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Ein Rennkamel von der edelsten Rasse schreitet durch die unermeßliche Wüste. Es trägt einen Gesandten. Mohammed el-Mahdi, der große Scheich der Senussi, schickt eine Botschaft an Mohammed el-Mahdi im Sudan.
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Der Stifter der gewaltigen Sekte, die von Mekka bis zum fernsten Westen des Islams in Afrika zahllose Jünger hat, Sidi Mohammed Ben Alî es-Senussi, ist um die Zeit gestorben, da der Derwisch Mohammed Achmed auf der Insel Abba seltsam zu träumen begonnen hat. Der große Scheich des Senussiordens hat sterbend seinen Sohn zum Nachfolger eingesetzt und gewisse prophetische Worte gesprochen. Die Zeit sei erfüllt, die Stunde nahe, im Jahre 1300 der Flucht werde vielleicht der Erwartete Mahdi der Welt erscheinen. Die Zeichen, deutete dieser Sterbende an, wiesen auf seinen geliebten Sohn.
»So ist also er der Erwartete Mahdi?« fragen die Weisen des Vierten Grades, die geheiligten »Mudschteheds«, ihren sterbenden Meister.
»Das Wissen ist Allahs!« seufzt er und stirbt.
Seinen Sohn Mohammed, den zweiten Scheich der Senussi, nennen seine Getreuen Sidi Mohammed el-Mahdi. Er duldet wohl den Beinamen, erhebt aber selbst nicht den Anspruch, der Erwartete Mahdi zu sein. Nach der Lehre des ersten Senussi erkennt sich der Erwartete, der Mahdi, nicht selber: er wird von der dankbaren Welt erkannt, vielleicht spät, nach seinem Tode vielleicht erst. Wer durch seine guten Werke die Welt verändert hat, der ist der Mahdi, daran wird man ihn erkennen. Wer so fromm ist, daß alle anderen lernen, gottgefällig zu leben, wer um sich die guten Gaben verbreitet, fleißige Arbeit, Wohlstand, die Freude an grünenden Gärten, an jedem redlichen Werk – der wird als Mahdi erkannt. Keine Propheten und Engel müssen vom Himmel steigen, um dem Erwählten Allahs zu sagen: Du bist der Mahdi! Eine beglückte Welt wird es von selber rufen.
Am wenigsten aber, sagt die Senussilehre, führt der Mahdi ein blutiges Schwert. Man wird ihn daran erkennen, daß sein Reich ohne Blut noch Gewalt kommt.
Vielleicht, so hoffen die Senussibrüder, ist die Zeit schon nahe. Im Jahre 1300 nach Mohammeds Flucht, hat der Stifter der Sekte geweissagt. – – Jetzt naht das Jahr schon heran (in Europa schreibt man 1883) – da plötzlich kommt nach Dscharabub zu den Senussi ein Bote von einem Mann aus dem Sudan, der behauptet, der Mahdi sei erschienen, und er beginne den heiligen Krieg, um die Welt zu erobern, und der Scheich der Senussi selber solle ein Banner tragen, nicht als der Mahdi, sondern als ein Stellvertreter des Mahdi, als sein Dritter Khalif im Vertilgungskrieg gegen drei Viertel der Menschheit. – –
Der zweite Scheich der Senussi, den die Seinen hoffnungsvoll den Mahdi nennen und der noch niemals gewagt hat, zu sagen, er sei wirklich der Erwartete, – beschließt, seiner eigenen Lehre getreu, daß der Anspruch dieses Derwischs aus Dongola geprüft werden müsse. Vielleicht erweisen seine Werke, daß er der Mahdi ist? Vielleicht beginnt wirklich rings um ihn die Beglückung der Welt?
Der Scheich der Senussi sendet den weisesten alten Mann aus dem Rat der Ordensgemeinschaft aus, daß er die endlose Reise quer durch die große Wüste vollende: als Bote der Senussîjja an den Erwarteten Mahdi – wenn jener der Mahdi ist. An seinen Werken soll ihn der weise Bote erkennen!
