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Fünftes Kapitel.

– – – Sie eine Capulet?
'S ist hart! mein Leben dank' ich meinem Feind.

Shakespeare.

 

Der Lord Keeper wandelte fast eine Viertelmeile in tiefem Schweigen. Seine Tochter, von Natur schüchtern, und in der kindlichen Ehrfurcht und dem blinden Gehorsam erzogen, die der Jugend jener Zeit eingeschärft wurden, unterstand sich nicht, seine Gedanken zu unterbrechen.

»Warum bist du so blaß, Lucie?« sagte ihr Vater, sich plötzlich umsehend und sein Schweigen brechend.

Den Grundsätzen jener Zeit gemäß, nach welchen es einem jungen Mädchen nicht erlaubt war, über Dinge von Bedeutung ihre Meinung zu sagen, ohne dazu ausdrücklich aufgefordert worden zu sein, war Lucie gehalten, unwissend zu erscheinen in Rücksicht aller Dinge, die von Alice und ihrem Vater besprochen worden waren, und sie schrieb die Aufregung, die er bemerkt hatte, der Furcht vor den wilden Bullochsen zu, die in dem Theile des großen Geheges weideten, durch den sie gerade jetzt gingen.

Der schottische Adel machte sich vormals eine Ehre daraus, einige von diesen Thieren, den Nachkömmlingen jener wilden Heerden, die einst frei die caledonischen Wälder durchstreiften, in seinen Gehägen zu unterhalten. Proben davon wurden bis auf unsere Zeiten gesehen, wenigstens in den drei hohen Häusern Hamilton, Drumlanrick und Cumbernauld. Sie waren an Gestalt und Stärke ihrem Urgeschlechte ungleich geworden, wenn wir nach dem Berichte alter Chroniken urtheilen, oder nach den ungeheuren Knochen, die man häufig in ausgetrockneten Sümpfen und Morästen findet. Der Bulle hatte seine Zierde, die zottige Mähne, verloren, die Gattung war schmal und klein, an Farbe trübweiß oder vielmehr blaßgelb, mit schwarzem Horn und Huf. Doch behielten sie immer etwas von der Wildheit ihres Urstammes: sie konnten wegen ihres Widerwillens gegen die Menschen nicht gezähmt werden, und sie waren oft gefährlich, wenn man ihnen unbedachtsam nahete oder sie muthwillig störte. Darum hat man sie auch ausgerottet an den oben genannten Plätzen, wo man sie sonst als Bewohner der schottischen Waldung und als Insassen adeliger Forste würde aufbewahrt haben. Eine kleine Anzahl, wenn ich nicht irre, befindet sich noch heute zu Chillingham Castle, in Northumberland, dem Sitz des Grafen von Tankerville.

Es war auf den Umstand, sich in der Nähe von drei oder vier dieser Thiere zu befinden, daß Lucie die Merkmale von Furcht schob, die sich in ihren Zügen aus einem anderen Grunde zeigten. Denn sie hatte sich auf ihren Spaziergängen in dem Gehäge mit dem Anblick der Bullochsen befreundet, und es galt damals nicht wie heut zu Tage als eine nothwendige Eigenschaft einer jungen Dame, über Nichts in Zuckungen zu verfallen. Für diesmal indeß zeigte sich ihr bald ein Anlaß zu begründeter Furcht.

Kaum hatte Lucie ihrem Vater die angedeutete Antwort gegeben, und kaum hatte sich derselbe angeschickt, ihr diese Furchtsamkeit zu verweisen, als sich einer der Stiere, entweder durch die Scharlachfarbe von Miß Ashtons Schleier oder von einer plötzlichen Wuth, der diese Thiere ausgesetzt sind, gereizt, mit einmal von der am äußersten Ende einer grasreichen Stelle weidenden Gruppe trennte. Das Thier nahete sich zuerst langsam den ungelegenen Besuchern seiner Weide, indem es mit dem Hufe den Boden stampfte, von Zeit zu Zeit brüllte, und mit den Hörnern den Sand durchwühlte, als wollte es sich selbst zu stärkerem Grimme reizen.

Der Lord Keeper, der das Thier beobachtet hatte, sah, daß ihm Gefahr drohe, und nachdem er den Arm seiner Tochter erfaßt hatte, ging er hastig durch den großen Baumgang, um dem Thiere aus dem Gesichte zu kommen. Dies war das schlechteste Mittel, das er anwenden konnte, denn der Bulle, durch diese anscheinende Flucht ermuthigt, verfolgte sie nun in vollem Lauf. Von einer so dringenden Gefahr bestürmt, wäre selbst ein festerer Muth als der des Lord Keeper gesunken. Doch Vaterliebe, eine Liebe stark wie der Tod, hielt ihn aufrecht. Er fuhr fort, seine Tochter zu unterstützen und nachzuziehen, bis sie, vor Furcht aller Kräfte beraubt, an seiner Seite niedersank; und als er ihr nicht länger zur Flucht behülflich sein konnte, wandte er sich um, und stellte sich zwischen sie und das ergrimmte Thier, das mit einer durch die Verfolgung verdoppelten Wuth heranstürmend, nur noch auf wenige Schritte entfernt war. Der Lord Keeper hatte keine Waffen: sein Alter und ernstes Wesen überhoben ihn des damaligen Brauches, ein Hängeschwert zu tragen, – hätte ein solches Anhängsel ihm auch etwas nützen können.

