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LXVIII.

Pallet fordert auf Anstiften Peregrinens, den Doctor heraus und Beide schlagen sich auf dem Walle.

Der Maler begab sich demnach allein in die Wohnung des großen niederländischen Künstlers und die Gesellschaft kehrte einstweilen in den Gasthof zurück. Diese Gelegenheit, mit dem Arzt allein zu sein, benutzte unser junger Herr, um ihn auf alle die gröblichen Beleidigungen aufmerksam zu machen, die ihm der Maler zugefügt hatte, und jeden Umstand dabei zu verstärken, zuletzt ihm aber als Freund zu rathen, auf seine Ehre Bedacht zu nehmen, »denn diese,« fuhr er fort, »muß nothwendig in den Augen der Welt leiden, wenn Sie sich so ungestraft von einem Menschen beleidigen lassen, der so tief unter Ihnen steht.«

Der Arzt versicherte ihm hierauf, Pallet sey seinen Züchtigungen bisher nur dadurch entgangen, weil er ihn seines Zornes für unwürdig gehalten und Mitleiden mit seiner Familie gehabt hätte; wiederholte Beleidigungen vermöchten indes auch das mildeste Gemüth zu empören und obschon er bei den Griechen und Römern, die er als Musterbilder eines guten Betragens ansähe, kein Beispiel von einem Zweikampfe kenne, so sollte dennoch Pallet von seiner Achtung gegen die Alten keinen Nutzen ferner ziehen, sondern für die erste Unart gebührend bestraft werden.

Nachdem Peregrine den Doctor so zu einem Entschlusse gebracht hatte, den dieser nun nicht füglich wieder aufgeben konnte, begann er auch auf der andern Seite das Feuer anzublasen. Er gab Pallet zu verstehen, der Arzt spräche so geringschätzig von ihm und begegne ihm mit einem solchen Uebermuthe, daß er, als ein Mann von Ehre, dies unmöglich länger dulden könne. Er selbst würde täglich durch ihre gegenseitige Feindschaft, die sich in nichts als pöbelhaften Ausdrücken äußere, welche sich mehr für Jungen auf der Straße und Hökerweiber, als für Gentlemans paßten, empört, und er sähe sich daher, so schmerzlich es ihm auch seyn würde, gezwungen, allen Umgang mit ihnen abzubrechen, wenn sie nicht auf Mittel dächten, ihre Ehre herzustellen.

Dies Alles würde auf den Maler, der im Punkte des Zweikampfes sich zu den Grundsätzen der Alten bekannte und keinen anderen als höchstens einen auf Fäuste billigte – denn er war ein geübter Boxer – wenig Eindruck gemacht haben, wenn Peregrine nicht zugleich den Wink hätte fallen lassen: daß sein Gegner nichts weniger als ein Held sey und er denselben ohne die geringste Gefahr leicht zum Nachgeben würde bringen können. Diese Versicherung gab unserm zweiten Rubens einen gewaltigen Muth; er schwor: daß ihm sein Leben nichts sey, sobald es seine Ehre gelte und bat Pickle, dem Doctor eine Ausforderung zu bringen, die er sogleich aufsetzen wollte. Dieser offenbare Beweis seiner Bravour ward von dem boshaften Aufhetzer mit vielem Beifall beehrt. Nunmehr, sagte dieser, sey er im Stande, seiner fernern Freundschaft und seines Umganges zu genießen; das Cartell zu überbringen, lehnte er jedoch ab, damit man seine Besorgtheit für Pallets guten Namen nicht fälschlich auslege und darin eine unzeitige Sucht, Händel zu stiften, sehen möchte. Zugleich empfahl er ihm den Tom Pipes als einen guten und sichern Boten und als einen zuverlässigen Secundanten auf dem Kampfplatze. Diesen Rath nahm Pallet an und begab sich nun auf sein Zimmer, wo er folgende Herausforderung schrieb;

»Sir. Wenn ich gereizt werde, so fürchte ich selbst den Teufel in der Hölle nicht, wie vielweniger..... Ich will Sie nicht einen Hasenfuß und einen ungeschliffenen Burschen nennen, denn das sind Ehrentitel, womit sich der Pöbel belegt, sondern hier blos bemerken, daß ich Sie weder liebe noch fürchte und daß ich wegen Ihres bei verschiedenen Gelegenheiten gezeigten dummdreisten Betragens Satisfaction von Ihnen verlange und Sie dieserhalb heut Abend im Zwielicht auf dem Wall mit Degen und Pistolen erwarten werde. Gott möge da der Seele eines von uns Beiden gnädig seyn, denn Ihr Körper soll nicht die mindeste Gnade bei Ihrem bis in den Tod erbitterten Ausforderer finden.«

