Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Elfen! Elfen! Die ihr im Moore, Die ihr im Rohre, Die ihr in Schlüften, Tälern und Klüften Nachbarlich wohnt; Tag ist verblichen, Sonne gewichen, Nacht ist gestiegen, Still und verschwiegen Wandelt der Mond. Eilet zur Feier, Lasset der Schleier Hüllende Falten, Dorn mag sie halten, Vorwitzig Ding. Nebel nun streifen, Schilfe nun pfeifen, Orgeln und geigen, Schlinget den Reigen, Schließet den Ring. Schwebet im Kreise Wieder und wieder, Leise, nur leise Summet die Lieder; Singet zur Ruh Säuselnde Weste, Vöglein im Neste, Würmchen und Käfer, Decket der Schläfer Äugelein zu. Blume im Traume, Blätter am Baume, Stiele und Stämme, Pilze und Schwämme, Gräser und Kraut, Brücken und Wege, Stufen und Stege, Felsen und Klippen, Steine und Wippen Sorglich betaut. Helfet den Masern, Wurzeln und Fasern, Nähret die Kräfte, Leitet die Säfte Wipfelempor. Pfleget mit Liebe Keime und Triebe, Bringt die gesunden, Schwellenden, runden Knospen in Flor. Werfet auf Matten Tanzende Schatten, Disteln und Nesseln, Kletten euch fesseln, Ritzen den Zeh; Unter den Eichen Wählet den weichen Moosigen Teppich, Primel und Eppich, Kresse und Klee. Flüsternde Weide, Blühende Heide, Sanfte Violen, Still und verstohlen, Streuen den Duft. Schwebet im Kreise Wieder und wieder, Leise, nur leise Summet die Lieder, Schwindet in Luft! |
So klang der zarten Elfen Reigen, Dem rings mit tief verhaltnem Schweigen Entzückt der ganze Kreis gelauscht. Doch wie der Mühle Wasser rauscht, Wird vor dem Rad das Schütz gezogen, So brachten hinterher die Wogen Der lauten Freude ungezügelt Im Saale nun hervor, geflügelt Von Ohr zu Ohr, von Mund zu Munde Ging Scherz und Mutwill in die Runde; Manch sinnig und manch neckisch Wort Traf gut gezielt den rechten Ort, Wo das geprüfte Eis der Tugend Zuzeiten eine dünne Stelle, Da zehrend bei der lieben Jugend Anklopft des Blutes warme Quelle. Die Kleinen spielten nebenan In den Gemächern, dann und wann Hört' ich ihr kindlich Jauchzen schallen, Und draußen in den weiten Hallen Da balgten sich die Zwerge täppisch Und würfelten und trieben läppisch Unfug mit sich und Schabernack Mit Blindekuh und Huckepack. Im Saale floß die Unterhaltung In ungezwungen nobler Haltung, Hier sah man zwei, dort Gruppen stehn, Sie hatten lang sich nicht gesehn, Da gab's nach den verlebten Tagen Viel zu erkunden und zu fragen. Neckar und Wupper Arm in Arm Durchwandelten den bunten Schwarm, Der freundlich Platz dem Pärchen machte Und hinter ihrem Rücken lachte. »Wo hat sie denn, sprach die Plessur, Ihr Hottentotten-Strickzeug nur?« »Ach nein! entgegnete die Murg, Mit ihren Heiden ist sie durch, Jetzt macht sie innere Mission.« »Aha! rief Till, das kenn' ich schon, Was Judenhetze sonst genannt, Tut nichts, der Jude wird verbrannt!« »Was mögen sie zusammen flüstern? Frug nun die Ill neugierig lüstern, Sie hat mit ihm, scheint's, ihre Not Und wird manchmal ganz türkischrot.« Man sah's den beiden freilich an, Wie er so sprach, sie lächelnd sann, Sie hatten nicht den Saal betreten, Um hier gemeinschaftlich zu beten. Jetzt ging ein Zischen durch die Reih'n, Und alle blickten auf den Main, Der auf des Thrones Stufen stand Und Schweigen winkte mit der Hand. Der Herold sprach: |
»Der Ring ist geschlossen, Anfang und Ende Zusammengeschweißt in der Sonnenwende, Und wieder dunkelt die zaubrische Nacht, Die euch aus Grotte und Höhle und Schacht Zur Stätte entboten. Es träuften von Segen des Herbstes Locken, Ihr ließet die Heimat, das Wassergeriesel Und was an den sprudelnden, schattigen Bronnen Ihr alle, entstiegen dem schimmernden Bade, |
Da sprach die Lurlei, und es klang Aus ihrem Munde wie Gesang: |
»Als ich hernieder vom ragenden Sitze Stieg in die dämmrige, lauschige Bucht, Schossen die Schlangen rot züngelnde Blitze, Brüllten die Drachen in gähnender Schlucht; Aber der Sterne flimmernde Helle Scheuchte ins Dunkel die grimmige Brut, Silbern im Mondlicht blinkte die Welle, Leise am Kiele rauschte die Flut. Flüsternd wie Harfen klang es in Lüften Und die lebendige, wonnige, süße, |
