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Feuer!

Es war am Spätabend des 4. Mai, eine Stunde vor Mitternacht, als in dem Zimmer eines Hauses am Hopfenmarkt zu Hamburg zwei Männer in ernster Beratung zusammen saßen, zwei Personen, äußerlich sehr verschieden und doch offenbar zu demselben Zweck und in denselben Gesinnungen vereint. Eine langhalsige Korbflasche mit Alicantewein stand zwischen ihnen.

Der eine von beiden trug die Kleidung eines Hamburger Bürgers von altem Schrot und Korn; sein rundes, fettglänzendes Gesicht mit kurzgeschnittenem rötlichen Haar war ziemlich nichtssagend, ja, hätte gutmütig genannt werden können, wenn der fast gänzliche Mangel an Augenbrauen und Wimpern ihm nicht ein eigentümlich unangenehmes Aussehen gegeben, und das kleine, mattblaue Auge sich nicht oft zu einem scharfen, stechenden Kreuzblick erhoben hätte.

Der andere war jener Fremde aus dem an der Küste von Helgoland gestrandeten Schiff. Er trug jetzt wieder eine einfache dunkle, an den Stand eines Priesters oder Lehrers erinnernde Kleidung.

Vor jedem der beiden Gesellschafter lagen Papiere mit Notizen und Zahlen in Chiffreschrift. Tinte und Federn standen in der Mitte, daneben lag eine Uhr.

»Die Connaissements sind richtig; der Gewinn der Gesellschaft aus den vorjährigen Ladungen beläuft sich auf Viermalhundertdreiundzwanzigtausend Mark nach Abzug der Provision für mich. Hier sind die Wechsel auf Lafitte in Paris und Tortoni in Rom. Die Assekuranz für die ›Hermandad‹ und deren Ladung mit fünfmalhunderttausend Mark Banco ist in London fällig, ich habe mit der heutigen Post die Anzeige nach Hodderhouse Eines der beiden Jesuiten-Kollegien in England. Das zweite war Stonyhurst bei Preston. gemacht und Stoffield die sofortige Einkassierung mit Verlust aufgetragen; Sie können also anzeigen, daß man auf ihn trassieren kann!«

»Die Gesellschaft,« sagte der Spanier, »wird indes doch bei dem Ereignis von heute Nacht schwere Verluste erleiden müssen!«

Der andere schoß ihm einen seiner schlauesten Kreuzblicke zu. »O, denken Sie das nicht, Bruder. Unsere Geschäfte sind abgewickelt, die Assekuranzen, die wir auf das liegende Eigentum und die angeblichen Vorräte haben, sind gut, werden zu den ersten angemeldeten gehören und bringen uns über eine Million ein. Hamburg wird uns allerdings für eine Anzahl von Jahren verloren sein, aber der Schlag ist auch zu gewaltig, als daß es sich eher, wenn überhaupt je davon erholen sollte. Unser Wirken ist jetzt in Paris, London und der Schweiz. Auch Preußen bietet seit der Thronbesteigung des neuen Königs ein offenes Feld für religiöse Einflüsse, und wir werden nicht allein am Rhein und in Westfalen, sondern selbst in Berlin das verlorene Feld bald wieder gewinnen.«

»Verzeihen Sie, Señor Boltmann,« sagte der Spanier, »es sei fern von mir, als ein Bruder untergeordneten Grades mich in die Geheimnisse des Ordens drängen zu wollen, aber ich muß Ihnen offen gestehen, daß ich die Kombination nicht recht begreife, weshalb diese bedeutende Stadt dem Verderben überlassen wird, wenn es nicht etwa geschieht, weil sie von Natur ein Herd der Ketzerei.«

Der Dicke lachte und schenkte sich ein Glas Wein ein, dessen Farbe und Blume er sorgfältig prüfte, ehe er es langsam niederschlürfte.

»Trefflicher Alicante,« sagte er, »ich werde ihn in Berlin in Jahren nicht so gut wieder bekommen, wie hier in der Seestadt. Man lebt hier vorzüglich, ich muß es gestehen, wenn auch nicht feiner, aber für den wahren Gourmand köstlicher, als in Paris. Doch um auf Ihre Bemerkung zurückzukommen, mein würdiger Freund und Bruder, so wissen Sie, daß ich nicht zu den geistlichen Gliedern des Ordens gehöre, sondern nur einer der weltlichen Koadjutoren bin, wenn ich auch nicht leugnen will, daß das Vertrauen des Generals und der Assistenz mich als solchen mit einem hohen Grade beehrt hat. Als weltliches Mitglied indes und da ich alle Ursache habe, anzunehmen, daß Sie selbst einst zu einer hohen Stellung in der heiligen Kongregation berufen sein werden. Sie vielleicht auch in der Havanna weniger Gelegenheit gehabt haben, sich einen richtigern Blick über die Vorgänge zu bilden, bin ich gern bereit, Ihnen meine Beobachtungen mitzuteilen.« Er sah nach der Uhr. »Wir haben noch eine ganze Stunde, ehe unsere Leute erscheinen, und das wird genügen, um einem so scharfen Geist, wie dem Ihren, die nötigen Winke zu geben.«

Der Spanier verneigte sich, stützte den Arm auf den Tisch und heftete das scharfe, dunkle Auge auf seinen Gastfreund.

»Sie verließen, wie Sie mir gesagt, Spanien,« fuhr der Kaufmann fort, sich in seinen Stuhl zurücklehnend, »als unsre Hoffnung auf Wiederherstellung unsrer äußern Macht dort mit der Niederlage der Carlisten fiel. Das Geschlecht der Bourbons fängt an auszuarten; wir dürfen kaum darauf rechnen, an ihm noch viel Gutes zu erleben, weder in Italien, noch in Spanien, noch in Frankreich, und der Orden muß seine Politik auf die Streichung des Geschlechts aus der Weltgeschichte vorbereiten. Mit den Familien sterben zum Glück nicht die Prinzipien. In dem großen Kampf, der sich durch die ganze alte Welt in neuer Auflage vorbereitet, stehen zwei Parteien einander gegenüber: die Throne und die Republiken, die feste Ordnung des Gehorsams im ganzen und die zügellose Freiheit des Einzelnen. Der Kampf ist so alt, wie die Welt steht, in welcher Form er auch immer sich wiederhole: Monarchie und Demokratie, es ist bloß der Kampf um die Herrschaft des Geistes oder des Materialismus.«

Der Spanier nickte ungeduldig zu der philosophisch-politischen Auseinandersetzung, die er aus diesem Munde schwerlich erwartete.

