfund Einkünfte hat, und die Mylady Pallbrow sehr schön ist, auf dem Hydepark bewundert und bey Hofe geduldet. Er hält sich mit vielen Unkosten zween Sekretäre auf seinen eignen Leib, welche weiter nichts zu thun haben, als aus vollem Halse zu lachen, so bald er den Mund aufthut, wider die Gelehrten zu schimpfen; ja, er stehet im Begriffe, sich noch den dritten aus Deutschland zu verschreiben, weil er glaubt, ein Deutscher sey zum Bewundern am geschicktesten, und zu einem Jacob Pudding, welche Leute er sehr hoch hält, recht von Natur gemacht. Wenn er recht groß thun will; so versichert er mit den theuersten Schwüren, daß er in seinem ganzen Leben kein gedrucktes Buch gelesen habe, als den Kalender, und den Craftsman. Gleichwohl hält er den Milton für einen rasenden Kopf, den Grafen Schaftsbury für einen mürrischen Schulfuchs, und die ganze großbritannische Nation für pedantisch, weil sie zugelassen hat, daß der Versmacher Dryden in der Abtey Westmünster begraben worden sey. Wenn Lord Pallbrow noch zwey Jahre in seiner Dummheit hingeht; so ist nichts gewisser, wenigstens nicht wahrscheinlicher, als daß noch gar ein Freygeist aus ihm wird. Er soll also ins Tollhaus, und zwar so bald, als nur möglich.

Seine Hochwürden, der Bischoff O Carry, verdient auch ein Plätzchen darinnen. Ich glaube auch, seine Gemeine werde ihn nicht sehr vermissen, weil sie ihn sehr selten, als Bischoff, zu sehen bekömmt. Sein Capellan hat alle bischöfliche Bemühungen; Seine Hochwürden aber lassen sich aus Bescheidenheit nur an der Besoldung und den Accidentien begnügen. Er schachert wie ein portugiesischer Jude. Er assecurirt Schiffe, und wenn man glaubt, er sitze in seiner Studierstube, so steht er auf dem Boden, und sieht sich nach dem Winde um. Er leihe seine Capitalien mit grosser Vorsicht, und mit weit besserm Nutzen aus, als irgend ein Kaufmann auf der Börse thun kann. Ich bin seinetwegen oft in Sorgen gewesen, weil ich weis, daß auch der vorsichtigste Wuchrer unglücklich seyn kann. Es würde ein sehr wichtiger Punkt in unsrer Kirchenhistorie werden, wenn ihn einmal ein Wechselgläubiger bis auf die Kanzel verfolgen sollte, oder wenn dieser hochwürdige Mann Bankerott machte, und in den Schuldthurm gesperrt würde. Die armen Mitgefangnen sollten mich dauren; denn ich traue ihm zu, daß er die Allmosenbüchse sehr ungleich theilen, und allemal wenigstens den zehnten Theil für sich, als Bischoff, behalten würde. Man schaffe also diesen Wuchrer ins Tollhaus, und wenn es möglich ist, auch denjenigen, welcher ihn zum Bischoffe geweiht hat.

Am dritten September waren es gleich drey Jahre, daß sich der junge Herr Something erhenken wollte, weil er befürchtete, daß man ihn bey der Rathswahl übergehen würde. Ich bin sehr übel damit zufrieden, daß man ihn gestört hat. Er hätte sich bey dem damaligen starken Ostwinde immer, als ein braver Britte, hängen können; so würde das Land einen Phantasten weniger, und ich keine Sorge haben, wie ich ihn in meinem Tollhause unterbringen möchte. Dieser unmündige Knabe ist, trotz der gesunden Vernunft und seines keimenden Barts, ein Vater der Stadt geworden; und nicht die Stadt allein, sondern auch sein eigner Körper muß gewaltig darunter leiden: denn er hatte diese ehrwürdige Stelle kaum vier und zwanzig Stunden lang bekleidet, da sich auf einmal alle seine Glieder mit der größten Ernsthaftigkeit aus einander renkten. Der Kopf preßte sich zurück, und blieb unbeweglich auf dem Halse stehen. Eine Unterkehle, noch majestätischer von Ansehen, als die Unterkehle des lächerlichen Lords Plackney unterstützte dieses Haupt, und die weise Natur erzeigte sich dadurch sehr sorgfältig, da sie wohl wußte, daß dieses Haupt von den schweren Sorgen des ganzen Stadtregiments angefüllt wäre. Seine Augen, welche seit etlichen Monaten mit nichts beschäfftigt gewesen waren, als auf der Schaubühne, mit unsrer artigen Tänzerinn, der Jungfer Poper, zu bulen; diese flüchtigen Augen wurden auf einmal finster, und er soll, wenn es wahr ist, was man von ihm sagt, sich lange Zeit hindurch vor dem Spiegel mit eben der Aufmerksamkeit in seiner ehrwürdigen Magistratsmiene geübt haben, mit welcher sich einige Frauenzimmer üben, wenn sie zärtlich und reizend aussehen wollen. Aber an seinem ganzen Körper hat nichts so viel ausstehen müssen, als sein armer unschuldiger Bauch. Es war erbärmlich anzusehen, mit was für Gewalt dieser auf einmal hervorbrach. Zusehends schwoll er auf. Mehr als ein Dutzend Schneider hat er abgedankt, welche ihm alle die Kleider zu enge machten. Meister Ring hat sich am längsten erhalten, und ich kann ihm bey seinem Handwerke das Zeugniß geben, daß er vor allen andern Schneidern den ansehnlichsten Magistratsbauch zuzuschneiden weis. Ein solcher prächtiger Bauch will gute und sichre Beine haben, das versteht sich von sich selbst, und wer es nicht glaubt, der darf nur unserm Herrn Something zusehen, wenn er durch die Gassen steigt. Es geschieht dieses alles mit der behutsamsten Langsamkeit, und das Pflaster scheint unter dieser verehrungswürdigen Last zu krechzen. Dieses ist unsers Somethings Abschilderung nach dem Leben, und wer dabey noch zweifelhaft bleibt, ob er ein Narr sey, dem will ich rathen, seine Gesellschaft zu suchen. Was er spricht, das spricht er nur zweydeutig mit halben Worten. Bey den Reden andrer hört er aufmerksam und argwöhnisch zu, ob nicht vielleicht etwas wider die Policey und den Staat geredet werden möchte. Künftiges Jahr kömmt er an das Regiment, und alsdann will er allen Unordnungen abhelfen. Er kennt die Stärke und die Schwäche des Vaterlands. Von Privilegien, alten Gerechtigkeiten, von Exempeln, wie in gleichen Fällen gesprochen worden, weis er beynahe noch mehr zu erzählen, als unsre jungen Ritter, wenn sie zum erstenmale in dem Hause der Gemeinen gewesen, und Subsidien bewilligt haben. Wer ihm zu schmeicheln weis, den versichert er seines Schutzes, und seiner väterlichen Vorsorge, und wer sich vor seinem Bauche recht tief und kindlich bückt, den würdigt er, ihm die Hand zu drücken, welches aber mit eben der zuversichtlichen Miene geschieht, mit welcher die alten Könige die Kröpfe anrührten. Dieses wird genug seyn, zu zeigen, warum ich ordne, daß Herr Something in das Tollhaus soll, und, aus Liebe zum Vaterlande, will ich, daß es noch in diesem Jahre geschehe, ehe er zum Stadtregimente kömmt.

