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Des Abends war es, Glocke neun, Ein wenig konnt' es später sein, Da kam in Köln ich endlich an, Ein hungriger und durst'ger Mann, Und kehrte in ein Wirtshaus ein, Das just hell im Laternenschein Mich gastlich winkend an sich zog, Als ich um eine Ecke bog. Es hieß »Sankt Paul«, das wackre Haus, Gott segne, die gehn ein und aus! Drauf zu! mit Schritten langen, eil'gen, Ich dachte: da es einen heil'gen Apostel gar im Schilde führt, Wie sich's so nah am Dom gebührt, So ist's gewiß ein christlich Haus, Stellt seine Rechnung christlich aus, Der Wirt wohl auch ein guter Christ, Der in den Wein nie Wasser gießt, Mit Heidelbeeren ihn nicht färbt, Nicht mischt und manscht, nicht firnt und gerbt. Die große Glocke bim! bam! bum! Da standen sie um mich herum, Die Serviette unterm Arm, Der Kellner dienstbeflissner Schwarm. Was weiter folgte, wißt ihr schon, 'S ist überall derselbe Ton, Ein Kratzfuß, dann die Zimmernummer, Dann zwei, drei Treppen und so fort, Wozu der Lärm! mein ganzer Kummer War ja mein Durst, drum mehr kein Wort! »Herr Wirt! ein Schoppen Postillion!« »Sehr wohl, mein Herr!« da stand er schon. Der Wirt mit vollen, roten Wangen Und weißem Haar, im Kinn ein Grübchen, War mit mir durch den Saal gegangen Ins kleine, stille Hinterstübchen, Schiefwinklig war's, wo einer saß, Der Mosel trank und Zeitung las. Ich setzte mich an seinen Tisch, Er legt' beiseite seinen Wisch, Und eh' der zweite Schoppen leer, Da waren Freunde ich und er. War zwar ein böser Demokrat, Doch wohlbeleibt, mit rundem Kopfe, Der nachts gut schlief, und in der Tat, Er nahm die Welt beim rechten Schopfe. Wir schenkten ein und tranken aus, Sein Bäuchlein bebte, wenn er lachte, Und im Gespräche kam's heraus, Daß er die Zeitung selber machte, Die er hier abends inspiziert, War sie nicht grade konfisziert. Und Stund' um Stunde schnell verrann, Und Flasch' auf Flasche kam heran, Uns beiden ward so froh zumut, Wir wurden beid' uns herzlich gut, Und lobte ich den kühlen Wein, Ja! sprach er dann, das soll wohl sein!« Leer ward's im Saale allgemach, Es wurden schon gelöscht die Flammen; Ich aber saß in dem Gemach Mit meinem Doktor noch zusammen, Wie alte Freunde, die von weiten Hierher gereist, seit langen Zeiten Sich nicht gesprochen und gesehn, Nicht mögen von einander gehn. Und eh' wir beide es gedacht, Schlug es am Dome Mitternacht; Tief jeder Glockenschlag erbrummte Und hallte lang', bis er verstummte. »Eins!« sprach der Doktor, ich dann »zwei!« Und wieder zählte er nun: »drei!« Ich darauf: »vier!« und so ging's fort, Bei jedem Schlag, bei jedem Wort Tat einen Trunk man aus dem Glase, Der eine steckt' ins Glas die Nase, Dieweil der andre wieder zählte, So eins ums andre jedesmal, Bis nur der zwölfte Schlag noch fehlte. Da ging die Tür im dunklen Saal: »Schafft Rüdesheimer und drei Becher, Mein'twegen können's Humpen sein, Zu zweien kommt der dritte Zecher, Gut Mitternacht! gegrüßt am Rhein!« So rief es, und vom Finstern drang's Hervor aus frohbewegter Brust, In jedem Worte klang's und sprang's Von Übermut und Lebenslust. Viel mehr gerufen, als gesprochen, War's doch, als ob den Ton er dämpfte, Als würd' der Sprecher unterbrochen Von Lachlust, die er schwer bekämpfte. Eh' ich dem Doktor gab Bescheid, Trat grüßend jetzt mit freud'ger Hast In elegantem Reisekleid Schon in die Tür der späte Gast. Ich kannt' ihn gleich, denn das Gesicht Vergißt gewiß sein Lebtag nicht, Wer einmal dahinein geblickt, Wem das einst Guten Tag! genickt. Es war par excellence der Schelm, Mein Freund, der Demokrit vom Elm. Er hielt uns beide Händ' entgegen, Wir schlugen ohne Zögern ein, Und unterm Schütteln kam der Wein. Ich war um Vorstellung verlegen, Da nahm er mir das Wort vom Mund: »Ich seh' dir's an, du wolltest eben Etwas recht Dummes sagen, und Du hast mir doch dein Wort gegeben, So lange wir zusammen fahren, Streng mein Inkognito zu wahren; Mich vorstell'n heißt verraten auch, Und will es mal des Landes Brauch, Daß man das Kind beim Namen nennt, So überlaß es dem Talent Der Neugier, selbst uns auszuspüren, Und