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Es wird Zeit, unsere freundlichen Leser, welche uns bis hierhin gefolgt sind, endlich näher mit der Erscheinung jenes Wesens bekannt zu machen, das ein eigenthümlich verschlungenes Schicksal so weit von seinem heimatlichen Gestade verschlagen und in eine Ferne gelockt hatte, wo es beinahe das Loos eines armen Schiffbrüchigen erfahren sollte, den der Sturm und die Woge auf einen Strand wirft, wo er unter fremden, feindlich blickenden Gestalten erwacht, die seine Sprache nicht verstehen. Wir sind gezwungen, zu diesem Ende etwas weiter auszuholen und ein Wort über Manuela's Herkunft und Vergangenheit vorauszusenden.
Das erste der Bilder, welches der spanische Nekromant vor Maximilian's Auge auftauchen ließ, hatte eine bestimmte Landschaft zum Hintergrunde, und diese Landschaft würde Der, welcher die Südküsten der pyrenäischen Halbinsel entlang wandert, unschwer wieder erkennen, sobald er den reizend liegenden kleinen Hafenort Motril, halbwegs ungefähr zwischen Almena und Malaga, erreicht hätte. In dem Bilde des Hohlspiegels war der zauberhafte Reiz jener Landschaft freilich nur sehr unvollkommen wiedergegeben. Das kleine weiße Landhaus auf der Höhe zur Rechten im Bilde beherrscht nicht allein den ungeheueren Gebirgszug, der den Hintergrund schloß und der die malerische Sierra de las Almijarras und den Theil der Sierra Nevada darstellte, welchen man die Alpujarras nennt; man übersieht von demselben Punkte aus nach der den Bergen entgegengesetzten Seite hin ein noch unendlich weiteres Panorama, das Thal des reißenden Guadalfeo und seine Mündungen nämlich, den ganzen üppigen, wie ein Tropenland prangenden Küstenstrich von Almunecar bis zum Cap Sacratif, und noch weiter nach Süden hin, leise zum Horizont aufsteigend, das stahlblaue mittelländische Meer.
Diese Besitzung, das Landhaus mit der berühmten Aussicht, gehörte noch vor etwa sieben bis acht Jahren einem bejahrten Edelmanne, dem wahren Typus eines alt castilianischen Hidalgo's, genannt Don Rafael Revenga y Santigosa. Don Rafael stammte, wie er behauptete, aus einer Nebenlinie jenes alten stolzen Hauses der Manrique, welches die Devise führte: Nos no desndemos de los reyes, sino los reyes descenden de nos, und damit ein so gesteigertes Selbstgefühl zur Schau trug, daß es selbst der Rohan hochmüthiges: Duc ne daigne, Roy ne puys, Rohan suys, verdunkelte. Unser Castilianer war Witwer, aber seine verstorbene Gemahlin hatte ihm, statt anderer Schätze, zwei begabte Kinder hinterlassen, zwei Gegenstände, welche nach seinem Stammbaume seinem Herzen am nächsten standen, einen Sohn und eine Tochter; und in der That, wie konnten sie anders als die Herzensfreude eines so würdigen alten Edelmannes sein – der schweigsame Trotzkopf Alonso, der sich täglich mit seinen Schulkameraden raufte und ihnen aufs boshafteste Löcher in den Schädel schlug, wenn sie die Ueberlegenheit seiner »Lignage« über alle Hidalgoschaft von Motril nicht anerkennen wollten oder seinen darauf gegründeten Herrschergelüsten sich zu beugen verweigerten: und die anmuthige Manuela, die fünfzehn Jahre jünger war als ihr Bruder, aber schon im zartesten Alter sich zu einer seltnen Schönheit zu entfalten versprach. Don Rafael sah im Geiste bereits die Blüthe der spanischen Grandezza, die Stammhalter aller Zweige des Hauses Manrique mit eingeschlossen, nächtlich vor seiner Villa Jalousien voll Liebesqual die Guitarre schlagen und zum Schlusse nach den girrenden Taubenliedern sich einander die Hälse brechen … natürlich ohne Dank für das Eine wie das Andere, denn sein edler Sohn Alonso war ja da – so wachsam und eifrig, seines Hauses und seiner Schwester Ehre zu hüten, wie nur je der berühmte Don Gutierre Alsonso Solis, der »blutige Arzt seiner eigenen Ehre«.
