Georg Weerth
Das Blumenfest der englischen Arbeiter
Georg Weerth

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Humoristische Skizzen aus dem deutschen Handelsleben

I

Der Lehrling

Wir stehen im Comptoir des Herrn Preiss.

Rötlich strahlt der Morgen durch zwei große, halb verstaubte Fenster auf die Tintenkleckse des Schreibpultes. Sandbüchsen, Federmesser, Gänsekiele und ähnliehe friedfertige Instrumente schlummern in holder Gemeinschaft neben Postpapier und Propatria. Hohe, ledergepolsterte Dreifüße umringen das Pult; und das Pult hat Schubladen mit Schlössern und Riegeln daran von echtem Eisen. An den Wänden, die in ihrer Jugend unschuldig weiß waren, hängen Landkarten, die mit der Zeit alt geworden sind. Außer ihnen bemerkt man ein Porträt Napoleons, den jeder kennt, ein Porträt Rothschilds, den viele kennen, und ein Porträt Gottfrieds, Friedrich Jammers seliger Erben Sohn, den nur der Herr Preiss kennt, weil er einst auf einen Schlag siebenhundert Reichsgulden an ihm verdiente, im Zwanzig-Gulden-Fuße.

Ein Bücherschrank schmückt den Hintergrund des Zimmers. Darin bemerkt man das Hauptbuch, gebunden in Schweinsleder, mit rotem Titel und messingenen Klammern; das Kassenbuch, gebunden in grüne Leinewand, mit Ecken von Eisenblech; die Prima Nota, gebunden in schwarzen Maroquin mit Goldschnörkeln; das Kopierbuch, dick und schwer wie eine Chronika; das Erkundigungsbuch, enthaltend günstige und ungünstige Zeugnisse über Moralität, d.h. Zahlungsfähigkeit der Mitglieder ehrenwerter Kaufmannschaft; das Kalkulationsbuch, darin Profit und Schaden auskalkuliert bis auf Heller und Pfennig; und endlich die Kladde, so schon viele Jahre lang gedient und reichlich besudelt worden mit roter und schwarzer Tinte, mit Türkenköpfen, Gänsefüßen und ähnlichen fratzenhaften Verzierungen längst verschollener Handelsgehilfen. Nur das Geheimbuch fehlt in dieser trefflichen Bibliothek, denn dieses bewahrt man vor den Augen der Menge, weil die Aktiva und die Passiva des Herrn Preiss darin stehen, welche niemand schauen soll, damit nicht, wie Nante sagt, jemand den Schleier reiße von des Herrn Preiss etwaigen schamhaften Verhältnissen ––

Über dem Ganzen ruht, eine siegellackduftende Atmosphäre, und schaust du um dich, da mußt du unwillkürlich ausrufen: Hier wird Geld verdient!

Die Uhr schlägt acht, und knarrend dreht sich die Tür in den Angeln. Eintritt der Herr Preiss.

Herr Preiss ist ein kleiner, aber stattlicher Mann, handfest und rund, ernsthaften Antlitzes, doch freundlichsten Bäuchleins. Unter den ergrauten Wimpern schimmern zwei flinke, unternehmende Falkenaugen. Seine Nase ist etwas gebogen, die Lippen sind fein geschnitten, das Kinn steht ein wenig nach vorn. Der Herr Preiss ist ein schöner alter Kaufmann. Er trägt graue Hosen, einen langen, grünen Rock, Halstuch und Weste sind weiß, und den fast kahlen Schädel bedeckt die Mütze mit großem Lederschirm. Der Herr Preiss nimmt die Brille aus dem Futteral und beginnt seine Morgenandacht: er liest den Amsterdamer Handels- und Börsenbericht. Lassen wir ihn lesen. Wir wollen zurück nach der Türe sehen. Sie öffnet sich zum zweiten Male, und herein tritt der Buchhalter des Geschäftes, ein Vierzigjähriger; an der Hand führt er einen Knaben, kaum fünfzehn zählend.