Es schien unvermeidlich, daß Vater oder Tochter oder Beide zugleich der so dringenden Gefahr zum Opfer werden müßten, als ein Schuß aus dem benachbarten Dickicht die Fortschritte des Thieres hemmte. Es war so genau zwischen Rückgrat und Schädel getroffen, daß sich die Wunde, die an keinem anderen Theil seines Körpers seinen Anlauf gehemmt haben würde, als augenblicklich todbringend erwies. Indem es mit einem gräßlichen Brüllen vorwärts strauchelte, wurde es mehr durch den Schwung der letzten Bewegung als durch die Muskelkraft der Lenden bis auf drei Schritte vor den verblüfften Lord Keeper gebracht, wo es zu Boden stürzte, die Glieder mit dunkelm Todesschweiß bedeckt, und die Muskeln in den letzten Krämpfen zuckend.

Lucie lag ohne Besinnung am Boden, und wußte nichts von der wundervollen Rettung, die ihr zu Theil geworden. Ihr Vater war fast eben so sehr betäubt, so schnell und unerwartet hatte der Uebergang von drohender Todesgefahr zu vollkommener Sicherheit stattgefunden. Er blickte auf das im Tode noch schreckliche Thier mit einer stummen, verworrenen Bestürzung, die ihn verhinderte, das Vorgefallene klar zu betrachten; und er war über den Vorfall so wenig mit sich im Reinen, daß er den Fall des Bullen einem Donnerkeil zugeschrieben haben würde, hätte er nicht in dem Gezweige des Dickichts die Gestalt eines Mannes bemerkt, der eine kurze Flinte oder Muskete trug.

Dies brachte ihn augenblicklich zur Besinnung – ein Blick auf seine Tochter erinnerte ihn an die Nothwendigkeit, ihr Hülfe zu verschaffen. Er rief dem Manne, den er für einen seiner Förster hielt, und empfahl ihm Miß Ashton, und eilte selbst davon, um Beistand zu suchen. Der Jäger kam heran, und der Lord Keeper sah, daß es ein Fremder war, aber er war zu aufgeregt, eine weitere Bemerkung zu machen. In ein paar Worten deutete er dem Schützen, da derselbe mehr Kraft und Gewandtheit als er selbst besäße, an, die junge Lady nach einer nahen Quelle zu bringen, während er selbst nach Alicens Hütte zurückkehren wollte, um weitere Hülfe zu suchen.

Der Mann, dessen gelegener Dazwischenkunft sie so viel verdankten, schien nicht Willens, sein gutes Werk halb beendigt zu lassen. Er hob Lucie vom Boden auf, und trug sie auf den Armen durch den Forst, mit dessen Pfaden er sehr befreundet zu sein schien; und er stand nun nicht eher still, bis er sie sicher neben einer klaren und reichhaltigen Quelle niedergelegt hatte, die einst im gothischen Geschmack bedeckt, umgeben und verziert gewesen war. Aber der Bogen, der sie bedeckt hatte, war nun zerrissen und eingestürzt, das gothische Wasserbecken war zerbrochen und zertrümmert, und die Quelle schoß aus ihrer Höhle zum lichten Tag heraus, und schlängelte sich durch die zerbrochenen Bildwerke und bemoosten Steine, die zerstreut um sie her lagen.

