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1914
Ich stand in Nacht. Ich rang versteinert. Fand in Wüsten irrend deine Seele nicht.
Die Wege lagen endlos mir verschüttet, die zu deiner Schwelle liefen.
Ich war ganz fern. Du sprachst zu mir. Ich stand mit abgewandtem Herzen und Gesicht.
Wie Sterbeglocken rauschten mir die Worte, die mich zu dir riefen.
Ich lauschte dumpf der Stimme. Wie erstarrt. Sie kam
Aus Fernen: still; demütig, aber fest; nachtwandelnd und im Glanze ihres Schicksals, und sie drang in meinen Traum.
Da war's, daß in mein Herz das Wunder brach. Ich wachte auf. In jäher Scham
Sah ich mich selbst. Sah deine Seele, wie sie stumm, mit schweren Lidern, vor mir stand,
Nackend. Sah ihre lange Qual, und wie sie durch die vielen, vielen Nächte
Mich so gesucht, die Augen still in mich gekehrt, und mich doch nimmer fand,
Indes ich blind in wilden Zonen irrte
Und meines Herzens Heimwehruf verbannte.
Sah, wie ihr reiner Spiegel sich mit Dunkel wirrte,
Und jäh gereckt die Gier, wie sie sich selbst zum Opfer brächte,
Grausam, im eignen Blut die Qualen löschend, und mit Weh ihr Weh ertöte,
Im Opfer ihres Leibes. Und ich sah dich bleich, mit nackten Füßen auf dem Büßerberg und über deiner Brust die Röte
Der Wunden, die ich dir geschlagen. Sah dich matt und bloß
Und schwach. Doch über Nacht und Leid
Strahlte dein heiliges Herz. Ich sah den Glorienschein, der jählings über deinem Scheitel brannte
Und mich begoß. Oh, immer will ich stehn und schauen, schauen
Und warten, du Geliebte, daß dein Antlitz mir ein Lächeln schenke.
Ich weiß, ich hab an dir gesündigt. Sieh, ich will dein Kleid
Bloß fassen, so wie Mütter tun mit kranken Kindern vor dem Bild der lieben Frauen –
Nur lächle wieder, du, in deren Schoß
Ich wie in klares Wasser meines Lebens dunkles Opfer senke.