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Nach den Exequien hatte Frau Sigbritte ihre Tochter und das Kind mit nach Kopenhagen genommen, wo sie ein großes, prachtvoll geschmücktes und schön gelegenes Haus am Hafen bezogen, das ihr der nunmehrige König Christian II. geschenkt. Frau Sigbritte trat nun gleichsam als Königin Mutter auf, denn Christian verweilte mehr bei ihr als im Schlosse, und selbst die Minister und Reichsräthe, Couriere und Hilfebegehrenden mußten ihn bei ihr suchen und warten, bis es ihr gefällig war, sie einzulassen; und es hing von ihr ab, wen sie vorlassen und wen sie abweisen wollte. Sie entwickelte dabei ein Talent, wie man es nur in einem Weibe suchen und finden kann. Sie hörte die Vernünftigen an und aus, so gut wie die Schwindelmacher, selbst die Goldmacher, und wer ihr irgend Etwas vorschlug, was dem uralten hochedeln Volke der Dänen und ihrem großherzigen Könige zum Nutzen gereichen konnte, der war ihr angenehm und wurde eingewiesen als gehendes oder treibendes Rad in der Mühle des Staates. Denn voll von den Vorzügen ihres Vaterlandes, Holland, wollte sie Dänemark auf dieselbe Höhe des Handels, der Schifffahrt, des Vermögens, selbst der Reinlichkeit und des vortrefflichen Käses bringen; und ein schlauer Bauer, der ihr einen mühlsteingroßen echten holländischen Käse betrugsweise als einen von ihm gemachten dänischen Käse verehrte, wurde in den Adelstand erhoben, und der Käse zerstückt an die vornehmsten besten Landwirthe als Ehrengeschenk vertheilt – zur Nacheiferung. Ihr Hauptgedanke aber war die Vereinigung der drei Königreiche, schon Eins in der alten Fabelzeit der Götter, und, ihrer Meinung nach, nur in der Meinung durch Gewalt trennbar, nie in der Sache, der Wahrheit und dem Volke. Im Bunde mit dem Bischof Erik von Walkendorp, der wieder von Rom aus geleitet ward, suchte sie Großes auszuführen und legte es an. Und ihr Schwiegersohn Christian, wie sie ihn nannte, und wie er es der Natur nach war, übertraf alle Erwartungen von einem heldenmüthigen König. Denn er nannte sie Mutter und war ganz der Mann, ein unbeschränktes Königthum einzuführen, wie nur Thor oder irgend ein anderer alter Gott in dem Reiche geherrscht. Sein durchdringender Geist, sein unbezwinglicher Muth, sein Feuer, seine Erfahrung und Kenntniß des Krieges, selbst sein Stolz und Hochmuth, der ihm aus seiner Gemüthsart sowohl, als aus dem Bewußtsein der eigenen Kraft und Einsicht kam, schienen ihr Bürgen für ihr Unternehmen, das Volk von den Reichen und Reichsständen frei, reich, durch seine Thaten berühmt und groß zu machen. Der König fühlte die Macht, die für ihn bereit in dem armen gedrückten Volke lag; er fühlte so glühend und stark das Rechte, was er mit diesem Wirken thue, daß er eine unauslöschliche Zuneigung auf Sigbritte warf, die ihr um so leichter zu erwerben und festzuhalten war, da er ihre Tochter Düvecke, sein armes Täubchen, so heftig und rücksichtslos liebte, und mit dem noch liebevollen Auge nun auch die Mutter nur noch dankbarer ansah.
