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28. Kapitel

Nach rechts konnte er nicht schauen. Dort saßen die sieben wie eine Bande von Teufeln beisammen. Drei hockten auf einer Pritsche, zwei lagen auf einer andern, die Füße auf die Mauer gestemmt, glotzten zur Decke, zwei lehnten an der Wand, die Hände in den Taschen, wie sie an den Zäunen ihrer Verbrechergassen lehnten, bevor sie an die abscheulichen Abenteuer gingen, mit denen sie sich jetzt laut brüsteten. Der fettige Hasardspieler mit der Glatze (sie nannten ihn »Arsch mit Ohren«); der junge Berufsbettler mit der Windhundschnauze, der das Mitleid der Mitmenschen ausbeutete, wie es nur ganz gemeine Naturen können; der Ringwerfer, der ausschaute wie ein alter Geier und arme Provinzler betrog; der blonde Junge, der der Gemeinde Wien die Pflastersteine gestohlen hatte; der andere junge Mensch, der die WÖK-Speisemarken erbeutet hatte; der Besoffene, den sie erst diese Nacht eingeliefert hatten; und der Oberverbrecher, der Einäugige, der Riese mit den Schrotlöchern in der Wange – alle waren sie ihm gleich widerwärtig und unheimlich, und den Einäugigen fürchtete er am meisten. Sie prahlten laut mit ihren Verbrechen. Wenigstens ließen sie ihn jetzt in Ruhe. Aber hinschauen durfte er nicht aus seinem Eckchen, sonst würden sie ihn wieder quälen.

Nach links konnte er auch nicht schauen. Dort war die Wand, und er wußte, daß sie ganz ungehörig beschmiert war. Mit schweinischen Zeichnungen, mit Hakenkreuzen, mit Hammer und Sichel und, wie er schmerzvoll gesehen hatte, mit drei Pfeilen. Unbesonnene, verleitete junge Parteigenossen waren vor ihm hier gewesen. So waren die Zeiten.

Hinten: Wand.

Über ihm, vor ihm: das Gitterfenster, das vergitterte Guckloch der Tür. Und daß er hinter Gitter saß, seit zwei Wochen hinter Gitter saß – nein, nicht daran denken, nicht hinschauen, lieber – lieber: die Handflächen auf den Knien ausbreiten und aufmerksam betrachten. Dann konnte er sich vorstellen, das sind die Katasterblätter. Dann konnte er die Abrechnung für September durcharbeiten. Die Teufelsbande führte ihre Gespräche sehr laut, lachte roh, schrie Worte, die er nicht verstand. Aber er war es von zu Hause gewöhnt, Störungen zu überhören, wenn er seine Pflicht verrichtete. Papier und Blei hatte er nicht. Aber er war ein guter Kopfrechner. Nur eines störte: Eine Woche vor Ultimo war das furchtbare Unglück passiert. Wenn's um den ersten herum gewesen wäre, hätte er schon vorher in die Kassabüchl Einblick gehabt. Oh, da hätte er sich jetzt im Kopf alles zusammenstellen können, hätte alles fix und fertig addieren können, wenn's auch nicht leicht gewesen wäre. Aber nein, wenn sie ihn am ersten Oktober hierher gebracht hätten, dann wäre jetzt der vierzehnte und nicht der siebente. Dann hätte er die Vertrauensmännersitzung bestimmt versäumt, während er jetzt noch die Möglichkeit hatte, zurechtzukommen. Die Sicherheit! Heute, morgen muß der furchtbare Irrtum sich endlich aufklären. Und die Vertrauensmännersitzung war sicher aufgeschoben worden. Sicher. Seit zwanzig Jahren gab es in der Sektion keine Vertrauensmännersitzung ohne ihn! Und jetzt auf einmal – das wäre ja gelacht! Er würde sicher zurechtkommen, aber dann mußte er mit der fertigen Abrechnung erscheinen. Er ohne Abrechnung bei der Vertrauensmännersitzung? Der Spannmeyer würde das gar nicht glauben. Oft und oft hatte er dem Spannmeyer erklärt: »Wenn's zum Monatsende geht, dann juckt's mich wie ein Rheumatismus, bis ich nicht alle Kassabücheln gesehen habe. Da brauch ich gar keinen Kalender dazu!«

Morgen, übermorgen mußten sie ihn auslassen. Sie waren ja genau über alles unterrichtet im Kommissariat und wußten, wann die Vertrauensmännersitzung stattfindet. Da mußten sie sich beeilen. Es konnte gar nicht so schwer sein, abzuschätzen, wer im September bezahlt hatte, wer im Rückstand geblieben war, wer den Rückstand wieder ein Stück aufgeholt hatte. Die Geizigen, die Armen, die Zögernden, die Braven, die Spender – waren das nicht dieselben seit Jahren und Jahren? Und die meisten zahlten ja regelmäßig, das war so im Bezirk eingeführt, seit er das Regiment führte. Freilich, wenn's so weiter gegangen wäre wie damals, als er vor zwanzig Jahren die Kassa vom Orner übernommen hatte – – Ha ja, das wäre eine schöne Wirtschaft gewesen! Aber der Orner ist an der Front gefallen, man darf ihm nichts Schlechtes nachsagen. An die Arbeit! Nur: gestern hatten die Wachleute wieder ihn auf den Hinterkopf geschlagen, auf die Nase und ihm Ohrfeigen gegeben. Alles rumorte im Schädel. Darum war's so schwer zu rechnen, darum stach es so fürchterlich über den Augenbrauen.

Sprengel 1, Rossigasse 1: Der Weichberger hat sicher gezahlt. Gut 50 Gr.; Familie Fenz auf Tür 16: der Vater 50 Gr., ist 1 S., die Frau 50 Gr., ist 1,50, der Sohn, die Arbeitslose, ist 160. Gut. Rossigasse 3: Der Dr. Ungar hat sicherlich wieder für den Kampffonds gespendet. Aber wieviel? Im August waren's 2 S, im Juli 5 S, im ... halt! Wohnt der Dr. Ungar überhaupt auf Nr. 3? Wo wohnt der Dr. Ungar? Lächerlich, daß ich so was nicht – weil sie aber auch so schreien, die Teufel! Päuligangen! Was heißt das überhaupt? Und wo wohnt der Dr. Ungar? Nirgends, Unsinn. Ein Mensch muß eine Wohnung haben. Gibt's überhaupt einen Dr. Ungar? Ist er nicht tot? Oder zum Tode verurteilt? Weil sie aber auch so lachen, die Teufel ...

Und da stand schon wieder der Einäugige vor ihm.

»Was ist, Blum, tust scho wieder Handlesen? Studierst auf Zigeuner?«

Hastig legte er die Katasterblätter zusammen und steckte sie in die Rocktasche. Was gingen sie einen Außenstehenden an?

»Komm her ein Stückerl, kannst was lernen von den Burschen!«

Er hatte diese Elemente ein paarmal in die Schranken gewiesen. Seitdem waren sie sehr roh zu ihm. Um sie nicht zu reizen, setzte er sich auf die Kante der Pritsche, neben dem Speisemarkendieb, und verhielt sich still.

