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Zimmer in Viola's Hause.
Viola(allein).
Mag ich auch immer sinnen,
Es ist umsonst; nicht Rath kann ich gewinnen!
Mein Vater droht, enterben
Will mich sein Zorn, sollt' länger ich dem Werben
Des Mannes widerstreben,
Dem er sein Wort gegeben.
Schon schwebt das Ungewitter
Dicht über mir – hier ist der alte Ritter!
Und morgen – o Verderben! –
Soll meine Hochzeit seyn, – Nein, lieber sterben!
Wie dem entgehn? – Ein Mittel freilich wüßt' ich!
Doch wie ist's zu vollziehn? – Entfliehen müßt' ich,
Zu meiner Base flüchten,
Doch kann ich's ohne Hülfe? – Wem vertrauen!
Auf wen wohl könnt' ich bauen?
Wenn Don Alvar – Alvar? welch ein Gedanke!
Alvar – das ist vorüber!
Eh' seinen Beistand ich mir suchte, lieber
Nähm' ich den Ritter selbst! – Führwahr, er dächte,
Die alte Liebe brächte
Mich zu dem Schritt – da soll mich Gott bewahren!
soll mich Gott bewahren!
Wie, wenn Fadriqu' – Nach dem, was hier geschrieben.
Scheint er schon lang' aufrichtig mich zu lieben.
Auch muß, was zu vollbringen,
Jetzt gleich geschehn, wenn es mir soll gelingen.
Ich höre nahn – was werd' ich wohl erfahren?
Viola. Perside.
Viola
Sieh, ein Page! Sucht er mich? –
Was ist dein Begehren? Sprich!
Perside.
Hergesandt hat mich ein Ritter,
Eine Botschaft einer Dame
Auszurichten.
Viola.
Und der Name
Jener Frau?
Viola.
So, mein Kind, werd' ich genannt.
Doch bevor ich deine Botschaft
Höre, laß zuerst mich wissen,
Wer es sey, der dich gesandt?
Perside.
Don Fadriqu'. – Er hieß mich sagen,
Daß er herbe Schmerzen leide,
Und nur dann könn' er gesunden,
Wenn die Macht, die seine Wunden
Schlug, sie auch zu heilen strebe.
Viola.
Ei, sehr kühn, so wahr ich lebe!
Perside.
Seine Worte meld' ich hier.
Viola.
Nun, deßhalb darfst du nicht zagen!
Wenn ich auch der Botschaft zürne,
Zürn' ich darum doch nicht dir!
Die er sendet, mußt du tragen,
Du hast keinen Theil daran,
Und ein armer Diener kann
Nicht die Schuld des Herrn entgelten.
Doch, daß den Unschuld'gen nicht
Er mit Unrecht möge schelten,
Muß ich freilich Antwort senden.
Laß doch hören, was er spricht.
(Sie nimmt den Brief vom Tisch und liest.)
Wohl, lieben Frau'n, vorsichtig oft zu schweigen,
Sich unwillkommnem Drängen zu entziehen:
Geheimnißvolles Thun ist ihnen eigen,
Voreil'ge Blicke machen sie entfliehen.
Doch wagt bescheidnes Werben, sich zu zeigen,
Wie fromme Bitte mit gesenkten Knieen;
Es naht sich dir gleich einem Heil'genbilde,
Und hoffet Huld und Trost von deiner Milde!
Und ob die Flammen, die, von raschen Winden
Der Sehnsucht angefacht, nun lodernd brennen,
Weil schnell erwacht, vielleicht auch schnell verschwinden,
Ob reine Himmelsgluthen wohl zu nennen
Der Neigung säße Zauber, die mich binden;
Deß zur Gewähr soll mich, willst du mich wählen.
Der nächste Tag als Gatten dir vermählen.«
Perside
(aufschreiend).
Ach!
Viola.
Was ist dir?
Perside.
Nichts. – Verzeiht!
's ist die Freude nur gewesen,
Die mich überrascht; ich hörte,
Irr' ich nicht, Euch eben lesen,
Don Fadrique hoffe bald
Seine Gattin Euch zu nennen.
Viola.
Freut dich der Entschluß so sehr?