Anfänglich war ich willens, Herrn Somethings Collegen, den guten alten Nowtell auch in mein Tollhaus zu schaffen. Man hatte mich bereden wollen, er sey an vielen Unordnungen und Ungerechtigkeiten Schuld, welche verschiednen unsrer Bürger widerfahren waren. Aber mir kamen, aufrichtig zu gestehen, alle diese Erzählungen gleich anfangs verdächtig vor, da ich den ehrlichen Nowtell genau kannte, und wohl wußte, daß er zu Schelmereyen zu dumm wäre. Nun bin ich hinter die rechte Wahrheit gekommen. Seine Frau ist an allem Schuld. Diese ist es, welche die Parteyen verdammt und loszählt; ihr Mann aber ist weiter nichts, als ihr unwürdiger Schreiber. Dieser einsehenden Frau haben wir die neue Rangordnung zu danken, nach welcher in Dublin die Weiber der Rathmänner über alle andre Frauenspersonen den Vortritt behaupten. Nur sie ist Ursache, daß der brave Kaufmann Car—er in den schweren Proceß verwickelt wurde, welcher ihn um sein ganzes Vermögen brachte, nicht etwan, weil seine Sache ungerecht war, sondern weil seine Frau sich an der Frau Nowtell gröblich versündigt, und in der Kirche am Altare den Rang über sie frevelhafter Weise genommen hatte. Ich habe gar niemals begreifen können, woher es gekommen, daß die geistlichen Aemter in unsrer Stadt seit einigen Jahren mit so elenden Leuten besetzt worden. Aber nunmehro begreife ich es wohl, da ich weis, daß die Frau Nowtell der göttliche Beruf ist, und diese Stellen besetzt hat. Eine alte Frau, welche ihre vertraute Herzensfreundinn ist, hat das ius praesentandi; die Frau Nowtell vocirt sie; der Rath muß sie besolden, und die Bürger behalten weiter keine Freyheit übrig, als daß sie in der Predigt gähnen, und schlafen dürfen. Dieses ist noch der Rest ihrer natürlichen Freyheit, dessen sie sich auch sehr wohl zu bedienen wissen. Alles dieses hat mich bewogen, meinen gefaßten Entschluß zu ändern. Die Frau Nowtell soll die ihrem unschuldigen Manne zugedachte Stelle im Tollhause bekommen; ihr Mann aber, der durch diesen Verlust seiner Frau außer Stand gesetzt wird, ein Rathsherr zu bleiben, wird wohl thun, wenn er sein Amt von sich selbst niederlegt, sich zur Ruhe begiebt, seine Küche und Wirthschaft besorgt, und bey müßigen Stunden seine Schränke bohnt.

Da ich weiter nachdenke, an wem ich unter den auf dem Stadthause in Pflichten stehenden Personen meine Werke der christlichen Liebe ausüben könnte; so fallen mir unter den Sekretären, Schreibern und Einnehmern eine so große Menge kleiner Narren mittlern Standes ein, daß ich nicht weis, bey wem ich anfangen soll. Meine zwölf tausend Pfund Sterlings reichen warlich nicht zu, sie alle zu unterhalten. Die Commun sollte sich billig ihrer durch eine milde Stiftung annehmen. Wie freudig wollte ich sterben, wenn ich die Hoffnung, daß dieses geschehen würde, mit ins Grab nehmen könnte! Kurz, ich emfehle diese Narren ihrem Vaterlande!

Mein Freund, Partridge, starb mir zu früh; ich hätte ihn sonst in meinem Testamente gewiß nicht vergessen: Aber desto treulicher will ich für seine werthen Angehörigen sorgen. Er hat eine zahlreiche Familie hinterlassen. Lauter Partridgen, und politische Narren, wie ihr Herr Vater! Ich zweifle nicht, daß ich diesen guten Leuten eine unvermuthete Freude durch diesen meinen letzten Willen machen werde. So tief ihre Einsicht in die Zukunft ist, und mit so vieler Gewißheit sie alle Dinge zu bestimmen wissen, die im Staate, und in den Familien geschehen sollen: So wenig werden sie sich träumen lassen, daß ich itzt Anstalt mache, sie ins Tollhaus zu bringen. Sie sollen alle hinein, ich gebe ihnen mein Wort. Wer durch hinlängliche Urkunden darthun kann, daß er in absteigender Linie von dem weisen Partridge herkömmt, der soll ohne Weitläuftigkeit aufgenommen werden; und, wenn er gar ein politischer Autor ist, so soll er den Rang noch über meinen Küster haben. Ich will dieses ausdrücklich, und ordne mit gutem Vorbedachte, daß man keinen von diesen Partridgen übergehe. Wer diesen meinen letzten Willen freventlich übertritt, der soll, zur Strafe, schuldig seyn, ihre Schriften zu lesen, und sich von ihnen die Nativität stellen zu lassen.

N. S. Sollten die Narren aus dieser Familie gar zu häufig anwachsen; so mag allenfalls ein andrer Narr wegbleiben, nur kein Lord und kein Philosoph.