» Laymann Pallet

Dieser Fehdebrief erhielt den Beifall unsers jungen Herrn und ward sodann Pipes übergeben, der ihn an die Behörde ablieferte und die Antwort zurückbrachte: der Doctor würde nicht warten lassen. Diese unerwartete Nachricht setzte Pallet in die sichtbarste Verlegenheit; äußerst ängstlich lief er im ganzen Hause umher und suchte Peregrine auf, um sich dessen Rath und Beistand auszubitten, als er aber jetzt hörte, daß dieser eine geheime Unterredung mit seinem Gegner hatte, da wurde er vollends bestürzt und begann ein heimliches Verständniß zu argwohnen. Er verfluchte seine Vorschnelligkeit und Thorheit und kam sogar einigemal auf den Gedanken, seine Herausforderung zurückzunehmen und sich dem Triumphe seines Gegners zu unterwerfen; eh' er sich jedoch dieser Schmach aussetzen wollte, beschloß er, noch ein anderes Auskunftsmittel zu versuchen, in der Hoffnung, dadurch vielleicht seine Ehre und sein Leben zugleich zu retten. Er ging nämlich zu Jolter und bat diesen sehr angelegentlich, ihm bei dem Duell, das er heut Abend mit dem Arzte haben würde, als Secundant beizustehen.

Die Erwartung, welche er von diesem Schritte hegte, schlug ihm jedoch völlig fehl, denn statt daß der Hofmeister in Ausrufungen ausbrechen und ihn um Alles in der Welt beschwören sollte, von einem so blutigen Vorsatze abzustehen oder zuletzt zu drohen: die Sache dem Statthalter zu melden, damit der Vorsatz hintertrieben würde, blieb Jolter, ganz gegen seine Erwartung, äußerst ruhig bei der Nachricht und entschuldigte sich mit dem größten Phlegma, daß er die ihm zugedachte Ehre nicht annehmen könne, indem sein Stand und seine Lage es ihm nicht erlaubten, Theil an dergleichen Schlägereien zu nehmen. Diese den Maler so äußerst kränkende Aufnahme war übrigens das Werk Peregrinens: in der Furcht, Jolter möchte ihm den Spaß auf irgend eine Art verderben, machte er denselben mit seinem Vorhaben bekannt und gab ihm die Versicherung, der ganze Handel solle ohne alle Gefahr ablaufen.

Jetzt war der in seinen Erwartungen getäuschte Herausforderer ganz zu Boden geschlagen und von Kleinmuth und Bestürzung völlig überwältigt. Aus Furcht vor dem Tode oder vor einer Verstümmelung, faßte er den Entschluß, den Zorn seines Gegners durch Abbitte zu besänftigen und sich zu jeder Demüthigung zu verstehen, die dieser begehren würde; aber von ungefähr fand er nun Peregrinen, der ihn mit den Aeußerungen einer unendlichen Zufriedenheit erzählte, wie sein Brief die erstaunlichste Wirkung auf den Doctor gemacht und diesen in eine wahre Todesangst versetzt hätte. Die Annahme der Herausforderung wäre nichts als eine Wirkung von dessen Verzweiflung gewesen und lediglich in der Hoffnung geschehen, dem Herausforderer dadurch den Muth zu nehmen und ihn zu einem Vergleich zu bringen. Mit Furcht und Zittern habe er ihm, Peregrine, den Brief unter dem Vorwande mitgetheilt, ihn zum Secundanten zu nehmen, eigentlich aber, um durch ihn eine Aussöhnung zu bewirken. »Da ich jedoch seine Angst merkte,« setzte der Schalk hinzu, »so hielt ich es für zuträglicher für Ihre Ehre, ihn in seiner Erwartung zu täuschen und übernahm es willig, seinen Secundanten abzugeben, in der festen Ueberzeugung, daß er sich vor Ihnen selbst bis zum Fußfalle demüthigen wird. Da Sie nun vollkommen sicher sind, so rathe ich Ihnen, immer einstweilen Ihre Waffen in Stand zu setzen und mit Pipes zu verabreden, daß er Sie nach dem Orte des Zweikampfes begleitet; ich selbst will mich aber von Ihnen entfernt halten, damit der Arzt unser Verständniß nicht argwohnt.«

Der Maler, der einen Augenblick vorher sich noch dem größten Kleinmuth hingegeben hatte, erhob sich jetzt durch diese Aufmunterung zu allem Uebermuthe des Siegers. Laut erklärte er noch einmal: daß er den Tod nicht scheue, und nachdem seine Pistolen durch Pipes in Ordnung gebracht worden waren, erwartete er kühnlich die Stunde des Treffens.

