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Das Gedicht ist infolge des Bekanntwerdens mit Asinius Pollio und seiner Familie entstanden, in welcher Vergil einen schönen Knaben, Alexander, kennenlernte und so liebgewann, daß er ihm mit diesem Gedichte ein Denkmal setzte (unter dem Namen Alexis). Korydon ist Pseudonym für Vergil, Jollas für Pollio.
Korydon glühte, der Hirt, für den jugendlich schönen Alexis, Den sein Herr sich erkor; und nichts bot einige Hoffnung. Nur, wo dicht aufstreckte die schattigen Wipfel der Buchhain, Pflegt' er häufig zu kommen; und dies Ungeordnete rief er |
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5 | Einsam Bergen umher und Waldungen, nichtigen Eifers:
»O grausamer Alexis, so nichts ist unser Gesang dir? |
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10 | Siehe, wie Thestylis auch den vor Glut hinschmachtenden Schnittern Quendel und Knoblauch jetzt, stark duftende Kräuter, zerstampfetDie Magd Thestylis bereitet den heimkehrenden Schnittern das moretum, ein ländliches Gericht aus frischem Käse, welchem Knoblauch, Quendel, Feldthymian und auch Essig und Öl zugesetzt werden. Das Ganze wurde zu einem Kloße zusammengedrückt. Es war dies ein beliebtes Gericht des einfachen Landmanns. . Aber um mich schwirrt heiser, da deine Spur ich verfolge Unter der brennenden Sonne, das Rebengehölz von ZikadenDie Zikade (Baumgrille) ist ein geflügeltes Insekt, das von dem Safte der Blätter und Blüten, nach der Meinung der Alten aber nur vom Taue lebt. Das Männchen bringt zur heißen Mittagszeit durch das Reiben der unteren Flügelblätter ein helles Geschwirr hervor. . War's nicht besser getan, den finsteren Zorn Amaryllis' |
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15 | Auszustehn und die stolzen Verachtungen? nicht den Menalkas, Wie auch jener gebräunt, wie weiß du selber auch warest? O liebreizender Knabe, zu sehr nicht traue der Farbe; Weißer LigusterLiguster, gemeine Rainweide (ligustrum vulgare), wächst in Italien wild und heißt heute ligustro; es ist ein Heckenstrauch mit traubigen Blütenbüscheln. – Die Vaccinie hielt man früher für eine Art Hyazinthe oder für die Schwertlilie, es ist aber jedenfalls eine dunkle Levkoienart, die noch heute in Italien fior di vacca heißt, zu verstehen. verwelkt, die dunkle Vaccinie pflückt man. Hochher schaust du und fragst nicht, wer ich sei, o Alexis; |
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20 | Wie schneewolligen Viehes so reich, wie an Milch so gesegnet. Tausend schwärmen mir Lämmer umher auf Siziliens Bergen; Frische Milch ist im Sommer bei mir und im Winter nicht sparsam. Sing' ich doch, was gewöhnlich, wenn einst er die Rinder herbeirief, Sang der Dircäer AmphionAmphion, der Sohn des Jupiter, und der Antiope, Gemahl der Niobe, war gleich nach seiner Geburt mit seinem Zwillingsbruder Zethus in dem Waldgebirge Aracynthus an der Grenze von Böotien und Attika ausgesetzt und von einem Hirten erzogen worden. »Dircäer« heißt er von der Quelle Dirce nordwestlich von Theben. Er war hochberühmt in der Kunst des Saitenspiels, und durch den Zauber seiner Melodien sollen die Steine sich von selbst zur Befestigung Thebens in Bewegung gesetzt haben. auf Attikas Berg' Aracynthus. |
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25 | Auch nicht bin ich so schlecht von Gestalt; mich sah ich am Ufer Jüngst, da des Meers Windstille mir spiegelte. DaphnisDer schöne jugendliche Heros der sizilischen Hirten, ein Liebling der Götter, besonders der Musen und Nymphen, war der Sohn des Merkur und einer Nymphe, Jäger und Rinderhirt, geschickt im Blasen der Flöte. Seine Mutter setzte ihn in einem Tale der Heräischen Berge in einem Lorbeerhaine aus, und Nymphen oder Hirten erzogen ihn. Naïs (oder Nania) liebte ihn, und er versprach ihr, sich mit keiner andern Jungfrau zu verbinden. Da er aber sein Versprechen nicht hielt, strafte ihn die frühere Geliebte mit Blindheit (nach einer andern Sage verwandelte sie ihn in Stein). Merkur entrückte ihn in den Himmel und ließ an der Stelle, wo dies geschah, eine Quelle (Daphnis) hervorsprudeln, an welcher die Sizilier jährlich opferten. Das Geschick des Daphnis war ein Hauptgegenstand der bukolischen Dichtung; er soll die ersten Hirtengedichte gesungen haben. ja darf ich, Richte und selbst, nicht scheu'n, wofern nie täuschet ein Bildnis. O gefall' es dir nur, mit mir der verachteten Felder, Niedriger Hütten Bewohner zu sein und Hirsche zu schießenDie Jagd war eine gewöhnliche Nebenbeschäftigung der Hirten. , |
