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Heitre Gesellschaft. Erinnerungen.
Durch ihre Vermählung mit dem Baron von Milzwurm hatte die sonderbare Frau von Hegenkamp bei den Bewohnern des Ortes, so schnell und geheimnißvoll die Heirath auch war betrieben worden, gewonnen. Sie suchte jetzt ein Haus zu machen, und heut waren Heinzemann, Peterling und Ambrosius geladen, ja sie hatte sogar die Ohnmacht vergessen, die ihr vor einiger Zeit der junge Offizier Linden zugezogen hatte, und dieser durfte ebenfalls seinen Oheim Peterling begleiten. Am meisten freuten sich Alle, in der Gesellschaft des gelehrten und geistreichen Doktor Pankratius sich zu befinden, welcher alle Gemüther so bezaubert hatte, daß selbst der Senator Willig heut das Haus besuchte, welches er sonst, so viel er mit Schicklichkeit konnte, vermieden hatte. Die Frau von Milzwurm hätte es gern durch den Leibarzt dahin gebracht, daß der Prinz als Kron-Juwel in ihrem Saal geglänzt hätte, Pankratius aber hatte erklärt, sein 282 gnädiger Herr sei neuerdings so menschenscheu geworden, daß er jede größere Gesellschaft mit Aengstlichkeit vermeide. Er habe außerdem gefürchtet, vielleicht mit Ledebrinna zusammen zu treffen. Wie konnte Durchlaucht mir so wenige Delikatesse zutrauen, antwortete die Frau des Hauses, so lange die Sache des Legationsrathes nicht klar zu seinem Vortheil entschieden ist, so lange kann er auf die höheren Zirkel keinen Anspruch machen.
Da Ledebrinna nicht geladen war, hielt sich auch der Magister Ubique für verpflichtet, die Gesellschaft zu vermeiden, und statt dessen seinen verfolgten Freund zu trösten und zu erheitern. Der Apotheker empfand es sehr übel, daß man ihn nicht gebeten hatte: da aber Frau von Milzwurm den Senator schon als den Schwiegervater des Angeklagten betrachtete, so vermied sie dessen anstößige Gesellschaft. Dümpfellen fühlte sich in dem Manne, von dem er so viel Ehre und Ruhm erwartet hatte, jetzt gedemüthigt, und er mußte sich sagen, daß, der Prozeß möge auch ausschlagen, wie er immer wolle, der Kulminations-Punkt, die höchste Glanz-Periode Ledebrinna's auf jeden Fall vorüber sei. Denn, gestand er sich, immer bleibt im Andenken der Menschen und der Menge die Sonderbarkeit haften, daß eine solche Anklage möglich gewesen sei. Er fühlte zugleich schmerzlich, wie er auf dem Wege sei, sich mit dem Syndikus, seinem ältesten Freunde, mit welchem ihn ähnliche Neigungen verbanden, gänzlich zu zerwerfen. Er faßte es jetzt beinah, warum sich der Syndikus gleichsam feindselig gegen Ledebrinna benommen hatte, denn er überging in seinem Gedächtniß jetzt alle die Abhandlungen und Gedichte, die er dem Legationsrath übergeben hatte, und wie dieser sie alle unter den sonderbarsten Vorwänden beiseit gelegt, und kein einziges dieser Meisterwerke in seinem Tageblatte habe drucken lassen. Wenn 283 ihm aber Ledebrinna zweideutig erschien, so war ihm das Bild des jungen Offiziers geradezu verhaßt, so daß er den Gedanken an eine Verbindung mit diesem weit weg warf.
Der Poet Ulf, so innig er mit Ubique vereinigt war, war aus Neugier doch zum Herrn von Milzwurm gegangen, und im Eintreten stieß er auf den Syndikus, der sich freute, daß er drinnen im Saale den Doktor Pankratius schon laut sprechen hörte. Dieser sagte so eben, gegen die Frau des Hauses gewendet: Ja, meine schöne Gnädige, es mag Ihnen paradox vorkommen, aber ich betheure Ihnen, ich kann von jedem Menschen durch meine Manipulation eben so leicht alle seine innersten Gedanken herausziehn und sichtbar vor uns hinstellen, wie die Bauerfrau in Graubünden, oder in Portugal das Haupt ihres Kindes von Ungeziefer reinigt.