Herr Dewlapp Esq. hat einen so wunderbaren Charakter, daß ich lange Zeit nicht errathen können, was er eigentlich sey; endlich habe ich es herausgebracht, daß er ein Narr ist. In seiner Jugend war er der lüderlichste Junker in der ganzen Grafschaft. Dieses hinderte ihn, die geringste Kenntniß von der Religion oder von andern Wissenschaften zu erlangen. Itzt wird er in seinem drey und vierzigsten Jahre seyn, und er hat in seinem ganzen Leben noch nichts gelesen, als die geschriebnen Zeddel, welche ihm sein Koch alle Mittage bringt. Wer ihn vor der Mahlzeit spricht, so lange seine Natur sich selbst gelassen ist, der erstaunt über seine Dummheit; denn er ist nicht im Stande, drey vernünftige Worte ohne Anstoß zu reden. So bald ihm aber der Wein in den Kopf steigt, und dieses geschieht schon beym andern Gerichte; so sieht man den Herrn Dewlapp in seiner völligen Größe. Auf einmal wird er beredt; sein ganzer Körper denkt, und niemand hat es alsdann schlimmer, als sein Capellan. Dieser ist ihm lächerlich, weil er ein Geistlicher ist; denn ihm kömmt nichts abgeschmackter vor, als die Religion. Er läuft von Witze über, wenn er auf die göttlichen Wahrheiten zu reden kömmt; und bringt man ihn auf den Zustand der Seele nach diesem Leben, so weis er über diese Materie auf eine so feine Art zu spotten, wie ein Lohnkutscher. Herr Dewlapp weis gar nichts, und daher kömmt es auch, daß er nicht weis, was er aus Seeligkeit machen soll; und weil er das nicht weis, so schließt er nach seiner natürlichsten Art zu denken, daß die Lehre von jenem Leben, mit unter die Mährchen von der weißen Frau, und dem Mönchen ohne Kopf gehören, mit welchen man zwar Kinder, aber keine Esquires zu fürchten macht. Nach dieser Beschreibung könnte man glauben, daß ich gar nicht Ursache hätte, ihn ins Tollhaus zu bringen, sondern ihn ganz sicher in seiner Freyheit dürfte herumgehen lassen, ohne zu befürchten, daß er den geringsten Schaden in der menschlichen Gesellschaft anrichten würde. Allein, er hat den Fehler, daß er reich ist, und diesen Fehler misbraucht eine Menge hungriger kleiner Geister, welche ihrem Verstande entsagen, um ihren Mann zu befriedigen. Sie besitzen etwas mehr Geschicklichkeit, als ihr Wirth, den sie dadurch sich verbindlich zu machen wissen, wenn sie seinen Gedanken eine Form geben, und sie drucken lassen, daß sie aussehen, wie ein Buch. Dieses ist der wahre Ursprung von allen denen Schriften, die seit dreyzehen Jahren wider die Religion herausgekommen sind. Man hat immer nicht gewußt, wie es doch zugehe, daß in allen diesen Schriften so wenig Zusammenhang und Verstand sey. Aber nun wird man es wohl begreifen können, wenn man bedenkt, daß es des unwissenden und trunknen Ritters Dewlapps Tischreden sind, welche von seinen hungrigen Kostgängern zum Drucke befördert worden. Damit dieser Schwärmerey gesteuert werde; so verlange ich, daß Herr Dewlapp unverzüglich ins Tollhaus komme. Da ihm hier der Wein fehlen wird; so hoffe ich, daß er die Religion unangetastet lassen soll. Er wird bey einem mäßigen Unterhalte gar nichts denken, und in seiner natürlichen Dummheit bleiben. Dieses ist, dünkt mich, für ihn, und für die Welt der kleinste Verlust. Das Parlament wird Sorge tragen, daß der dritte Theil seiner Einkünfte zur Beköstigung der kleinen Freygeister angewendet werde. Dieses wird sie, wie ich hoffe, beruhigen, und sie werden aufhören, wider die göttlichen Wahrheiten zu schreiben, da sie nunmehro weiter nicht nöthig haben, ihr Brodt damit zu verdienen.

James Diaper weis aus den göttlichen und bürgerlichen Gesetzen in bester Form Rechtens zu behaupten, daß dem Manne und nicht der Frau die Herrschaft gebühre. Er spottet also über diejenigen, welche sich aus der Posseß werfen lassen, und ihren Weibern folgen, wenn ihnen diese etwas rathen. Seine Frau ist die vernünftigste Frau von der Welt. Da sie die unordentliche Lebensart ihres Mannes kennt; so sucht sie ihm mit dem freundlichsten Zureden davon abzuziehen. Seine Verschwendung setzt sie in die Umstände, daß sie vielmals darben muß. Sie erträgt diesen Mangel mit der größten Gelassenheit. Sie bittet ihn mit Thränen, seinen Aufwand zu mäßigen, und sich seiner armen Kinder zu erbarmen. Sie hat ihn, mit Verstoßung ihres Geschmeides, zweymal aus dem Schuldthurme gerettet. Sie fällt ihm wimmernd um den Hals, da er im Begriffe steht, sich zum drittenmale ohne Rettung in denselben zu bringen. Sollte Diaper zweifeln, daß seine Frau vernünftig sey? Nein, daran zweifelt er nicht; aber es ist seine Frau, und seiner Frau darf ein rechtschaffner Mann nicht folgen; denn er verlöre sonst die Herrschaft, die ihm nach göttlichen und weltlichen Rechten zukömmt. Er ist diesen Abend gesonnen, zu Hause zu bleiben; seine Frau schmeichelt ihm wegen dieses vernünftigen Entschlusses. Gleich ändert er seinen Vorsatz; er geht aus, und zwar in die lüderlichste Gesellschaft, zu zeigen, daß nur er Herr im Hause sey, und nicht seine Frau. Der Kopf thut ihm nach dem gestrigen Rausche weh; diesen Abend will er nicht trinken. Er sagt es, und giebt auf die Mienen seiner Frau Achtung. Die Unglückselige scheint ganz freudig darüber zu seyn. Kaum merkt er es, als er sich ankleidet, und die ganze Nacht durch säuft. Er wird krank nach Hause gebracht. Das schadet nichts; er hat doch seine Herrschaft behauptet. Ist Diaper nicht ein Narr? Ich sollte es wohl meinen. Er soll ins Tollhaus!

