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Der Mond der Fallenden Blätter

Es war ein großes Ereignis!

Sajo trug ihr buntes Faltenröckchen, ihr neuestes, schönstes Kopftuch und ihre perlenbestickten Mokassin. Gitschie Megwon und Schapian hatten ihr bestes Hirschledergewand angezogen, das nur zu ganz großen Festen getragen wurde. Es war im Rauch gefärbt und von einem tiefen, samtenen Braun. Auf dem berühmten Birkenrindenkörbchen hatte Sajo mit viel Liebe Blätter, Vögel und bunte Blumen gemalt, damit Tschilawii und Tschikanii ihre letzte Reise im Rindenkorb nicht allein machen mußten. Vom Henkel hing eine große weiße Feder herab. Mit all dem Schmuck und der Zier sah das alte Körbchen auf einmal nicht mehr alt aus. Es war mit süß duftendem Gras frisch ausgepolstert, und ein mit gefärbten Stachelschweinborsten verzierter Lederbeutel enthielt zwei kleine, kostbare Futternäpfchen.

Auch das Kanu, das sie so treu durch alle Gefahren getragen hatte, war nicht übersehen worden. Gitschie Megwon hatte die Feuerspuren entfernt und den Bootskörper mit dem Saft der Erlenblätter wieder strahlend gelb gefärbt. Am Bug vorne blickte ein neues Auge drein, nicht so grimmig wie früher, sondern eher vergnügt. Und hinten wedelte eine feine, neue Fuchslunte. Stolz sah es aus, das Kanu, als wüßte es, welch wichtige Reise ihm bevorstand. Draußen auf der freien Wasserstrecke wackelte es mit dem Fuchsschwanz auf eine recht muntere, übermütige Art, und das Auge blitzte, als es am nickenden, wogenden Riedgras vorbeifuhr.

Und so machten sich alle auf den Weg zum Fluß der Gelben Birken in der blauen Ferne, unter den Hügeln der Flüsternden Blätter, wo Tschilawii und Tschikanii geboren worden waren.

Die Reise dauerte sechs Tage. Das Wasser wurde immer ruhiger und der Wald stiller und schweigsamer. In den Nächten flogen die Wildgänse auf rauschenden Schwingen südwärts. Jeden Morgen kletterte die Sonne ein bißchen größer, ein bißchen röter über den Horizont. Die Blätter leuchteten in wunderbaren Farben. Im Mond der Fallenden Blätter feiert der Wald Erfüllung und Abschied.

Sajo war glücklich, ganz anders als sie erwartet hatte. Dieses Glücksgefühl wollte sie festhalten und gar nichts anderes denken. Ihr Freunde, ihre Kleinen Brüder würden in eine bessere Hut kommen, als sie gewähren konnte. Ihre Spielzeit war fast vorüber, sie wurden jetzt gesetzter, und bald würden sie sich in die Arbeit stürzen und werken und schaffen, wie alle Waldgeschöpfe und fast alle Menschen es früher oder später tun müssen.

Sajo sagte sich dies hundert und hundertmal, und doch zog ab und zu ein leises Weh durch ihr Herz, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Das Mädchen fuhr mit der Hand über diese dummen Tränenquellen. »Ich bin bloß selbstsüchtig, wir müssen einfach tun, was für sie am besten ist.« Und sie blickte tapfer und entschlossen drein, ließ ihre Blicke über Wald und See schweifen, schaute in den Korb und kitzelte die lustigen, kleinen Pelzohren und malte sich aus, wie schön es sein würde, wenn sie zusehen könnte, wie die Sache weiterging, was sie zueinander sagen würden.

Wenn nur Vater und Mutter und die andern auch kämen, damit Sajo sie alle beieinander sehen könnte! Und Sajo hoffte – o wie hoffte sie –, daß kein Jäger die Tiere finden möge.

