Christian Jacob Wagenseil
Mustapha und Zeangir
Christian Jacob Wagenseil

   weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Vorwort

Das Sujet des gegenwärtigen Trauerspiels hat vor vielen Jahren schon der sel. Kreissteuereinnehmer Weiße zu Leipzig bearbeitet, und das Stück: "Mustapha und Zeangir", steht im 2ten Bande seines Beytrages zum deutschen Theater, 8. Leipzig 1767. Es ist nicht seine beste theatralische Arbeit, denn die Handlung ist zu sehr gedehnt, der langen und – langweiligen Reden sind zu viele, manche Scene ist überflüssig, weil sie nur die Handlung aufhält. Dennoch ist das Ganze nicht uninteressant, und manche situation wohl angelegt, daher ich glaube, daß eine neue Bearbeitung für das deutsche Theater um so weniger unangenehm seyn sollte, als eben jetzt der türkische Hof ein Gegenstand vielfältiger Unterhaltung ist.

Der neue Verfasser hat das Ganze in vier Akte zusammengedrängt, statt daß es vormals aus fünfen bestand, hat die Scenen zwischen Mustapha, Fatime und Zopyr ganz weggelassen, weil sie auf die Haupthandlung keinen wesentlichen Einfluß haben, und nur das Stück unnöthig verlängern würden, hat – so viel er glaubt – die Charaktere der handelnden Personen bestimmter gehalten, besonders Rustans Benehmen gegen Mustapha, und seine Beweggründe, so zu handeln, in besseres Licht gesetzt; – hat sich bemüht, die Sprache wärmer zu machen, die langen moralischen Predigten verabschiedet, und gleichsam ein ganz neues Stück hergestellt, so daß vom alten, außer der Haupthandlung, wenig mehr übrig geblieben ist, und der Dialog des ältern Dichters nur als Leitfaden angesehen werden kann. Daß das neue Stück in reimfreyen Jamben, und nicht, wie das alte, in gereimten Alexandrinern bearbeitet worden ist, wird wohl am allerwenigsten entschuldigt zu werden bedürfen.

Daß Theater hätte zwar, nach dem Gesetz der drey Einheiten, nicht verändert werden sollen und auch unverändert bleiben können, weil aber – dem Aristoteles zu Trotz – die wenigsten Zuschauer damit zufrieden sind, wenn das Auge einen ganzen Abend durch immer nur einerley sieht, so hat sich der Verfasser veranlaßt gefunden, den dritten Akt in den Garten des Serails vergeben zu lassen.

Augsburg, im Oktober 1825

Der Verleger.


Personen.

Der Inhalt ist aus THUANS "Geschichte seiner Zeit" und BUSBECKS "türkischen Briefen" genommen.

Die Handlung geht im ersten, zweyten und vierten Akt in einen Saal, im dritten aber in den Garten des Serails vor.


   weiter >>