Die Ueberlieferung, die überall, wenigstens in Schottland, geschäftig ist, jeden an sich reizenden Ort mit einer Legende zu beschenken, hatte diese Quelle besonders merkwürdig gemacht. Eine reizende Jungfrau traf hier einen Lord von Ravenswood, während derselbe jagte, und fesselte gleich einer zweiten Egeria das Herz des feudalen Numa. Da die geistigen Reize der Nymphe den Sieg behaupteten, den ihre Schönheit errungen hatte, und da das Geheimniß ihrem Liebesverhältnisse Würze gab, so kamen sie in der Folge öfter zusammen, und immer bei Sonnenuntergang. Sie erschien und verschwand immer nahe bei der Quelle, mit welcher sie, wie ihr Liebhaber glaubte, in einer geheimen Verbindung stehe. Sie machte gewisse beschränkende Bedingungen für die Zusammenkünfte, was ebenfalls nach Geheimniß schmeckte. Sie kamen nur einmal in der Woche zusammen; der ausersehene Tag war der Freitag, und sie erklärte dem Lord von Ravenswood, daß sie unter der Nothwendigkeit stünden, sich zu trennen, sobald die Glocke in der Einsiedelei der benachbarten Waldkapelle die Vesper läute. Bei Gelegenheit der Beichte vertraute der Lord von Ravenswood dem Einsiedler das Geheimniß seiner seltsamen Buhlschaft, und der Vater Zacharias zog den sicheren und gewissen Schluß, daß sein Beschützer durch die Netze des Satans in Gefahren des Leibes und der Seele verwickelt sei. Er bewies dem Baron diese Gefahren mit aller Kraft einer mönchischen Beredsamkeit, und malte mit den gräßlichsten Farben die wahre Gestalt der lieblich scheinenden Najade, die er keck ein Glied des Reiches der Finsterniß nannte. Der Liebhaber hörte ihn ungläubig an, und erst als seine Hartnäckigkeit der des Einsiedlers zu weichen begann, versprach er es, das Wesen seiner Dame auf die Probe stellen zu wollen, und ging in den von Zacharias gethanen Vorschlag ein, daß bei dem nächsten Stelldichein die Vesperglocke eine halbe Stunde später geläutet werden sollte. Der Einsiedler behauptete, indem er den Malleus maleficarum, Sprangerus, Remigius und andere Teufelsgelahrte citirte, daß die Teufelin, auf diese Art verleitet, über die bestimmte Zeit zu bleiben, ihre wahre Gestalt annehme, und nachdem sie ihrem bestürzten Liebhaber als ein höllisches Wesen erschienen, in einem schwefelartigen Blitzstrahl verschwinden würde. Raymond von Ravenswood ging auf die Probe ein, nicht ohne Neugier in Bezug auf den Ausgang, doch mit dem Vertrauen, daß die Erwartungen des Einsiedlers getäuscht werden würden.

Die Liebenden kamen zur bestimmten Stunde zusammen, und blieben, da der Pfaffe das Vespergeläute aufschob, über den gewöhnlichen Zeitpunkt der Trennung bei einander. Die äußere Gestalt der Nymphe veränderte sich nicht; aber als sie aus dem verlängerten Schatten ersehen hatte, daß die Stunde des gewöhnlichen Vespergeläutes vorüber sei, riß sie sich aus den Armen ihres Geliebten mit einem Schrei der Verzweiflung, sagte ihm Lebewohl auf ewig, stürzte sich in den Brunnen, und verschwand aus seinen Augen. Die Wasserblasen, die ihr Sturz aufregte, waren blutigroth, und ließen den Baron vermuthen, daß seine unzeitige Neugierde den Tod dieses reizenden, wunderbaren Wesens veranlaßt habe. Die Abbüßungen seines künftigen Lebens bezeugten, was für Gewissensbisse er fühlte, und wie schwer er den Verlust so vieler Reize ertrug; er fiel in der Schlacht von Flodden, wenige Monate später. Doch zuvor hatte er zum Gedächtniß seiner Najade die Quelle, in welcher sie zu wohnen geschienen, mit Verzierungen geschmückt, und ihr Wasser vor Entweihung oder Verunreinigung bewahrt durch die Errichtung des kleinen Gewölbes, dessen Trümmer noch um die Quelle zerstreut lagen. Von dieser Zeit an, hat man angenommen, habe das Haus Ravenswood seinen Verfall datirt.

Dies ist die allgemein angenommene Legende, welche Einige, die klüger sein wollen als das Volk, so erklären, als würde dadurch das Schicksal eines schönen Mädchens niederen Standes, der Geliebten dieses Raymonds, angedeutet, das von ihrem Liebhaber in einem Ausbruch von Eifersucht erschlagen, und dessen Blut mit dem Wasser der sogenannten verschlossenen Quelle vermengt worden war. Andere glaubten, daß diese Sage einen weit älteren Ursprung in der heidnischen Mythologie habe. Alle sind darüber einig, daß dieser Ort dem Geschlechts Ravenswood verderbenbringend war, und daß von dem Wasser dieser Quelle zu trinken, oder nur ihrem Rande zu nahen, für die Abkömmlinge dieses Hauses so bedeutungsvoll war, wie für einen Graham grün zu tragen, für einen Bruce eine Spinne zu tödten, für einen St. Clair an einem Montag über die Ord zu gehen.

Es war an diesem verhängnißvollen Orte, wo Lucie Ashton nach einer langen, fast tödtlichen Ohnmacht zuerst wieder athmete. Schön und blaß wie die fabelhafte Najade bei der bitteren Trennung von ihrem Geliebten, saß sie, den Rücken gegen die zertrümmerte Mauer gelehnt, während sich ihr Schleier, von dem Wasser triefend, das ihr Beschützer zur Belebung ihrer Sinne reichlich angewandt hatte, dicht an ihren schlanken und schöngebauten Körper schmiegte.