»In dem Moment tauchen bei der Tür die Kiberer auf, jeder a Kracherl in der Hand. Hände hoch! Na kannst dir denken, was im Tschoch drin war, hebt d' Hand in d' Höh. Na und i, in der Brusttaschen hob i no guat mei zwahundert Stucker, also natürlich i wisper mein Bruadern glei zua: im Hof! Mit an Hupfer bin i beim Fenster draust, hau des Klumpat in a Ecken, verschwind wia a Wolken, glei ham, verstehst, verbrenn die dreihundert Stucker, was no im Nachtkastel warn, und guat is! Ois war in Butter gangen, wann net aner von deren Saubande, was sich zwa Wochen lang auf mei Kosten in der WÖK ausgfressen hat, die ganze Gschicht spieben hätt, der Hundling, i was genau, wer's is. Wann i aussa kum, kann sie der anschaun. Nachweisen können's mir an Schmarrn, und gestehn wer i a nix, bei mir sans zweite. Merk das, du Politischer!« (Er tat, als ginge ihn das nichts an, aber nur er konnte gemeint sein, er war der einzige Politische in der Zelle.) »Immer laugna. Nix wie laugna! Wannst unterm Galling stehst und hast den Strick um an Hoils, schreist: Unschuldi bin i!!«

Er wollte sich würdig die Krawatte zurechtschieben und erinnerte sich, daß sie ihm bei der Einlieferung abgenommen worden war. Er stand auf, wollte ein paar würdige Schritte machen – die Hosenträger waren fort, die Hose rutschte.

»Meine Herren«, greinte der Besoffene, »i kann mi an nix mehr erinnern! An goar nix mehr, meine Herren! I soi an gstochen habn, meine Herren, aber i woas goar nix!«

Das alles war traurig und schändlich.

Noch dazu erzählte der Blonde, wie er die Pflastersteine gestohlen hatte. Seelenruhig hatte er sie bei einem Bauplatz aufgeladen, mit einem Fuhrwerk zu einem anderen Bauplatz geführt, verkauft! Am hellichten Tag. Die Werkführer hatten ihm im besten Glauben beim Auf- und Abladen geholfen, hatten ihm anstandslos seine Ware bezahlt. Und das feine Geschäft hatte er monatelang betrieben. Daß so ein Mensch gar nicht verstand, wie er die rote Gemeinde schädigte!

Er versuchte wieder in sein Eck zu fliehen. Aber da fing ihn der Einäugige beim Kragen, zog ihn auf die Pritsche. Maß ihn lange prüfend und nachdenklich. Die anderen wurden still. Sie wurden immer still, wenn der Einäugige sprach. Der war sehr geachtet in der sauberen Zunft. Aber als ehrlicher Mensch mußte man Angst vor ihm haben.

»Du Blum. Paß auf, herst. I hätt a leiwaund Hacken für di. Bei eich in der Partei habt's ihr so a Massa Geschäftsleit, was pleite san. Na, jetzn her zua amoi, suarchst dar an aus und mochst erm an Vurschlag, er soi a Versicherung aufnehma gegen Einbruch, verstehst? Dann fahrt er auf Urlaub on an Samstag abend. In der Nacht steig i ein, brech iahm die Kassa auf, wo eh nix drin ist. I hab gnua mit 20% von der Versicherung. Den Rest könnt's euch teiln, verstehst?«

Der Einäugige sprach nicht so prahlerisch wie die andern. Die Mundwinkel zogen sich beim Sprechen herab, die Stimme klang verächtlich, wehmütig. So pflegte er über sein Handwerk zu philosophieren.

»Bei mir kannst sicher sein, spieb nix. A fünfundvierzig Jahrin bin i oilt, sechzehn Jahr davon bin i in Stein gsessen – gspieben hob i no nix. Da aussn Kommissariat müssn's mi eh boild aussilassen, das is nur a Bagatoell, wegn was i da bin, zwa, drei Meter kann i kriagn, mehr net. Eigentli müaßt i die Kassa gar net aufbrechn. A Kassa brauch i da nur a ½ Stund anschaun, und i bring dar a jedes System auf. Aber es is wegn an Eindruck, verstehst? Auf mi kannst di verlossn, wegn mir is no kaner mülligangen, da kannst die Burschen fragen!«

Der Blonde nickte ehrfürchtig. Der Riese begann verführerisch zu blinzeln. Die vielen kleinen Löcher in seiner Wange durchzogen sich mit Falten. Mit dem einen Aug, das er auf- und zukniff (das blinde blieb immer geschlossen), sah er aus wie ein wirklicher Satan, der die Seele in Versuchung bringen wollte. »Kommst mit Geschäftsleit zam, kannst a paar tausend Kilo verdienen – tuast ausbaldowern, heerst –« Plötzlich brach er in ein schauerliches Gelächter aus, und die anderen stimmten ein.

»Herr Turer, ich lasse Ihnen Ihre Gesinnung, aber ich bin ein aufrechter Mensch, trotz der Not der Zeiten.«

Der Bettler hörte auf zu lachen und streckte ihm die Faust hart unter die Nase. »Und wos san nocha mir? San mir kane anständigen Menschen, ha?« Der Einäugige gebot ihm zu schweigen. »Verbrecher san mir alle miteinand. Freili san mir Verbrecher. So is das Leben, Bruada ums Eck. Oba du, Blum, bist grod so aner wia mir!«

»Ich?« Ach warum hat er ihnen sein Herz ausgeschüttet in der ersten Nacht, als er noch geglaubt hatte, sie seien Menschen und keine Teufel? Jetzt würden sie ihn wieder quälen! »Ich mache Sie nämlich auf den Punkt aufmerksam, ich habe 29 Jahre – 29 Jahre habe ich für die Allgemeinheit gearbeitet.«

Sie lachten, daß es ihm durch Mark und Bein ging.

»A Verbrecher bist«, brüllte der Einäugige. »Du hast die Garage in die Luft gesprengt!«

»Nein!«

»A Kuppler bist! Die Frau Kainz hast du dem Stadtrat zu'triebn.«

»Nein, nein! Sie lügen!«

»Waaas?!«

»Sie – ich bin unschuldig! Ich lehne jede Verantwortung für die Folgen der unverantwortlichen – also – Maßnahmen ab ...«

»Wie der da?« Der Einbrecherkönig zeigte auf den Besoffenen. Der begann sofort zu jammern. »I kann mi net erinnern, meine Herrn, i soll an gstochen habn, aber meiner Söl, i kann mi an nix erinnern –«

Die Teufel wälzten sich vor Lachen. »I reiß a Eck«, schrie der Stoßspieler außer Atem und strampelte mit den Beinen in der Luft. Der Bauernfänger kicherte wie ein altes Weib und hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht sein falsches Gebiß zu verlieren. Der Einäugige umarmte die zwei Jungen bei den Schultern und brüllte mit weit offenem Mund. Sein gesundes Auge quoll wasserblau hervor, unter dem geschlossenen des toten Auges rannen Tränen heraus, die in den Schrotlöchern hängenblieben. »A Verbrecher bist!« Nur der Besoffene, der auf dem Bauch lag, greinte leise vor sich hin. »I kan mi net erinnern ...«

Er, der ehrliche Mensch, betrachtete mit verwirrtem Herzen den Besoffenen, wie der dalag, ein älterer Mann schon, die Augen voll roter Äderchen, das Gesicht grau, schwammig und zerknittert, Staub- und Fettflecken auf dem Rock, den er kopfschüttelnd unter Seufzern immer wieder vergebens abzuwischen versuchte.

