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Ein neuer Kranker

»Nun sind schon gleich vier Wochen vorbei, seit Herr Delmy bei uns angekommen ist, und noch ist nicht eine Klage gegen die Kinder von seiner Seite eingelaufen«, sagte eines Morgens der Amtmann zu seiner Frau; »ich begreife gar nicht, wie das zugeht. Erinnere dich nur, wie da jede Woche ein Register einlief über die Überhebungen des Max, die Grobheit des Lex und all den mannigfachen Unfug des Tilli, und jetzt? Heute früh, wie ich ihm mit seinem Haufen Bücher unter dem Arm begegne, sag ich: ›Nun, Herr Delmy, keine Klage gegen das junge Volk?‹ – ›Nicht im geringsten‹, antwortet er; ›im Gegenteil, mit jedem Tag gewinne ich die Kinder mehr lieb.‹ Was sagst du dazu?«

»Ich sagte dir ja, daß Herr Delmy mit den Kindern fertig würde«, antwortete die Frau Amtmann mit vergnügtem Lächeln. »Ich sehe auch mit großer Befriedigung, daß Max jetzt viel mehr Zeit auf seine lateinischen Arbeiten verwendet als je früher; es ist ihm daran gelegen, sie recht zu machen!«

»Merkwürdig!« sagte der Amtmann, indem er seinen Hut ergriff und das Zimmer verließ.

Jetzt kam Lex hereingerannt, sichtlich in Aufregung; denn er schnaubte förmlich. »Ich will dir nur sagen, Mama«, stieß er schon unter der Tür heraus, »daß Herr Delmy furchtbar ungerecht ist, der ungerechteste Mann auf der Erde, den ich je gesehen habe.«

»So sollst du nicht sprechen, Lex«, sagte die Mutter bestimmt; »Herr Delmy ist dein Lehrer und dazu ein ganz vortrefflicher Mann; wenn er dich bestraft hat, so hast du es jedenfalls verdient.«

»Er hat mich nicht bestraft!« rief Lex immer noch in großer Aufregung. »Aber das ist doch ungerecht, und weil es so furchtbar ungerecht ist, macht es mich böse. Siehst du, Mama, wenn ich dem Feldmauser-Michel nur zurufe: ›Komm einmal her, du alter Karrengaul! ‹, dann hebt Herr Delmy gleich drohend den Finger in die Höhe und sagt mit ganz strengem Ton: ›Lex, Lex! Laß mich das nicht wieder hören!‹ Und wenn ich dann sage: ›Ja, der Max sagt zu ihm noch ganz anderes‹, meinst du, er hebe dann auch den Finger in die Höhe und sage strafend: ›Max, Max!‹ Gar nicht! Kein Wort sagt er zu ihm, er sieht ihn nur an und tut, wie wenn das nicht möglich wäre, und der Max ist kein Erzengel; aber Herr Delmy meint, er sei einer.«

Unterdessen waren die anderen Geschwister auch eingetreten, und Max, der eine Ahnung davon hatte, was Lex der Mutter vorgebracht haben mochte, fragte gleich: »Lex, hast du Herrn Delmy verklagt?«

»Was wahr ist, habe ich gesagt; Herr Delmy ist ungerecht«, sagte Lex trotzig.

»Das ist er nicht«, gab Max zurück; »er ist immer gerecht, und dazu immer freundlich und dann noch so höflich, daß man's gleich auch wird, und es gibt gar nichts, was man gegen ihn sagen kann, wenn man nicht ein Querkopf ist. Ist das nicht wahr, Elsa?«

»Ja, ja, es ist wahr«, stimmte Elsa unbedingt ein; denn noch nie in ihrem Leben hatte Elsa eine so zarte Behandlung von einem Manne, weder in der Erziehung, noch im Unterricht erfahren, und dafür war sie sehr empfindlich. Elsa hatte sich bis jetzt vor allen Männern ohne Ausnahme gefürchtet; aber vor Herrn Delmy fürchtete sie sich nicht.

»Ist es wahr, Tilli?« fragte Max weiter.

Das Tilli hatte einen kleinen Kampf zu bestehen; denn es war gewohnt, in allen Dingen zu Lex zu halten, und jetzt sollte es gegen ihn stimmen. Aber um wen handelte es sich auch jetzt!