Manuela hielt, was sie versprochen; das junge Mädchen blühte zu einer so schlanken, blumenhaften Gestalt auf, die frischen rosigen Züge hatten etwas so hinreißend Anmuthiges, daß auf sie die sagenhaften Schönheiten der Alhambra-Märchen hätten eifersüchtig werden können, und daß ein Strahl der großen Mohrenzeit, ein Klang wie Zaraya oder Lindaraxa mit ihr in die schwermuthsvolle Gegenwart des schönen Boabdil-Erbes gefallen schien. Daß jedoch deshalb das Thal des Guadalfeo und die Heerstraße von Velez Malaga nach Motril sich mit dem jungen Nachwuchs der spanischen Grandenschaft in höherem Maße als früher bevölkert hätten, ist zu keiner Zeit wahrgenommen worden; und Don Rafael Revenga würde vor seinem Ende ein gutes Theil seiner Hoffnungen auf den durch eine hohe Alliance wieder auflebenden Glanz seines Hauses haben schwinden sehen, wenn er nicht vorgezogen hätte, noch bevor Manuela ganz erwachsen war, diese aus den Fugen gehende, den Vilanos zugefallene Welt schweigend zu verlassen und sich zu seinen klügeren Vätern zu versammeln, welche vor ihm den weisen Entschluß gefaßt hatten, sich vor den Rücksichtslosigkeiten einer plebejisch gewordenen Gesellschaft und weiteren Verkennungen ihrer Würde in das unerschütterliche Otium cum dignitate ihres wappengeschmückten Erbbegräbnisses zurück zu ziehen.
An des Vaters Stelle, Manuela gegenüber, trat der Bruder, und Don Alonso nahm die Ausübung der Prärogativen, welche die väterliche Gewalt verleiht, in vollem Maße über sich. Es war ein eigenthümlich düsterer Charakter, dieser Alonso, verschlossen, reizbar und gegen die Welt verstimmt, als wenn die Welt eine besondere Schuld gegen ihn auf dem Gewissen habe – während doch eigentlich ganz das Umgekehrte der Fall war, die Welt sich weit eher über ihn zu beklagen gehabt hätte – die Narben auf den Schädeln seiner Jugendfreunde, die grotesken Köpfe auf den weißen Kalkmauern von Motril, in denen die würdigsten Optimaten ihre wol ähnlichen, aber durchaus nicht idealisirten Bildnisse erkennen mußten, und hundert ähnliche Dinge bewiesen das mehr als hinreichend.
Bei solchen Streichen war Alonso eine große Fertigkeit in allem Mechanischen und sein auffallendes Zeichner-Talent zu Hülfe gekommen. Anfangs hatte er dies vernachlässigt. Erst als ihm durch Zufall eine Lebensbeschreibung des großen Don Giuseppe Ribeyra in die Hände fiel, des Königs aller Maler, des Philipp II. im Reiche der Farben, der im Gebiete seines Pinsels wie ein Despot herrschte und durch die Toledoklingen seiner Schüler und Diener Jeden für seine Anmaßung züchtigen ließ, welcher besser zu malen wagte, als er – erst als Alonso die Geschichte dieses großen Mannes las, da schien ihm auch die Malerkunst ein adeliges, eines Hidalgo würdiges Handwerk.
Alonso folgte nun einem Berufe, der ihm zu seinem größten Glücke ward, weil sein schwer zu bezähmendes Naturel sich kaum in eine andere Thätigkeit gefunden hätte, wobei es nöthig gewesen, zu gehorchen und sich in eine Subordination zu fügen, wie sie die militärische oder die administrative und die richterliche Laufbahn auferlegt. Alonso ward also Maler, und da ihm sein ungeselliger Sinn neben der Ausübung seiner Kunst noch eine reichliche Muße übrig ließ, so beschäftigte er sich viel mit einer Wissenschaft, auf welche ihn das Bedürfniß, die Natur der Farbestoffe kennen zu lernen, gewiesen hatte: der Chemie, überhaupt der Naturkunde.
Manuela's Gemüth, in welchem ein immerwährender Sonnentag und wie ein ewiges Lerchenschmettern der heitersten Lebenslust herrschte, hätte in dem Zusammensein mit einem solchen Bruder leicht untergehen, sie hätte schwermüthig und einer Strenge gegenüber, deren Berechtigung doch sehr dem Zweifel unterlag, versteckt, unwahr und rachsüchtig werden können. Aber einmal trug Alonso's Despotie über seine junge und anmuthige Schwester das Gegengift einer unbegrenzten, beinahe einem rasenden Instincte gleichenden Liebe für sie in sich; und dann hatte Manuela eine Stütze und fast eine zweite Mutter in einer gebildeten und wohlwollenden Frau gefunden, in der Witwe eines verstorbenen Jugendfreundes ihres Vaters, Donna Sancha Gomez, deren Sohn Ramon von beinahe gleichem Alter mit Manuela und mit ihr aufgewachsen war, in der stillschweigenden Voraussetzung der Eltern, daß Manuela Revenga und Ramon Gomez ein Paar werden sollten. So hatte denn Donna Sancha die doppelte Pflicht, Manuela's Erziehung zu überwachen, für die Entwicklung ihrer Talente zu sorgen – und Manuela hatte Talente, sie hatte z. B. eine wunderbar schöne, glockenreine Sopranstimme – und die Fortschritte ihrer geistigen Bildung zu befördern.