Sobald der Abend dämmerte, klopfte Jemand an Pallets Thüre; Pipes mußte sie auf sein Verlangen öffnen und nun hörte der Erstere seinen Gegner in das Zimmer rufen: »Sagt Master Pallet, daß ich an den bestimmten Ort gehe!« Diese Schnelligkeit, die sich so übel mit den von Pickle erhaltenen Nachrichten vertrug, schreckte den Maler nicht wenig: seine Angst stellte sich von Neuem ein, doch suchte er sich mit einem großen Glase Rum zu stärken; aber die Beklemmung wollte nicht weichen. Endlich mußte er sich mit seinem Secundanten auf den Weg machen, wo sich dann nachstehendes Gespräch zwischen Beiden entspann:

»Wie es mich dünkt, Master Pipes, so war der Doctor sehr eilig.«

»I nun, ich denke, er hat Lust, Sie in den Grund zu bohren.«

»Wie? Meint Ihr wirklich, daß er so sehr nach meinem Blute dürstet?«

Pipes steckte jetzt ganz ruhig ein großes Stück Tabak in den Mund und sprach dann: »Ja, das thut er; das bin ich gewiß!«

»Aber mein Gott, dann ist er ja nicht besser als ein Cannibal und da sollte sich eigentlich kein Christ sich mit ihm auf gleichem Fuße messen.«

»Warum nicht? Aber Herr, Sie sind doch wohl nicht furchtsam? He?«

»Gott bewahre! Weshalb sollte ich mich fürchten? Das Aergste was er mir anthun kann, ist, daß er mir das Leben nimmt, und dann wird er sowohl vor Gott als den Menschen als Mörder zur Rechenschaft gezogen werden. Meint Ihr nicht auch, Master Pipes

»Ne, das meine ich nicht. Wenn er Ihnen ein paar Kugeln durch das Hirn jagt und Sie auf eine ehrliche Art fortspedirt, so ist das so wenig ein Mord, als wenn ich einen barenhäuterischen Schuft vom großen Mast herunterschmeißen thu'.«

»Master Tom, wie es scheint, so achtet Ihr das Leben eines Menschen sehr wenig. Ich hoffe aber zu Gott, dem Allmächtigen, mein Gegner soll mich nicht zu Boden strecken: hat sich doch schon Mancher duellirt und das Leben nicht eingebüßt! Aber, Freund, glaubt Ihr wohl, daß ich Gefahr laufe, unter den Händen meines Gegners zu fallen?«

»Das kann seyn und kann auch nicht seyn, wie's nun so trifft. Und was ist es denn auch weiter! Wir müssen am Ende Alle sterben, einer wie der andere, und wenn Sie ordentlich Fuß an Fuß setzen, da geht gewiß einer von Ihnen Beiden zu Grunde.«

»Fuß an Fuß? warum nicht lieber gar! Das hieße ja einander ordentlich abschlachten! Nein! da bewahr' mich doch Gott! daß ich mit irgend einem Menschen auf der Welt so barbarisch fechten sollte! Wie, Master Pipes, haltet Ihr mich für ein wildes Thier?«

Diese Erklärung wurde eben gegeben, als das Paar den Wall hinaufstieg, wo sein Begleiter den Arzt und dessen Secundanten in einiger Entfernung gewahrte und den Maler hiervon benachrichtigte, indem er ihm zugleich den Rath gab, sich fertig zu halten und sich wie ein Mann zu zeigen. Vergebens bemühte sich jedoch Pallet, seine Angst zu verbergen, die sich hinreichend durch das Zittern aller seiner Glieder und den kläglichen Ton offenbarte, mit welchem er Pipes Ermahnung beantwortete. »Wie ein Mann?« rief er, »so bezeige ich mich ja auch, aber Ihr wollt, daß ich mich wie ein Beest benehmen soll. Sagt, kommen sie auf uns zu?« Als ihm Tom erwiederte: sie hätten sich umgesehen und ihnen gewinkt sich zu nähern, da versagten ihm die Nerven seines Armes den Dienst; er vermochte das Pistol nicht zu halten und statt vorwärts, begann er unvermerkt rückwärts zu gehen, bis Pipes sich endlich hinter ihn postirte und ihm zuschwor: er würde um keinen Preis leiden, daß er nur einen Zoll von dieser Richtung abwiche.

