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»Was machst du da, Pucki? Warum nimmst du die Wurst vom Brot? – Aber Pucki, man steckt doch die fettige Wurst nicht in die Tasche. – Was soll das?«
Förster Sandler drohte dem Töchterchen, mit dem er beim Abendessen saß, mit dem Finger.
»Für Männe!«
»Du willst Männe die Wurst geben?«
»Ja, Vati – weil Männe krank ist und weil Männe so gerne Wurst frißt. – Er wird sich freuen.«
»Unserem Männe tut Wurst im Augenblick nicht gut, Pucki.«
»Er hat sie gestern aber gleich gefressen, sie hat ihm sehr gut geschmeckt. Ach, Vati, ich will auch gar keine Wurst haben, nur der kleine Männe soll gesund werden.«
»Und die Mutti?«
»Ja, die Mutti soll auch gesund werden.«
Frau Sandler lag seit wenigen Tagen zu Bett. Sie hatte sich bei der Wäsche erkältet. Der Arzt war gekommen, da sich Fieber einstellte.
»Ich glaube, die Mutti ist nicht so krank wie der Männe. Die Mutti lacht noch, aber der liebe Männe liegt ganz still, er wackelt nicht mal mit dem Schwänzchen.«
Der kranke Dackel bereitete dem Kind große Sorgen. Das Tierchen war alt, und Förster Sandler trug sich schon seit längerer Zeit mit dem Gedanken, dem treuen Tier durch einen wohlgezielten Schuß ein rasches Ende zu bereiten. Noch wollte er freilich abwarten, ob sich das Befinden des Tieres bessern würde. Sandler wußte genau, daß das Ende des Hundes seiner Tochter einen großen Schmerz bereiten würde.
»Unser Männe ist so elend«, sagte der Förster, »und so krank, daß er wahrscheinlich sterben muß.«
»Wenn er stirbt, ist er ganz weg, Vati? Kommt er nie wieder?«
»Nein, mein Kind.«
»Dann soll er nicht sterben, er soll bei mir bleiben.«
An diesem Vormittag belauschte das kleine Mädchen ein Gespräch der Eltern, das ihm das Herz fast zum Stillstehen brachte.
»Es wird das beste sein, wenn ich Männe totschieße. Er ist gar zu elend.«
»Er soll sich nicht quälen«, sagte die kranke Förstersfrau. »Es ist eine Wohltat für das Tier, wenn du ihn von den Schmerzen schnell erlöst.«
Als Sandler das Krankenzimmer verließ, stürzte Pucki auf den Vater zu und umklammerte ihn angstvoll.
»Nicht totschießen«, rief sie unter hervorbrechenden Tränen. »Du sollst meinen guten Männe nicht totschießen, weil er so elend ist. Ich werde Männe pflegen, ich werde ihm immer meinen Zucker geben. Ich will ihn in mein Bettchen nehmen und immerzu streicheln. Dann lassen wir den Onkel Doktor kommen, der zur Mutti kommt, der muß ihm auch 'ne Medizin geben wie der Mutti. Ach, Vati, Vati – –«
Pucki konnte vor Weinen nicht weiterreden.
Der Förster war sehr bestürzt, daß sein Töchterchen die Unterhaltung mit angehört hatte. Gar gern würde er dem Kind den Kummer ersparen. Als er zu Männe trat, um den kranken Hund noch einmal genau anzusehen, kniete Pucki nieder und breitete schützend beide Arme über das Tierchen aus.
»Vati, schieß lieber einen anderen Hund tot, aber nicht den Männe und nicht den Harras. – Bist du wirklich elend, mein liebes Hündchen? Pucki pflegt dich wieder gesund!«
»Du brauchst nicht mehr zu weinen, Pucki, der Vati wird noch mal den Tierdoktor rufen lassen. Vielleicht kommt Männe wieder auf die Beine. Aber ganz gesund wird er doch nicht wieder.«
»Ich werde auch immer artig sein, Vati – ich werde nicht mehr in die Lehmgrube gehen und nicht mehr mit Tannenäpfeln nach den Leuten werfen, die vorübergehen. Wenn du mich wieder in den Wald mitnimmst, geh ich immer gleich nach Hause. – Und wenn die Mutti sich mal wieder ein Kindchen holt, will ich es liebhaben. Oh, Pucki will immer nur artig sein. Aber den lieben Männe darfst du nicht totschießen, weil er so elend ist.«
Dem Förster tat der Kummer seines Kindes leid; so beschloß er zuvor, nochmals mit dem Tierarzt zu reden. Viel Hoffnung hatte er nicht mehr. Dem alten Hunde wäre es am wohlsten, wenn er ein schnelles Ende fände.