Aus allen diesen Gründen nahm sie auf ihre Tochter nur wenig oder gar keine Rücksicht. Sie konnte und sollte Königin sein in der That, wenn auch nicht dem Namen nach. Düvecke aber war seit der Entdeckung, wie ungeheuer sie betrogen worden, im Herzen todt. Sie war Eine von jenen Millionen Menschen, die ihr Leben verfehlt, ihr reines Herz voll unabwerflicher Schuld empfinden, und nur fortzuleben scheinen, weil sie nicht sterben und antheillose Zuschauer der Welt und ihres eigenen Daseins sind. Der dem Volke und ihr verhaßte Herzog war ihr Geliebter, oder ... ihr Geliebter hatte sie schändlich betrogen; sie also nicht, oder doch nicht recht geliebt, denn er hatte sie nicht geehrt. Diese Entehrung empfand sie mit der Schärfe und Klarheit, der Stärke und Reinheit eines jeden jungfräulichen Wesens, das die Natur gebildet und ihm höhere Ansprüche, größere Ehren angeboren, als ein vergänglicher König ihr geben, geben lassen oder vorspiegeln konnte. Ihr Spiegel war der reine blaue Himmel, in welchem ein Gott wohnt, vor welchem alle Kreatur nur Kreatur ist; – und Ueberlistung ärgert ein jedes Weib; auch würde es bei der Fülle von Gütern unzählig mehr Glückliche geben, wenn die Menschen nicht einem Zustande widerständen, den sie nicht herbeigewünscht und geschaffen haben.
Torbern kam nun seines Herrn wegen oft in Düvecke's Haus. Er sah sie betrübt; und der gute Mann suchte ihr doch einige Zufriedenheit mehr mit ihrer Lage dadurch zu verschaffen, daß sie als Gegenstück zu ihrem falschen Faaburg den wahren Faaburg sähe, und sich denken könne, wie noch elender sie mit diesem geworden wäre! Daher führte er eines Tages den Geheimschreiber Hans Faaburg mit zu ihr, einen lächerlich großen Mann, geizig und falsch, niedriger Herkunft und schlechter Denkungsart, dabei eitel und äußerst verliebt. Als er die schöne Düvecke mit unterdrücktem Seufzen anschmachtete – lachte sie seit langer Zeit zum ersten Mal. Dieser wahre Hans Faaburg lächelte nur; aber er war nun ihr Feind auf ewig.
Keine Erfahrung ist, bis auf die wenigen Ausnahmen, sicherer, als daß die nächsten Diener, oft selber die Günstlinge der Großen, heimlich die größten Feinde und Verächter derselben sind. Denn nur um ihren Leidenschaften zu dienen, dienen sie und halten Jahre lang aus auf solchen lästigen Stellen. So brachte denn der wahre Hans Faaburg, auch ein Günstling, der seinen Herrn kannte, bei einigen unzufriedenen Ständen, die Frau Sigbritte nicht höher befördert, nicht angestellt, nicht einmal vorgeschlagen oder empfohlen, vielleicht sogar in der Kälte stundenlang hatte warten lassen – eine gefährliche Zeit, die des Wartens, worin mancher Groll und manches Böse im Gemüth auftaucht, mancher Racheplan gesponnen wird – bei diesen brachte er die Heirath des Königs wieder in Anregung, welche der Vater desselben schon vorbereitet. Die Abhängigen und Gefälligen hielten dies für ein Wort von oben – dem sogenannten »oben« – herab, das von ihrem Hauch belebt werden mußte; die Freien und Widerstrebenden ergriffen die Verheirathung als eine Erlösung von der sie unterdrückenden Sigbritte und von der Schmach seiner Verbindung mit Düvecke. Aus Staatsgründen ward sie dem Herrn vorgestellt – und wider Erwartung willigte er ein. Denn wie man eine Heirath an die linke Hand kennt, welche einem Weibe alle natürlichen Rechte des Weibes auf den Mann gönnt und ihr und ihren Kindern alle Ansprüche auf gleichen Rang und gleiches Erbe versagt, so wollte Christian im Gegentheil seine Gemahlin sich gleichsam nur an den Thron antrauen lassen, ihr alle Ansprüche einer Königin gönnen, aber alle Rechte eines Weibes versagen. Er wollte also heirathen, wie wohl Jemand, der sich durch das Band der Ehe nicht für gebunden halten will, und ein Weib haben – als habe er kein Weib.
