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VII.

Der Zuchthäusler.

Der Präsident zeigte sich bei der Mittagsmahlzeit, welche er, wie gewöhnlich, mit seiner Tochter hielt, sehr schweigsam und zerstreut. Marie versuchte es vergeblich, ein Gespräch anzuknüpfen, auf ihre Fragen erhielt sie nur kurze Antworten, und auch als sie dem Vater mittheilte, Ernst habe jetzt die Stelle als Staatsanwalt in M** erhalten und wünsche, daß die Hochzeit so bald als möglich sein solle, wurde ihr nur die Erwiderung: »Ich weiß es schon. Thut, was Ihr wollt.«

»Ernst war heut Morgen bei mir. Er fordert eine bestimmte Antwort, die Festsetzung des Hochzeitstages. Durch alle Bitten konnte ich ihn nicht bewegen, mir noch Zeit zu gönnen. Ich habe ihm versprechen müssen, mit Dir zu reden.«

»Macht das untereinander aus. Du mußt selbst wissen, ob Deine Aussteuer fertig ist.«

»Aber Vater – –«

»Ich lasse Dir völlige Freiheit, was willst Du noch weiter?«

»Vater, ich sagte Dir schon in jener furchtbaren Nacht – –«

»Jetzt will ich nichts davon hören,« unterbrach sie der Präsident unwillig. »Du sollst jene Nacht vergessen, wie ich sie vergessen will.«

»Ich wäre glücklich, wenn ich es könnte!« entgegnete Marie ernst und fest. »Das aber ist unmöglich. Diese Erinnerung wird mich nur mit dem Leben verlassen.«

»So behalte sie wenigstens für Dich. Ich will nie wieder ein Wort davon hören.«

»Heut mußt Du mich hören! Ich sagte Dir damals, daß ich entschlossen sei, Ernst zu entsagen. Ich glaubte stärker zu sein, als ich bin. Gestern wollte ich ihm seinen Ring und sein Gelöbniß zurückgeben; da ich ihm aber den wahren Grund, der mich bewegte, nicht sagen durfte, hat er sich geweigert, unser Verlöbniß zu lösen, und heut fordert er, daß unser Hochzeitstag so schnell als möglich bestimmt werde. – Was soll ich thun, Vater? Ich darf Ernst nicht hineinziehen in das Unglück, und – ich muß das Wort aussprechen, – in die Schande, welche unsere Familie bedroht; zu entsagen vermag ich ihm nicht, aber ich kann ebensowenig ihn auf immer an mich fesseln, ehe er weiß, welches Schicksal Dir bevorsteht. Hat uns das Schlimmste betroffen und fordert er dann meine Hand, dann kann ich sie ihm nicht verweigern; aber ich würde mich selbst verachten, wollte ich sie ihm heut, ehe die Zukunft entschieden ist, reichen. Du hast die Pflicht, mir zu helfen, Vater. Bestimme Du, daß unsere Hochzeit erst in einem halben Jahre stattfinde. Deinem Willen muß Ernst sich fügen.«

»Dein übertriebenes Rechtsgefühl leitet Dich irre,« antwortete der Präsident. »Du bist Ernsts Braut. Du hast sein Wort, er hat das Deinige, und er ist im Recht, wenn er jetzt endlich nach jahrelanger Verlobung die Festsetzung des Hochzeitstages fordert. Im Uebrigen magst Du außer Sorge sein. Eine Gefahr bedroht mich nicht mehr. Ich habe Mittel gefunden, Rechtenberg bei Heller und Pfennig zu befriedigen. Bestimme daher im Einverständnis mit Ernst den Hochzeitstag, wann Du willst. Und nun noch Eins. Vergiß nicht, daß ich heut zum letzten Male mit Dir über die Rechtenberg'sche Angelegenheit gesprochen habe, ich verbitte mir ernstlich jedes Zurückkommen auf dieselbe, ja selbst jede Andeutung und jede unbescheidene Frage.«

Er schob bei diesem Wort den noch halbgefüllten Teller zurück und stand auf, um jedes weitere Gespräch abzubrechen. Sonst rauchte er gewöhnlich nach Tisch bei einer Tasse Kaffee eine Cigarre im Zimmer der Tochter, heut that er es nicht, er befahl, den Kaffee in sein Arbeitszimmer, wohin er sich sogleich begab, zu bringen.

