Victor Auburtin
Einer bläst die Hirtenflöte
Victor Auburtin

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Vor Ithaka

Seit vielen Jahren war es mein Wunsch, einmal eine Mondscheinfahrt durch das Jonische Meer zu unternehmen. Aber es ist immer etwas dazwischengekommen.

Nun ist die Stunde da.

Mitternacht. Die Engländer sitzen im Rauchsalon bei Whisky und Soda; die alte Dame befindet sich in ihrem Bett und liest zum letzten Male die »Daily Mail« von oben bis unten durch. Das sind vernünftige Leute, die tun, was sich gehört. Auf den Einfall, jetzt zur Mitternacht das oberste Verdeck dieses Dampfschiffes zu erklimmen, kann nur ein Deutscher kommen.

Das oberste Verdeck liegt im brennenden Mondlicht da; und ringsherum im Meere, nah und fern, schimmern die Inseln.

Einige sind ganz tief eingetaucht. Andere hoch und licht wie aus Kork, und man glaubt, sie leicht schwanken zu sehen in dem zitternden Flimmern der Flut. Eine ist ganz klein und schwarz, sie liegt vor uns, als ob sie uns erwartete. Eine große, silberhelle verläuft endlos zu unserer Rechten.

Und kein menschliches Licht, kein Boot auf dem Wasser; es ist das nächtige Meer der Götter, schweigend, reich an Geheimnis und auch an Grauen.

Ein Schiffsoffizier steht vorn neben der Kajüte des Kapitäns, bückt sich über einen messingnen Apparat und visiert etwas.

Wo sind wir? rede ich ihn an, als er mit seiner Arbeit fertig ist.

Wir haben eben das Kap Ducato passiert.

Und diese Insel hier? frage ich und zeige auf die silbergraue neben uns.

Das ist Ithaka, antwortet er.

Ithaka? So! Sieh mal einer an. Wirklich äußerst interessant. Herzlichen Dank, mein Herr!

Bitte sehr, es ist gern geschehen.

Noch schnell einen Blick nach dem Himmel, um für kommende Tage festzulegen, unter welchem Aspekt diese merkwürdige Begegnung vor sich gegangen ist. Der Siriushund springt hoch; alle die großen Bilder des Winters sind versammelt, und in den nahesten Mondstrahlen eingebettet, glitzert die Brosche der Plejaden.

Und nun wollen wir abwarten, wie lange das Gut dieser Stunde vorhalten wird für das Leben.


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