Frau Sigbritte war wiederum gegen seine Erwartung hocherfreut über sein leises Aushorchen, was sie dazu sagen werde; denn die Braut war die sehr junge aber auch sehr schöne Isabella, des Erzherzogs Philipp von Oesterreich und Königs von Castilien zweite Tochter, eine mit allen Gaben der Natur und allen Vortheilen der Erziehung und dem vortrefflichsten Herzen ausgestattete Jungfrau, eine Schwester des burgundischen Herzogs Karl, des nachherigen Herrn des Königreiches Spanien und des deutschen Kaiserthums. Isabella war also ihre Landsmännin und ihr lieber als jegliche Andere der vielen heirathbaren Prinzessinnen, deren jede Zeit mehr aufblühen läßt, als Früchte tragen.
Düvecke erröthete über die Worte, die sie hörte; dann war sie innerlich froh, hoffte ihre Erlösung, und fiel dem König schweigend zu Füßen.
Und so sandte der König aus dem ihm eigenen Hohn nun Erik von Walkendorp, nunmehrigen Erzbischof von Drontheim, mit dem Reichshofmeister Magnus Göe nach Brüssel, um ihm seine Braut Isabella zu holen, welche ihm sein Oheim, der Churfürst Johann Friedrich von Sachsen, bei dem Großvater derselben, dem Kaiser Maximilian I., geworben und einen Brautschatz von zweimal hundert und fünfzigtausend Goldgulden bedungen.
Die junge Isabella war dem Reichshofmeister Magnus angetraut worden; jetzt brachte sie der Erzbischof Erik zur See.
Das Schiff mit der aufgesteckten königlichen Flagge war schon zu Huidöer bei Kopenhagen bemerkt worden, als sich ein plötzlicher furchtbarer Sturm erhob, der dem am Ufer zusammengelaufenen Volke heut doppelte Angst machte, weil eine Königin wahrscheinlich im Sturme umkommen sollte, und zwar eine, die sie noch nicht gesehen; denn die Weiber ächzten: »wenn wir sie nur erst gesehen hätten!« Die Gefahr aber war in der That so groß, daß das Schiff, ängstliche Zeichen von sich gebend, bis gegen die Nacht hin draußen auf den hohen schäumenden tosenden Wogen und heulenden Stürmen gehalten wurde. Ja, die erfahrensten Schiffer und Fischer schlugen jede Belohnung, selbst dem Könige aus, der die Männer gewaltsam in die Boote trug, und darin anband. Zwei solcher gepreßten Retter gingen nahe vom Ufer selbst rettungslos unter, und ihre Leichen kamen mit Holz und Brettern und Schaum und Trümmern vermischt, und in langes, grünes Meergras gewickelt ans Ufer getrieben, wo ihre Frauen und Kinder aus Furcht vor der Gegenwart des Königs zwar laut schrieen und weinten, und die Todten in ihre Hütten trugen, aber ohne ein Wort – bis dahin – zu reden.
Da, schon in sinkender Nacht, kaufte Torbern Oxe die drei nächsten Hütten am Ufer, bezahlte alles, was die Leute darin hatten, doppelt und dreifach, und zündete sie der Erlöserin seiner Geliebten als drei Leuchtthürme an, die breiter, heller und höher und weiter hinausleuchteten in die wüste grausende Nacht als dreißig Leuchtthürme. So war das Schiff denn wieder zu sehen und sahe; denn es lag ein purpurrother ruhiger Schein, wie ein göttliches Oel aus der Sonnenblume der Sonne gepreßt, auf der göttlichen See hinausgegossen, und der purpurrothe ruhige Schein richtete sich an den schwarzen, gethürmten und wieder zerrissenen Wolken auf, und schien sie zu besänftigen, und die Nacht schien sich zu schämen wie vor dem, dem Mohnöl gleichen beruhigenden und milden Lichte des blutroth aufgehenden Mondes. Aber dem war nicht so. Man hörte jetzt die hohlen, aus Sprachröhren herbrausenden, wie aus Beryllus Ochsenkehlen kläglich erschallenden Stimmen der Hülferufenden. Der König wollte ohne Weiteres noch die entfernteren Hütten selbst mit einem ergriffenen Brande anzünden; aber so widerstanden ihm die Leute mit Fischhaken, Stecheisen und Aexten, und glaubten auf seine Worte nicht, daß er der König sei, weil er so eigenmächtig und ungerecht handeln wolle. Er durfte nicht, und mußte sich bequemen. Die gekauften Hütten waren niedergebrannt, und die Gefahr war aufs Höchste gestiegen. Da trat Düvecke zu Torbern bei Seite und sprach zu ihm, indem sie seine Hand an ihren Busen drückte: »Torbern! lieber Torbern! Alles kann sich zu meinem und also zu Eurem Besten ändern – wenn Ihr die Königin rettet!«
Er stöhnte schwer und tief, zog seine Hand von dem Feuerheerde der Liebe zurück, aber ging zu den Männern; und kurze Zeit darauf fuhr er nach dem Schiffe hinaus, und Düvecke weinte ihm nach und warf sich an die Erde und betete.