»Verbrecher!« brüllte der Einäugige. Wie die Augenbrauen stachen! Nein, er hatte 29 Jahre für die Allgemeinheit gearbeitet, er war kein Verbrecher. Er, der Sektionskassier, das älteste Mitglied im Bezirk – das wäre ja gelacht. Der Blum – ja, vielleicht, wer weiß? Ach, was für Unsinn. Vielleicht, weil sie ihn so auf den Hinterkopf geschlagen haben.

»Mitsingen, Blum«, schrie der Einbrecher. Packte ihn beim Genick, begann zu dirigieren.

»Wenn der Vater mit dem Sohne,
Auf dem Zündloch der Kanone –«

Er wollte nicht mitsingen, es war ein gemeines Lied. Aber der Einäugige merkte das und zwang alle noch einmal anzufangen. Ihm aber drückte er das Genick zusammen, jedesmal wenn er zögerte.

»– eine Filzlaus buseriert –
Wenn die Tochter mit der Mutter
Hinter einer Tonne Butter
Mit der Kerze onaniert –
Wenn der Kaiser der Franzosen,
Ohne Hemd und ohne Hosen
Der Frau Gräfin gratuliert –«

Er war über und über rot. Der Kopf drohte zu platzen. »Was tun?« dachte er fieberhaft, während er mitsang und der Einäugige ihm den Nacken zerquetschte:

»Lauter, Blum!«

»Maus, Maus, zuckersüße Maus,
Komm mit mir nach Haus –«

Da kam ihm die rettende Idee. Er riß sich los, lief zur Tür und klopfte ganz leise.

»Willst wieder aufn Abort und traust di wieder net? Hast Angst vorm Kas?« fragte der Einäugige grinsend.

»Ja«, murmelte er und lächelte untertänig. Oh, er war schlau, viel schlauer als dieses Gesindel.

»Na guat is«, entschied der Einäugige und begann dröhnend die Tür zu bearbeiten.

Der Wachmann schloß schimpfend auf.

Durch den Gang, durch das Wachzimmer, wo die vier Diensthabenden Kreuzworträtsel lösten, ging's im beflügelten Schritt. Dann schloß er die Türe des Klosetts sorgfältig hinter sich, ließ die Hose hinunter, setzte sich lächelnd. Die Katasterblätter lagen wieder in seinen zitternden Händen.

Noch einmal von vorne, dachte er. An die Arbeit! Sprengel 1, Rossigasse 1: Der Weichberger hat sicher gezahlt. Gut. Sind 50 Gr.

Es war sehr mühevoll. Immerhin, er kam (er wußte kaum wie) bis Sprengel 3. Mit aller Kraft versuchte er, sich die Summe einzuprägen, 47 S, 30 Gr., sagte er sich immer wieder, während er sich die Hose zuknöpfte und schlauerweise die Wasserspülung in Betrieb setzte, damit die Diensthabenden wirklich glaubten – ja, er als Sektionskassier muß Menschenkenner sein – und immer wieder 47 S, 30 Gr.

Aber als er draußen die Schwägerin stehen sah, vergaß er die Zahl. Zuerst glaubte er, das sei gar nicht wirklich die Schwägerin, weil er in den letzten Tagen verschiedene Personen gesehen hatte, die Frau, den Spannmeyer, den Dr. Ungar, den Orner, und es sich dann herausgestellt hatte, daß es nur Einbildung war, weil nichts als Luft dagewesen war, sobald er diesen Personen die Hand reichen wollte. (Was ja ganz selbstverständlich war, wenn man nur einen Augenblick ruhig nachdachte und die Kopfschmerzen nachließen. Wie hätte die Marie, wie hätte der Spannmeyer ins Gefängnis kommen sollen? Ins Gefängnis kamen nur Verbrecher wie der Einäugige oder der Robert Blum eventuell. Aber er als der Kassier der Sektion oder Spannmeyer als Obmann oder gar der Dr. Ungar und der Orner, die im Krieg gefallen waren? Das wär' ja gelacht!)

So versuchte er, durch die Schwägerin durchzugehen, weil er natürlich glaubte, daß sie Luft war. Aber da stieß er hart mit ihr zusammen, und die Wachleute lachten.

»He, Blum! Wollen's Ihnen gleich raufen mit der Schwägerin, wenn sie Sie besuchen kommt? Sie san aber gspaßig!« Einer raunte ihm zu: »Weh dir, wannst was sagst vom Verhör gestern!« Aber er dachte gar nicht daran! Er freute sich ja so!

»Anna!« rief er. »Schön, daß du gekommen bist! Wie geht's zu Hause? Was macht die Marie? Wann ist die Vertrauensmännersitzung?«

Er sah, daß sie lächelte, und ihm wurde warm bis ins Herz hinein. »Endlich«, dachte er, »wird hier jemand gut und freundlich zu mir sein. Endlich ist jemand da, der mich seit Jahren und Jahren kennt und weiß, daß ich die Garage nicht sprengen konnte. Ich hab ja schon angefangen zu phantasieren vor lauter Verzweiflung. Wenn der Spannmeyer das hört, wird er lachen: Blum, Blümchen, Blümelein, ich hab immer gemeint, du bist ein trockener Tintenkuli, und im Gefängnis hast du plötzlich zu dichten angefangen, hast deine Handflächen für Katasterblätter angeschaut, hast dir verrücktes Zeug eingebildet.« Blum dachte an das laute brave Lachen seines Obmannes, Tränen traten Blum in die Augen.

Er wunderte sich, warum die Schwägerin nicht zu ihm sprach. Auch wollte es ihm plötzlich scheinen, als ob ihr Lächeln dem des Einäugigen ähnlich sei, so boshaft und höhnisch. Ach, Unsinn.

»Wie geht's dem Willy, Anna? Wie geht's dir immer? Wer vertritt mich jetzt als Fürsorgerat? Wenn die alte Güntherin kommt, sag, ich lass' ihr sagen, ihre Pfründe wird nicht gekürzt. Hörst du, Anna, das ist sehr wichtig, ich hab's durchgesetzt. Wann ist die Vertrauensmännersitzung? Hat die Polizei bei euch noch keine Erkundigungen über mich eingezogen? Habt ihr ihnen gesagt, warum ich unschuldig sein muß? Und der Spannmeyer –« Der ältere Wachmann fuhr Blum in die Rede drein:

»Sie dürfen nicht über den Straffall reden! Wenn Sie noch einmal über den Straffall reden, ist der Besuch abgebrochen!« Blum schwieg und umfing lächelnd mit dem Blick die Schwägerin. Endlich sprach sie.

