Sagen aus Thüringen
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Christiane von Lasberg

Am 16. Januar 1778 ertränkte sich Fräulein Christiane v. Lasberg, weil sie sich von ihrem Geliebten, dem Schweden von Wrangel, verlassen glaubte, in der Ilm bei der Floßbrücke, die damals ein wenig unterhalb der jetzigen Naturbrücke schräg über das Wasser in den Stern des weimarischen Parks führte. Kurze Zeit danach kam ein Bürger abends in jene Gegend. Da sah er am jenseitigen Ufer eine Dame in schwarzseidenem Mäntelchen lustwandeln; bei ihr war ein kleiner Hund, und in der Hand hielt sie eine Gerte, mit der sie im Sande rieselte. Der Mann wunderte sich, zu dieser Zeit eine Frau aus höheren Ständen, denen sie anzugehören schien, dort zu finden. Als er ihr bis auf zwanzig oder dreißig Schritte nahe gekommen war, entschwand sie seinen Augen, und er konnte sie, obwohl er suchte, nicht wiederfinden. Nachdenklich ging er heim und erfuhr, daß es Christel v. Lasberg gewesen sei, die sich in dieser Kleidung ertränkt habe. Auch andere haben ihren Geist dort als weiße Gestalt umherwandeln sehen, und jedermann fürchtete sich, abends allein in die Gegend zu kommen. Goethe, welcher zum Andenken der »armen Christel« dort ein Stück Felsen zum Felsentor aushöhlen ließ, von wo man den Ort ihres Todes übersah, mochte es seinen Dienern nicht verdenken, wenn sie nachts nur zu dreien einen Gang nach seinem Garten hinüber wagten.

 


 


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