Der Kaufmann bemerkte es und lächelte. »Lassen Sie uns also praktisch reden,« fuhr er fort. »Der Kampf der Parteien wird bald wieder in vollem Gange sein. Sie wissen, daß es der alte Grundsatz des Ordens ist, zu warten und selbst den Gegner zu benutzen. Der gegenwärtige Papst leidet an einem unheilbaren Übel, das ihn vielleicht, nach dem Urteil unserer Ärzte, noch drei oder vier Jahre am Leben lassen, aber ebenso gut schon in wenigen Monaten den heiligen Stuhl erledigen kann. Sein wahrscheinlicher Nachfolger ist durch seinen halben Charakter und seinen mißverstandenen Liberalismus ein fast so schlimmer Feind unserer Gesellschaft, wie es Clemens XIV. durch seine Energie war. In Frankreich wird das Bürger-Königtum schwerlich von langem Bestand sein, Italien steht am Rande einer neuen Umwälzung, die alten Throne, die wir so lange gestützt, glauben, unserer entbehren zu können, wie das Beispiel von Spanien und Portugal zeigt; es ist nötig, daß ihnen bewiesen werde, welche notwendige Stütze sie mit uns von sich geworfen. Zu der Revolution, dem Liberalismus kommen in diesem Augenblick zwei weitere wichtige Faktoren, die, wenn sie sich der Revolution bemächtigen, dem politischen und sozialen Europa eine andere Gestalt geben werden.«

»Und diese sind?«

»Der Napoleonismus und das Judentum!«

»Sagen Sie mir zunächst von dem ersten, Señor Boltmann!«

»Hinter den schlaffen Augenlidern des Prinzen Louis Napoleon steckt eine Zukunft. Daß er seinen altern Bruder bei Rimini erschlagen ließ, hatte eine tiefere Bedeutung, als persönliche Feigheit. Seit dem Tode des Herzogs von Reichstadt ist er das Haupt der Napoleoniden, und der Bürgerkönig ist sehr einfältig gewesen, statt eines Grabes in den Schloßgräben von Vincennes ihm eine Kasematte zu Ham anzuweisen, die ihn nicht lange halten wird. In einem politischen Kampf ist jede Nachsicht eine Thorheit, die auf den Geber zurückschlägt. Der Napoleonide hat so sicher die Augen auf den Thron nicht nur von Frankreich, sondern auf die ganze Macht seines Onkels gerichtet, wie die Mürats auf Neapel spekulieren.«

Der andere mit dem streng geschulten, scharfen Geist begann seine Augen mit einer gewissen Achtung auf seinen Gefährten zu richten, dessen unscheinbares, ja gemeines Äußere ihn bisher einen solchen politischen Scharfblick nicht im geringsten hatte ahnen und höchstens glauben lassen, daß er mit einem gewandten und sichern Handelsagenten des Ordens zu thun habe, wie dieser sie in allen Weltteilen besitzt.

»Und mit welchen Mitteln könnte der Prinz hoffen, dies Ziel zu erreichen?«

»Die Revolution, die revolutionäre Propaganda, mit der er bereits in Verbindung steht, wird ihm die Brücke bauen, und die Erinnerungen des Bonapartismus werden ihm später das Mittel sein, über die alten Verbündeten den Sieg zu gewinnen und die Revolution zu seinem Diener zu machen – bis – nun, bis Gott kommt oder wir!«

»Aber der zweite Faktor – das Judentum?«

»Das Judentum, Frater Antonio, repräsentiert das Geld! Merken Sie sich auf Ihrer ganzen künftigen Laufbahn: die Jesuiten sind die Juden des Geistes, aber die Juden sind die Jesuiten des Geldes! Geist und Geld, das sind die beiden wahren Mächte, auf deren Kampf ich vorhin deutete; die Macht des Geistes, nenne man ihn Aristokratie, Legitimität, Hierarchie, ganz wie Sie wollen, und die Macht des Materialismus, das ist des Fleisches, des Geldes, des Liberalismus. – Das Judentum kennt so gut wie der Napoleonide seine Zwecke, indem es sich der Revolution anschließt: mit dem Sturz der Legitimität und der Kirche setzt es die Geldherrschaft auf die Throne!«

»Und sollte diese Macht uns nicht gefährlicher werden, als Revolution und Napoleonismus?«

»Gewiß! aber wenn sie auf den gehörigen Punkt gekommen, giebt es ein sehr einfaches Mittel! Doch Sie trinken nicht, Frater Antonio, und der Wein ist doch Ihr Landsmann!«

Der Spanier schob das Glas zurück, ohne es zu berühren. »Welches Mittel?«

»Bah! ein tüchtiges Hep! hep! – eine allgenmeine Judenhetze! Das Mittel ist zwar nicht neu, aber immer gut. Der Anlaß ist leicht gefunden. Man stiehlt einige Judenkinder und zwingt sie unter einem Vorwand zum Christentum, oder man schneidet einigen Christenkindern den Hals ab und weist nach, daß die Juden Blut zu ihren Opfern gebraucht haben. Man muß nur so lange warten, bis der Haß auf dem Glühpunkt ist, und daß er dahin kommt, dafür sorgt der Übermut dieses Volkes selbst!«

Es entstand eine kurze Pause im Gespräch, während welcher der Kaufmann ruhig sein Glas schlürfte. Dann fragte der Spanier: »Ist es erlaubt, zu fragen, was nach Ihrer Meinung der Orden thun wird?«

»Er wird die Revolution nicht bekämpfen, sondern, wo es ihm zweckmäßig scheint, sich mit ihr und ihren Trägern verbinden. Erst wenn alle Throne wanken, wenn selbst der älteste, der heilige Stuhl, zu stürzen droht, wenn alle Gemüter erregt, und nichts mehr sicher ist, wenn der Materialismus unter der Form der Freiheit seine Ferse auf den Nacken der Völker setzt, der ärgste Tyrann, dann ist die Zeit gekommen, den Fürsten und Völkern zu zeigen, was die Kirche vermag, und daß jedes Regiment ohne sie die Anarchie ist. Mißverstehen wir uns nicht! Auch die Kirche schreitet vor in ihren Erfahrungen. Im neunzehnten Jahrhundert Scheiterhaufen und Verdummung zu verlangen, dafür sind wir zu klug; aber Ansehen, Macht und Einfluß muß die Kirche auf jeder Stufe der Entwickelung bewahren, und sie muß die Herrschaft führen, offen oder im stillen.«

»Wo aber werden wir bis dahin unsern Anhalt finden?«

»In der Mitte unserer Gegner selbst. Gerade an den Orten, wo man uns am meisten schmäht und am wenigsten sucht. Belgien, die Schweiz, Deutschland und England sind in diesem Augenblick das Feld, wo wir uns Burgen bauen. In der Schweiz sind wir bereits so mächtig, um nächstens einen entscheidenden Schlag wagen zu können. In England stehen wir mit den Whigs, in Frankreich mit den Sozialisten in Verbindung. Preußen ist durch das Rheinland unser!«

»Aber warum das Unglück über diese Stadt?«

»Es ist nicht unsere Politik, sondern die Englands. Wir wissen darum, aber wir haben keinen Grund, sie zu hindern. Der Hamburger Handel ist so bedeutend geworden, daß er dem Welthandel Londons ein gefährlicher Rival wird, und viele der ersten Häuser und Banken Englands am Rande des Bankerotts stehen. In Amerika drohen Verwickelungen und Krisen, die Chartisten drängen das Parlament, das Toryministerium hat keine Energie zu durchgreifenden Maßregeln; das kleine Feuerwerk am Ufer der Elbe, und der allgemeine Bankerott in London kann leicht das Ministerium Peel stürzen und Palmerston wieder ans Ruder bringen, dem wir die Emanzipationsbill verdanken. Je eher er das Portefeuille übernimmt, desto eher wird die Krisis zum Ausbruch kommen. Ich bin überzeugt, das ehrwürdige Mitglied für Tiverton weiß um den Schlag der City und billigt ihn aus Politik. Warum sollten wir ihm entgegen sein, da er einen der Herde des Ketzertums und des Liberalismus vernichtet? – die ›Jane‹ und ›Anne‹ ist sogar an mich konsigniert.«

