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zieht sich von Osten nach Westen hin. Dem Stumpfesten, dem Blinden muß der Gang des Gestirns heute offenbar sein! Das große mystische Volk der Russen hat sich mit einem dumpf brüllenden Aufschrei seiner Fesseln entledigt, mit einem Ruck hat das große treue, seiner Pflicht ergebene Volk Deutschlands seine Last abgetan. Beides geschah unter dem Zwang des unerträglichen Schicksals, unter dem Druck bitterster Knechtung, tötlicher Niederlage. Es geschah nicht aus eigenem glorreichen Überschwang, es war ein Aufbäumen, ein letzter verzweifelter Gegendruck gegen unsägliche Qual.
Am Rhein hält das Gestirn in seinem Lauf inne, in den Fluten des Rheins zerfließt heute seine leuchtende Spur. Jenseits des Stromes wohnen die siegreichen Völker des Westens.
Die haben unter der Last des Krieges nicht auch noch die schwere Not der politischen Bedrückung zu tragen gehabt, wie die heute und gestern besiegten des östlichen Europas. In einer helleren Atmosphäre des Rechtes und der Demokratie fanden sie Freundschaft und Hilfsbereitschaft benachbarter Völker. Sie konnten ausharren durch alle Schrecknisse; wir mußten zusammenbrechen.
Aber der Lauf des Lichts ist nicht beendigt, er stockt nur für einen kurzen Augenblick! Die Grenze zwischen Niederlage und Triumph ist nicht leicht zu überschreiten – aber sie wird überschritten werden und die leuchtende Spur der Befreiung wird schließlich wie ein Äquator, eine Milchstraße, ein Gürtel von Licht, wie die endliche große letzte Umarmung, die die Seher der Menschheit seit undenklicher Vorzeit verkündet haben, vom Erdball Besitz ergreifen – glaubt es nur! Glückliche Äonen künftiger Menschheit werden auf diese unsere Zeit zurückblicken und ihr Sinn wird auf der kleinen Spanne, die wir jetzt durchleben, verweilen einen Augenblick lang. Sie werden die Freiheit, die Rußland, die Völker Österreich-Ungarns, das Volk Deutschlands sich zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts errungen haben, wägen und messen an der Freiheit, die sich um dieselbe Zeit, nur in einem geringen Abstand, Frankreich, England, das große souveräne Volk Amerikas gegeben haben.
Denn die Spur stockt nur, sie wird sich wieder sammeln, weiterziehen, ihren Weg vollenden. Wir werden es erleben, daß Frankreich seinen triumphierenden Nationalismus, England seine triumphierende Welteroberermacht wie ein Joch abschütteln werden; daß an einem nicht fernen Tage das freieste Volk der Erde, das Volk, das den größten moralischen Triumph geerntet hat um den geringsten Blutpreis – daß es sich glorreich erheben wird, um sich am tiefsten zu demütigen vor dem großen, allumfassenden Geist des Sozialismus, dem göttlichen Geist der Erdenmenschheit.
Es ist viel, wenn Verzweiflungsmutige Unerträgliches von sich werfen, um doch wieder atmen zu können. Es ist alles, wenn der Sieger sich seines Überschwanges begibt, wenn er das Opfer bringt, um des Bruders Bruder sein zu können!
Freunde, Kameraden, glaubt mir, es tut nicht not, jenen drüben zuzurufen: handelt wie wir – erkennt den gemeinsamen Feind, es ist das Kapital! seht durch euren Sieg hindurch die Teufelsfratze des listigen Bedrängers – laßt euch nicht aufs neue betören, folgt uns –
Sie werden tun, was wir getan haben, ohne Mahnung, ohne Zuruf. Denn der große Geist ist unterwegs. Dieses mit Blut und Tränen gewonnene Gebilde der Menschenversöhnung, dem wir heute noch den Namen des Sozialismus geben, wird ohne unser Hinzutun bald seinen Kreislauf um die bewohnte Erde vollendet haben. Saugen wir unsere Seelen voll mit dem Glanz des heiligen Gestirns, das über uns steht in diesem Augenblick der zerschmetternden Niederlage!