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Zimmer im Hause der Donna Iris. In der Mitte eine Glasthür. An der einen Seite bedeckt ein großer seidener Vorhang den Eingang in ein Cabinet; von der andern führt eine Thür gleichfalls in ein Nebenzimmer. Am Fenster steht ein Stickrahmen, an der Wand ein Nachttisch mit allerhand Frauenputz.
Donna Viola. Crespo.
Grespo.
Donna, mög' es Euch belieben,
In dieß Cabinet zu treten,
Dort, ersuchet Euch mein Herr,
Möget Ihr verborgen bleiben,
Bis er selbst erscheint.
Viola.
Wo ist er?
Grespo.
Ihn zu holen eil' ich fort.
(Geht ab.)
Viola
(allein).
Wie, Fadrique ist nicht hier?
Wartet nicht auf meine Ankunft?
Nun, bei Gott, ich muß bekennen,
Artig kann ich das nicht nennen!
Was ist das? – Was seh' ich dort!
Eine Stickerei, gespannt
Auf den Rahmen – Schleier, Band!
Dieser Nachttisch! – Nein, der Ort
Gleichet nicht Fadrique's Wohnung,
Gott! wo bin ich hingerathen?
Welch ein Leichtsinn von Fadriquen,
Unverschämtheit möcht' ich's nennen,
Mich zu führen in ein fremdes,
Unbekanntes Haus, und dort
Mich allein zu lassen! – Schändlich,
Unverzeihlich! – Nein, fürwahr!
Solche Unart hätt' Alvar
Nie begangen. – Horch! man naht, –
(Sie geht an die Mittelthür.)
Gott! Er ist es selbst! Alvar!
Was beginn' ich? Trifft er mich
Hier allein, was wird er denken?
Weiß ich selbst doch nicht zu sagen,
Wo ich bin? – Schnell hier hinein!
Himmel! in welch Labyrinth
Bin ich Aermste hier gerathen! –
(Sie verbirgt sich hinter den Vorhang.)
Viola, verborgen. Alvar. Bald darauf Iris.
Alvar.
Niemand hier? – Doch bin ich recht,
Wie es scheint. – Dieß ist die Wohnung,
Die die Alte mir beschrieben,
Als sie mich hierher beschied.
Eine Frauenwohnung ist's,
Denn an Putz nicht fehlt's noch Tand,
(Er besieht die Stickerei.)
Viola.
(zwischen dem Vorhange hervorlauschend).
Zweifl' ich länger, wo ich bin?
Damen nehmen hier Besuche
Heimlich an von Herrn, die sie
Sich daheim zu sehen scheuen.
Allerliebst! – Ein Ungethüm
Lockte mich hierher! – Abscheulich! –
Und das zweite find' ich hier.
(Sie zieht den Kopf zurück.)
Alvar.
Noch kommt niemand? – Sonderbar!
Wissen möcht' ich doch, was hier
Mich erwartet.
Donna Iris
(verschleiert, tritt ein).
Herr, verzeiht!
Jene Dame, die Euch Botschaft
Heut' gesendet, seht sie selbst
Hier vor Euch. – Nehmt Platz. – Ihr seyd,
Wohl mit Unrecht nicht, betroffen,
Daß Euch eine Unbekannte,
Die sich hülfsbedürftig nannte,
So zu sich beschied.
Alvar.
Es hat
Jeder Ritter heil'ge Pflicht.
Frauen beizustehn, und hoffen
Darf ich, daß Ihr nicht bezweifelt.
Daß ich meine Pflicht auch übe.
Darum, Dame, sagt mir offen,
Was Euch quäle, Euch betrübe,
Und seyd im voraus gewiß,
Ihr sollt Beistand nicht entbehren.
Iris.
Ihr seyd edel in der That! –
Wohl! die Zukunft mag es lehren,
Ob ich Euch vertraut mit Recht.
Still! bevor Ihr mehr versprecht,
Müsset Ihr mein Leid erst kennen.
Ach! ich zag', es Euch zu nennen!
