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Vierte Szene

»Und der Herr befahl den Engeln, sie sollten den Menschen in das Himmelsgewölbe führen, und er setzte ihn in den Garten Eden, dies war ein herrlicher Lustgarten auf der Spitze der Perle aller Berge, welchen kein Mensch besteigen kann.«

 

»Und als sie beide im Felde waren, sprach Kain zu seinem Bruder Abel: Es ist kein Gericht, und ist kein Richter, und ist keine andere Welt jenseits dieser; nicht wird dem Gerechten sein Lohn und nicht wird dem Bösen seine Strafe; nicht auf Milde ist die Welt aufgebaut und nicht mit Barmherzigkeit wird sie geleitet.«

Das Innere der Höhle.

Von vorne rechts nach rückwärts links der gewaltige Torbogen des Eingangs, von dessen Schwelle die Felsen herabsinken bis zur Sohle des Gewölbes. Hier steht inmitten, aus Steinen aufgebaut, der mächtige Herd. Jenseits seiner, erhöht, ins Gestein gehauen und mit Fellen überbreitet, das Lager Adams. Links vom Herde, vor ihm und rechts von ihm, ebenfalls fellbedeckt und dem Felsboden abgewonnen, die Lager Evas, Abels und Kains.

Es ist Nacht. Der Himmel zunächst eine schwachgegliederte dunkle Wolkenmasse. Im Abglanz der Herdglut ist die Gestalt des schlafenden Adam deutlich sichtbar. Allmählich tritt Mondlicht von obenher in das Gewölk, das nun in phantastischen Gebilden von rechts nach links über den Himmel zieht. Jetzt wird auch Eva auf ihrem Lager klar wahrnehmbar. Die Schlafstätten der Brüder, gleichfalls im weißblauen Lichte, sind leer.

Eva unruhig geworden im Schlafe

Blau brennt die Welt! – Berge, in Flut gelöst,
Strömen! – Gewässer, starr geworden, türmen sich!
Eis ist die Welt und treibt und treibt und treibt!
Aus welcher Nacht wohin in welche Nacht?!
Wird denn nicht Tag?! Wird niemals wieder Tag?!
Angstvoll, ein wenig aufgerichtet
Es wankt – wankt – wankt!
Zerrt mich, hebt, reißt mich fort!
Wo klammre ich mich an!? Die Nägel brechen!
Aoh, es blutet, schmerzt! – Halt, halt, Eisflut,
Blaubrennende! – Erfrieren mag ich nicht!
Sinkt frostgeschüttelt zurück.

Adam erwacht und aufgestanden, tritt zu Eva und bedeckt sie mit Fellen

Eva!

Eva im Schlaf

Wer ruft?

Adam über sie gebeugt

Das Antlitz wende du
Vom Mond ab. Traumgeängstigt spricht der Mund.

Eva

Spricht er? – So wend' ich mich.

Sie kniet mit geschlossenen Augen auf, um sich anders zu legen, aber mitten in der Bewegung scheint sie sich zu besinnen und tastet an das Kopfende von Abels Lager, das zu ihren Füßen ist.

Kein Abel da?
Sein Lager leer! – Wo ist mein Abel?

Adam der inzwischen Holzscheite in die Herdglut gelegt hat

Wohl schon nah.
Die Herden hör' ich brüllen heimgekehrt.

Eva immer im Schlaf, wieder angstvoll

Sie brüllen? – Brüllen sie?! – So ist er nicht
Bei ihnen!

Adam indem er sich wieder legt

Wer denn sonst trieb sie zu Tal?

Eva leise, wie ein Kind, ganz entschlafend

Der schwarze Hund, der beißt.
Drum brüllen sie.

Der Himmel ist indessen wieder finster geworden und verharrt so. Die Hölzer auf dem Herde haben Feuer gefangen und lodern nun plötzlich hellauf.

Eva im roten Scheine jäh aufgerichtet, erst angstvoll flüsternd, dann voll Entsetzen

Rot brennt die Erde! Rot! Glutregen fällt! –
War dies der Sinn, daß Eva Mutter ward?
Frucht süß, und Frucht der Süße Bitternis! –
Bleib heute bei mir, Abel! Blutföhn weht.
Die starken Stämme bricht's, die Rohre schrei'n:
Gottes Gericht über den Samen Adams! –
Adam!! Es schleicht auf Tatzen! Nimm die Axt!
Es tropft von Lefzen rot! Blut ist die Spur,
So breit wie Menschensohlen! Greif die Axt!!
Und schlag es nieder, nieder! Blut um Blut!!