Im ersten Augenblicke der Besinnung erinnerte sie sich der Gefahr, die ihre Sinne überwältigt hatte – im nächstfolgenden gedachte sie der ihres Vaters. Sie sah um sich her; er war nirgends zu sehen. Mein Vater – mein Vater! das war Alles, was sie herausbringen konnte.

»Sir William ist gerettet,« antwortete eine fremde Stimme; »er ist gesund und wohl, und wird bald bei Euch sein.«

»Wißt Ihr das gewiß?« rief Lucie; »der Bulle war nahe an uns – haltet mich nicht zurück – ich muß meinen Vater aufsuchen!«

Und in diesem Entschlusse stand sie auf; aber ihre Kräfte waren so erschöpft, daß sie, ohne ihren Entschluß ausführen zu können, wider die Steine, an welche sie sich gelehnt hatte, hätte stürzen müssen, wahrscheinlich zu ihrem bedenklichen Schaden.

Der Fremde stand ihr so nahe, daß, wollte er den Sturz nicht zulassen, er es nicht vermeiden konnte, sie in die Arme zu fassen, was er jedoch mit einem Widerwillen that, der selten sich zeigen mag, wenn Jugend die Schönheit rettet. Es schien, als ob ihr Gewicht, so leicht es war, dem jungen, kräftigen Helfer zu schwer vorkomme, denn ohne die Versuchung zu fühlen, sie einen Augenblick länger in seinen Armen zu halten, setzte er sie wieder auf den Stein, von dem sie sich erhoben hatte, und nachdem er einige Schritte zurückgetreten war, sagte er hastig: »Sir William Ashton ist vollkommen wohl, und wird gleich hier sein. Macht Euch keine Sorgen um ihn – das Schicksal hat ihn wunderbar gerettet. Ihr, meine Dame, seid erschöpft, und müßt nicht daran denken, aufzustehen, bevor Ihr einen schicklicheren Beistand findet, als der meinige ist.«

Lucie, deren Besinnung sich bereits wieder gesammelt hatte, fühlte sich aufgefordert, den Fremden aufmerksam zu betrachten. In seinem Aeußeren war nichts, was ihn ungeeignet hätte machen dürfen, seinen Arm einer jungen Dame anzubieten, die Hülfe bedurfte, oder was sie hätte veranlassen können, seinen Beistand auszuschlagen, und sie mußte, selbst in diesem Augenblick, annehmen, daß er seine Hülfe kalt und ungern anbiete. Ein Jägerkleid von dunklem Tuch zeigte den Rang dessen, der es trug, obgleich es zum Theil von einem weiten fliegenden Mantel verhüllt wurde. Eine Jagdkappe mit einer schwarzen Feder bedeckte die Stirn des Schützen, und versteckte zum Theil sein Gesicht, das, so weit es sichtbar blieb, einen regelmäßigen und würdevollen, obgleich etwas düsteren Ausdruck hatte. Irgend ein geheimer Schmerz oder eine in Schwermuth betrübende Leidenschaft hatte Glanz und Leben der Jugend in einem Gesichte verlöscht, das so sehr geeignet war, beide auszudrücken, und man konnte den Fremden nicht wohl anblicken, ohne von Scheu oder Mitleid, oder wenigstens von Zweifel oder Neugierde bewegt zu werden.

Lucie erhielt den Eindruck, dessen Beschreibung uns so viel Zeit gekostet, in der Schnelle des Augenblicks, und sie hatte kaum in das scharfe schwarze Auge des Fremden geblickt, als sie ihr eigenes schamhaft und schüchtern zu Boden schlug. Doch die Nothwendigkeit drängte zu reden, wenigstens dachte sie so, und sie begann stotternd ihrer wunderbaren Rettung zu gedenken, bei welcher der Fremde, wie sie gewiß glaubte, mit des Himmels Beistand ihr und ihres Vaters Beschützer gewesen sein müsse.

Er schien sich ihrem Dank entziehen zu wollen, und sagte plötzlich: »Ich lasse Euch hier, meine Dame,« – der feierliche Klang seiner Stimme gab seinem gewissermaßen strengen Ton etwas Kräftiges, nichts Barsches – »ich lasse Euch unter dem Schutze dessen, dem Ihr heute vielleicht ein Schutzengel geworden seid.«

Lucie war über die Zweideutigkeit dieser Sprache erstaunt, und begann mit einem schlichten und ungekünstelten Dankgefühl sich der Vorstellung zu erwehren, als habe sie ihren Retter beleidigen wollen, gleich als wenn so was möglich gewesen wäre. »Ich bin nicht glücklich gewesen,« sagte sie, »in der Art, meinen Dank auszudrücken. Ich bin davon überzeugt, daß es so ist, obwohl ich mir nicht bewußt bin, wie ich gefehlt habe – Aber wenn Ihr warten wolltet, bis mein Vater – bis der Lord Keeper kommt – Wolltet Ihr ihm nicht vergönnen, Euch zu danken und nach Eurem Namen zu fragen?«

