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5. Kapitel.
Der wirkliche und der Nominalpreis der Waren, oder ihr Arbeitspreis und ihr Geldpreis

Ein Mensch ist in dem Grade reich oder arm, als er imstande ist, sich den Bedarf, die Genußmittel und die Vergnügungen des menschlichen Lebens zu verschaffen. Nachdem jedoch die Arbeitsteilung einmal durchweg eingeführt worden ist, kann eines Menschen eigene Arbeit ihn nur mit einem sehr kleinen Teil dieser Dinge versorgen. Den bei weitem größeren Teil muß er von der Arbeit anderer beziehen, und er wird reich oder arm sein je nach der Quantität von Arbeit, die er sich dienstbar machen oder kaufen kann. Demnach ist der Wert einer Ware für denjenigen, der sie besitzt und nicht selbst zu gebrauchen oder zu verzehren, sondern gegen andere Waren auszutauschen gedenkt, der Quantität Arbeit gleich, welche sie ihn dafür zu kaufen oder sich dienstbar zu machen befähigt. Die Arbeit ist also der wahre Maßstab des Tauschwertes aller Waren.

Der wirkliche Preis jedes Dinges, dasjenige nämlich, was ein Ding dem, der es sich verschaffen will, wirklich kostet, ist die zu seiner Anschaffung erforderliche Mühe und Beschwerde. Was ein Ding dem, der es sich verschafft hat, und darüber verfügen, oder es gegen irgendetwas anderes vertauschen will, wirklich wert ist, das ist die Mühe und Beschwerde, die es ihm ersparen und dafür anderen Leuten verursachen kann. Was für Geld oder andere Güter gekauft wird, ist ebenso durch Arbeit erlangt, als das, was wir uns durch die Anstrengung unseres eigenen Körpers verschaffen. Jenes Geld oder jene Güter ersparen uns in der Tat diese Anstrengung. Sie enthalten den Wert einer bestimmten Quantität Arbeit, die man gegen etwas vertauscht, wovon man zurzeit glaubt, daß es den Wert einer gleichen Quantität enthalte. Die Arbeit war der erste Preis, das ursprüngliche Kaufgeld, welches für alle Dinge gezahlt wurde. Nicht mit Gold oder Silber, sondern mit Arbeit wurden alle Reichtümer der Welt ursprünglich erworben, und ihr Wert ist für ihre Besitzer, die sie gegen neue Produkte vertauschen wollen, genau der Quantität Arbeit gleich, welche sie dafür kaufen oder sich dienstbar machen können.

Reichtum ist Macht, wie Hobbes sagt. Wer jedoch ein großes Vermögen erwirbt oder ererbt, erwirbt oder ererbt damit nicht notwendig politische Macht, weder im Zivil- noch im Militärwesen. Sein Vermögen wird ihm vielleicht die Mittel bieten, beide zu erwerben, aber der bloße Besitz dieses Vermögens führt sie ihm nicht notwendigerweise zu. Die Macht, welche jener Besitz ihm unmittelbar und direkt verschafft, ist die Macht zu kaufen, eine gewisse Gewalt über alle Arbeit oder alle Arbeitsprodukte, welche derzeit verkäuflich sind. Sein Vermögen ist ganz in Gemäßheit der Ausdehnung dieser Macht, oder in Gemäßheit der Quantität von Arbeit oder, was dasselbe ist, von Arbeitsprodukten anderer, welche er dafür kaufen oder sich dienstbar machen kann, größer oder kleiner. Der Tauschwert der Dinge muß immer der Ausdehnung dieser Macht, die sie ihrem Besitzer verschaffen, ganz gleich sein.

Wenn aber auch die Arbeit der wirkliche Maßstab des Tauschwertes aller Waren ist, so ist sie doch gewöhnlich nicht der, nach dem ihr Wert geschätzt wird. Es ist oft schwer, das Verhältnis zwischen zwei verschiedenen Quantitäten Arbeit genau zu bestimmen. Die auf zwei verschiedene Arten von Arbeit verwendete Zeit wird nicht immer allein dieses Verhältnis bestimmen. Es muß auch der verschiedene Grad von Mühseligkeit, die dabei ertragen, und von Geist, der aufgeboten wird, in Rechnung gebracht werden. Es kann in der schweren Anstrengung einer Stunde mehr Arbeit stecken, als in der leichten Tätigkeit zweier Stunden und wieder mehr in der einstündigen Beschäftigung mit einem solchen Gewerbe, dessen Erlernung zehn Jahre brauchte, als in dem Fleiß eines ganzen Monats bei einer gewöhnlichen und allgemein geläufigen Verrichtung. Allein es ist nicht leicht, einen genauen Maßstab für die Mühseligkeit oder den Geist zu finden. Allerdings wird beim Austausch der verschiedenen Produkte verschiedener Arbeitsarten gegeneinander auf beide einige Rücksicht genommen; allein das wird nicht nach einem genauen Maßstabe, sondern nach dem Feilschen und Handeln auf dem Markte ausgeglichen, ganz jener rohen Ausgleichung gemäß, welche, obwohl nicht exakt, doch gerade hinreicht, die Geschäfte des gemeinen Lebens fortzusetzen.

Übrigens werden die Waren häufiger miteinander, als mit Arbeit vertauscht und verglichen. Daher ist es natürlicher, ihren Tauschwert nach der Quantität irgend einer anderen Ware zu schätzen, als nach der der Arbeit, welche sie verschaffen können. Auch versteht der größte Teil der Menschen besser, was mit einer Quantität bestimmter Ware, als was mit einer Quantität Arbeit gemeint ist. Das eine ist ein einfacher handgreiflicher Gegenstand, das andere ein abstrakter Begriff, der sich zwar genügend deutlich machen läßt, aber doch nicht ganz so natürlich und geläufig ist.