Der junge Thomas Swallow wird sich wundern, wenn er erfahren wird, daß er in meinem Tollhause alt werden soll. Er ist in der That nicht älter, als siebenzehen Jahr; aber bey ihm kann das Alter nicht entschuldigen. Er verdient meine Vorsorge, und ich glaube, man kann nicht genug eilen, ihn dahin zu bringen. Sein Großvater war ein ziemlich elender Poet, aber doch noch erträglich, weil er nur wenig schrieb. Dessen Sohn, der Vater meines jungen Züchtlings, war schon weit schlimmer. Er schrieb Gedichte über Gedichte, so schlecht, daß selbst die Niederländer darüber spotteten; ja, was das erschrecklichste war, so ließ er seine Gedichte in einen Band zusammendrucken. Der junge Swallow, ein würdiger Erbe seines Vaters, hat schon ein ziemliches Bändchen von seinen eignen Gedichten im Manuscripte liegen, welches er zu ediren droht, so bald er mündig wird. Es ist hohe Zeit, daß man ihm Einhalt thut. Machte ich nicht bald Anstalt, ihn in Sicherheit zu bringen; so würde ich es bey unsern Kindern nicht verantworten können. Unsere Enkel würden noch am glücklichsten seyn; denn bis zu ihnen dürfte von seinen poetischen Werken wohl vermuthlich nichts kommen. Was für Unglück brächte ich nicht über das arme Land, wenn ich zuließe, daß durch unsern jungen Dichter sein Geschlecht fortgepflanzt würde! Es scheint, daß das Uebel in dieser poetischen Familie mit jedem Grade steigt; und sollte dieser wieder einen Sohn zeugen: Was ist gewisser zu befürchten, als daß man denselben gar an Ketten schließen, und ihm die Hände auf dem Rücken zusammen fesseln müßte, damit er nicht schreiben könnte? Da der Großvater abgeschmackt, der Sohn ein Narr war, und der Enkel seinen Vater schon itzt übertrifft: Was soll aus dem Urenkel werden? Man sperre ihn ein! Er hat es verdient, und verdient es schon dadurch, daß er die elenden Gedichte seines Vaters bewundert, und im Begriffe steht, sie mit einer Vorrede zum zweytenmale auflegen zu lassen. Er fängt schon an, seine eignen Gedichte andern vorzulesen. Auf der Gasse sogar fällt er die Leute an, und liest sie ihnen mit Gewalt vor. Er ist misvergnügt, wenn man sie nicht lobt, und unversöhnlich, wenn man sie tadelt. Ungeachtet seiner Jugend kann er doch schon schimpfen, wie ein Kunstrichter von funfzig Jahren. Was soll endlich noch daraus werden? Ins Tollhaus mit ihm! Dieses ist mein letzter Wille.

Wenn ich unsern Math. Pidgeon, diesen verschwenderischen Jüngling, fragen wollte, was mit seinem alten geizigen Oheime, Hugh-Pounces, anzufangen wäre? so zweifle ich nicht, er würde mir mit der größten Ungeduld in die Rede fallen, und mich von ganzem Herzen versichern, daß sein Oheim ein Narr sey, und in mein Tollhaus gehöre. Nun getraue ich mir zwar eben nicht, zu läugnen, daß Hugh-Pounces ein Narr sey, wenn ich sehe, daß er alle ersinnliche Anstalt macht, auf dem Geldkasten Hungers zu sterben, und sein Vermögen dem jungen Pidgeon zu hinterlassen, welcher in einem Tage mehr verthun wird, als er in einem ganzen Jahre erkargen können. Aber doch kann ich mich nicht entschließen, ihn in mein Tollhaus zu nehmen. Ich werde billiger seyn, wenn ich diese Stelle unserm leichtsinnigen Jünglinge einräume. Es ist in der Philosophie noch eine große Streitfrage, welcher von beyden der größte Narr sey? Derjenige, welcher bey seinem mistrauischen Alter, als ein reicher Geizhals, verhungert? Oder ein unbesonnener Jüngling, welcher ein Vermögen, daß er nicht erworben hat, muthwillig durchbringt, damit er im Alter aus Armuth Hungers sterbe? Wenigstens ist jener dem gemeinen Wesen nicht so sehr zur Last, da im Gegentheile die Obrigkeit sich genöthiget sieht, diesen entweder, als einen Räuber, zu hängen, oder, als einen ehrlichen Bettler, im Hospitale zu ernähren. Ein Geizhals, welcher sich von seinem Geldkasten niemals zu weit entfernt, ist gewisser maßen schon eingesperrt. Warum soll ich ihn in meinem Tollhause verschließen? Ich will also, man bringe den jungen Pidgeon dahin. Hier soll er bleiben, bis er dreyßig Jahr alt ist. Müßig darf er nicht gehen; denn eben dieses ist sein Unglück. Er soll weder Mittags noch Abends etwas zu essen bekommen, wenn er nicht vorher mit seiner Hand so viel verdient hat, als sein Essen kostet. Auf solche Weise wird er erfahren, wie schwer es sey, seinen Unterhalt zu verdienen. Man gebe ihm seines Oheims Intereßrechnungen, diese soll er calculiren, damit er rechnen lerne. Ich hoffe, wenn man ihn so weit bringt, daß er arbeitet und rechnet; so wird man ihn im dreyßigsten Jahre seines Alters ohne Bedenken wieder frey lassen, und ihm das Vermögen seines Oheims anvertrauen können. Ich meine es recht gut mit ihm, und bin gewiß, das Vaterland wird es dereinst erkennen, daß ich ihm einen guten Bürger gezogen habe.