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Die Klostergemeinschaft Dscharabub, in der der Senussischeich wohnt, liegt im Lande Benghasi, westwärts von jener Oase Siwa, in der Alexander der Große die Stimme des Jupiter Ammon vernommen hat. In Dscharabub am heiligen Grab des ersten Senussi ist die fromme Siedlung, sind der Palast des Scheichs, die Zellen der Ordensbrüder, das Haus für die vielen Pilger, die Hütten der Gottesgelehrten und der fahrenden Schüler, die aus der ganzen Welt des Islams gekommen sind, um die Lehre der Senussi zu hören. Hier hat die Sekte den leuchtenden Mittelpunkt, die Hauptmoschee, das geliebte Grab, die weithin wirkende hohe Schule des Glaubens. Aber der Bote, der südwärts reitet, findet fast in jeder Oase der großen Wüste eine Niederlassung des Ordens. In den Oasen von Kufra sieht er die Brüder nach der Art der Senussi beten und ihre Dattelhaine betreuen; in der Einöde ostwärts von Tibesti greifen ihn wilde Räuber an, und sie werden auf ein geheimes Zeichen seine eifrigen Freunde und Diener. Eine Horde wandernder Tuareg nimmt ihn in ihre roten ledernen Zelte auf; er ist der geehrteste Gast dieser furchtbaren Herren des Sandmeers. Er reist weiter, die schwierigen Wege der Wüste öffnen sich wie durch ein Wunder ihm und seinem Meharikamel. Für den Sendling des Scheichs der Senussi hat die Sahara keine Gefahren. Ohne nur einmal sein verschleiertes Antlitz enthüllen zu müssen, kommt der alte Mann, das Gebiet von Borku berührend, weiter nach Wadai. Sultan Alî, der schwarzbraune König von Wadai, der mächtigste Herrscher am Rand der Sahara, ist dem Orden affiliiert, und einer der Väter vom Vierten Grade ist in seinem Reiche willkommen. Man rüstet am Hof des Sultans zu prunkvollen Festen. Aber der Bote des Scheichs der Senussi rastet kaum bei diesem König und reitet wieder in die Wildnis hinaus, immer weiter.
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Dieser Reisende auf dem schönen weißen Kamel trägt unter dem braunen Burnus die zivilisierte Tracht der tunesischen Küstenbewohner, unter dem »Litham«, dem schwarzen Schleiertuch der Tuareg, das ihm Mund und Nase verhüllt, ist das Gesicht eines weißen Mannes. Das ist kein Barbar: ein Mittelmeermensch. Karthagerenkel, Römerenkel, Enkel der spanischen Mauren. Sicherlich hat er in Tunis oder in Algier Französisch gelernt. Die Senussi wissen genug von Europa – um es abzulehnen. Sie haben längst die Gefahr der Unterjochung begriffen, die dem ganzen nördlichen Afrika, die allen Ländern des Islams droht. Den Islam dennoch zu retten, ihm die ganze Negerwelt zu bekehren, ist ihre Absicht.
Aber der alte Mann, der da allein durch Afrika reitet als der Gesandte einer großen Idee, meint einen Islam, wie ihn die westliche Welt schon einmal gekannt hat, den Islam der spanischen Mauren. Er ist, vielleicht weiß er es selber nicht, der Gesandte des Islams, der die Alhambra gebaut hat, an jenen anderen, der die alexandrinische Bibliothek verbrannte, ein Gesandter des heiligen Friedens an den heiligen Krieg und des Lichts an die Flamme.
Weiß der Bote, was seine Botschaft bedeutet? Und daß sie zu spät kommt? Er reitet und reitet.
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Dieser weise alte Mann, denn den höchsten Rang in der Senussîjja gibt nur das höchste Wissen, vergißt die Länge des Weges und der Zeit im Denken und Beten. Immer wieder sagt er die Gebetfolgen her, die der Scheich der Senussi für die Seinen festgesetzt hat: »Die große Rose« und »Die kleine Rose«.