Wenn aber der Tauschhandel aufhört, und das Geld zum gewöhnlichen Handelsmittel geworden ist, dann wird jede einzelne Ware häufiger gegen Geld als gegen irgend eine andere Ware vertauscht. Der Fleischer bringt selten sein Rind- oder Hammelfleisch zum Bäcker oder zum Brauer, um es gegen Brot oder Bier zu vertauschen, sondern er bringt es auf den Markt, wo er es gegen Geld eintauscht, und später tauscht er dies Geld für Brot und Bier ein. Die Quantität des Geldes, welches er dafür einnimmt, bestimmt auch die Quantität des Brotes und Bieres, die er hernach kaufen kann. Es ist ihm daher natürlicher und geläufiger, ihren Wert nach der Quantität des Geldes, der Ware nämlich, für welche er sie unmittelbar eintauscht, als nach der des Brotes und Bieres, Waren, gegen welche er sie nur durch Vermittlung einer anderen Ware eintauschen kann, zu schätzen, und einfacher zu sagen, das Pfund seines Fleisches sei drei oder vier Pfennige wert, als es sei drei oder vier Pfund Brot, oder drei oder vier Quart Dünnbier wert. Daher kommt es, daß der Tauschwert jeder Ware öfter nach der Quantität des Geldes, als nach der der Arbeit oder einer anderen Ware, welche dafür eingetauscht werden kann, geschätzt wird.

Gleichwohl sind Gold und Silber, wie jede andere Ware, in ihrem Werte veränderlich, bald wohlfeiler und bald teurer, bald leichter und bald schwerer zu kaufen. Die Quantität Arbeit, welche eine bestimmte Quantität Gold oder Silber kaufen oder sich dienstbar machen kann, oder die Quantität anderer Güter, für die sie einzuhandeln ist, hängt immer von der Ergiebigkeit oder Unergiebigkeit der Bergwerke ab, die man zur Zeit dieser Tauschakte gerade kennt. Die Entdeckung der reichhaltigen Gruben Amerikas brachte im 16. Jahrhundert den Gold- und Silberwert in Europa ungefähr auf den dritten Teil seines früheren Standes herunter. Da es weniger Arbeit kostete, jene Metalle aus den Gruben zu Markte zu bringen, so konnten sie auch, als sie dahin kamen, nur weniger Arbeit damit kaufen oder sich dienstbar machen; und diese Umwälzung in ihrem Werte ist, wenn auch vielleicht die größte, doch keineswegs die einzige, von der die Geschichte Nachricht gibt. Wie aber ein quantitatives Maß, z. B. der natürliche Fuß, die Armlänge oder die Handvoll, das selbst stets veränderlich ist, niemals einen genauen Maßstab für die Quantität anderer Dinge abgeben kann, so kann auch eine Ware, die in ihrem eigenen Werte stets veränderlich ist, niemals ein genauer Maßstab für den Wert anderer Waren sein. Von gleichen Quantitäten Arbeit kann man sagen, daß sie zu allen Zeiten und an allen Orten für den Arbeiter von gleichem Werte seien. Bei dem gewöhnlichen Stande seiner Gesundheit, Kraft und Intelligenz, beim gewöhnlichen Grade seiner Geschicklichkeit und Fertigkeit muß er immer ein und denselben Teil seiner Bequemlichkeit, seiner Freiheit und seines Glückes hingeben. Der Preis, den er zahlt, muß immer derselbe sein, wie groß auch die Quantität der Güter sei, welche er dafür als Entgelt erhält. Von diesen kann er freilich bald mehr, bald weniger erhalten; aber dann ist nur ihr Wert veränderlich, nicht der der Arbeit, welche zu ihrer Erlangung dient. Immer und überall ist dasjenige teuer, was schwer zu bekommen ist, oder dessen Erwerbung viel Arbeit kostet, und dasjenige wohlfeil, was leicht oder mit sehr wenig Arbeit zu haben ist. Nur die Arbeit, die niemals in ihrem eigenen Werte schwankt, ist daher das letzte und wirkliche Maß, wonach der Wert aller Waren immer und überall geschätzt und verglichen werden kann. Sie ist ihr wirklicher Preis: Geld ist nur ihr Nominalpreis.

Obwohl aber gleiche Quantitäten Arbeit für den Arbeiter immer gleichen Wert haben, so scheinen sie doch schon dem, der ihn beschäftigt, bald mehr, bald weniger wert zu sein. Er erkauft sie bald mit einer größeren, bald mit einer kleineren Quantität von Gütern, und ihm scheint der Preis der Arbeit nicht weniger als der aller anderen Güter veränderlich zu sein. In einem Falle scheint sie ihm teuer, in einem anderen wohlfeil. In Wahrheit jedoch sind es die Güter, die in dem einen Falle wohlfeil, im andern teuer sind.

In diesem populären Sinne kann man daher sagen, die Arbeit habe gleich den Waren einen wirklichen und einen Nominalpreis. Ihr wirklicher Preis, kann man sagen, besteht in der Quantität von Lebensbedarf und Genußmitteln, welche dafür gegeben wird, ihr Nominalpreis in der Quantität des Geldes. Der Arbeiter ist reich oder arm, gut oder schlecht belohnt, je nach dem wirklichen, nicht nach dem Nominalpreise seiner Arbeit.

Die Unterscheidung zwischen dem wirklichen und dem Nominalpreise der Waren und der Arbeit ist nicht etwa nur eine Sache der bloßen Theorie, sondern kann bisweilen in der Praxis von beträchtlichem Nutzen sein. Derselbe wirkliche Preis hat immer ein und denselben Wert, wogegen wegen des Wechsels im Werte des Goldes und Silbers ein und derselbe Nominalpreis zuweilen sehr verschiedene Werte hat. Wenn daher ein Landgut unter der Bedingung einer immerwährenden Rente verkauft wird, und man will, daß diese Rente stets denselben Wert haben soll, so ist es für die Familie, in deren Interesse die Auflage erfolgt, sehr wichtig, daß sie nicht in einer bestimmten Summe Geldes bestehe. In diesem Falle würde ihr Wert Abweichungen von zweierlei Art unterworfen sein: erstens von der, daß zu verschiedener Zeit verschiedene Quantitäten Gold und Silber in Münzen von derselben Benennung enthalten sind, und zweitens von der, daß der Wert gleicher Quantitäten von Gold und Silber zu verschiedenen Zeiten verschieden ist.