»Ich muß nun in den Wald gehen, Pucki. Sei recht brav, denn Mutti ist krank. Du darfst ihr keine Sorgen machen, darfst auch nicht lärmen.«
»Nein, Vati, Pucki ist ganz artig, du kannst ruhig in den Wald gehen, ich passe auf. – Kann ich das Hündchen herumtragen?«
»Nein, mein Kleinchen, laß Männe ganz ruhig liegen. Es ist ihm am liebsten, wenn er auf seinem Lager bleibt.«
Das Kind kniete nochmals neben dem Dackel nieder, streichelte ihn zärtlich und sagte beruhigend: »Er schießt dich nicht tot, kleines, liebes Hündchen, weil du so elend bist. Du kriegst Zucker und Muttis Medizin, dann wirst du wieder gesund.«
Der kranke Hund leckte die Händchen des Kindes, dann streckte er sich wieder aus und schloß die Augen.
Auf leisen Sohlen schlich Pucki ins Zimmer der Mutter. Sie war nicht elend, es ging ihr ganz gut, denn sie lachte noch, wenn sie Pucki sah.
»Stehste nu bald wieder auf, Mutti?«
»Ich hoffe es, mein Kind.«
»Solange du im Bett liegst, bin ich ganz artig, Mutti.«
»Dann nicht mehr?«
»Ach, Mutti, es – ist so schrecklich schwer, immer artig zu sein. Aber jetzt mache ich dir keinen Kummer, weil du krank bist. Ich habe schon so viele Tannenzapfen gesammelt; wir wollten die Leute tüchtig schmeißen. Aber solange du krank bist, schmeiße ich nicht.«
»Mein liebes, kleines Mädchen, du darfst überhaupt die Vorübergehenden nicht werfen, das machen nur unartige Jungen, die keiner liebhat.«
»Oh, Mutti«, strahlte Pucki, »die Jungens von Onkel Niepel sind immer so hübsch unartig, das macht soviel Spaß! Richtig frech ist der Paul, ganz frech!«
»Das ist schlimm, Pucki. – Ein kleines Mädchen darf niemals frech sein, kein Mensch würde dich sonst liebhaben. Und deinen Eltern machst du dadurch großen Kummer.«
»Ich will dir aber keinen Kummer machen, Mutti.«
»Dann darfst du auch mit den Niepelschen Jungen keine tollen Streiche ausführen. Du weißt genau, was gut und böse ist und wodurch du die Eltern betrübst.«
»Ja, Mutti – als ich im Auto weg war, haste dich auch ins Bett gelegt und warst krank. – Warum liegste denn jetzt im Bett? – Weil ich mich in der Lehmgrube schmutzig gemacht hab'?«
»Vielleicht, Pucki. Mutti hat sehr lange an dem weißen Kleidchen waschen müssen, dabei hat sie sich erkältet. Nun hat sie Stiche in der Brust.«
»Nur weil ich in der Lehmgrube war?«
»Weil du der Mutti viel unnütze Arbeit machst, mein Kind.«
»Ach, Mutti, dann werde ich dir gar keine Arbeit mehr machen. Dann zieh' ich mir immer erst das Kleidchen aus, wenn ich in die Lehmgrube gehe.«
»Du sollst nicht in solche Gruben laufen, Hedi. Ich denke, du willst mein artiges kleines Mädchen sein und sinnst schon wieder auf tolle Streiche. Was die Buben wollen, schickt sich nicht für Mädchen. Mutti ist recht traurig, wenn sie hören muß, daß du unartig gewesen bist.«
Hedi schmiegte die Wange zärtlich an die der Mutter. »Sollst nie mehr traurig sein, Pucki ist jetzt immer furchtbar artig und geht nicht in die Lehmgrube. – Biste nu zufrieden?«
»Ich werde mal sehen, ob du dein Versprechen hältst, Pucki. Wenn du wirklich folgsam und artig bist, ist Mutti sehr glücklich und froh, weil sie ein braves Töchterchen hat.«
»Aber der kleine Schreihals im Wagen ist doch auch nicht brav?«
»Dein kleines Schwesterchen hat noch nicht soviel Verstand wie du.«
»Nee, Mutti, der Paul sagte, kleine Kinder haben überhaupt keinen Verstand. Aber ich hab' Verstand!«
»So zeige mir, daß du überlegen kannst und sei brav.«
In der Küche bei Minna erklärte Pucki mehrfach, sie sei nun ein braves Kind, wäre nie mehr unartig und wollte der Mutti eine Freude machen.