Er trat ans Fenster. Gedankenvoll schaute er nach dem Garten hinaus. Sein Blick suchte eine Lichtung in dem dichten Laubwerk, durch welches er das Dach eines der kleinen Häuser sehen konnte, die an der Mündung der Gartengasse nach dem Thorplatz standen. Nur das vom Wetter geschwärzte, hier und da geflickte Dach sah er; aber sein geistiger Blick drang durch die steinerne Hülle bis tief in das Innere des Hauses hinein, in eine Schlosserwerkstatt, in welcher ein großer, kräftiger Mann emsig arbeitete.

Seine Gedanken waren in den letzten Stunden viel bei diesem Manne gewesen, sie hatten dessen frühere Laufbahn verfolgt, seine vor vielen Jahren erfolgte Bestrafung wegen eines gewaltsamen Einbruchs, sein musterhaftes Leben nach der erlittenen Strafe.

Früher hatte er sich wenig um den armen Schlosser bekümmert, jetzt aber erinnerte er sich, daß er mitunter halb gedankenlos im Vorübergehen einen Blick in die Werkstatt geworfen, und daß er dort ein schönes, liebliches Bild gesehen hatte.

Der schwarz berußte Arbeiter ließ den Hammer ruhen; er hielt ein Kind von kaum einem Jahr auf dem Arm und schaute es mit stolzer Freude an. Neben ihm stand sein junges, schönes Weib, welches sich vertraulich an ihn schmiegte und dem jauchzenden Kinde zulächelte.

Das Bild stieg in der Erinnerung des Präsidenten auf, als er nach dem schwarzbraunen Ziegeldach hinüberschaute. Wie glücklich war der bestrafte Verbrecher in der Liebe seines Weibes und Kindes! Und jetzt sollte plötzlich aus heiterem Himmel ein Wetterstrahl dies stille, friedliche Familienglück zerschmettern.

Der Präsident fühlte einen Druck auf dem Herzen. – Konnte er ausführen, was er sich so fest vorgenommen, so klug und sorgsam vorbereitet hatte? Konnte er diese glückliche, fleißige Familie ins tiefste Elend stürzen, nur um die Möglichkeit eines schmählichen Verdachtes von sich abzuleiten? Aber verdiente denn jener Mensch wirklich sein Glück? In den letzten Wochen hatten in M** wieder zwei gewaltsame Diebstähle, bei denen ein geschickter Schlosser thätig gewesen sein mußte, Aufsehen erregt. Zwar lag kein Grund vor, gerade auf Jenen Verdacht zu werfen; aber möglich war es doch, daß er der Thäter gewesen. – Bessert sich wohl ein Zuchthäusler so vollkommen, daß er der Versuchung zum Verbrechen je ganz widerstehen kann? – Thörichtes Mitleid! – Wenn Jenen für ein Verbrechen, welches er nicht begangen hatte, die Strafe ereilte, traf sie ihn doch gerecht für andere Verletzungen des Gesetzes, deren er sich sicherlich schuldig gemacht hatte. Ja, er war der unentdeckte Einbrecher; so war es, denn so sollte und mußte es sein.

Der wankende Entschluß des Präsidenten befestigte sich wieder. Er wendete den Blick von dem rauchgeschwärzten Ziegeldach ab und trat vom Fenster zurück gerade in dem Augenblick, als der Diener ihm den Kaffee ins Zimmer brachte.

»Setze die Tasse hier auf meinen Arbeitstisch, Johann,« sagte der Präsident. »Wohnt in unserer Nähe noch ein anderer Schlosser, als der Weinert in der Gartengasse?«

»Nein. Der nächste ist der alte Bernard ln der Steinstraße.«

»Dann magst Du zu Weinert gehen und ihm sagen, ich hätte eine dringende Arbeit für ihn; er möge sogleich zu mir kommen, um das Nöthige zu besprechen.«

»Herr Präsident verzeihen. Sollte ich nicht doch lieber zum alten Bernard gehen?«

»Weshalb?«

»Der Weinert hat auf dem Zuchthaus gesessen und man spricht so allerlei. Solchen Mann ins Haus zu holen –«