Was hatte das Tilli bisher öfter für schwierige Augenblicke während der Unterrichtsstunden erlebt! Lebendig stieg in ihm die Erinnerung an seine hilflose Lage auf, wenn es früher beim Zeichenunterricht häufig die falschen Striche mit solcher Hast und Kraftanstrengung ausmerzte, daß schließlich nur noch der weiße Rand als Pagier geblieben war, der innere Raum aber, wo die Zeichnung stehen sollte, sich in ein großes Loch verwandelt hatte, so daß sich das Tilli in der größten Verlegenheit befand, wohin nun die Zeichnung kommen sollte. Auch mußte es der schweren Augenblicke gedenken, da es zu öfteren Malen, mitten in einer großen Stille, die zur Lösung irgendeiner wissenschaftlichen Frage benutzt werden sollte, in ein plötzliches Gelächter ausbrach, was der Lehrer häufig als persönliche Beleidigung auffaßte, obschon es bei dem Tilli nur die Erinnerung an ein Lied war, das Gatti am Tage vorher gesungen hatte; wie dann der Lehrer meistens sagte: »Noch einen Laut, Tilli, und du bist vor der Tür«; wie der Laut regelmäßig hervorbrach und es gleich darauf vor der Türe stand. Wie anders war es jetzt! Fing das Tilli seine Verwüstungen an – gleich lag Herrn Delmys Hand auf seiner Schulter, und ganz freundlich sagte er: »Nicht so, Tilli, nicht so!« Dann setzte er sich zu ihm hin, und nach wenigen Strichen kam alles in Ordnung. Brach das Tilli einmal in sein unerwartetes Gelächter aus – gleich legte Herr Delmy sein Buch aus der Hand und sagte ganz sanftmütig: »Wir müssen warten, bis Tilli fertig gelacht hat, sie kann sonst nicht folgen.« Dabei sah er aber das Tilli so an, als ob es ihm ein Leid antäte, und augenblicklich verlor es die Lust zum Lachen und war ganz still, und nachher lachte es während der Unterrichtsstunden so bald nicht wieder.

Das Tilli hatte auch eine solche Liebe zu Herrn Delmy gefaßt, daß es durch Feuer und Wasser für ihn gegangen wäre, und so ging es denn nicht anders, es mußte auch für ihn zeugen, wenn es auch gegen Lex war, und ganz laut und bestimmt sagte das Tilli nach einigen Augenblicken: »Ja, das ist gewiß wahr.«

Lex war übernimmt. Brummend ging er zur Tür hinaus und wollte eben zur Erleichterung seines Gemüts seinen großen Ball mit aller Wucht gegen das neue Scheunentor werfen, als er zur rechten Zeit noch den Vater erblickte, der eben um die Ecke bog und im Sturmschritt herankam. Hinter ihm her lief eine Frau, die hatte ein rotes Tuch um und einen Hut mit einem blauen Kornblumenkranz auf dem Kopf; das hing aber alles ganz sonderbar an ihr herum, und dazu machte sie mit beiden Händen und Armen immerfort die lebhaftesten Gebärden und rief ohne Aufhören: »Seien Sie so gut, Herr, seien Sie so gut!«

Jetzt vergaß Lex, daß er eigentlich auf die Geschwister bös war, weil sie ihn überstimmt hatten; er rannte zurück und riß die Stubentür weit auf: »Kommt! – Kommt!« rief er hinein. »Schnell, es gibt etwas Lustiges!« Dann rannte er zurück und die drei anderen hinter ihm her. Eben kamen sie unter der offenen Haustür an, als der Vater zu der mit Händen und Armen in der Luft herumfechtenden Frau sagte: »Sie haben es gehört, ich kann nicht, und ich tu es nicht. Und nun nehmen Sie Vernunft an, und machen Sie keinen solchen Lärm und Spektakel!«

Damit kam er immer schneller zum Haus heran, als wäre er auf der Flucht, und die Frau kam immer schneller hinter ihm drein. Nun rannte er die steinernen Stufen hinauf ins Haus hinein und gleich auf die Stube los, dann warf er die Tür hinter sich zu.