»Wenn die Mutti krank ist und nichts arbeiten kann, helfe ich dir.«
»Du wirst was Rechtes helfen!«
»O doch, ich habe einen großen Verstand. – Soll ich für die Mutti kochen?«
»Das laß nur sein. – Aber helfen kannst du mir doch etwas, Pucki. Wenn ich nachher in den Garten gehe, darfst du mir beim Pflücken der Stachelbeeren helfen.«
»Ach ja!«
Das war eine Arbeit, die Pucki so recht behagte. Minna hatte dem Kinde gesagt, daß es nur die reifen nehmen dürfe. Doch die grünen schienen die Kleine viel mehr zu locken als die reifen. Pucki pflückte gewissenhaft die reifen Früchte in das Körbchen, die unreifen schob es in den Mund.
»Minna – sie kitzeln mich im Magen!«
»Aber Pucki, du darfst doch keine unreifen Beeren auf nüchternen Magen essen!«
»Ich hab' keinen nüchternen Magen!«
»Natürlich, du hast seit dem Frühstück nichts gegessen. Vor Tisch ist es ungesund, das unreife Zeug herunterzuschlucken.«
»Hahaha«, lachte die Kleine, »ich hab' keinen nüchternen Magen! In dem nüchternen Magen sind schon so viele unreifen Johannisbeeren drin.«
»Wenn du noch weiter unreifes Obst ißt, sage ich es der Mutti. Dann wird sie noch kränker, denn sie ärgert sich über dich.«
Dieser Hinweis nützte sofort. Pucki pflückte artig das Körbchen voll Stachelbeeren und erhielt zum Schluß ein Lob von Minna.
In den nächsten Tagen bemühte sich die Kleine, sehr brav zu sein. Sie gab acht auf das Schwesterchen, scheuchte ihm die Fliegen fort, half Minna, so gut es in ihren schwachen Kräften stand, und betreute Männe, dem es tatsächlich wieder etwas besser zu gehen schien. An einem sonnigen Nachmittag erhob er sich sogar vom Lager und legte sich zu Hedis Füßen nieder, die im Garten neben dem Kinderwagen saß.
»Nu biste nicht mehr elend, lieber Männe«, sagte Pucki, indem sie das braune Fell des Tieres streichelte. »Nu wirst du gesund, dann laufen wir wieder durch den Wald.«
Männe wedelte mit dem Schwänzchen, schaute Pucki mit seinen treuen Augen liebevoll an, legte sich auf dem Kies nieder, schnappte einige Male und blieb dann ganz still.
»Er schläft«, sagte Pucki und schlich ganz leise um den Hund herum, um ihn ja nicht zu wecken. Als dann das Schwesterchen zu schreien begann, drohte ihm Pucki mit dem Fingerchen. »Bist du still, der Männe will schlafen.«
Doch die Kleine schrie weiter. Schon hatte Pucki die Hand erhoben, um dem Säugling einen Klaps zu geben, da dachte sie an ihr Versprechen.
»Du gräßlicher Schreihals, ich darf dich nicht hauen, ich muß artig sein, aber verdient hättest du Prügel. – Na, nu sei mal lieb, Mutti ist krank, und wir sollen die Mutti nicht ärgern.«
Endlich kam Minna, holte das Baby aus dem Wagen und trug es ins Haus.
