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Neuntes Kapitel.

Mit Pflugschar und mit Hämmern brachen
Wir alle Riegel, Schlag auf Schlag,
Bis wir zum innern Kerker kamen,
Wo Willie o' Kinmont drinnen lag.

Alte Ballade.

Wir kehren nach Portanferry, und zu Bertram und seinem edelmüthigen Freunde zurück, die wir als sehr unschuldige Bewohner eines für die Schuld erbauten Ortes verließen. Der Schlaf war so fest als nur möglich.

Bertrams erster tiefer Schlaf aber war schon lange vor Mitternacht vorüber und er vermochte sich nicht wieder in den Zustand des süßen Vergessens zu versenken. Der unruhige und unbehagliche Zustand seines Gemüthes ward noch erhöht durch Fieberschauer, welche er hauptsächlich der dicken und eingeschlossenen Luft des kleinen Gemachs, in welchem er schlief, verdankte. Nachdem er eine Zeit lang das bange und drückende Gefühl, welches eine solche Atmosphäre erzeugt, ertragen hatte, erhob er sich, um ein Fenster des Gemaches zu öffnen und so frische Luft einzulassen. Ach! der erste Versuch erinnerte ihn, daß er im Kerker war, und daß, da das Haus der Sicherheit, nicht der Bequemlichkeit wegen erbaut war, den armen Bewohnern kein Mittel zu Gebote stand, um sich frische Luft zu verschaffen.

Nach diesem vergeblichen Versuche blieb er eine Weile an dem nicht zu öffnenden Fenster stehen. Der kleine Wasp, obwohl noch ermüdet von der Reise des vorhergehenden Tages, kroch aus dem Bette zu seinem Herrn hin, rieb sein scheckiges Fell an dessen Beinen, und drückte durch Knurren die Freude aus, daß er wieder mit ihm vereinigt sei. In dieser Gesellschaft, und harrend, daß das fieberische Gefühl, welches jetzt sein Blut erregte, einem Verlangen nach Wärme und Schlaf weichen sollte, blieb Bertram noch eine Zeit lang, auf die See hinausschauend, stehen.

Die Fluth hatte ihre Höhe fast erreicht und schlug rauh und ganz nahe an die Grundmauer des Gebäudes. Dann und wann erreichte auch eine große Welle das Bollwerk, welches das Haus beschützte, und brach sich hier mit größerer Gewalt und heftigerem Tosen, als jene, die sich nur auf dem Sande brachen. Weit draußen, unter dem unbestimmten Schimmer eines trüben und oft umwölkten Mondes, rollte der Ocean sein Gewimmel unzähliger Wellen bunt und kraus durcheinander.

»Ein wildes und düsteres Schauspiel,« sagte Bertram zu sich selber, »gleich den wirren Wogen, die mich von Kindheit an in der Welt umhergeworfen haben. Wann wird diese Ungewißheit aufhören und wann endlich wird mir gestattet sein, mich nach einer ruhigen Heimath umzusehen, wo ich in Stille und ohne Furcht und Verwirrung jene Künste des Friedens pflegen kann, denen ich bisher immer zu entsagen gezwungen war? Das Ohr der Phantasie, sagt man, vermag die Stimme der Seejungfrauen und Tritonen durch das Wogengetöse des Oceans zu vernehmen; das möcht' ich auch können, und eine Sirene oder ein Proteus sollte aus jenen Wellen steigen, um mir das seltsame Labyrinth des Schicksals zu enträthseln, welches mich so dicht umgarnt hat! – Glücklicher Freund,« sagte er, nach dem Bett schauend, wo Dinmont seine gewichtige Person niedergelegt hatte, »deine Sorgen beschränken sich auf den engen Kreis einer gesunden und nährenden Beschäftigung! Du kannst sie nach Belieben bei Seite legen und dich der tiefen Ruhe des Leibes und der Seele freuen, welche eine kräftige Arbeit dir bereitet hat!«