»Und wann soll es geschehen?«

»Noch in dieser Nacht. Sie haben zu der Unterredung, von der Sie mir gesprochen, noch zwei Stunden Zeit. Bis dahin werde ich mit meinen letzten Vorbereitungen fertig sein und Sie hier erwarten. Ihr Paß und die Berichte sind besorgt, und Sie können morgen zu jeher Stunde die Stadt verlassen.«

Der Jesuit erhob sich, legte die ihm gehörenden Papiere sorgfältig zusammen und barg sie in der ledernen Tasche, die er bei dem Schiffbruch um den Leib geschnallt getragen. Dann hüllte er sich in einen Mantel und setzte einen Hut mit breiter Krämpe auf, wie ihn die englischen Quäker zu tragen pflegen.

»Können Sie mir eine Waffe leihen, Señor Boltmann?« fragte er. »Der Mann, mit dem ich zu thun habe, ist ein verwegener und entschlossener Charakter und könnte leicht versuchen, Gewalt gegen mich zu brauchen!«

Der Makler öffnete einen Schrank und suchte unter einer Menge von Gegenständen, die dort aus allen Weltteilen zusammengehäuft waren. Endlich fand er, was er brauchte, und reichte dem Jesuiten einen malayischen Krys, den dieser in der Manteltasche verbarg.

»Ich muß Sie auf eins aufmerksam machen, Bruder Antonio,« sagte er warnend. »Sie befinden sich hier nicht im Bereich spanischer Justiz. Bei den wilden Gesellen, die sich in unserem Hafen zusammenfinden, giebt es zwar täglich blutige Köpfe und oft genug auch blanke Messer, indes die Hamburger Justiz ist scharf dahinter her und spaßt nicht. Eine Verhaftung in diesem Augenblick könnte uns großen Unannehmlichkeiten aussetzen.«

»Sorgen Sie nicht, Señor Boltmann. Ist der Platz auf der Elbhöhe zu dieser Zeit unbesucht?«

»Das ist er freilich nicht, am Hafen herrscht das Leben die ganze Nacht, indes werden Sie leicht eine passende Stelle treffen. Doch werden Sie auch den Weg zurückfinden? Sie müssen ungesäumt zurückkehren, sobald Lärm in der Stadt entsteht, wir könnten uns sonst leicht verfehlen.«

»Ich habe mir während des Tages die Lokalitäten eingeprägt und werde zur rechten Zeit zurück sein. Gute Nacht, Señor, und hegen Sie keine Besorgnis um mich!«

Er grüßte ihn mit dem Zeichen des Kreuzes und verließ das Zimmer. – –

Die Uhr auf dem Turm der Nicolai-Kirche schlug – wie wenige ahnten, daß es zum letztenmale sein sollte! – drei Viertel auf Elf, als er über den Scharmarkt und den Bleichergang nach dem Quai der Norder-Elbe schritt und den schönen Weg zu der Elbhöhe zwischen den bereits grünenden Büschen emporstieg.

Der nächtliche Wanderer blieb auf der Höhe stehen und ließ sein finsteres Auge über das Bild schweifen, das sich ihm bot.

Rechts zu seinen Füßen zog der mächtige deutsche Strom dem Meere zu. Ein Wald von schlanken Masten und Spieren zeichnete sich am Nachthimmel ab. Aus den Kajüten der Schiffe blitzten hin und wieder Lichtstreifen in die treibenden Wellen, der Ruf eines Bootsmannes oder eines an Bord kehrenden Matrosen, und das Geräusch, das selbst bei Nacht in einem großen Hafen nie erstirbt, drang herauf zu den Anlagen, in deren noch ziemlich kahlen Gängen einige Liebespaare promenierten. Die Nacht war rauh, und der Südost, der über die breite Fläche des Stromes strich, kalt und scharf.

Aus der langen Reihe der Schenken am Ufer tönte Gesang und Lärm, zotige Lieder heimkehrender Zecher oder übermütiger Burschen, die Arm in Arm in breiter Reihe nach dem Innern der Stadt und den berüchtigsten Orten der Lust zogen, drangen herauf; bis von den fernen Tummelplätzen der nächtlichen Orgien von St. Pauli her klangen die wüsten Töne.

Ein riesiges Häusermeer mit den hohen gewaltigen Türmen dehnte sich zur Linken unter ihm die alte Hansestadt, deren Schiffe seit Jahrhunderten alle Meere durchstreiften, der Stapelplatz des deutschen Handels, das Bild kräftigen Bürgerstolzes und mächtigen Reichtums.

Seine Augen wanderten mit finsterm, feindlichem Ausdruck über die rötlich nebelhafte Atmosphäre des Gases, die über der weitgedehnten Masse lag, und weilten auf den hervortretenden Kolossen der Kirchen eines andern, ihm verhaßten Glaubens. Dieser Norden war es, der die Macht des Südens gebrochen, der zersetzende zweifelnde Protestantismus trieb die Geister gegen den gewaltigen Glaubensbau seiner Kirche und raubte ihr Fuß um Fuß, dieser kalte Verstand hatte die Macht an sich gerissen, die einst das Eigentum seiner eigenen Heimat, die Frucht des kühnen Wagens eines Columbus, Magelhan, Vasco da Gama, Diaz, Cortez, Pizarro und aller der Helden des Südens gewesen war!

Vom Deck eines dunklen Schoners herauf klang ein spanisches Lied, er kannte die Melodie; am Abend vorher, als ihn der Gastfreund durch die Straßen dort drüben am Dammthor in der Nähe der Alster geführt, wo die Venus vulgivaga ihren Sitz aufgeschlagen, um ihm all die Merkwürdigkeiten der alten Reichsstadt zu zeigen – und der Dammthor-Wall und die Schwiegerstraße gehören sicher nicht zu ihren geringsten! – hatte eine dunkeläugige Andalusierin in der Sprache der Heimat ihn angerufen, während rechts und links in allen Mundarten Europas die Lockungen zum niedern Genuß sich kreuzten. Dort die Tochter, hier der Sohn Spaniens dienstbar dem Treiben der ketzerischen Handelsstadt – er schleuderte in gemurmelten Worten ein Anathema auf das Sodom des Nordens, und wilder funkelte sein Auge bei dem Gedanken, daß die Stunde des Verderbens so nahe!

So nahe – er glaubte sie nahen zu sehen! Sein Blick haftete auf dem dunklen Punkt, wo das englische Kohlenschiff lag, das ihm am Nachmittag sein Gastfreund bei einem Spaziergang gezeigt. Es hatte seine Ladung gelöscht und lag im Strom hinaus, zur Abfahrt bereit. Alles war dunkel an Bord – kein Licht in der Kajüte. Aber beim scharfen Hinschauen glaubte er Bewegung auf dem Schiff zu merken, dann löste sich ein dunkler Punkt von ihm ab und kam näher und näher, ein Kahn mit Menschen gefüllt.