»Nu komm, Männe, jetzt gehen wir auch hinein. – Männe – – Männe – – so wach doch auf, du Schlafmütze – oder – bist du wieder elend geworden, Männe? – Komm, du sollst nicht auf den kleinen Steinen liegen. – Na – hopp – so steh doch auf, Männe!«
Pucki stieß den Hund vorsichtig an, kraute ihn hinter den Ohren, strich über den Kopf – das Tier blieb regungslos liegen.
»Männe – Männe – –« Immer lauter wurde Puckis Rufen, der Hund rührte sich nicht. Hedi wurde es unheimlich. Sie lief in die Küche und rief Minna, die noch immer mit dem Säugling beschäftigt war. Da stürmte die Kleine ins Schlafzimmer der Mutti, die heute einen so roten Kopf hatte. »Mutti, der Männe sagt nichts mehr, er schläft immerzu!«
Mutti war heute zu komisch. Sie sprach nur wenige leise Worte, dann schloß sie wieder die Augen.
Die Kleine lief erneut hinaus in den Garten, doch noch immer lag der Hund unbeweglich da. Als Minna endlich kam und den Hund anrührte, sagte sie betrübt:
»Da ist ja unser guter Männe ganz plötzlich gestorben. – Der Männe ist tot.«
Erst konnte Hedi das Schreckliche nicht fassen. Immer wieder streichelte sie das Fell des Hundes, dann fragte sie leise:
»Wenn der Onkel Doktor wiederkommt, kann er den Männe nicht mehr lebendig machen?«
»Nein, Pucki, Männe hat wahrscheinlich einen Herzschlag bekommen und ist ganz schnell gestorben.«
»Ganz schnell ist er gestorben, mein lieber Männe. – Nu ist er tot und bleibt immer tot?«
»Ja.«
»Oh, du armer, lieber Männe, nun habe ich keinen kleinen Männe mehr!«
Pucki setzte sich neben den Hund und schluchzte bitterlich.
»Du lieber, kleiner Männe, nun bist du tot, und ich hab' dich nicht mehr zum Spielen. Ach, Minna, dabei hat er mich doch noch angelacht und ist zu mir gekommen. – Dann war er tot.«
»Er hat sich nicht quälen brauchen. Nun steht sein kleines Hundeherz still, und er braucht nicht mehr zu leiden. – Weine nicht, Pucki, das Hündchen war alt, es wollte nicht länger leben.«
Pucki vermochte sich jedoch nicht so rasch zu trösten. Es holte ein Stückchen Zucker und legte es vor Männe hin.
»Wenn er noch einmal zu allerletzt die Augen aufmacht, soll er noch was Schönes sehen.«
Auch einige Blumen brach die Kleine ab, um sie neben den Hund zu legen. Männe war doch immer ihr lieber Spielkamerad gewesen, nun würde er nie mehr mit Hedi umhertollen.
Da kam der Vater nach Hause.
»Männe hat einen schönen und schnellen Tod gehabt, ein Herzschlag, da war er gleich weg. Wir werden ihn im Garten begraben und ihm einen Gedenkstein setzen, damit du immer an deinen lieben Spielgefährten erinnert wirst.«
Viel mehr Sorgen machte dem Förster seine kranke Frau. Der Arzt hatte längst festgestellt, daß es sich hier um eine Lungenentzündung handelte. Man war daher im Forsthause in größter Sorge um die Kranke. Sandler erwartete jeden Tag seine Schwiegermutter, denn er brauchte Hilfe im Hause.
»Immer recht artig sein«, mahnte Minna, »Mutti ist sehr elend, und du willst doch nicht, daß sie noch kränker wird.«
Die Worte des treuen Mädchens lösten in dem Kinde eine fieberhafte Angst aus.
Just in diesem Augenblick kam Herr Sandler, die Flinte über den Rücken gehängt, ins Haus.
»Vati –« rief Pucki in größter Erregung, »die Mutti soll nicht sterben wie der Männe!«
»Klein-Hedi, wo denkst du hin, was sind das für törichte Worte! Wir wollen doch alle, daß die Mutti bald wieder gesund wird. Ich denke, morgen kommt die Großmama; sie wird die Mutti gesund pflegen.«
»Dann soll die Großmama lieber schon heute kommen.«
»Das geht nicht, mein Kind. Aber sei recht still und artig, damit die gute Mutti nicht noch kränker wird.«
Der Arzt kam. Auf Zehenspitzen schlich das Kind hinter ihm ins Krankenzimmer. Die Mutti hatte noch immer so einen roten Kopf, sie sprach mitunter so komische Worte, die Pucki nicht verstand.