Möchtet Ihr an meinem Bangen,
Am Erröthen meiner Wangen,
An des Herzens lauten Schlägen
Es errathen! – Ach, daß kund
Euch mein inneres Bewegen
Thäte, was mein scheuer Mund
Euch nicht waget zu gestehen! –
Alvar.
Kann ich Eurer Reden Sinn
So vermessen deuten, daß –
Iris
Ach! Ihr könnt es! –
Viola
(bei Seite).
Dacht' ich's nicht?
Alvar
Hättet Ihr nicht in der Absicht
Meiner Hülfe?
Iris
Laßt das gehen! –
Nicht verhüllen will ich länger
Dieser Brust geheime Qualen!
Möge jeder Zweifel schwinden;
Wißt: – ich lieb' Euch!
Viola
(bei Seite).
Immer besser!
Alvar
Was vernehm' ich, Donna? – Wie –
Iris
Seit ich Euch zuerst gesehen,
Fühlt' ich, daß für meine Ruhe
Alle Kämpfe fruchtlos wären!
Wie ein kühner Räuber habt
Ihr den edlen, lang' bewahrten
Schatz von Zärtlichkeit und Liebe
Mir mit einem Blick entrissen.
Alvar
Werthe Donna –
Iris
Ihr sollt wissen,
Daß ich, edel von Geburt,
Reich und meines Willens frei,
Fest dazu entschlossen sey,
Dem, dem ich mein Herz gegeben,
Mit dem ihm geweihten Leben
Auch die Hand zu reichen,
Alvar.
Donna! –
Viola
(bei Seite).
Weh! – Ich zitt're!
Iris.
Ich bin schön,
Hundert Männer hört' ich's schwören,
Und was mehr ist, hundert Frauen;
Solchem Zeugniß darf man trauen. –
Don Alvar! Wenn Ihr, noch frei,
Eines edlen Weibes Liebe
Euch verbinden wollt, sagt ja,
Und ich lüfte meinen Schleier,
Und Ihr sollt mich kennen, schauen!
Sagt Ihr nein – wohlan! so sey
Dieß Gespräch auch unser letztes.
Lebend sey ich dann begraben
In die Oede stiller Mauern,
Und der Schleier hülle ewig
Dieses unglücksel'ge Haupt!
Alvar.
Donna, könnt' ich Worte finden,
Die, was ich im Busen fühle,
Ganz und deutlich möchten künden!
Wohl habt Ihr vor meinem Blicke
Einen reichen Farbenteppich
Schönen Glückes ausgebreitet!
Wahrlich, der ist zu beneiden,
Dem so hohe Gunst beschieden,
Und gedoppelt zu beklagen,
Wer so unverdientem Glücke
Widerstrebend muß entsagen.
Iris
Ha, Barbar!
(Für sich.)
Das geht vortrefflich!
Viola
(bei Seite).
Ach! ich lebe wieder auf!
Alvar
Einer Frau hab' ich zu eigen
Mich seit langer Zeit geschworen,
Die, ob auch ihr hart Bezeigen
Mich von sich entfernt, ob auch
Sie auf immer mir verloren,
Doch der Stern ist meiner Nacht,
Luft ist meinem Athem, Seele
Dieser lebensmüden Hülle.
Viola
(bei Seite).
Was vernehm' ich?
Iris
Haltet ein!
Alvar
Denkt geringer nicht von mir,
Weil ich in des Schmerzens Fülle
Mein Gefühl nicht ganz verschwiegen.
Glaubt, daß ich nach ihrem ganzen
Werthe achte jene Gabe
Zarter Huld, die Eure Liebe
Unverdient mir zugedacht.
Und damit kein Trost mir bliebe,
Und ich arm bei reicher Habe,
Seh' ein Glück ich vor mir fliehen,
Das ich suche, und entziehen
Muß ich mich mit gleicher Flucht
Einem andern, das mich sucht.
Iris.
Brich, mein Herz!
(Für sich.) Der Plan gelang!
Alvar.