Fürsten und Freistaaten haben sich oft eingebildet, ihr augenblicklicher Vorteil liege darin, die in ihren Münzen enthaltene Quantität reinen Metalls zu vermindern; aber nur höchst selten bildeten sie sich ein, es sei für sie vorteilhaft, sie zu vermehren. Daher hat die Quantität des in den Münzen enthaltenen edlen Metalls sich, wie ich glaube, bei allen Völkern meist unablässig vermindert und hat kaum jemals zugenommen. Darum haben solche Veränderungen fast überall das Bestreben, den Wert einer Geldrente zu verringern.

Die Entdeckung der amerikanischen Minen verminderte den Wert des Goldes und Silbers in Europa. Diese Verringerung geht, wie man gewöhnlich, allerdings, wie ich glaube, ohne sicheren Beweis annimmt, noch immer stufenweise fort und wird wahrscheinlich noch lange Zeit so fortgehen. Läßt man diese Annahme gelten, so werden solche Veränderungen den Wert einer Geldrente viel eher vermindern, als vermehren, selbst in dem Falle, wenn es ausbedungen wäre, daß sie nicht in einer bestimmten Summe einer so oder so benannten Münzsorte (z. B. in so und so viel Pfund Sterling), sondern in so und so viel Unzen reinen Silbers oder Silbers von einem bestimmten Feingehalt gezahlt werden solle.

Die in Getreide ausbedungenen Renten haben ihren Wert weit besser bewahrt, als die in Geld ausbedungenen, selbst wenn die Benennung der Münze keine Änderung erlitten hat. Im 18. Regierungsjahre der Elisabeth wurde verordnet, daß der dritte Teil der Renten von allen in Pacht gegebenen Gütern der Universitäten in Getreide ausbedungen werden solle, welches dann entweder in natura oder nach dem laufenden Preise des nächsten Marktes entrichtet werden müsse. Das Geld, welches von dieser Getreiderente einkommt, ist, obgleich ursprünglich nur ein Drittel des Ganzen, nach Dr. Blackstone gegenwärtig beinahe das Doppelte dessen, was die anderen beiden Drittel einbringen. Die alten Geldrenten der Universitäten müssen hiernach beinahe auf den vierten Teil ihres früheren Wertes heruntergesunken oder wenig mehr wert sein, als den vierten Teil des Getreides, welches sie einst wert waren. Aber seit der Regierung von Philipp und Maria hat die Benennung der englischen Münze wenig oder keine Änderung erfahren, und dieselbe Zahl Pfunde, Schillinge und Pence enthielt beinahe ganz dieselbe Quantität reinen Silbers. Es entsprang demnach diese Verringerung in dem Werte der Geldrenten der Universitäten durchaus nur aus der Verringerung im Werte des Silbers.

Wenn sich zur Verringerung im Werte des Silbers noch eine Verminderung seiner in den gleichnamigen Münzen enthaltenen Quantität gesellt, so ist der Verlust oft noch größer. In Schottland, wo die Benennung der Münze viel größere Veränderungen erlitt, als jemals in England, und in Frankreich, wo sie noch größere erlitt, als jemals in Schottland, sind manche alte Renten, die ursprünglich einen ansehnlichen Wert hatten, auf diese Weise beinahe auf nichts heruntergesunken.

Gleiche Quantitäten Arbeit pflegt man zu sehr verschiedenen Zeiten weit eher mit gleichen Quantitäten Getreide, dem Lebensmittel des Arbeiters, als mit gleichen Quantitäten von Gold und Silber oder vielleicht irgend einer anderen Ware zu erkaufen. Gleiche Quantitäten Getreide werden also zu verschiedenen Zeiten weit eher denselben wirklichen Wert haben, oder ihren Besitzer befähigen, so ziemlich dieselbe Quantität Arbeit von anderen damit zu erkaufen oder sich dienstbar zu machen. Sie werden dies, sage ich, weit eher tun, als gleiche Quantitäten von fast jeder anderen Ware; denn genau tun es auch die gleichen Getreidequantitäten nicht. Der Unterhalt des Arbeiters oder der wirkliche Preis der Arbeit ist, wie ich später zeigen werde, unter verschiedenen Umständen sehr verschieden: reichlicher in einer Gesellschaft, die zur Wohlhabenheit fortschreitet, als in einer solchen, die stillsteht, und wieder reichlicher in einer stillstehenden, als in einer, die zurückgeht. Doch wird jede Ware bald eine größere, bald eine kleinere Quantität Arbeit kaufen können, und zwar je nach der Quantität von Lebensmitteln, die sie gerade zu kaufen imstande ist. Deshalb ist eine in Getreide ausbedungene Rente nur den Veränderungen der mit einer bestimmten Getreidequantität erkaufbaren Arbeitsquantität unterworfen: Dagegen ist eine in irgend einer anderen Ware ausbedungene Rente nicht nur den Veränderungen der mit einer gewissen Getreidequantität erkaufbaren Arbeitsquantität ausgesetzt, sondern auch den Veränderungen der mit einer bestimmten Quantität eben jener Ware erkaufbaren Getreidequantität.