Manuela liebte ihren Bruder, aber sie fürchtete ihn noch mehr; deshalb, nachdem sie siebenzehn Jahre alt geworden, kostete es ihr keinen schweren Entschluß, ihre Hand als Zeichen der Einwilligung in die Rechte der Donna Sancha zu legen, als diese würdige Matrone ihr den Vorschlag machte, das kleine blanke Landhaus oben vor der Stadt, mit dem wortkargen Don Giuseppe Ribeyra II. darin, zu verlassen und die heißen Wünsche ihres Sohnes Ramon zu krönen, der eben von Madrid zurück erwartet wurde, wo er sich ein Patent als Unter-Schiffslieutenant aus dem Marine-Ministerium geholt hatte.
Manuela fragte sich nicht, ob sie Ramon liebe: sie hatte sich schwerlich ganz genau Rechenschaft darüber geben können. Aber sie kannte ihn von frühester Jugend auf als das ehrlichste Gemüth unter der Sonne; er war hübsch, muthig, gewandt, ein rechter Vollblut-Andalusier, der mit unvergleichlicher Grazie die gaditanische Cachucha tanzte und dem die Marine-Cadetten-Uniform, in welcher er unlängst von seiner ersten Seereise aus der Havannah zurückgekommen war, unvergleichlich stand.
Auch hatte er allerliebst zu plaudern gewußt von seinen Abenteuern in der Ferne: und Manuela liebte die Ferne, nichts so sehr wie die Ferne; sie hätte die ganze Welt durchschweifen mögen. Schon als Kind hatte sie, wenn sie auf einer der Terrassen ihres Landhauses träumend im Schatten der riesigen Bananenstaude saß, den Adler beneidet, der mit stillem Flügelschlag über die Sierra weg segelte, die phantastische Scheidewand zwischen Andalusien und dem übrigen Spanien, zwischen La tierrra de los ombres y la tierra de Dios … oder dem Maulthier-Zug war sie mit den Blicken gefolgt, der wie im Traume über den Abgründen und am Saume blaurother Bergesstirnen in den Azur des Himmels hineinschwebte; oder den weißen Segeln der Schiffe, welche über dem Spiegel des grenzenlosen Meeres aufblitzten, wie Flügel weißer Tauben in sonniger Luft, und lautlos dahin in die Unendlichkeit zogen. Sie alle trieb es in die Ferne, und Manuela's Sehnsucht zog ihnen nach.
So wäre denn wahrscheinlich Manuela die Gattin des jungen Seefahrers geworden, hätte diese Angelegenheit nicht eine ganz andere Wendung genommen in dem Augenblicke, in welchem sie Don Alonso, dem Bruder und Vormund, eröffnet wurde. Der Sohn Don Rafael Revenga's verweigerte nämlich mit zorniger Bestimmtheit seine Einwilligung. Und nicht das allein, er suchte eine Unterredung unter vier Augen mit dem jungen Seemanne, in welcher er diesem seinen Widerwillen gegen eine Verheirathung Manuela's so nachdrücklich zu verstehen gab, daß der unglückliche Ramon sein Bündel zu schnüren vorzog und sich auf sein Schiff, die »Donna Maria Pacheca«, von 42 Kanonen, die den Befehl hatte, nach Westindien zu segeln, mit großer Hast in Sicherheit brachte.
Manuela blieb zurück, trauernd wol, aber ohne daß die tieferen Gefühle ihres Herzens dabei ins Spiel gezogen wären; und daher kam es auch wol, daß sie sich so widerstandslos in den Willen ihres Bruders ergeben hatte. Alonso aber freute sich seines leichten Sieges, der sein Herrscher-Bewußtsein steigerte; denn hatte er früher schon sie als sein Eigenthum betrachtet, so fühlte er jetzt sich vollends als den Richter über ihr Loos und ihr Verhängniß.
Verhältnisse dieser Art, in welchen ein Wesen sich eines anderen mit einer despotischen Gewalt bemächtigt und sich zu seiner Vorsehung aufwirft, sind bis jetzt von Sittenmalern und Charakterschilderern nicht oft der Beobachtung unterworfen worden, und dennoch sind sie keineswegs selten. Es sind meist Frauen oder es sind Männer, in denen das weibliche Element sehr vorherrscht, welche sich so tyrannisiren lassen; selten aber sind es beschränkte, sondern im Gegentheil gewöhnlich vielseitig begabte Naturen; neben den größten Talenten liegt ja oft die größte Charakterschwäche, und die Haltlosigkeit gerade dicht neben der Leidenschaftlichkeit des Genies. Oft mögen auch magnetische Kräfte sich bei diesem unbedingten Einflusse, den ein Wesen über das andere ausübt, geltend machen. Gewiß aber ist es, daß im Charakter des herrschenden Theiles neben der größeren Kraft und Energie des Geistes, die für jede Frage eine Antwort, für jede Lage einen Rath in Bereitschaft hält, zumeist auch eine gewisse Schlauheit vorhanden; wer herrschen will, muß im rechten Augenblick nachzugeben wissen und seines Freundes oder Schützlings Schwächen kennen; er muß fühlen, bis zu welchem Punkte er sündigen darf auf das Bedürfniß des Haltlosen hin, sich beherrschen, ja sogar mishandeln zu lassen.