In diesem Augenblicke wurden seine Betrachtungen durch den kleinen Wasp unterbrochen, welcher, während er gegen das Fenster zu springen suchte, heftig zu knurren und zu bellen begann. Dies Geräusch erreichte Dinmont's Ohr, aber ohne die Täuschung zu vernichten, welche ihn aus diesem elenden Gemach in die freie Luft seiner eignen grünen Hügel versetzt hatte. »He, Yarrow, Bursch – hier! hier!« murmelte er zwischen den Zähnen, wahrscheinlich seinen Schäferhund rufend, um ihn gegen einige fremde Eindringlinge auf der Weide zu hetzen. Das fortgesetzte Gebell des Dachshundes ward durch das zornige lautere Bellen des Kettenhunds im Hofe beantwortet, welcher lange still gewesen war, mit Ausnahme eines kurzen und tiefen Knurrens, welches er hören ließ, wenn der Mond plötzlich zwischen den Wolken hervorbrach. Jetzt ward sein Lärmen anhaltend und heftig und schien durch eine Unruhe erregt, welche ihm das Bellen Wasp's verursachte, welcher ihn zuerst unruhig gemacht hatte und den sein Herr mit großer Mühe insoweit beruhigt hatte, daß er sich nun mit einem leisen, aber zornigen Knurren begnügte.

Endlich entdeckte Bertram, dessen Aufmerksamkeit nun völlig rege war, ein Boot auf der See und hörte auch deutlich den Schall von Rudern und menschlichen Stimmen, die sich mit dem Getöse der Wogen mischten. Einige von der Nacht überfallene Fischer, dachte er, oder vielleicht auch einige der kühnen Schleichhändler von der Insel Man. Gewiß sind sie sehr verwegen, daß sie sich so nah an's Zollhaus wagen, wo sicherlich Schildwachen sein müssen. Das Fahrzeug ist groß, wie ein langes Boot, und mit Leuten erfüllt; vielleicht gehört es dem Zollamte. Bertram ward in der letztern Meinung bestärkt, als er sah, daß das Boot nach einem kleinen Damm steuerte, welcher sich hinter dem Zollhause in's Meer erstreckte; einer nach dem andern sprang an's Land und die versammelte Schaar, etwa zwanzig an der Zahl, schlich leise ein enges Gäßchen empor, welches das Zollhaus vom Zuchthause trennte; so verschwanden sie ihm aus dem Gesicht, indem sie nur zwei zurückließen, die das Boot bewachen sollten.

Das Geräusch der Ruder und sodann der gedämpfte Klang ihrer Stimmen, hatte den Zorn der wackern Schildwache im Hofe erregt, die nun ihre tiefe Stimme zu einem furchtbaren und anhaltenden Geheul erhob, daß ihr roher Herr davon erwachte, der an Wildheit dem Hunde nahe verwandt war. Sein Ruf aus einem Fenster: »was soll's, Tearum, was gibt's, Bursch? still, hol' dich der Teufel, still!« vermochte Tearum's lautes Toben nicht zu beruhigen, und dadurch ward sein Herr zum Theil verhindert, die wilden Stimmen zu vernehmen, welche der trotzige Hauswächter eben erwiederte. Aber die Ehegenossin des zweibeinigen Cerberus war mit schärfern Ohren begabt, als ihr Gemahl. Alsbald war sie auch am Fenster; »Dummkopf, geh' hinunter und laß den Hund los,« sagte sie, »sie machen Jagd auf das Thor des Zollhauses, und der alte Narr in Hazlewood hat die Wache weggeholt. Aber du hast auch nicht mehr Herz als eine Katze.« Und hinab sprang die Amazone, um das Werk selber zu vollbringen, während ihr Gemahl, besorgter um Insurrektion im Innern des Hauses, als um einen Sturm von außen, von Zelle zu Zelle ging, um zu sehn, daß ein jeder sorgfältig verwahrt sei.