Wenn sich aber auch, – und das muß beachtet werden, – der wirkliche Wert einer Getreiderente von Jahrhundert zu Jahrhundert viel weniger verändert, als der einer Geldrente, so verändert er sich dafür von Jahr zu Jahr desto mehr. Der Geldpreis der Arbeit ändert sich nicht, wie ich später zeigen werde, von Jahr zu Jahr zugleich mit dem Geldpreise des Getreides, sondern scheint sich überall, statt sich nach dem zeitweiligen oder gelegentlichen Preise dieses Lebensbedürfnisses zu richten, vielmehr seinem Durchschnitts- oder gewöhnlichen Preise anzupassen. Der Durchschnitts- oder gewöhnliche Preis des Getreides wird wieder, wie ich gleichfalls später zeigen will, durch den Wert des Silbers, durch die Ergiebigkeit oder Unergiebigkeit der Bergwerke, die den Markt mit diesem Metall versorgen, oder durch die Quantität der Arbeit, die aufgewendet, und folglich des Getreides, das verzehrt werden muß, um eine bestimmte Menge Silber von dem Bergwerk zum Markte zu bringen, bestimmt. Aber der Wert des Silbers ändert sich zwar zuweilen beträchtlich von Jahrhundert zu Jahrhundert, selten jedoch sehr von Jahr zu Jahr, vielmehr bleibt er oft ein halbes oder ein ganzes Jahrhundert hindurch derselbe oder wenigstens beinahe derselbe. Mithin bleibt auch der gewöhnliche oder Durchschnittspreis des Getreides während einer solchen Periode sich gleich oder fast gleich, und mit ihm bleibt auch der Geldpreis der Arbeit so, wenn nämlich, was hierbei vorausgesetzt wird, die Gesellschaft auch in anderer Beziehung dieselbe oder beinahe dieselbe Verfassung beibehält. Innerhalb dieser Zeit kann der zeitweilige oder gelegentliche Preis des Getreides oft in dem einen Jahre doppelt so hoch sein als im vorhergehenden, und z. B. der Malter von fünfundzwanzig bis fünfzig Schilling schwanken. Wenn aber das Getreide den letzteren Preis hat, so ist nicht nur der Nominal-, sondern auch der wirkliche Wert der Getreiderente doppelt so hoch als bei dem vorhergehenden, d. h. er kann sich eine doppelte Quantität von Arbeit oder der meisten anderen Waren dienstbar machen, während der Geldpreis der Arbeit und mit ihm der der meisten anderen Dinge bei allen diesen Schwankungen unverändert bleibt.

Es leuchtet also ein, daß die Arbeit ebensowohl der einzige allgemeine, als der einzige genaue Maßstab des Wertes oder das einzige Preismaß ist, nach dem die Werte aller Waren immer und überall verglichen werden können. Wir können zugestandenermaßen nicht den wirklichen Wert verschiedener Waren von Jahrhundert zu Jahrhundert nach den Quantitäten Silbers, die dafür gegeben werden, wir können ihn nicht von Jahr zu Jahr nach den Getreidequantitäten schätzen. Aber nach den Arbeitsquantitäten können wir ihn mit der größten Genauigkeit sowohl von Jahrhundert zu Jahrhundert, als von Jahr zu Jahr schätzen. Von Jahrhundert zu Jahrhundert ist Getreide ein besserer Maßstab als Silber, weil von Jahrhundert zu Jahrhundert gleiche Getreidequantitäten sich viel eher die nämliche Arbeitsquantität beschaffen können, als gleiche Quantitäten Silber. Umgekehrt ist von Jahr zu Jahr das Silber ein besserer Maßstab, als das Getreide, weil gleiche Quantitäten desselben sich viel eher die nämliche Quantität Arbeit verschaffen werden.

Wenn es aber auch bei Feststellung immerwährender Renten oder beim Abschluß sehr langer Pachtkontrakte von Nutzen sein mag, zwischen wirklichem und Nominalpreis zu unterscheiden, so ist dies doch beim Kaufen und Verkaufen, den gewöhnlichsten und alltäglichsten Geschäften des menschlichen Lebens, nicht der Fall.

Zur selben Zeit und am selben Orte stehen wirklicher und Nominalpreis aller Waren genau im Verhältnis zueinander. Je mehr oder weniger Geld man für eine Ware z. B. auf dem Londoner Markte bekommt, desto mehr oder weniger Arbeit wird man sich zur selbigen Zeit und an demselbigen Orte dafür kaufen oder dienstbar machen können. Mithin ist zur selben Zeit und an demselben Orte das Geld der genaue Maßstab für den wirklichen Tauschwert aller Waren. Doch ist es dies eben nur zu derselben Zeit und an demselben Orte.

Obgleich an weit auseinander liegenden Plätzen kein regelmäßiges Verhältnis zwischen dem wirklichen und dem Geldpreise der Waren besteht, so hat doch der Kaufmann, der Güter von einem zum anderen bringt, nur ihren Geldpreis oder den Unterschied der Quantität Silber, für welche er sie kauft, und derjenigen, für welche er sie wahrscheinlich verkaufen wird, zu beachten. Für eine halbe Unze Silber kann zu Canton in China mehr Arbeit und mehr an Lebensbedarf und Genußmitteln zu haben sein, als für eine ganze Unze in London. Es kann also eine Ware, welche in Canton für eine halbe Unze Silber verkauft wird, an diesem Orte wirklich teurer und für ihren Besitzer wichtiger sein, als es eine Ware, die in London für eine ganze Unze verkauft wird, für ihren Besitzer in London ist. Wenn jedoch ein Londoner Kaufmann zu Canton für eine halbe Unze Silber eine Ware kaufen kann, die er hernach in London für eine Unze zu verkaufen imstande ist, so gewinnt er hundert Prozent bei dem Handel, gerade so viel, als wenn eine Unze Silber in London ganz denselben Wert hätte, als in Canton. Es kommt für ihn nicht in Betracht, daß eine halbe Unze Silber ihm in Canton mehr Arbeit und eine größere Quantität Lebens- und Genußmittel verschaffen würde, als eine ganze Unze ihm in London verschaffen kann. Eine Unze in London wird ihm die Möglichkeit verschaffen, die Quantität aller dieser Dinge zu verdoppeln, wie sie ihm eine halbe Unze dort verschafft haben würde, und das ist's gerade, was er haben will.

Da es nun der Nominal- oder Geldpreis der Waren ist, der am Ende über die Klugheit oder Unklugheit aller Käufe und Verkäufe entscheidet und somit fast alle Geschäfte des täglichen Lebens, in denen es auf den Preis ankommt, regelt, so ist es kein Wunder, daß man auf ihn so viel mehr, als auf den wirklichen Preis geachtet hat.