Ja, noch einmal: Laßt den Unstern
Meines widrigen Geschickes
Nicht durch Euern Zorn mich büßen.
Iris.
Geht! entfernt Euch, Don Alvar!
Geb' Euch Gott, daß Ihr ein Herz
Mögt so treu als meines finden;
Geht, und laßt mich meinem Schmerz!
(Für sich.)
Ich ersticke fast vor Lachen!
(Laut.)
Still! – Nein, nein! – ich höre Leute!
Eine Freundin wird es seyn.
Bleibt! – sie möchte Euch begegnen,
Und nicht wünscht' ich's,
(Für sich.) Besser ist's.
Wenn er in der Nähe bleibt.
(Laut)
Tretet hier in dieß Gemach.
(Sie führt ihn in das Nebenzimmer.)
Viola
(allein).
O, was hört' ich! Diese Brust
Hat nicht Raum für so viel Freude!
Und, das nicht der Schmerz besiegen
Könnt', dieß Herz besiegt die Lust!
Ihm entgegen möcht' ich fliegen!
Doch das Bild! – Herz, nicht zu früh
Darfst du deines Glücks dich rühmen.
Iris
(aus dem Nebenzimmer tretend, schlägt den Schleier zurück).
Wohl die einz'ge Frau auf Erben
Bin ich, die es herzlich wünscht
Und die's freut, verschmäht zu werden.
Vorige. Perside in Damenkleidern. Bald darauf Fadrique.
Peside
Eile, Freundin, mich zu bergen!
Ich erblickt' ihn auf der Straße,
Und er folgte meinen Schritten,
Hab' ich recht gesehn im Aufruhr,
Der die Sinne fast mir raubte.
Als ich ihn gewahrt, so trat er
In das Haus.
Iris
Da ist er selbst.
Fadrique
(tritt ein).
Donna –
Alvar
(bei Seite).
Don Fadrique! Himmel!
Dort im Zimmer weilt Alvar,
Und Fadriqu' soll mich entführen!
Fadrique
Ja, Ihr seyd's! – Wenn dieß Gewand
Mir's nicht sagte, Eure Züge
Dieser Abriß hier nicht trüge,
Sagte laut es mir das Beben
Meines Herzens, daß Ihr's seyd.
Viola
(bei Seite)
Was ist das?
Perside.
O Herr, verzeiht!
Ich muß meinen, daß Ihr irret;
Mich nicht könnt Ihr suchen.
Fadrique
Euch!
Viola
(bei Seite)
Welch ein neuer Mißverstand!
Fadrique
Welche lebte, die Euch gleich?
Viola
(bei Seite)
Ja, sie ist's – ich irre nicht!
Perside.
Nur der Schein hat Euch verwirret!
Niemals habt Ihr mich gesehen,
Kennt mich nicht.
Fadrique
Die Züge stehen
Unauslöschlich eingebrannt
In der Seele mir. – O sprecht,
Warum bergt Ihr länger mir
Noch die Wahrheit? – Sehet hier
Auf das Bild, und läugnet noch,
Wie so matt auch diese Farben,
Schatten nur von Eurem Lichte,
Gegen Eure Reize strahlen,
Daß Ihr's seyd.
Perside
(blickt auf das Bild).
Wie, seh' ich recht?
Iris.
Mir ließ sich die Freundin malen,
Dieses Bild gehört Euch nicht.
Perside
(für sich).
Iris bracht's in seine Hände,
Ganz gewiß!
Iris.
Gebt mir's zurück!
Fadrique.
Nimmermehr! – Wenn auch vom Glück,
Auch vom Zufall nur ich habe,
Was – verzeiht – mein Wunsch, zu kühn,
Hält für eine freie Gabe
Eurer Neigung, geb' ich doch
Nie es mehr von mir! – 's ist mein
Und mein soll es ewig bleiben!
Perside
(für sich).
Mich verräth der Wange Glühen!
Viola
(bei Seite).
Kann man Leichtsinn weiter treiben!
Mir verlobt er seine Hand,
Und kaum, daß er mich belogen,
Wird die Zweite schon betrogen.