Der Schlag der Turmuhr von Sanct Michael, Mitternacht verkündend, erweckte ihn aus seinen Träumereien, und hastig stieg er vollends auf das Plateau und ging an der Reihe der Bänke entlang.

Ein Mann erhob sich von einer dieser Bänke und trat ihm entgegen. »Biscaya und Helgoland,« sagte er.

Der Jesuit schlug den Mantelkragen zurück. »Ich bin zu Ihren Diensten, Durchlaucht.«

»Ich bitte, lassen Sie das,« sagte der Baron von Rheinsberg, denn dieser war es, der ihn hier erwartet. »Ich bin diesen Mittag hier angekommen und habe Ihren Brief im Hotel Streit erhalten. Der Ort und die Zeit zu unserer Besprechung sind etwas seltsam gewählt, doch es sei darum; jede Zeit und jeder Ort sind mir recht, wenn sie die Zweifel enden können, die mich quälen. Hier bin ich und fordere die Beweise, die Sie mir versprochen!«

»Es ist der Wille Gottes und der Heiligen,« sprach der Jesuit heuchlerisch, »daß wir mit Geduld die Strafe für unsere Sünden tragen.«

»Spannen Sie mich nicht auf die Folter, Herr,« sagte ungeduldig der Baron. »Sie versprachen mir die Beweise, daß Doña Ximena lebt!«

»Sie befand sich, als ich Spanien vor zwei Jahren verließ, in einem Kloster Frankreichs, dessen Äbtissin eine Verwandte meiner Familie ist. Ich habe Briefe hier gefunden, die mir von ihrem Leben sprechen.«

»So hat sie den Schleier genommen?« fragte hastig der Baron.

»Doña Ximena kennt die Gebote Gottes und weiß, daß nur der Tod das heilige Sakrament lösen kann, das sie an ihren Gatten bindet.«

»Aber ich versichere Sie, Señor, Doña Ximena ist nicht mein Weib, es ist keine giltige Trauung vollzogen worden.«

»Sie wurden am Abend des 25. März in Azcoitia in Gegenwart zweier Zeugen getraut.«

»Das ist richtig, indes …«

»Kannten Sie den Priester?«

»Leider nein! Ein Freund von mir brachte ihn von der Straße – es war ein Dominikaner-Mönch und verstand sich gegen Belohnung zu einer Scheintrauung. Der Schurke …«

Der andere unterbrach ihn. »Haben Sie Doña Ximena davon unterrichtet, daß die Ceremonie nur zum Schein erfolgen sollte und keine Giltigkeit hatte?«

Der Baron schwieg.

»Die beiden Zeugen leben,« fuhr der Spanier fort. »Der wahre Name und Rang des Herrn von Neuillat sind so gut bekannt, wie der Ihre; der Argelino ist durch Ihre eigene Fürsorge am Leben erhalten worden. Jene müssen, wenn Sie fortfahren, das Recht Ihrer rechtmäßigen Gattin zu leugnen, ihr Zeugnis ablegen. Die Dame selbst hat einen Bruder, der ihre Rechte schützen wird!«

Ein Gedanke flog durch die Seele des Barons. »Wie? wäre es möglich – Sie selbst sind der Bruder Ximenas?« Er sah ihn zweifelnd an.

»Sie irren! Der Bruder Ximenas hat niemals wieder ihr Antlitz gesehen, seit er im Thal von Azcoitia von ihr geschieden ist!«

»Auch das? – Wer sind Sie, Señor, daß Sie so genau von allem wissen, was mein Leben berührt?«

»Durchlaucht,« sagte der Spanier finster, »ich war ein Knabe, dem das Leben so glänzend und hell offen stand, wie Ihnen. Der Himmel Andalusiens lachte über meiner Wiege und machte das Blut meiner Adern glühen. Undank und Hohn, die kalte Verachtung der Geliebten und der Haß der Ihren verwandelten das Blut meiner Adern in Gift! Dann kamen Sie, ein Fremdling, nach dem Lande, das Sie nicht gerufen, dessen heiligster Kampf an dem Verrat und Egoismus der Fremden gescheitert ist. Übermütig und trotzig in Ihrem Stolz sind Sie mir in den Weg getreten, in meiner Rache, wie in meiner Liebe! Die Stunde der Vergeltung ist gekommen – Gott ist gerecht!«

»Wer sind Sie? Mann! geben Sie Antwort!«

»Ich bin Diego Corpas, der Sohn des Mannes, den Sie am Turm Zureda um seine gerechte Rache gebracht. Ich bin der Mann, der Ximena liebte, mehr als sein Leben, und von ihr grausam verschmäht wurde. Ich bin – –«

»Weiter – weiter –«

»Ich bin der falsche Dominikaner, dem Herr von Neuillat Geld bot, das heilige Sakrament zu frevlem Spiel zu entweihen – ich bin der, welcher die Trauung vollzog!«

»Dann bist Du ein blutiger Mörder und Frauenräuber und sollst Deiner Strafe nicht entgehen. Du hast Dich selbst verraten!«

Der Spanier schüttelte mit einem heftigen Ruck die Hand, die ihn gefaßt, von sich. »Thor, der Sie sind! Wo ist der Beweis, daß ich den Schurken von Argelino, dessen Verbrechen ihn hundertfach den Tod verdienen ließen, getötet? Sie selbst wissen, daß er lebt. Klagen Sie mich an, und in demselben Augenblicke werde ich bei den Gerichten den Beweis niederlegen, daß Sie sich des Verbrechens der Bigamie schuldig gemacht!« Er hob die Hand mit einem Papier in die Höhe. »Hier ist der von dem Pfarrer von Azcoitia bestätigte Trauschein! Falsch war nichts, als die Kutte des Dominikaners und Ihr eigenes Herz, denn ich hatte die Weihe als Priester, und das Sakrament ist in aller Form erteilt worden.«

Der Baron taumelte zurück, wie von einem Schlage getroffen. Erst nach einigen Augenblicken ermannte er sich.

»Es mag sein, wie Sie sagen,« sprach er gebrochen, »aber was haben Sie davon, ein Geheimnis zu meinem Unglück zu benutzen, das Ihnen keinen Vorteil gewähren kann? Der Zufall hat Sie mit meiner Lage bekannt gemacht – ich habe keine Schuld gegen Sie, aber ich habe das Recht, Dankbarkeit zu fordern, denn ich rettete Ihr Leben mit Gefahr des meinen! Warum sollten Sie grausam mich verderben und alles, was ich liebe?«

Der Jesuit lachte schneidend auf. »Sie tragen keine Schuld gegen mich?« sagte er langsam, und all der Haß und Groll seiner Seele lag in dem dumpfen Klang seiner Worte. »Rechnen Sie es für nichts, daß Sie an dem Herzen des Weibes geruht, das meine Seele vernichtet? Rechnen Sie es für nichts, daß Sie die Liebe empfingen und verrieten, deren kleinster Teil mich zum Seligsten der Manschen gemacht und mein Schicksal zum Frieden und Glück gewendet hätte, statt des Hasses und der Bitterkeit, die mich jetzt verzehren? In jenem Augenblick, als Sie schwelgten, wo ich verstoßen war, that ich einen heiligen Eid, auch Ihr Glück zu zertrümmern und Sie leiden zu lassen, wie ich gelitten! Ich habe Ihnen Ximene genommen, und Gott hat mich zum zweiten Male in Ihre Nähe geführt, um ein Verbrechen zu strafen und Ximene zu rächen!«

»Undankbarer, herzloser Schurke, ich biete Dir Trotz!« rief der Baron außer sich.