Während der Bootsmann auf diese Art den Maler ermahnte, weidete sich Peregrine an der Beklemmung des Arztes, die nicht minder groß und noch lächerlicher war, als die des Andern, da er sie zu verbergen suchte. Seine am Morgen gegen Pickle gemachte Erklärung gestattete ihm nicht, die Ausforderung abzulehnen und da er sah daß der junge Herr sich nicht zum Vermittler in dieser Sache erbot, sondern ihm vielmehr zu einer so günstigen Gelegenheit Glück wünschte, einen Unbescheidenen züchtigen zu können, so mußte er sich begnügen, in umschweifsvollen Winken und allgemeinen Betrachtungen auf das Ungereimte und Unstatthafte der Zweikämpfe aufmerksam zu machen, die erst durch die rohen Hunnen und Langobarden wären eingeführt worden. Auf gleiche Weise suchte er auch den Gebrauch der Feuerwaffen lächerlich zu machen, da dadurch aller Unterschied von Muth und Gewandtheit aufgehoben, und einem Streitenden die Gelegenheit benommen würde, seine persönliche Tapferkeit zu zeigen.

Peregrine gab ihm die Richtigkeit aller dieser Bemerkungen zu, zugleich stellte er ihm aber auch die Nothwendigkeit vor, sich nach den eingeführten Gebräuchen richten zu müssen, möchten sie ihm auch noch so lächerlich seyn, da hiervon die Ehre und der gute Name eines Mannes abhinge.

Als der Republikaner sah, daß ihm diese Kunstgriffe zu nichts halfen, da wurde seine Beklommenheit immer größer und er machte endlich geradezu den Vorschlag: daß sie in Rüstungen kämpfen möchten, wie die Streiter der alten Zeit, »denn,« setzte er hinzu, »da wir einmal die Gesinnungen der eisernen Zeit angenommen haben, so ist es nicht mehr als billig, daß wir auch ihre Art zu fechten annehmen.«

Nichts hätte Peregrine ergötzlicher seyn können, als der Anblick zweier solcher Helden in eisernen Futteralen, und er bedauerte jetzt sehr, daß er sie nicht schon in Brüssel zu einem Strauße gereizt hatte, weil es ihm daselbst vielleicht möglich gewesen wäre, die Rüstung Carls V. und des tapfern Herzogs von Parma zu diesem Behufe zu erhalten; da sich jedoch in Antwerpen keine Möglichkeit zeigte, die beiden Streiter vom Kopf bis zu Füßen zu harnischen, so beredete er nun den Arzt, sich in die jetzt üblichen Sitten zu schicken und sich dem Maler auf die vorgeschriebenen Bedingungen zu stellen, und weil er fürchtete, die Angst dieses Mannes möchte demselben noch andere Entschuldigungen an die Hand geben, um den Kampf zu vermeiden, so suchte er ihn durch einige Winke in Betreff der Herzhaftigkeit seines Gegners zu stärken, die wahrscheinlich verdampfen würde, ehe sich noch ein Unfall ereignen könne.

Trotz dieser Aufmunterung vermochte der Arzt aber dennoch seinen Widerwillen, auf den Kampfplatz zu gehen, nicht zu unterdrücken, und warf manchen angstvollen Blick zurück, um zu sehen, ob ihm sein Gegner folge. Als er aber endlich auf Anrathen seines Secundanten Posto gefaßt, und seinem Feinde das Gesicht zugekehrt hatte, war es nicht so finster, um daß Peregrine nicht die ungewöhnliche Blässe seines Gesichts und die großen Schweißtropfen hätte bemerken sollen, die von seiner Stirne perlten; ja sogar der Ton seiner Stimme verrieth seine innere Angst, als er den Mangel der Pila und Parma bedauerte, womit er ein Gerassel würde gemacht haben, um seinen Feind in Bestürzung zu setzen; »dann aber,« sprach er stammelnd, »würde ich auf ihn los gesprungen seyn und dabei nach Art der Alten, einen Schlachthymnus angestimmt haben.«