Fadrique
Wie? Ihr schweigt? – Mein Gott – ist's wahr?
An der Wimper, perlenklar,
Seh' ich eine Thräne blinken!
Laßt mein Herz die Muschel seyn!
Diese Perle weg zu trinken!
Perside
Wohlan, ich will's gestehen!
Ja, Don Fadrique, wisset:
Daß diese Thrän' um Euch vom Auge fließet.
Mich hat unselig lieben
Zu langem Leid, zum Wahnsinn fast getrieben.
Der Nebel ist geschwunden,
Euch geb' ich auf; doch mich hab' ich gefunden!
Fadrique
( für sich).
Das sind ja Träume nicht, die mich verwirren?
Nein, nein, ich kann nicht irren –
Mich kann nicht Wahn berücken!
Sie steht ja lebend hier vor meinen Blicken!
Ist sie's, hab' ich's getroffen,
Dann ist erfüllt mein allerkühnstes Hoffen,
Den Himmel seh' ich offen,
Und ohne Ufer schäumet mein Entzücken!
Perside
O, daß für meine Liebe
Doch noch im Leid der süße Trost mir bliebe:
Der Mann, den ich erkoren,
Sey werth, daß ich mein Herz an ihn verloren!
Dieß füllt mit tiefstem Wehe.
Daß ich nun deutlich sehe,
Euch sey' ein Spiel, was Ziel wer meines Lebens. –
Ihr seyd verlobt!
Fadrique
Vergebens
Straft Euer Zürnen mich! Ich schwöre,
Daß ich nur Euch gehöre!
Perside
Fadrique, könnt Ihr wagen,
Dieß Alles mir zu sagen?
Betrachtet mich genau!
Fadrique
So ist es doch? – Ihr wäret? –
O Himmel! ja! – Erkläret –
Perside
Erspart mir das Erröthen;
Ich bin bestraft!
Fadrique
O Gott! wollt Ihr mich tödten?
Perside
Ihr seht, aus Eurem Munde
Weiß ich, daß zum geheimen Ehebunde
Ihr einer edlen Frau das Wort gegeben.
Erwartet Ihr nicht eben –
Fadrique
Sprecht es nicht aus, ach, schweiget!
Ihr seht mich tief gebeuget;
Doch denkt von mir nicht schlimmer!
Leichtsinn'ger Jugend bin ich anzuklagen.
Viola
(bei Seite).
So recht! Nun kommt die Beichte.
Fadrique.
Und läugnen will ich nimmer:
Weil ich, der Frauen Gunst davon zu tragen,
Oft ohne Müh' erreichte,
Schien mir's nicht mehr erfreulich.
Iris.
O Männer! wie abscheulich!
Fadrique.
Mich zu vermählen, sah ich mich gezwungen,
Weil es im Erbvertrage so bedungen;
Doch liebt' ich nicht. – Da konnt' ich seit zwei Jahren
Von Eurer Nähe manche Spur gewahren:
Daß ich Euch werth – nennt es nicht unbescheiden,
Sag' ich's vor Euch – verriethen manche Zeichen,
Und so beschloß ich, Euch die Hand zu reichen,
Obgleich ich Euer Antlitz nie gesehen.
Jüngst wollt' ich's Euch gestehen,
Als ich auf jenem Balle Euch gefunden;
Doch schnell war't Ihr verschwunden,
Und wider meinen Willen mußt' ich schweigen.
Ich hofft', es werde günst'ger meinen Wünschen,
Ein andrer Tag sich zeigen.
So tret' ich gestern in den Saal und spähe
Nach Euch umher – da sehe
Violen ich in einem gleichen Kleide,
Als jüngst das Eure war. Voll Freude
Dring' ich in ihre Nähe,
Und so, getäuscht vom Scheine,
Indem ich immer Euch zu sprechen meine,
Rasch, ohne viel Besinnen,
Biet' ich ihr meine Hand! – Ich war von Sinnen!
Viola
(bei Seite).
Der Bösewicht!