Adam aufgestanden, bei ihr

Nichts schleicht auf Tatzen. Keiner Axt bedarf's.
Wach auf und zittre nicht! Ich bin bei dir.

Eva aufgewacht, schlaftrunken

Adam? – So ist es gut. – Entsetzlich war's!

Voll wilden Jammers

O Qualgesichte!
Grausame Engel nieverjährten Fluchs,
Wann endlich gebt ihr meine Nächte frei?!

Sie vergräbt ihr Antlitz weinend in ihr Lager und entschläft.

Es ist allmählich wieder ganz mondhell geworden und weiße Wolken jagen über den Himmel. In das Sausen des Windes mischt sich nun deutlich von tief untenher das vielstimmige Gebrüll von Rindern. Adam hat sich von Eva weg erhoben, ist lauschend gestanden und eben im Begriff, dem Höhlenausgang zuzuschreiten, da wird, schwarz gegen den Himmel, im Felsbogen Kain sichtbar. Er hat die Gebärden eines Gehetzten und wirft Steine gegen unsichtbare Verfolger. Seine Stimme gedämpft, heiser, wie aus Fieber.

Kain

Trolle dich, Pack! Hab das! Und das! Und das!
Geziefer, pfauchendes! Die Schlüfte voll
Von Augen! Alle Katzen los! Fangarm,
Nach mir gereckt! Geschling um Arm und Bein!
Die Erde Lehm! Steinschwere an den Sohlen!
Weg da! Zurück! – Wohin entrett' ich mich?!

Weicht, mit Luftgebilden kämpfend, Schritt für Schritt zurück und gelangt so immer tiefer herab in die Höhle, den Blick auf den Eingang gerichtet, neuen Angriffs gewärtig.

Adam der ihn beobachtet hat, gedämpften aber herrischen Anrufs

Kain!

Kain zusammenschreckend, jäh gewendet

Wer ruft!? – Ja so. – Wohl! Ich, der Kain.

Adam

Was treibst du?

Kain

Was ich –? Ich treibe nichts! Wenn jemand trieb,
Gewiß nicht ich! Beim Gott – beim Kain! – nicht ich.
Ein Wolf vielleicht? Nein! Rudel, keuchende!
Bündel von Schlangen, zischend! Echsen, zackig
Beschwingt, mit Riesenschweifen peitschende,
Glut schnaubend und Gestank!
Er wirft sich auf sein Lager
Doch nun ist's gut.

Adam

Ist Kain ein Kind geworden?

Kain leise aufheulend

O, ein Kind, ein Kind!

Adam

Die Herden brüllen.

Kain verwirrt, dienstbeflissen aufspringend

Soll ich sie tränken gehn?

Adam

Tränken des Nachts?! – Sie dürsten nicht vor Tag.
Leicht wittern sie Gefahr!

Kain

Gefahr? Woher? – Raubwild?
Das hätt' der Kain erwürgt, der Würger Kain!

Adam

Ist Abel nicht bei ihnen?

Kain zusammenfahrend

Abel?! – Oh,
Nicht weit! – Wo Quell den Sturz macht, wo Gebüsch
Den Fischen schattet, liegt der Knabe – kühl!
Läßt sich das Haupt bespülen, redt kein Wort,
Wehrt nicht einmal den Raben und den Geiern!
So stumm und unwirsch ward er über Nacht.
Kain um so heitrer und gesprächiger!

Adam

Vernunft ist nicht in deiner Worte Schwall!
Verschlaf den Unsinn, den die Zunge lallt. Er wendet sich zum Schlafen.

Kain wirft sich wieder auf sein Lager

Ja, schlafen – schlafen!

Fährt empor

Hundepfühl, bist du
Aus Disteln aufgeschüttet? Brennst du, stichst?
Was lockt dort? – Bett, das leersteht, warum nehm'
Ich dich nicht in Besitz? – Er, der sich breit
Gemacht auf dir, jetzt ist er – schmal geworden.

