Christoph Martin Wieland
Koxkox und Kikequetzel
Christoph Martin Wieland

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29.

Die schöne und unbeständige Kikequetzel hatte inzwischen ihres Orts auch Zeit gehabt, sich den Vorzug mehr als ein Mal 319 gereuen zu lassen, den sie dem breitschultrigen Tlaquatzin vor dem sanften Koxkox gegeben hatte. Seine rauhe Gemüthsart machte einen sehr starken Abstich gegen die zärtliche Begegnung, an welche sie von Koxkoxen gewöhnt worden war: und wie dieser durch seinen Fleiß und seine Neigung zum Pflanzen die Gegend um ihre Wohnung zu einem kleinen Paradiese gemacht hatte, so war sie hingegen durch die Trägheit ihres neuen Mannes, der sich bloß mit der Jagd beschäftigte, unvermerkt wieder eine Wildniß geworden.

Ihre Freude über Koxkoxens Wiederkunft würde also unbeschreiblich groß gewesen seyn, wenn sie nicht durch den Anblick seiner Begleiterinnen in etwas wäre gemäßiget worden. Indessen war doch in der Vorstellung, Personen von ihrem eigenen Geschlecht zum Umgang zu haben, etwas Angenehmes, das ihr auf einer andern Seite die Ungemächlichkeiten der Theilung zu ersetzen schien.

Auch der herculische Tlaquatzin hatte eine gedoppelte Ursache, sich die Wiederkunft seines alten Freundes wohl gefallen zu lassen: denn erstlich sah er ihn für einen Menschen an, der für ihn arbeiten würde; und zweitens war es ihm ganz angenehm, einen kleinen Harem zu seiner Disposition zu haben.

Er machte nicht die geringste Schwierigkeit, den Vertrag einzugehen, den ihm Koxkox anbot; denn er verließ sich darauf, daß er den Schlüssel zu Kikequetzels Herzen habe, so oft es ihm einfallen würde, Gebrauch davon zu machen. Er hielt sich selbst Wort. Aber Koxkox (welcher so einfältig nicht war, als er aussah) beruhigte sich damit, daß Kikequetzel wieder einen himmelblauen Kopfputz trug, und daß ihm die 320 beiden Schwestern und die Tante selbst so viele Gelegenheit zur Rache gaben, als er nur wollte.



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