»Thorheit. Der Weinert hat sich Jahre lang musterhaft geführt, deshalb muß man ihn durch Arbeit unterstützen, damit er nicht wieder in Noth und in die Versuchung kommt, ein Verbrechen zu begehen.«

»Aber der Vater des Weinert hat auch auf dem Zuchthaus gesessen und ist dort gestorben.«

»Um so mehr muß man den Sohn achten, daß er wieder ein ordentlicher Mensch geworden ist, und ihn durch Arbeit unterstützen. Geh', Johann, hol' mir den Weinert. Er soll schnell kommen.«

»Wie der Herr Präsident befehlen,« sagte der Bediente zögernd. Er gehorchte, aber nicht mit der freudigen Bereitwilligkeit, mit welcher er sonst die Befehle seines Herrn ausführte. Kopfschüttelnd ging er, und nach kaum einer Viertelstunde kehrte er zurück. Ihm folgte ein großer, starker Mann, der Schlosser Weinert.

Weinert mochte etwa das vierzigste Jahr zurückgelegt haben, aber er sah älter aus, die schweren Kämpfe mit dem Leben hatten sein Haar vor der Zeit ergraut, die hohe Stirn durchfurcht und die mächtige Gestalt gebeugt. Den früheren Verbrecher hätte wohl Niemand, der die Vergangenheit Weinerts nicht kannte, in dem Manne geahnt, der durch sein gutes, treues Auge, sein freundliches, sanftes Lächeln leicht beim ersten Begegnen das Herz gewann und Vertrauen einflößte.

Der Schlosser, der, um dem Befehl des Herrn Präsidenten sogleich zu folgen, die Arbeit niedergelegt hatte, erschien in dem ruhigen blauen Arbeiterkittel. Er blieb bescheiden an der Thür stehen; durch eine tiefe, aber eben nur respektvolle, keineswegs servile Verbeugung grüßte er den vornehmen Kunden, dabei flog sein Auge neugierig durch das elegante, wohnliche Zimmer, welches ihm so prachtvoll wie ein Fürstengemach erschien.

Der Präsident musterte mit scharfem Blick den Schlosser; er zögerte, ihn anzureden, war's ihm doch, als sei ihm die Zunge gelähmt und die Kehle zugeschnürt. Er hatte den fleißigen Arbeiter wohl oft in der Ferne gesehen, so nahe aber hatte er ihm nie gegenüber gestanden, ihm nie in das offene, ehrliche Auge geblickt. – Weinerts bescheidenes, freundliches, Zutrauen erweckendes Wesen verfehlte auch auf ihn seine Wirkung nicht. Er hatte sich vorher so scharf überlegt, was er sagen wollte, jetzt aber plötzlich fehlten ihm die Worte, und als der Schlosser ihn, seine Befehle erwartend, fragend anschaute, mußte er wie beschämt den Blick senken – dem Manne konnte er nicht offen ins Auge sehen.

Der Präsident war indessen zu sehr an Selbstbeherrschung gewöhnt, um sich lange durch solch' unklares Gefühl bewältigen zu lassen. Er faßte sich bald.

»Sie sind der Schlosser Weinert?« fragte er. – Seine Stimme war ruhig, und als er hinzufügte: »Treten Sie näher, ich habe Ihnen eine Bestellung zugedacht,« sogar freundlich. – »Sie haben seit einem Jahre Ihrer guten Führung wegen wieder die Erlaubniß erhalten, das Schlosserhandwerk selbständig zu betreiben?«

Ueber das Gesicht des Schlossers ergoß sich eine dunkle Röthe, welche selbst durch die schwarzen Rußflecken nicht verborgen werden konnte. Beschämt blickte er zu Boden, er vermochte nur ein leises »Ja« zu antworten.