Perside.
Bis zu Thränen! – Ach, seht her –
Nicht kann ich sie mehr bezwingen.
Viola.
Solch ein Beispiel seltner Treue
Ist bei Dienern schwer zu finden.
Perside
(für sich).
Fassung! Fassung!
(laut.) Ja, ich freue
Mich so innig dieses Glücks,
Daß ich Antwort ihm zu bringen,
Eilen möchte Augenblicks.
Viola
(für sich).
Wahrlich! möchte Don Alvar
Doch die Treue dieses Knaben,
Wenn auch nur zur Hälfte haben!
Wie beschämet müßt' er stehen,
Hätt' er es mit angesehen,
Wie, ein armer Diener zwar,
Nur durch Dankespflicht gebunden
An den Herrn, der ihm gewogen,
Er so innig doch empfunden.
Ihm hab' ich mein Herz gegeben,
Meine Treue, Seele, Leben –
Und zum Dank ward ich betrogen!
Perside
(für sich).
Immer unerträglicher
Wird mein Mißgeschick!
Viola
(für sich).
Was zaudr' ich?
Ist nicht diese Werbung Bürge
Für Fadrique's reine Absicht?
Perside
(für sich).
Bleibt mir noch ein Zweifel übrig,
Wie dieß Alles enden werde?
Bin ich thöricht, noch zu hoffen?
Viola
(für sich).
Hab' ich Hülfe zu erwarten,
Mich aus den verhaßten Banden,
Die mein Vater mir bereitet,
Zu erretten – er allein
Kann mir helfen, mich befrein!
Nach so edlem Anerbieten
Darf ich ihm vertraun.
Perside
Wohlan!
Welche Antwort bring' ich, Donna,
Meinem Herrn von Euch zurück?
Viola
(schreibt einige Zeilen).
Hier dieß Blatt. Sag' ihm dabei,
Daß ich gleich ihn sprechen müsse,
Daß – doch schon genug! Es thäte
Sonst der Bote ihm ja kund,
Was vielleicht aus meinem Mund
Lieber er vernehmen möchte.
(Geht ab.)
Perside
(ihr folgend).
Weh! genug hab' ich gehört!
Sie ist sein! Sie hat sein Herz!
Was bleibt mir noch? – Gram und Schmerz!
Park, wie im vorigen Akte.
Fadrique
(Brief und Bild in der Hand).
Mir will dieß Bildniß hier nicht aus dem Sinn:
's ist sonderbar, wie sich das zugetragen!
Nimmt dieses Uebel zu, wie es begann,
Mit gleicher Macht, bin ich in wenig Tagen,
Beim höchsten Himmel! ein geschlagner Mann!
Rebellisch Herz, denk' lieber an Violen
Und nicht an dieß Phantom! – Bald ist sie hier;
Nimmt sie den Vorschlag an, was werd' ich sagen?
Wahnsinnig war's, die Hand ihr anzutragen! –
Mir lief der Kopf davon. – Nun ist's geschehen!
Nun ist's vorbei! – Seit ich die Liebe fühle,
Spielt sie mit mir, statt daß ich mit ihr spiele.
(Er lies't den von Crespo empfangenen Brief anfangs laut, dann für sich weiter.)
Viola, ohne Fadrique zu bemerken.
Viola.
Ich bleibe fest! – Alvar ist todt für mich!
Denk' ich an ihn, so macht der Zorn mich beben! –
Ich hätte einen Fehltritt ihm vergeben,
Leichtsinn, Untreue selbst könnt' ich verzeihn,
Geständ' er mindestens den Fehler ein,
Und zeigte wahrhaft sich dabei und offen;
Doch solche Falschheit, solche Heuchelei'n! –
Wo wäre da auf Bess'rung noch zu hoffen?
Zum Glück ist noch die Welt an Männern reich! –
Zwar Mann bleibt Mann, sie sind sich Alle gleich:
Die sie zuletzt gesehn, die reißt sie hin;
Erbärmlich hat sie die Natur geschaffen,
Wie Katzen falsch, und lüstern wie die Affen,
Das weiß ich wohl! – Und denkt in ihrem Sinn
Auch eine Frau, daß Liebe sie bekehre,
Die? hofft umsonst! – Und wenn auch Einer wäre –
Ein weißer Rab' in diesem schwarzen Heere –
Ein Treffer gnügt für Alle nicht allein.