Am Abend des letzten Reisetages lagerten sie an derselben schönen Stelle, wo wir Gitschie Megwon beim Mittagessenkochen zum erstenmal gesehen haben, neben dem kleinen, vom Biberteich gespeisten Bach. Es wurde eine denkwürdige Nacht! Nachdem sie gegessen und aufgeräumt hatten, saßen sie schweigend und warteten, bis es dunkel geworden war. Und als das Lagerfeuer zuckte und flackerte, sprach Gitschie Megwon: »Meine Kinder, ich habe etwas zu sagen.«

Alles war ruhig und still. Schapian und Sajo blickten forschend zum Vater auf. Tschilawii hockte neben dem Biberkörbchen, hielt den Kopf schief und schien ebenfalls auf etwas zu warten. Bruder Tschikanii dagegen legte den Kopf in Sajos Schoß und blinzelte in die Flammen. Drüben rauschte der breite, tiefe Fluß. Sogar die großen, düstern Baumriesen, die so ernst um das kleine Lager aufragten, schienen im Warten erstarrt zu sein. Gitschie Megwon erhob sich und sprach stehend: »Sajo, Schapian, meine Kinder. Dies ist die letzte Nacht, da Tschilawii und Tschikanii bei uns weilen. Morgen werden sie zu den Ihren gehen und ihr eigenes Leben leben. Schön und fröhlich war die Zeit mit ihnen zusammen. Sie haben Freude in unsere Hütte gebracht, und die hellen Sommertage wurden noch heller, weil sie zu uns kamen.

An diesem Platz hier fand ich sie damals, krank, hilflos und dem Tode nah. Nun haben wir sie gesund und stark zurückgebracht, sie sind bereit, ihren Pfad zu wandern. Für sie ist die Zeit der Abenteuer vorbei. Ihre Arbeit beginnt, und in ihr werden sie glücklich werden wie nie zuvor.

Eines kann ich euch versprechen, meine Kinder. Nie wird sie jemand um des Geldes willen töten!«

Hier stieß Sajo einen leisen Schrei aus, legte aber sofort die Hand vor den Mund. Gitschie Megwon blickte sie gütig an und fuhr fort:

»Ihr sahet den Häuptling den Schi-schi-gwun tanzen, den Tanz der Rasseln. Es war ein Wabeno und ein besonderes Zeichen. Und der Häuptling befahl, daß kein Indianer an diesem Platz hier oder in seiner Nähe dem Biber nachstellen dürfe. Der weiße Mann wird kaum hierherkommen, denn das ist mein Jagdgrund. Und ich – ich werde den Kleinen Brüdern nie etwas zuleide tun. Es wäre, als würde ich Freunde töten, denn sie haben euch, meine Kinder, glücklich gemacht. Wenn sie mich verstehen könnten, würde ich ihnen danken. Komme, was mag, ihr Leben wird mir heilig sein.

Und wenn der neue Tag kommt, werdet ihr sie freilassen, und ich werde den Biberschrei ausstoßen, den Ruf des seinen Gefährten Suchenden. Die Jungen im Haus werden ihn nicht vernehmen, aber die Alten werden vielleicht kommen und unsere Kleinen begrüßen. Ich weiß es nicht bestimmt, aber ich will's versuchen.«

Sajo preßte die Hand immer noch fest auf den Mund, damit ja kein Laut entfliehe Es zeugt von schlechtem Betragen, die Rede eines Älteren zu unterbrechen. Der Indianer wartet immer dessen Anrede ab, ehe er spricht. Und in diesem Augenblick kam ein tiefer, klagender Schrei aus dem Irgendwo über den Hügel geschwebt, wurde voller, lauter und erstarb in der Stille der Nacht. Ein wilder, einsamer Schrei – der Ruf eines Wolfes. Gitschie Megwon schwieg und lauschte, bis das letzte Echo verklungen war. Er nickte verstehend: das war einer von den Grauen Einsamen. Die Indianer haben keine Angst vor den Wölfen, wie viele andere Menschen. Warum denn; auch sie sind Jäger wie die Indianer! Dann fuhr er fort:

»Tschikanii und Tschilawii« – er lächelte über die komischen Namen – »werdet ihr nie ganz verlieren. Biber sind anders als andere Tiere und beinahe wie wir Menschen. Sie vergessen nicht. Wenn sie euch einmal kennengelernt haben und eure Freunde geworden sind, werden sie es bleiben, so lange ihr Leben währt.