»Du Verbrecher!« sagte die Schwägerin. »Du verkommener Mensch!« sagte sie. »Ich bin nur gekommen, daß ich dir sagen kann, daß die Marie heute früh so einen Herzkrampf gehabt hat, daß ich schon geglaubt hab, es ist aus mit ihr! Und weißt du warum, du Gangster? Weil ein Herr Kriminalbeamter heut früh bei uns war und der Marie gesagt hat, er an ihrer Stell' möcht' sich von dir scheiden lassen! Oh, du –« Sie schrie: »Der ganze Bezirk redt von dir; ich trau mich ja nicht einmal auf die Gassn, nicht einmal auf die Apotheken vis-a-vis trau ich mich, nicht einmal die Medizin für deine kranke Frau trau ich mich holen, alle Leut zeigen mit dem Finger auf mich!«

»Aber ich bin unschuldig, Anna! Ich mach schon seit zwei Wochen alle zuständigen Stellen sozusagen vergeblich darauf aufmerksam, daß die Übelstände –«

Sie schrie: »Ein abgefeimter Verbrecher bist du! Das hab ich, der Marie schon an ihrem Hochzeitstag gesagt! Lebenslänglich kriegst du, das ist das mindeste! Das hat der Herr Spannmeyer gesagt, was ein gebildeter Mensch ist!«

Er machte eine Bewegung, um die Bremse zu verscheuchen, die ihm laut ins Ohr zu surren begann. »Ach nein, das hat er sicher nicht gesagt, da irrst du dich, Anna. Weißt du vielleicht, liebe Anna« – er mußte ihr schmeicheln, sonst war von ihr nichts zu haben, sie war eben die alte geblieben –, »weißt du vielleicht, liebe Anna, am wievielten die Vertrauensmännersitzung ist?«

»Was gehen mich deine Sitzungen an? Übrigens haben dich deine Herren Genossen eh schon abgesetzt, und da hätten's recht, weil –«

»Du lügst!« heulte er. Er wollte ihr an die Gurgel fahren. Aber noch nie im Leben hatte er so etwas versucht, auch nicht als Kind im Spiel. Im Krieg war er superarbitriert gewesen. Er streckte unbeholfen die Hände nach ihrem Hals aus, stellte sich auf die Zehenspitzen (denn sie war viel größer als er). Da hatte sie ihm schon eine geschmiert. Mit einer Hand schleppte ihn der Wachmann zur Zelle zurück, wollte ihm nicht glauben, daß das Weib log, gemein und niederträchtig log, sperrte mit der anderen Hand die Türe auf und stieß ihn in die Zelle.

Er torkelte vorwärts, solange der Schwung reichte, blieb mitten in der Zelle stehen, schloß die Augen und duckte den Rücken. Was er erwartete, kam: die Riesenpranke des Einäugigen senkte sich auf seinen Nacken und stieß ihn zu den anderen sechs Teufeln.

 

Der Herr Polizeirat schaute immer streng und unerbitterlich aus. An ihm war alles genau und tipptopp. Der Schnurrbart war bürstenförmig und immer gleich hoch geschnitten, die Koteletts waren haarscharf an den Rändern ausrasiert, der Scheitel wie aus Lackleder, die Augen stolz und streng. Er war sicherlich ein ordentlicher Mensch, wenn man nach dem Aussehen schließen darf. Der Genosse Pawlik hatte immer begeistert erzählt, wie verständnisvoll der Herr Polizeirat bei Verhandlungen war. Freilich hatte der Pawlik einmal erklärt, der Herr Polizeirat hätte eine andere Gesinnung, eine ganz andere, aber die Gesinnung muß man im Menschen achten, solange der Betreffende sonst anständig ist und mit sich reden läßt.

Wenn der Herr Polizeirat ihn zum Verhör vorführen ließ, dachte er immer an die Worte Pawliks und glaubte: Jetzt muß sich endlich alles aufklären. Aber dann enttäuschte ihn der Herr Polizeirat immer sehr stark, wenn es erlaubt ist, so etwas zu sagen. Oh, es lag ein Irrtum vor, ein gewaltiger, furchtbarer Irrtum, der wahrscheinlich viel tiefer ging, als man es wußte. Wenigstens ahnte er manchmal schaudernd, daß Mißverständnisse sich ringsum in der Welt aufgetan hatten, tief, sozusagen wie Abgründe. Aber es war zu schwer, das alles zu begreifen. Jetzt schrie ihn sogar der Herr Polizeirat wieder an, und er hatte doch nichts Unerlaubtes gesagt, nichts, was eine Amtsperson verletzen könnte.

»Lassen Sie mich schon in Frieden«, schrie der Herr Polizeirat, »mit Ihrem ewigen Selbstlob! Ich habe schon zum fünfzigstenmal gehört, daß Sie der Allgemeinheit gedient haben! Ich habe es satt, mich von Ihnen anquatschen zu lassen!«

Er antwortete, ohne den Kopf zu heben (denn er wußte, wie in solchen Augenblicken das Gesicht des Herrn Polizeirats aussah): »Ich war immer ein ehrlicher Mensch.«

»Danach habe ich Sie nicht gefragt! Was haben Sie am Abend des 23. September gemacht?«

»Ich bin spazierengegangen!«

»Wo?«

»Ich kann mich nicht mehr erinnern!«

»Sind Sie in der Nähe der Fahrschule Russ gewesen?«

»Ja.«

»Was haben Sie dort gemacht?«

»Ich bin ein paarmal vor der Garage auf und ab gegangen.«

»Was haben Sie sich dabei gedacht?«

Er errötete: »Ich – also ich habe gedacht – zur Aktion – hab ich gedacht, sollten wir – ja das hab ich mir gedacht – schreiten, nämlich ...«

»Was haben Sie damit gemeint?«

»Ich weiß nicht.«

Jetzt schrie der Polizeirat wieder (warum nur?): »So weit war ich mit Ihnen schon vor einer Woche! Wie können Sie sich so idiotisch verantworten?! Herr Franz Seidel, den Sie durch Ihre verworrenen lügenhaften Aussagen hier fälschlich in Verdacht gebracht haben, hat ausgesagt, daß er Ihnen am betreffenden Abend von seiner Entlassung aus der Fahrschule Russ erzählt hat. Darauf haben Sie an eine Aktion gedacht. Es ist doch klar, was Sie damit gemeint haben, Himmelherrgott!«

»Herr Polizeirat, Sie kennen den Genossen Pawlik. Er hat – «

»Hier gibt's keine Genossen! Und der Herr Pawlik hat mit der ganzen Sache gar nichts zu tun.«

»Aber er hat immer gesagt, er hat Beziehungen zu Ihnen, die –«

»Gar keine Beziehungen, mit euch werden wir in Österreich bald die Beziehungen abbrechen, daß euch Hören und Sehen vergehen wird! Haben Sie das Auto mit den Sprengpatronen gesehen?«

»Ja.«

»Was haben Sie dann getan?«

»Nachgedacht hab ich.«

»Schon wieder nachgedacht. Sie sind ja ein großer Denker. Und worüber?«

»Über die Ungerechtigkeit. Und wer an allem schuld ist. Und –«

»Und?!«

»Und – also ja – daß man gewissermaßen zum Protest und weil doch eine Grenze sein muß, ich meine bei der Ungerechtigkeit – ja also – die Fahrschule eventuell –«

»Sprengen sollte?!«

Er versteckte den Kopf in den Händen: »Ja.«

»Na aaalso.« Der Ton des Herrn Polizeirates hatte sich plötzlich ganz verändert. Der Herr Polizeirat hatte sich zurückgelehnt, stopfte sich eine Pfeife, seufzte gemütlich auf. Schüchtern versuchte er den Herrn Polizeirat anzulächeln. Der lächelte zurück! Das Herz tat einen Freudensprung. Endlich! Er hatte es gewußt! Alles mußte sich aufklären!