O pfui, Doktor! sagte die Baronesse, was ist das für ein Gleichniß. Die Herren Aerzte sind in ihren Ausdrücken oft allzu cynisch.
Verzeihung, sagte Pankratius, es geschah nur, um mich deutlich zu machen. Ja, ich wage und unternehme noch mehr. Wenn der junge Herr Ulf, der dort am Ofen sitzt, nur seiner Nachbarin die Hand giebt, und diese dem Nachbar, der Nachbar dem folgenden, bis zu Ihnen, meine Gnädigste, und ich manipulire Sie dann, so wissen Sie genau, wenn Sie Ihren Willen darauf richten, was Herr Ulf denkt, oder seine Nachbarin, oder Jeder in dieser magischen oder magnetischen Kette.
Ei! rief die Wirthin, so sind Sie ein gefährlicher Mann! und Ulf zog sich schnell von seiner schönen Nachbarin zurück.
Als ich vor vier Jahren in England war, fuhr Pankratius fort, war eben von einer großen Verschwörung gegen das Ministerium viel die Rede. Man kannte denjenigen, der das Komplott leitete, aber man wußte nicht, welcher Mittel sich der gefährliche Mensch bedienen würde. Ich liebte 284 den Minister und kannte seine redlichen Absichten. Was thue ich also? Ich veranstalte eine Gesellschaft, ohne daß es den Anschein hat, als wenn die Sache von mir ausginge. Das Frauenzimmer, das leicht in den magnetischen Schlaf fiel, war im Sessel hingesetzt, vor ihr ein Tisch mit Schreibzeug, und ein feiner Faden lief von ihrem Arm unbemerkt über den Boden hin, in meinen Rockermel hinauf und endigte an meiner Herzgrube. Nun hatte ich den Haushofmeister beredet, die Stühle um den Tisch etwas enge zu setzen, damit sich alle Speisenden berührten. So wie das Mahl anfing, machte ich jene geheimnißvollen Striche, die meine Gesellschafter für gewöhnliche Geberden hielten, meine Magnetisirte fällt in ihren hellsehenden Schlaf, und durch die künstliche Kette schreibt sie aus dem Kopf des Komplottirenden Wort für Wort alles auf die Blätter, die vor ihr lagen. So war das Ministerium gerettet und stand fester als je. Man wollte mir den Bath-Orden geben, da ich aber lieber als Kosmopolit und unbekannter Wohlthäter der Menschheit lebe, so schlug ich alles aus und begnügte mich mit dem Bewußtsein meiner That.
Entsetzlich! rief die Wirthin, wie soll man sich vor solchem furchtbaren Talente wehren?
Wie? sagte Pankratius; indem man schlicht und tugendhaft lebt und einen reinen Wandel führt. – Wir sind hier unter uns, meine Freunde, und Keiner wird die Geheimnisse, die ich hier sub rosa vertraue, freventlich den Ungeweihten Preis geben. Ich war nie Mitglied der Carbonari; wozu auch? Aber ich hatte mich bereden lassen, in Frankreich ein Mitglied der Menschenrechte zu werden. Ich fand treffliche Menschen dort, und das Vaterland schien wirklich unter der Herrschaft dieser Bourboniden in Gefahr. Aber schwer war es, der Regierung beizukommen. Da man meine 285 Unerschöpflichkeit an Mitteln kannte, so sprach man denn auch flehend meinen Beistand an. Ich suchte in die Nähe Polignacs zu kommen. Es gelang mir. Sehen Sie, meine Freunde, mit ein Paar Strichen, die keiner in der Gesellschaft bemerkte, indem ich im Hintergrund stand, war dem regierenden Minister aller Verstand aus seinem Kopfe heraus praktizirt. Er machte nun die bekannten ganz einfältigen Streiche, und die Juli-Revolution gelang.
Furchtbar! rief Ulf, indem er dem Redenden näher getreten war.