Er betet:
»Allah, verzeihe mir!« Hundertmal hintereinander.
Dann: »Allah ist Allah und Mohammed ist sein Prophet; jeder Blick und jeder Atemzug sind ihm bekannt – – « Dreihundertmal hintereinander.
Dann wieder sagt der Reiter auf dem Kamel sich die eleganten arabischen Verse vor, die er unterwegs verfaßt hat, und die seinen heiligen Herrn besingen, den Scheich der Senussi, sowie auch die Schönheit seiner weißen Rennkamelstute. Diese Verse plant er, wenn Gott ihm die Heimkehr schenkt, im Kloster zu Dscharabub zu rezitieren, nachdem er dem Scheich die Hand geküßt und mit ihm die Fat'ha gebetet haben wird. –
Durch den gebleichten Sand eines Wüstentals galoppierend, an einem Morgen nach einer Rast an einem brackigen Brunnen, das Kamel hat getrunken, Dank dem Erbarmer, und ist wieder frisch, sagt der Gesandte der Senussi unter seinem Schleier das ganze Gedicht auf.
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»Indem ich dem erwählten Heiligen Gottes gehorsam war, wollte ich für meine Sünden Verzeihung erlangen.
»Deswegen habe ich die Täler und Dünen der Wüste durchquert; Mühsal fürchtete ich nicht.
»Ich ritt, eine junge Kamelin, deren Schritte sich in den Sand zeichnen wie die Furche des Pfluges. Rasch rennt sie über die höchsten Berge.
»Ich saß auf zu der Stunde, da der Himmel grau ward wie meine Schläfen, und dank der schnellen Stute wurden die fernsten Länder ganz nahe.
»Sie ist von zwei edlen Tieren aus dem Hedschas gezeugt, die gewohnt waren, durch die ebene Wüste zu jagen, wo die Strauße rennen und die Sterne sich im glitzernden Salzreif spiegeln.«
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»Wenn der Dichter sein Lied singt, beschleunigt seine Kamelin den Lauf.
»Der heiße Hauch des Mittags lähmte meinen Eifer nicht; ich ritt immer rascher. Fröhlich erstieg ich die Dünen und der Trab meines Tieres belebte die Wüstentäler.
»O Freunde, klaget nicht, daß ich so lange fern bin, ich bin ja in Sicherheit.
»Wozu etwas fürchten, wenn man dem Heiligen dient, dessen Gebete der sicherste Schutz sind?
»So springt der Taucher in die Meeresflut, um die Perlen zu holen; auch er wagt den Tod des begehrten Schatzes wegen.
»So wie ich die Mühe suche, um den Lohn zu erringen. – – «
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Der Verschleierte auf dem Kamel, der einsame Dichter in der Wüste, treibt unwillkürlich sein Tier zu schnellerem Lauf an, als gelte es, dem fernen Meister seinen heiligen Eifer recht deutlich zu zeigen. Ja, empfindet er, da er sich die nächsten Strophen des Gedichtes vorspricht, groß ist der Lohn der Mühe! Ich werde zurückkehren, empfindet er, ich werde in einer Gemeinschaft von Freunden meinen Abend verleben, auf die ich stolz sein kann, wir werden das Werk der Senussi fördern, das die Erde des Islams verschönert. –
»O Gott«, rezitiert er.
»O Gott, gib mir den Triumph der Rückkehr nach Dscharabub!
»Ich flehe zu dir, erhöre mich, lenke meine Schritte wieder zu der Gemeinschaft der Freunde.
»Sie hat Syrien wieder ergrünen lassen. Ägyptens Palmen verdorren nicht, weil der Senussi sie pflegt.
»Die Ordenshäuser der Senussigemeinschaft sind strahlende Sterne in dunkler Nacht.
»Unermüdliche Karawanen streben zu ihnen aus den fernsten Ländern.
»Die Weisheit des Scheichs der Senussi quillt wie ein kühles Wasser, an dem man den Durst stillt.
»Seine Hand erquickt wie segenspendender Regen.