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30 | Oder der Böcklein Herd' in grünenden EibischEibisch, gemeiner Althee (althaea officinalis), wächst besonders auf feuchtem Salzboden an mehreren Orten Deutschlands, wird aber auch häufig in Gärten gezogen. zu treiben! Neben mir sollst du im Walde dem PanPan ist der Erfinder der siebenröhrigen abgestuften Hirtenflöte. nachahmen an Wohllaut. Pan hat zuerst Rohrpfeifen mit Wachs aneinander zu fügen Ausgedacht, Pan liebet die Schaf' und die Hirten der Schafe: Du auch scheue dich nicht, am Rohr zu reiben das Mäulchen. |
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35 | Grade dies zu erlernen, was tat nicht alles Amyntas? Eine Syring' abstufend in siebentönigem Schierling Hab' ich, die einst Damötas zur Freundschaftsgabe mir darbot Und als Sterbender sprach: Du bist ihr zweiter Besitzer. Siehe, Damötas sprach's: scheel sah der betörte Amyntas. |
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40 | Außerdem zwei Rehchen, und nicht im sicheren Felstal, Hab' ich gehascht; noch jetzo mit weißbesprenkelten HäutenDas Rehkalb ist braun mit vielen kleinen weißen Flecken, die sich binnen zwei Monaten verlieren. , Saugen sie je zwei Schafe des Tags; die bewahr' ich dir selber. Längst hat Thestylis schon sie hinwegzuführen gebeten; Und sie wird's, da du höhnisch auf unsere Gaben herabsiehst. |
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45 | Komm, liebreizender Knab', o komm! Dir tragen die Nymphen Lilien, schau! in Körbe gefüllt; die weiße Najade Pflückt dir helle Violen und Prachtmohn; auch den NarzissusDie rotrandige Narzisse (narcissus poeticus), eine wohlriechende, schneeweiße Blume mit schmalem, rotem Rande der weißen oder hellgrünlich-gelben Nebenkrone, wächst in Südeuropa wild, sehr häufig in Norditalien auf Wiesen. Fügt sie darein und die Blume des lieblich duftenden DillesDer Dill (anethum graveolens), eine in Südeuropa häufige, stark gewürzhaft riechende Pflanze, wird auch in unseren Gärten, woselbst sie leicht verwildert, gezogen und als ein gesundes Gewürze an Gurken usw. getan. Das Dillöl kannte schon Galen als Heilmittel, und auch heute wendet man es gegen krampfhafte Unterleibsbeschwerden an. ; ZeilandlaubLaurus casia, aus Hinter- und Vorderindien auch nach Italien verpflanzt. auch reiht sie und andere würzige Kräuter, |
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50 | Sanfter Vaccinien Bläue mit RingelblumenDie Ringelblume (calendula arvensis) ist namentlich in Weinbergen oft als lästiges Unkraut zu finden. vergoldend. Ich will grauliche QuittenDie cydonische (von der kretischen Stadt Cydonia) Quitte (malum Cydonium), mit gräulichem Flaum, besonders am Stiel. Die schönen gelben Früchte dieses auch bei uns angepflanzten Baumes können nicht roh gegessen werden, sondern werden entweder unter anderes Obst gekocht oder allein mit Zucker gekocht oder eingemacht. mit zarter Wolle dir sammeln Und Kastaniennüsse, wie sonst Amaryllis sie liebte, Dann wachsähnliche PflaumenDie Wachspflaume, gelbe Eierpflaume, war sehr beliebt. ; auch die Frucht sei uns geehret. Lorbeerlaub auch pflück' ich, und deins, o benachbarte MyrteIn frühe Zeit fällt die Einführung der Myrte und des Lorbeers, die eine der Venus (Aphrodite), der andere dem Apollo heilig, und beide bei den alten Dichtern oft zusammen genannt. Vgl. auch Goethe »Mignon« Str. 1:
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55 | Weil ihr also gepaart balsamische Düfte vermischet.
Bäurischer Korydon du, nichts gilt dein Geschenk dem Alexis; |
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60 | Törichter, ach, wen fliehst du? Auch Götter ja wohnten in Wäldern, ParisNach er Sage wuchs Paris unter Hirten auf. der Dardener auch. Berghöh'n, die befestiget Pallas, Schütze sie selbst; uns, uns sein lieb vor allem die Wälder. Grimmig folgt die LöwinDaß der sizilische Hirt von Löwen spricht, hat bei dem Dichter nichts Auffälliges. dem Wolf, und der Ziege der Wolf selbst; Blühendem Zytisus folgt naschhaft die leckere Ziege; |
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65 | Korydon dir, o Alexis: so reißt einen jeden sein Trieb hin. Schau, wie den hangenden Pflug am Joch heimtragen die Rinder, Und wie die Sonn' abscheidend die wachsenden Schatten verdoppelt. Dennoch entflammt mich die Liebe: Wo ist doch Maß in der Liebe? Korydon, Korydon, ach! wie stark ergriff dich der Wahnsinn! |
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70 | Halb nur ward dir beschnitten auf laubiger Ulme der WeinstockMan pflegte mit anderen Bäumen, namentlich Ulmen, die Weinreben zu verbinden, und beide schneitelte man im Spätherbst und bis zur Frühlingsgleiche, damit durch Entfernung der überflüssigen Weinranken und der wilden Auswüchse der Ulmen das Gedeihen und die Fruchtbarkeit der Reben gefördert würde. ; Wenn doch wenigstens etwas dafür, was fordert die Wirtschaft, Du aus Gezweige zu flechten und biegsamer Binse dir vornähmst; Sonst noch findet sich wohl, wenn der dich verschmäht, ein Alexis!« |