»Versuchen Sie es, mir zu trotzen,« sagte der Spanier höhnisch, »und ich will Ihren stolzen Namen zum Gespött von Europa machen! Ihre Maitresse auf jener Insel und der Bastard, den Sie gezeugt – –«

Der Baron stürzte wie ein Rasender auf ihn ein. »Das Papier, Unseliger, oder Du stirbst!«

Er rang mit ihm, aber der Arm des Jesuiten schien von Stahl. Er schleuderte den Edelmann weit von sich und zog den Krys aus der Manteltasche.

»Wagen Sie es, mich anzurühren, Señor,« sagte er finster, »wenn Sie das Gift der Malayen nicht fürchten. Der geringste Riß dieser Waffe bringt den Tod in Ihre Adern.«

Der Baron sank erschöpft auf eine Bank, jeden Widerstand aufgebend. »Sagen Sie Ihre Bedingungen, Señor, ich werde mich in alles fügen, wenn ich nur die Schmach von Weib und Kind abwenden kann!«

»Ich könnte Sie vernichten,« sagte der Spanier, »aber was ist der Tod, das Verderben auf einen Schlag gegen das Umherirren auf der Erde mit dem Bewußtsein, daß man das, was dem Herzen das Teuerste war, aufgegeben für immer! Die Qual habe ich erduldet, die Qual sollen auch Sie erleiden! Geschieden auf immer durch eigenen Zwang von dem, was Ihnen das Liebste im Leben, sollen Sie einsam fortan durch das Leben irren! Sie werden Doña Anna und Ihre Tochter verlassen und sie nicht wiedersehen!«

»Niemals! Das wäre schimpflich, das wäre feig!«

»So ziehen Sie es vor, diejenige, die Sie Ihre Gattin, die Mutter Ihres Kindes nennen, vor der Welt zu entehren? Ich schwöre Ihnen bei Gott und seinen Heiligen, wenn Sie sich dieser Bedingung nicht fügen, morgen die Beweise Ihrer Bigamie bei den Behörden dieser Stadt niederzulegen!«

Der Baron rang verzweifelnd die Hände.

»Es ist unmöglich – wie sollte ich es thun?!«

»Die Mittel und Wege werden sich finden. Geben Sie Ihr Ehrenwort, daß Sie jene Dame und ihr Kind nie wiedersehen, nie, so lange Sie leben, von sich hören lassen wollen!«

Die Schatten der Nacht bargen den Seelenkampf des Mannes. Er wußte, daß er vergebens gegen diese eherne Gewalt rang und ihr unterliegen mußte, und doch widerstrebte es seinem Innersten, gegen diesen Feind noch einmal die Waffe der Bitte zu versuchen. Er fühlte, daß er hier der Gewalt des Schicksals und eines feindlichen Einflusses mehr unterliege, als der eigenen Schuld, und daß er doch jener nicht zu widerstreben vermöge. Er beschloß, sich zu fügen – für den Augenblick, und nach Spanien zurückzukehren, um sich selbst Gewißheit zu verschaffen. So trat er auf den Jesuiten zu, der ihn mit lauernder Miene beobachtet hatte. »Ich schwöre, zu thun, was Sie fordern! Aber wie ist es möglich, mich ihren Nachforschungen zu entziehen?«

»Ich habe Ihr Ehrenwort als Edelmann,« sagte der Jesuit. »Ihr wahrer Stand und Namen sind ein Geheimnis auf jener Insel; die Eitelkeit Ihrer Schwiegermutter hätte es sonst längst verraten. Sie müssen verunglückt, tot – spurlos verschwunden für sie sein!«

»Aber wie?«

»Gott selbst sendet Ihnen die Mittel. Blicken Sie hinter sich! in den Flammen von Hamburg werden genug der Menschenleben verloren gehen, so daß auch der Baron von Rheinsberg oder Graf Görtz unter diesen Trümmern spurlos verschwinden kann!«

Der Baron wandte sich um, betroffen von der Rede – ein heller Schein funkelte durch die Nacht über der Stadt in der Nähe des Binnen-Hafens – allmächtiger Gott! – das konnte nicht die Atmosphäre der zahllosen Gasflammen sein – lichte, helle Lohe wälzte sich zum Himmel empor – »Feuer! Feuer!«

Der Edelmann stürzte mit einem Sprung zu der Hecke des Plateaus – ihm war, als könne er mit seiner Stimme die schlummernde Stadt wachrufen: »Feuer! Feuer!«

Aber der Südost trug den eigenen Ruf ihm zurück. Hoch auf loderte die Glut – in der Deichstraße mußte es sein, am Hopfenmarkt, in jenen engen dichtgedrängten Gassen, denn er sah den hohen Turm der Nicolai-Kirche bis zum Knopfe hinauf von der Glut erhellt.

Das Gefühl, helfen zu wollen, erstickte ihm fast die Brust. Dann drang der Feuerruf, das Schnarren der Wächter und das Horn des Türmers herüber und nahm es wie eine Last von seiner Seele. »Feuer! Feuer!«

Von dem Quai – von den Straßen herauf hallte der Ruf, bald zum mächtigen, furchtbaren Chor anschwellend. Auf den hundert und hundert Schiffen des Hafens wurde es lebendig, und von St. Michael, St. Petri und St. Katharina bis von dem fernen Jacobi-Turm her heulte das Feuerhorn des Wächters.

Mit jeder Minute der wachsenden Gefahr wuchs und schwoll auch der Lärm. Die zahllosen Schenken am Strande entlang entleerten sich und sandten ihre Bevölkerung in die Straßen.

Erst jetzt fiel dem Baron bei dem aufregenden Schauspiel sein Gefährte wieder ein, und die eigentümlichen, ein größeres Unglück als eine gewöhnliche Feuersbrunst verkündenden Worte zuckten durch seine Gedanken. »Was sagten Sie eben? – wie kann ein einzelnes Feuer – –« Er sprach in die leere Nacht – der Spanier war verschwunden – sein Rufen und Suchen vergeblich.

Als er sich davon überzeugt und zur Seite der Stadt im Hinabeilen zurückblickte, sah er an einer zweiten Stelle eine Flamme emporlodern – –

Hatte der Wind bereits die zündenden Funken dahin getragen, oder – sollte frevelnde Menschenhand – –?

Er wagte den Gedanken nicht auszudenken.


