Sagen aus Niedersachsen
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Die Springwurzel auf dem Köterberg bei Holzminden

Einst hütete ein Schäfer auf dem Köterberg bei Holzminden seine Herde. Als er sich einmal umdrehte, stand plötzlich eine wunderschöne Jungfrau vor ihm und redete ihn an: »Nimm die Springwurzel und folge mir nach!«

Diese Wurzel ergriff sogleich der Schäfer. Er ließ nun seine Tiere frei umherlaufen und folgte dem Fräulein. Dieses führte ihn durch eine Höhle in den Berg hinein. Sooft sie zu einer Tür oder einem verschlossenen Gang kamen, mußte der Hirt seine Wurzel vorhalten, und sogleich wurde geöffnet. Beide schritten immer weiter fort, bis sie etwa in die Mitte des Berges gelangten. Dort saßen noch zwei Jungfrauen und spannen eifrig. Der Satan befand sich auch in dem Saal, aber er war machtlos; man hatte ihn unten am Tisch, vor dem die beiden Jungfrauen saßen, festgebunden. Ringsum sah man in Körben gewaltige Mengen von Gold und glitzernden Edelsteinen aufgehäuft liegen.

Der Schäfer staunte sogleich die ungeheuren Reichtümer an, seine Führerin aber forderte ihn lächelnd auf: »Nimm dir, soviel du willst!«

Ohne Zaudern griff der Mann sofort in den glänzenden Haufen und füllte in seine Taschen, was sie fassen konnten. Als er dann, reich beladen, wieder ins Freie treten wollte, ermahnte ihn die Jungfrau:

»Aber vergiß das Beste nicht!«

Der Hirt dachte, sie rede von den Schätzen, und glaubte, sich gar wohl mit allem versorgt zu haben. Aber das Fräulein meinte die Springwurzel. Als er nun ohne die Wurzel hinausschritt, die er auf den Tisch gelegt hatte, schlug das Tor krachend hinter ihm zu, hart an seinen Fersen, doch ohne ihm weiteren Schaden zu tun, obwohl er leicht sein Leben hätte einbüßen können. Die großen Reichtümer brachte der Mann glücklich nach Hause, aber den Eingang zur Schatzkammer konnte er nicht wiederfinden, und auch die Jungfrau zeigte sich ihm niemals mehr.

 


 


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