Aber nicht immer treffen diese Voraussetzungen zu; es gibt auch Verhältnisse, wo Menschen, die es gar nicht wollen, die sich dagegen sträuben, sich von einem anderen desselben Geschlechts zu dessen Eins und Alles erkoren sehen, von ihm auf jedem Schritt mit einem Gefühle der Anhänglichkeit und grenzenloser Hingabe verfolgt werden, das etwas Räthselhaftes hat, da es weder Liebe noch auch Freundschaft genannt werden kann, welche letztere es durch blinde Vergötterung weit hinter sich zurückläßt. Hier entsteht denn die Macht des Einen über den Andern wie eine Art von Phänomen der moralischen Welt, welches der völligen Ergründung entschlüpft.
Bei Alonso und Manuela war von einem solchen Verhältnisse freilich nicht die Rede. Aber gewiß ist es, daß er sie mit einer Eifersucht und Ausschließlichkeit liebte, welche nur in einem Charakter wie dem seinigen sich entwickeln konnte. Sie war sein Alles in der Welt. Je abstoßender er gegen alle Menschen war, desto inniger klammerte sich sein Gefühl an den einzigen Gegenstand, der ihn nicht mit Mistrauen und Antipathie erfüllte. Durch sie allein blieb er im Zusammenhang mit Menschen, sie war seine gute Seite, seine Versöhnung, seine Tugend; darum hätte er mit der Hölle gekämpft, um sie sich nicht rauben zu lassen: sie mußte bei ihm bleiben, sie sollte ihr Leben lang an seiner Seite zubringen; nur so fühlte er sich wie einer Region des Guten und des Harmonischen nahe gehalten. Wäre sie von ihm gegangen, so wäre es über ihn gekommen wie lauter Schatten und Nacht; ihre Seele war die harmonisch gestimmte Davidsharfe, nach deren Nähe die düstere Saulstimmung seiner menschenfeindlichen Laune verlangte.
Dazu kam denn freilich die ganz gewöhnliche Selbstsucht, welche ihn nicht auf die Thätigkeit seiner Schwester für sein Haus und seine kleinen Bequemlichkeiten verzichten lassen wollte; das stete Bedürfniß, einen Gegenstand zu haben, der sich von ihm despotisiren ließ: und dies Alles verstärkt durch das Bewußtsein, daß wenn Manuela von ihm gehe, es ihm nicht gegeben sei, neue Beziehungen zur Welt anzuknüpfen und je einen Ersatz für sie aufzufinden.
So nahm denn Alonso's Verhältniß zu seiner Schwester, obwol es etwas Ausnahmartiges hatte, doch äußerlich ganz den Schein von jener nur zu häufigen Familientyrannei an, welche in so vielen Häusern ein Mitglied der Blutsgenossenschaft über die Andern übt, und von der wir ein ausgezeichnetes Beispiel bereits in dem Gehaben und Walten des gestrengen Gebieters von Mildenfurth kennen lernten.
Nach jener Flucht Don Ramon's blieb Manuela nun natürlich in der Villa wohnen, Donna Sancha zog sich von ihr zurück, und so war sie beinahe ganz auf den Umgang mit Teresa, ihrer bejahrten Duenna, beschränkt; denn Alonso bewachte eifersüchtig ihre Schritte und scheuchte, so viel er vermochte, selbst die jungen Mädchen aus Motril, welche ihre Freundinnen waren, von ihr fort.
Endlich entschloß sich auch Don Alonso, sie zu verlassen. Er fühlte das Bedürfniß, in seiner Kunst, welche er bisher als Dilettant getrieben, gründliche Studien zu machen; er reiste, um die Werke vaterländischer Künstler zu sehen; aber da er sich bald sagen mußte, daß seit den Tagen der Zurbaran, Murillo und Velasquez die Kunst seines Heimatlandes einem tiefen Verfalle zugesunken sei, so fühlte er den Drang, über die Pyrenäen zu ziehen und einen Mittelpunkt moderner Kunstpflege aufzusuchen. Er reis'te nach Paris, und Paris fesselte ihn länger, als er Anfangs zu bleiben beabsichtigt hatte. Er gewann, nachdem er eine gute Weile gebraucht, um sich in eine neue Welt und in völlig neue Anschauungen zurecht zu finden, Erfolge mit seinen Arbeiten. Seine Zeichnung war nicht correct, seine Behandlung der Farben nachlässig und zu trocken; aber seine Bilder waren »pikant«, sie hatten etwas Großartiges, Düsteres, etwas dem Geiste neufranzösischer Romantik Congeniales, und so war es kein Wunder, daß Alonso sich in Paris gefiel, sich französirte, an Manuela nur noch in französischer Sprache schrieb und ruhig diese Letztere ihre Tage im Umkreise ihrer kleinen Villa ganz wechsellos abspinnen ließ.