Ueber wen das Unglück es verhangen hat, in der Nachbarschaft der erbaulichen Sara Knidly zu wohnen, der wird sich nicht wundern, wenn er sie in meinem Codicille findet. Ihr Haus ist einem verwünschten Schlosse, und sie einem Poltergeiste ähnlich, der alle Menschen quält, die ihm nicht ausweichen können. Wer es vermeiden kann, der hütet sich wohl, mit ihr unter einem Dache zu wohnen. Den ganzen Tag spukt sie im Hause herum. Nirgends poltert sie ärger, als in der Küche, und niemals ist ihre Gegenwart gefährlicher, als wenn sie herumgeht, und Psalme brummt. Ihre unglückliche Magd hat es empfunden, und es ist nicht lange, daß dieselbe beynahe ihr rechtes Auge über dem sechsten Psalmen verloren hätte; denn das andächtige Gespenst murmelte eben den Schluß desselben her, als die Magd aus Unvorsichtigkeit das Salzfaß verschüttete, und um deswillen von den bußfertigen Händen ihrer frommen Frau in voller Andacht etliche Ohrfeigen bekam. Die ganze Gasse, in der sie wohnt, wird öde, und ich habe gefunden, daß seit sechs Jahren, (denn so lange ist Sara Knidly eine Wittwe,) die Miethen um die Hälfte des Preises gefallen sind. Wer es vermeiden kann, unter ihrem Fenster wegzugehen, der thut es gern, und nimmt lieber einen Umweg; denn, wen sie mit ihren Augen erreicht, der ist ohne Barmherzigkeit verdammt. Sie glaubt, und glaubt es ganz gewiß, daß der langmüthige Himmel, bloß aus Hochachtung für sie und ihre andächtige Seele, das Viertheil der Stadt, in welchem sie wohnhaft ist, noch zur Zeit verschont, und verhindert habe, daß die Erde ihren Rachen nicht aufgethan, die böse hoffärtige Rotte zu verschlingen. Unterdessen wünscht sie es doch vielmals, und zankt mit dem langmüthigen Himmel alle Morgen in ihren Gebeten, wenn sie aufsteht, und sieht, daß noch Leute um sie herum wohnen, welchen es wohl geht, und daß er nicht zum wenigsten die Frauenzimmer ihrer Gasse in ihrer sündlichen Eitelkeit, andern zum Schrecken, und ihr zum freudigen Troste, diese Nacht über mit Schwefel und Peche vertilgt hat. Denn wir Mannspersonen, wir haben noch in ihren erbarmenden Augen einigen Vorzug; und ich hoffe gewiß, wenn die erschrecklichen Gerichte, mit denen sie alle Stunden droht, hereinbrechen werden: So wird sie sich vom Himmel wenigstens etliche ausbitten, die er ihr zum sonderbaren Troste erhalten soll. Ich ersuche das Parlament, sich dieser Heiligen mit aller möglichen Vorsicht zu bemächtigen, damit sie nicht entwische, oder aus Andacht etlichen die Hälse breche, welche sich ihrer Person versichern wollen. Sie soll in dem abgelegensten Winkel des Tollhauses eingesperrt bleiben, damit sie die andern Narren nicht närrischer mache. Wäre einer von diesen Narren gar nicht zu bändigen; so soll er zur Strafe vier und zwanzig Stunden zu ihr in die Zelle gesperrt werden. Es ist eine grausame Strafe, ich gestehe es; aber sie soll auch nur in schweren Verbrechen statt haben. Man wird Achtung geben, daß ein solcher Verbrecher niemals mit ihr allein gelassen werde. Ein Zuchtmeister soll in der Thüre stehen bleiben. Denn ich weis, daß sie bey aller ihrer Andacht sehr viel irrdische Wünsche hat, und niemals leichter zu überwinden ist, als wenn sie über die Schwachheit der andern seufzt. Man bedenke nur, was für ein Unglück daraus entstehen könnte, wenn der Freygeist, Herr Dewlapp Esq. und die andächtige Sara Knidly zusammen gesperrt würden, und durch die Einsamkeit in Versuchung geriethen, ihr Geschlecht zu vermehren. Ersäufen müßte man die junge Brut! Den Augenblick müßte man sie ersäufen! Denn ich kann mir nicht vorstellen, daß etwas abscheulicher und gefährlicher wäre, als ein Kind, dessen Vater ein dummköpfiger Freygeist, und die Mutter eine verläumderische Betschwester ist. Man hüte sich also ja wohl, und verwahrlose das arme Land nicht mit einer so widernatürlichen Misgeburt.