»Mein Name ist unnöthig,« antwortete der Fremde; »Euer Vater – ich möchte lieber sagen, Sir William Ashton, wird ihn nur zu früh für das Vergnügen erfahren, das er ihm wahrscheinlich machen wird.«

»Ihr irrt Euch in ihm,« sagte Lucie mit Nachdruck; »er wird um meinet- und seinetwillen dankbar sein. Ihr kennet meinen Vater nicht, oder Ihr täuscht mich mit dem Mährchen seiner Rettung, während er bereits dem wüthenden Thier zum Opfer gefallen.«

Bei dieser Vorstellung sprang sie auf und wollte nach dem Baumgang eilen, wo der Vorfall stattgehabt, während der Fremde, wiewohl er zwischen dem Wunsch, ihr zu helfen, und dem, sie zu verlassen, zu zweifeln schien, aus allgemeiner Menschenliebe ihrem Vorhaben durch Wort und That widerstand.

»Auf das Wort eines Edelmanns, meine Dame, ich sage Euch die Wahrheit; Euer Vater ist vollkommen wohl; Ihr werdet Euch Gefahren aussetzen, wenn Ihr es wagt, nach dem Weideplatz der Bullen zurückzukehren. – Wenn Ihr gehen wollt« – denn da sie sich vorstellte, daß ihr Vater noch in Gefahr schwebe, so wollte sie ungeachtet seiner vorwärts eilen – »Wenn Ihr gehen wollt, bedient Euch meines Arms, wiewohl ich vielleicht nicht die Person bin, für die es sich am besten schickt, Euch Hülfe anzubieten.«

Doch ohne auf diese Weisung zu achten, nahm ihn Lucie beim Wort. »O, wenn Ihr ein Mann, wenn Ihr ein Edelmann seid,« sagte sie, »so helft mir meinen Vater suchen! Ihr dürft mich nicht verlassen – Ihr müßt mit mir gehen – vielleicht ringt er mit dem Tode, während wir hier sprechen!«

Dann, ohne auf eine Entschuldigung zu hören, hielt sie sich an dem Arme des Fremden fest, ohne an was Weiteres zu denken, als daß er ihr einen Stützpunkt gewähre, den sie zum Gehen nöthig habe, wozu sich jedoch noch die Absicht gesellte, ihn auf diese Art zu verhindern, sie allein zu lassen; sie drängte ihn, ja sie zog ihn fast vorwärts, als Sir William Ashton zum Vorschein kam mit der Dienerin der blinden Alice und zwei Holzhauern, die er zu Hülfe gerufen hatte. Die Freude, seine Tochter gesund und wohl zu sehen, ließ das Befremden nicht aufkommen, womit er sie zu einer andern Zeit betrachtet haben würde, wenn er sie an dem Arme eines Fremden so zutraulich, als wäre es der seinige, würde gefunden haben.

»Lucie, meine liebe Lucie, bist du unverletzt? ist dir's wohl?« waren die einzigen Worte, die er hervorbrachte, während er sie mit Entzücken umarmte.

»Mir ist wohl, Gott sei Dank, um so mehr, als ich Euch wohl sehe; – doch dieser Herr,« sagte sie, indem sie seinen Arm verließ, und von ihm zurücktrat, »was muß er von mir denken?« und ihr beredtes Blut, das über Nacken und Stirne strömte, sprach es aus, wie sehr sie über die Freiheit beschämt war, womit sie den Beistand des jungen Mannes angesprochen hatte.

»Dieser Herr,« sagte Sir William Ashton, »wird, ich weiß es gewiß, nicht die Mühe bereuen, die wir ihm verursacht haben, wenn ich ihm den Dank des Lord Keeper zusichere für den größesten Dienst, den ein Mann dem andern leisten kann – für das Leben meines Kindes – für mein eigenes Leben, das er durch seinen Muth und seine Geistesgegenwart gerettet hat. Er wird uns gewiß erlauben, ihn zu bitten – –«

»Bittet nichts von mir, Mylord,« sagte der Fremde mit einem strengen und entschiedenen Ton; »ich bin der Herr von Ravenswood.«

Todesstille folgte dieser Ueberraschung, die unangenehme Gefühle erregte. Ravenswood hüllte sich in seinen Mantel, machte gegen Lucie eine stolze Verbeugung, murmelte einige Höflichkeiten, die man so undeutlich hörte, als sie ungern gegeben wurden, und verlor sich, als er weggegangen war, augenblicklich im Dickicht.

»Der Herr von Ravenswood!« sagte der Lord Keeper, als er sich von seinem Erstaunen erholt hatte. »Eilet ihm nach – haltet ihn auf – bittet ihn, mich auf einen Augenblick zu sprechen!«

Die zwei Forstbedienten machten sich auf, dem Fremden nachzueilen. Sie kamen bald wieder zurück, und sagten in ihrer plumpen Art mit Zögern, der Herr wolle nicht umkehren. Der Lord Keeper nahm einen der Kerle bei Seite, und befragte ihn schärfer, was der Herr von Ravenswood gesagt habe.