Und nun bringe ich euch eine gute Botschaft, die beste.« – Kein Laut unterbrach die nächtliche Stille, auch der einsame Wolf schwieg. – »Einmal im Jahr, im Mond der Fallenden Blätter, wenn das Laub des Waldes wie rote und gelbe Schneeflocken durch die Luft schweben, wenn die Wildgänse über den Himmel fliegen, sollt ihr wieder hierherkommen, zu ihrem Heim, und stehen bleiben und warten. Und ihr werdet sie schwimmen und arbeiten und spielen sehen. Sie werden sich vielleicht nicht mehr an alles erinnern, und manches, was sie gesehen haben, wird aus ihrem Gedächtnis gelöscht sein – aber euch, euch werden sie nie und nimmer vergessen. So haben mir die alten, weisen Männer gesagt, und als ich jung war, habe ich's erlebt.

Meine Kinder, das sind meine Worte. Ich habe gesprochen.«

Ja, Gitschie Megwon hatte so gesprochen, daß aus Sajos Herz fast alle Trauer verschwand. Fast, denn schließlich war sie nur ein junges Menschenkind, bereit, alles aufzugeben, was sie besaß: diese zwei kleinen Geschöpfe, die sie liebte wie nur ein kleines Mädchen lieben kann. Sajo beschloß, das Körbchen mit dem duftenden Grasbett, den Eßnäpfchen, an einen Baum zu hängen, damit Tschilawii und Tschikanii sie immer sehen und sehend gedenken mochten. Als Sajo mit den beiden Tierchen zum letztenmal in den Armen sich zum Schlafen niederlegte, ließ sie noch einmal alles, was seit jenem unvergeßlichen Geburtstag geschehen war, an sich vorüberziehen. Sie gedachte der Stunden der Freude, des Schmerzes, der Trauer, des Wiederfindens. Ja, und nun war alles doch wieder zu einem guten Ende geraten. Und morgen würde der Vater die Biber rufen, und dann würden die Alten kommen!! Ach, es war eine Schande, diese letzte Nacht zu verschlafen. Sajo lag lange wach und bemühte sich, den Schlaf zu verscheuchen. Sie lauschte den leisen Atemzügen der beiden Biber. Zuletzt legte sie ihren Kopf, in dem alles durcheinanderwirbelte, neben die kleinen, feuchten Bibernäschen, die so schnauften und bliesen und manchmal sogar schnarchten. Und bald reiste auch sie mit den Kleinen ins Land des Vergessens. – –

Am nächsten Nachmittag zur Stunde des Sonnenunterganges, wenn die freilebenden Biber erwachen und ihre Arbeit beginnen, stand Gitschie Megwon mit den Seinen am Teich. Von hier aus waren Tschilawii und Tschikanii in das große, große Abenteuer ihres Lebens gestolpert.

Der Ort sah fast genau so aus wie im Blütenmond. Der Damm war wieder in Ordnung, und die Burg ragte wie ein großer Hügel hoch über das Marschland. Überall ringsumher fanden sich Spuren des Biberfleißes. Es sah wahrhaftig aus, als hätte ein Trupp Holzfäller emsig mit Beil und Axt geschafft. Aber da waren nicht Menschen am Werk gewesen, sondern nur zwei erwachsene Biber; denn die Kleinen zählten in ihrem ersten Lebenssommer noch nicht mit. Die Burgmauern waren dick mit Schlamm verkleistert, um die Kälte abzuhalten, vor der unter Wasser liegenden Einfahrt in den Bau schaukelte ein großes, aus Stümpfen, Ästen und Zweigen gebautes Futterfloß, das die Alten für den langen Winter zusammengetragen hatten. Von den Ufern ringsumher führten gut gehaltene schmale Pfade oder Holzschleifen in den tieferen Wald, und rechts und links von ihnen schimmerten die Stümpfe frisch geschnittener Stämme. Die meisten dieser Bäume waren verschwunden und unter das Futterfloß geschafft worden. Ein paar lagen, bereits in handgerechte Stücke geschnitten, am Wasser. O, sie waren fleißig dabei, die Ernte des Jahres einzubringen, denn der Winter stand vor der Tür.

Ruhig und friedvoll lag der Teich. Die stummen Bäume spiegelten sich unverzerrt im klaren, glatten Wasser. Ihre Wipfel waren nicht mehr grün wie damals im Mai. Der Frost hatte seine Farben über sie ausgegossen, so daß sie in allen Tönen von Gelb und Braun und Rot schimmerten. Und überall im großen Wald flatterten und schwebten die Blätter leise raschelnd zur Erde nieder.