»So ein Geständnis tut wohl?« fragte der Herr Polizeirat freundlich. Nahm ein frisches Blatt Kanzleipapier, schrieb eine halbe Seite voll.

»Unterschreiben Sie!«

Eine schöne Handschrift hatte der Herr Polizeirat. Da sah man gleich den ordentlichen Menschen.

Aber am Schluß stand: Und erkläre ich sohin, die Garage der Fahrschule Russ am 23. September um ½ ein Uhr nachts eigenhändig durch ein Sprengstoffattentat zerstört zu haben.

Nein, das konnte er natürlich nicht unterschreiben. Er reichte das Blatt zurück.

»No, was ist, Blum?«

»Was da steht, ist, Sie werden schon verzeihen, Herr Polizeirat, also, das ist nicht wahr, nein.« Er duckte erschreckend den Kopf. Aber der strenge Herr brüllte nicht los. »Passen Sie gut auf, Blum!« sagte er langsam. »Ich werde Ihnen eine Geschichte erzählen, wo am Schluß ein Preisrätsel ist. Das dürfen Sie dann erraten. Robert Blum geht am Abend des 23. September spazieren. Er trifft den Franz Seidel, läßt sich von der Kündigung aus der Fahrschule Russ erzählen. Robert Blum ist über die Kündigung sehr empört. Er läßt drohende Andeutungen fallen, es sei noch nicht aller Tage Abend, es gäbe eine Grenze, und was dererlei sattsam bekannte Redensarten mehr sind. Gegen halb eins kommt Robert Blum zur Garage Russ. Blum sieht in der Nähe ein Auto stehen, in dem Sprengmaterial liegt, das für einen Steinbruch bestimmt ist. Chauffeur und Mitfahrer haben das Auto verlassen. Robert Blum sieht das und überlegt, daß man jetzt eigentlich die Garage in die Luft sprengen könnte. Um halb eins fliegt die Garage in die Luft. Robert Blum wird in der Nähe ohnmächtig aufgefunden. Preisrätsel: Wer hat die Garage in die Luft gesprengt?«

Der Herr Polizeirat hatte ruhig gesprochen, ja gescherzt. Aber unter der Freundlichkeit zitterte eine gewaltige Wut, die einem kalte Schauer über den Rücken jagte, weil man ahnte: Jetzt wird der Herr gleich hinausstürzen, und man wird allein bleiben, und dann werden die Wachleute kommen ... Und die Augenbrauen stachen ... und was der Herr sagte, war so logisch und einleuchtend wie eine Addition. Blum mußte die Garage gesprengt haben. Robert Blum. Auch der Herr Polizeirat glaubte: Blum hatte die Garage gesprengt! Die sieben Teufel schrien. Blum hat die Garage gesprengt! Die Schwägerin, die Frau, der Spannmeyer, der ganze Bezirk sagte: Blum hat die Garage gesprengt.

Ein furchtbares Verbrechen! Eine abscheuliche Tat! Dutzende Menschen hätten sterben können! Wenn man daran dachte, wirbelte der Kopf, schmerzten die Schläfen. Ekel erfüllte Bauch, Brust, Kehle, Mund, Nase. Pfui Teufel, dieser Blum! Alle wandten sich mit Abscheu von ihm! Nur er, der Sektionskassier, der anständige Mensch, er allein sollte sich von Blum nicht lossagen, sollte das Element nicht verdammen? Aber etwas hielt ihn zurück. Er wollte sprechen, alle Mißverständnisse aufklären, die da ringsum gähnten, schwarz und schauerlich, wie Abgründe. Aber etwas stimmte nicht. Etwas – er wußte nicht, was. Oh, es war quälend, wie ein Alpdruck. Du willst fortlaufen, schnell fort, aber du kannst nicht, schwer wie Blei sind die Füße, kleben am Boden. Und du mußt laufen, mußt, sonst verschlingt dich der Abgrund, das bedauerliche Mißverständnis. Etwas an der Tagesordnung stimmt nicht, die ganze Sitzung läuft in falschem Geleise. Aber du weißt nicht, warum. Nein.

»Nein«, sagte er und schüttelte traurig den Kopf. Und jetzt fuhr ihn der Herr Polizeirat wieder an. (Warum nur?) Die ganze Gemütlichkeit war weg. Man konnte nicht mehr in das genaue ordentliche Gesicht sehen, so wütend war es. »Nein? Was ist schon wieder mit nein? Sie wollen schon wieder leugnen, daß Sie die Garage gesprengt haben?«

Er sollte sie gesprengt haben, er? Das war ja eine ganz neue Anschuldigung! Da bäumte sich sozusagen alles in ihm auf: »Aber wo denken Sie hin, Herr Polizeirat? Ich? Ich bin doch ein ehrlicher Mensch. Ich habe 29 Jahre für die Allgemeinheit gearbeitet.«

»Sie Kerl! Mir scheint gar, Sie wollen mich –«

»Ich bin seit 1908 Sozialdemokrat. Ich habe mein Scherflein zum Aufbau des neuen Wien beigetragen. Gilt das nicht mehr?«

»Nein!«

»Ich habe als Fürsorgerat, also – sozusagen Hand angelegt am großen sozialen Hilfswerk der Gemeinde. Gilt das auch nicht mehr?«

»Nein!«

»Verzeihen Sie vielmals. Ich war immer ein treuer Republikaner, eine treue Stütze sozusagen unseres kleinen Staates.«

»Interessiert mich nicht!«

»Interessiert Sie nicht?« wiederholte er fassungslos.

»Sie haben die Garage gesprengt!«

»Ich? Aber das ist doch ganz unmöglich. Ich habe 29 –«

»Maul halten!«

Ach, warum macht er den Herrn immer so zornig. Er wußte doch: Man darf mit der Exekutive keine unnötigen Reibereien haben. Das hatten schon der Victor Adler und der Schuhmeier gesagt. Aber er war wirklich schuldlos am Zorn des Polizeirats. Er hatte keine Unbesonnenheit begangen, keine provozierenden Rufe ausgestoßen, er hatte sich nicht durch Kommunisten und Provokateure verhetzen lassen. Er war höflich und bescheiden gewesen. Und doch war der Herr Polizeirat wütend hinausgelaufen, und er saß allein und wartete. Oh, er wußte worauf, wußte, was kommen mußte.

Da waren sie schon da. Den einen, den dicken mit dem rotbackigen Gesicht und den kleinen funkeligen schwarzen Augen kannte er schon. Den andern mit dem langen Pferdekopf und dem mürrischen Blick noch nicht. Aber er wußte, was sie mit ihm machen wollten.