was wir für Geschäfte führen; Es kriegt viel Antwort, wer viel fragt, Mit Paß wird man nicht mehr geplagt, Und mit der lieben Polizei Werd' ich schon fertig, nebenbei Schreibt man in jedes Fremdenbuch Was andres, lauter Lug und Trug, Ein Name und ein Heimatland Das findet sich, als Mann von Stand Ist man um Titel nicht verlegen, A. D. dahinter meinetwegen. Ihr, lieber Doktor lobesan, Ihr redet als »Freund Kauz« mich an, Und tut nicht blöde, tut nicht schüchtern, Das beste ist, weil wir noch nüchtern, Wir trinken Brüderschaft uns zu, Nicht wahr? stoßt an! auf du und du! Und Geck lohß Geck elans! es gebe Sich jeder ganz, – das Leben lebe!« Wir waren's herzlich gern zufrieden, Und wie sich das Gespräch entspann Vom Lauf der Welt, von Krieg und Frieden, Frug keiner, wie die Zeit verrann; 'S ist weltbekannt, mit welcher Rasche Beim Weine die Minuten rollen, Es wechselte die leere Flasche Wohl mehr als einmal mit der vollen. »Ihr Glücklichen seid zu beneiden, Wie gerne folgte ich euch beiden Zur Rheinfahrt! sprach der Redakteur, Allein das ist nun mein malheur, Ich muß zu Haus' am Schreibtisch sitzen Und stöhnend Leitartikel schwitzen; Oh wär' ich frei und könnt ich nur, Mich euch als Dritten aufzudrängen Zu eurer sommerlichen Tour, Die Zeitung an den Nagel hängen!« Till lachte auf in hellem Ton: »Ist's weiter nichts? da hängt sie schon! Nun komm, schlag ein, mach's rund und glatt.« Da hatte er das Zeitungsblatt Vom Tische flugs an einem langen Wandnagel richtig aufgehangen. »Oh die kann wohl da hängen bleiben, Der Doktor sprach, doch muß ich morgen Ja wieder eine neue schreiben, Es wird kein andrer dafür sorgen.« »So schreib hinein, es hätten heute Er hätte weiter noch gesprochen, |
Fremder, sag' mir, wie du trinkst! – Führst das Glas du an den Mund, Legst aufs Faß du dich zum Spund, Bückst du dich herab zum Kran, Schlürfst aus Heber oder Hahn, Aus Pokalen, laubbekränzt, Blumenkelchen, taubeglänzt, Aus dem Büffelhorn, dem krummen, Aus dem Muschelhaus, dem stummen, Aus der Höhlung eines Schädels, Aus dem Schuhe deines Mädels, Reiterstiefel, Eisenhut, Kann' und Krug von irden Gut? Sag' mir, Fremder, wie du trinkst, Und dir sag' ich, wer du bist.
Jeder Wein, der klar und echt,
Aber sage, wann du trinkst! –
Weinestropfen, Feuerfunken, Fremder, bist ein braver Mann! |
»Mir ist sie leider nicht gegeben, Die freie, edle Kunst, zu singen, Ich will mein volles Glas erheben, Um es der Liebe darzubringen. Der Liebe gilt's in allen Stadien, In kürzesten, in längsten Radien, Bei ihrem heimlichsten Erwachen In eines blonden Kindes Brust, Dem rosig noch die Tage lachen Ach! unschuldsvoll und unbewußt; Des Mädchens züchtigem Erröten, Der stotternden Verlegenheit Und all den tausend Herzensnöten, In die sie die Verwegenheit Des lieben, guten Jungen bringt, Der, was ihm doch so schlecht gelingt, So gern vor ihr den Helden spielt, Der stets nach ihrem Fenster schielt Und, wenn er wirklich sie dort schaut, Doch sie zu grüßen sich nicht traut, Der stolz ist auf die eigne Träne, Und dem's in allen Adern siedet, Wenn er die allerschönsten Pläne Und ach! die schlechtsten Verse schmiedet. Nun aber weiter frank und frei Dies Glas dem ersten Kuß ich weih', Wenn unterm hohen Himmelszelt Die Sterne sind die einz'gen Zeugen, Wie sich für dies' und jene Welt Zwei Menschen geben ganz zu eigen: Geteiltes Glück, besiegte Scheu, Gestand'ne Lieb', beschwor'ne Treu', – Was hast du, armes Menschenleben, Was kannst du mehr, was Schön'res geben! Und aller Liebe Lust und Huld, Und aller Liebe Leid und Schuld, Und was sie segnet, was sie sündigt, Was ihre freie Kraft verkündigt, Dem all zu Dank, dem all zu Ehren Will ich dies volle Glas nun leeren, – – Und will's noch einmal voll mir schenken Dem frohen, treuen Angedenken Von manchem lieben Jugendfreund, Weiß Gott, wo ihm die Wange bräunt! Die Freundschaft schätzt, wer Liebe lobt, Ihr, die in Treuen mir erprobt, Euch gilt es, wo ihr immer seid, Hoch! lieber Bruder, tu' Bescheid! Und denke, wenn's im Ohr dir klingt, Daß dir ein Freund sein Smollis bringt.« »Jetzt komm' ich auch wohl an die Reih? |