Furchtbar, mit entsetzlicher Gewalt wütete das entfesselte Element. In dem Hause eines Cigarrenmachers auf der Deichstraße war das Feuer auf unerklärliche Weise ausgebrochen, der scharfe Südostwind und die enge Bauart der Altstadt machten alle gewöhnlichen Mittel des Widerstandes fruchtlos, und die Flammen verbreiteten sich mit rasender Schnelle. Ja, noch ehe es Tag wurde, brach die Lohe an zwei, drei weiter entlegenen Stellen der Altstadt aus, ob von dem Wind getragen, ob von Menschenhänden verbreitet, niemand wußte es in dem Getümmel zu entscheiden; aber die Besorgnis, die Angst, die sich bald aller Gemüter bemächtigte und selbst die Entschlossensten lähmte, stieg durch dunkle, geheimnisvolle Gerüchte, die sich unter der Menge verbreiteten. Das Volk rief laut: die Engländer hätten Hamburg angezündet, um seinen Handel und seine Konkurrenz zu zerstören!

Von Stunde zu Stunde gewann das Feuer an Ausdehnung. Im Laufe des Vormittags standen, trotz aller Anstrengungen, bereits der ganze Rödingsmarkt und der Hopfenmarkt in Flammen. Die St. Nicolai-Kirche wurde von dem Feuer ergriffen, und der zusammenstürzende Turm verbreitete die Lohe weithin. Am Abend und in der Nacht des 5. zum 6. waren der Hopfenmarkt, das Rathaus, die alte Börse und Börsenhalle bis zur kleinen Alster hin, also der gewerbethätigste, wichtigste Teil der Altstadt, Feuer und Asche. Vergeblich waren alle Anstrengungen; kaum besiegt an einem Ort, schlugen die Flammen an dem andern von neuem empor, oft in weiter Entfernung – es war, als ob ein furchtbares Verhängnis über die unglückliche Stadt seinen Schleier gebreitet, und Millionen gingen in Stunden verloren; denn an Rettung war nicht mehr zu denken, und die Assekuranzen verkündeten bereits am Mittag durch Anschlag an den Ecken, daß jeder in Sicherheit bringen möge, was er könne, denn auf Vergütung sei bei der Unermeßlichkeit des Unglücks nicht zu rechnen.

Nieder sank die Nacht – über der unglücklichen Stadt lag die rote Wolke der unerschöpflichen Feuersbrunst. Der Senat hatte einen Diktator ernannt mit unbeschränkter Machtvollkommenheit; hannöversche und mecklenburgische Artillerie war herangezogen, um mit Kanonenkugeln die Gebäude niederzuwerfen und dem Umsichgreifen der Feuersbrunst Schranken zu setzen – eine Estafette nach Berlin und Magdeburg hatte bereits preußische Artillerie und Pioniere requiriert, auf mehr als zwanzig Meilen wurde die gewaltige Feuersbrunst gesehen, und der Zustrom von Fremden und Helfenden war unzählig.

Durch die Gassen wogte es in wildem Halloh! Wieder und wieder war das Gerücht durch die wild aufgeregte Menge gegangen von der Brandstiftung der überseeischen Rivalen der alten See- und Hansestadt, und viele Engländer waren bereits in den Straßen mißhandelt, zwei von dem wütenden Pöbel in die Flammen geworfen worden.

Am Jungfernstieg, zwischen der aufgefahrenen Artillerie, wogte und drängte die Menge, auch die prächtige Umgebung des berühmten Bassins war von den hoch überschlagenden Flammen gefährdet. Matrosen, Bürger, Fremde, Soldaten, alles eng und aufgeregt hin und her – in acht Sprachen Europas die Besorgnisse, die Erbitterung, der Rat, der Frevel durcheinander. Der Raub und das Verbrechen streckte bereits seine Krallen durch die brennenden und verschonten Straßen nach der reichen Beute!

Baron Rheinsberg, mit der fremden Sorge und Aufregung die eigene betäubend, stand bei einer Gruppe hannöverscher Offiziere, die mit mehreren Mitgliedern bei Senats die weitere Anwendung der Geschütze beratschlagte. Er hatte den ganzen Tag über den spanischen Priester aufgesucht, aber vergeblich. In dieser allgemeinen Verwirrung, bei dieser Masse der Zuströmenden war es unmöglich, den Einzelnen zu ermitteln, am wenigsten, wenn er sich zu verbergen suchte. Bereits am Nachmittag hatte der Baron sein Hotel verlassen, da die Flammen sich immer mehr dem Jungfernstieg näherten, und die Artillerie hier operieren sollte. Noch war die preußische Post verschont und er hatte im Laufe des Tages dort wichtige Briefe vorgefunden, die den bereits gefaßten Entschluß bestärkten. Er fühlte, daß er von jenem Manne alles zu fürchten habe, und daß es seine erste Pflicht sei, Weib und Kind vor einer Schmach zu schützen, die schmerzlicher wirken mußte, als sein Tod, sein spurloses Verschwinden. Darum hatte er beschlossen, die Gelegenheit dieser Nacht zu benutzen, um unter der Hülle ihrer Flammen seinen Namen aus dem Reiche der Lebendigen verschwinden zu lassen.

Er war die ganze Nacht und den Tag auf den Füßen gewesen, ohne sich Ruhe zu gönnen, und beschloß jetzt, in einem der kleinen Wirtshäuser der Vorstadt St. Georg ein Unterkommen zu suchen, um am andern Morgen Hamburg auf beliebigem Wege verlassen zu können.

Absichtlich äußerte er zu einigen Bekannten, die er in dem Gewühl am Jungfernstieg gefunden, daß er versuchen wolle, noch einen Gang durch die Straßen zu machen, wo die Feuersbrunst zuerst begonnen, und die Warnungen vor den Gefahren der stürzenden Trümmer und der in den Kellerräumen fortwütenden Flammen verspottend, warf er sich in den Menschenstrom, der nach den Straßen und Plätzen am großen Kanal flutete.

Aber das Gedränge und die stets neuen aufregenden Scenen führten ihn weiter und weiter, als er anfangs beabsichtigt, und als er den Eingang einer engen Straße betrat, wurde er plötzlich vom andern Ende her durch wildes Geschrei und Lärm aufmerksam gemacht.

»Mordbrenner! Mordbrenner!« heulte die Menge, die tobend von dem andern Ende der Straße daher kam – »werft die englischen Hunde ins Feuer!« Zwei Männer flogen die Straße daher, verfolgt von dem rasenden Pöbel. Der eine, ein kurzer, dicker Mann, schien genau mit den Lokalitäten bekannt, denn er sprang in einen zur Seite sich öffnenden Durchgang und war damit glücklich der Verfolgung und der Gefahr entgangen; der andere – behender und etwas voran – blieb einen Augenblick stehen, sich nach seinem Gefährten umzusehen, aber schon die kurze Verzögerung war ihm verderblich. Bevor er den Lauf wieder aufnehmen konnte, war ihm ein flinker Bursche voran und verrannte ihm den Weg, während mit wildem Triumphgeschrei der Haufe schon dicht hinter ihm war. Der Mann schien zu wissen, daß er, ob schuldig oder nicht, von diesen Gegnern keine Schonung zu erwarten habe, denn er warf sich jetzt blitzschnell mit dem Rücken an die Häuserwand, wickelte den Mantel, den er trug, um den Arm, und der Feuerschein, der selbst die enge Gasse fast mit Tageshelle erleuchtete, spiegelte sich in dem matten Glanz eines langen Messers, das seine Rechte schwang.

