Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Vom Schnupftabaksmann, Burgold mit Namen, sind unzählige Stückchen bekannt. Er stammte aus dem Drachenhaus in Windischenbernsdorf und war zur Zeit des Siebenjährigen Krieges Bursche auf einer Schnupftabaksmühle. Danach wurde er Werber, machte aber die abgelieferten Rekruten immer unsichtbar, so daß sie wieder davonlaufen konnten. Später trieb er im Osterland einen bescheidenen Schnupftabakshandel, obgleich er sich Gold und Silber genug hätte verschaffen können. Seiner Frau, die über ihre Armut klagte, zeigte er eine Mulde voll blanker Taler, ließ aber die ganze Herrlichkeit sogleich wieder verschwinden. Er wußte die Glücksnummern der Lotterien, ohne selber Gebrauch von seiner Wissenschaft zu machen. Nur andern teilte er gelegentlich etwas mit. In einem Wirtshaus, wo man ihn immer gut aufgenommen hatte, schrieb er die Glücksnummern der nächsten Lotterie mit Kreide unter das Handtuch an die Wand und lachte den Wirt nachträglich aus, weil der den Wink nicht verstanden hatte. Oft unterhielt er in den Schenken die andern Gäste durch seine Stückchen. So redete er den Ofen in einer wunderlichen Sprache an und brachte ihn dazu, daß er anfing zu wackeln und die Beine zu bewegen. ja, das eine Mal peitschte der alte Zauberkünstler einen Kachelofen mit der Haselgerte aus der Stube hinaus in den Hof, während das Feuer lustig weiterbrannte. Arg gefoppt hat er mal einen Jägerburschen, der von Großebersdorf wegging, einen Hirsch zu schießen. »Du kommst zu balde!« sagte er zu ihm, und wie nun jener einen Hirsch sieht und will eben abdrücken, ist‘s ein Pferd gewesen und ein zweitesmal eine alte Frau mit einem Tragkorbe, so daß er nicht zum Schusse kam. Endlich schießt er doch – aber o Schrecken! Da er hinkommt, hat er keinen Hirsch, sondern jene Frau geschossen! Jetzt naht sich lachend unser Schnupftabaksmann, und im Umschauen liegt statt der Frau ein wohlgetroffener Hirsch vor ihnen. Ein anderes Mal bat Burgold einen Handwerksburschen, den er bei den vier riesigen Eichen auf den Windischenbernsdorfer Hofwiesen traf, ihm doch einen Stiefel auszuziehen, der ihn gar zu sehr drücke. jener tut‘s; aber nicht nur den Stiefel, nein, das ganze Bein hat er ihm ausgerissen und ist, wie er‘s sieht, entsetzt davongelaufen, so sehr auch der andere hinterher rief. Kaum aber sitzt der Handwerksbursche im Wirtshause zu Windischenbernsdorf, so kommt auch Burgold herein und lacht ihn aus. Freilich hat‘s mit ihm zuletzt kein gutes Ende genommen: er ist hinterm Zaun gestorben.