Die Besitzthümer, welche zu dieser Villa gehörten, ein paar Weinberge und ziemlich ausgedehnte Wiesengründe am Ufer des Guadalfeo, wurden von Teresa, der alten Duenna, mit jener Umsicht und Aufmerksamkeit, welche praktisch tüchtigen Frauen eigen ist, verwaltet; und da Don Alonso für sich auf das väterliche Vermögen verzichtet hatte, so konnte Teresa ihre junge Gebieterin mit jenem bescheidenen Luxus umgeben halten, an welchen sie gewohnt war … es war eigentlich unendlich wenig, was die beiden Frauen gebrauchten.
Manuela benutzte die Zeit, ihren Geist zu bilden. Sie las viel, sie fuhr eifrig fort, ihr Talent zum Gesange zu entwickeln, sie stöberte im zurückgelassenen Malgeräthe ihres Bruders herum und begann zu zeichnen … sie empfing jetzt auch die Besuche ihrer Freundinnen wieder, oder den ihres vortrefflichen Beichtvaters, des Padre Torribio, des heitersten und gutmüthigsten Capuciners in ganz Spanien; sie saß stundenlang auf der Terrasse, welche die Aussicht auf das mittelländische Meer bot, und träumte – kurz, die Zeit rauschte an ihr vorüber mit jener unbegreiflichen Schnelligkeit, mit welcher sie ein mehr innerliches und dem Gedanken angehörendes Dasein weiter trägt, als ob es einem solchen gegeben sei, mit rascheren Schwingen als andere Existenzen seinem großen Ziele, der Unendlichkeit, zuzufliegen!
Es war eines Tages, am Ende des März; der Frühling war, warme Winde in seinen Segeln, aus dem Süden übers Meer gekommen und hatte als Eroberer zuerst den Fuß auf diese, der Sonne zugewendete Küste des spanischen Bodens gesetzt; alles Land hatte sich unterworfen, und seine grün-weiß-rothen Empörer-Fahnen flatterten siegreich überall. Der entthronte Despot hatte sich in die Gebirge zurück geflüchtet und dort den weißen Hermelin-Mantel sich um das Haupt gezogen, um nach Despotenart nichts zu sehen und zu hören von Allem, was jetzt in seinem Reiche geschah. Manuela schritt, die Mantille zurückgeworfen und ihre Wangen dem lauen Luftzuge darbietend, auf der Terrasse vor ihrem Hause auf und ab, und hielt die Blicke auf die herrliche Ebene gerichtet, an deren Rand nach Osten hin, hinter dem Kranze der Weinberge, stolz und schweigsam die Riesenmauer der Sierra de Lujar emporragte, mit der weißen Dolomitstirn, auf welche die Nachmittagssonne eine blendende Helle goß.
Nach einer Weile wurde die Aufmerksamkeit des jungen Mädchens durch das Geräusch rasch nahenden Hufschlags abgezogen, und bald danach sah sie in geringer Entfernung einen Reiter herankommen, welcher den Weg verfolgte, der sich über den Hügel, auf welchem ihre Villa lag, in der Richtung nach Motril hinschlängelte. Dieser Weg über die zur Villa gehörende Bodenfläche war eigentlich eine Usurpation, und die Duenna Teresa, welche eifersüchtig über die Gerechtsamen ihrer Gebieterin wachte, hatte oben auf der Höhe einen breiten Graben aufwerfen lassen, um, wenn auch nicht sprungbereite Fußgänger, doch Reiter und Wagen mindestens abzuhalten.
Als der Fremde, welchen Manuela nahen sah, beinahe schon vor diesem Graben angekommen war, fielen seine Blicke auf sie, und augenscheinlich stutzte er über das liebliche, blühende Antlitz, welches so plötzlich vor ihm aufgetaucht war, über eine Aguacatastaude blickend, wie irgend eine rosige Blüthe aus ihrem grünen Blätterdickicht. Im nächsten Augenblicke spornte er sein Pferd und setzte über den Graben fort; aber hatte ihn Manuela's Anblick zerstreut und verhindert, seine ganze Aufmerksamkeit dem Thiere zu schenken, oder war es der vom Frühlingsregen erweichte, etwas abschüssige Boden jenseit des Grabens, auf dessen Schiefergerölle das Pferd ausgeglitten war – genug, das Thier stürzte zusammen, nachdem es den Sprung gemacht. Der Reiter stand unverletzt über ihm, war aber im nächsten Augenblicke gezwungen, sich zur Seite zu flüchten, denn das arme Thier verrieth durch ein rasendes Umsichschlagen, während es sich auf den Vorderfüßen aufzurichten strebte, daß es von einem furchtbaren Schmerz gepeinigt werde. Zugleich begannen schwere Blutstropfen aus seinem Munde niederzurinnen, die sich endlich in einen vollständigen Strom verwandelten.