»Wos is dös fir aner?«

»Blum heißt er. Das is der, wegn den in der vierer Zelln immer so ein Krawall is.«

»Ah-ha!« knurrte der Pferdekopf, und in den mürrischen Augen sprangen Lichtlein auf.

Er aber wunderte sich, daß er sich noch immer so wenig fürchtete. Als sie ihn gestern, vorgestern so betrachtet hatten und mit gerunzelten Brauen die Wut in sich angesammelt hatten, die man braucht, um einen Menschen zu schlagen, der einem nichts getan hat und nur schweigend dasteht – hatte er fast Durchfall vor Angst bekommen. Es war nicht nur die Angst vor dem Schmerz gewesen. Es war auch die Befürchtung gewesen, die Frauen und Kinder der Wachleute könnten plötzlich hereinkommen und alles sehen.

Auch jetzt verwirrten sich seine Gedanken, kreisten immer schneller wie ein toll gewordenes Ringelspiel. Aber Angst hatte er nicht. Er versuchte nach seinen vorüberwirbelnden Gedanken zu haschen, und da flog einer vorüber, von dem er blitzschnell ablas; vielleicht schlagen sie den Blum und nicht mich! Kaum aufgetaucht, war der Gedanke schon wieder verschwunden, und andere flitzten vorüber. Aber das war ein Ringelspiel, man mußte nur aufmerksam lauern, der Gedanke würde bald wieder dasein, bald, bald ... Er wartete auf ihn mit großer Spannung, denn er wußte, alles hing von diesem Gedanken ab. Die Aufklärung bedauerlicher Mißverständnisse, die Fortsetzung der Tagesordnung, die zufriedenstellende Abrechnung für alle Sprengel, trotz alledem und alledem, trotz der Not der Zeit und der Gelüste mancher Herren, die wie Taaffe und Badeni gegen die ausdrücklichen Bestimmungen des Parteistatutes –

Da spürte er den Stoß, das Brennen der ersten Ohrfeige. Die Ohren rauschten, der Schmerz in der Nase beschämte, entmutigte, trieb Tränen in die Augen.

»Ich berufe mich auf Punkt ...« Aber jetzt bekam er von der anderen Seite noch eine. Die Nase wurde dick wie ein Elefantenrüssel.

»Wie war das mit der Garage?« fragte der Rotbäckige mit den blitzenden Augen. »He?« Seine Faust, groß wie ein Haus, raste gegen den Mund. Der Mund füllte sich mit Blut, das er ängstlich schluckte.

»Du roter Verbrecher! Saubankert!« Wieder holte die Faust aus.

Er schluchzte. Das Blut kam in die falsche Kehle. Er mußte husten. Im Husten spie er Blut auf den Boden.

»Sau, elendige! Schau, was du für eine Schweinerei angerichtet hast!«

Er senkte gehorsam den Kopf. Es war wirklich eine große, unappetitliche – Der Dampfhammer krachte aufs Kinn, schleuderte den Kopf rückwärts, warf den Leib an die Mauer. Der Zahn, der Zahn war fort. Geschluckt! Konnte man wissen, ob die Krankenkassa den Zahn ersetzen würde?

Tränen kamen ihm in die Augen. Leise und heiser flüsterte ihm Otto Bauer ins Ohr: Oh, Genossen, wir wissen, wir wissen, Robert Blum, der Freiheitskämpfer stand 1848 an der Mauer vor den Schergen des Windischgrätz und Jellascic ... Er wiederholte weinend: »Vor den Schergen.«

»Wer ist bei dir ein Scherge?« Die Faust holt aus.

»Net wieder mit der Faust ins Gesicht«, ermahnte der Pferdekopf mürrisch, »nocha sieht man die Spuren, und du hast die Scherereien.« Er hatte plötzlich einen nassen Fetzen in der Hand und kam näher. »Alstern mach uns den Dienst nicht schwer, Blum, leg das Geständnis ab, und die Geschichte hat sich. Hast es gesprengt, die Garage?«

»Ich? Aber ich habe 29 Jahre – 29 Jahre hab ich für die Allgemeinheit –«

Sie stürzten sich beide auf ihn. Der Fetzen klatschte um die Ohren, machte feuchte Brandwunden an den Schläfen, im Nacken. Er schrie. Der Rotbäckige bearbeitete wie rasend den Hinterkopf. Jeder Schlag fuhr quer durchs Hirn hindurch zu den Augenbrauen. Die Augenbrauen stachen, Tausende lange Nadeln. Er schrie, da trat ihm der Rotbäckige in den Bauch.

Er klappte zusammen, fiel, konnte nicht mehr schreien, weil er erstickte. Vor jedem Schlag sprach die leidenschaftliche Stimme oder die mürrische.

»Der Hund! Das Kommissariat beschmutzt er. Er glaubt, wir sind seine Schanis, der Hund!« Es schlug dumpf an die Rippen, schnitt scharf bis in die Lunge. Er stöhnte.

»Die Viererzellen macht er rebellisch, der Kerl! Net sei bisserl Ruh' laßt er an beim Dienst!« Der Fetzen verbrannte die Augen. Er stöhnte.

»Wann ma den net derwischt hätten, hätt ma a Bomben im Kommissariat ghabt.« Der Dampfhammer zermalmte die Nase. Er stöhnte.

»Net mit der Faust ins Gsicht. Sonst macht uns der Kerl noch mehr Scherereien, der rote Hund, der verfluchte.« Der Fetzen umschlang tosend den Kopf, zuckte zurück, riß den Kopf herum, riß die Hirnschale auf. Er konnte wieder schreien. Er schrie.

Sie sprachen nichts mehr. Es hagelte, rauschte, donnerte, schlug ein, schlug ein. Er hatte keinen Körper: Hand, Fuß, Kopf, nichts als ein großes Loch, angefüllt mit einer einzigen brodelnden Qual vom Scheitel bis zum Bauch. Und als er schrie, war's nicht mit dem Mund (wo war der Mund?), als er schrie, schrie er mit alldem auf einmal. So schrie er. Dann begannen die roten Kreise – die Hände – vor seinen Augen – am Rücken – zu tanzen – festgebunden – in den Krater von Qual hineinstachen – tritt – mit einer langen, langen Hutnadel – die Hände am Rücken festgebunden – daß der Krater unmenschlich aufschrie – tritt – da wurde es auf einmal blendend klar in ihm, ein Magnesiumlicht flammte in seinem Hirn auf und strahlte über der Welt, alle bedauerlichen Mißverständnisse verschwanden, alles war eine unerträgliche, beglückende Seligkeit, und die Hände am Rücken festgebunden, tritt Robert Blum mit festem Schritt hervor.

Als sie ihm aus einem Schwamm kaltes Wasser ins Gesicht rinnen ließen und ihn dabei beschimpften, weil er ihnen den Dienst so schwer machte, bat er ruhig, den Herrn Polizeirat sprechen zu dürfen.

»Werden Sie jetzt gestehen?« fragten sie.