Ist es möglich? sagte der Syndikus, mit den Zeichen des größten Erstaunens.
Sie scheinen zu zweifeln, meine Verehrten, fing Pankratius wieder an, und warf den dünnen schmalen Kopf so gewaltsam in die Höhe, daß die lange rothe Nase sehr bemerklich zitterte. Wenn Sie es wollen, will ich Ihnen sichtlich eine überzeugende Probe meiner Kunst geben. Hier steht der höchst geistreiche Dichter, Herr Ulf, Sie wissen alle, wie hoch sich sein Genie erhebt, mit zwei, drei leisen Strichen mache ich ihn zum ausgemachten Dummkopf, so daß Sie alle seine Einfalt und Unwissenheit sollen mit Händen greifen können, und als ein notorischer Pinsel soll er dann verharren, so lange es Ihnen, oder mir gefällt.
Ulf entsetzte sich, und war mit einigen großen und gewagten Sprüngen bis zur Thür gelangt: ich entferne mich, rief er von dort, wenn mir der Doktor nicht verspricht, mich in Ruhe zu lassen.
Ich bitte vor, sagte die Hausfrau; wozu dergleichen ängstliche Experimente, da wir ja alle Ihren Worten glauben?
Es ist nur, erwiederte Pankratius, weil mich jeder Zweifel an mein schwer errungenes Talent verdrießt. Und dabei ist Herr Ulf noch nicht einmal gewiß, ob ich nicht im Stillen 286 doch meine Striche gemacht habe, und ob sein Kopf noch im ehemaligen Zustande sei.
Ulf verfluchte heimlich seine Neugier, die ihn gegen das Versprechen, welches er dem Magister gegeben, in diese Gesellschaft getrieben habe. Er rekapitulirte in ängstlicher Eil alle seine Kenntnisse, durchdachte alle Plane seiner Tragödien, und glaubte wirklich einen Mangel in seinen Begriffen, so wie eine Unbehülflichkeit seines Gedächtnisses zu bemerken. Doch tröstete er sich wieder mit dem Gedanken, daß, wenn er wirklich ganz dumm geworden sei, er keinen Mangel in seinen Fähigkeiten entdecken würde.
Der Senator Willig sagte: So könnten Sie mit Ihrer seelischen Kunst, Herr Doktor, am leichtesten den Prozeß entscheiden, der uns, fürchte ich immer, noch alle kompromittirt, er mag ausfallen, wie er will.
Warum kompromittiren? erwiederte der Doktor, Prozeß ist Prozeß. Und ist, wie mit so vieler Wahrscheinlichkeit behauptet wird, dieser Legationsrath wirklich von Leder, so kann meine Geisteskraft unmöglich auf ihn wirken, weil mir aus seinem Innern kein Geist entgegen strebt.
Ich habe aber doch gehört, bemerkte der Syndikus, daß man Pflanzen und selbst Bäume magnetisiren, und so ihr Wachsthum befördern könne.
Hier ist doch auch Pflanzenleben, antwortete der Doktor, wenn auch keine Seele.
Erlauben Sie, fuhr der Syndikus eifrig fort, ist der Mann aus Leder, so ist in diesem Leder gewiß noch etwas von animalischer Regsamkeit, Schnellkraft, Elasticität übrig geblieben. Daneben sehen wir ja auch, daß dieser Präsident unsrer Akademie sich regt, bewegt, ißt und trinkt, spricht und Gedichte macht. Das kann doch kein bloßer Schein, keine Verblendung seyn. Er lebt gewiß, mag dies Leben nun 287 herkommen, woher es will. Folglich müssen Sie auch auf ihn einwirken können.
Ich werde, sagte der Doktor, diesem seltsamen Geheimniß künftig vielleicht einige meiner Stunden widmen. Sie vergessen aber einen Hauptpunkt gänzlich, was mich um so mehr verwundert, da ich mich doch zweifelsohne in einer christlichen Gemeine befinde. Es kann ja in diese Kunstfigur, Maschine, oder Vogelscheuche ein Dämon oder Teufel hinein gefahren seyn.
Wie? riefen alle, so etwas halten Sie für möglich?