In einem Werke wie das vorliegende kann es jedoch zuweilen nützlich sein, die verschiedenen wirklichen Werte einer bestimmten Ware in verschiedenen Zeiten und Orten oder die verschiedenen Grade von Macht über die Arbeit anderer Leute, die sie unter verschiedenen Umständen den Besitzern verliehen haben, zu vergleichen. Wir müssen in diesem Falle nicht sowohl die verschiedenen Quantitäten Silber, für die sie gewöhnlich verkauft wurde, als die verschiedenen Quantitäten Arbeit, die für jene verschiedenen Quantitäten Silber zu kaufen waren, vergleichen. Aber die jeweiligen Preise der Arbeit in entlegenen Zeiten und Orten lassen sich kaum je mit einiger Genauigkeit erkennen. Die Getreidepreise sind zwar auch nur an wenigen Orten regelmäßig aufgezeichnet worden, im allgemeinen aber kennt man sie doch besser, und Geschichtschreiber sowohl als andere Schriftsteller haben sich öfter um sie bekümmert. Daher müssen wir uns größtenteils an ihnen genügen lassen: nicht als ob sie immer in einem genauen Verhältnisse zum jeweiligen Preise der Arbeit stünden, sondern weil sie uns gewöhnlich die größte Annäherung bieten, die es bei diesem Verhältnisse gibt. Ich werde weiter unten Gelegenheit haben, einige Vergleichungen dieser Art anzustellen.

Beim Fortschreiten des Gewerbfleißes fanden es die handeltreibenden Nationen zweckmäßig, verschiedene Metalle zu Geld auszuprägen: Gold für größere Zahlungen, Silber für Käufe von mäßigem Werte, und Kupfer oder ein anderes gemeines Metall für Käufe von noch geringerem Belang. Doch betrachteten sie stets eines dieser Metalle vorzugsweise als Maßstab des Wertes, und dieser Vorzug scheint im allgemeinen demjenigen Metall gegeben worden zu sein, das sie gerade zuerst als Handelsmittel zu gebrauchen pflegten. Nachdem sie einmal angefangen hatten, sich seiner als ihres Maßstabes zu bedienen, was sie zu einer Zeit tun mußten, als sie noch kein anderes Geld hatten, blieben sie gewöhnlich dabei, wenn auch keine Notwendigkeit mehr dazu vorhanden war.

Die Römer sollen bis zum fünften Jahre vor dem ersten punischen Kriege, wo sie zuerst Silber ausmünzten ( Plinius, lib. XXXIII cap. 3), nur Kupfergeld gehabt haben. Daher scheint Kupfer auch immerfort das Wertmaß in jener Republik geblieben zu sein. In Assen oder Sestertien scheinen alle Rechnungen geführt und der Wert aller Grundstücke geschätzt worden zu sein. Das As war immer der Name einer Kupfermünze; das Wort Sestertius bedeutet zwei und ein halbes As. Obgleich also der Sestertius ursprünglich eine Silbermünze war, so wurde sein Wert doch in Kupfer angegeben. Man sagte in Rom von einem, der viel Geld schuldig war, er habe viel von anderer Leute Kupfer.

Die nordischen Völker, welche sich auf den Ruinen des römischen Reiches einrichteten, scheinen gleich zu Beginn ihrer Niederlassungen Silbergeld gehabt und mehrere Zeitalter hindurch weder Gold- noch Kupfermünzen gekannt zu haben. In England gab es Silbermünzen zur Zeit der Sachsen, Gold aber wurde bis zur Zeit Eduards III. nur wenig, und Kupfer bis auf Jacob I. von Großbritannien gar nicht gemünzt. Daher wurden in England und, wie ich glaube, aus dem gleichen Grunde bei allen anderen modernen Völkern Europas die Rechnungen in Silbermünze geführt und der Wert aller Güter und Grundstücke meistens in Silber berechnet; und wenn wir den Betrag von jemandes Vermögen ausdrücken wollen, so geben wir selten die Anzahl der Guineen, sondern die der Pfunde Sterling an, die man unserer Ansicht nach dafür geben würde.

Ursprünglich konnte, wie ich glaube, in allen Ländern ein gesetzliches Zahlungsangebot nur in der Münze desjenigen Metalls gemacht worden, welches ausschließlich als Preismaß oder Wertmaßstab betrachtet wurde. In England wurde das Gold, nachdem es schon lange zu Geld gemünzt war, immer noch nicht als gesetzliches Zahlungsmittel angesehen. Das Wertverhältnis des Gold- und Silbergeldes war durch keinerlei öffentliche Satzung oder Verordnung festgesetzt; man überließ es vielmehr dem Markte, es zu bestimmen. Wenn ein Schuldner die Zahlung in Gold anbot, so konnte der Gläubiger eine solche Zahlung entweder ganz zurückweisen, oder sie nach einer Schätzung des Goldes annehmen, über die er sich mit dem Schuldner einigte. Kupfer ist gegenwärtig, außer beim Wechseln kleiner Silbermünzen, kein gesetzliches Zahlungsmittel. Bei diesem Stande der Dinge war die Unterscheidung zwischen dem Metall, welches Preismaß, und demjenigen, welches nicht Preismaß war, etwas mehr als eine bloß nominelle Unterscheidung.

Als im Verlaufe der Zeit die Leute mit dem Gebrauch der verschiedenen gemünzten Metalle vertrauter wurden und sich dadurch an das Verhältnis ihrer respektiven Werte besser gewöhnten, fand man es, wie ich glaube, in den meisten Ländern zweckmäßig, dieses Verhältnis festzustellen, und durch öffentliches Gesetz zu erklären, daß z. B. eine Guinee von dem und dem Schrot und Korn gegen einundzwanzig Schilling eingewechselt werden oder ein gesetzliches Zahlungsmittel für eine Schuld von diesem Betrage sein sollte. Bei diesem Stande der Dinge und während der Dauer eines derartigen regulierten Verhältnisses ist die Unterscheidung zwischen dem Metall, welches Preismaß, und demjenigen, welches nicht Preismaß ist, wenig mehr als eine nominelle Unterscheidung.