»Ich werde alle bedauerlichen Mißverständnisse aufklären.«

Der Polizeirat schaute ihn nicht an, sondern begann in Akten zu blättern. Aber das war gar nicht nötig, der Herr brauchte sich nicht zu verstellen, brauchte nicht zu fürchten, daß er sich wider die Schläge beklagen möchte. Ach nein, er wollte ja alles erklären. Lebhaft und fröhlich begann er. »Also die Sache ist so, Herr Polizeirat, daß der Robert Blum nämlich die Garage in die Luft gesprengt hat. Aber sie dürfen ihn nicht hart beurteilen. Er hat es wegen der Ungerechtigkeit gemacht. Er hat sich, wie man sagt, durch Elemente einschüchtern und provozieren lassen.«

»Na aalso«, seufzte der Herr Polizeirat zufrieden, »warum haben Sie mir nicht früher das Attentat gestanden? Wir hätten uns so manches erspart.«

Sonderbar: der Herr Polizeirat verstand ihn wieder falsch und war doch sonst ein so gebildeter Mensch. Man mußte das Mißverständnis besser erklären. »Ich hab kein Attentat begangen. Ich nicht. Das ist ja ganz unmöglich. Ich habe 29 Jahre für die Allgemeinheit gearbeitet, und ich war, wie man sagt, eine feste Stütze unseres kleinen Staates. Also das wäre ja gelacht, daß ich so ein Attentat begehen soll. Nicht wahr? Der Robert Blum war's. Das haben Sie mir vorher selbst ganz genau vorgerechnet, daß es nur der Robert Blum gewesen sein kann, nicht wahr? Und der ganze Bezirk sagt's auch und die Schwägerin und die sieben Teufel.«

Der Polizeirat sprang auf. Ach, warum schrie er wieder, wenn die Augenbrauen doch so stachen? Und was stellte er für eine komische, unverständliche Frage? »Wie bitte, Herr Polizeirat? Ich – also ich verstehe nicht, Herr Polizeirat.«

Nein, er hatte sich nicht verhört. Die Frage kam nochmals. Er sagte sich jedes Wort einzeln vor. » Sind« – das verstand er – » Sie« – auch das verstand er – » denn nicht« – klar – » der – klar, das Wort gebrauchte er selbst hundertmal. Und schließlich » Robert Blum« – den kannte er – » Robert Blum« – den kannte er auch, das war der Mann, der die Garage in die Luft gesprengt hatte, die Händ' am Rücken festgebunden.

Die Frage war sehr einfach, aber er hatte sie niemals vorher gehört, und drum verstand er sie nicht.

Er schüttelte traurig den Kopf.

Der Polizeirat schüttelte auch den Kopf, rief die zwei Wachleute herein, begann mit ihnen zu tuscheln.

»Nur mit dem Fetzen«, beteuerte der Rotbäckige ehrfürchtig.

Mochten sie tuscheln, was sie wollten, ihm war's gleichgültig.

Er hatte alles aufgeklärt. Mehr konnte man von ihm nicht verlangen. Man darf nicht zu viel Funktionen auf einen Funktionär kumulieren. Er war müde und wollte schlafen. Er hatte wie immer seine Pflicht der Allgemeinheit gegenüber erfüllt ...

Der Herr Polizeirat weckte ihn sanft aus seinem Nickerchen und hielt ihm ein Protokoll entgegen: »Unterschreiben Sie.« Das Blatt war zu einem Viertel vollgeschrieben. Eine schöne, ordentliche Handschrift. Die Handschrift verrät den Menschen, hatte der Oberbuchhalter ihm immer wieder gesagt, als er ein Praktikant gewesen war. Er war zu müde, um zu lesen, was da stand. »Unterschreiben Sie«, wiederholte der Polizeirat ungeduldig. Oh, er wollte gern unterschreiben.

Aber der Finger des Herrn Polizeirates zeigte auf den alleruntersten Rand des Blattes. Und der Oberbuchhalter hatte ihm immer wieder gesagt, als er ein Praktikant gewesen war: Wenn Sie eine Bestätigung unterschreiben – dann nie so, daß zwischen dem Text und der Unterschrift ein Platz bleibt. Merken Sie sich das.

Er schob den Finger ehrfürchtig beiseite und unterschrieb knapp unter dem Text.

Und wieder wurde der Herr Polizeirat so rot im Gesicht. Und wieder fuhr er ihn mit unverständlichen Worten an: »Sie abgefeimtes Individuum. Mit Protokollen kennen Sie sich aus, was? Aber mir wollen Sie da ein Theater vorspielen? Sie Simulant. Ich werde Sie schon kleinkriegen.« Der Herr Polizeirat zerriß das Protokoll. Warum war er so wütend? Warum klang seine Stimme so enttäuscht, als er dem Rotbäckigen und dem Pferdekopf befahl: »Abführen, den Simulanten. Das ist ein ganz gefährlicher. In die Einzelzelle.«

 

Mitten in der Nacht wachte er auf, denn er hatte Geräusche gehört, als ob die sieben Teufel wieder eine Bosheit gegen ihn ausheckten. Dann erst erinnerte er sich, daß man ihn in eine andere Zelle gebracht hatte. Er schloß beruhigt die Augen. Aber die Pritsche in dieser Zelle war aus Hartholz. Der ganze Körper war steif. Jeder Knochen, jedes Stückchen Haut schmerzte. Wie er sich auch drehte und wendete – Schmerzen, Schmerzen. Unmöglich einzuschlafen. Er setzte sich auf. Die Lampe hier war nicht so grell wie die in der Gemeinschaftszelle, schien fahl gelblich. Das war gut so, die Augenbrauen stachen weniger. Er versuchte, die Abrechnung für September fertigzustellen. Aber er war viel zu müde, viel zu zerschlagen, um die Katasterblätter zu suchen. So stützte er den Kopf in die Hände und schlummerte ein bißchen ein. Als er wieder aufwachte, sah er, daß er nicht mehr allein war. Viele Herren mit karierten Anzügen saßen da und rauchten kurze Pfeifen, neben ihnen andere, kleine mit schwarzen Spitzbärten, und wieder andere, groß und blond, nordische Menschen, alle sehr elegant, sehr intelligent, sehr gebildet und besonnen. Sie sprachen englisch, französisch, norwegisch, belgisch. »Das demokratische Ausland«, dachte er freudig. Da erblickte er vor ihnen, die Händ' am Rücken festgebunden, Robert Blum. Robert Blum hatte sehr schöne große Augen, schwarze lockige Haare, die ihm bis zu den Schultern fielen. Er trug eine schwarze Samtjacke und eng anliegende, lange Hosen. Sein Gesichtsausdruck war sehr edel, aber die Krawatte hatten sie ihm abgenommen. Alle schauten auf Robert Blum, und ihre Mienen waren streng und vorwurfsvoll. »Das demokratische Ausland verurteilt den Blum aufs schärfste«, dachte er. Was ging ihn der Blum an, mochten sie den Blum nur verurteilen. Er schloß müde die Augen. Aber dann bekam er Mitleid mit Blum. Er dachte: »Oh, Genossen, wir wissen, der demokratische Westen, die skandinavischen Staaten mit ihrer jahrhundertalten Demokratie, all diese Länder, Genossen, deren Meinung für Österreich eine Frage von Sein oder Nichtsein ist –«