»Oh, meine heiße Stirne, gedrückt auf diese segnende Hand!« – –
Der alte Mann auf dem schnellen Kamel entfernt sich immer mehr von der Stätte seiner Sehnsucht. Aber er wird heimkehren, ahnt er, wird die Hand seines Meisters küssen, wird ihm sagen: es ist nicht wahr, keiner ist wie du! – –
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Auf der großen Karawanenstraße reitend, die vom Tsadsee zum Weißen Nil führt, gelangt der Bote über die Grenzen von Wadai hinaus nach Dar-Fur und schließlich nach Kordofan. Hier in den ägyptischen Sudanprovinzen (aber sind sie es noch?) findet er überall Krieg und Aufruhr, Brand und Verwüstung. In Dar-Fur führt der Statthalter Slatin Bey einen verzweifelten Kampf gegen Derwischhaufen und die rebellischen Araberstämme des Landes; noch behauptet er sich. In Kordofan liegt seit vielen Monaten schon das Heer des Mahdi um El Obeïd. Da der Senussigesandte näher herankommt, hört er: die Stadt ist gefallen, der Dongolawi ist Sieger. Wer zweifelt noch, daß er der Erwartete Mahdi ist?
Durch ein brennendes, sterbendes, nach dem Tode stinkendes Land schreitet das weiße Kamel. In verlassenen, ausgeplünderten Dörfern nagen Hyänen an Menschenskeletten. Eines Tages sieht der verschleierte Reiter Schwärme von schwarzen Geiern fliegen. Sie kreisen über einer weißen Moschee, über Häusern und Hütten. Eine Wolke von Aasgeiern zwischen dem blauen Himmel und El Obeïd.
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Die Hauptstadt von Kordofan: ein fast endloses Zickzack von Kegelhütten rings um die befestigte Zitadelle mit dem Amtshaus des ägyptischen Mudirs. Hier liegen auch die Häuser der griechischen Händler, die von El Obeïd aus die ganze Kulturwelt mit arabischem Gummi versehen. Ferner gibt es eine Mission der katholischen Kirche, mit zahlreichen Mönchen und Nonnen.
El Obeïd ist sehr lange belagert worden; Mohammed Pascha Said (jener alte Oberst, der einmal den Mahdi entwischen ließ) hat die Festung so lange gehalten, bis der Hunger nicht mehr zu ertragen war. Man hat Unreines gegessen, Katzen, Ratten, Termiten, schließlich Gummiarabikum und die Lederriemen aus den sudanesischen Bettgestellen. Am Ende sind kleine Kinder aus vielen Häusern gestohlen worden.
Jetzt weht die rote türkische Halbmondflagge nicht mehr von der Zitadelle. Das Volk von El Obeïd hat eines Tages seinen großmächtigen Pascha in einem geflickten Derwischhemd durch die Straßen reiten gesehen; so ist er ins Lager des Mahdi hinaus, um sich zu ergeben. Hinter ihm drein seine Beys, die Effendis, die Händler, jedes helle Gesicht, jeder Turk, ein jeder fröstelnd und zitternd im Derwischhemd.
Der lächelnde Mahdi hat sie im Lager gnädig empfangen und hat ihnen allen Verzeihung versprochen. Aber unterdessen haben die Baggarareiter Abdullahis schon ihre Häuser geplündert. – –
Das Gold im Hause des Paschas Mohammed Said ist zu gut versteckt. Lange findet man es nicht in der Mauer. Der Pascha (armer, alttürkischer Knasterbart!) leugnet, daß er je einen Schatz besaß. Da man ihn schließlich findet, infolge eines Verrats, stirbt der Pascha durchs Beil. Einmal hat ihm der Mahdi verziehen, aber soll nicht, wer zum Mahdi bekehrt ist, irdischen Gütern und eitlem Golde entsagen?
Doch das Blut dieses alten Mannes ist nichts als eine winzige rote Welle in einem blutigen Ozean, der den Sudan überflutet.
