Achim von Arnim und Clemens Brentano
Des Knaben Wunderhorn. Dritter Band
Achim von Arnim und Clemens Brentano

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Tanzreime.

                        Aufe ist nit abe, 's ist aber we'ger wahr,
Wann ich meinen Schatz am Tag nit seh,
Und in der Nacht nit bei ihm steh,
Meyn ich, es sey ein Jahr.

Zu dir bin ich gangen,
Durch Regen und Wind;
Zu dir geh ich nit mehr,
Du gehst mit 'nem Kind.

Geh mir nit über mein Aeckerle,
Geh mir nit über mein' Wies';
Oder ich prügel dich wegerle (wahrlich),
Oder ich prügel dich g'wiß.

Und die Blätter sind grün,
Und die Rosen sind roth;
Und die lutherschen Buben
Sind gut in der Noth.

Und wenn der Mond hell scheint,
Und 's platzregnen thut,
Und die Fremden nit kommen,
Sind die Heimischen gut.

Mein Daumen, mein Finger,
Mein Ellebogo;
Mein Sinn und Gedanke
Sind zu Sigmaringo.

Herüber, hinüber,
Ich hoff mir ein Glück;
Hab kürzlich ein Boten
Bei Sickingen geschickt.

Der Bote ist kommen,
Was hat er gebracht?
Ein Ringle am Finger,
Ein Schnupftuch im Sack.

*           *
*

(Ast's Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst. I. S. 93.)

        Die Kirschen sind zeitig,
Die Weichseln sind braun;
Hat jede einen Buben,
Muß auch um einen schaun.

Du schöner Kuckuk,
Wo singest denn du;
Du singest im Walde,
Verführest mich balde.

Bin ich oft mit meinem Schätzchen
In den Wald hineingegangen;
Und die Vöglein haben gesungen
Nach meinem Verlangen.

Wann ich jezt oft allein
In den Wald hinaus geh,
So thuts mir im Herzen
Tief drinnen so weh.

Dort laß ich mein Kühlein
Am liebsten fressen;
Wo ich oft bin des Abends
Bei meinem Bübchen gesessen.

Ein schöns, ein schön Häuschen,
Ein schön, ein schön Bett;
Ein schöns, ein schöns Bübchen,
Sonst heirath ich nicht.

*           *
*

        Klein bin ich, klein bleib ich,
Drum werd ich veracht;
Jezt will ich studieren,
Will werden ein Pfaff.

Was willst du studieren,
Und willst ein Pfaff seyn;
Man giebt dir ins Kloster
Kein Weibchen hinein.

*           *
*

        Silberner Degen,
Ein goldener Knopf;
Die Mädle sind traurig,
Franzosen sind fort!

*           *
*

        Ueber dem Wald, über dem Wald,
Hats 'nen schönen Reifen;
Dem Mädle sind die Ohren kalt,
Die Buben wollens greifen.

*           *
*

        'S mein seyn und 's dein seyn,
Und 's zu dir liego,
Das bringt mich sechs Jahr lang
Ins Soldatelebo.
Sechs Jahr und drei Monat,
Dann ist mein Zeit aus;
Nach kömmt es mein Schätzle,
Und führt mich nach Haus.

*           *
*

        Ich weiß nicht wo's Vöglein ist,
Ich weiß nicht wo's pfeift;
Hinterm kleinen Lädelein,
Schätzlein wo leist?

Es sitzt ja das Vögelein
Nicht alleweil im Nest;
Schwingt seine Flügelein,
Hüpft auf die Aest.

Wo ich gelegen bin,
Darf ich wohl sagen;
Hinterm grün Nägeleinstock
Zwischen zwei Knaben.

*           *
*

       
Er. Du Dienerl, du nett's,
Du liegst mir im Herz;
Du kömmst mir nicht raus,
Bis die Liebe ist aus.
Sie. Aus ist sie mit dir,
Im ganzen Revier;
Wenn die Donau eintrocknet,
Dann heurathen wir.
Er. Sie trocknet nit ein,
Bleibt alleweil naß;
Jezt muß ich halt schauen,
Um ein anderen Schatz.

*           *
*

                                Wann mein Schatz Hochzeit macht,
Hab ich einen traurigen Tag:
Geh ich in mein Kämmerlein,
Wein um meinen Schatz.

Blümlein blau, verdorre nicht,
Du stehst auf grüner Heide;
Des Abends, wenn ich schlafen geh,
So denk ich an das Lieben.

O du mein liebes Hergottle,
Was han i der denn thaun;
Daß du mir an mein lebelang,
Net willst heurathen laun.
Jezt will i nimmer betta,
Will net in Kirche gaun;
Geb acht, i kann de nötha,
Du wirst me heura laun.

Adam und Eva habens Lieben erdacht,
Ich und mein Schätzle habens auch so gemacht.