Sein oder Nichtsein. Nein, er mußte den Robert Blum verteidigen, mußte ihm helfen. Er öffnete wieder die Augen. Jetzt sah er unter den Ausländern auch einige solid gekleidete Männer, die wie Landsleute sprachen. »Die guten Bürger«, dachte er. Dann sprang er entschlossen auf. Robert Blum warf ihm einen stolzen und dankbaren Blick zu. Da stellte er sich hinter Blum, schwang die Arme und begann: »Verehrte Anwesende, werte Parteigenossen und Parteigenossinnen. Ich erlaube mir, hier das Wort zur Diskussion zu ergreifen als ein Mensch, der stets mit seinem Herzen an der kleinen Republik Österreich hing, der stets besonnen und entschlossen seine Pflicht erfüllt hat, der Gewehr bei Fuß die Republik aus dem Chaos der trügerischen Verlockung der Elemente frei hielt, der mit den Waffen des Geistes die wohlerworbenen Rechte des Proletariats zu schützen wußte und der 29 Jahre –«

Das war das erste Mal im Leben, daß er zu einer Versammlung sprach, ohne einen Kassabericht vor sich zu haben. Trotzdem stotterte er nicht, seine Stimme klang voll und stark wie immer, wenn er der Kontrolle seine Abrechnungen vorlegte. Alle Augen waren bewundernd auf ihn gerichtet. Je länger er sprach, desto größer wurde das Auditorium. Der Herr Polizeirat erschien, senkte aufmerksam den Kopf, daß man den Scheitel aus Lackleder sah. Die Frau erschien, schön und blühend wie einst, lachte ihm verschämt zu, bedeckte sich die Brüste mit den Händen und preßte die Schenkel aneinander wie damals. Die Schwägerin saß neben ihr und machte ein zerknirschtes Gesicht; einmal wendeten sich alle um und zeigten blitzschnell mit den Fingern auf sie. Dann kamen alle Vertrauensmänner der Sektion und setzten sich nach Sprengeln geordnet. Spannmeyer trug einen großen Blumenkranz mit der Aufschrift: Unserem Helden. Auch Willy und die zwei Wachleute, der mit dem Pferdekopf und der Rotbäckige, wollten herein, aber der Herr Polizeirat wurde puterrot, und da verschwanden sie.

Das alles beobachtete er, während er hinter Robert Blum stand und sprach. »Sie beurteilen die Tat eines Menschen. Aber, hoher kaiserlicher Gerichtsrat, wenn auch die Tat des Robert Blum eine unbesonnene Tat war, so werden die Genossen doch verstehen. Robert Blum hat keine Gelegenheit vorübergehen lassen, um der Regierung seine Verhandlungsbereitschaft zu zeigen. Robert Blum sagte der Regierung: der Staat ist in Gefahr? Wohlan. Wohlan, beraten wir über Maßnahmen, die die wirklichen Nöte des Volkes lindern können sowie die große Ungerechtigkeit. Wir sind zu einer positiven Mitarbeit im Rahmen bereit. So sprach Robert Blum, werte Parteigenossinnen und -genossen. Er war von Verantwortungsgefühl und Besonnenheit erfüllt. Er war ein Kämpfer für das Volk, die Freiheit war ihm mehr als reines Gold. Aber was geschah? Manche Herren trugen Gelüste, und, oh, Genossen, wir kennen die Herren, es sind dieselben Herren wie 1918. Da kam der Tag, wo die allzu straff gespannte Geduld des Robert Blum riß. Mag seine Tat unbesonnen sein. Aber –«

Hier brachen alle in stürmische Bravorufe aus. Es war eine Versammlung der 200 000. Er wünschte nur eines, daß die Herren, die Gelüste trugen, dabei wären.

»Sie ist verständlich. Er bereut sie tief, werte Versammlung. Er weiß, daß der demokratische Westen mit seiner jahrhundertalten Kultur –. Aber ich bitte um Verständnis für seine Verirrung. Um Milde und Nachsicht wegen Unzurechnungsfähigkeit. Hoher Gerichtshof, ich als anständiger Mensch verspreche Ihnen, er wird wird's nie, nie wieder tun –«

»Maul halten, da drinnen. Wannst net glei schlafen gehst, hast ane picken, daß d'net waßt, wo's d' stehst. Roter Hund.«

Alles verschwand wie weggeblasen. Er warf einen ängstlichen Blick nach den Teufeln. Ach so, er war allein. Auf den Zehenspitzen schlich er zu einer Pritsche und legte sich nieder. Er biß die Zähne zusammen, um seine Schmerzen zu unterdrücken.

Als der Herr Polizeirat am nächsten Morgen wieder begann, ihn zu verhören, kam ein Wachmann ziemlich aufgeregt herein und meldete, ein Mann, den sie in der Nacht betrunken eingeliefert hätten, habe, als er heute früh nüchtern aufgewacht sei, seinen Zellengenossen erzählt, er sei wegen Sprengung einer Garage da. Man hatte es zufällig durch die Tür gehört.

»Vorführen«, befahl der Herr Polizeirat, und auf ihn zeigend: »Abführen.«

Am Gang, als der Mann an ihm vorbeigedrängt wurde, wollte das Herz plötzlich nicht mehr weiter: Es war der Richard Kainz... Kainz war nüchtern, aber sehr aufgeregt. Er schrie ununterbrochen: »Gar nichts können sie wissen. Ich habe nichts mit der Sache zu tun. Ich war nicht einmal in der Nähe von der Russgarage. Ich hab ein Alibi.«

Am Abend kam der mit dem Pferdekopf in seine Zelle und sagte nur – mürrisch: »Packens Ihne zsamm, Sie können hamgehn.«

Es war ein wunderbarer, trockener Oktoberabend. Den Mantel konnte er offen tragen, so mild war die Luft. Er lächelte alle Passanten freundlich an, und sein Herz schlug vor Freude bis an den Hals, vor den wieder die Krawatte gebunden war. Gerade als er den Mund spitzte, um ein Liedchen zu pfeifen, hörte er hinter sich eine Stimme: »Blum, Blümchen ... Blümelein.«

Er wollte nicht der Blum sein, wenn das nicht der Spannmeyer war.

»Natürlich haben wir alle gewußt, daß du unschuldig bist. Unser Kassier Blümchen soll eine Garage sprengen? Ha-ha-ha. Natürlich haben wir die Vertrauensmännersitzung verschoben. Der Hadina hat sich natürlich gewehrt, er hat schon auf deinen Posten gespitzt, der alte Karrierist. Aber alle anderen haben erklärt: Der Blum muß jeden Tag rauskommen, es ist klar wie Schuhwichs, und ohne Blum keine Sitzung. Aber wie schaust du aus, Blümchen? Sie haben dich geplescht, die Hundsviecher.«

»Ich kann mich nicht erinnern«, sagte Robert Blum, »ich kann mich an gar nichts erinnern.« Tränen der Freude schossen ihm aus den Augen, daß seine Brille sich beschlug. Spannmeyer breitete die mächtigen Arme aus.

Robert Blum fiel ihm um den Hals.


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