»Er hat weiter nichts gesagt, als daß er nicht umkehren wolle,« sagte der Mann mit der Vorsicht eines feinen Schotten, der nicht gerne einen unangenehmen Auftrag ausrichtet.

»Er hat mehr gesagt,« sagte der Lord Keeper, »und ich will wissen was.«

»Ei nun, Mylord,« sagte der Mann, zu Boden blickend, »er sagte – aber es wird Ew. Gnaden kein Vergnügen machen, es zu hören: denn ich glaube, der Herr meint's nicht böse.«

»Das geht Euch nichts an; ich will buchstäblich seine Worte hören.«

»Wohlan denn,« versetzte der Mann, »er sagte: Antworte dem Sir William Ashton, daß er in der nächsten Zeit, wo er und ich uns treffen, nicht halb so froh über unsere Begegnung sein soll, wie über unsere Trennung.«

»Sehr wohl,« sagte der Lord Keeper, »ich glaube, daß er auf eine Wette anspielt, die wir wegen unserer Falken haben – das ist eine Sache von keiner Bedeutung.«

Er wandte sich nach seiner Tochter, die sich jetzt so weit erholt hatte, daß sie heimgehen konnte. Doch der Eindruck, den die verschiedenen Erinnerungen in Verbindung mit der Schreckensscene auf ihr so reizbares Gemüth machten, war dauernder als der überstandene Nervenzufall. Im Schlafe und im Wachen riefen ihre schrecklichen Träume die Gestalt des wüthenden Thieres und das schreckliche Gebrüll, womit es seinen Lauf begleitete, in's Gedächtnis zurück, und immer war es der Herr von Ravenswood, dessen schönes und edles Bild sich zwischen sie und den drohenden Tod stellte. Es ist vielleicht einem jeden jungen Gemüthe schädlich, sich wiederholt und mit zu viel Gefallen immer an ein und dasselbe Wesen zu erinnern; aber in Luciens Lage war dies unvermeidlich. Sie hatte nie einen jungen Mann von so kräftigen, ausdrucksvollen Zügen, wie die des jungen Ravenswood, gesehen, und hätte sie auch Hunderte, die ihm glichen oder ihm überlegen waren, gesehen, keiner hätte je ihr Herz durch eine solche Verkettung gefesselt, wie die Erinnerung an Gefahr und Rettung, die Dankbarkeit, Bewunderung und Neugierde sie bilden mußten. Ich sage Neugierde, denn es ist natürlich, daß das zurückhaltende Benehmen des Herrn von Ravenswood, das mit dem Ausdruck seines Aeußeren so wenig in Uebereinstimmung war, daß der Widerspruch Staunen erregte, bei ihrem Nachsinnen nicht ohne Beachtung blieb. Sie wußte nicht viel von Ravenswood, sowie von dem Streite, der zwischen ihrem und seinem Vater obgewaltet hatte, und vielleicht begriff sie kaum in ihrer Herzenseinfalt die bitteren Leidenschaften, die durch ihn erzeugt worden waren. Aber sie wußte, daß Ravenswood von edlem Stamme sei, daß er arm sei, obwohl der Abkömmling von Edlen und Reichen, und sie fühlte, daß sie den Stolz billigen könne, womit er sich dem Danke dessen, der sein väterliches Haus und Gut besitze, entzogen habe. Würde er gleichfalls ihre Erkenntlichkeit gescheut und ihre Nähe vermieden haben, wenn ihr Vater ihn milder und inständiger ersucht hätte, wenn sein Gesuch von der Anmuth begleitet gewesen wäre, welche die Frauen so wohl sich anzueignen wissen, wenn sie die heftigen Leidenschaften des rauheren Geschlechts begütigen wollen? Das war eine gefährliche Frage, die sie sich that – gefährlich in ihrem Wesen wie in ihren Folgen.

Kurz, Lucie Ashton befand sich in jenen Irrgängen der Einbildungskraft, die einem jungen und zarten Gemüthe so gefährlich sind. Wahr ist es, Zeit, Entfernung, Veränderung des Orts und neue Umgebungen würden ihre Schwärmerei so bald zerstreut haben, wie die so vieler Anderen; aber ihr Aufenthaltsort blieb einsam und ihr Geist ohne Zerstreuungsmittel. Diese Einsamkeit wurde hauptsächlich durch die Abwesenheit der Lady Ashton verursacht, die sich dermalen in Edinburghaufhielt, den Fortgang eines Staatsstreiches zu beobachten; der Lord Keeper empfing keine Höflichkeits- oder Festesbesuche, und war von Natur verschlossen und ungesellig: also zeigte sich kein Cavalier, der das Ideal, das sich Lucie von der Ritterlichkeit des Herrn von Ravenswood gemacht hatte, erreichen oder verdunkeln konnte.

