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Göttliche Komödie in Rom.
Sinnwort:
Die Macht des Dreiecks hat zerstört die Macht der Thoren,
Das kleine Dreieck hat die große Welt geboren.
Giordano Bruno, seiner uralten einfachen Lehre vom selbstallgegenwärtigen Gott wegen, in allen Landen von der römischen Geistlichkeit verfolgt, hat sich still nach Padua zurückgezogen, wo sein jüngerer Freund Galilei ihm Schüler zuweiset, indem er blutarm bei der Wittwe Contarini lebt, deren Tochter Vanina er erzieht, und die ihn liebt. Jetzt nicht mehr wider die Welt streitend, sondern nur gegen das falsche Princip voll ruhiger Weisheit lehrend, haben ihn doch zu gräßliche Schandthaten von Priestern zu einem lauten Urtheil hingerissen, wodurch er seinem Jugendfreunde und vormaligen Mitmönch Torquato Vieta sich verräth, da derselbe jetzt unter dem Namen Arrigoni sich in Venedig verheirathet hat, und Familiar bei der Inquisition geworden ist. Jetzt durch eine besondere Belohnung vom päpstlichen Nuntius, Matteï, verleitet, hat Vieta, um seine einzige arme Tochter Bruneletta damit nothdürftig auszustatten, seinen Freund Giordano nach Venedig gelockt, wo dieser einer Wirthin eine große Familien-Erbschaft heben, und heimlich sein Lustspiel aufführen sehen will. So führt ihn Torquato Vieta, in Venedig Arrigoni sich nennend, unter die Procuratieen, wo er von Dienern der Inquisition umstellt, ihn bewirthet. Bruno's intimer Freund, Lord Sidney, Fugger aus Augsburg, der Baron von Rittershausen, der Sachse Adami und sein Feind Schoppe, sitzen nicht weit von ihm. Er mischt sich nicht in den erregten religiösen Volksaufruhr; seine Schwester Camilla tritt ihn als Bettlerin an, und entdeckt ihm den Aufenthalt seiner Mutter Isabella, die als Jesuitin in Rom lebt, und ihre Enkelin Gemma als Freundin des Papstes. Torquato Vieta wird von seinem eigenen Schwiegersohn der Inquisition ausgeliefert. Dann Bruno selbst, dessen Freunde beschließen, ihn auf dem Wege nach Rom zu befreien. Vanina, die sich ersäufen wollen, flieht, jetzt reich, mit ihrer Mutter nach Candia. Torquato's Tochter, Bruneletta, hat ihren Verlobten ermordet. Bruno wird zu Schiffe nach Ancona gebracht, in Gesellschaft von Jesuiten und des Improvisators Quirino, der auf dem freien Meere den Schwank: Nettuno ora Nessuno, erzählt. Ein von den Freunden abgeschickter Begleiter, der zugleich einen Brief von Fugger an den Papst bringen soll, erleichtert ihm den sauren Gang nach Rom. Vor der Stadt wird ihre Wache zusammengehauen und Bruno befreit, der aber dennoch, um seine Mutter wiederzusehen, nach Rom geht, wo er seine Schwester als Leiche, und den Papst, den er aber nicht kennt, bei den Seinigen findet. Da ihn seine eigene Mutter jetzt verrathen, so übergiebt er sich selbst der Inquisition. Sein wahnsinniger Freund Torquato und dessen Tochter Bruneletta werden zu ihm in den Kerker gebracht, wo ein Spion ihnen beigegeben ist. Aber auch Vanina kommt, vor Sehnsucht, mit ihrer Mutter nach Rom, um auf irgend eine Weise in dem feilen Rom, wenn es sein muß, auf Kosten ihres ganzen Vermögens, ihren Freund zu retten. Sie haben den Improvisator in Ripa grande gefunden, in ihren Dienst genommen, und dieser Getreue vermittelt eine Bekanntschaft Vanina's mit dem künftigen weltlichen Richter des Giordano; und heimlich hat sie beschlossen, demselben für den Preis seiner menschlichen Bestrafung ihre Hand zu geben. In dem Kerker hat Giordano einen überaus weisen alten Juden gefunden, der, damit Israel nie sich bekehre, das Buch: »Israel's Gnüge« verfaßt hat, und dessen Sohn man in der Stadt die Todtentaufe gegeben, der aber wieder auferstanden ist. Ohne es zu wissen, hat Giordano auch den G. B. Cartesius bekehrt, der bei dem Papste es schlau vermittelt: daß Giordano erst zum großen Jubiläo anno 1600 den Fremden zum Schauspiel verbrannt werden soll. Er kann aber seine Tortur und Martern nicht hindern, welche Vanina in einem Traumgesicht wahrnimmt. So leidet er 100 Marterwochen, widerruft kein Wort, sondern treibt die Inquisitionsrichter durch Wahrheit und Weisheit fast zur Verzweiflung. Adami, der von seinen Reisen im Orient nach Rom gekommen, begegnet dem Schoppe, der ihm voll Freuden Giordano's Freisprechung erzählt; daß aber sein weltlicher Richter, der ihn wirklich entlassen wollen – ermordet worden sei, und ihn der neue Richter zum Feuertode verdammt habe. Adami berichtet das dem Lord Sidney, der es Vanina entdeckt, die endlich hoffnungslos, ihren Freund noch – für Geld – im Kerker besucht, wo er sie tröstet und stärkt. Dann wohnt sie dem Autodafé im Hause der Mutter Giordano's bei. Die Mutter wird wahnsinnig über die Schandthaten an ihrem Sohn, ermordet das Schandkind ihrer Tochter Gemma, und erwürgt sich selbst. Vanina bringt eine gefährliche Nacht im Ghetto der Juden zu, da sie selbst der Inquisition verrathen ist; als ihr aber der Improvisator die Asche ihres Giordano bringt, entflieht sie mit Lord Sidney nach England, wo die Königin Elisabeth sie zu sehen wünscht, und die Urne mit der Asche des Todten empfängt. Die Urne wird zur Lehr' und zum Abscheu in ihrem Vorzimmer aufgestellt; beschleunigt jedoch die darauf erfolgende radicale, aber zum Glück Englands fehlgeschlagene Pulververschwörung.