Was setzt' ich nicht in diesen Glückstopf ein,
Und konnte doch nur eine Niete ziehn.
Wohlan! ist's so, muß ich betrogen seyn,
So sey ich wenigstens es nicht durch ihn!
(Sie erblickt Fadrique.)
Ei sieh! da liest Fadrique meinen Brief! –
Fadrique! Don Fadrique!
Fadrique
(verbirgt schnell Brief und Bild).
Wie? – Wer rief?
Viola.
Da Ihr mich kennt, brauch' ich mich nicht zu nennen.
Der Fall, in dem wir Beide uns befinden,
Ist sonderbar, ich muß es Euch bekennen.
Fadrique
(für sich).
Viola ist's; behutsam muß ich seyn,
Aus dieser Schlinge mich heraus zu winden.
Nie sang' ich's an? wie lenk' ich wieder ein? –
Schön ist auch sie; wär' früher sie gekommen,
Wer weiß, was ich gethan? Nun ist's zu spät!
Und wenn sie Venus wär', mir kann's nicht frommen.
Viola.
Wir sind zum Theil uns fremd und sind es nicht;
Wie man es nimmt! Auch faßte mich ein Zagen,
Und manch Bedenken macht' ich mir; doch bricht
Noth das Gesetz. Auch hat, was Ihr geschrieben,
Die Zweifel endlich ziemlich mir vertrieben.
Auf solche Gründe kann ich es wohl wagen! –
Ihr sprecht ja nichts! – Wißt Ihr mir nichts zu sagen?
(Für sich.)
Was macht ihn denn nur stumm?
Fadrique.
Ja so! – Verzeiht,
Ich bin so überrascht! –
Viola.
Ihr scheint zerstreut.
Fadrique.
Zerstreut? – gewiß nicht! – nein! Doch ich gestehe,
Ich bin – geblendet hat mich Eure Nähe! –
Viola.
Bemerkt' ich recht, so hieltet Ihr ja eben,
Als ich genaht, das Briefchen in der Hand,
Das Euch von mir der Page übergeben.
Fadrique.
Das Briefchen? Ja!–
Viola.
Wie kommt Ihr mir denn vor?
Erholt Euch, Herr, und sammelt Eure Sinne!
Zwar hab' ich selbst den raschen Schritt erkannt:
Mehr Gunst, als Ihr berechtigt war't, zu hoffen,
Wird Euch Von mir, ich weiß es, zugewandt;
Doch seh' ich Euch so sehr davon betroffen,
Muß ich dieß Staunen mir zum Vorwurf deuten.
Daß ich Euch mehr als schicklich eingeräumt.
Fadrique.
Verzeihet, Donna, wenn die Zunge säumt –
Viola.
Der Antrag, den Ihr heute mir gemacht,
Hat, Don Fadrique, ich gesteh' es offen –
Fadrique.
Hat Euch erzürnt? Ja, ja, ich seh's Euch an.
Ihr seyd beleidigt, seyd's mit allem Recht,
Ich war ein Thor! Gewiß, kein solcher Mann,
Wie ich, paßt sich für Euch.
Viola.
Was ficht Euch an?
Fadrique.
Ich war zu kühn! Ja, ohne daß Ihr sprecht,
Les' ich mein Urtheil klar in Euern Zügen.
Ihr weis't mich ab, mir sagt es Euer Blick:
Er ist genug, mir als Befehl zu g'nügen:
Euch zu gehorchen, zieh' ich mich zurück.
Viola.
Ich zürnen? ich? – Mit nichten, Don Fadrique!
Ihr werbt um meine Hand mit Ziem und Sitte,
Das ist kein Grund zum Zorn. Nach seinem Werth
Acht' ich, was Euch bestimmt zu diesem Schritte.
Beleidigt? – nein, ich finde mich geehrt.
Fadrique.