»Heran, Schurken, wenn Ihr es wagt, den einzelnen anzugreifen,« rief der Fremde in englischer Sprache. »Aber seid versichert, daß ich mein Leben teuer verkaufen werde!«

Es war etwas in der kühnen Wehrstellung des Bedrohten, in der Gefahr des Einzelnen gegen die Menge, was den ritterlichen Sinn des Barons anregte. Außerdem, so fern er stand, und so unsicher und schwankend die Beleuchtung der Feuersbrunst war, schien ihm die Gestalt und Haltung des Fremden bekannt, und er eilte auf alle Gefahr herbei, ihn gegen die Menge zu unterstützen.

Aber ehe er den dichten, tobenden Kreis zu durchbrechen vermochte, war ein junger Matrose vorgesprungen, hatte sich in Boxerpositur dem Fremden gegenüber geworfen, einen verstellten Angriff gemacht, und als dieser Hand und Klinge zum Stoß erhob, ihn mit einem raschen Sprung unterlaufen, seinen Arm erfaßt und das Messer ihm entwunden, das er weit fortschleuderte. Im nächsten Augenblick war der Unglückliche von der Menge gepackt, die sich wie eine Lawine über ihn herwarf, ihn zu Boden riß und fortschleifte.

Der Baron drängte ihm nach bis zum Ende der Gasse, die sich rechts auf den Feuerherd des Hopfenmarktes und seiner Umgebung öffnete.

Die rauchenden, glühenden Massen der bereits am Mittag eingestürzten Nicolai-Kirche erhoben sich hier aus dem Meer von dampfenden Trümmern, ein ungeheurer Schmelzofen, aus dem noch immer haushoch die Flammen emporschossen.

»Ins Feuer mit ihm! Ins Feuer mit dem englischen Hund!« Hoch auf den Fäusten der Wütenden schwebte der Körper des Unglücklichen; der Feuerschein fiel deutlich auf das blasse, blutige Gesicht –

»Heilige Mutter Gottes! rette mich aus den Händen der Ketzer – –«

»Ein Papist! ein Papist! in das Kirchenfeuer mit dem irischen Hund!«

Aber der Baron hatte den Irrtum der Menge bereits erkannt, und der in Todesangst in der Sprache der Kindheit ausgestoßene Ruf: » Auxilio! Auxilio!« überzeugte ihn mit der Schnelle des Gedankens.

Einen Augenblick überkam ihn die Idee, daß er nur geschehen zu lassen brauche, was das Schicksal selbst über seinen Gegner verhängt und, daß eine kurze Zögerung ihn von der drohenden Gefahr für immer befreien, jeden Verrat verhindern werde, daß jenes Leben, das sich so undankbar gegen ihn gekehrt, eigentlich sein Eigentum sei, mit der Gefahr des eigenen gerettet aus Sturm und Wogen, aber schon der nächste Moment ließ ihn in ritterlichem Gefühl die Lockung verwerfen, und er stürzte sich mit übermenschlicher Kraft in das Gewühl, stieß die Nächsten zur Seite und erreichte das unglückliche Opfer in dem Augenblick, als es hineingeschleudert werden sollte in den glühenden Krater eines brennenden Gewölbes.

»Wahnsinnige – was wollt Ihr thun? Dieser Mann ist kein Engländer! Ich kenne ihn, er ist erst seit wenigen Tagen in Hamburg!«

Er hielt den Spanier fest, der kraftlos an ihm niedersank, und deckte ihn mit seinem Leibe gegen die drohend erhobenen Fäuste.

»Wer ist der Bursche? Was mengt er sich hinein? Ein Spießgeselle von ihm! nieder mit allen beiden!«

Matrosenmesser blitzten in den Fäusten, Knüppel und Steine erhoben sich, der Baron sah sich selbst verloren und wollte dennoch von dem Gefährdeten nicht weichen, als plötzlich einer der Hauptschreier und Gewaltthätigen vor ihn sprang und den Hut durch die Luft schwang:

» Stop, Kameraden! Das ist die brave Landratte, von der ich Euch erzählt, und der Düwel soll mich kielholen, wenn ich nicht glaube, wir trecken ein falsch' Tau!«

Der Baron reichte ihm die Hand. »Tom, mein wackerer Bursche, hilf mir diesen Unglücklichen fortbringen: es ist der Spanier, den wir von dem Wrack gerettet!«

»Blitzen! es ist wahr, Sir, die Kleidung und die Nacht machten mich irre! Warum lief der Narr mit dem andern wie besessen davon, als wir ihn anriefen in dem Gang des brennenden Hauses! Zurück, Kameraden, der Bursch ist kein Engländer, ich kenn' ihn jetzt und bürge für ihn!«

Aber die aufgeregte Menge, aus Matrosen, Hafenarbeitern, Gesellen und dem niedrigsten Pöbel beiderlei Geschlechts bestehend, war nicht so leicht geneigt, sich ihr Opfer entreißen zu lassen, »'s ist ein Mordbrenner! ins Feuer mit ihm und mit dem, der ihm hilft!«

Ein Norweger, ein Kerl von hagerer, riesig großer Gestalt, langte über die Köpfe der Menge weg. »'s ist ein verfluchter Papist! ein katholischer Hund! er selbst hat's gestanden. Mach' Dich auf die Beine, Helgoländer, oder – Schock Millionen Teufel! ich will Dich Deine eigenen Beißer verschlucken lassen!«

»Wenn Du's denn nicht anders willst! komm heran, Lümmel!« Der Jungmatrose warf den rechten Fuß und die Fäuste vor und stand in kunstgerechter Boxerstellung.

»Hurra! 'nen ehrlichen Faustkampf! Platz für ne richtige Kullation!« Die Menge heulte vor Vergnügen und schob den Skandinavier in den Kreis.

Da rasselten die Trommeln, nahender Kommandoruf erklang! »Auseinander, Männer! Im Namen des Gesetzes! Fällts Gewehr! vorwärts! Marsch!« Gellendes Pfeifen und Hohngeschrei empfing die anrückende Patrouille der Bürgerwache, die Master Boltmann eilig mit dem Bericht eines Mordes herbeigerufen. Der Haufe stob auseinander, denn bereits waren mehrere ähnliche wüste Fälle vorgekommen, und das Militär hatte Ordre erhalten, mit aller Strenge von den Waffen Gebrauch zu machen. Der lange Norweger, ehe er dem Gesindel folgte, wandte sich tückisch um, zog das Matrosenmesser aus der Lederscheide an seiner Seite und wog es, den Mittelfinger am Knopf auf der Fläche der rechten Hand, um es mit dem bekannten Kunstgriff nach dem Spanier zu schleudern; aber ein sicherer Boxerschlag des Jungmatrosen traf ihn, ehe er die mörderische Absicht ausführen konnte, auf das linke Auge, daß er, so lang wie er war, aufs Pflaster fiel.

