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Der Mann war durch den Anblick der schönen Mexicanerin, in den Umständen, worin er besagter Maßen sich befand, in einen solchen Paroxysmus gesetzt worden, daß er in dieser ganzen Sache bisher bloß mechanisch und animalisch zu Werke gegangen war; worüber ihn Herr von Buffon rechtfertigen mag, wenn es ihm beliebt. Tlantlaquakapatli zuckt die Achseln und fährt in seiner Erzählung also fort:
»Durch die ganze Natur pflegt auf einen heftigen Sturm eine Stille zu folgen.
»Kikequetzel – voll Unmuth und Galle, daß sie den Mann nicht so sehr hassen konnte, als sie gern gewollt hätte – bediente sich des ersten günstigen Augenblicks, sich los zu reißen.
»Der Mann fühlte vermuthlich in diesem Augenblicke, trotz dem Buffonischen System, eine sittliche Regung, welche ihm sagte, daß er einem so liebenswürdigen Geschöpfe nicht 310 wie ein Mann, sondern wie ein Pavian begegnet sey. In dem Augenblicke, da sie ihm entfliehen wollte, warf er sich zu ihren Füßen, umfaßte ihre Knie und bat in einer Sprache, die ihr bekannt war, so dringend und so demüthig um Vergebung, daß es – einen Stein hätte erbarmen mögen.
»Sie war entschlossen, ihm nicht zu vergeben; aber vor Erstaunen, ihre Muttersprache reden zu hören, blieb sie etliche Augenblicke stehen und betrachtete den Mann zum ersten Mal mit Aufmerksamkeit.
»So klein dieser Fehler scheint, sagt Tlantlaquakapatli, so war es doch – der einzige, den sie in dieser ganzen Sache machte. Die folgenden machten sich von selbst, ohne daß sie etwas dazu konnte. – Es war ein sehr großer Fehler, meine lieben Landsmänninnen!«
Die Figur eines Hercules oder Gladiators ist nicht allen Schönen so gefährlich, als sie es der Gemahlin des Kaisers Marcus Antonius gewesen seyn soll: aber die schöne Faustina (wofern ihr anders durch diese Nachrede kein Unrecht geschieht) war doch auch gewiß nicht die Einzige, der sie gefährlich ist; und – wenn eine solche Figur, nach einem solchen Auftritt, in keiner genauern Kleidung, als eine Löwenhaut über den Rücken, und mit so ungestümen Begierden, als die seinigen waren, zu euren Füßen liegt, – so ist Alles, was der übertriebenste Schmeichler eures Geschlechts sagen kann, daß in diesem Falle unter Fünfen wenigstens Eine Faustine seyn würde.
Das Beste, meine werthen Freundinnen, ist, daß es heutiges Tages (wenigstens in den policirten Theilen von Europa) keine Herculesse und noch weniger so ungestüme 311 gibt; – oder, wofern es ja unter der rohesten Menschenart einen gäbe, daß es ganz unfehlbar eure eigne Schuld wäre, wenn er sich jemals in einer solchen Positur zu euren Füßen befände.
Aber der guten Mexicanerin Schuld war es nicht, daß sie sich in diesem Falle befand. Das arme unschuldige Ding! Sie machte die Augen wieder zu. Aber es war zu spät!