Der Reiter war außer sich: es war ihm zwar unmöglich, die Wunde des rasenden Thieres zu untersuchen, aber er konnte keinen Zweifel hegen, daß es sich bei dem Sturz die Zunge zerbissen hatte. War dies in einem Maße der Fall, wie er nach dem starken Blutverlust fürchtete, so war das edle, schöne, mit schwerem Golde erkaufte Roß verloren … ihm zu nahen, um zu untersuchen, welche Hoffnungen hier der Heilkunst übrig geblieben, war, wie gesagt, unmöglich; überdies war schwerlich ein Thierarzt in Motril aufzutreiben, und in der unverbundenen, unverpflegten Wunde mußte sich bald der Brand zeigen … die Lage des Reiters war eine höchst unangenehme, und er legte dies durch seine Geberden und durch leise Ausrufe des Verdrusses sehr deutlich an den Tag.
Plötzlich hörte er eine Stimme von einem ganz unbeschreiblichen Wohlklange hinter sich. Er wandte sich: Manuela stand vor ihm, die übergezogene Mantille auf der Brust mit dem zarten, gerundeten Arm festhaltend, aber so, daß das liebliche Oval ihres Gesichtes frei geblieben war; in der Hand trug sie ein weißes Tuch.
Senhor, sagte Manuela, ich trage einen Theil im Schuld an dem Unglücke, welches Sie mit einem unersetzlichen Verluste, dem eines so schönen Pferdes, bedroht; auf mein Geheiß, mindestens mit meiner Billigung ist jener Graben aufgeworfen worden, um mein Eigenthum zu schützen.
Das Pferd ist verloren! sagte heftig der Reiter, noch zu sehr mit seinem Verluste beschäftigt, um ihn sofort über den Blicken vergessen zu können, welche bald darauf begannen, ihn aus den großen dunklen Augen und unter den langen seidenen Wimpern der Spanierin her mit einem eigenthümlichen Zauber zu umspinnen.
Welche Wunde hat das Thier, Caballero?
Es hat sich ohne Zweifel eine tiefe Wunde in die Zunge gebissen; aber es ist nicht möglich, in dem Zustande von Raserei, in welchen der Schmerz es versetzt hat, die Verletzung zu untersuchen.
Die Spanierin nahm ihr weißes Tuch und trat einen Schritt näher.
Nehmen Sie sich in Acht, Senhorita …
Fürchten Sie nichts!
Es kann Sie mit einem Schlage niederstrecken!
Ich werde mich nicht treffen lassen, Caballero.
Manuela war vorsichtig, aber unerschrocken immer näher getreten – der Fremde, der ihren Muth bewunderte, war ihr hülfreich zur Seite gesprungen, wie wenn er ihr vor den Schlägen des Thieres mit seinem Leibe als Schild dienen wollte. Manuela dankte ihm mit einem Lächeln dafür und ersah dann kühn den rechten Augenblick, bückte sich und zog das Tuch mit dem Blute des Pferdes getränkt zurück.
Was wollen Sie damit, Senhorita? fragte der Fremde erstaunt.
Ich will meine Schuld sühnen … ich will Ihr Pferd heilen.
Heilen? Sie? und mit dem Blute?
Nun ja; ist es neu, daß man eine Schuld mit Blut abwäscht?
Sie scherzen!
Vielleicht – wenn ich Ihnen eine ernsthafte Antwort gäbe, so würden Sie mich wahrscheinlich nicht verstehen.
Und weshalb nicht?
Weil ich an Ihrer Sprache höre, daß Sie kein Spanier sind und auch wol ein Ungläubiger.
Kein Spanier, aber auch kein Ungläubiger, Senhora; ich bin ein so getreuer Sohn der Kirche, wie der älteste Christ, dem blaues Gothenblut in den Adern rollt.
Das ist sehr tugendhaft und weise von Ihnen, Senhor. Aber mein Mittel sage ich Ihnen nicht, bevor es gewirkt hat. Nehme die Jungfrau Sie in ihren Schutz, Caballero!
Damit entfernte sich Manuela, das blutige Tuch in der Hand haltend.