»Sie haben nicht nöthig, so beschämt die Augen niederzuschlagen,« sagte der Präsident, der jetzt seiner selbst wieder völlig Herr geworden war, gütig. – »Was Sie auch in Ihrer Jugend gefehlt haben mögen, Sie haben es durch das Verbüßen Ihrer Strafe und durch Ihr späteres untadelhaftes Leben gesühnt. – Ich achte Sie deshalb hoch.« –

Ein glückliches Lächeln verklärte das Gesicht des Schlossers. Sein Auge wurde feucht und aus dem tiefsten Herzen drang ihm das Wort, als er antwortete: »Wie kann ich Ihnen jemals für solche Güte danken, Herr Präsident? Wenn ich sonst an meine unglückselige Jugend erinnert werde, geschieht es mit Hohn und bitterem Vorwurf. Zuchthäusler schreien mir die Gassenbuben nach, und wenn ich ja einmal ausgehe, mich mit meiner Frau Sonntags von der Arbeit erholen und an einem öffentlichen Ort vergnügen möchte, dann werde ich schnell fortgetrieben. »Der hat auf dem Zuchthaus gesessen,« höre ich rings um mich flüstern. Die Bürger stehen von dem Tisch auf, an den ich mich setze, – meine Nachbarn meiden mich, als hätte ich die Pest. – Fünfzehn Jahre habe ich redlich gearbeitet, gewiß und wahrhaftig! aber immer bleibe ich der Zuchthäusler. Hätte sich nicht der Verein für entlassene Gefangene meiner angenommen und mir Arbeit von der Eisenbahn verschafft, ich könnte verhungern mit Weib und Kind, obwohl meine Arme stark sind und ich so gern arbeite, – denn Niemand will bei dem Zuchthäusler eine Schlosserarbeit machen lassen. – So freundlich und so gütig, wie Sie, Herr Präsident, hat noch Niemand mit mir gesprochen, und das vergesse ich in meinem Leben nicht!«

Dem Präsidenten wurde bei den Worten des Schlossers recht unbehaglich. Er fühlte sich beschämt, gern hätte er den Redefluß des tief bewegten Mannes unterbrochen, das ging aber nicht und erst nachdem Weinert geendet hatte, sagte er: »Schon gut, Meister Weinert. Ich weiß, was ich von Ihnen zu halten habe, und die Bestellung, welche ich bei Ihnen machen will, mag Ihnen einen Beweis meines Vertrauens in Ihre Redlichkeit geben. – Ich beabsichtige, die Fenster dieses Zimmers mit starken, eisenbeschlagenen Läden, die von innen durch gute Schrauben befestigt werden können, versehen zu lassen, und diese Arbeit sollen Sie übernehmen, wenn Sie mir dieselbe bald liefern können. – Wann würde ich wohl die Läden erhalten können?«

»Ich habe noch eine Arbeit für die Eisenbahn fertig zu machen, die nimmt wohl noch vier Tage in Anspruch, zwei bis drei Tage brauche ich für die Läden; also heut über acht Tage würde ich sie spätestes anschlagen können.«

»Das dauert mir zu lange, Meister,« erwiderte der Präsident, indem er den Blick zum Fenster hinaus nach dem Garten schweifen ließ; um keinen Preis hätte er bei dem, was er sagen wollte, dem Schlosser in das ehrliche Auge schauen können. »Ich habe gerade jetzt hier in meinem Schreibtisch eine bedeutende Geldsumme liegen und bin ängstlich, daß vielleicht vom Garten aus ein Einbruch in dies Zimmer versucht werden könnte. Man hat in neuerer Zeit wieder viel von Einbrüchen gehört.«

»Freilich, leider! Aber ich dächte, so gar gefährlich wäre es hier nicht. Das Fenster liegt hoch vom Fußboden.«

»Mit einer Leiter wäre es ohne Schwierigkeit zu erreichen. Wie leicht könnten die Diebe von der Gartengasse aus in den Garten dringen, dort den alten Gerätheschuppen, in welchem die Gartenleiter liegt, aufbrechen und dann hier ins Fenster steigen. Nein, ich werde nicht eher ruhig, als bis ich mein Fenster durch gute, eisenbeschlagene, fest verschraubte Läden gesichert weiß. Ich mag nicht noch acht Tage die Sorge tragen. Könnten Sie nicht die Eisenbahnarbeit liegen lassen und meine Läden sofort beginnen?«