Und hoch! und hoch! und abermal! Musik fiel ein, und durch den Saal Im Jubelruf, dem tausendfachen, Ertönte helles Nixenlachen. Dahin flog Paar um Paar im Tanz, Es stieg des Festes Lust und Glanz Wie Feuerwerk vor Augen flirrend, Mir Herz und Sinne schier verwirrend. Die Zwerge schlüpften durch behende Und schafften Wein herbei ohn' Ende, Die Nixen und die Nymphen schwangen Die goldnen Becher, und die Wangen Und Augen glühten Lieb' und Lust, Es wogte jede schöne Brust. Wir gingen zu dem Vater Rhein, Dort stand die Mosel dicht am Thron, Auch Wiese war dabei und Main, Wir fanden selbst den Neckar schon Nebst Wupper, die im Streite lagen Mit Vater Rhein, ich hört' ihn sagen: »Ach was! ihr brennt euch doch nicht weiß, War auch der Sommer noch so heiß, Ich denk', ihr kennt mich als geduldig, Doch bliebt ihr allzuviel mir schuldig, Ihr ließt mich dürsten, daß die Rippen Zu zählen waren und die Klippen Mir in der Mittagssonne brannten, Die sonst das Tageslicht nicht kannten. Doch ihr lagt faul in kühler Grotte, Du, Mosel, ließest deine Flotte Pflichtwidrig auf dem Trocknen sitzen Und dachtest: laß den Alten schwitzen! Deckt ihr das Defizit nicht heuer, So gibt es eine neue Steuer.« »Ja mit Verlaub! sprach Neckar kühn, Wir fühlten selbst die Sonne glühn, Wir hatten selbst nichts einzubrocken Und kamen ohne Schuld ins Stocken.« »So saugt die Brunnen, preßt die Quellen, Nehmt es bei Tropfen, nehmt's bei Wellen Und tretet die infamen Zwerge, Daß sie sich knieen auf die Berge Und an den geiz'gen Wurzeln rütteln, Und müßt ihr's aus den Ärmeln schütteln, Es muß herbei nach Roll' und Regel, Ich komm' um den Kredit am Pegel.« »Die geiz'gen Wurzeln? ach! Papa, Wie bist du auf dem Holzweg da! Die Wurzeln mußten selber darben, Sprach Wiese, viele Tausend starben.« »Und dafür, nahm das Wort der Main, Wuchs überall auch so viel Wein, Daß wenn wir ihn ins Bett dir gießen, Du bis zum Herbst in Wein kannst fließen.« »Wie könnt ihr nur um Wasser rechten! Das laßt doch groben Müllersknechten, Rief Till, und sollte ich in Sachen Rhein contra Mosel und Genossen Den Schiedsmann unparteiisch machen, So macht' ich's ohne viele Glossen Wie jener alte, brave Richter, Der händelsüchtigem Gelichter Wie folgt das Urteil ausgeklügelt: Die Schuster hatten sich geprügelt Einst mit den Gerbern auf der Gasse, Und nun mit lang genährtem Hasse Verklagten sie sich gegenseitig Und machten vor Gericht sich streitig, Die andern hätten sie beleidigt Und sie in Notwehr sich verteidigt. Es war ein ganz verzwickter Fall; Hier standen nun die Schuster all Und dort die Gerber vor den Schranken Und schuldigten sich heftig an. Der Richter wälzte die Gedanken – Er sprach noch platt, der Ehrenmann – Und sprach, als sie genug gestritten: »Schaustergeselln, ji mötten sitten!« »Wat? schrien die, dat dau'n wei nich, De Gerbersch sind an allen schuld, Wei sitten nu un nimmer nich!« »Still! rief der Richter, man Geduld! Ji wull'n nich sitten, Schaustersch, wat? Is ook juch letztes Woort nu dat?« »Wei daun et nich, Herr Richter, nie! –« »No, Gerbergeselln, denn sitten ji!« – »Ein weiser Daniel! das ist wahr! »Was kümmert mich Roulett und Zero, »Du meinst, cur rora flos am Busen |
Der Donner rollt um Berg und Tal, Dumpf rauscht's im Felsenschacht, Kein Stern geht auf, kein Mondesstrahl Durchbricht die finstre Nacht. Mir graut nicht, mit dem Sturme ringt Mein Lied, er deckt's nicht zu, Kein Säuseln wiegt, kein Brausen zwingt Mein lechzend Herz in Ruh. Wo bist du, zweites Herz, das wild, Ich will mich schmiegen wonnevoll, |