Jene Klänge, die wir dem Leser zuletzt schilderten, hatten ihren Ursprung vor der Fronte des Hauses und wurden von Bertram nur unvollkommen gehört, weil sein Zimmer, wie wir bereits bemerkten, von dem hintern Theile des Gebäudes nach der See schaute. Indeß vernahm er ein Treiben und Lärmen im Hause, welches nicht der starren Einsamkeit eines Gefangenhauses um die Stunde der Mitternacht angemessen schien, und da zugleich in dieser späten stillen Stunde ein Boot bewaffneter Leute angekommen war, so ließ sich nur vermuthen, daß etwas Außerordentliches vorgehen solle. In diesem Glauben schüttelte er Dinmont bei der Schulter – »Heda! – ja! – Ach, Ailie, 's ist noch nicht Aufstehens Zeit,« ächzte der schlafende Mann aus dem Gebirge. Heftiger geschüttelt indeß, raffte er sich empor, schüttelte den Kopf und fragte, »Im Namen Gottes, was gibt's?«

»Das kann ich Euch nicht sagen,« erwiederte Bertram; »aber entweder ist Feuer im Hause, oder es geht sonst etwas Außerordentliches vor. Riecht ihr nicht vielleicht etwas von Feuer? Hört Ihr den heftigen Lärm nicht, das Zuschlagen von Thüren im Hause, und die rauhen Stimmen, das Gemurmel und ferne Geschrei von draußen? Auf mein Wort, ich glaube, es geht etwas ganz Außerordentliches vor – Steht auf, um des Himmels Willen, und laßt uns auf unserer Hut sein.«

Bei dem Gedanken an Gefahr erhob sich Dinmont so furchtlos und unerschrocken, wie etwa einer seiner Vorfahren gethan haben mochte, wenn das Sturmfeuer angezündet war. »Zum Henker, Capitain, das ist ein närrischer Ort! Am Tage wollen sie Euch nicht 'raus lassen, und bei Nacht wollen sie Euch nicht schlafen lassen. Teufel, das brächte mich in vierzehn Tagen um. Aber, Gott steh' uns bei, was für ein Gepolter machen sie jetzt! – Zum Henker, ich wollte, wir hätten Licht. – Wasp – Wasp, still, Thierchen – still, mein gutes Vieh, und laß uns hören, was sie machen. – Der Teufel sitzt in dir, wirst du still sein?«

Sie durchsuchten vergebens die Kohlen nach einem Funken, um ihr Licht anzuzünden, während der Lärm immer forttobte. Dinmont nahm nun seine Zuflucht zum Fenster – »Gott steh' uns bei, Capitain! kommt hieher. – Henker! sie haben das Zollhaus erbrochen.«

Bertram eilte zum Fenster und sah deutlich eine bunte Schaar von Schmugglern und mancherlei ähnlichem Gesindel; einige trugen brennende Fackeln, andere schafften Ballen und Fässer das Gäßchen hinab nach dem Boote, welches am Strande lag und jetzt noch von einigen Fischerbooten umringt war. Jedes derselben wurde beladen, und einige befanden sich bereits auf der See draußen. »Dies erklärt sich von selbst,« sagte Bertram; »aber ich fürchte, daß noch etwas Schlimmeres vorgegangen ist. Bemerkt Ihr nicht einen starken rauchigen Geruch, oder täuscht mich meine Einbildung nur?«

»Einbildung?« antwortete Dinmont, »das riecht ja wie ein Schmelzofen. Zum Henker, wenn sie das Zollhaus verbrennen, so wird es hier auch fangen und wir werden wie eine Theertonne sammt und sonders verbrennen. – 's wäre doch erbärmlich, wenn Einer mir nichts, dir nichts, bei lebendigem Leibe verbrennen sollte, gleich als wär' man ein Hexenmeister gewesen! – Mac-Guffog, hört Ihr!« – Dabei erhob er seine Stimme so viel als möglich; »wenn Ihr einen heilen Knochen in Eurer Haut behalten wollt, so schließt auf, Mensch! schließt auf!«

Das Feuer begann sich jetzt zu erheben und dicke Rauchwolken wogten am Fenster vorüber, an welchem Bertram und Dinmont standen. Zuweilen, je nachdem sich der Wind wandte, verbarg der dunkle Rauchschleier jeden Gegenstand vor ihren Augen; zuweilen erhellte eine rothe Gluth Land und See, und fiel grell auf die düstern und trotzigen Gestalten, die, mit roher Behendigkeit, mit der Ladung der Boote beschäftigt waren. Das Feuer errang endlich den Sieg völlig, und wallte in großen Flammen aus jedem Fenster des brennenden Gebäudes, während gewaltige Brände, aus entzündeten Waaren bestehend, vom Winde nach dem benachbarten Gefängniß getrieben wurden, und eine dunkle Rauchdecke über der ganzen Umgebung hing. Das Geschrei eines wüthenden Pöbels widerhallte fern und nah; denn zu den siegreichen Schmugglern hatte sich all' das Gesindel aus der kleinen Stadt und der Nachbarschaft gesellt, und war, trotz der späten Stunde, in völliger Bewegung; einige aus Interesse am Schleichhandel, die meisten aber nur aus der Liebe zu Verwirrung und Tumult, die jeder gemeinen Bevölkerung natürlich ist.