Ich möcht' nicht schuld an später Reue seyn,
Möcht' nicht durch Uebereilung Eure Hand,
Durch Gunst des Augenblickes nicht gewinnen.
Wägt alles erst mit prüfendem Verstand.
Viola.
Die edle Mahnung zeugt von zartem Sinn,
Ihr wollt, daß meine Achtung sich vermehre.
Fadrique.
Ihr denkt zu gut von mir. Bei meiner Ehre!
Ich bin von Fehlern voll!
Viola.
Ei, Fehler haben Alle!
Fadrique.
Das mein' ich auch. Doch muß ich Euch gestehen,
Die meinen sind nicht eben klein zu nennen.
Viola.
Laßt hören. Sprecht! Die gröbsten möcht' ich kennen.
Fadrique.
Ich bin zum Zorn geneigt. In solchem Falle
Ras' ich umher bei der geringsten Schuld.
Viola.
Den Zorn entwaffnen Frauen mit Geduld.
Fadrique.
Ich spiele gern.
Viola.
Vielleicht aus langer Weile.
Fadrique.
Ich hab' ein schwaches Herz. Es lassen sich
Auf meine Treue keine Häuser bauen.
Viola.
Daß Ihr es selbst gesteht, macht mich vertrauen.
Und sind denn Andre treu? – Ihr mindestens
Seyd redlich doch und wollt nicht besser scheinen.
Fadrique
(für sich).
Nichts greift sie an! Das ist ein Glück zum Weinen!
Ich lasse selbst kein gutes Haar an mir,
Und doch, je mehr ich Böses von mir sage,
's ist wunderbar, je mehr gefall' ich ihr.
Viola.
Genug den Scherz! – Fadriqu', es drängt die Zeit,
Drum höret kurz, was ich Euch vorzutragen,
Und nehmt auf Eure Werbung den Bescheid.
Mein Vater will zu einer Ehe mich,
Die mir verhaßt ist, ohne Nachsicht zwingen:
Der Bräutigam ist hier. Ich kann dem Dringen
Mich länger nicht durch Widerstand entziehen.
So gibts Ein Mittel nur: ich muß entfliehen.
Euch will ich mich vertrau'n. Nicht weit von hier
Ist meiner Base Schloß, ich will zu ihr;
Ihr, Don Fadrique, sollt mich hin geleiten.
Besorgt, was nöthig ist zur Flucht. Bis Nacht
Bleibt Zeit, aufs beste alles zu bereiten,
Und dann erwart' ich Euch. Doch seyd bedacht,
Daß alles sich geschickt und glücklich wende.
Ihr seht, ich leg' mein Loos in Eure Hände.
Nehmt mein Vertrau'n noch für kein festes Band,
Das mich schon jetzt auf ewig an Euch kettet;
Doch weigr' ich dem, der mich vom Zwang gerettet,
Bin ich erst frei, wohl schwerlich meine Hand.
(Sie reicht ihm die Hand.)
Lebt wohl, Fadrique, handelt mit Verstand.
Fadrique.
Vor Wonne bin ich trunken!
(Für sich.) Welche Noth!
Viola.
Noch Eines, theurer Freund! – Wen Ihr an mich
Geheim zu senden habt, gebt ihm zum Zeichen,
Daß ich ihm trauen könne, Euern Ring.
Fadrique.
Ganz recht.
Viola.
Lebt wohl!
(Geht ab.)
Fadrique.
Verlaßt Euch ganz auf mich,
Fadrique (allein).
Unseliges Verhängniß!
War je, wie ich, ein Mann so in Bedrängniß?
Mein Wort hab' ich gegeben,
Das gilt die Hand! Da hilft kein Widerstreben.
Es stehen hier im Streite
Die Lieb' auf dieser, Ehr' auf jener Seite,
Und welche unterliege,
Ich fall' mit der, wenn ich mit jener siege!
Was soll ich nun beginnen? –
Wohlan, so sey's – Kann ich nur Zeit gewinnen!
Verzweifl' ich nicht. – Sey dieses erst geendet,
Wer weiß, was dann das andre glücklich wendet.
Fadrique. Perside.
Fadrique.
Eben recht kommt mir der Knabe!