Er kriecht auf allen Vieren auf Abels Lager und kauert dort

O, zu der Mutter Füßen liegt sich's gut!

Sein Blick wird allmählich gebannt von Evas nackten Füßen

Weiß – weiß wie Birkenbast, o, weißer noch! –
Schwatzte der Knab' nicht so? – Wie werden Menschen?
Ich wüßt' schon, wie sie würden, hätt' der Gott –
Welcher?! Wo ist ein Gott noch?! – hätte er
Bloß nicht vergessen, wie dem Bock, dem Stier,
So auch dem Kain den Schoß zu machen, der
Ihm Junge würf'! Kain wollt' nicht faul sein! – Geißlein,
Knieeingeklemmt, hält still zwar allerliebst,
Doch unfruchtbar dem Kain. – Dies aber schwillt
Empfängnis, duftet Brunft! – Du weiße Hindin,
Um die die Hirsche kämpfen in der Nacht,
Kain lechzt nach deinen – Fersen! Er beugt sich über Evas Füße und küßt sie scheuer Gier.

Eva von der Berührung aufgestört, richtet sich im Schlafe auf

Im Anfang war die Nacht. Dann kam das Licht. –
Licht ist das Kind! Darum sind seine Locken
So klar wie Strahlen, goldgesponnen ganz. –
Wo ist dein Krauskopf, Heller Menschensohn?
Sie tastet nach Abels Kopf und berührt den des Kain
Da bist du!

Kain unter ihrer streichelnden Berührung stöhnend

Gut!

Eva jäh innewerdend

Nicht Abel?!

Kain demütig werbend

Nur der Kain.

Eva

Der Kain? – Ja so, der Kain. – Ich kenn's am Haar.
Warum denn liegst du heut an Abels Statt?

Kain

Von heut an immer ich an Abels Statt!

Eva gütig, lächelnd

Ich weiß ja doch, daß du dich nur verstellst
Und ahmst den Kain nach, wie er bellt und brummt.
Doch deiner Lippen Wohllaut, er gebärdet sich
Nur schwer so rauh, und sanfter Liebesklang
Bricht durch wie Blüten aus dem letzten Schnee.

Kain faßt sie an, rauh

Genug! Mutter, wach auf!

Eva nun wirklich ganz wach

Bin wach! – Was gibt's?

Kain verwirrt

Nichts, nichts!

Eva

Mir dies zu sagen, weckst du mich!?

Kain

Mutter! – Vier Tage schweift' ich nun. O, nie
Mehr wieder müßig! – Seitdem ich denk', mein Tun
Gebückten Rückens, erdewärts der Blick. –
Aufschaun gefährlich! Leer ist's oben, leer!
Und Tagwerk kaum getan, eh trocken noch
Der Schweiß der Stirn, sank Auge schwer! Das soll
Nun anders werden!

Eva

Anders? Will der Kain
Nicht Kain mehr sein?

Kain

Er war so, wie er war,
Nicht sehr geliebt!

Eva

Doch immer gern bedankt.

Kain

Bedankt wie ein Gerät, das hilft und nützt!
Man hackt's zu Brennholz, wenn es ausgedient!
Der Kain will endlich mehr sein!

Eva

Mehr als Kain?

Kain

Ist man denn eingesperrt in seine Art
Gleich einem Raubtier in Verhaugebälk?
Und Nackenhub, Stirnstoß und Prankenhieb
Sprengt, weitet nicht den Pferch?!

Eva

Wilde Gewalt nicht!

Kain

O, nicht Gewalt! Doch Dienens Inbrunst, Wortes
Und Blickes Werbung, ungeheueres
Verrichten! Ist dies alles nichts?!

Eva nicht unberührt

Nie hört'
Ich so den Kain.

Kain

O, nur weil niemand je
Auf Kain gehört! Doch, Mutter, hör mich jetzt!
Soviel der Joche ich bisher gepflügt, soviel
Des Wildes ich erlegt, soviel der Stämme
Gefällt ich und geschleppt, bis Schulter wund –
Mutter, von heut an will ich doppelt pflügen,
Erlegen, fällen, schleppen! O, und auch
Der andern Arbeit will ich tun! Und will
Den Staub euch küssen von den Knieen, wenn ihr
Es duldet von dem Kain!