Der Fremde blieb, verwirrt, geblendet, aufgeregt von dieser unerwarteten Begegnung mit dem liebreizendsten Geschöpfe, welches ihm jemals vorgekommen, zurück. Er fand sein Thier etwas ruhiger geworden, es erhob sich auf sein Zureden und ließ sich am Zügel in die Stadt Motril führen, wo sein Eigenthümer einen Diener, den er vorausgesandt hatte, um ein Quartier zu suchen, vor dem Thore der besten Posada seiner harrend fand und es darin unterbrachte. Als es sich hier auf die Streu geworfen hatte, hörte das Bluten, welches bereits seit einiger Zeit abgenommen hatte, allmählig auf, und am Abende, als der Fremde zum letzten Mal vor dem Einbruche der Nacht zu ihm trat, war das leidende Thier so beruhigt, daß es seine Verletzung ruhig untersuchen ließ. Es war wirklich eine furchtbar große und klaffende Wunde in der Zunge, die es sich im Sturze gebissen haben mußte.
Am anderen Tage, nachdem Manuela aus der Messe zurückgekehrt war, welche sie täglich in der Kirche des Capuciner-Klosters zu Motril hörte, wurde ihr von ihrer getreuen Teresa eine Karte überreicht und »der Herr mit dem Pferde« gemeldet, der sie zu sprechen wünsche.
Meine Mantille! sagte Manuela ängstlich … Aber ist es auch passend für mich, den Besuch eines fremden jungen Mannes anzunehmen?
Wenn man fremde Menschen mit seinen Wohlthaten verfolgt, muß man es auch über sich ergehen lassen, wenn sie uns dafür mit ihren Danksagungen heimsuchen wollen! entschied Teresa und öffnete dem Fremden die Thür.
Als dieser eintrat und sein Kommen in so früher Stunde entschuldigte, hatten Manuela's lebhafte Blicke im Nu die Entdeckung gemacht, daß er selber schüchtern und verlegen sei, und damit kehrte ein gutes Theil ihrer unbefangenen Heiterkeit zurück.
Und Ihr Pferd? fragte sie mit einer gewissen Schelmerei, während Teresa einen Sessel herbeirückte – wie hat Ihr Pferd geruht, Caballero?
Senhorita, ich komme, eine Fülle von Danksagungen zu Ihren Füßen auszuschütten; in der That, meine Verpflichtung ist unbegrenzt; aber noch viel wärmer würde mein Dank sein, wenn sich nicht etwas von einer ehrfürchtigen Scheu hineinmischte … denn bei Gott, Sie sind eine wahre Zauberin.
Manuela lachte, als ob sie eine recht große Freude empfinde.
Also er befindet sich wohl, Ihr verbissener Reisegefährte?
Die Wunde ist geschlossen – wirklich geschlossen – es ist unglaublich und doch wahr. Macht die Heilung fortan dieselben Fortschritte, wie sie es während dieser Nacht that, so kann ich mein Pferd nach vierundzwanzig Stunden fortführen lassen!
Wohin?
Nach Malaga … ich wohne seit vierzehn Tagen in Malaga. Ich bin ein Deutscher, Senhora, der einen Urlaub dazu benutzt, den Süden Spaniens kennen zu lernen; um ihn mit Muße zu durchstreifen, habe ich mir einige Hauptquartiere gewählt, und nachdem ich zwei Wochen in Sevilla zugebracht, habe ich jetzt Malaga zu meinem Standort auserlesen.
Und immer allein und immer zu Pferde wie ein Gaucho in den Pampas?
Ich habe so die ganze Mancha durchstreift; ganz allein freilich nicht – mein Diener …
Durch die Mancha, den Knappen hinter Ihnen? unterbrach Manuela mit einem ganz unmerklichen moquanten Zug um den reizenden Mund.
Spotten Sie nicht über den irrenden Ritter – Senhora, er konnte darüber so bestürzt und verwirrt werden, daß er in der Zerstreuung die Lage von Toboso vergäße und es an den Ufern des Guadalfeo suchte!
Manuela wurde dunkelroth. Um dies zu verbergen, blickte sie auf die Karte des Fremden nieder; leise begann sie zu lesen:
Le Baron Maximilien de Rauschenloo, Attaché à la légation de S. M. le Roi de … à la Cour de Madrid.
Le Baron Maximilien de … las sie – dann hörte sie auf; es ist mir nicht möglich, den Namen auszusprechen, sagte sie … Raschaljo … ist's so recht?
Vortrefflich! lächelte der junge Mann – aber wir sind in derselben Lage: Sie können meinen Namen nicht aussprechen, und ich kann den Ihrigen nicht aussprechen.
Weshalb nicht?
Weil ich ihn nicht kenne.
Ja so: lachte Manuela – ich heiße Donna Manuela Revenga.
Maximilian verbeugte sich.
Manuela warf unterdeß einen scharf beobachtenden Blick auf ihn.
Sie sind nicht aufrichtig, sagte sie.
Weshalb nicht?
Sie kannten meinen Namen.
Nein, antwortete Maximilian mit einer Offenheit und einem Ausdrucke von Wahrheit, der Manuela überzeugte. Ich habe, fuhr er leiser mit einer gewissen Verwirrung fort, nicht danach fragen wollen in Motril.