Gitschie Megwon trat zurück, als Sajo und Schapian das Körbchen zum Wasser hinabtrugen. Unter der großen Silberpappel öffneten sie es.

Schapian griff hinein und streichelte die plumpen Körperchen. »Lebt wohl, Nitschi-ki-wense, Kleine Brüder, lebt wohl.« Er sagte es nicht sehr laut, denn seine Stimme schwankte, und ein Mann darf vor dem Weibervolk nicht zeigen, wie schwer es ihm ums Herz ist. Auf keinen Fall. Und dann nahm er Sajos Hände fest und warm zwischen die seinen.

»Sei nicht traurig, kleine Schwester. Jedes Jahr, wenn die Blätter fallen wie jetzt, will ich dich hierherführen. Vieles haben wir getan und gesehen, wir vier, wir werden immer daran denken, und auch sie werden nie vergessen. Unser Vater hat es gesagt. Sie werden glücklich sein ihr Leben lang. Alles ist wieder gut geworden.«

»Sie werden auch nie vergessen,« sprach Große Feder

»Ja, alles«, flüsterte Sajo, »ich weiß. Sie werden glücklich sein, und ich will es auch sein.« Sie lächelte den Jungen an, »ich danke dir, mein Bruder.«

Dann wandte sich Schapian um und trat neben Gitschie Megwon. Sajo stand allein. Sie drückte die Kleinen an ihr Herz und hauchte Abschiedsworte in die winzigen Pelzohren:

»Leb wohl, Tschilawii; leb wohl, Tschikanii. Lebt beide wohl, ihr meine Kleinen Brüder, und vergeßt nicht – – –«

Und dann ließ sie sie sanft auf die Erde gleiten. Sie folgte ihnen bis dicht ans Wasser, sah sie hinausschwimmen und tauchen und prusten. Jetzt zogen sie fort, hinüber zum Biberhaus. Ihre kleinen Dickköpfe lagen dicht nebeneinander im Wasser. Dort der stämmige, fröhliche, immer voll Grillen steckende, eigensinnige Tschilawii und daneben der ruhige, nachdenkliche, zärtliche Tschikanii. wenige Augenblicke noch, und sie werden für immer gegangen sein. – Gleichgültig, wie groß und stark sie auch werden mochten, in einem kleinen, guten Herzen würden sie immer die winzigen, hilflosen Biberkinder bleiben – immer Tschilawii und Tschikanii, Groß-Klein und Ganz-Klein.

Die Tierchen näherten sich der großen Burg ihrer Eltern. Da stieß Gitschie Megwon einen langen, klaren Schrei aus, den Ruf des Bibers, der nach seinem Gefährten verlangt. Noch einmal schwebte der Ruf durch die dämmerige Stille und noch einmal – – – Und dann tauchte neben dem Haus ganz plötzlich ein dunkler, nasser Kopf auf, ein zweiter folgte; große, dunkle Köpfe und schwere, plumpe Körper.

Sajo hielt den Atem an – – das war's, was sie erhofft, aber nicht zu glauben gewagt hatte! Vater und Mutter kamen!! Alles ging in Erfüllung, bis aufs letzte Wort.

Die drei Menschen rührten sich nicht, nur ihre glänzenden Schwarzaugen folgten den langsam heranziehenden alten Bibern. Die umkreisten die Neuankömmlinge, einmal, zweimal, berochen sie, während aus ihren Kehlen dunkle, zärtlich fragende Laute drangen. Und dann – dann nahmen sie die Wiederheimgekehrten in ihre Mitte. Die großen und kleinen Köpfe lagen nebeneinander im Wasser. Stetig und schnell – o viel zu schnell – schwammen sie auf die Burg zu. Keilförmig strömte das Wasser von ihren Leibern, und einmal hörten die Menschen am Ufer kindliche Stimmen aus der Ferne dringen. Die dunklen Köpfe wurden kleiner und kleiner, bis sie gerade vor der Einfahrt in die Burg einer nach dem andern verschwanden. Ohne einen Laut sanken sie in die Tiefe.

Tschilawii und Tschikanii waren wieder daheim!