Eva

Dies dankte dir,
Nur wer Vergehens nicht bedarf in Mühen.
So glücklich ist nur Einer: Abel!

Kain auffahrend

Ich kann's nicht hören, wie du Abel sprichst!
Anders als: Kain! Ich bin der beßre – Knecht! Packt sie an.

Eva in jähem Abscheu

Der Beßre auch im Wehtun! Gib mich frei!

Kain wild

Verflucht!

Adam aufgewacht, sich aufrichtend

Was flucht der Kain? Muß selbst die Nacht
Aufschrecken wüster Laut?

Kain hingewühlt

Ich fluch', fluch' ja nicht mehr!
Ich Kain, der viel bezwang, bezwing' auch mich!
Nieder die Stirn! Nacken gebeugt! Demut!
Demut! Ich will – will neu beginnen, ich!
Habe euch oft gekränkt, ja oft! Wenn auch
Mit Vorsatz nicht, nur weil ich eben war!
Vorbei! Vergeßt! Vergebt! Dornicht Gestrüpp,
Das reißt und sticht, ist Hecke doch, die wehrt!
Und schien ich lauernd, unwirsch, abgewandt,
War's nur: es lag mir was im Weg! Fort, fort
Damit! Es liegt zwar noch, doch stumm, und buhlt
Nicht mehr, und manches Dunkel ist gehellt!
Es ist der Mensch von heut an ähnlicher
Dem Gott!

Eva

O, Ähnlichkeit verhängnisvoll!

Adam

Mit diesem Wort begann der Menschen Leid!

Kain

Begann's damit, so endet's auch damit!
Ähnlicher Gott, sag' ich, der Leben schafft
Und es in Scherben haut! Er wird's nicht mehr!
Nicht mehr allein! Die Tat hab' ich vollbracht!
Als erster ich, der Kain, und freue mich!

Adam

So war sie bös! Freu ihrer dich allein!

Kain

Allein, immer allein! Ich bin es satt!
O ich, ich tat es nicht, um weiter stumm
Zu sein! Um weiter Abgrund, eisigen,
Zu dulden zwischen Kain und Nicht-Kain! Tat's,
Daß wer die Hand mir faßt, nicht seitwärts schielt
Nach einer andern minder schwieligen!
Ich tat's –!

Eva in erstem Ahnen

Was tatst du?

Kain

Was?! Ein Wunder!
Einbruch in scheinbar göttlichen Bereich!

Eva

Mir bangt um Abel!

Kain wild lachend

Bangt dir?! Nicht die Ursach'!
Abel, gefeit vor Tier und Mensch und Gott,
Ja selbst vor Kain, was mehr! Geborgen
Und eingebracht wie Weizen nach dem Schnitt
In seines Hochmuts Reife!

Eva

Sahst du ihn?

Kain

Am Bache lagen wir im grünen Gras,
So grün es war, es wechselte die Farbe,
Und auch den Bach verdroß sein ödes Blau! –
Doch dann, als es geschehn, das Ungeheure
Und doch Geringe – denn es ist nicht anders,
Als wenn man einem Wurm den Garaus macht! –
Da, ihn zu fordern, der sich tückisch birgt,
Furchtsamer scheint's denn furchtbar – gipfelwärts
Zur Stätte, gestern noch verboten, wo
Der Gott mit Engeln rastet, klomm der Kain!

Adam

Weh dir!

Kain immer berauschter

Wohl mir und euch! Wald wich, Gras schwand!
Sturm duckte, was noch wuchs! Nur Kain,
Der Mensch, aufrecht empor! Noch flüchtig Wild,
Noch Riesenvögelschreie, aufgescheucht!
Nun nichts, was lebt, mehr! Wolken schnaubt der Mund!
Weiß! Funkelzacken, blank ins Blau gereckt!
Mit Donnern sausen Hänge ab in Gischt!
Hinauf! Aus Lippen, Ohren, Nüstern Blut!
Hinauf! Gestemmt, geklammert, eingekrallt
Ins weiße Feuer! Haut von Händen Fetzen!
Hinauf! Vergehn in Nacht! Erwachen! Oben! Oben!

Adam

Und Gott?

Kain trunken

Kein Gott! Nichts! Nichts! Nur Eis!

Eva

Mein Traum?!