»Das ist das Fieber«, sagte Minna erklärend.
»Geht das Fieber mal wieder weg, wenn die Großmama kommt?«
»Wir wollen es wünschen, Pucki.«
Man duldete nicht, daß das Kind im Krankenzimmer verblieb. Nur von Zeit zu Zeit steckte das kleine Mädchen in großer Besorgnis den Blondkopf durch die Türspalte und warf der kranken Mutti Kußhändchen zu. Der Höhepunkt der Krankheit war erreicht, das Leben der Förstersfrau war in Gefahr.
»Wir wollen den lieben Herrgott bitten«, sagte der Vater, und seine Stimme klang ganz anders als sonst, »daß er dir die Mutti läßt, daß sie nicht stirbt.«
Es war Pucki recht angst ums Herz. Sie lief aus dem Garten, hinein in den Wald, lehnte sich an den Stamm einer Tanne, faltete die Händchen und unter heißem Weinen bat sie den lieben Gott, er möge die liebe Mutti nicht sterben lassen wie den Männe.
»Lieber Gott, ich versprech' dir wirklich, ganz toll artig zu sein, ich werde die Mutti gar nicht mehr ärgern. Aber wenn du nun schon den Männe in deinem Himmel hast, dann laß die Mutti bei mir. Mit der Mutti spielt es sich auch so schön, wenn sie gesund ist. Lieber Gott, ich will ein gutes Kind sein, aber mach die Mutti gesund.«
Vom Niepelschen Gut schickte man das Fuhrwerk. Walter und Fritz kamen, um die kleine Freundin zu holen. Das Kind wollte nicht mitgehen. Alle seine Gedanken weilten bei der Kranken, und angstvoll fragte es bald den Vati, bald Minna, ob die Mutti noch immer elend sei. Sogar nachts schlief die Kleine schlecht. Mehrfach wachte sie auf und immer kam ein kurzes Gebet über die Kinderlippen: »Lieber Gott, mache die Mutti gesund, ich will auch artig sein.«
Frau Niepel fuhr am nächsten Tage bei dem Forsthause vor; auch ihr gelang es nicht, Pucki aufs Gut zu holen.
»Ich möchte hierbleiben«, bat die Kleine mit feuchten Augen, »ich mag nicht fort. – Aber sei nicht böse, ich will doch artig sein. Das weiße Pferdchen darf ich doch streicheln?«
»Ja, das darfst du.«
Draußen stand die Kleine bei dem Pferd und weinte leise. »Kleines Pferdchen«, sagte das Mädchen, »Pucki ist so traurig.«
Der Arzt kam nachts noch einmal ins Forsthaus. Am nächsten Tage erklärte er, nun ginge es wieder besser. Die Kleine vermochte das Glück kaum zu fassen. Am liebsten hätte sie vor Freude laut geschrien. Doch das durfte nicht sein, sie wollte doch ein artiges Kind werden.
»Mutti – Mutti – Mutti –«, jubelte sie, als sie endlich das Krankenzimmer wieder betreten durfte, »nun stirbst du nicht, nun bleibst du bei Pucki. Ich hab' auch so viel gebetet!«
»Weil du solch liebes Kind warst«, sagte der Vater zärtlich, »darfst du nachher mit mir nach Rahnsburg gehen. Um fünf Uhr kommt die Großmama, wir holen sie ab.«
Obwohl Pucki die Großmama sehr liebte, bereitete es ihr viel mehr Freude, zu wissen, daß die Mutti nun wieder gesund werden würde.
»Wenn sie aufsteht, Vati, kriegt sie doch keinen Herzschlag und ist tot wie der Männe, nicht?«
»Vorläufig steht die Mutti noch lange nicht auf, und wenn sie aufsteht, brauchst du nichts mehr zu fürchten.«
»Oh, ich bin so froh, Vati!«