Bild: K. Mühlmeister

Die Frau war bei den Kindern angekommen; sie stürzte sich gleich auf die Elsa, nahm sie bei den Händen, küßte ihr diese unaufhörlich und rief immerzu: »Oh, kleines Madamchen, seien Sie so gut! Seien Sie so gut! Sagen Sie es dem Herrn Papa, seien Sie so gut!«

Drinnen im Zimmer war der Amtmann mit großen Schritten hin- und hergegangen; denn er war sehr aufgeregt worden von dem beharrlichen Wesen der Fremden, und erst nach längerer Zeit antwortete er auf die wiederholten Fragen seiner Frau.

»Es handelt sich um eine Kranke«, erklärte er endlich; »es sind herumziehende Musikanten unten im Wirtshaus angekommen, die müssen eine Kranke bei sich haben. Da schickt mir nun der Wirt eine Frau über den Hals, die ist wie eine Klette, man wird sie gar nicht mehr los. Sie will die Erlaubnis von mir haben, ihre Kranke in unser Krankenhaus bringen zu dürfen, und die gebe ich nicht, durchaus nicht. Das fehlte noch, daß man solches Vagabundenvolk aufnähme, da gingen mir unsere Leute gar nicht mehr hinein, nicht einer.«

Jetzt kam Lex wieder hereingestürmt.

»Mama«, rief er dringend, »komm doch nur heraus und sieh!«

Wie der Blitz schoß er wieder fort. Die Mutter folgte dem Ruf. Draußen stand noch die Frau im roten Schal und flehte immerwährend mit lauter Stimme: »Seien Sie so gut!« An den Stufen des Hauses stand ein großer, bärtiger Mann, der hatte wohl als das Wirksamste erachtet, die Kranke gleich selbst mitzubringen; denn auf seinem Arm trug er ein todblasses Kind, das ganz müde seinen Kopf auf der Schulter des Mannes liegen ließ und kaum die Augen öffnete. Die langen schwarzen Wimpern und die dichten dunkeln Haare, die ihm in die Stirn hineinfielen, ließen das schmale Gesichtchen noch blasser erscheinen. Das Kind sah so zart und schmächtig aus, daß es der Frau Amtmann zu Herzen ging, es so herumgeschleppt zu sehen. Sie hörte von den Leuten, daß sie aus dem Mailändischen seien, daß das Kind ihnen nicht gehöre, sondern daß sie es von einem guten Bekannten in Oberitalien für die Reise übernommen hätten, weil es schön sang und sie es gut brauchen konnten. Nun aber sei es ihnen krank geworden, und sie müßten es irgendwo unterbringen; denn es könne nicht weiter. Nun hatte ihnen der Wirt im Dorf gesagt, es sei ein schönes Krankenhaus da und Platz darin; aber der Herr Amtmann müsse die Erlaubnis geben, sonst dürften sie es nicht hinbringen.

»Oh, Mama«, bat jetzt Elsa, »sag es doch Papa, daß er es erlauben soll; sieh nur, wie bleich das Kind ist!«

Nun stimmten die anderen drei auch ein und drängten die Mutter, daß sie die Erlaubnis hole; denn der Anblick des kranken Kindes ging ihnen allen sehr zu Herzen. Die Mutter hatte auch gleich beim ersten Blick auf das Kind beschlossen, sich seiner anzunehmen; sie ging nun nach dem Zimmer zurück.

»Die Kranke ist draußen«, sagte sie zu dem auf- und niederschreitenden Amtmann; »es ist ein Kind, gegen das wir nicht hart sein dürfen; komm aber nur selbst heraus und sieh es an, so wirst du es sicher nicht fortschicken.«

»Ach was!« brummte der Amtmann, »herumziehendes Volk! Ich tu's einmal nicht!«

»Das Kind kann nicht weiter, es ist zu matt und krank; es war wohl ein viel zu zartes Kind zu solchem Herumziehen. Aber es nur so auf der Straße umkommen lassen, das kann man nicht, das darf nicht sein; wenn es nicht möglich ist, es ins Krankenhaus aufzunehmen, so will ich mich sonst umsehen; jemand wird es aufnehmen, wenn ich für alles einstehe.«