Während Lucie diesen Träumen nachhing, machte sie der blinden Alice häufige Besuche, in der Hoffnung, sie von dem Gegenstand reden zu machen, dem sie unbesonnener Weise einen so großen Raum in ihrem Inneren verstattete. Aber Alice täuschte hierin ihre Wünsche und Erwartungen. Sie sprach gern und feurig von der Familie im Allgemeinen; aber in Rücksicht des jetzigen Stammhalters schien sie ein genaues und strenges Schweigen zu beobachten. Das Wenige, was sie von ihm sagte, war nicht so günstig, als Lucie gehofft hatte. Sie gab zu verstehen, daß er ein hartes und unversöhnliches Gemüth habe, das Unbilden lieber räche, als vergebe, und Lucie hielt mit großer Unruhe diese Winke, die nur kärglich gegeben wurden, mit der feierlichen Warnung zusammen, womit Alice ihrem Vater gerathen hatte, sich vor Ravenswood zu hüten.

Aber der nämliche Ravenswood, von dem man einen so ungerechten Argwohn genährt hatte, hatte unmittelbar darauf die Warnung zu nichte gemacht, als sie kaum geäußert war, indem er ihres Vaters Leben und ihr eigenes rettete. Hätte er wirklich ein so glühendes Rachegefühl genährt, wie Alicens Winke anzudeuten schienen, er hätte nicht einmal ein Verbrechen zu begehen nöthig gehabt, seine schlechte Begierde zu sättigen. Er brauchte nur einen Augenblick seinen so nöthigen Beistand zurückzuhalten, und der Gegenstand seines Hasses erlag einem schrecklichen und gewissen Tode, ohne daß er seinerseits die geringste Anstrengung zu machen brauchte. Sie vermuthete also, daß irgend ein Vorurtheil oder der dem Alter und dem Unglück eigenthümliche Argwohn Alicen verleitet habe, eine so ungünstige Schilderung von dem Charakter des Herrn von Ravenswood zu machen, die mit seinem edelmüthigen Betragen und seinem würdevollen Aeußeren nicht vereinbar schien. Und auf diesen Glauben gründete Lucie ihre Hoffnung, und fuhr fort, an dem reizenden Zaubergebilde zu weben, das so schön und so nichtig war, wie der im Morgenglanz schimmernde, zur Sonne perlende Sommerfaden.

Ihr Vater sowohl als der Herr von Ravenswood stellten unterdessen eben so häufige aber ernstlichere Betrachtungen über den stattgehabten Vorfall an. Als der Lord Keeper nach Hause gekommen war, so war sein Erstes, was er that, sich durch ärztliche Beiziehung zu versichern, daß der Vorfall keine nachtheilige Wirkung auf seine Tochter gehabt habe. In dieser Hinsicht beruhigt, durchsah er noch einmal die Notizen, die er auf den Bericht des Beamten, der die Leichenfeierlichkeiten des letzten Lords Ravenswood hintertreiben sollte, niedergeschrieben hatte. In der Casuistik erzogen, und in der Zweizüngigkeit des Gerichtssaales wohl geübt, fand er keine große Arbeit, das Bild der Aufruhrscene, das er zuerst mit so grellen Farben gemalt hatte, in einem sanfteren Lichte erscheinen zu lassen. Er empfahl seinen Rathscollegen gelinde Maßregeln gegen junge Leute, deren Blut und Charakter heiß, und deren Erfahrung gering sei. Er nahm keinen Anstand, einigen Tadel auf den Beamten fallen zu lassen, als habe derselbe durch sein Betragen unnöthiger Weise Aergerniß gegeben.

Dies war der Inhalt seiner öffentlichen Depeschen. Die Briefe, die er an seine Freunde schrieb, denen die Leitung dieser Sache wahrscheinlich übertragen werden würde, waren in einem noch milderen Sinne verfaßt. Er stellte ihnen vor, daß Milde in dieser Sache eben so politisch als volksthümlich wäre, denn da man in Schottland die Leichenfeierlichkeiten so hoch achte, so würde jede Strenge, die man dem Herrn von Ravenswood dafür erweise, daß er die Bestattung seines Vaters nicht unterbrochen haben wollte, von Jedermann mißbilligt werden. Und schließlich ersuchte er sie mit den Worten eines großmüthigen und hochgesinnten Mannes, die Sache ohne strenge Maßnahme zu übersehen. Er berührte mit Zartheit das Verhältniß, in welchem er mit dem jungen Ravenswood stand, daß er nämlich aus einem langwierigen Rechtsstreit, worin der Reichthum dieses edlen Hauses so sehr zusammengeschmolzen, als Sieger davongegangen sei, und bekannte, daß es seinem Herzen sehr wohlthuend sein würde, wenn er eine Gelegenheit finden könne, dieser Familie den Schaden, den er ihr durch Verfolgung seines guten Rechts zugefügt habe, in Etwas zu vergüten. Sein persönliches Ansuchen war demnach, daß die Sache ohne Folgen bleiben möge. Das merkwürdigste war, daß er gegen seine Gewohnheit der Lady Ashton keine besondere Mittheilung von dem Aufruhr machte, und daß er, obgleich er des Schreckens erwähnte, den einer der wilden Bullen Lucien zugefügt, doch in die Einzelnheiten eines so bedeutenden und gefährlichen Zufalls nicht einging.