Doch wird infolge einer Veränderung dieses regulierten Verhältnisses die Unterscheidung wieder etwas mehr, oder scheint wenigstens etwas mehr zu werden als eine bloß nominelle. Wenn der regulierte Wert einer Guinee z. B. entweder auf 20 Schilling vermindert oder auf 22 erhöht würde, so könnte, da alle Rechnungen in Silbergeld geführt, und fast alle Schuldverschreibungen darin ausgedrückt sind, der größte Teil der Zahlungen zwar in beiden Fällen mit derselben Summe Silbergeldes wie früher geleistet werden, würde aber in Goldmünze eine sehr abweichende Summe erfordern: eine größere in dem einen, eine kleinere in dem anderen Falle. Das Silber würde dann in seinem Werte unveränderlicher erscheinen, als das Gold: es würde scheinen, daß das Silber den Wert des Goldes, das Gold aber nicht den des Silbers messe. Der Wert des Goldes würde anscheinend von der Quantität des Silbers abhängig sein, gegen die es in Tausch ginge, aber nicht umgekehrt der Wert des Silbers von der Quantität des Goldes, die dafür zu haben wäre. Demnach hätte dieser Unterschied seinen Grund lediglich in der Gewohnheit, die Rechnungen lieber in Silber als in Gold zu führen und den Betrag aller großen und kleinen Summen in Silbergeld auszudrücken. Eine von Herrn Drummond's Noten zu 25 oder 50 Guineen würde nach einer solchen Veränderung immer noch, wie früher, mit 25 oder 50 Guineen zu bezahlen sein. Sie wäre nach einer solchen Veränderung zwar mit der nämlichen Quantität Gold zu bezahlen, wie früher, aber keineswegs mit der nämlichen Quantität Silber. Bei der Auszahlung einer solchen Note würde das Gold in seinem Werte unveränderlicher zu sein scheinen als das Silber. Gold würde den Wert des Silbers, aber Silber nicht den des Goldes zu messen scheinen. Wenn die Gewohnheit, in dieser Weise Rechnung zu führen und Promessen so wie andere Schuldverschreibungen auszudrücken, einmal allgemein werden sollte, so würde das Gold und nicht das Silber als dasjenige Metall betrachtet, welches das Preismaß oder der Wertmesser wäre.

In der Tat bestimmt während der Dauer eines zwischen den respektiven Werten der verschiedenen gemünzten Metalle festgelegten Verhältnisses der Wert des kostbarsten Metalls den Wert des gesamten Geldes. 12 Kupferpence enthalten ein halbes Pfund gemeinen Gewichts an Kupfer, nicht von der besten Qualität, welches, bevor es gemünzt ist, selten sieben Pence in Silber wert ist. Da aber durch die Festlegung geboten ist, zwölf solche Pence für einen Schilling einzuwechseln, so werden sie auf dem Markte so betrachtet, als wenn sie einen Schilling wert wären, und man kann zu jeder Zeit einen Schilling dafür erhalten. Sogar vor der letzten Reform der britischen Goldmünzen war das Gold, wenigstens so viel davon in und um London im Umlauf war, im allgemeinen weit weniger unter sein gesetzliches Gewicht gesunken als das meiste Silber. Dennoch wurden 21 abgenutzte und verwischte Schillinge als Gegenwert für eine Guinee betrachtet, die vielleicht auch abgenutzt und verwischt war, doch selten so stark. Die letzten Regulierungen haben die Goldmünze ihrem gesetzlichen Gewicht vielleicht so nahe gebracht, als das kursierende Geld eines Landes gebracht werden kann, und die Verordnung, kein Gold bei den Staatskassen anders als nach dem Gewichte anzunehmen, wird es wahrscheinlich so erhalten, solange jene Verordnung in Kraft bleibt. Die Silbermünze ist noch immer in demselben abgenutzten und verschlechterten Zustande wie vor der Reform der Goldmünze. Dennoch werden im Handel und Wandel 21 Schilling verschlechterter Silbermünze noch immer dem Werte nach einer Guinee dieser ausgezeichneten Goldmünze gleichgestellt.

Die Umprägung der Goldmünze hat offenbar den Wert der Silbermünze, die dafür eingewechselt werden kann, gesteigert.

In der englischen Münze wird ein Pfund Gold zu 44½ Guineen ausgemünzt, was, die Guinee zu 21 Schilling gerechnet, 46 Pfund Sterling, 14 Schilling und 6 Pence macht. Die Unze einer solchen Goldmünze ist folglich 3 £ 17 s. 10½ d. in Silber wert. In England wird keine Münzgebühr oder Schlagschatz für das Prägen gezahlt, und wer ein Pfund oder eine Unze guten Goldes in Barren zur Münze bringt, bekommt ein richtiges Pfund oder eine richtige Unze in gemünztem Golde ohne allen Abzug zurück. Folglich heißen in England 3 Pfund, 17 Schilling und 10½ Pence der Münzpreis einer Unze Goldes oder die Quantität gemünzten Goldes, welche die Münze für gute Goldbarren zurückgibt. Vor der Reform der Goldmünzen war der Marktpreis der Unze richtigen Barrengoldes viele Jahre hindurch über 3 £ 18 s., manchmal 3 £ 19 s. und sehr oft 4 £ gewesen, wahrscheinlich weil diese Summe der abgenutzten und verschlechterten Goldmünze selten mehr als eine Unze Währungsgoldes enthielt. Seit der Reform der Goldmünzen geht der Marktpreis der Unze Währungsgoldes in Barren selten über 3 £ 17 s. 7 d. Vor der Reform der Goldmünze stand der Marktpreis stets mehr oder weniger über dem Münzpreise; seit jener Reform ist der Marktpreis beständig unter dem Münzpreise gewesen. Doch ist dieser Marktpreis derselbe, er mag in Gold- oder in Silbermünze gezahlt werden. Mithin hat jene Reform nicht nur den Wert der Goldmünze, sondern gleicherweise den der Silbermünze im Verhältnis zu Goldbarren und wahrscheinlich im Verhältnis zu allen andern Waren erhöht, obgleich wegen des Einflusses, den so manche andere Umstände auf den Preis der Waren haben, die Erhöhung des Wertes der Gold- und Silbermünzen, im Vergleich mit dem Warenpreise, wohl nicht so deutlich und fühlbar ist.