Aber jetzt bemerkte er das Zaudern seines Gegners, der statt sich zu nähern, sich zurückzuziehen und sogar mit seinem Secundanten dieserhalb zu hadern schien, und da er nun hieraus die Gemüthsstimmung des Malers muthmaßte, so raffte er seinen ganzen Muth zusammen und ergriff die Gelegenheit, um aus der Bestürzung seines Feindes Vortheil zu ziehen. Er nahm Degen und Pistol zugleich, setzte sich in eine Art von Trapp und erhob dabei ein lautes Geheul, indem er, statt eines spartanischen Kriegsliedes, einige Strophen aus einer der pythischen Oden des Pindar herdeclamirte, die folgendergestalt beginnt:

Ἐκ θεῶν γὰρ μαχαναὶ πᾶσαι βροτέας ἀρεταῖς &c., Von den Göttern nur kommt jede Kraft der Tugenden den Sterblichen.

Diese Nachahmung der Griechen brachte bei dem Maler die erwünschteste Wirkung hervor; denn als er jetzt den Arzt, einem Rasenden gleich, mit den Waffen in der Hand auf sich zustürzen sah und das fürchterliche Geschrei vernahm, da erstarrten seine Glieder und er würde zu Boden gesunken seyn, hätte ihn Pipes nicht gehalten und zur Vertheidigung aufgefordert. Mit Befremden sah der Doctor, daß sich sein Feind nicht von der Stelle rührte, obschon er ihm auf dem halben Wege entgegengelaufen war; er raffte daher sein letztes Bißchen Muth zusammen und feuerte, stehen bleibend, seine Pistole ab; kaum hatte aber der Knall das Ohr des erschrockenen Malers erreicht, so befahl dieser seine Seele Gott und bat mit lautem Geschrei um Gnade.

Dieser Ausruf brachte den Republikaner ganz außer sich vor Freude; stolz befahl er dem Maler, sich augenblicklich zu ergeben, falls er nicht ein Kind des Todes seyn wolle, und Pallet verfehlte nicht, trotz allen Ermahnungen, ja sogar Drohungen seines Secundanten, Pistolen und Degen wegzuwerfen, worauf Pipes ihn seinem Schicksal überließ und sich mit allen Zeichen des Ekels und Abscheues die Nase zuhielt, indem er sich von ihm entfernte.

Als der Sieger die Beute erhalten hatte, schenkte er dem Maler unter der Bedingung das Leben, daß er auf den Knieen um Verzeihung bäte und das offene Geständniß ablege: daß er sowohl an körperlichen als geistigen Verdiensten tief unter seinem Sieger stände, und sich künftig dessen Gewogenheit durch demuthsvolle Unterwerfung zu verschaffen suchen wolle. Der gebeugte Herausforderer nahm diesen schmachvollen Vertrag bereitwillig an und gestand treuherzig ein, daß er zu kriegerischen Unternehmungen durchaus nicht geschaffen sey, und hinführo lediglich mit dem Pinsel streiten wolle. Zugleich bat er Peregrine sehr demüthig, nicht übler deswegen von ihm zu denken, weil es ihm an Herzhaftigkeit mangele, denn dies sey ein Naturfehler bei ihm und ein Erbstück von seinem Vater; auch ersuchte er ihn, nicht eher ein Urtheil über seine Talente zu fällen, bis er die Reize seiner Cleopatra gesehen habe, die er binnen drei Monaten zu beendigen gedenke.

Unser Held erwiederte darauf mit einer verstellten Miene des Mißmuths: kein Mensch könne mit Fug und Recht darüber getadelt werden, daß er den Eindrücken der Furcht unterworfen sey; deshalb wolle er ihm gern seine Feigheit verzeihen; daß er es sich aber herausgenommen hatte, sich eine Eigenschaft anzumaßen, auf die er, wie er doch selbst wisse, nicht den geringsten Anspruch habe, dies vermöge er ihm nicht zu vergeben; doch wolle er soviel thun und sich ferner in der Hoffnung mit ihm abgeben, daß er sein Betragen bessern würde. Pallet betheuerte dagegen: er habe es früher selbst nicht gewußt, wie wenig Muth er besitze und seine Schwäche erst eingesehen, als man ihn auf die Probe gestellt habe; demnach verspräche er auf das Feierlichste, sich während der übrigen Reise so bescheiden zu betragen, wie es einem Manne seiner Lage zukäme, vor der Hand bäte er aber den Master Pipes, ihm behülflich zu seyn, sich von den unangenehmen Folgen seiner Furcht zu befreien; was denn auch veranlaßte, daß Tom den Befehl erhielt, dem Maler hierin beizustehen.


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