Groß war das Staunen der politischen Freunde und Collegen von Sir William Ashton, als sie Briefe so unerwarteten Inhalts erhielten. Indem sie die Stellen mit einander verglichen, lächelte der eine, ein anderer zog die Augenbrauen in die Höhe, der dritte nickte dem allgemeinen Befremden Beifall, und ein vierter fragte, ob man gewiß wäre, daß dies alle Briefe wären, die der Lord Keeper in dieser Sache geschrieben habe. Es will mir nicht in den Kopf, Mylords, daß keiner dieser Berichte den Grund der Sache enthält.

Aber keine Geheimbriefe von entgegengesetztem Inhalte waren angekommen, obwohl diese Frage die Möglichkeit ihres Vorhandenseins zu beweisen schien.

»Gut,« sagte ein alter grauköpfiger Staatsmann, dem es gelungen war durch Neigen und Schwanken seinen Platz am Steuer durch alle Wechselfälle zu behaupten, die das Schiff seit dreißig Jahren erfahren hatte, – »ich dachte, Sir William wollte das alte schottische Sprüchwort wahr machen, welches heißt: des Lammes Fell kommt so bald zu Markt, als das des alten Widders.«

»Wir müssen es ihm nach seinem Belieben machen,« sagte ein Anderer, »obgleich wir es nicht so vorausgesehen.«

»Einen gefälligen Mann muß man seinen Weg gehen lassen,« antwortete der alte Rath.

»Lord Keeper wird's bereuen, ehe ein Jahr herum ist,« sagte ein Dritter; »der Herr von Ravenswood ist der Mann, ihm einen Floh in's Ohr zu setzen.«

»Laßt doch, was wollt Ihr, Mylords, mit dem armen Schlucker anfangen?« sagte ein Marquis; »der Lord Keeper hat all' seine Güter im Besitz – und er hat nicht einmal ein Kreuz, um sich damit zu gesegnen.«

Der alte Lord Turntippet versetzte hierauf:

Kann man ihn nicht rupfen,
So kann man ihn doch zupfen.

»Und das war unser Grundsatz vor der Revolution – Luitur cum persona, qui luere non potest cum crumena – Seht, Mylord, das ist gutes Juristenlatein.«

»Ich sehe nicht ein,« versetzte der Marquis, »was für einen Grund die edlen Lords haben könnten, diese Sache weiter zu treiben; gebt dem Lord Keeper Macht, die Sache nach seinem Gefallen zu leiten.«

»Einverstanden, einverstanden – übertragt's dem Lord Keeper und Anstands halber noch einer anderen Person – dem Lord Hirplehooly, der bettlägerig ist – ein guter College. – Nehmt das Protokoll auf, Herr Schreiber – Und nun, Mylords, – soll über die Buße des jungen Verprassers, des Laird von Bucklaw, verfügt werden – Ich halte dafür, sie wird dem Lord Schatzmeister zufließen.«

»Schande sei dann in meinem Mehlsack,« rief Lord Turntippet aus, »und daß man Eure Hand an seinem Hals erblicke! Ich hatte das für einen Brocken, der mir zu gut kommen sollte, bestimmt.«

»Um einen Eurer Lieblingssprüche anzuwenden, Mylord,« versetzte der Marquis, »Ihr gleichet dem Müllerhunde, der das Maul leckt, ehe der Sack aufgethan ist – der Mann ist noch nicht gebüßt.«

»Aber das kostet nur ein Paar Federstriche,« sagte der Lord Turntippet, »und gewiß keiner der edlen Lords, die hier sind, wird sich unterstehen zu sagen, daß ich, der ich mit allen Gefälligkeiten zu Gebote stand, der ich Zeugnisse aller Art abgelegt, abgeschworen, was abgeschworen werden sollte, und beschworen, was beschworen werden sollte, der ich während der dreißig verflossenen Jahre unter gutem und schlechtem Leumund meiner Staatspflicht getreu war, nicht dann und wann Etwas haben sollte, mir nach so heißer Arbeit den Mund anzufeuchten. Ist's nicht so?«

»Es wäre in der That sehr unvernünftig, Mylord,« versetzte der Marquis, »hätten wir nur geglaubt, daß Ew. Herrlichkeit Durst zu stillen wäre, oder daß Euch etwas in der Kehle stecke, das hinunter gespült werden müsse.«

Und hiermit schließen wir die Geheimerathsscene jener Zeit.

 


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