Der Buchhalter ist lang und dürr; er besitzt eine rote Nase, und in dem feierlichen Ernste seines Antlitzes ist deutlich zu lesen, daß er 600 Taler verdient, jährlich, mit Mühe und Arbeit. Der Kopf des Knaben ist weniger ausdrucksvoll, er ist eher nichtssagend schön und gleicht einem gesunden Borsdorfer Apfel, an dem die Wespen des Jahrhunderts noch nicht genagt haben.

»Hier ist unser neuer Lehrling!« beginnt der Buchhalter, nachdem er den im Lesen vertieften Herrn einige Male spähend umwandelt hat.

»Ha, das fehlt auch noch!« erwidert der Herr Preiss. »Jetzt soll man sich wieder mit einem dummen Jungen abgeben!« Dann auf den zarten Handelsbeflissenen losschreitend, fährt er fort: »Aber kommen Sie nur näher, mein lieber Sohn; ich habe mit Ihrem Vater den Kontrakt schon geschlossen. Sie stehen nun auf der Schwelle eines neuen Lebens, und wenn Sie sich nur gut halten, so wird es Ihnen auch schon gut gehen – aber das findet sich alles erst später.«

»Später, später!« wiederholt der Buchhalter bedeutsam. Das fromme, merkantilische Schlachtopfer errötet und verneigt sich ehrfurchtsvoll.

»Vor allen Dingen will ich Sie gleich mit Ihren Arbeiten näher bekannt machen. Arbeit ist unser Los, Arbeit ist unsre Bestimmung; mit der Arbeit verdienen wir unsern Käse und unser Brot, unsern roten und weißen Wein; die Arbeit bringt uns Lilien und Rosen.

Am besten tun Sie, wenn Sie am Morgen in aller Frühe aufstehen. Sie verrichten Ihr Gebet und gehen dann auf die Post, indem Sie den Offizianten erklären, Sie wären der neue Lehrling des Herrn Preiss und wünschten die Briefe zu erhalten. Das erste Mal soll jemand mit Ihnen gehen, damit Sie von vornherein gehörig legitimiert sind.

Die Briefe, diese viereckigen weißen Geheimnisse, ergreifen Sie sorgfältig und machen sich in entsetzlicher Hast damit aus dem Staube. Blitzschnell müssen Sie mir die Briefe überbringen, keine Minute lang auf der Straße verweilen, nichts darf Sie aufhalten – und wäre auch die Welt am Untergehen, so müssen Sie doch erst hierherlaufen und mir die Briefe einhändigen. Oh, es wäre schrecklich, wenn Sie je einmal in diesem Punkte nachlässig wären; denn sehen Sie, von den Briefen hängt alles ab – also merken Sie sich das!

Haben Sie die Briefe überbracht, so verfügen Sie sich zu dem Herrn Buchhalter und fragen Sie ihn, ob er Wechsel einzukassieren hat. Die Wechsel des Lebens sind vielfältig: Solawechsel, Tratten und Protestierte, manchmal sind sie betrübend, manchmal erfreulich. Die Protestierten gehören zu den betrübenden, und die besten sind die, welche man nicht zu bezahlen hat. Glücklich der, welcher in gemäßigtem Wechselverhältnis mit der Gesellschaft steht; ihn werden nicht Rost, nicht Motten und nicht die Zinsen des Bankiers fressen; Ruhe wird seinen Schritt umsäuseln, und der Pfeffer eines Mahnbriefes wird nie den Mohn seines Schlafes stören.

Mit den Wechseln, die Ihnen der Buchhalter gibt, treten Sie in die Häuser, wo sie fällig sind; das heißt, wo die Wechsel fällig sind – Gott bewahre uns vor fallenden Häusern! Das Wechseleinkassieren ist ein wichtiges, ernstes Geschäft, wie denn überhaupt alles wichtig ist, wobei Geld im Spiele ist. Merken Sie sich das. Mit Geld ist nicht zu spaßen; mit dem Gelde muß man vorsichtig sein wie mit seiner Seele; Geld ist das A und O des Daseins, Geld ist alles – vergessen Sie das nie!