So sang die Lurlei, und es schwieg, Sowie der erste Ton aufstieg, Der laute Jubel überall, Sie standen wie ein fester Wall Um uns in dicht gedrängtem Kreise Und lauschten der seltsamen Weise. Uns zitterte der letzte Ton Noch mächtig in der Seele nach, Doch lauerte der Spötter schon Und rüttelte uns unsanft wach. »Da haben wir's, rief Till, das ist So Weibertück und Weiberlist, Sie lächeln uns ins Angesicht Und haben sie den armen Wicht Mit Leib und Seele, Haut und Haaren, So läßt man ihn zum Teufel fahren; Dabei vergißt man fast das Lachen, Du könntest einen gruseln machen. Doch nun muß ich was Lust'ges hören, Um die Gespenster zu beschwören, Ach! Wupperchen, woll' dich erbarmen Und gib uns du einmal aus Barmen So recht was Komisches zum besten, Zum rechten Gaudium allen Gästen Sing uns ein kräftig Kernlied vor, Wir singen den Refrain im Chor, Zum Beispiel, das sich so anfängt: |
»Ain sünder bin ich ohn all gnad Und stolpre auff dem sündenpfad Des lebens in den finstern gaßen, Du teuffel willt an hand mich faßen, Ich geh nit mit dir in dein stadt, Die eitel stank und moder hat, Diweil darin ersäuffet sindt All sündhaft vieh und menschenkind.« |
Da lachte baß der Vater Rhein: »O aller Käuze Kauz halt' ein! Denn den Refrain sang Noah weiland, Als er den festen Grund betrat Von einem flutumspülten Eiland Und anderweit Getränk erbat. Der Noah und der Karl, der Kaiser, Das waren mir zwei Patriarchen! Wer war wohl klüger, frömmer, weiser, Der auf dem Thron, der in der Archen? Sie pflanzten alle beide Wein, Am Euphrat der und der am Rhein, Drum will ich zu der beiden Ehren Jetzt diesen vollen Humpen leeren.« Die Wupper tat, als ob sie schmollte, Warf einen Blick dem Spötter zu, Der eigentlich recht bös' sein sollte, Anfangs auch war, jedoch im Nu Sich in ein herzlich Lachen kehrte, Als Eulenspiegel sich bewehrte Mit einer Armensündermiene, Die nichts zu wünschen übrig ließ, Von der's in der Gesellschaft hieß, Daß er sich ihrer stets bediene, Wenn man für dies und das Vergehn Ihm ernstlich woll' zu Leibe gehn. Da pustete mit hellem Ton Der Neckar, wir verstanden schon: »Ich bin, sprach er, bei Stimme just, Wollt ihr was Muntres, soll es gelten, Zum Singen hab' ich immer Lust.« Das ist bei Tenoristen selten, Drum ward es dankbar angenommen, Und jedermann war es willkommen. |
Mädchenaug'! Mädchenaug'! Strahlender Schimmer! Unter den Wimpern vor Schelmisch zu mir empor Funkle nicht immer. Dein Blick in meinem brennt, Meiner von deinem trennt Nun sich und nimmer. Ich schau' durchs Fensterlein Dir in das Herz hinein, Bald tret' ich selber ein, Mädchenaug'! Mädchenaug'! Mädchenmund! Mädchenmund! Mädchenherz! Mädchenherz! |
»Nun lös' auch ich der Zunge Fessel, Sprach Till und sprang auf einen Sessel Und rief in das Gewirr hinein: »Ich bitt' ums Wort! silentium! Ehrwürd'ger Greis, o Vater Rhein! Und hochgeehrtes Publikum! Ein unbeschreibliches Behagen Drückt mir den Becher in die Hand, Um eine Schuld euch abzutragen Als Lebemann und Narr von Stand. Ihr habt mich zwar nicht eingeladen Zu dem, was man eu'r Hoffest nennt, Doch, dacht' ich, kann es nimmer schaden, Wenn zu dem nassen Element, Das hier das Oberwasser hält, Sich etwas trockner Witz gesellt. So kam ich, wie ich oft gekommen. Daß ihr uns freundlich aufgenommen, Dafür bedank' ich mich aufs beste Und bringe jedem hier am Feste Ein dankbar Hoch! gedenket mein Im guten nur; du Vater Rhein Sei hochgelobt! und Berg und Gau Bekränze dir mit duft'ger Blume Der Tage Glut, der Nächte Tau Zu gnadenreichen Herbstes Ruhme. Ihr Flüsse nun und Bäche, Quellen, Vergeßt mir ja nicht zu bestellen Viel Grüße an die lieben Unken, Nehmt guten Rat auch mit nach Haus: Wahrt euch vor Feuer, fangt nicht Funken Und leiht auch keine Bücher aus, Lauft nicht bergauf, denn das macht müde, Erstaunt nicht, wenn's Palmarum schneit, Seid nicht kokett und auch nicht prüde, Sagt ja! wenn einer um euch freit, Und kriegt, wenn ihr bei Jahren seid, Nicht Podagra und Herzeleid.« Und nun, statt auszutrinken, wippte Wie lieblich und wie reizend auch »Du stehst da vor mir, sprach die Fei, »Ich fühl' es, meine Augen plaudern »Ich weiß es wohl, ich darf nicht werben. »Ob das Gefühl, das mich durchflammt, Früh bei des Tages Dämmerschein |