Alles ward finster. Es war nicht auszuwarten. Niemand kam bis nach Mitternacht, verzweifelnd ging sie zu Bett. Aber am Morgen sah sie das zerrissene und beschädigte Schiff am Ufer und hörte, die Königin sei am Lande. Sie eilte zu Torbern, ihm zu danken.
Aber er schlief und schlief den ganzen Tag; am folgenden war er mit König und Königin fort nach Kopenhagen.
Düvecke wollte nun gehen, hinweg nach Obslo, Bergen oder nach Holland; aber die Mutter bedeutete sie, und Düvecke schwieg schon seit jener Entdeckung ihres Betrogenseins zu Allem, was ihre Mutter befahl. Wie Hippolyt gegen seinen Vater Theseus die Schuld seiner Mutter verschwieg, ihre Schuld auf sich nahm und lieber in einem falschen, ihm verderblichen Lichte erschien, als dem Vater die Augen der Seele aufzuthun, daß er offen und klar schaute wie er betrogen werde; so wollte Düvecke ihrer Mutter durch keine Sylbe, durch keine Klage merken lassen, wie schwer sie die eigene Tochter betrogen. Der König hielt überhaupt wenig oder nichts von Pracht, Aufwand für Kleidung, äußere Dinge und Feierlichkeiten, und so war die Hochzeit der armen Isabella fast armselig und freudelos.
Der König, Düvecke's treuer Beschützer und Freund, hatte sich zeitig vom Feste zurückgezogen, als seine junge Gemahlin Isabella ins Brautgemach mit den Wachsfackeln geleuchtet war, und saß bis nach Mitternacht bei seiner geliebten Düvecke. Er bekam den Einfall, ihr die schlafende junge Frau Jungfrau zu zeigen; und ohne Weigerung ging sie mit ihm, um auch das zu sehen und zu erfahren.
Erst ließ er sie den Mahlschatz besehen, den er erhalten, und schenkte ihr alles Schönste davon, was sie nur etwa freundlich oder neugierig angesehen; denn sie begehrte nichts. Dann erkundigte er sich, ob die Königin schliefe, und als ihre Kammerfrau auf seinen Befehl noch einmal leise nachgesehen, sich davon überzeugt und ihn darüber versichert hatte, hieß er sie sich entfernen, rief seine Düvecke leise, und zog sie heimlich bis hin vor das Bett der reizenden, fein weiß und lieblich gekleideten Schläferin, die den Myrtenkranz noch im Haar trug und die Hände vom Nachtgebet noch auf der purpurnen Decke gefaltet liegen hatte, und lächelnd ruhig schlief.
»Ist sie schön?« fragte er.
»Himmlisch!« sprach sie, und hatte desgleichen die Hände gefaltet.
»Sie ist auch gut und geduldig, und liebt mich ... unsäglich;« sprach er wieder.
Düvecke schwieg, denn ihre Seele fand das Letzte unmöglich, und sagte nur: »Dann ist sie unglücklich! Doch ein Engel an Unschuld und Güte und Duldung ist immer glücklich.«
»Sei Du mir nur glücklich!« sprach er. »Sie ruht hier gut, und ich will sie ehren! doch lieben nur Dich! Sei Du nur mein! So lange Du mein bist, bleibt sie die Königin der Jungfrauen.«
Er zog sie an sich. Dabei mochte der Schein der Lichter vom Armleuchter auf das Gesicht der königlichen Schläferin gefallen sein. Ihre Wimpern zuckten, und ehe sie noch die Augen aufschlug, löschte er die Lichter aus. Sie setzte sich auf im Bett, sie sah die glimmenden Punkte der Dochte, sie hörte leise Gestalten sich rasch und raschelnd entfernen; zwischen Traum und Wachen schrie sie Hilfe, und Düvecke weinte draußen im Dunkel die bittersten Thränen.