Fadrique
Da fand ich
Dieß Bild von Euch; verloren stand ich!
Die ist's! rief mir entgegen
Mein trunk'nes Herz mit ungestümen Schlägen,
Und alle die Gestalten,
Die ich, getäuscht, für lebend sonst gehalten,
Ein Strahl hat sie verzehret!
Was lang' ich suchte, lang' umsonst begehret,
Mit einemmale halt' ich es gefunden.
Es ist vorbei! – Gebunden
Halt mich mein Wort, verlassen
Muß ich mein Glück, um jene Hand zu fassen.
Viola
(hervortretend).
Bemüht Euch nicht! Ihr seyd des Wort's entlassen.
Fadrique
Viola!
Iris
Seyd willkommen!
Fadrique
(für sich).
Verdammter Streich! Wie ist die hergekommen?
Viola
Vor allem muß ich fragen:
Wo bin ich, Don Fabriqu'?
Fadrique
Euch das zu sagen –
Iris
Alle Räthsel, die sich zeigen,
Kann nur ich Euch g'nügend lösen,
Und ich will Euch nicht verschweigen,
Daß ich schuldig mich bekenne,
Dieses Truges und der bösen
Ränke, die doch, wie es scheint,
Uns zum Glücke hier vereint. –
Liebenswürdige Viola,
Daß Ihr wisset, wo Ihr seyd,
Ist's, daß ich mich nenne, Zeit.
Iris von Henarez heiß' ich;
Ihr seyd hier in meinem Hause,
Oder besser: in dem Euren.
Diese stumme Schöne hier
Ist Perside von Turguel,
Meine Base.
Viola.
Alles weiß ich
Nun zu deuten.
Iris.
Glaubet mir,
Ihr habt großen Kummer ihr
Schon gemacht, ich kann's betheuern.
Jenen falschen Ritter dort
Und noch einen, den Ihr kennet,
Suchten wir an diesem Ort,
Und, bedenket – fanden ihn
Euern Siegeswagen zieh'n!
Sagt mir, war das zu ertragen?
Viola.
(zu Persiden).
Er gehört an Euren Wagen,
Diene Euch mit warmer Treue,
Und nun treffe Euch die Reihe
Zu gebieten; nicht aufs Neue
Maß' er dieses Recht sich an!
Perside.
Denkt geringer nicht von mir,
Weil Ihr mich so schwach gesehen.
Viola.
Ich – laßt immer mich's gestehen –
Bin auch nicht aus Stärke hier.
Fadrique.
Reden so von sich die Frauen,
Was sag' ich von meiner Kraft?
Viola.
Dame! nehmet diesen Mann
Ja in rechte strenge Haft,
Denn ihm ist nicht sehr zu trauen.
Fadrique.
Treu wird mich Perside finden;
Nur Violen oft zu schauen
Wehre sie. Ihr bringt fürwahr
Keine Andere Gefahr.
Iris.
Wollt Ihr noch ein kurzes Wort,
Schöne Freundin, mir erlauben?
Viola.
Ich errathe; fahrt nur fort.
Iris.
Falscher Argwohn riß Euch hin,
Treulos Euern Freund zu glauben,
Lieb', Ihr wißt ja, ist ein Kind,
Dem verhüllt die Augen sind;
Ich hab' besser ihn durchschaut,
Und auf seinen treuen Sinn
Meinen ganzen Plan gebaut,
Hier in Eurer Gegenwart
Auf die Probe ihn zu stellen:
Daß er sie bestanden, war't
Ihr ja Zeugin selbst. D'rum thut
Schnell jetzt Euer Unrecht gut!
(Geht an die Nebenthür.)
Don Alvar! Beliebt's?
Vorige. Alvar.
Alvar.
Viola!
Iris.
Weil Ihr grausam, Don Alvar,
Mich verschmäht, wohlan, Barbar!
Sollt Ihr hier zur Stelle büßen.
Werft Euch dieser Frau zu Füßen!
Alvar.
Donna! –
Iris.
Thut's in Gottes Namen;
Ich will's seh'n und mich nicht kränken.