Und Sajo in ihrem bunten Festkleid stand reglos wie ein Steinbild. Ihr Kopftuch war zurückgeglitten und die schwarzen Zöpfe schimmerten im Licht der untergehenden Sonne. So blieb sie stehen und blickte, die roten Lippen leicht geöffnet, mit glänzenden Augen über den kleinen Teich, lange, lange, bis auch der letzte Kopf verschwunden, das letzte Wellengekräusel verebbt war.

Und aus dem goldenen, rauschenden Laubdach über ihrem Haupt drang das leise trillernde Lied des Weißkehlchens. Der kleine Sänger sang so fröhlich-unbekümmert seine Lebensfreude hinaus, daß die Töne das stille Tal erfüllten. Für Sajo sang er eine Botschaft. Er sang von Hoffnung, von Glück.

»Mino-ta-kijah – alles ist gut. Mi-mi-mi-i-i-i-no-no-no-o-o-o – no-ta-ki-no-ta-ki-no-ta-ki-jah So übersetzt der Indianer das Lied des Weißkehlchens; der Weiße sagt, es singe »O–o–o– Kan–a–da–, Kann–a–da–ah«. Überall in den nördlichen Wäldern erschallt dieses unvollendete Liedchen. Für uns Indianer ist es ein Symbol der Wildnis, wie Biber und Kiefer. wir hören aus dem Vogelliedchen die Worte »Alles ist gut«, und darum freuen wir uns, wenn es aus dem Geäst über unserem Kopf schallt »Alles ist gut«, der rote Mann nimmt es als ein günstiges Zeichen.

Und Sajo wiederholte leise »Mino-ta-kijah!«, nahm den kleinen Korb mit den kostbaren Andenken und streifte ihn über einen herabhängenden Ast, dort neben dem klaren, stillen Wasser. Und dann rannte sie, ein tapferes Lächeln auf den Zügen, mit ausgebreiteten Armen Vater und Bruder entgegen.

Nun ist meine Geschichte zu Ende und alles vorbei. Solange ihr meinen Worten lauschtet, ist das Feuer herabgebrannt. Nur die Glut ist noch da. Unsere Schatten fallen groß und schwarz auf die Zeltwände.

Wir müssen gehen.

Und wenn ihr manchmal allein im Zwielicht eines Sommerabends sitzet und nichts Besseres zu tun habt, dann denkt wieder einmal an Sajo und Schapian, an ihre Sorgen und Freuden. Denkt auch an Tschilawii und Tschikanii, die wahrhaft gelebt haben, die einander lieb hatten und einsam und glücklich sein konnten, ganz wie wir Menschen.

So reiset denn in der Erinnerung zu den Hügeln an den Sprechenden Wassern und sehet wieder die ragenden Stämme. Setzet euch in das gelbe Rindenkanu mit dem durchdringenden Auge und dem lustig wedelnden Fuchsschwanz.

Und wenn ihr euch ganz ruhig verhaltet, dann hört ihr die fallenden Blätter rascheln, dann vernehmt ihr den Zauberruf der Sprechenden Wasser und die weichen, leisen Stimmen der Waldgeschöpfe, die in jenem ungeheuren, einsamen Land wohnen, das so wild und doch so überaus schön ist, Land des Nordwestwindes, Ki-wä-din.

A Bug (vorne) – A¹ Bugsitz – B Stern oder Achtern (hinten) – B¹ Achtersitz – CC Lederschlingen für die Rudergriffe – DD Lederschlingen für die Ruderblätter – E Lederschlinge für den Kopf des Trägers – F In diesem Zwischenraum bringt der Träger Kopf und Schulter unter, legt sich die Schlinge um den Kopf. Die Ruderblätter kommen auf seine Schultern zu liegen und helfen die Last verteilen. Das Boot wird umgestülpt getragen.

Die Schlingen CC und DD werden nie entfernt, sie sind immer da. Je nachdem werden die Ruder unter der Kopfschlinge durch hineingesteckt oder herausgezogen.

Ein 3½ Meter langes Rindenboot wiegt ungefähr 35 Pfund Wäscha-kwonnesin meint hier englische Pfund. Auf unser Gewicht umgerechnet sind das rund 15 Kilogramm.


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