Im Hause der Frau Sigbritte fanden sie noch den Erzbischof von Drontheim, Erik von Walkendorp, Torbern von Oxe und Hans Faaburg. Der Erzbischof hatte vom Herzog Karl in Brüssel einen geheimen Auftrag an den König, seinen Schwager, erhalten und sollte ihn jetzt vor allen Anwesenden ihm sagen.
Der Erzbischof entschuldigte sich nach langen Umschweifen damit, daß der Auftrag Frau Sigbritte und ihre Tochter betreffe, und er also ihn unmöglich hier ......
Aber der König befahl gerade vor diesen Alles zu sagen, denn er wolle kein Geheimniß wissen, das sie beträfe, damit er doch vor Jemand aufrichtig und wahrhaft erscheine.
Nun war der Erzbischof in jener Sturmnacht in der vielstündigen Todesgefahr bekehrt worden. So wenig sonst auf Bekehrungen zu halten ist, welche ihren Grund in Angst und Noth haben, denn sie gehen mit diesen vorüber; so war diese nicht aus Furcht vor dem Tode entstanden, sondern im Anblick des Todes hatte der in die Verwirrungen des Lebens gerissene und mannigfach darein verflochtene Mann endlich einmal wieder, wie in seiner Jugend, die wahren Güter des Lebens von seiner Spreu gesichtet; er hatte das Gute als dauernd und bleibend erkannt, das heißt: das Dauernde und Bleibende als gut, und das Unzusammenhängende, Abgerissene, nichts wieder Hervorbringende als bös. Darum schloß er jetzt vor dem König und Düvecke aus Scham wohl die Augen, aber er sprach darum nur desto freier von der Schmach seiner Verbindung mit ihr – »wie der Herzog Karl meint« – davon, daß den meisten Menschen ihr Glück und Unglück schon durch die meisten Menschen lange vorher bereitet sei, und daß sie nur kommen dürfen und in ihren Kreis treten, um es gleichsam einzuernten – als z. B. die Königin Isabella ... »wie der Herzog Karl meint« – er wiederholte, wie er es nannte, daß der Mensch nicht doppelt sein müsse, das heißt, nicht ein Schein des Guten und Schönen nach Außen für Andere, und ein wahres Lastergeheimniß für sich – »wie der Herzog Karl meint« – daß es aber aller Schmach die Krone aufsetze, wenn der Mensch, gedrückt von der Empfindung seines Doppeltseins, nun meine, aufrichtig zu werden, seine Schandthaten erzähle, belache und ein guter Sünder geworden zu sein wähne, wenn er ein scheuloser Schelm sei – »wie der Herzog Karl meint« – daß aber ein Mädchen wissentlich sündlichen Verkehr fortsetze, wenn ihr Galan ein Mann geworden und sein Weib ....
»Genug, Herr Erzbischof!« lachte der König. »Sprecht nicht länger gegen Euch selbst; denn Ihr habt Düvecke's Schönheit zuerst erkannt und mich hingeführt! Gegen mich mochtet Ihr sprechen, denn ich weiß, warum Ihr das thut, und ich erlaube hiermit, um für meine Sünden Ablaß zu erhalten, daß der päpstliche Legat Archembold dem Volke für seine Sünden Ablaß verkaufen darf, damit Euer Peter in Rom endlich einmal fertig, und Alles und Jedes von dem colossalen Weltspectakel gegossen, gemalt und von Steinen erbaut wird – aus der weisen Absicht der Vorsehung: damit Alles recht sichtbar und die Menschheit überzeugend auch einfallen kann. Doch soll er hier meiner Düvecke eilfhundert Gülden davon schenken; und gegen sie zu reden, will ich hier männiglich widerrathen haben! – ›wie der König meint!‹ –«