Ich will annehmen, Sie hätten einen Wechsel auf die Herren Müller & Comp. – Da gehen Sie auf das Comptoir des Herrn Müller und sagen laut und deutlich: ›Herr Müller! Hier habe ich einen Wechsel von Herrn Preiss und bitte um den Betrag.‹ Der Herr Müller wird den Wisch von oben bis unten besehen, er wird auch Sie einmal vom Wirbel bis zur Zehe mustern und wird, wenn die Sache übrigens in Ordnung ist, in seine Geldkiste greifen, um Ihnen die fragliche Summe vorzuzählen.

Dies ist ein Augenblick, von welchem vieles abhängt.

Ich muß Ihnen nämlich bemerken, daß es in der Handelswelt gar nicht auffällt, wenn sich der eine gegen den andern so gut wehrt, wie er kann. Im Handel hört alle Freundschaft auf, im Handel sind alle Menschen die bittersten Feinde. Ich will Ihnen das jetzt näher auseinandersetzen. Sie stehen vor Herrn Müller, um das Geld in Empfang zu nehmen. Er sah Sie an, er beschaut Sie nochmals, er denkt: ›das scheint, ein junger, unerfahrener Mensch zu sein‹, und zu gleicher Zeit fällt ihm ein, daß er einige schlechte Münzsorten in seiner Kasse hat, daß es die höchste Zeit ist, dieselben wieder einmal in die Welt zu bringen, und daß Sie vielleicht der Mann sein würden, der ihn hierbei unterstützen könnte – – und immer weiter denkt der Herr Müller, spricht aber kein Wort, sondern greift in seine Geldkiste und hat kein Mitleid mit Ihrer Jugend, mit Ihrer Anmut und Ihrem Unverstande, und, das versichere ich Ihnen, wenn Sie nicht gehörig aufpassen, da mischt Ihnen der Herr Müller ein paar beschnittene Dukaten, ein paar hannoversche Fünfgroschenstücke oder einige Blafferte unter Ihr Geld, so sicher wie zwei mal zwei vier ist – sehen Sie – und dann ist der Teufel los!

Es versteht sich von selbst, daß ich den Herrn Müller nur als ein unschuldiges Beispiel anführe. Der Herr Müller ist ein ehrenwerter Mann. Aber was geht Sie das an? Da doch jedenfalls die Möglichkeit vorhanden ist, daß selbst dem ehrenwerten Herrn Müller einmal etwas Menschliches passiert, so sind Sie unter allen Verhältnissen des Lebens verpflichtet, den Herrn Müller für einen – ich will gerade nicht sagen: Schuft – jedenfalls aber für das zu halten, was einem Schufte zwischen Hell und Dunkel aufs frappanteste ähnlich sehen könnte. Sie müssen sich steif und fest einbilden, der Herr Müller wolle Sie übertölpeln, und deswegen müssen Sie ihm auf die Finger passen, und dann werden Sie auch nie einen König Hieronymus, einen Coburger Dreier oder einen Dänischen Fuchs mit nach Hause bringen. Verstehen Sie mich?«

Dem jugendlichen Lehrling fiel es wie Schuppen von den Augen. Die Worte des Herrn Preiss durchdrangen ihn mit ihrer ganzen unermeßlichen Wahrheit.

»Haben Sie für Ihren Wechsel das richtige Geld zu den richtigen Kursen in Empfang genommen, so stecken Sie alles in Ihren Sack, binden den Sack mit einem Bindfaden zu und fassen den Sack mit der Hand so fest an, als es Ihre Kräfte erlauben.

Wie Sie es mit einem Wechsel machen, so machen Sie es mit allen, und sind Sie fertig, so kehren Sie unverzüglich nach Hause zurück. Unverzüglich, sage ich Ihnen! Das Geld in den Händen, schauen Sie weder rechts noch links, bis Sie wieder auf unserem Comptoir stehen, wo Sie der Herr Buchhalter mit offnen Armen empfangen wird, wenn Sie keinen Bock geschossen haben.

Oh, schießen Sie keine Böcke! Hüten Sie sich vor den Böcken, nichts ist entsetzlicher als ein Bock.