»Gau, Sir!« mahnte Tom. »Laßt uns den Mann in Sicherheit bringen, ehe die Bursche zurückkommen, oder gar die Grünfinken uns ins Loch stecken und ins Verhör nehmen!« Er hatte den Spanier bereits emporgerichtet, der Baron half – durch die Menge drängte sich der im hellen Flammenschein allen wohlbekannte Schiffsmakler herbei. »Barmherziger Gott! Señor, wie seh'n Sie aus? Hierher! hierher, Leute, in diese Gasse und über die Brücke, dort wird er in Sicherheit sein!«

Mehrere Personen griffen zu; aber ehe sie noch den Kanal zwischen der Bäcker- und Reichenstraße überschritten, fühlte sich der Jesuit wieder kräftig genug, um selbst zu gehen, und nahm den Arm des Master Boltmann, während die Helfer sich nach und nach verloren. Der Baron blieb an seiner Seite, Tom, der Jungmatrose, folgte.

Am Platz des Johanneums blieb der Pater Antonio stehen. Er hatte das Blut von seinem bleichen Gesicht gewischt und schaute jetzt wieder mit dem frühern finstern und entschlossenen Blick um sich.

»Bis hierher, Don Felicio, und nicht weiter,« sagte er mit bestimmtem Tone in spanischer Sprache. »Unsere Wege gehen auseinander – Sie wissen es. Haben Sie Ihren Entschluß gefaßt?«

»Er ist es! ich füge mich Ihrer Forderung – wenn nicht – –« der Kavalier stockte.

»Wenn nicht der Umstand, daß Sie mir zum zweitenmal das Leben gerettet, mein Schweigen erkaufen und mich zum Mitschuldigen Ihres Vergehens machen sollte,« vollendete mit Hohn der Jesuit den Satz. »Sie irren, Señor Principe. Wenn Sie diesen elenden Körper aus den Flammen gerettet, wie Sie es aus den Wogen gethan, so waren Sie bloß das Werkzeug der Heiligen, und denen allein bin ich Dank schuldig durch Gebet, nicht durch Teilnahme an einem Frevel, für den die heilige Kirche Sühnung fordert. Sie geloben mit Ihrem fürstlichen Ehrenwort, tot zu sein für jene, bis der Tod Sie befreit?«

Der Baron beugte finster sein Haupt. »Ich gelobe es – um meines Weibes, um meines Kindes willen!«

Er sah nicht den höhnischen, spöttischen Blick, den der Pfaffe auf ihn warf. Dann trat der Jesuit dicht zu ihm heran. »Ihr Kind, Fürst? Suchen Sie am Ufer des Manzanares, unter dem Himmel Spaniens, nicht auf der Insel des eisigen Nordmeers den rechtmäßigen Erben Ihres Namens, das Kind Ihrer Gattin!«

Der Baron faßte seinen Arm. »Was sagen Sie da – mein Kind?«

»Das Kind Ximenas, Ihr rechtmäßiger Sohn, die Frucht der verbrecherischen Nacht in Azcoitia, für die ich Sie hasse bis über das Grab hinaus!«

»Mein Sohn! mein Sohn! wo ist er? – wo find' ich ihn?«

Der Jesuit lachte grell auf. »Niemals! Der Herr hat gesagt, daß die Sünden der Väter gerächt werden bis ins dritte und vierte Glied – möge der Gedanke, daß Ihr Sohn dem Jünger von San Loyola Bürge seiner Rache ist, Ihr stolzes Haupt darnieder halten! Fluch dem Blute, das ihn geboren, und wehe ihm und Ihnen, wenn Sie es wagen, dem Gebot der Kirche ungehorsam zu werden!«

»Undankbarer!«

»Dank? – wissen Sie denn nicht, daß dem Hassenden eine Wohlthat auflegen den Haß verdoppeln heißt? Der Mönch hat dem Kavalier seine Schuld bezahlt – das erste Mal mit der Sühne einer Todsünde, das zweite Mal mit der Kunde vom Dasein des Sohnes! Suchen Sie ihn auf der weiten Erde! aber mein Auge wird über Ihnen sein, und nochmals: Wehe Ihnen und ihm, wenn Sie es wagen, Ihren Schwur zu brechen!«

Er riß den Makler mit sich zurück in den Schatten der Häuser. Ehe der Kavalier sich von dem Eindruck und der Bestürzung, welche der Ausbruch dieses tödlichen Hasses machen mußte, zu energischem Entschluß aufgerafft, waren beide verschwunden.

Sein Blut, sein Leben hätte er sicher willig gegeben, wenn er das kurze, spottende Lachen gehört, mit dem der Jesuit atemlos nach der raschen Flucht in dem dunklen Schatten der Jacobi-Kirche stehen blieb.

»Der Thor!« murmelte er; »wie wenig kannte er die Liebe Ximenens, daß er wähnen kann, sie würde ein gebrochenes Herz überleben! – ich bin fertig mit ihm – möge er das Gift in der Seele tragen, sein Glück ist gestört, was kümmert mich sein Dasein! An seinem Fleisch und Blut wird mein Haß fortleben! Jetzt, Señor Boltmann,« wandte er sich in deutscher Sprache und verändertem Ton an den Makler, »ist das kleine Privatgeschäft, das mir der Zufall in den Weg geworfen, beendet, und ich gehöre wieder Ihnen und unserer Mission. Lassen Sie uns meine Abreise so schnell wie möglich vorbereiten!«


Die Hand des ehrlichen, biederherzigen Jungmatrosen berührte den Aristokraten. »Nichts für ungut, Sir, ich versteh' kein Spagnolsch, aber ich glaube, der Kerl ist doch ein Schurke! Soll ich ihm nach und ihn zurückhol'n, daß wir ihn noch ins Feuer schmeißen?«

Der Baron erwachte aus seiner Betäubung. »Wann segelst Du, Tom?«

»Übermorgen, Sir – das Schiff liegt in Cuxhaven und ich bin mit dem Kap'tän nur herübergekommen, zu hören, wie's stand!«

»Leb' wohl, Mann! Kehr' glücklich zurück und freie Dein Mädchen! Leb' wohl, Freund, und denk' an mich!« Die schwere Börse lag in der Hand des jungen Mannes, als der Kavalier sie krampfhaft preßte; dann schritt er eilig hinweg, zurück nach der Brandstätte.


Der Hamburger Korrespondent vom 30. Mai enthielt unter seinen Inseraten folgende »Bitte«:

»Alle, die über die Person des Baron von Rheinsberg, wohnend seither in Helgoland und während des großen Brandes in Hamburg anwesend, eine Auskunft zu geben vermögen, werden dringend ersucht, seiner betrübten Gattin und Schwiegermutter, Helgoland, Hotel Schwarz, davon Mitteilung zu machen. Der Baron wurde zuletzt am Abend des 5ten in der Nähe der Brandstätte aus dem Jungfernstieg von Freunden gesehen und gesprochen, und ist wahrscheinlich in derselben Nacht noch verunglückt, da seitdem jede Nachricht von ihm fehlt.«



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