Bertram begann jetzt für sein und des Begleiters Geschick ernstlich besorgt zu werden. Es war kein Lärm mehr im Hause; der Kerkermeister schien von seinem Posten geflohen zu sein, während er das Gefängniß mit seinen unglücklichen Bewohnern der Gnade des Brandes überlassen hatte, welcher sich gegen das Gebäude wälzte. Unterdessen hörte man einen neuen und heftigen Angriff auf das äußere Thor des Zuchthauses, welches, mit großen Hämmern und ähnlichen Instrumenten bearbeitet, bald überwältigt wurde. Der Gefangenwärter, der eben so feig als prahlerisch war, hatte mit seinem noch bösartigern Weibe die Flucht ergriffen; die Dienstleute hatten bereitwillig die Schlüssel hergegeben. Die befreiten Gefangenen, ihre Befreiung mit dem wildesten Freudengeschrei feiernd, mischten sich unter den Pöbel, der ihnen die Freiheit gegeben hatte.

Während nun Alles in Verwirrung war, eilten einige der vorzüglichsten Schmuggler, mit Fackeln versehn und mit Säbeln und Pistolen bewaffnet, nach Bertram's Gemache. – »Der Teufel!« sagte der Anführer, »hier sind wir recht!« – Zwei von ihnen ergriffen Bertram; einer aber flüsterte ihm zu, »leistet keinen Widerstand, bis Ihr auf der Straße seid.« Dieselbe Person nahm auch den Augenblick wahr, zu Dinmont leise zu sagen, »folgt Eurem Freunde und helft, wenn Ihr seht, daß es Zeit ist.«

In der Hast des Augenblicks gehorchte Dinmont und folgte unmittelbar. Die beiden Schmuggler schleppten Bertram den Gang entlang, die Treppe hinab über den Hof, den jetzt die Feuersbrunst erhellte, und auf die enge Straße, nach welcher sich das Thor öffnete, und wo in der Verwirrung die Schaar nothwendig etwas von einander getrennt wurde. Ein hastiges Geräusch, wie wenn eine Reiterschaar ansprengte, schien die Unruhe zu vermehren. »Hagel und Wetter, was ist das?« sagte der Führer, »haltet zusammen, Kinder, seht auf den Gefangenen.« – Aber trotz dieser Ermahnung waren die beiden, welche Bertram führten, die letzten im Zuge.

An der Spitze desselben hörte man jetzt Kampfgeschrei. Das Gedränge ward heftig, während einige bemüht waren, sich zu vertheidigen, andere, zu entfliehen; es wurde gefeuert, und die blitzenden Säbel der Dragoner begannen über den Köpfen der Meuterer zu leuchten. »Jetzt,« sagte die leise mahnende Stimme des Mannes, welcher Bertrams linken Arm hielt und schon vorher zu ihm gesprochen hatte, »jetzt werft den Kerl von Euch und folgt mir.«

Bertram riß sich mit einer plötzlichen und wirksamen Kraftanstrengung leicht von der Hand des Mannes los, der ihn auf der rechten Seite beim Kragen gefaßt hatte. Der Mensch griff nach seiner Pistole, ward aber zu Boden gestreckt durch Dinmonts Faustschlag, welchen selbst ein Stier schwerlich ohne gleichen Erfolg empfangen haben würde. »Folgt mir rasch,« sagte der freundliche Führer, indem er ein sehr enges und schmutziges Gäßchen betrat, welches von der Hauptstraße führte.