Ich weis nicht, woher der muthwillige Knabe, Jacob Halley, von meinem Vorhaben, ein Tollhaus für lächerliche Narren zu stiften, etwas erfahren haben mag. Vor einiger Zeit, als ich eben im Begriffe war, diesen meinen letzten Willen zu entwerfen, trat er mit einer ungezogenen Miene in mein Zimmer, und versicherte mich auf eine recht vertraute Art, daß er mir hierinnen sehr nützlich seyn könnte, wenn ich seinen Rath annehmen wollte. Vor seinen Augen, sagte er, könnten sich die Thorheiten der Menschen nicht verstecken. Er kenne sie alle, er verfolge sie aufs schärfste, und die Liebe zur Wahrheit sey bey ihm so stark, daß er sich selbst nicht schonen würde, wenn er etwas lächerliches oder thörichtes an sich wahrnehmen sollte. Zugleich übergab er mir eine Rolle, in welcher, wie er sagte, der Kern aller Narren in Dublin verzeichnet wäre, und bat mich, ich möchte bey meiner Stiftung diese Leute ja vor allen andern mir bestens empfohlen seyn lassen. Ich fand auf dieser Rolle zehen Personen, und erstaunte, als ich sahe, daß gleich die ersten fünfe davon Geistliche waren, deren Lehren so vernünftig sind, und deren Lebensart so erbaulich ist, daß sie wohl verdienten, selbst in den Augen der Narren und unsrer kleinen Religionsspötter ehrwürdig zu seyn. Ich bezeugte ihm meine Verwunderung, daß er diese Männer des Tollhauses würdig hielte; ich fragte ihn um die Ursache. Die Antwort aber, die ich erhielt, war ein lautes unverschämtes Lachen, und er hatte das Herz, mich zu fragen, ob ich nicht wüßte, daß die fünf Männer Geistliche wären, und daß die Geistlichen – – Ich fiel ihm sogleich in die Rede, weil ich merkte, daß er sich anschickte, diesem verehrungswürdigen Stande alle diejenigen Fehler zur Last zu legen, welche von einigen wenigen begangen, und an unzählig andern Personen weltlichen Standes nicht einmal wahrgenommen werden. Der sechste Narr war sein Stiefvater, ein vernünftiger und redlicher Mann, den er aber um deswillen für einen Narren hielt, weil er sich hätte entschließen können, in seinem Alter die Thorheit zu begehen, und seine Mutter, eine mürrische geizige Frau, und abergläubische Betschwester zu heirathen, welche durch ihre verdrießlichen Lehren und altväterischen Klagen über den großmüthigen Aufwand der muntern und ehrliebenden Jugend, wie er es nennte, schon längst verdient hätte, die siebente Stelle in dieser Narrenrolle einzunehmen. Da dieser rasende Jüngling seines Vaters und seiner Mutter nicht geschont hatte; so dürfen dreye seiner Lehrer sich nicht wundern, wenn sie erfahren werden, daß er an ihre Versorgung auch gedacht, und sie unter seine Narrencandidaten gesetzt hatte. Er gab sie für unerträgliche Pedanten, lateinische Wurmkrämer, und ich weis nicht, für was mehr aus. So viel ich merken konnte, mochte es wohl eine ganz andre Ursache, und vielleicht diese seyn, daß sich diese redlichen Männer aus wahrer Liebe und mit etwas mehr Ernsthaftigkeit, als dieser Spötter vertragen konnte, hatten angelegen seyn lassen, ihn vernünftig zu machen. Ich schließe dieses unter andern daraus, daß er sich gegen mich beschwerte, einer von diesen Lehrern habe das Herz gehabt, ihm zu sagen, daß die Jugend die Bosheit nicht entschuldige, daß ein Jüngling, welcher frech genug sey, seiner Lehrer zu spotten, in seinen ältern Jahren gemeiniglich das Unglück habe, als ein Rebell zu sterben, und daß die Spötterey eines Jünglings nicht witzig seyn könne, so lange dessen Herz boshaft sey. Dieser Vorwurf schmerzte ihn darum, weil er ihn nicht verdiente, denn nur seine redliche Freymüthigkeit, sagte er, erweckte die Milz seiner Lehrer, und er tadelte nicht die Person seiner Lehrer, sondern nur ihre Thorheiten wären ihm lächerlich, und er würde nicht aufhören, zu sagen, daß sie Narren wären, so lange es noch jemanden gäbe, der die Wahrheiten hören wollte. Man kann glauben, daß ich über die Verwägenheit dieses jungen Menschen ganz erstaunt war; und weil er versprach, mir noch mit mehrern Narren zu dienen, wenn ich es verlangen sollte, so hielt ich es für dienlich, ihn mit einer verstellten Gelassenheit zu versichern, daß ich mir seinen Eifer zu Nutze machen, und solche Veranstaltungen treffen wollte, daß des Vaterlands Bestes beobachtet werden, und er die billigste Belohnung dafür erlangen sollte. Ich habe ihm einen versiegelten Brief gegeben, welchen er, nach meinem Tode den Vorstehern des Testaments selbst einhändigen soll. Ich ersuche also diese Herren, demjenigen aufs genauste und sonder Verzug nachzukommen, was sie in diesem versiegelten Schreiben veranstaltet finden werden.

Weil ich nicht weis, wie lange ich leben möchte, und ob es nicht gar geschehen könnte, daß ich einige von meinen Narren wohl noch überlebte; so will ich, zu Vermeidung aller Schwierigkeiten, hier einige Recruten zu meinem Tollhause vorschlagen. Ich habe weiter nichts nöthig, als nur ihre Namen zu nennen; man wird sie so gleich kennen, wenigstens werden sie leicht zu erfragen seyn. Hier sind sie: Johann Gale, Lady Flower, O-Säfety, Carl Brackfest, Catharina Buckey, John Sun, Martin Fläce, Caspar Wickstaff, William Knall, und der Moralist Richard Kinsman.

Vor allen andern, die in mein Tollhaus gehören, sollen die Irrländer den Vorzug haben. Nach ihnen folgen unmittelbar die Britten. Für die Deutschen soll man einen besondern Flügel bauen, und die Sachsen sollen, als unsre alten Landsleute, zuerst untergebracht werden. Ich kenne deren eine ziemliche Anzahl, welche auf meine milde Stiftung einen billigen Anspruch machen können. Etliche davon habe ich in beyliegendem Promemoria aufgezeichnet. Das Parlament wird für diese gute Leute sorgen, doch unbeschadet den Narren unsers lieben Vaterlandes.

Dieses ist mein letzter Wille, und das Parlament wird dahin sehen, daß derselbe aufs genauste erfüllt werde. Ich bin nicht im Stande, ihnen diese Mühe zu vergelten, ohne meinen Narren an ihrem Gehalte Abbruch zu thun. Das einzige, was ich thun kann, ist dieses, daß ich, als ein Patriot, wünsche, daß niemals ein Narr auf ihren Wollsäcken sitzen möge. Ein guter Wunsch, der vielleicht so gar unmöglich nicht ist, als es wohl scheint! Dublin am 17/28 Brachmonats 1745.

(L. S.)
D. Jonathan Swift,
meine Hand.
       

 

Hier haben Sie, Mylord, eine getreue Abschrift von dem Swiftischen Codicille. Sie können sich darauf verlassen; ich habe sie selbst gegen das Original gehalten. Sie können kaum glauben, mit wieviel Sorgfalt das Parlament bemüht war, sich des letzten Segens unsers Swifts theilhaftig zu machen, und dieses Codicill in allen seinen Clauseln und Punkten zur Erfüllung zu bringen. Das erste, was man that, war dieses, daß man sich der angezeigten Narren zu bemächtigen suchte. Die Lords Lavat und Pallbrow stellten sich abscheulich ungeberdig, und der erste würde sich gar nicht gegeben haben, wenn man ihn nicht zu bereden gesucht hätte, daß in dieses Tollhaus kein Narr käme, der nicht wenigstens sechzehn Ahnen hätte. Dieses einzige beruhigte ihn gewisser maßen; denn er hoffte auf solche Art eine zahlreiche und ansehnliche Gesellschaft zu finden.

Der Bischoff O-Carry wollte Feuer vom Himmel fallen lassen, weil das Parlament so ruchlos wäre, und einen Mann des Herrn antastete. Aber eben hieraus sahe man, das Swift Recht gehabt hatte, und Seine Hochwürden mit Leib und Seele ins Tollhaus gehörten. Der Küster, Herr Nicolaus, machte nicht viel Umstände, sobald er nur vernahm, daß er den Rang über den Bischoff haben sollte.