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Die Stadt El Obeïd in den Händen der wilden Beduinen und der schwarzen Sklavensoldaten des Mahdiheeres, das bedeutet: Kinder, die an den Brüsten verhungerter Mütter vergeblich saugen; so kalt, so kalt! Das sind Gespenster in Menschengestalt, die im Unrat wühlen, ob nicht noch ein Rest der Gummiharze zu finden wäre, die die Händler, man weiß es, vergraben haben. Das sind Hyänen bei hellichtem Tage in den ausgestorbenen Gäßchen. Und Schreie Gefolterter, die dem Schatzhaus des Khalifen die versteckten Taler nicht ausliefern wollten. Und der Leichnam des verstorbenen Paters Losi, aus seinem Grabe gerissen, weil ein Derwisch gemeint hat, so ein christlicher Missionar habe Schätze in seinem Grabe. – Und Verstümmelte aus dem Heere des Mahdi, die eine Hand, einen Fuß verloren haben, wegen irgendwelcher Verbrechen. Und Gepeitschte, die achtzig Peitschenhiebe erleiden wegen eines Topfs voll Merissabier oder hundert, weil sie beim Rauchen betroffen wurden.
El Obeïd in den Händen des Mahdiheeres: das bedeutet einen gütig lächelnden, liebevoll lächelnden, erlösend lächelnden Gottverkünder, umhaucht von Reinheit und guten Düften, – der Gutes redet und Gutes tut, hier einem zitternden Türken Gnade gewährt, dort katholische Ordensschwestern vor der Schändung errettet, der fromme Almosen spendet, Hungernde speisen läßt, – und es bedeutet auch Abdullahi, den Khalifa, den Baggara, der seine dunkle Soldatengestalt nun immer steiler hinter dem Rücken des Mahdi emporreckt, bedeutet die Remingtonflinten, die guten Kanonen, die Abdullahi in solcher Menge erbeutet hat, bedeutet die Banner, die Trommeln des heiligen Krieges, Krieg gegen Khartum, Krieg gegen Kairo, Krieg gegen England, gegen die ganze Erde. – – Statt der roten Fahne Ägyptens ist über El Obeïd die rote Fahne des Weltbrandes aufgestiegen. Ein gütig lächelnder Gottfreund, mit dem Licht erhabenen Schauens in unirdisch strahlenden Augen, schreitet voran; ihm folgen der Hunger, die Pest, die Züge der Sklaven im Joch und die Schwärme gemästeter Geier.
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Ein Bote mit verschleiertem Antlitz reitet auf einem weißen Kamel durch die riechenden Straßen von El Obeïd. An einem Brunnen kniet sein Kamel; er tränkt es, trinkt selber. Er spricht ein langes Gebet. »Führe uns den Weg jener«, endet er, »denen du gnädig bist, nicht derer, denen du zürnst und die irregehen – Amen!«
Als das Kamel genügend getrunken hat, steigt der Bote des Senussischeichs wieder in den Sattel, denn er hat beschlossen, sogleich die Rückreise zu seinem Meister anzutreten; er hat alles gesehen und alles in Erfahrung gebracht, was er erkunden sollte. Er beschließt, nicht einmal die Nacht in El Obeïd zu verbringen; wenn er sogleich aufbricht, kann er noch bei Tageslicht ein Stück des langen Heimwegs hinter sich legen. Er weiß eine Wasserstelle ein Stück vor der Stadt, wo er wird ausruhen können, ohne diesen gräßlichen Gestank von Leichen zu riechen und ohne das Geheul gefolterter Menschen zu hören. Dort lagert er heute nacht, und morgen beginnt er den Rückweg nach Dscharabub. Er hat genug von der Mahdîjja des Derwischs Mohammed Achmed gesehen!
Über die Dünen der Wüste wird seine weiße Kamelstute ihn tragen; durch die Täler der Wüste werden ihre eiligen Hufe Furchen ziehen. Der Verschleierte, der Bote des Senussischeichs, trägt eine Kunde nach Dscharabub zurück:
»Nein, dies ist nicht der Erwartete Mahdi!«