Möglich? Möglich nur? rief der Doktor aus, und schielte mit den blöden kleinen grauen Augen nach der großen Scheidewand der rothen Nase hin. So etwas fällt in unsern neuesten Zeiten alle Augenblicke vor. Wäre das Städtchen nun hier katholisch, so würde der Angeklagte mit Weihwasser besprengt, ein tüchtiger Priester betete über den Fremden, und exkommunicirte mit aller Gewalt, so würde höchst wahrscheinlich der Teufel oder Dämon aus dem Besessenen oder aus der ganz hohlen Figur weichen müssen. Nun bin ich freilich bei meiner ausgebreiteten Praxis, und meinem vielen Umgang mit allerhand Wesen mit den Teufeln wohl auch einigermaßen bekannt geworden, indessen doch nicht so intim, daß ich mit Sicherheit auf ein Gelingen meiner Versuche rechnen könnte. Sehn Sie, meine Freunde, ist der Mann wirklich aus gebranntem Leder fabrizirt, und hat irgend ein böser Geist, sei es aus Laune, oder um Unheil zu stiften, sein Quartier in ihm aufgeschlagen: so entsteht eine doppelte Wirkung, die meinem wissenschaftlichen seelischen Streben schnurstracks entgegen arbeitet, zuerst die animalische, oder thierische, auf die ich nur wenig einwirken kann, und dann die diabolische oder teuflische, mit der sich mein Gemüth gar nicht einlassen möchte.
288 Alle hatten in schweigender Ehrfurcht dem fremden Doktor zugehört. Jetzt stand dieser auf, ging zu Ulf, befaßte dessen Schädel und fragte: Nun, wie bekommt es einem so ausgezeichneten Geiste, welcher stets das Tiefste denkt und fühlt, wenn er einmal eine halbe Stunde ganz dumm seyn muß? Ulf sah ihn mit großen Augen an, und sagte dann: – Wie? Ich weiß nicht, – ich fühle keinen Unterschied. – Richtig! sagte der Leibarzt, das ist der sicherste Beweis. Nun, ich gebe Ihnen hiemit Ihren ehemaligen Verstand zurück; aber konserviren Sie ihn gut, bieten Sie ihm nicht zu viel, denn er ist so fein und niedlich, daß er keine großen Stöße vertragen kann.
Ulf verbeugte sich und wußte im Augenblick nicht, mit welchen Worten er erwiedern sollte. Jetzt ging Ambrosius zu Pankratius hin und sagte: Mein großer Prozeß, der sich morgen entscheiden muß, hat eine andre Rechtsgeschichte aus meinem Sinn verdrängt, wegen welcher ich schon vor einigen Monaten hieher reisen wollte. Mein Freund, der Syndikus Spener, weiß darum, so wie der Senator Willig. Die Sache ist beinah eingeschlafen, und es ist auch keine Aussicht, daß sie sobald geendigt werden könnte. Vielleicht könnten Sie uns, geehrter Mann, Licht in der Sache geben.
Wenn wir nur hier in der Stadt jemand hätten, antwortete Pankratius, der des hellsehenden Schlafes fähig gemacht werden könnte, so wäre es wahrscheinlich kinderleicht, denn ich erforsche, entdecke und heile alles in der Welt durch Menschen, die so recht tüchtig schlafen können, und leicht in diesen hellsehenden Zustand übergehn.
Es handelt sich, sagte Willig, um einen gewissen Lederer, einen verschollenen Menschen, der in einen Rechtsstreit verwickelt ist, welcher sich schon seit zwanzig Jahren hinspinnt. Wäre dieser Lederer zugegen, oder todt, so wäre die Sache 289 bald entschieden; er hat sich vor mehr als zwanzig Jahren von hier entfernt, man hat ihn in den Zeitungen aufgefordert, aber er ist nicht erschienen, hat aber vor zwei Jahren durch einen Advokaten hieher melden lassen, daß er kommen würde.
Lederer? sagte der Doktor, ich kenne ihn vielleicht.
Wirklich? rief der Herr von Milzwurm mit Erstaunen aus.