Niemand versuchte eine Verfolgung. Die Aufmerksamkeit der Schmuggler war auf andere und sehr unangenehme Weise durch das plötzliche Erscheinen Mac-Morlan's und der Reiterabtheilung in Anspruch genommen. Die laute männliche Stimme des Beamten verkündete laut die Aufruhrakte und ermahnte »Alle gesetzwidrig Versammelten, sich zu zerstreuen.« – Gewiß hätte die Ankunft der Reiter genügt, um den Angriff der Schmuggler zu hindern, hätte Mac-Morlan nicht unterwegs eine falsche Nachricht erhalten, welche ihn zu dem Glauben führte, die Schleichhändler wollten in der Bucht bei Ellangowan landen. Fast zwei Stunden waren in Folge dieses falschen Berichtes verloren gegangen, welchen man ohne Lieblosigkeit wohl auch Glossin zuschreiben kann, dem so viel an dem guten Erfolg des kühnen Angriffs dieser Nacht liegen mußte. So legte er dies Hinderniß Mac-Morlan in den Weg, nachdem er erfuhr, die Reiterabtheilung habe Hazlewood verlassen, eine Nachricht, welche ein so ängstlich besorgtes Ohr, wie das seine, bald erreichen mußte.

Unterdessen folgte Bertram seinem Führer, und Dinmont blieb desgleichen bei ihnen. Das Geschrei des Pöbels, das Pferdegetrappel, und die Pistolenschüsse hörten sie in der Ferne immer schwächer; am Ende des engen Gäßchens fanden sie eine Postchaise mit vier Pferden. »Seid Ihr hier, in Gottes Namen?« sagte der Führer zu dem Postknecht bei den vordern Pferden.

»Ei, freilich bin ich's,« antwortete Jock Jabos, »und ich wollte, ich wäre lieber sonstwo.«

»So öffnet den Wagen – Ihr, Gentlemen, steigt ein – Ihr werdet bald in Sicherheit sein – und« (zu Bertram) »erinnert Euch des Versprechens, welches Ihr der Zigeunerin gabt!«

Bertram, entschlossen, einer Person zu gehorchen, die ihm so eben einen so bedeutenden Dienst geleistet hatte, stieg der Weisung gemäß in den Wagen. Dinmont folgte; Wasp, der ihnen stets nahe geblieben war, sprang zu gleicher Zeit mit hinein, und der Wagen fuhr schnell von dannen. »Meiner Treu,« sagte Dinmont, »das ist die allernärrischste Geschichte! – Zum Henker, ich hoffe, sie werden nichts Arges mit uns im Sinne haben – und was mag aus meinem Gaul geworden sein? – Ich wollte lieber auf seinem Rücken sein, als in des Herzogs Kutsche, Gott segn' ihn!«

Bertram bemerkte, daß sie nicht lange so schnell fahren könnten, ohne Pferde zu wechseln, und daher wollten sie im ersten Wirthshause, wo man halten würde, darauf bestehen, daß man das Tageslicht dort erwarte, oder sie wenigstens mit dem Zweck und Ziel ihrer Reise bekannt mache; da könnte Mr. Dinmont auch hinsichtlich seines treuen Pferdes eine Anweisung ertheilen, welches sich wahrscheinlich sicher in dem Stalle befand, wo er es gelassen hatte. – »Jawohl, so sei es, – zum Henker! wären wir nur einmal erst aus diesem abscheulichen Kasten, so sollt' es ihnen schwer fallen, uns einen andern Weg zu fahren, als den wir selber gehen wollen.«

Als er so sprach, nahm der Wagen eine plötzliche Wendung und sie erblickten durch das offene Fenster in einiger Entfernung den Flecken noch immer vom Feuer hell beleuchtet; es hatte dies ein Vorrathshaus erreicht, worin Spirituosen niedergelegt waren, und erhob sich nun hoch in die Luft, als eine flackernde Säule schimmernden Lichtes. Sie behielten nicht viel Zeit, dies Schauspiel zu bewundern, denn eine neue Wendung der Straße führte sie in eine schmale Gasse, zu beiden Seiten von Anpflanzungen eingeschlossen, zwischen denen der Wagen bei fast vollkommener Finsterniß, aber mit fortwährender Schnelligkeit hinrollte.



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