Herr Something, so sehr er auch anfangs erschrack, faßte sich doch, da man ihm versprach, daß er der Policey im Hause vorstehen, und mit der Frau Nowtell wechselsweise das Regiment führen sollte. Die Frau spie Feuer, als man sie abholen wollte. Zu ihrer Beruhigung ist ihr versprochen worden, daß sie die Erlaubniß haben sollte, nach Ableben des Küsters und Bischoffs zween andre Candidaten zu vociren.

Des Dewlapp Esq. konnte man sich leicht bemächtigen; denn man gieng nach Tische zu ihm, da er besoffen war, und schlief. Man will für gewiß sagen, daß er seitdem beständig geschlafen, wenigstens thut er so träumend, wie ein Mensch, der im ersten Schlafe gestört wird, und daran mag wohl seine gute natürliche Dummheit Schuld seyn. Seine Kostgänger scheinen sich zu beruhigen, da sie hören, daß sie von dem dritten Theile seines Vermögens unterhalten werden sollen. Es ist große Hoffnung da, daß sie wieder klug werden dürften. Der eine hat sich schon eine Bibel gekauft, worinnen er allemal nach Tische ein paar Blätter liest, und sich wundert, wie er spricht, daß in diesem Buche so viel vernünftige Sachen stehen, welches er vorher niemals geglaubt hätte.

James Diaper hat appellirt, und behält sich vor, seine rechtliche Notdurft weiter auszuführen. Inzwischen hat man ihn doch eingesperrt; aber seine arme Frau ist ganz trostlos. Der junge Thomas Swallow saß eben an seinem Pulte, machte ein Sinngedichte unter sein Conterfay, welches er vor den ersten Band seiner künftigen Werke setzen wollte. Man gab ihm Feder und Dinte mit in sein Gefängniß, und dieses schien ihn sehr kräftig zu trösten. Math. Pidgeons schrie über seinen alten geizigen Oheim, dem er sein Unglück zuschrieb. Er hat recht flehentlich gebeten, ihm alle Mahlzeiten wenigstens nur eine Flasche Pontack zu geben. Es ist ihm aber abgeschlagen worden, er müßte sie denn mit seiner Handarbeit verdienen lernen.

Nichts war lustiger, als die Gefangennehmung der frommen Sara Knidly. Die Wache traf sie eben über ihrer Andacht an. So bald sie hörte, was man wollte, schmiß sie dem Notarius mit dem Gebetbuche ein Loch in den Kopf, und zerzauste ihm die Perücke. Dem Stockmeister kratzte sie in Gottes Namen ein Auge aus, und einen Parlamentsschreiber, welcher von ihr ein wenig zu weit, und in der Thüre stund, übergab sie dem Teufel. Aber alles half nichts, sie mußte fort, und was ihr ganz unbegreiflich vorkam, war dieses, daß der Himmel nicht, ihr zu Ehren, mit Donner drein schlug. Itzt sitzt sie, und betet, und singt und hofft, durch ihre unermüdete Andacht es gewiß noch so weit zu bringen, daß den Herren des Parlaments die Zungen im Halse verdorren sollen; denn der Herr, spricht sie, verläßt die Seinen nicht. Drey Tage hinter einander haben die Nachbarn ihrer Gasse Freudenfeuer angezündet, und es ist so lebhaft darinnen, als sonst niemals. Der Preis der Miethen steigt; nur in ihrem Hause getraut sich noch niemand zu wohnen.

So bald der muthige Knabe, Jacob Halley, Swifts Tod erfuhr, und hörte, daß man sein Testament öffnete: So meldete er sich, und übergab den versiegelten Brief; in der gewissen Hoffnung, eine reiche Belohnung seines Witzes zu erlangen. Man öffnete ihn in seiner Gegenwart, und fand folgendes darinnen:

»Das Parlament wird von mir Endes unterzeichneten ersucht, sich der Person des Jacob Halley, der ihnen dieses Schreiben versiegelt einhändigen wird, zu versichern. Man wird aus meinem Codicille gesehen haben, wie groß die Bosheit dieses Jünglings schon itzt ist, und ich überlasse der weisen Einsicht des Parlaments, zu urtheilen, wie schädlich derselbe künftig dem Vaterlande seyn könnte, wenn er fortfahren sollte, diejenigen für Narren zu halten, welche die Hochachtung des ganzen Landes verdienen. Es ist zu befürchten, daß er nimmermehr zu bessern seyn werde, da er seine hämische Bosheit für Liebe zur Wahrheit, und seine schmähsüchtige Wut für satirischen Witz hält. Seine Raserey, welche er bey seinen Aeltern und Vorgesetzten anfängt, wird bis an den Thron des Königs dringen, und eher nicht aufhören, bis sie das Heiligste der Religion befleckt hat. Er ist nicht würdig, in mein Tollhaus zu kommen. Ich ordne, daß man ihn in das allgemeine Zuchthaus zu den Uebelthätern bringe, welche mit ihm die Geißel verdient haben. Ich bestimme hierzu zweyhundert Pfund, welche nach dem Tode dieses Unsinnigen dem Zuchthause heimfallen sollen. Ich verordne solches, kraft dieses als meinen letzten Willen.«

Jonathan Swift.

Man las ihm diesen Brief vor. Er erstaunte, als wenn er aus den Wolken fiele. Er wollte seine guten Absichten herausstreichen; aber man ließ ihn nicht weiterreden, sondern eilte mit ihm ins Zuchthaus. Itzt schimpft er Tag und Nacht, und das Parlament ist Willens, ihm einen Beißkorb machen zu lassen.