Mir deucht, fuhr Pankratius fort, ich sollte ihn vor dreizehn Monaten in New-York gesehen haben.
Sollte er so weit herum gekommen seyn? fragte der Baron.
O ein Schelm, wie der, sagte Pankratius, läuft je weiter, je lieber. Er war auch in China.
Warum, verehrter Mann, fragte der Baron wieder, nennen Sie ihn Schelm?
Der Ausdruck, nahm der Syndikus das Wort, ist bei alle dem nicht zu stark, sondern wohl passend. Ein weitläufiger Garten nebst einem großen Wohngebäude (es ist dasselbe, welches Herr von Ledebrinna kürzlich bezogen hat) gehörte einer alten Frau, einer Muhme unsers Heinzemann. Durch Verwandtschaft und Vermächtnisse hatte dieser verschollene Lederer, der eigentlich aus einer guten Familie war, einigen Antheil an diesem Vermögen, welches sehr beträchtlich war. Die Muhme wollte ihm auszahlen, und im Hin- und Herhandeln entwich dieser Mensch mit einem Dokument, das sich auf ein viel größeres Kapital bezog. Dies verhandelte er im Auslande an einen Juden, und dieser machte nun Ansprüche auf das Gut und wollte ausbezahlt seyn. Herr Ambrosius widersetzte sich diesem Anspruch, die Muhme noch mehr, ein langer Prozeß entspann sich; man konnte nicht beweisen, daß Lederer das Dokument entwendet habe, 290 und der Jude, dem die Sache zu weitläufig wurde, verkaufte es wieder einem auswärtigen, chikanirenden Advokaten. Darüber ist die Muhme nun auch gestorben, und ihre Kapitalien, welche der Bürgermeister Heinzemann erben sollte, haben sich auch nicht gefunden.
Ich wäre, sagte Ambrosius, zu jedem erträglichen Vergleich erbötig, um die Sache nur zu Ende zu bringen.
Ich will mich nach einem Schläfer umsehn, sagte der Leibarzt, und so wie ich ihn gefunden habe, hoffe ich Ihnen hierin dienstlich seyn zu können. Denn auf diesem Wege entdecken wir, was nur im Himmel oder auf der Erde verborgen ist.
Eigentlich, sagte die geschminkte Wirthin, sind Männer Ihrer Art der Menschheit und den Staaten gefährlich.
Konträr, rief der kleine Doktor, indem er sich tief verbeugte, um ihre Hand zu küssen, was ihm die Länge seiner Nase fast unmöglich machte; wir sind die Wohlthäter des Menschengeschlechtes, man muß uns nur zu behandeln wissen und sich nicht undankbar gegen uns betragen.
Und was verlangen Sie? fragte die Baronesse.
Liebe, faßte der Doktor mit einem Ausdruck der Zärtlichkeit, der sich an ihm sehr komisch ausnahm; Liebe und nichts als Liebe. Damit kann man uns Wunderthäter unendlich leicht bestechen, aber sie muß wahr und ungeheuchelt seyn.
Die platonische, erwiederte sie, ist die ächteste, und fließt aus dem lautern Quell der hohen Poesie herab.
Ja wohl, wohl, versetzte der Doktor, und lächelte so freundlich, daß er in ein Grinsen verfiel. Willig, der in der Nähe stand, konnte sich des Lachens nicht enthalten, der Syndikus stimmte ein, und die mehrsten der Gesellschaft folgten dem Beispiel, einige, ohne die Ursach des lauten 291 Gelächters zu kennen. Der Baron Milzwurm schien empfindlich, daß man sich dergleichen über seinen Gast erlaube, und der Doktor sagte, indem seine Nase noch röther, als gewöhnlich, funkelte: Nein, meine werthe Baronesse, die Liebe weiß unser Jahrhundert nicht mehr zu würdigen: Eitelkeit und Eigennutz beherrschen die Gemüther. Sie haben es aber doch nun in dieser Stunde erfahren, daß Sie die Dame meines Herzens sind.
Die Baronesse lächelte höchst liebreich, und bald darauf ging die Gesellschaft auseinander.