Bessre Wahl nicht könnt' ich treffen,
Komm nur näher! – Sonderbar!
Wissen möcht' ich, was es ist,
Das mich immer so bewegt,
Wenn ich diesen Knaben sehe! –
Nun, mein junger Freund, ich habe
Dich zu einem Ehrendienste
Wieder ausersehen.
Perside
(für sich).
Welche neue Qual!
(Laut.) Ich bin
Glücklich, sollt' es mir gelingen,
Euern Willen zu vollbringen.
Fadrique.
Eine Dame – jene eben,
Die dir heut' den Brief gegeben,
Muß, geheimer Ursach' wegen,
Heute Abend fort von hier
Auf ein Schloß, ganz nah' gelegen,
Heimlich fliehn.
Perside.
Wie, Herr? und Ihr? –
Fadrique.
Ich muß ihr behülflich seyn.
Diesen Dienst heischt sie von mir.
Perside.
Und Ihr seyd dazu bereit?
Fadrique.
Ja; doch brauch' ich deinen Beistand.
Perside
(für sich).
Was noch Aergres soll ich hören?
Fadrique.
Eine Sänfte nimm und lass' sie
An der Ecke jener Straße
Dich erwarten. Ohne Weile
Suche dann Violen auf:
Bringe gleich sie, wohlgeborgen,
In mein Haus. Ich werde sorgen,
Daß mein Wagen sie in Eile
Weiter führe. Doch zum Zeichen,
Daß ich dich der Dame sende,
Mußt in ihre eignen Hände
Diesen Ring du überreichen.
Geh, sey klug! – ich bau' auf dich.
(Geht ab)
Perside (allein).
Ich soll sie entführen! Ich
Soll sie selbst in seine Arme
Ueberliefern? – Nimmermehr!
Perside. Iris.
Perside.
Theure Iris, o erbarme
Dich der Freundin, der du einzig
Trost noch kannst und Hoffnung geben!
Iris.
Laß mich wissen, was geschah?
Was läßt so bewegt dich finden?
Perside.
Jede Hoffnung seh' ich schwinden!
's ist vorbei – ich eile fort;
Nie soll er mich wiedersehen,
Gleich verlass' ich diesen Ort!
Iris.
Fasse dich! Was ist geschehen?
Perside.
Alles ist zu Ende! – Heute
Wird sie noch mit ihm entfliehen,
Und ich selbst, des Wahnsinns Beute,
Ich soll sie für ihn entführen!
Diesen Ring von seiner Hand
Geben ihr zum Unterpfand,
Daß ich sey von ihm gesendet!
Iris.
Ei, wie sich das glücklich wendet!
Iris.
Da ich sah,
Daß die Liebe, unbedacht,
Dich um deinen Kopf gebracht,
Da durchaus von deinem tollen
Plane du nicht weichen wollen,
Mußt' ich wohl auf Mittel sinnen,
Guten Ausgang zu gewinnen.
Ob ich recht bemerkt, vom Scheine
Nicht berückt, verständig meine
Fahrt gelenket, wird sich zeigen.
Schon ist die Entwicklung nah.
Und indeß, der Wellen Spiel,
Segel, Steuer, Ruder, Mast
Du im Sturm verloren hast,
Seh' ich meinen Nachen eben
Glücklich in den Hafen schweben,
Und mein Wimpel weht am Ziel.
Perside.
Wie! ist's möglich? –
Iris.
Sey gewiß!
Diesen Ring gib mir.
Perside.
O, Iris,
Wenn ich noch zu neuem Leben
Soll erwachen – denn nicht leb' ich
Ohne ihn! – wenn du die Seele
Wieder mir zurückgegeben
Meines Seyns, wenn er noch mein,
Dann nächst ihm und nächst dem Himmel
Sey mir angebetet! ewig
Sey mein Herz, mein Leben dein!
(Sie sinkt an ihre Brust.)
Vorige. Crespo.
Grespo.
Ha, was ist das?
Iris.
(zu Persiden).
Lust'ge Irrung!
Crespo ist zu Stein geworden!
Perside.
(heimlich).
Was beginnen? – Gott! nicht wissen
Darf er –
Iris.
Ruhig!
