Es ist nit allewege Festabend,
Der Tod kömmt und bringet den Abend;
Und bindt uns mit einem festen Band,
Daß er uns bringe in das ander Land.
Auch so ist allezeit nit Maye,
Wir müssen tanzen an dem Reihe;
Daß uns der May wird entwandt,
Dann singen wir fort in das ander Land.
Alleweg mögen wir nit hie bleiben,
Der Tod will uns von hinnen treiben;
Noch morgen oder alle zur Hand,
Gott weiß, wir müssen in das ander Land.
Wie schön wir uns zieren und waschen,
Wir sind doch erst kommen von Aschen;
Das erst Volk, das man fand,
Das ist auch fort in das ander Land.
Ach was ist süßer, als das Leben,
Wir müssen doch sterbend uns deß begeben;
Der Tod kommt sonder Wiederstand,
Und schleift uns in das ander Land.
Ich wach, ich sorg, ich bebe, ich kreide,
Um Gut, das ist doch andrer Leute;
Es war auch hie, als ich es fand,
Hier laß ich es, und fahr in das ander Land.
Ich gehe scharren und schürchen,
Um Gut, als wollt ich mich erwürgen;
Gott hat mich nit darum hergesandt,
Muß nacket und bloß in das ander Land.
Ich sollte Gott hie zu allen Zeiten
Loben, danken und benedeien;
Das wär mein Schutz und mein Gewand
Vor Satanas in dem andern Land.
Herr Geyer, Herr Geyer, was ihr hie mögt erkriegen,
Es muß doch alles hie bleiben liegen;
Mit uns müßt ihr unter den Sand,
Fahren hin in das ander Land.
Keines Menschen Gut oder Ehr sollst du ihm nehmen,
Freund! deß sollst du dich schämen;
Die das thaten, die wurden geschand't,
Hie und auch im andern Land.
Kein Schande oder Schaden sollst du klaffen,
Auf Mönche, Nonnen oder Pfaffen;
Sie sind Gottes Schatz und edel Persant,
Sie geben Rede in dem andern Land.
Wo ist Karle, Hektor und Alexander?
Julius, Artus und mancher ander?
Ritter, Knecht und mancher Wigand,
Wo anders denn im andern Land.
Wär irgend ein Kaiser von Rome,
Der edel wär oder so schone;
Als ein Karfunkel oder Diamant,
Er muß nacket in das ander Land.
Wir gehen, als die vor uns waren,
Starke, weise, schön von Jahren;
Wie man sie nennt, oder waren genannt,
Sie sind all vor uns in das ander Land.
Der Tag mag zu Abend kommen,
Es sey zu Schaden oder zu Frommen;
Nach dem Leben kommt der Tod gerannt,
Und treibt uns in das ander Land.
Als wir sind tod, wir mögen kriegen,
Ein alt Leylach, darin wir liegen;
Oder ein neue Kiste bekannt,
Also fahren wir in das ander Land.
Wir werden alle nackend geboren,
Kein eigen Gut haben wir zware;
Denn unsre Seele ist ein Unterpfand,
Ihr Werk findet sie in dem andern Land.
O Seele, o Seele, geistliche Kreature,
Gott schuf dich selber nach seiner Figure;
Was du hast gesäet oder gepflanzt,
Das sollst du erndten in dem andern Land.
Das Beste, des ich mich kann entsinnen,
Das ist Gott fürchten und allzeit minnen;
Das soll seyn unsrer Seele Gewand,
So fahren wir sicher in das ander Land.
Wenn wir werden alt, krank und krumm,
So wär es Zeit, daß wir uns sähen um;
Und wenn uns entfällt der Leckerzahn,
So wollen wir bald in das ander Land.
Ach Gott, wer soll unser Geleitsmann seyn?
Wir wissen ja nichts von unsrer Pein;
Der Weg ist fern und unbekannt,
Den wir hinfahren in das ander Land.
Nachdem als man beschrieben findt,
So ist unser Leben als der Wind;
Der da flieget über den Sand,
So schnell fahren wir in das ander Land.
Ach daß ich je ward geboren!
Daß ich meine Zeit also hab verloren;
Ach Herre, ich setze meine Seel in deine Hand,
Wenn ich hinfahre in das ander Land.
Wir wollen immer das beste hoffen,
Die Gottesgnade steht uns allzeit offen;
Wiewohl uns Gott hat hergesandt,
Doch müssen wir in das ander Land.
Bitten wir Maria die Jungfrau rein,
Daß sie unsre Trösterin wolle seyn;
Und bleiben doch immer unser Vorstand,
Wenn wir fahren dahin in das ander Land.
Unser Herr Jesus hat uns gegeben
Im Himmelreich fein ewiges Leben;
Er behüte uns vor dem bösen Volant,
Daß wir nit kommen in das höllische Land.
Das ist aus: Ich kann nit mehr beschreiben,
Gott! der weise uns in sein ewig Leben;
Daß wir da werden mögen bekannt
Mit allen Heiligen in dem himmlischen Land. |