Mein Gott und mein Herr,
Wie fällt mirs so schwer;
Kein Vater, kein Mutter nit mehr,
Kein lieb Schätzele mehr!

Wegen eim Schätzele trauern,
Das wär mir ein Schand;
Kehr mich nur herummer,
Geb der andern die Hand.

In der Kirch, da ist ein Tritt,
Wo man zwei Lieben zusammen giebt.

Hab ein Ringlein am Finger,
Dadurch seh ich nur;
Da seh ich mein Schätzle
Seine falsche Natur.

Aus ist es mit dir,
Mein Haus hat kein Thür;
Mein Thür hat kein Schloß,
Von dir bin ich los.

Dort drüben am Rhein,
Da liegen drei Stein;
Dort führt mir ein Andrer
Mein Schätzele heim!
Führt er mir sie heim,
So ist mir es recht;
So ist er der Meister,
Und ich bin der Knecht.

*           *
*

            Mein Schätzle ist Nunn,
Mach mich nit lachun;
Die Lieb ist brochun,
Kanns nimmer machun.

Schatzlein freu dich, juchze,
Das Abscheiden thut weh;
Die Liebe thut wanken,
Wie ein Schiff auf der See.

Daß im Wald finster ist,
Das machen die Birken;
Daß mich mein Schatz nicht mag,
Das kann ich merken.

Daß im Wald finster ist,
Das machen die Aest;
Daß mich mein Schatz nit mag,
Das glaub ich fest.

Ich hab geheurat, ich hab gehaußt,
Hab einen Mann wie eine Faust;
Hat ein Herz wie eine Nuß,
Ist keine Freud und keine Lust.

*           *
*

        Hab Holzäpfel gehaspelt,
Kein Zaunstecken, kein Spitz;
Bin oft zu meim Schatz gangen,
Hats kein Mensch gewüßt.

Klein bin ich, das weiß ich,
Groß mag ich nit wern;
Ein Schätzel muß ich haben,
Wie ein Haßelnußkern.

Ich hab ein schöns Schätzlein,
Wenns nur auch so bleibt;
Stells naus in Krautgarten,
Daß es die Vögel vertreibt!

*           *
*

                    Mein Schätzle ist hübsch,
Aber reich ist es nit;
Was nützt mir der Reichthum,
Das Geld küß ich nit.

Schön bin ich nit, reich bin ich wohl,
Geld hab ich auch a ganz Beuterl voll;
Gehn mer noch drey Batze ab,
Daß ich grad zwölf Kreutzer hab.

's Kranzerle weg,
Und 's Häuberle her;
Jungfrau gewest,
Und nimmermehr.

*           *
*

(Aus der Polizey Fama.)

        Aufs Gässel bin ich gangen,
Aufs Gässel geh ich noch;
Der Scherg will mich fangen,
Ey hätt er mich doch.
Wie soll er mich denn fangen,
Bey Tag geh ich nit;
Bey der Nacht is stockfinster,
Da sieht er mich nit.

*           *
*

        So und so so geht der Wind,
So und so pfeift er;
Und wenn ich mein Schätzle säh,
Wär mirs gleich viel leichter.

So lieb als mir mein Leben ist,
So lieb ist mir mein Schatz;
Und wenn er auch gestorben ist,
So lieb ich noch den Platz.

Das Liederl ist gesungen,
Der Kreutzer ist gewunnen;
Und wer mir ihn nit geit,
Dem singe ich auf Beut.

*           *
*

                Es ist ein Mädel hier,
Es hat ein Gulden vier;
Hat ein spitzigs Mäule,
Ein Näsle als wie ein Säule;
Zwey Augen als wie ein Stier,
Trotz allen Mädchen hier.

Jetzt ist mein Liedel aus,
Es beißt mich noch eine Laus;
Ich bin so keck und nehm sie,
Und nehm ein Messer und schind sie;
Und stech ihr beide Augen aus,
Jetzt hasts meine liebe Laus.

*           *
*

        Schwimmen zwei Fischle im Wasser herum,
Strecken die Schwänzerl in die Höh;
Liegt es mein Schatzerl im Federbett,
Thut ihm sein Köpfle so weh.

Komm ich bei Mitternacht,
Wird mir gleich aufgemacht;
Hab em sein Köpfle vollgeschwätzt,
Hab' ihms voll gelacht!

In dem schätzbaren Tyroler Sammler Innsbruck 1807. II. B. finden sich von S. 57-96 allerley Tyroler Tanzreime abgedruckt mit Erläuterungen, die Sprache liegt der unsern sehr fern, und bedarf daher dieser Erläuterungen sehr; und doch liegt der größte Reitz gerade in dieser Sprache. Dies wäre zu weitläuftig geworden für den Umfang unsres Buchs; Freunde dieser Liedergattung verweisen wir daher auf jenes Buch selbst.


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