»Ich habe versprochen, die Arbeit schnell hintereinander fertig zu machen, und mein Wort muß ich halten, wenn's auch mein Schaden ist. Vielleicht aber giebt mir der Herr Eisenbahndirektor einige Tage Zeit. Er ist Mitglied des Vereins und wenn er hört, daß der Herr Präsident die Läden gern schnell haben wollen und daß mir sonst die Arbeit verloren geht, wird er mir vielleicht erlauben, erst die Läden zu machen. Ich will gleich zu ihm gehen und ihn recht sehr darum bitten.«

»Thun Sie das, Meister. Nehmen Sie jetzt aber gleich das Maß, damit Sie, wenn Sie die Erlaubniß erhalten, sofort mit der Arbeit beginnen können. Wie gesagt, nur ist an jeder Stunde gelegen. – Können Sie die Läden nicht sogleich in Arbeit nehmen, dann müssen Sie mir heut noch Antwort bringen, denn so leid es mir thut, ich muß sie dann bei einem andern Schlosser bestellen.«

»Es wird schon gehen, Herr Präsident. – Der Herr Direktor wird es mir gewiß erlauben!« entgegnete Weinert hoffnungsvoll. Er holte sofort den Zollstock aus der Tasche und nahm das Maaß an dem Fenster. Nachdem er noch über die Stärke der Läden und des Eisenbeschlags, sowie die Art der Einschraubung Rücksprache mit dem Präsidenten genommen hatte, entfernte er sich, glücklich darüber, daß er einen neuen guten Kunden gewonnen habe, mit einer Hoffnung mehr für die Zukunft im Herzen.

Der Bediente Johann war ein schweigender, aber aufmerksamer Zuhörer des zwischen dem Präsidenten und dem Schlosser geführten Gesprächs gewesen. Er hatte sich mit dem Abbürsten des Sophas zu thun gemacht und sich scheinbar um die ganze Sache nicht bekümmert. Als der Schlosser ging, brachte er diesen bis an die Hausthür, dann aber kehrte er eiligst nach dem Arbeitszimmer zurück.

»Herr Präsident wollen verzeihen,« sagte er bedenklich mit dem Kopf schüttelnd, – »aber wenn die Geschichte gut geht, geht alles gut!«

»Was hast Du, Johann? Was soll denn nicht gut gehen?«

»Nun, der Herr Präsident müssen das am besten wissen; aber auf dem Zuchthaus hat er doch gesessen und sein Vater ist im Zuchthaus gestorben, das ist gewiß!«

»Laß den Mann in Ruhe. Er ist ein ehrlicher, ordentlicher Arbeiter.«

»So lange es dauert. Als der Herr vom Zuchthaus sprachen, wurde er ganz roth, und als Sie die vielen Einbrüche erwähnten, die jetzt geschehen seien, wurde er verlegen. Wer weiß, ob er nicht mehr, als man denkt, damit zu thun hat.«

»Unsinn!«

»Der Herr Präsident wissen das am besten; aber eine ruhige Minute habe ich nicht mehr. Der Herr Präsident haben dem Menschen gesagt, es sei viel Geld im Hause und dort im Rüstschuppen liege die Gartenleiter. Der Herr Präsident hätten nur sehen sollen, mit welchen Augen der Mensch immer nach dem Schuppen hinüber geblinzelt hat. – Das geht im Leben nicht gut!«

»Ich bin allerdings fast ein wenig unvorsichtig gewesen,« entgegnete der Präsident. – »Wenn der Weinert wirklich noch ein Verbrecher wäre! Ich hätte ihm das nicht sagen sollen! – Aber was thut es? Er ist ein ehrlicher, ordentlicher Mann und wird mein Vertrauen nicht mißbrauchen. Geh', Johann, warte vor der Thür auf ihn und falls er meldet, daß er die Arbeit nicht übernehmen könne, rufe schnell den Schlosser Bernard.«

Johann ging; aber er sollte seinen Wunsch, den Schlosser Bernard zu rufen, nicht erfüllt sehen, denn Weinert kam schon nach kurzer Zeit mit freudestrahlendem Gesicht und erklärte, der Eisenbahndirektor habe seine Erlaubniß gern ertheilt und noch am heutigen Abend sollten die Läden in Angriff genommen werden. Tag und Nacht wolle er arbeiten, um den guten Herrn Präsidenten zufrieden zu stellen. Diese Nachricht brachte Johann seinem Herrn, der sie mit großer Befriedigung empfing.


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