Beynahe hätte ich vergessen, zu sagen, daß man bereits drey Abkömmlinge des Partridge ausfündig gemacht hat. Der eine ist ein Barbier in der St. James Straße, bey welchem man einen Stammbaum des Prätendenten mit politischen Anmerkungen, und eine Schutzschrift für den Ritter St. George gefunden hat. Diese Schrift mag ziemlich gefährlich seyn; aber sie ist so verwirrt abgefaßt, daß man sie nicht verstehen kann. Der zweyte ist ein caßirter Fähndrich, welcher in der Schlacht bey Fontenoy für gut befunden hat, seine Person in Begleitung zweener holländischer Officier gleich im Anfange des Treffens in Sicherheit zu bringen, und um deswillen vom Regiment gejagt worden ist. Er hatte einen Plan von der Schlacht bey Dettingen bey sich, worinnen er die Fehler gezeigt, die damals die alliirte Armee begangen, und dadurch verhindert haben sollte, daß sie nicht gerades Weges selbst vor Versailles rücken, und solches überrumpeln können. Der dritte ist ein Schuster, welcher eine Prophezeihung verkauft, daß im Jahr 1747 das päbstliche Reich untergehen, Ludwig der funfzehnte von Husaren gefangen, der Schach Nadyr in Paris einfallen, und das Leder so theuer werden sollte, als es seit der Königinn Elisabeth Zeiten nicht gewesen.

Mit Aufsuchung der Narrenrecruten wird es schon etwas mehr Mühe und Vorsicht kosten. Man hält inzwischen diesen Artikel des Codicills so geheim, als nur möglich ist, und man hat auf die Narren ein wachsames Auge, damit keiner entwische. Wo man wegen Aehnlichkeit der Namen zweifelhaft ist, da werden gewisse Aufseher gehalten, welche auf ihre Handlungen Acht haben müssen. Man kann noch bis diese Stunde nicht erfahren, wer der Joh. Gale ist, und es steht ein Preis von 10 Pfund darauf, wer ihn entdeckt. Mit der Lady Flower hat es seine gute Richtigkeit. O-Säfety wird genau beobachtet. John Sun, der wider sein Vermuthen etwas vom Codicille erfahren, hat sich selbst angegeben, und bittet, ihn anzunehmen, damit er von seiner bösen und verschwenderischen Frau wegkomme. Man untersucht die Sache. Die Frau sieht noch ganz reinlich aus; sie hat ein paar große schwarze Augen, und die Meinungen der Richter sind schon getheilt. Dem Gerichtsschreiber hat beym letzten Verhör ihr Busen gefallen; man glaubt, der Mann werde Unrecht behalten. Sie war sonst seine Köchinn, und er heirathete sie bloß wegen ihres guten ehrlichen Gemüths. Es giebt in Dublin zween Caspar Wickstaffs. Man ist lange zweifelhaft gewesen, welcher gemeint sey. Der eine wohnt bey Williams Caffeehause, der andere auf der Fleet-Straße. Man hat den ersten im Verdachte, weil er sich gewisse Gratulanten hält, die ihm viel gutes vorsagen, und alle Jahr ein paarmal wünschen müssen, daß der Himmel dieses theure Haupt noch lange Jahre hindurch bey hohem Wohlseyn erhalten wolle. Die übrigen Narren sind von keiner Wichtigkeit, ausgenommen ein paar Autores.

Das Parlament hat zu Erbauung eines Tollhauses einen schönen Platz ausgelesen, welcher unweit des Hafens gelegen, und zeither der Tummelplatz unsrer jungen Herrchen und witzigen Stutzer gewesen ist. Die Wahl ist gut; denn auf solche Art bleibt dieser Platz gewisser maßen noch ferner, was er gewesen ist. Für eine gewisse Art Reimer, die sich unter einander geistvolle Poeten nennen, wird noch ein schmaler Gang am Hafen ledig und unbebaut gelassen. Er soll aber mit einer Planke verwahret werden, damit kein Unglück geschehe. Ich sollte nicht meinen, daß es nöthig sey; denn, aus ihren Versen zu urtheilen, scheint es eben nicht, daß sie sehr tiefsinnig seyn müssen. Doch kann die Vorsicht nicht schaden.

Der Riß ist schon zu dem Seitengebäude gemacht, welches für die Deutschen bestimmt ist. Um sich bey diesem Volke ein größeres Vertrauen zu erwerben, hat man ihn von einem Franzosen verfertigen lassen, und die Aufführung des Baues soll auch an einen Franzosen verdungen, kurz, alles französisch werden. Ich habe hier etliche Deutsche gesprochen, welche darüber sehr vergnügt sind. Die Vorsorge des Parlaments geht noch weiter. Es ist ein Project gemacht worden, wodurch man im Stande zu seyn hofft, eine große Anzahl dieses Volks unterzubringen, und unterhalten zu können. Man hat bereits bey einigen deutschen Höfen unter der Hand auszuwirken gesucht, daß ein jeder ihrer Unterthanen, besonders derjenigen Gelehrten, welche das Ansehen haben wollen, weit klüger zu seyn, als andre, zehen und mehr Reichsthaler zu dieser Stiftung beytragen, und dagegen eine Quittung in Form eines Attestats bekommen soll, daß er ein großer berühmter, vernünftiger, und gründlichgelehrter Mann sey, und seinen Verstand mit so und so viel Thalern gelöst habe. Die Namen dieser Subscribenten sollen gedruckt werden, und niemand soll alsdann bey schwerer Strafe befugt seyn, an ihrer Klugheit im geringsten zu zweifeln. Hierdurch hofft man erstaunende Summen aufzubringen. Das Parlament sieht es zwar zum voraus, daß die größten Narren am meisten dazu steuern werden, um recht klug zu scheinen. Aber es thut nichts. Es ist doch wenigstens dazu gut, daß sie auf solche Art ihre Collegen ernähren helfen.

Man giebt sich von Seiten Frankreichs viel Mühe, daß die dasigen Narren auch aufgenommen werden möchten, und der Herr von Hoey soll ein sehr nachdrückliches Empfehlungsschreiben herüber gesendet haben. Es ist ihm aber rund abgeschlagen worden. Und dieses mit Rechte. Denn unsre Nation ist durch gegenwärtigen Krieg ziemlicher maaßen erschöpft, und daher nicht im Stande, eine so ungeheure Menge französische Narren zu unterhalten.

        Ich habe die Ehre zu seyn,
Mylord,

Dero                            

Dublin,
am 10/21 März 1746.
gehorsamster Diener,
Richard D'Urfey.   Esq.
       

 

N. S.

Sie werden entschuldigen, Mylord, daß ich Ihnen das Promemoria nicht mit beygelegt habe, worinnen Swift diejenigen Deutschen genennt, die er für würdig hält, in sein Tollhaus zu kommen. Es ist etwas weitläuftig, und das Packet möchte gar zu stark werden.


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