Walther Siegfried
Tino Moralt
Walther Siegfried

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»Eine bronzene Sau – – auf deinen Schreibtisch? welch eine Idee!«

»Eben gerade diese bronzene Sau! Das liebe, herzige Tier!«

»Aber Irene!«

Sie standen vor dem Schaufenster eines Kunsthändlers an der Maximiliansstraße, Frau von Hauser mit den drei jungen Leuten, und Irene zeigte hartnäckig einen wahren Raptus, eine meisterliche kleine Bronze, die ein dickes, borstiges Schwein darstellte und als launige Arbeit eines namhaften Bildhauers zwischen einer Landschaft von Karl Haider und einem Lenbach'schen Männerporträt hervorlugte, anzukaufen. Aber ihre Mutter widersetzte sich dem ernstlich und mit verschiedenen Gründen, während Gertrud und Moralt, ohne sich einzumischen, mit Ergötzen dem komischen Kampf zwischen Mutter und Tochter zuhörten.

»Nein! ein so altes, so garstiges Schwein, – wenn es meinetwegen noch ein Ferkelchen wäre!« meinte Frau von Hauser. 33

Aber Irene, die kluge, verständige Tochter, hatte da einen ihrer plötzlichen tollen Mädel-Einfälle.

»Liebe Sau! drollige Sau! charakteristische Sau!« liebkoste und deklamierte sie mit einem kindischen Eigensinn durch die Spiegelscheiben hinein, ohne sich durch irgendeinen Einwand bekehren zu lassen.

»Was sagen Sie dazu, Herr Tino, – ist das jetzt auch ein Gelüste für ein junges Mädchen, diese Bronze auf seinem Schreibtisch zu haben?«

»Liebe Sau! – schöne Sau – –«

»Jetzt hör' auf, Kind! komm! Du kannst deine dreihundert Mark für etwas Anderes los werden, wenn du ein Andenken an München mitnehmen willst; ich gebe diesen Ankauf nicht zu!«

Es war ein Trauerzüglein, als sie nach dem langen Halt von dem Schaufenster endlich weitergingen, und Keines sprach vorerst ein Wort.

Irene schmollte; die Mutter, der alles Versagen von Wünschen ihrer Lieben ja eine wahre Herzenspein war, mußte sich von ihrer energischen Tat erst erholen, und weder Gertrud noch Moralt wußten, in welcher Tonart die vorherige harmonische Ensemble-Musik am besten wieder aufzunehmen sein möchte. 34

 


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