Alvar.
Wie find' ich mich hier zurecht?
Theuere Viola, sprecht,
Sagt mir doch, was soll ich denken?
Viola.
Don Alvar, hier diese Damen
Haben zwar zu Eurem Vortheil
Sich bei mir für Euch verwendet. –
Iris.
Donna, quält ihn nicht aufs Neue!
Weil er von geprüfter Treue,
Werde hier sein Lob gefeiert.
Viola.
Nicht zu schnell seyd mit dem Lobe!
Wäret Ihr denn nicht verschleiert?
Unverschleiert macht die Probe!
Alvar.
Wär' es möglich, daß Ihr? – endet!
Viola.
Glaubet nicht, ich wollte scherzen,
Erst sollt Ihr das Bild mir zeigen,
Das der Quell ist meiner Pein.
Ich sah selbst Euch mit Entzücken
Es an Eure Lippen drücken:
Eine Dame muß es seyn.
Alvar.
Gern! Es ruht auf meinem Herzen.
Viola.
Zeigt es her.
Alvar.
Hier ist's.
(Sein Blick fällt auf das Bild, dann auf Iris.)
Mein Gott!
(Er reicht das Bild Violen.)
Iris
(betrachtet es).
Ei nun – dieses Bild bin ich!
Alvar.
Gott! Wer seyd Ihr? – Meine Schwester,
Wenn Ihr mir dieß Bild gesendet
Habt nach Flandern.
Iris.
Alvar Flores
Nannte sich mein Bruder.
Alvar.
Flores
Ist mein Name, einen andern
Trüg ich hier nur. Meine Schwester
Ist vermählt an Don Henarez.
Iris.
Ganz so nennet sich mein Gatte!
Alvar.
Meine Schwester!
Viola.
Welche Freude!
Iris.
Innig theilet sie mein Busen.
Alvar.
Seit den frohen Kindertagen
Haben wir uns nicht gesehen.
Früh mußt' ich nach Flandern gehen.
Um die Waffen dort zu tragen.
Iris.
Schon seit gestern kenn' ich dich.
Perside.
Und du Falsche konntest schweigen?
Iris.
Beigelegt ist deine Sache,
Offen kannst du nun dich zeigen,
Und darfst diesen Zufluchtsort
Jetzt, so bald du willst, verlassen.
Alvar.
Zieht Viola mit mir fort?
Viola.
Mein Alvar!
Alvar.
Geliebtes Leben!
Viola.
Unrecht hab' ich Euch gethan,
Doch ich will, nehmt Ihr es an,
Euer Unrecht Euch vergüten.
Vorige. Crespo.
Crespo.
Weil ich draußen vor der Thüre
Solchen lauten Jubel höre,
Mein' ich, daß es mir gebühre,
Der zum Hause ich gehöre,
Anzufragen, ob es nöthig,
Daß ich jemand noch entführe?
Iris.
Sehet den Gehülfen hier
Meiner wohlgelungnen List!
(Zu Fadrique.)
Weil er aus so guter Schule
Eben erst gekommen ist,
Hab' ich ihn zu mir genommen.
Fadrique.
Ihr vergeßt, daß er zu mir
Aus der Euern ist gekommen;
Seine Meisterin war't Ihr.
Crespo.
Doppelpaare seh' ich hier!
Alle sind nach Wunsch vereint,
Sehr mit ihrem Theil zufrieden?
Viola.
Ja, das Glück hat, wie es scheint,
Jedem, was ihm werth, beschieden.
Perside.
Aus des Labyrinths Gehege –
Alvar.
Fand die Liebe ihre Wege.
Fadrique.
(zu Iris).
Euern Bruder fandet Ihr –
Crespo.
Ich Dublonen. – Saget mir,
Gibts noch was zu wünschen hier?
Irisa.
(zu den Zuschauern).
Eure Huld! – Versagt sie nicht
Uns –
Viola.
Dem Dichter –
Perside.
Dem Gedicht!
(Der Vorhang fällt.)
Ende des vierten und letzten Aufzugs