Der Amtmann hatte immer größere Schritte gemacht, während seine Frau so sprach; jetzt trat er in aller Aufregung vor sie hin: »Wenn du denn durchaus dieses Krankenhaus von Grund aus schädigen willst, so magst du's tun, aber auf deine Verantwortung hin, willst du das?«

»Ja, gewiß will ich diese Verantwortung gern tragen«, entgegnete die Mutter ruhig; »eine Wohltat an einem verlassenen Kinde zu tun, kann nicht so schlimme Folgen haben. Tu mir nur den Gefallen und komm selbst heraus und sieh dir das Kind an.«

Der Amtmann folgte jetzt wirklich seiner Frau. Draußen warf er erst einen Blick auf das Kind, dann wandte er sich an den Mann: »Ist das Kind Euer?«

»Nein, Herr, nein, seit einem halben Jahr ist es bei uns«, antwortete dieser ehrerbietig.

»Habt Ihr's etwa irgendwo mitgenommen, oder so etwas?« fragte der Amtmann und schaute den Alten scharf an.

»Nein, Herr, nein, nein, solche Leute sind wir nicht«, entgegnete der Alte treuherzig; »aber sie kann selbst reden und sagen, wie es ist, sie ist jetzt nur zu matt.«

»Kommt mit mir«, sagte der Amtmann und schritt voran, den schmalen Wiesenweg hinunter, der zum Krankenhaus führte. Der Mann folgte sogleich nach; die Frau küßte erst alle Hände, deren sie habhaft werden konnte, und machte eine Menge von Danksagungen, verständliche und unverständliche, dann lief sie ihrem Manne nach.

Die Pflegerin im Krankenhause mußte sich sehr verwundern, als sie sah, daß der Herr Amtmann selbst eine Kranke daherbrachte. Sie dachte, an der müsse ihm besonders gelegen sein. So kam sie schnell entgegen und legte das Kind in einen Sessel. Es mochte so von Tillis Größe sein, oder noch etwas größer; aber gewiß schon in gesunden Tagen war es lange nicht so kräftig gewesen wie die rundarmige Tilli, und jetzt sah es so schmal und mager aus, daß man es fast durchsichtig nennen konnte. Einen Augenblick hatte das Kind die Augen aufgemacht, als man es in den Sessel setzte, aber gleich wieder geschlossen, und nun lag es regungslos, das bleiche Gesichtchen an das Polster geschmiegt.

Der Amtmann sagte mitleidig: »Pflegt das Kind nur recht, es ist ja zum Umblasen.«

»Ja, ja, gewiß, Herr Amtmann, natürlich, warum denn nicht!« versicherte die Pflegerin, indem sie den Herrn noch hinaus bis an die Haustür geleitete. Er ging dann mit dem Mann und seiner Frau dem Wirtshaus zu; denn er wollte noch einiges über die Umstände der Leute wissen.

Im Hause des Amtmanns ging es heut durchweg etwas aufgeregt zu. Kaum war der Vater mit der Kranken verschwunden, so erschien das Gatti an der Hausecke und hielt mit siegreicher Miene zwei große zappelnde Krebse in die Höhe. Augenblicklich rannten Lex und Tilli ihm entgegen, und dann zogen alle drei mit großen Schritten dem nahen Brunnen zu, wo sie ein wichtiges Unternehmen auszuführen hatten. In dem kleinen Brunnentrog, in den das Wasser vom großen abfloß, wenn dieser zu voll war, und der ihnen immer als ihr Privattrog erschienen war, auf dem sie ihre Schiffe segeln ließen und andere Versuche machten, sollte jetzt eine Krebszucht angelegt werden. Tilli und Lex hatten daher das Gatti beauftragt, zwei schöne große Krebse herbeizuschaffen, die wollten sie in den kleinen Brunnentrog setzen und so den Grund zu der Familie legen, die wohl in kurzer Zeit in dem Trog herumwimmeln werde, was alsdann ein sehr kurzweiliges und nebenbei einträgliches Geschäft für sie sein würde; denn sie hatten im Sinn, der Mutter an den Festtagen je eine Anzahl junger Krebse gegen gute Entschädigung in die Küche abzuliefern. Während nun die drei mit ihren Krebsen beschäftigt am Brunnen standen, erscholl ein heftiges Peitschenknallen, und gleich darauf rief Max mit befehlender Stimme: »Wollt ihr einmal kommen, ihr Plebejer so hießen die Angehörigen der niederen Volksklasse im alten Rom! Ich will ausfahren!«