Aus der Stadt zurückgekommen, beginnen Sie mit Comptoirarbeiten. Sehen Sie, hier ist das Kopierbuch. Das gehört Ihnen, das sollen Sie nun in Zukunft führen. Sie werden viel dadurch lernen, und die Beschäftigung ist interessant. Fast das ganze Geschäft läuft durch dieses Buch. Jeder Brief, den wir schreiben, muß hier kopiert werden. Obenhin schreiben Sie den Namen des Menschen, an den die Epistel gerichtet ist, und dann schlankweg alles, was folgt, bis zu den Empfehlungen, Grüßen und freundschaftlichen Versicherungen. Dergleichen Sachen brauchen Sie nie zu kopieren, denn es versteht sich von selbst, daß wir ›achtungsvoll‹ unterzeichnen, wenn jemand eine gute Bestellung gab, daß wir ihn mit unendlicher Liebe und Wärme umfassen, wenn er bestellte und zugleich bezahlte, und daß wir ihm unsre grenzenlose Verachtung zu erkennen geben und bloß ›höflich grüßen‹, wenn er auf zwei Mahnbriefe nicht erwiderte.

Machen Sie die Buchstaben so schön wie möglich, und vor allen Dingen nehmen Sie sich mit den Zahlen in acht. Das ist eine ernsthafte Geschichte. Wenn eine Zahl nicht richtig ist, da fährt gleich die Konfusion hinein von allen Ecken. Am Buchstaben ist mir nicht soviel gelegen, aber an der Zahl – hören Sie mal, guter Freund, kopieren Sie mir die Zahlen richtig, sonst sind wir geschiedene Leute. Zahlen regieren die Welt.

Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, daß es mit dem Abschreiben der Briefe nicht allein getan ist; es versteht sich von selbst, daß Sie sich auch den tiefen Sinn dessen, was Sie kopieren, einzuprägen haben. Das Kulante des Stils, die Eleganz der Wendungen, das Treffende in den Ausdrücken und Benennungen, die Höflichkeit inmitten der größten Grobheit und das Einschmeichelnde bei der heftigsten Erbitterung – alles, alles haben Sie sich zu bemerken, alles Ihrem Gedächtnis einzuprägen, damit Sie einst selbst Korrespondent werden können und damit ich Sie einst zur Höhe meines Geschäftes avancieren lassen kann.

Auch der einzelnen Manipulationen, welche die Korrespondenz berührt, müssen Sie sich stets zu erinnern wissen, und die Namen unsrer Kunden bemerken Sie sich und die Art, wie wir sie entweder über den Löffel barbierten, wie wir sie auf den Händen trugen oder wie wir sie im Gedränge untergehen ließen; denn daraus können Sie stets abnehmen, wes Geistes Kinder sie sind und welchen Kredit sie verdienen. Sie sehen, ich übertrage Ihnen eine herrliche Arbeit. Das Kopierbuch ist das Evangelium des Comptoirs – und nun schreiben Sie es auch recht hübsch, damit ich Freude an Ihnen erlebe. Groß ist der Handel und weltumfassend! Glücklich der, welcher unter seinen Fittichen geruht, denn ihm wird wohl sein wie einem Maienkäfer unter den Linden.

Sind die Comptoirarbeiten vorüber, da bricht ein neues Leben für Sie an, Sie beschäftigen sich nämlich dann auf dem Warenlager, in den Magazinen. Man wird Sie Muster anfertigen, Pakete machen und Ballen versenden lassen, wodurch Sie sich um unschätzbare Kenntnisse bereichern werden. Qualitäten und Preise der verschiedenen Waren erlernen Sie spielend, indem Sie dem Abschlusse manches Kaufes beiwohnen. Sie sehen, welche Sorte für diese Gegend zieht und welche für eine andre paßt, Sie lernen die Sitten und Gewohnheiten der verschiedenen Völker kennen, ihre Fehler und ihre Tugenden, ihre Zahlungsfähigkeit und, ach! – auch ihre Insolvenz!