In der englischen Münze wird ein Pfund Währungssilbers in Stangen zu 62 Schillingen ausgemünzt, die wieder ein volles Pfund Währungssilbers enthalten. Fünf Schilling und zwei Pence heißt daher in England der Münzpreis einer Unze Silber, d. h. die Quantität Silbermünze, welche die englische Münze für Währungssilber in Barren zurückgibt. Vor der Reform der Goldmünze war der Marktpreis des Währungssilbers in Barren nach Umständen fünf Schilling und vier Pence, fünf Schilling und fünf Pence, fünf Schilling und sechs Pence, fünf Schilling und sieben Pence, und sehr oft fünf Schilling und acht Pence die Unze. Doch scheint fünf Schilling und sieben Pence der gewöhnlichste Preis gewesen zu sein. Seit der Reform der Goldmünze ist der Marktpreis des Währungssilbers in Barren gelegentlich auf fünf Schilling und drei Pence, fünf Schilling und vier Pence und fünf Schilling und fünf Pence die Unze gefallen, welch letzteren Preis es wohl niemals überstieg. Obgleich der Marktpreis des Barrensilbers seit der Reform der Goldmünze beträchtlich gefallen ist, so fiel er doch nicht bis auf den Münzpreis herab.

Wie in dem Verhältnisse zwischen den verschiedenen Metallen in der englischen Münze das Kupfer weit über seinen wirklichen Wert geschätzt wird, so wird das Silber etwas darunter geschätzt. Auf dem europäischen Markte, in den französischen und holländischen Münzen wird eine Unze feinen Goldes für etwa 14 Unzen feinen Silbers eingewechselt. In der englischen Münze wird sie für über 15 Unzen eingewechselt, d. h. für mehr Silber, als sie nach der allgemeinen Schätzung Europas wert ist. Wie aber der Preis des rohen Kupfers selbst in England nicht wegen des hohen Preises der englischen Kupfermünzen gestiegen ist, so ist der Preis des Barrensilbers nicht wegen des niedrigen Satzes der englischen Silbermünzen gefallen. Barrensilber hat sein eigentümliches Verhältnis zum Golde beibehalten; aus demselben Grunde, aus dem rohes Kupfer sein eigentümliches Verhältnis zum Silber beibehalten hat.

Nach der Reform der Silbermünze unter der Regierung Wilhelms III. blieb der Preis des Barrensilbers noch immer etwas über dem Münzpreise. Locke schrieb diesen hohen Preis der Ausfuhrerlaubnis für Silberbarren und dem Ausfuhrverbot für Silbermünzen zu. Jene Ausfuhrerlaubnis, sagte er, mache die Nachfrage nach Barrensilber größer als die nach Silbermünze. Allein die Zahl der Leute, welche in der Heimat zum täglichen Gebrauch beim Kaufen und Verkaufen Silbermünzen nötig haben, ist sicherlich weit größer, als die Zahl derer, welche zur Ausfuhr oder zu irgend einem anderen Zwecke Barrensilber brauchen. Es existiert gegenwärtig eine gleiche Ausfuhrerlaubnis für Goldbarren und ein gleiches Ausfuhrverbot für Goldmünzen, und dennoch ist der Preis der Goldbarren unter den Münzpreis gefallen. Aber es wurde damals ganz so, wie jetzt, in den englischen Münzen das Silber gegen Gold zu niedrig geschätzt, und die Goldmünze, (von der man zu jener Zeit auch nicht glaubte, daß sie irgend einer Reform bedürfe), bestimmte ebenso wie jetzt den wirklichen Wert aller Geldmünzen. Da damals die Reform der Silbermünze den Preis des Barrensilbers nicht auf den Münzpreis reduzierte, so ist es nicht sehr wahrscheinlich, daß eine ähnliche Umprägung dies jetzt bewirken wird.

Würde die Silbermünze ihrem Normalgewicht so nahe gebracht, wie das Gold, so würde man nach dem jetzigen Verhältnis für eine Guinee wahrscheinlich mehr Silber in Münze erhalten, als man dafür Silber in Barren bekommen kann. Enthielte dies Silbergeld sein volles gesetzliches Gewicht, so würde es vorteilhaft sein, es einzuschmelzen, um es als Barren für Goldmünze zu verkaufen, und diese Goldmünze dann wieder gegen Silbergeld einzuwechseln, das man gleichfalls wieder einschmelzen würde. Eine Änderung im gegenwärtigen Verhältnis scheint das einzige Mittel zu sein, diese Übel zu verhindern.

Der Übelstand wäre vielleicht kleiner, wenn das Silber in den Münzen um ebensoviel über seinem richtigen Verhältnis zum Golde veranschlagt würde, als es jetzt darunter veranschlagt wird, vorausgesetzt nämlich, daß zu gleicher Zeit verordnet würde, daß das Silber nicht für mehr als das Einwechseln einer Guinee gesetzliches Zahlungsmittel sein solle, gerade so wie das Kupfer nicht für mehr als für das Einwechseln eines Schillings gesetzliches Zahlungsmittel ist. In diesem Falle könnte kein Gläubiger durch die hohe Preisbestimmung des Silbergeldes geschädigt werden, wie ja auch jetzt kein Gläubiger durch die hohe Preisbestimmung des Kupfers geschädigt wird. Nur die Bankiers würden unter dieser Verfügung leiden. Wenn ein Zahlungsandrang über sie kommt, so suchen sie zuweilen dadurch Zeit zu gewinnen, daß sie in Sixpence-Stücken bezahlen; dieses verwerfliche Mittel, um einer sofortigen Zahlung zu entgehen, würde ihnen durch jene Verfügung abgeschnitten werden. Sie würden sich daher gezwungen sehen, stets eine größere Summe baren Geldes in ihren Kassen zu haben, als es gegenwärtig der Fall ist, und wenn dies auch ohne Zweifel ein arger Übelstand für sie ist, so wäre es doch für ihre Gläubiger wieder eine starke Sicherheit.