(Zu Crespo.) Tritt nur näher!
Grespo.
Träum' ich, oder treibt der starke
Wein von Mancha meine Sinne
Mir im Taumel?
Iris.
Nun, was staunst du?
Grespo.
Donna! – hm – Ich bin –
(Für sich.) Ich weiß nicht,
Wie ich schnell mich fassen soll
Von dem Schrecken dieser selt'nen,
Unerwarteten Erscheinung! –
(Laut.)
Donna –
(Für sich.) Nein, das ist nicht möglich!
(Laut.)
Habt Geduld mit mir – verzeiht!
Mein Verstand, sonst hell und tüchtig,
Sagt den Dienst mir auf; wenn nicht –
Ob ich gleich ihn kaum gekostet –
Mir der Wein den Kopf verwirret.
Iris.
Nun, was endlich?
Crespo.
Schwören wollt' ich,
Daß – ich wag' es kaum zu sagen –
Ihr, als ich genahet eben –
Iris.
Diesen holden Jüngling küßte?
Crespo.
Ha! So war' es wirklich? Hätt' ich
Recht gesehen? Donna Iris! –
Iris.
Nun, was weiter?
Crespo.
Freilich! – Aber –
Eine Dame Eures Ranges! –
Wenn man denket –
Iris.
Ei, die Damen
Haben wunderliche Launen!
Crespo.
Recht! – Doch kann ich nicht begreifen,
Wie –
Iris.
Ein Diener von Verstand
Muß des Grübelns sich enthalten,
Was er immer sehen möge.
Crespo.
Ihr habt Recht! Auch muß ich sagen,
Manches hab' ich schon erfahren,
Habe Manches schon gehört;
Manches hat vor meinen Augen
Sich im Leben zugetragen,
Ohne daß es mich gestört;
Aber hier, ich muß gestehen,
Ist Unglaubliches geschehen!
Iris.
Denk' ein andermal daran!
Jetzt erwarten dich Geschäfte,
Die zu anderen Gedanken
Wenig Zeit dir gönnen; denn,
Eine Dame zu entführen
Sey bereitet.
Crespo.
Ich entführen?
Iris.
Donna Viola von Espejo
Suche auf und bringe sie
Heimlich in mein Haus; doch hüte
Dich, zu sagen, wem du dienest.
Don Fadrique, muß sie glauben,
Habe dich zu ihr gesendet,
Und zu besserer Beglaub'gung
Diesen Ring dir übergeben.
(Gibt ihm den Ring)
Grespo.
Ganz begreif' ich Euern Auftrag;
Doch der Zweck –
Iris.
Geht dich nichts an!
Grespo.
Freilich wohl! 's ist wahr –
Iris.
Verbirg
in mein Cabinet die Dame,
Und heiß' sie auf deines Herren
Ankunft dort ein wenig warten.
Grespo.
Alles sey, wie Ihr befehlet.
Iris.
So erwart ich's.
(Zu Persiden.) Komm, mein Liebling!
(Geht mit Persiden ab.)
Grespo.
(allein).
's ist entsetzlich! – Hätten nicht
Meine Augen es gesehen,
Hätt' ich nicht mit diesen Ohren
Es vernommen, vor Gericht
Einen Eid hätt' ich geschworen,
So was könne nicht geschehen!
Dieser Knabe ohne Bart
Weiß, den Kopf setz' ich zu Pfand,
Nicht so viel von Männerart!
Ei, liebwerthe Donna Iris,
Seht Ihr nicht auf Rang und Stand,
Warum warft Ihr Eure Blicke
Nicht auf mich? Begreif', wer's kann!
Ob sich besser nicht ein Mann
Meines Schlags zum Lieben schicke!
Ja, bei Gott! das Glück ist blind.
Einen Schurken nennt man mich,
Wenn ich äugle mit den Frauen,
Und doch muß ich ruhig schauen,
Wie mit einem solchen Kind
Sie vor meinen Augen scherzen.
Ist's zu glauben? – Er und ich!
Ich und Er? – Erbärmlich sind
Doch fürwahr der Weiber Herzen!
(Ab.)
(Der Vorhang fällt.)