Das war seltsam. Es gab Manuela zu denken. Aber sie hatte jetzt nicht Zeit dazu. Maximilian bat noch einmal, ihm mitzutheilen, wie sie sein Pferd geheilt habe.
Ich weiß es selbst nicht eigentlich, wie es zugeht, antwortete sie. Sie müssen meinen Bruder Alonso fragen, das ist ein großer Naturalist, und er hat mich die Kunst gelehrt, solche einfache Wunden zu heilen – ich glaube, es ist eine Überlieferung, welche sich in diesem Theile Spaniens aus den Zeiten der Moriscos vererbt hat. Ich spreche einige Worte aus, während ich das Blut nehme; dann, sobald ich allein bin, mache ich einige Zeichen über das durchtränkte Tuch, und endlich verbrenne ich es, indem ich dieselben Worte darüber murmele. Mein Bruder nennt es die Waffensalbe, obwol weder Waffen noch Salbe dabei eine Rolle spielen. Das ist Alles, was ich weiß. Es ist eben Sympathie.
Sympathie? Daran glaube ich von Herzen; aber noch mehr freue ich mich, daß es Sympathie ist, welche mein Zusammentreffen mit Donna Manuela Revenga veranlaßt hat!
Maximilian wurde, als ihm diese Betheurung entfahren war, über seinen Leichtsinn roth bis unter die Haarwurzeln, und Manuela rief halb betroffen, halb moquant:
Mein unaussprechlicher Senhor, Sie vergessen, daß von mir die Sympathie hier nur ins Spiel gezogen wurde, um Das, was Ihnen zu Ihrem Weiterkommen dient, möglichst bald wieder herzustellen.
Sie haben Recht – Verzeihung, Senhorita! Ich will, dessen eingedenk, Sie auch nicht länger belästigen und gehen.
Manuela fürchtete, ihn beleidigt zu haben; sie suchte es durch ein freundliches Lächeln wieder gut zu machen; und bei diesem Streben ward sie mit einem überraschenden Erfolge gekrönt.
Ich hatte vor, am heutigen Tage noch abzureisen, sagte Maximilian scheidend, und mein Pferd mir morgen oder übermorgen nachführen zu lassen. Doch scheint es mir jetzt besser, selbst bei ihm zu bleiben und es nicht fremden Händen anzuvertrauen.
Die Leute von Motril sind ehrlich! warf Manuela etwas beklommen bei dieser Eröffnung und bei dem Gedanken, wo sie wahrscheinlich hinaus wolle, ein …
Mag sein, fiel Maximilian ein; auch habe ich meinen Diener; aber seit mein braver Mirza mir neu aus Ihrer Hand geschenkt wurde, steht er mir in zu hohem Werthe, um ihn Fremden zu überlassen.
Manuela wußte nichts zu antworten und stand mit gesenkten Augen.
Und ich darf noch einmal kommen, um Ihnen anzuzeigen, daß Ihre menschenfreundliche Bemühung, die Hemmnisse aus dem Wege zu räumen, welche sich meinem Weiterreisen entgegenstellten, ganz und völlig gelungen ist?
Es wird mir angenehm sein, dies zu hören, antwortete Manuela mit einer gewissen förmlichen Höflichkeit und Kälte.
Nachdem Maximilian gegangen, blieb Manuela sehr nachdenklich zurück. Sie grübelte zuerst darüber, ob sie nicht einen zu leichten Ton dem Fremden gegenüber angenommen habe, und dann dachte sie über die Gründe nach, die ihn bestimmt haben könnten, nicht nach ihrem Namen in dem Gasthause zu fragen, wo Gil Perez, der gesprächige Posadero, doch sicherlich bereit gewesen, über Jedermanns Verhältnisse in Motril Jedermann genauen Bericht abzustatten. Und dann mußte sie wieder herzlich lachen, wenn sie an so manches Wort dachte, welches der Fremde gesagt, und das er so eigenthümlich ausländisch gesprochen hatte, so ganz unspanisch, aber nicht häßlich – im Gegentheil, sie fand, daß es ihm sehr hübsch gestanden, daß es ihm etwas höchst Pikantes gegeben … genug, Manuela hatte an diesem Tage sehr viel zu denken, und ihre treue Duenna hatte an diesem Tage sehr viel zu beobachten; denn Teresa bemerkte, daß ihre junge Gebieterin heute in einer seltsam wechselnden Stimmung sei, und gegen Abend begab sich die gute alte Dame in einen kleinen Specereiladen in der Stadt, wo um eine bestimmte Stunde Frai Torribio seinen Schnupftabak-Vorrath zu ergänzen pflegte, und wo sie eilte, der überlegenen Einsicht des alten Capuciners alle diese Wahrnehmungen zu unterbreiten.