»So fahr!« rief ihm Lex zu. »Und wenn wir die Plebejer sind, so weiß ich schon jetzt, was wir tun wollen.«

»Plebejer haben gar nichts zu wollen!« herrschte Max zurück. »Jetzt kommt, oder ihr sollt erfahren, wie Plebejer zum Gehorsam gebracht werden.«

»Und ich weiß auch etwas, wie die Plebejer sich helfen, das kannst du dann auch erfahren!« rief Lex trotzig aus.

So zäher Widerstand war dem Max zuviel; er fing an zu drohen und zu schimpfen, knallte dazwischen mit der Peitsche, schrie immer lauter und fand immer kräftigere Schimpfnamen. Auf einmal legte ihm jemand die Hand auf die Schulter, es war Herr Delmy. Max schwieg augenblicklich.

»Bist du's wirklich, Max?« fragte Herr Delmy. »Täusch ich mich denn nicht? Als ich von weitem den Lärm und die Schimpfworte vernahm, dachte ich: ›das ist der Feldmauser-Michel, der sich so benimmt, und nun bist du's, Max! Bisher sah ich in dir einen jungen Edelmann, dem alles Rohe und Gemeine zuwider ist. Wenn man mir sagte, du könntest Schimpfworte ausstoßen, konnte ich es nicht glauben, ich wollte auch nicht; ich wollte nicht meinen Glauben an den Adel deiner Natur aufgeben, und nun muß ich dich so treffen. Ich habe mich sehr in dir getäuscht. Max, du bist nicht, was ich glaubte; solche Täuschung ist sehr schmerzlich.«

Herr Delmy ging dem Hause zu, ohne sich noch umzusehen. Max stand einen Augenblick da, als hätte ihn der Blitz getroffen; dann warf er die Peitsche weg und lief ins Haus hinein und in sein Zimmer.

Lex hatte unterdessen seinen beiden Gefährtinnen eine lange Auseinandersetzung gemacht und allerlei Erklärungen gegeben, und nun mußte der Entschluß zu einer großen Tat gefaßt worden sein; denn auf einmal rannten alle drei von dem Brunnen weg, stürzten nach der nahen Scheune und kamen dann wieder, jedes unter einer eigenen Last keuchend, zum Vorschein. Das erhitzte Tilli brachte hintereinander schwere Holzstücke, dann große Haufen von Stroh herbei, Lex und Gatti trugen zusammen ungeheure Steine auf den Platz, die sie von dem hohen Steinhaufen hinter der Scheune herschleppten. Eine Zeitlang nahm das emsige Herumtragen seinen Fortgang, dann begann mitten auf dem freien Platze vor dem Haus ein Auftürmen von all den Gegenständen, immer höher, immer gewaltiger, und doch schien immer noch nicht genug Stoff da zu sein; denn nun erst kroch Lex noch voller Geschäftigkeit in allen Winkeln des umfangreichen Holzschuppens herum und suchte sichtlich nach einem Hauptgegenstand. Endlich rollte er ein altes, zerbrochenes Faß heraus, das dann von allen dreien mit ungeheurer Anstrengung auf den errichteten Hügel hinaufgerollt wurde. Jetzt mußten noch mehrere Holzwellen herbeigeschleppt und daraufgeschichtet werden, und endlich zuoberst kamen einige flache Bretter hin, so daß man auf dem Gipfel einen festen und sicher zu betretenden Standpunkt hatte. Nun war's genug. Eben wurde auch zum Nachtessen gerufen. Die drei Bundesgenossen steckten noch einmal die Köpfe zusammen und verabredeten sich fest und bestimmt auf den folgenden Tag.

»Punkt um vier Uhr!« schloß Lex die Beratung, dann schoß das Gatti davon, und die beiden anderen traten ins Haus hinein, beide dunkelrot von der ungeheuren Anstrengung, die der Riesenbau erfordert hatte.


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