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Auto-da-Fe des Adels am Neckar und im Weinsberger Thal.
Als der Truchseß von Stuttgart aus an der Feste Hohenasberg vorüberzog, schickte der Vogt ihm zwei Hauptleute, die er gefangen hielt: Holzwart, Handschrift; übereinstimmend mit dem Bericht des Augenzeugen Hans Lutz, Handschrift. der eine war Jakob Rohrbach, der andere ein Heilbronner, der zu Weinsberg Beutemeister gewesen war. Herr Jäcklein – das war ein vornehmes Wild für den Rachehunger des Adels, und sie 476beschlossen, ihn zu braten. Sie zogen mit ihm über Bönnigheim am Neckar hin und erreichten Neckargartach, am 20. Mai. Am schönen Neckargelände, zwischen Neckargartach und Fürfeld, lagerte der Truchseß, um das große Auto-da-Fe des Adels zu feiern, den Manen seiner Standesgenossen und Verwandten mit Blut und Feuer zu opfern. Ringsum in den Dörfern war kein Bauer vorhanden. Abends wurde Jakob Rohrbach im Weidach an eine Felbe mit eiserner Kette gebunden, und, wie der Pfeifer von Ilsfeld, mit Feuer umlegt, daß auch er langsam bratend mit lebendigem Leib den gräßlichen Todestanz in dem Feuerkreis um den Baum tanzen mußte, unter Trommeln und Pfeifenschall. Kinder auf den Achseln der Kriegsknechte sahen zu, und umher standen die Edeln, bis sein letzter Ton verseufzte, bis er, nicht mehr er selbst, keine Gestalt mehr, zusammensank. Die vorigen drei Handschriften. Korbisches Zeugenprotokoll in Berlichingens Lebensbeschreibung S. 281.
Es war nur der erste Akt. Des andern Tags, den 21. Mai, befahl der Truchseß dem Trautskircher, einem bairischen Edelmann, während Rotten vom Lager aus, gegen 4—5000, zu Roß und zu Fuß, ins Weinsberger Thal zogen, Weinsberg, die Stadt, zu verbrennen.
Auf die Kunde vom drohenden Anzug der Bündischen von Stuttgart her waren Hunderte von Familien aus Weinsberg und dem Weinsberger Thal meist nach Heilbronn, theils nach andern Orten mit Allem, was sie flüchten konnten, geflohen. Denn die kaum 2000 Mann starke Schaar, die Wendel Hipler in Weinsberg und auf dem Schemmelberg zurückgelassen, hatte zu dem großen Bundesheer nach Franken sich zurückgezogen, oder sich in die Wälder verlaufen. Der Truchseß, Tylly's vorwandelnder Schatten, gab den Befehl, Weinsberg mit allem Gut darin zu Pulver zu verbrennen, und die Weiber und Kinder, die noch darinnen wären, mit Gewalt herauszuschleppen. Der Trautskircher erschien vor der Stadt. Er fand nichts als Weiber, Kinder und Greise darin. Diese ließ er verwarnen, heraus zu gehen; auch das Sakrament ließ er heraustragen; einen alten Mann, der nicht heraus wollte, und zwei Kindbetterinnen schleppten die Knechte mit Gewalt heraus. Dann wurde das Städtchen an drei Enden angezündet, »und sind da etliche Weiber 477verbrannt, die auf die Warnung nicht haben von ihrem Gut gehen wollen.« Hans Lutz, der als Herold dabei war. Vom Vieh und allem Geräth durfte weder ein Kriegsknecht noch eines der Ausgetriebenen das Geringste nehmen. »Und wenn sie voller Nobel gewesen wäre, die Stadt und alles Gut darin war zum Feuer verurtheilt.« Ebenderselbe. Fürchterlich war das Gebrüll des verbrennenden Viehes und das Geheul der unschuldigen Alten, der Weiber und Kinder, die ihre Wiegen und ihre letzte Habe vor ihren Augen verbrennen sehen mußten. Weithin hörte man es, und in der Ferne leuchteten fünf brennende Dörfer: Erlenbach, Binswangen, Gelmerspach und andere, die wie Weinsberg vom Boden weg gebrannt wurden. Der Himmel über dem Weinsberger Thal war ein Feuermeer. Es war Sonntag vor Himmelfahrt Christi. Zehen Häuslein waren nach dem Erlöschen der Flammen von dem schönen Weinsberg allein noch unverbrannt zu sehen. Und ohne Untersuchung, ohne Rücksicht auf die Unschuld der meisten Weinsberger, sprach der Erzherzog dem Adel zur Genugthuung solle die Brandstätte auf ewige Zeiten wüste liegen. Handschriften von Hans Lutz, Niklas Thomann, Holzwart. Schreiben Rudolfs von Ehingen vom 21. Mai. Auch Thomann und Holzwart nennen Sonntag vor Himmelfahrt (21. Mai).