Menschen lernen Sie kennen, indem Sie mit Käufern und Verkäufern umgehen; studieren Sie ja die Schwächen eines jeden, denn das wird nie zu Ihrem Schaden sein. Merken Sie sich jedes Lächeln Ihres Gegenmannes, das geringste Zucken seiner Mundwinkel, die leiseste Bewegung seiner Augen, denn das Äußere des Menschen spiegelt oft genug das Innerste seiner Seele wider. Die Seele aber steht in genauem Zusammenhang mit dem Geldbeutel, und die Börse Ihres Gegners ist stets von speziellem Interesse für Sie.

Dunkel deute ich Ihnen die vielen Genüsse an, welche die Lust Ihrer Jugend und die Seligkeit Ihres Alters sein werden.

Gibt es etwas Schöneres als den Handel und Wandel? Gibt es ein vollkommeneres Wesen auf Erden als einen vollkommenen Kaufmann?

Ein vollkommenes Wesen soll vor allen Dingen seine Zeit begreifen und sein Jahrhundert; ein guter Kaufmann verstand von jeher beides, denn er verstand sich auf sein eignes Interesse!

Ruhig, im Bewußtsein seiner Würde, steht er da, und alle Künste und Wissenschaften der Welt drängen sich zu ihm heran, um ihm zu huldigen, um ihm zu dienen. Philosophie, Mathematik, Geographie, Ökonomie, die ganze Rechtswissenschaft samt der Medizin und allen übrigen Herrlichkeiten von einem Pol bis zum andern, was wären sie, wenn sie der Kaufmann nicht in preußisch Kurant verwandelte.

Glücklich preise ich Sie, daß ein gutes Schicksal Sie in den Port des Kommerzes führte. Arbeiten Sie treulich von 7 Uhr morgens bis 9 Uhr abends, und gehen Sie endlich nach Hause und legen Sie sich zu Bette. Da lassen Sie alles, was Sie am Tage sahen und hörten, noch einmal an Ihrer Seele vorübergehen, Briefe und Wechsel, Dukaten und Krontaler, Geldsäcke und Kopierbücher, Kurse und Warenproben, Konkurrenten und Geschäftsfreunde, und stärken Sie sich hieraus zu neuer Tätigkeit durch einen kurzen, aber erquickenden Schlaf.

Verstehen Sie mich? Ich hoffe, Sie haben mich verstanden. Aber jetzt noch eins! Nämlich –«, hier machte der Herr Preiss eine lange Pause, er legte die Hand auf die Schulter des Lehrlings und sah ihn mit einem durchbohrenden Blicke an, »– nämlich, hören Sie, junger Mann! Ich habe Vertrauen in Sie. Sie sind von rechtschaffener Familie, und ich bin bereit, Sie in mein Geschäft durchaus einzuweisen; ich will Ihnen Gelegenheit geben, in dieser Welt fortzukommen; ich kann Ihnen versichern, wer in meiner Schule gewesen ist, der kommt fort – hören Sie! Vier Jahre lang werden Sie einstweilen bei mir bleiben, denn so lautet der Kontrakt, den ich mit Ihrem Väter geschlossen habe; diese vier Jahre werden Ihnen herumgehen wie ein Tag; denn keine Stunde sollen Sie müßig sein, und ich werde Ihnen genug zu tun geben. Hören Sie aufmerksam zu – eines befehle ich Ihnen vor allem, und ich will, daß Sie dieses eine halten sollen vor allem andern – nämlich, was Sie auch hören und was Sie auch sehen werden auf meinem Comptoir oder auf meinem Lager – kurz, was Ihnen auch begegnet im ganzen Umkreise meines Geschäftes, erwähnen Sie davon nicht das geringste, sobald Sie die Schwelle meines Hauses verlassen haben! Verstehen Sie mich? – Stumm wie ein Fisch!«

»Stumm wie das Grab!« flüsterte der erschrockene Lehrling; er atmete tief auf, und seine unschuldigen Augen neigten sich vor den Flammenblicken des gewaltigen Prinzipals.

Während der Konversation des Herrn Preiss und des Lehrlings waren die übrigen Arbeiter ins Comptoir getreten und hatten sich lautlos an ihre Plätze gesetzt. Eine Totenstille entstand in dem mystischen Räume, und man hörte bald nur noch das Kritzeln der Federn, die in geschäftiger Eile über das Papier tanzten.


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