Kain

O, nicht mehr Traum, Gesichte, Geister, Engel
Mit Flammengeißeln! Alles Ausgeburt
Der Menschenangst! Dies Tal nur eine Schrunde,
Steinig und dornicht, an dem Leib der Welt!
Glückland die Erde, nicht Verdammnisstatt!
Und jenseits Eises: Lüfte, hergeweht
Ein Odem Duftes! Triften hochherauf
Für hundert Herden! Wälder, jagdliche!
Getier, sich sonnend, traulich hergewandt!
Quellen aus jedem Steine, tränkenreich!

Eva mitgerissen

Bäume voll Früchten, groß wie Männerfaust?!

Kain

Größer!

Eva

Gesträuche Blühens, blätterlos?!

Kain

Zu tausend!

Eva

Wasser, gesammelt fließende?
Weiß Himmel spiegelnd, farbig Uferland?!

Kain

Gewaltige und still wie Wolkengang!

Eva

Geranke, süßer Beeren trächtiges?!

Kain

Wälder davon, berauschenden Geruchs!

Eva aufjubelnd

O Eden! Abels Land!

Kain jäh in Wildheit umschlagend

Was Abels! Land
Des Kain! Und eures, wenn ihr wollt! Mit mir!
Gürtet die Lenden, brechet Tore auf
In eure Finsternis! Gott ist der Mensch!!

Adam

Die Schlange spricht aus ihm!!

Kain

Gepriesen, oh,
Gepriesen sei die Schlange! Sie spricht wahr!
Denn was gewagt ward, ungeheuerlich
Dem dumpfen Sinn von gestern, es geschah
Durch einen Menschen! O, und doch
Ruht Erde fest, Wandel der Sterne flammt
Geheime Zeichen fürder ungerührt!
Wasser versiegten nicht, kein Himmel barst!
Und Wahn, Angst, Fluch und Einer, der zuviel,
Mit einem Streich getilgt vom Rumpf der Welt!
Und, aus dem Blut beseitigten Gebrests,
Die Erde blühend auf, ein licht Gebild,
Ein neues Paradies! –
Ihr schweigt?! Noch immer nicht genug, was Kain
Vollbracht?! Wie diese Erze schmelze ich?!

Eva plötzlich voll Grauens, visionär

Abel, bleib heute bei mir! Blutföhn weht!
Die starken Stämme bricht's! Die Rohre schrein!
Abel – Abel!

Kain in wilder Wut

Was Abel, Abel, Abel!!
Ist dieser Name ein Geschöpf, das zäh
Sich an die Erde klammert?! Wächst er wie
Ein Riese auf, beklemmend allen Raum?!
Muß ich auch ihn – ?!

Eva schreiend

Rot brennt die Erde, rot!
Es schleicht auf Tatzen! Träuft von Lefzen rot,
Blut ist die Spur, wie Menschensohlen breit!
Gottes Gericht über den Samen Adams!

Adam

Kain!
Wo ist dein Bruder Abel?!!

Kain

Weiß ich es?
Bin ich der Hüter meines Bruders?

Adam

Kain!!
Blut Abels schreit zum Himmel wider dich!

Kain

Nichts hör', nichts weiß ich!

Adam

Kain! Was tatst du ihm?!

Kain aufbrüllend

Erschlagen Abel!

Eva

Wehe! Sinkt in sich zusammen.

Adam auf Kain zu

Blut um Blut!

Kain wirft sich nieder, hält sich dem Streich hin, heult auf

Ja!! Töte mich! Ich bettle, knie'!

Adam jäh besonnen, reißt ein brennendes Scheit vom Herd und Kain vom Boden auf

Auf! Auf!
Brände zur Hand! Den Weg vorangeflammt!

Kain wiedererwachten Trotzes, ringt sich los, gewinnt den Ausgang; von dort her gellenden Hohnes

Find ihn dir selbst! Blut ist die Spur,
Wie Menschensohlen breit! Entspringt.

Adam will nach, aber die Kniee versagen. Das Scheit entfällt der Hand. Dann wilden Schmerzes himmelauf

Du Gott! Warum
Nicht mich? Warum den Knaben?!

Eva emporgerafft, wankend auf Adam zu

Suchen – suchen – suchen!

Die beiden Menschen, einander stützend und haltend, gehen hinaus in die Nacht.

Ende der vierten Szene


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