3 Pfund, 17 Schilling und 10½ Pence (der Münzpreis des Goldes) enthalten selbst in unserer dermaligen, ausgezeichneten Goldmünze nicht mehr als eine Unze Währungsgoldes, und man sollte also glauben, daß sie auch nicht mehr Währungsgold in Barren zu erkaufen imstande seien. Allein gemünztes Gold ist bequemer als Gold in Barren, und obwohl in England das Prägen frei ist, so kann doch das in Barren zur Münze gebrachte Gold dem Eigentümer selten früher als nach Verlauf einiger Wochen gemünzt zurückgegeben werden. Bei dem jetzigen Geschäftsdrange der Münze könnte es erst nach Verlauf einiger Monate zurückgegeben werden. Dieser Verzug kommt einer kleinen Abgabe gleich und macht das gemünzte Gold etwas wertvoller, als eine gleiche Quantität Barrengoldes. Wenn in der englischen Münze das Silber nach seinem richtigen Verhältnis zum Golde geschätzt würde, so würde der Preis des Barrensilbers wahrscheinlich unter den Münzpreis herabsinken, selbst ohne alle Reform der Silbermünzen, da ja sogar der Wert der jetzigen abgenutzten und verwischten Silbermünzen sich nach dem Werte der vortrefflichen Goldmünzen richtet, für die es eingewechselt werden kann.

Ein kleiner Schlagschatz oder eine Abgabe auf die Prägung von Gold und Silber würde den Münzen dieser Metalle wahrscheinlich einen noch größeren Vorzug vor ihren Barren verschaffen. Das Prägen würde in diesem Falle den Wert der Münzstücke im Verhältnis zu dieser kleinen Gebühr erhöhen, gerade so wie die Façon den Wert eines Tafelgeschirrs um den Preis der Façon erhöht. Der Vorzug der Münzen vor den Barren würde dem Einschmelzen der Münzen vorbeugen und von ihrer Ausfuhr abschrecken. Wenn ein Staatsbedürfnis es nötig machen sollte, Geld auszuführen so würde der größte Teil bald wieder zurückkehren. Auswärts könnte es nur nach seinem Barrengewicht verkauft werden. Daheim dagegen würde es mehr als dies Gewicht gelten. Es wäre daher vorteilhaft, es wieder zurück zu bringen. In Frankreich wird ein Schlagschatz von acht Prozent für die Prägung eingehoben, und das französische Geld kehrt, wenn es ausgeführt worden, wie es heißt, von selbst ins Land zurück.

Die gelegentlichen Schwankungen im Marktpreise der Gold- und Silberbarren entstehen aus den nämlichen Ursachen wie die gleichen Schwankungen im Preise aller anderen Waren. Der häufige, durch mancherlei Zufälle zu Wasser und zu Lande verursachte Verlust dieser Metalle, ihr fortwährender Abgang durch Vergolden und Plattieren durch Borten und Stickereien, bei der Abnutzung des Geldes und Geschirres erfordert in allen Ländern, die keine eigenen Gruben besitzen, um diesen Verlust und Abgang zu ersetzen, eine unaufhörliche Einfuhr. Die Kaufleute, welche die Einfuhr besorgen, suchen, wie alle anderen Kaufleute, ohne Zweifel mit ihren gelegentlichen Einfuhren dem zu folgen, was nach ihrer Meinung wahrscheinlich die unmittelbare Nachfrage sein wird. Doch tun sie darin trotz all ihrer Aufmerksamkeit manchmal zu viel und ein andermal zu wenig. Wenn sie mehr Barren einführen, als begehrt werden, so sind sie bisweilen, um nur nicht die Gefahr und Mühe der Wiederausfuhr zu haben, bereit, einen Teil derselben etwas unter dem gewöhnlichen oder Durchschnittspreise zu verkaufen. Haben sie dagegen weniger eingeführt, als nötig ist, so bekommen sie etwas mehr als diesen Preis. Wenn aber unter allen diesen gelegentlichen Schwankungen der Marktpreis der Gold- und Silberbarren mehrere Jahre hindurch beständig und unverändert entweder mehr oder weniger über, oder mehr oder weniger unter dem Münzpreise sich erhält, so können wir sicher sein, daß diese Beständigkeit und Unveränderlichkeit des höheren oder niedrigeren Preises durch etwas in dem Zustande des Geldes verursacht ist, was dermalen einer bestimmten Quantität Geld mehr oder weniger Wert gibt, als der Quantität Metall, welche es enthalten sollte. Die Unveränderlichkeit und Beständigkeit der Wirkung setzt eine gleiche Unveränderlichkeit und Beständigkeit der Ursache voraus.

Das Geld eines Landes ist zur selben Zeit und am selben Orte ein mehr oder weniger genauer Wertmesser, je nachdem die umlaufenden Münzen mehr oder weniger vollwichtig sind, d. h. mehr oder weniger genau die Quantität reinen Goldes oder Silbers enthalten, die sie enthalten sollen. Enthielten z. B. in England 44½ Guineen genau ein Pfund Währungsgold, d. h. elf Unzen feines Gold und eine Unze Zusatz, so würde die englische Goldmünze ein so genauer Maßstab für den jedesmaligen Wert der Güter sein, als die Natur der Dinge dies überhaupt zuließe. Wenn aber 44½ Guineen wegen des Reibens und Abnutzens im allgemeinen weniger als ein Pfund Währungsgold enthalten, – wobei jedoch die Verminderung bei einigen Stücken größer ist, als bei anderen, – so unterliegt dieser Wertmesser demselben Lose der Ungewißheit, dem alle anderen Gewichte und Maße gewöhnlich ausgesetzt sind. Da diese selten genau mit ihrem Muttermaße Stimmern so bestimmt der Kaufmann, so gut er kann, den Preis seiner Güter nicht nach dem, was diese Gewichte und Maße sein sollten, sondern nach dem, was sie seiner Erfahrung nach im Durchschnitt wirklich sind. Auf dieselbe Weise wird wegen einer gleichen Ungenauigkeit der Münze der Preis der Güter nicht nach der Quantität reinen Goldes oder Silbers bestimmt, die die Münze enthalten sollte, sondern nach der, welche sie, wie die Erfahrung lehrt, im Durchschnitt wirklich enthält.

Unter dem Geldpreise der Güter, dies möge man beachten, verstehe ich immer die Quantität reinen Goldes oder Silbers, für welche sie verkauft werden, ohne alle Rücksicht auf den Namen der Geldstücke. Ich sehe z. B. sechs Schilling und acht Pence zur Zeit Eduards I. für denselben Geldpreis an, wie ein Pfund Sterling in unserer Zeit, weil jene, soweit wir darüber urteilen können, dieselbe Quantität reinen Silbers enthielten.


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